Extrapolierte Traum-Phase (STERNEN COMMANDER 26) - Jens Fitscher - E-Book

Extrapolierte Traum-Phase (STERNEN COMMANDER 26) E-Book

Jens Fitscher

0,0
2,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Im Jahre 2274 kommt es zum Kontakt im Wega System mit der Rasse der Sa’lfeniens. Eine Delegation unter Führung der Prinzessin Sha’hon wird in das Erdensystem eingeladen. Als das Schiff mit den nichtmenschlichen Abgesandten den besiedelten Mars erreicht, ist ein junger Mann gerade dabei, sein Studium an der hiesigen Universität zu beginnen. Als er mehr aus Zufall der Prinzessin Sha’hon begegnet, wird er in eine fremde Welt katapultiert, die so völlig verschieden ist zu seinem bisherigen Leben. Er unterzieht sich einem parapsychischen Experiment, als das Bewusstsein, der Geist von Commander Tarik Connar seinen Körper übernimmt. Connars Geist wurde bei der Explosion des VR-Strahlenverstärkers manipuliert, sodass ein ‚Distanzloser Seelen-Transfer‘ stattfindet, der sein Bewusstsein in Marlons Körper transferierte.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 163

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Jens Fitscher

STERNEN COMMANDER

Band26

Extrapolierte Traum-Phase

© 2023 Jens Fitscher

Illustration: S. Verlag JG

Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,

Alle Rechte vorbehalten

NEUAUFLAGE der Serie Verfemung der Sterne

1.Auflage

ISBN: 978-3-96674-523-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

(Antoine de Saint-Exupéry)

Inhalt:

Jugend auf dem Mars

Gravopark MERLIN

Studium der Parapsychologie

Geist-Transfer

Sha’hon

Im StarShine

Das Attentat

Die gemeinsame Nacht

Hannibals Alleingang

Marlons Entscheidung

Die fremde Welt der Sa’lfeniens

Marlons Weg

Die Ankunft

Marlons /Connars Anerkennung

Jugend auf dem Mars

Der Tag fing schon gut an. Ich hatte verschlafen. Gerade heute, am Tag der Aufnahmeprüfung. Ich hatte mich entschlossen, Parapsychologie zu studieren.

Hier an der Universität im Gravopark MERLIN. Auch wenn meine Eltern nicht gerade begeistert sein werden.

Aber schließlich ist es mein Leben, das noch vor mir liegt. Unser Gravopark war der Älteste von insgesamt acht Gravoparks hier auf dem Mars.

Die Stadt hatte jetzt schon fast zehntausend Einwohner erreicht und mein Vater arbeitete mit drei weiteren Techno Architekten an einer Ausweitung der Siedlung.

Inwieweit auch die Gravoglocke, die die Atmosphäre über den Städten hielt, ebenfalls davon betroffen sein könnte, darüber schwieg er sich aus.

Es war jedenfalls nicht ganz ungefährlich. Es war ein offenes Geheimnis, dass die Mehrheit der Bevölkerung nicht für eine Ausweitung der Gebäudekomplexe war, sondern für einen neuen, eigenständigen Stadtteil plädierte, mit einer separaten Glocke.

Heute war die praktische Überprüfung der Gehirnstrukturen von uns Kandidaten. Über einhundert Bewerbungen lagen vor.

Um überhaupt zu diesem Studium zugelassen zu werden, erfolgte zunächst eine organische Verifizierung der geeigneten Gehirnstruktur der Probanden.

Nur derjenige, der eine gewisse Affinität zu übersinnlichen Aktionen aufwies, hatte die Chance zu dem weiteren praktischen Test zugelassen zu werden.

Das alles war sehr kompliziert.

Für meine Eltern zu kompliziert, oder wie meine Mutter zu sagen pflegte: „Alles nur Humbug oder blödsinniger Hokuspokus.“

Woher sie diese altertümlichen Formulierungen hatte, wusste ich nicht.

Am Frühstückstisch wurde ich mit Schweigen bestraft. Bis auf den MERLINdigital Funk hörte man keinen Laut.

„Bewohner von MERLIN, heute gibt es eine wichtige Sondermeldung der Erdregierung.

Der Kontakt zu den im Wega-System lebenden Intelligenzen konnte weiter ausgebaut werden.

Es ist sogar geplant, einer Delegation die Möglichkeit zu geben, unser Sonnensystem zu besuchen.

Über die weiteren Schritte hierzu werden wir sie auf dem Laufenden halten.“

„So ein Nonsens. Lasst diese Wesen doch da, wo sie hingehören. Warum mischt man sich überall ein?“

Meine Mutter hatte das Schweigen gebrochen. Sie war eine einfache Frau und leicht zu verunsichern.

Dann war es so weit. Wir hatten uns in der Universitätsaula eingefunden.

Die medizinische Untersuchung fand in einem Nebenraum statt. Es wurde immer paarweise aufgerufen.

„Du sag, das sind doch weit über hundert Personen hier“, wurde ich von der Seite her angesprochen.

„Man, das dauert bestimmt den ganzen Tag. Ich habe nur eine Aufenthaltsgenehmigung für den heutigen Tag. Das bedeutet, ich werde höchst wahrscheinlich in der Nacht wieder zurückfahren müssen. So ein Mist.“

„Du bist nicht aus MERLIN?“

„Nein, ich komme aus REMINGTON, bin nur heute angereist, um diese blöde Prüfung abzulegen.

Übrigens, ich heiße Hannibal“, er hielt mir seine Hand entgegen.

„Marlon“, sagte ich. „Ja, wird wohl den ganzen Tag gehen. Aber wir bekommen am Ende eine klare Aussage, ob wir akzeptiert sind oder nicht.“

Hannibal und ich wurden zusammen aufgerufen.

Der nächste Raum, in dem wir kamen, war nicht größer als mein Jugendzimmer, in dem ich immer noch schlief.

Zwei stuhlähnliche Gebilde standen mitten im Zimmer.

Am Kopfteil befand sich eine Apparatur in Kopfform, nur innen hohl.

Mehrere Kabel gingen davon ab und verschwanden im Fußboden. Ein Mann in einer weißen, bodenlangen Jacke empfing uns.

„So die Herren! Legen sie bitte ihren Oberkörper frei und setzen sie sich. Noch haben Sie die freie Auswahl.“

Hannibal sah mich etwas betroffen an. Es sollte nur ein Scherz sein. Wir setzten uns.

Der liebe Mann, dessen Namen wir nicht kannten, begann uns einzeln zu verkabeln. Mehrere Elektroden wurden im Brustbereich befestigt.

Ebenso am Kopfbereich. Zuletzt kam das Hauben förmige Gerät über unseren Kopf und ich sah nichts mehr.

Ein summender Ton wurde hörbar, der sich durch kurze und sehr laute Schwingungen stoßweise veränderte.

Die ganze Prozedur schien stundenlang zu dauern. Es war aber höchstens eine halbe Stunde vergangen, ich schaute auf meinen Zeitmesser, als ich es wieder konnte und die Haube sich von meinem Kopf entfernt hatte.

Der Arzt, ich nahm an, dass es sich wohl um einen Arzt handelte, schaute noch auf das Holodisplay, welches vor ihm in der Luft hing und murmelte etwas vor sich hin.

Er war so sehr in die Darstellung vertieft, dass er die Anwesenheit von Hannibal und mir anscheinend überhaupt nicht mehr richtig wahrzunehmen schien.

Ich klopfte ihm auf die Schulter und er schaute mich an, als wäre ich ein Geist.

„Stimmt etwas nicht?“

Er schüttelte nur den Kopf.

„Nein, nein alles bestens. Die Werte sind außerordentlich bei Ihnen beiden, wenn ich das so sagen darf.“

Er schaute zurück auf das Hologramm. „Sie bekommen aber noch eine offizielle Entscheidung mitgeteilt.

Bitte warten Sie in der Aula.“

Damit waren wir endlassen. Die nächsten zwei Probanden standen bereits vor der Tür.

Hannibal wurde langsam nervös.

Dann, nicht einmal mehr nach einer weiteren halben Stunde, wurden wir in den zweiten Raum gerufen, nacheinander.

Hannibal zuerst. Als er wieder zurückkam, strahlte er über das ganze Gesicht. Er nickte mir kurz zu.

„Ich muss mich beeilen, vielleicht bekomme ich den letzten Parkliner noch. Man sieht sich.“

Ich hatte ihn bereits aus den Augen verloren, er war einfach an mir vorbeigelaufen und in der Menge der anderen Probanden verschwunden. Der Professor für Parapsychologie empfing mich mit ernstem Gesicht.

„Junger Mann, ich mache es kurz und schmerzlos, wir geben Ihnen die Gelegenheit, an unserer Universität einer der vielleicht wichtigsten Studien des nächsten Jahrhunderts zu beginnen.

Sie haben einen erstaunlichen Fabus Ausschlag zu verzeichnen. Insbesondere sind die assoziativen Felder sehr stark ausgeprägt.

Von allen Probanden sehe ich bei Ihnen die größtmögliche Potenz.

Natürlich bleibt es vollkommen Ihnen überlassen, wie sie sich entscheiden wollen.“

Er nahm einen Chip vom Tisch und reichte ihn mir.

„Hier ihre Unterlagen. Wenn Sie mit allem einverstanden sind, bitte mit ihrem ID-Scan gegenzeichnen und nächste Woche mitbringen.“

Damit war ich entlassen. Ich hatte mir eigentlich mehr Informationen erhofft.

In dieser Nacht konnte ich nicht gut schlafen. Immer wieder gingen mir die Aussagen des Doktors durch den Kopf.

Nächste Woche, bereits einen Tag nach der Einschreibung, sollte der Eingriff erfolgen. Mir war wirklich nicht wohl bei dem Gedanken, dass jemand in meinem Schädel herumstocherte.

Auch wenn es durch einen gezielten Lasereingriff erfolgen würde. Von den möglichen Folgen ganz zu schweigen.

Vielleicht hatte meine Mutter doch recht und ich sollte mir einen anderen Studiengang suchen.

Auf der Erklärung, die ich noch unterschreiben musste, stand klar und deutlich, dass jegliche Verantwortung seitens der Universität und ihren Handlungsgehilfen abgelehnt wurde.

Es war die freie Entscheidung des Einzelnen, ob er einwilligte oder nicht. Folgeschäden wurden zwar minimiert gesehen, aber eine gewisse Wahrscheinlichkeit konnte nicht verneint werden.

Die Behandlung nach dem Eingriff war auch nicht ganz schmerzfrei noch komplikationsfrei.

Außerdem verpflichtete man sich zur absoluten Geheimhaltung. Nicht mal die nächsten Verwandten durfte man informieren.

Egal wie man es drehte und wendete, ich musste eine Entscheidung treffen.

Jedenfalls wollte ich morgen Abend zunächst etwas Endspannung in der hiesigen Diskothek StarShine suchen. Sie war meine Stammdiskothek.

Zuvor hatte ich noch einen Besuch bei meinem ehemaligen Schulfreund Anreè geplant.

Er wohnte in einem kleinen Appartement im gleichen Wohnpark wie meine Eltern. Ich hatte das Wochenende, um zu einer Entscheidung zu gelangen.

Anreè war nicht allein. Seine Nichte Cosima saß am Tisch, als ich eintrat.

„Dass du dich noch mal hierher traust.“

Cosima lächelte mir entgegen. Sie war die Tochter von Anreès ältester Schwester und wurde so viel ich wusste, in diesem Jahr achtzehn Jahre alt.

Anreè stellte noch ein leeres Glas auf den Tisch und füllte eine blaue Flüssigkeit hinein.

Dabei füllte er die beiden anderen Gläser, die dort standen, gleich mit auf.

„Das Zeug habe ich gestern erst entdeckt. Heißt ‚Blauact’, was auch immer das heißen mag und schmeckt saumäßig gut.“

Er hatte immer eine sehr direkte Sprache.

„Runter damit“, er prostete uns zu und trank das Glas mit einem Zug aus.

Das Trivideo stand wie immer keine zwei Meter vor dem Tisch und ein Musikvideo war zu sehen und zu hören.

Die Rick Shaker Band war zu sehen mit ihrem Erfolgshit *A Talk In The Dark*.

Cosima hatte eine sehr durchsichtige Bluse an, bestehend aus dem im Trend liegenden Stoff der Venusraupe. Er schimmerte leicht bläulich und zeigte, dass sie nichts darunter trug. Sie klappte den Verschluss etwas weiter auf.

„Ist ganz schön stark, das Getränk“, sie lächelte mich wieder an.

Anreè lachte kurz auf und goss nach.

„Wenn man das Glas ex trank, war das auch kein Wunder“, dachte ich noch, als mein halb volles Glas schon wieder voll war.

Anreè hatte sich noch ein Bier aus der Gravobox unter dem Tisch gezogen und setzte gerade die Flasche an, als die Wohnungstür einen weiteren Gast meldete.

Er hatte gerade den Raum verlassen, da fragte mich Cosima: „Sag, bist du heute Abend auch im StarShine?“

„Ich hatte vor, dorthin zu gehen, ja.“

Ich war normalerweise fast jedes Wochenende im StarShine und ab und an auch mal während der Woche.

Ich wurde jetzt bald einundzwanzig Jahre alt und hatte noch nicht mal eine Beziehung vorzuweisen.

Anreè ging es zwar ähnlich, aber sein Ventil war anscheinend der Alkohol. Das war jedenfalls keine Alternative zu einem Mädchen, fand ich.

Obwohl, es war schon sehr deprimierend, Abend für Abend die hübschesten jungen Frauen auf dem Tanzpodium zu beobachten, ohne den Mut aufzubringen, sie anzusprechen.

Andere Männer hatten da mehr Courage.

Diese verdammte Schüchternheit musste doch irgendwo einen Grund haben.

Cosima hatte langes, blondes Haar, das ihr in Wellen bis auf die Schulter fiel. Sie hatte die Augen leicht schwarz getönt.

Sie wirkte wie Anfang zwanzig. Ich betrachtete sie jetzt etwas näher.

Sie blickte zum Trivideoschirm, wo Ronny Lagon * What’s A Man In Other Space* sang.

Ihre äußere Erscheinung war sehr gepflegt und sie sah wirklich attraktiv aus, musste ich bei näherer Betrachtung zugeben.

Anreè kam zurück und stellte eine kleine Gravobox auf den Boden neben die Bierbox.

„War nur der Lieferservice. Ich habe im Marsnet einen tollen trockenen Likör gefunden und gleich bestellt.“

Er fing an die Plombe an der Box zu entfernen.

Warum war mir Cosima noch nie aufgefallen? Anscheinend hatte ich sie bisher nur als Nichte von Anreè gesehen und nicht als Frau.

„Was ist mit dir? Was schaust du so?“

Ich verschluckte mich fasst. Sie hatte bemerkt, dass ich sie weiterhin beobachtete.

Anreè hatte mittlerweile eine Flasche mit grünem Inhalt auf den Tisch gestellt und versuchte sie zu öffnen.

„Nur so“, sagte ich und mein Blick verfing sich in ihrem weit geöffneten Dekolleté.

Schnell schaute ich weg und hielt Anreè mein leeres Glas hin.

„Lass mich mal probieren.“

„Cosima, trink aus und versuche hiervon.“

Er goss bereits in mein Glas, während sie tatsächlich ihres mit einem Zug leerte.

Das hatte sie bestimmt von Anreè gelernt.

Wir schauten uns Trivideoclip *Girl In Love* mit Bella Streiland an und tranken das grüne Zeug von Anreè.

Mein Blick wanderte immer wieder von dem riesigen Trivideoschirm zu Cosima. Es war fast schon zu spät, als ich bemerkte, wie sie langsam zur Seite wegkippte.

Mit einem Hechtsprung um den Tisch herum konnte ich sie gerade noch so mit den Armen auffangen, als ihr Stuhl bereits wegrutschte.

Wir landeten zusammen auf dem Fußboden. Anreè schaute lachend von oben auf uns herab.

„Macht ruhig weiter, wenn ich zuschauen darf.“

Er hatte wohl etwas falsch verstanden. Außerdem schien er ebenfalls nicht mehr nüchtern zu sein.

Ich griff Cosima unter die Arme und zog sie auf das Wohnbett.

Es stand keine zwei Meter neben dem Tisch. Anreè beobachtete uns. Jetzt schien er ebenfalls bemerkt zu haben, dass sie betrunken war und nicht mehr viel mitbekam.

Anreè zog sich am Tisch in die Höhe, er brachte bestimmte mehr als drei Zentner auf die Waage und kam rüber zum Bett.

„Sie hat kein Standvermögen, nie gehabt“, lispelte er vor sich hin.

Dann ließ er sich ebenfalls neben Cosima auf das Bett fallen und schaute sie an.

Ich bemerkte, wie sein Blick sich auf den tiefen Ausschnitt fixierte. Er grinste und griff hinein.

Im Nu stand ihre Bluse ganz offen und er tätschelte ihr nackten Brüste.

„Schau dir das an. Ist ja schon eine richtige Lady geworden, die kleine Cosima.“

Als seine Hand tiefer ging, griff ich ein.

„Lass das. Du bist wohl auch schon total betrunken.“

Ich zog seine Hand von ihr. Er schaute mich zuerst wie ein Irrer an, brummte etwas vor sich hin und stieß sich vom Bett ab.

Er konnte gerade so noch den Stuhl erreichen, fast wäre er ebenfalls auf dem Fußboden gelandete.

Während Anreè sich eine neue Flasche griff, versuchte ich Cosimas Bluse wieder zuzuknöpfen.

Sie hatte schon eine großartige Figur. Ich schaute kurz in ihr Gesicht, als sie mit beiden Händen meinen Kopf an sich drückte: „Marlon, ich wusste es, du magst mich“, hörte ich sie nuscheln.

Ich war viel zu unkonzentriert, um folgerichtig zu reagieren.

Meine Nase drückte gegen ihre Brustwarze und ich bekam einen roten Kopf. Als ich mich wieder von ihr befreit hatte, sah ich direkt in das blöde Grinsen von Anreè.

„Mach ruhig, sie gehört dir“, vernahm ich seine undeutliche Aussprache.

Ich hatte ihre Bluse jetzt bis zum letzten Knopf wieder zugeknöpft.

Was sollte ich jetzt mit ihr machen. Bei Anreè konnte ich sie nicht zurücklassen. Er war zwar ihr Onkel, aber in dem jetzigen Zustand würde ich für ihn keine Hand ins Feuer legen.

„Cosima, kannst du aufstehen“, sprach ich sie an.

Sie öffnete die Augen und blinzelte.

Als sie mich erkannte, seufzte sie herzzerreißend und legte ihre Arme um meinen Hals.

„Nimm mich mit, wohin du auch gehst.“

So oder ähnlich waren ihre Worte. Ich hatte sie nicht richtig verstanden.

„Halte dich an mir fest. Wir gehen.“

Eine weitere Diskussion erschien mir sinnlos. Ich zog sie vom Bett und sie fiel in meine Arme.

Jedenfalls blieb sie stehen und kippte nicht mehr um.

„Sie riecht verdammt gut“, war mein erster Gedanke, als ihr Kopf an jetzt an meiner Schulter lag.

Anreès Kopf lag mittlerweile auf dem Tisch zwischen seinen Armen und er gab schnarchende Töne von sich.

Ich wusste in etwa, wo Cosima wohnte. Die frische Luft tat ihr gut. Ich musste sie jedoch weiterhin stützen.

Als wir vor der Wohnungstür ihres Wohnkomplexes standen, schien sie wieder einigermaßen bei Sinnen zu sein. Es schien ihr schon peinlich zu sein, was geschehen war. Mir ging es mindestens genauso.

„Danke für deine Hilfe, das werde ich dir nicht vergessen. Auch das andere nicht.“

Sie gab mir tatsächlich einen Kuss auf die Lippen und verschwand mit einer geschmeidigen Drehung in die Wohnung.

Ich stand noch eine Zeit lang mit ihrem Duft in der Nase und fühlte mich auf einmal so anders.

Merkwürdig, aber es war irgendwie auch ein gutes Gefühl, obwohl sie wohl doch nicht mein Typ war.

Aber es war schön, die Nähe eines weiblichen Wesens gespürt zu haben.

Ins StarShine gehen wollte ich nun auch nicht mehr. Mich beschäftige viel mehr mein Studium.

Ich war einer von zehn, die das Angebot bekommen hatten.

Ich entschied mich allen Bedingungen der Universität anzunehmen und die Erklärung zu unterschreiben.

Wie mein weiteres Leben jetzt weitergehen würde, werde ich wohl spätestens nächste Woche erleben.

Dann jedenfalls, wenn der Eingriff erfolgt war.

Marlon hatte die Episode mit Cosima schon wieder vergessen, als Prinzessin Sha’hon, eine Sa’lfeniens aus dem Planetensystem der Wega in sein Leben trat.

Gravopark MERLIN

Marlon war wieder auf dem Weg zu seinem Freund Anreè. Der Pfad, den er nahm, ging quer über die Grünanlage Ost des hiesigen Gravoparks.

Anreè wohnte keine fünfhundert Meter von seiner Wohngruppe entfernt. Es war jedoch ein anderer Wohnkomplex und damit ein anderes Gebäude.

Die Anlage lag am östlichen Außenbezirk von MERLIN, einem Gravopark von insgesamt acht. Gravoparks waren hier auf dem Mars das Äquivalent zu den Städten auf der Erde. In MERLIN lebten etwa zehntausend Menschen.

Insgesamt wohnten um die fünfunddreißigtausend Menschen auf dem Mars. Das war relativ wenig, wenn man bedachte, dass die Erde jetzt im Jahre 2274 fast genau Vierzehnmilliarden Bewohner hatte.

Die Einwanderung war jedoch noch auf die technischen Möglichkeiten beschränkt, die man hier auf dem Mars hatte, denn der Planet hatte immer noch keine geschlossene Atmosphäre und außerhalb der Gravoparks war ein Leben im herkömmlichen Sinn nicht möglich.

Im Jahre 2055 war eine Erfindung gelungen, wie man die Gravitation eines Himmelskörpers künstlich herstellte und auf einen vorher definierten Raumkubus anwenden konnte.

Damit hatten die bis dahin unterirdischen Behausungen der Marskolonisten ausgedient und man gründete die erste Siedlung auf der Oberfläche und nannte sie Gravopark.

Eine künstliche Gravitationsglocke umgab die Ansiedlung und ermöglichte es, eine künstliche Atmosphäre innerhalb dieses Raumes zu schaffen, die sich nicht verflüchtigte.

Da es in den unterirdischen Kanälen des Mars genug Wasser gab, konnte so ein Terraforming angestoßen werden.

Marlon war im Jahre 2254 geboren worden. Damals war die Besiedlung noch jung und die Wohnkomplexe von ihrer Höhe noch sehr niedrig gehalten. Sie zogen sich wie Schildkröten über die Bodenflächen.

Nunmehr begannen sie auch in die Höhe zu wachsen. Durch die heute angewandte so genannten Kalten Kernfusion oder auch LENR genannte, war Energie im Überfluss vorhanden, die weitgehend großzügig genutzt wurde, um die Gravoglocken auszudehnen.

Die Wohnanlagen von heute verfügten bereits über zehn Stockwerke.

Anreè hatte Innenmechatroniker gelernt. Er kümmerte sich bei Neubauten um die elektronische Anbindung der Wohneinheiten an das zentrale Rechensystem des Mars. Dazu gehörte hauptsächlich die Installation von Hardware.

Anreè war zwei Monate älter als Marlon und bewohnte ein Einzimmerappartement.

Sie hatten zusammen die Grundschulen besucht und waren eine lange Zeit gute Freunde gewesen.

Dann hatte sich ihr Weg auseinander bewegt. Marlon hatte sich an der hiesigen Universität eingeschrieben und Anreè einen mehr bodenständigen Beruf erlernt. Er verdiente schon gut Geld, und Marlon war noch auf die Unterstützung seiner Eltern angewiesen.

Deshalb beneidete er ihn auch ab und an. Ein visuelles Erkennungssystem vor dem Appartement meldete seine Anwesenheit.

Die Tür öffnete sich automatisch mit einem Klicken. Anreè hatte ihn als Berechtigter schon vor einiger Zeit in den hiesigen Appartementrechner abgespeichert.

„Anreè, ich bin es Marlon.“ Er hörte bereits im kleinen Flur Stimmen aus dem Hauptraum.

Als sich die Schiebetür automatisch vor ihm zurückzog, sah er, wie fast immer, Anreè vor dem Trivideoschirm sitzen.

Vor ihm stand eine variable Tischeinheit und daneben auf dem Fußboden stand wie immer eine Gravobox Bier.

Er grinste ihm entgegen: „Auch wieder mal im Lande. Setz dich, ich habe gerade eine neue Lieferung Lenzenbier bekommen. Ist viel günstiger als die treueren Importe von der Erde. Und hat mehr Prozente“, er zog eine Flasche aus der Box und durch seinen Daumendruck auf den Deckel öffnete sie sich.

Er stellte die Flasche vor Marlon auf den Tisch und griff zu seiner halb vollen Flasche.

„Auf uns!“

Marlon blieb nichts anders übrig, als mitzutrinken. Obwohl ihm sein Universitätsprofessor bereits mehrmals vor zu hohem Alkoholgenuss gewarnt hatte.

Marlon studierte Parapsychologie mit praktischer Akzeptanz. Was das genau bedeutete, wussten nur wenige Menschen auf dem gesamten Mars und im Sonnensystem.

Marlon hatte eine Verpflichtung unterschreiben müssen, die wahre Grundlage seines Studiums streng geheim zu halten.

Neben der theoretischen, eher trockenen Ausbildung gab es auch noch einen praktischen Hintergrund.

Man konnte auch schon sagen, dass die Theorie lediglich den Zweck hatte, dem praktischen Teil mehr oder weniger als Alibi zu dienen. Davon wusste aber die normale Bevölkerungsschicht so gut wie nichts.

Er hatte einen Eignungstest bestehen müssen, bei dem sein Gehirn medizinisch genau untersucht worden war. Der Test war nicht ganz schmerzlos und nur wenige bestanden ihn.

Marlon war jetzt im zweiten Semester und musste sich wöchentlichen Behandlungen unterziehen, die seinen Geist und speziell sein Gehirn stark belasteten.

Nach jeder dieser Behandlungen hatte er besonders starke Zwänge und teilweise auch Spasmen in den Armen und dem Kopfbereich. Er versuchte damit umzugehen.

Seine Eltern waren von Anfang an gegen dieses Studium gewesen, hatten sich aber nun damit abgefunden.

„Bist du am Wochenende auch im ‚StarShine’?“

Das StarShine war die angesagteste Diskothek vor Ort und lag direkt am Raumhafen.

Anreè zuckte mit der Schulter. „Weiß noch nicht. Ich bin ja noch krankgeschrieben. Da muss ich vorsichtig sein.“

Marlon schaute ihn fragend an.

„Mein Rücken, der tut’s nicht mehr so, wie er sollte. Du weißt schon.“ Er holte sich eine weitere Flasche Bier aus der Box.

Dass er viel trank, konnte man bereits an seinem aufgeschwemmten Körper erkennen. Jetzt setzte er sogar noch einen Joint an.

Marlon rutschte einen halben Meter zur Seite.

Anreè grinste ihn an und zog kräftig an dem selbst gedrehten Joint. Der Rauch verursachte bei Marlon leichte Krämpfe in den Armen.

Auch verstärkte der Genuss von Alkohol seine Zwänge. Der Professor hatte ihn gewarnt.

Unsicher blickte er zu dem laufenden Programm des Trivideogerätes.

Bevor Anreè ihn zu einer weiteren Flasche animieren konnte, stand er auf. „Ich gehe ins StarShine, mal sehen, was sich dort tut. Also Ciao.“

Anreè nickte ihm nur wortlos zu und köpfte eine neue Flasche Bier.

Als er draußen vor dem Gebäude angekommen war, atmete Marlon kräftig ein und aus. Sein Kopf zuckte mehrmals zur Seite.

Es war erst gestern gewesen, als er seine wöchentliche Behandlung in der Uniklinik bekommen hatte. Der Druck im Kopf war entsprechend groß. Langsam machte er sich auf den Weg ins StarShine.