Fallen Angels - Der Dämon - J. R. Ward - E-Book
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Fallen Angels - Der Dämon E-Book

J. R. Ward

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Beschreibung

Seit Anbeginn der Zeit herrscht Krieg zwischen den Mächten des Lichts und der Finsternis. Nun wurde ein gefallener Engel dafür auserwählt, den Kampf ein für alle Mal zu entscheiden. Sein Auftrag: Er soll die Seelen von sieben Menschen erlösen. Sein Problem: Ein weiblicher Dämon macht ihm dabei die Hölle heiß . . . Nach dem Bestseller-Erfolg BLACK DAGGER kommen J. R. Wards FALLEN ANGELS – atemberaubend düster und erotisch!

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Titel der amerikanischen OriginalausgabeCRAVE – A NOVEL OF THE FALLEN ANGELS
Deutsche Erstausgabe 3/2011Copyright © 2010 by Jessica Bird Copyright © 2011 der deutschsprachigen Ausgabeund der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München,in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Str. 28, 81673 München.Redaktion: Julia AbrahamsAutorenfoto: John RottHerstellung: Helga SchörnigSatz: Leingärtner, Nabburg
ISBN 978-3-641-07120-2V003
www.heyne-magische-bestseller.dewww.penguinrandomhouse.de

Inhaltsverzeichnis

WidmungPrologEinsZweiDreiVierFünfSechsSiebenAchtNeunZehnElfZwölfDreizehnVierzehnFünfzehnSechzehnSiebzehnAchtzehnNeunzehnZwanzigEinundzwanzigZweiundzwanzigDreiundzwanzigVierundzwanzigFünfundzwanzigSechsundzwanzigSiebenundzwanzigAchtundzwanzigNeunundzwanzigDreißigEinunddreißigZweiunddreißigDreiunddreißigVierunddreißigFünfunddreißigSechsunddreißigSiebenunddreißigAchtunddreißigNeununddreißigVierzigEinundvierzigZweiundvierzigDreiundvierzigVierundvierzigFünfundvierzigSechsundvierzigSiebenundvierzigAchtundvierzigNeunundvierzigFünfzigEinundfünfzigZweiundfünfzigDanksagungCopyright

Für Dr. Judith Peoples und all ihre guten Werke – sie ist der beste Beweis dafür, dass Engel TOLLE Schuhe tragen können, während ihre Füße den Boden berühren.

Prolog

Die Wüste, weit entfernt von Caldwell, New York, oder Boston, Massachusetts, oder … Zurechnungsfähigkeit.

 

Zwei gute Jahre später, nachdem Jim Heron nicht mehr der Einheit für spezielle Operationen – kurz X-Ops – angehörte, würde er sich denken, dass sie alle – Isaac Rothe, Matthias, der Drecksack, und er selbst – in jener Nacht, als die Bombe im Sand hochging, ihrem Leben eine andere Richtung gegeben hatten.

In jenem Moment wusste natürlich keiner von ihnen, was das alles bedeutete oder wohin es führen würde. Aber so war das Leben nun mal: Niemand bekam in seinem eigenen Erlebnispark einen Reiseführer an die Seite gestellt. Man musste auf die Wagen aufspringen, wie sie eben vorbeifuhren, ohne je zu wissen, ob einem die Fahrt gefallen würde … oder ob einem speiübel werden würde und man seinen Hotdog und seine Zuckerwatte wieder hochwürgte.

Vielleicht war das aber auch ganz gut so. Als hätte er damals je geglaubt, dass er sich eines Tages mit einer Dämonin anlegen würde, um die Welt vor der Verdammnis zu retten.

Mal ehrlich.

Aber in jener Nacht, in der trockenen Kälte, die sofort nach Sonnenuntergang über die Dünen schwappte, waren er und sein Boss in ein Minenfeld gelaufen … und nur einer kam wieder heraus.

Der andere? Nicht so ganz …

»Hier ist es«, sagte Matthias, als sie ein verlassenes Dorf in der Farbe von Karamellsoße erreichten.

Sie befanden sich fünfundzwanzig Kilometer nordwestlich der Kaserne, in der sie zusammen mit einem Haufen Armeejüngelchen untergebracht waren. Als Angehörige der X-Ops standen er und sein Boss außerhalb der üblichen Truppenhierarchien, was ein Vorteil war: Soldaten wie sie besaßen Ausweise aus allen Truppensparten und benutzten sie so, wie es ihnen gerade gelegen kam.

Das »Dorf« bestand eigentlich nur aus vier zerbröckelnden Steinbauten und ein paar Hütten aus Holz und Plastikplane. Jims Eier zogen sich zusammen, als seine grüne Nachtsichtbrille beim Näherkommen überall Bewegung ausmachte. Er hasste diese beschissenen Planen – sie flatterten im Wind, ihre Schatten flitzten herum wie schnellfüßige Menschen mit Knarren. Und Granaten. Und allen möglichen scharfen und blitzenden Gerätschaften.

Oder in diesem Fall: sandigen und dreckigen Gerätschaften.

Wüsteneinsätze nervten ihn immer; er tötete lieber in der Zivilisation. Zwar lief man in einem städtischen oder sogar ländlichen Umfeld eher Gefahr, enttarnt zu werden, aber wenigstens konnte man sich ungefähr ausmalen, was so auf einen zukommen konnte. Hier draußen verfügten die Leute über Mittel, die ihm fremd waren, und das machte ihn immer scheißnervös.

Noch dazu vertraute er dem Mann an seiner Seite nicht. Ja, Matthias war der Kopf der Organisation mit einer direkten Leitung zu Gott. Ja, Jim war damals vor langer, langer Zeit mit dem Kerl zusammen ausgebildet worden. Und ja, er hatte die vergangenen zehn Jahre unter ihm gearbeitet.

Aber genau das überzeugte ihn noch stärker davon, dass er mit dem kräftig gebauten Mann nicht allein sein wollte. Trotzdem standen sie jetzt hier vor einem »Dorf« der Gemeinde Wo-niemand-je-eine-Leiche-findet.

Ein Windstoß fegte über die flache Landschaft, raste über den Sand, hob die winzig kleinen Gesteinspartikel hoch und trug sie allesamt mit Schwung in den Kragen seines Tarnanzugs. Unter seinen schwarzen Springerstiefeln verschob sich ununterbrochen der Boden, als wäre er eine Ameise, die über den Rücken eines Riesen marschierte und dem Blödmann dabei mächtig auf den Senkel ging.

Man spürte regelrecht, wie jeden Moment eine gigantische Hand aus dem Himmel herabsausen und einen zermatschen könnte.

Dieser Marsch gen Osten war Matthias’ Idee gewesen. Wegen irgendetwas, das man an keinem anderen Ort besprechen konnte. Deshalb hatte Jim natürlich eine schusssichere Weste und ungefähr zwanzig Kilo Waffen getragen. Plus Wasser. Plus Proviant.

Er fühlte sich wie ein wahrer Packesel.

»Hier drüben«, sagte Matthias und duckte sich in den türlosen Eingang eines der Steingebäude.

Jim blieb stehen und sah sich um. Nichts als wild zappelnde Planen, so weit er es überblicken konnte.

Bevor er eintrat, zückte er seine beiden Waffen. Um ehrlich zu sein: Das hier war der perfekte Schauplatz für ein Zwangsverhör. Er hatte keine Ahnung, was er angestellt oder in Erfahrung gebracht hatte, um eine Befragung zu rechtfertigen, aber eines war sonnenklar – es gab keinen Anlass abzuhauen. Falls er zu diesem Zweck hergebracht worden war, dann würde er gleich hineingehen und drinnen zwei oder drei X-Ops-Typen vorfinden, die ihn vermöbelten, während Matthias die Fragen stellte. Und wenn er sich aus dem Staub machte? Dann würden sie ihn bis ans Ende der Welt jagen, und wenn es Wochen dauerte.

Das könnte erklären, warum Isaac Rothe heute Nachmittag mit Matthias’ Schützling und rechter Hand aufgetaucht war. Die beiden waren knallharte Killer, zwei Pitbulls, die bereitwillig jedem an die Kehle gingen.

Jupp, das ergab einen Sinn, und er hätte es früher erkennen müssen – wobei, selbst wenn er das getan hätte, einer Abrechnung entwischte man nicht. Niemand kam lebend aus den X-Ops raus. Weder die Agenten, noch die Geheimdienstler am Rande des Geschehens, noch die Bosse selbst. Man lebte in dem Wissen, dass man in seinen Stiefeln starb – nicht, dass man das geahnt hätte, als man bei dem Laden anfing.

Und die Sache war die: Jim hatte längst darüber nachgedacht, wie er aussteigen könnte. Menschen für Geld umzubringen war alles, was er konnte, aber allmählich machte ihn das irre im Kopf. Vielleicht hatte Matthias das irgendwie mitgekriegt.

Na dann mal los, dachte Jim, als er durch den Türrahmen trat.

Ich muss es ihnen ja nicht zu leichtmachen …

Nur Matthias da. Sonst keine Menschenseele.

Ganz langsam ließ Jim die Waffen sinken und inspizierte den engen Raum. Laut seines Nachtsichtgeräts war da nur der eine Mann. Er klappte einen Schalter um und wechselte auf Wärmebildmodus. Nur Matthias. Immer noch.

»Was ist hier los?«, fragte Jim.

Matthias stand in der hinteren Ecke, ungefähr drei Meter von ihm entfernt. Als dessen Hände sich von den Seiten hoben, riss Jim seine SIGs wieder in Anschlag … aber sein Boss schüttelte nur den Kopf und schnallte seinen Waffengürtel ab. Ein schneller Wurf, und das Ding lag im Sand.

Und dann machte Matthias einen Schritt nach vorne, öffnete den Mund und sagte leise etwas.

Licht, ein Geräusch und eine Druckwelle folgten.

Dann … nichts weiter als der sanfte Regen von Sand und Trümmern.

 

Einige Zeit später kam Jim wieder zu Bewusstsein. Die Explosion hatte ihn gegen die Steinwand geschleudert, und seinen steifen Gliedern nach zu urteilen war er eine ganze Weile lang ohnmächtig gewesen.

Nach ein paar Minuten sich Orientierens, setzte er sich vorsichtig auf, prüfend, ob er sich etwas gebrochen hatte …

In der anderen Ecke lag ein Haufen Lumpen, wo vorher Matthias gewesen war.

»Großer Gott …« Jim rückte seine Nachtsichtbrille zurecht und sammelte seine Waffen ein, dann kroch er durch den Sand zu seinem Chef.

»Matthias … Ach, du Scheiße …«

Der Unterschenkel des Mannes sah aus wie eine Wurzel, die man aus dem Boden gerissen hatte – da war nur noch ein zerfetzter, unten ausgefranster Stumpen. Und auf seinem Tarnanzug prangten dunkle Flecken, die nur Blut sein konnten.

Jim fühlte an Matthias’ Hals nach einem Puls. Er war vorhanden, allerdings schwach und unregelmäßig.

Sofort schnallte Jim seinen Gürtel ab, legte ihn um die obere Wade seines Bosses und zog fest zu, um das Bein abzubinden. Dann suchte er Matthias nach weiteren Verletzungen ab.

Scheißdreck. Beim Rückwärtsfallen war er auf einen spitzen Holzpfosten gefallen. Das verdammte Ding war glatt durch ihn hindurchgegangen wie ein Zahnstocher durch eine Roulade.

Jim richtete sich halb auf, um erkennen zu können, ob der Pfosten an Ort und Stelle bleiben konnte, wenn er Matthias hier herausbrachte …

Er schien freistehend zu sein. Gut.

»Dan…ny … boy …«

Jim runzelte die Stirn und sah seinen Boss an. »Wie bitte?«

Matthias schlug die Augen auf, als wären seine Lider Stahljalousien, die er kaum anheben konnte. »Lass … mich zurück.«

»Du bist total am Arsch.«

»Lass mich …«

»Vergiss es.« Jim tastete nach seinem Funkgerät und betete, dass Isaac und nicht dieser irre zweite Befehlshabende sich melden würde. »Komm schon, komm schon …«

»Was kann ich für euch tun?« Der weiche, breite Südstaatenakzent in Jims Ohrhörer war eine frohe Botschaft.

Danke, lieber Gott. »Matthias hat’s erwischt. ’ne Bombe. Sorg dafür, dass wir nicht als Übungszielscheibe benutzt werden, wenn wir ins Camp kommen.«

»Wie schlimm?«

»Schlimm.«

»Wo seid ihr? Ich besorg einen Land Rover und hol euch ab.«

»Wir sind sechsundvierzig Grad n…«

Der Schuss kam von gegenüber. Eine Kugel pfiff so dicht neben Jims Ohr durch die Luft, dass er tatsächlich annahm, er wäre in den Kopf getroffen worden und würde nur den Schmerz noch nicht spüren. Als er sich mit einer Handfläche abstützte, ließ Matthias seine SIG fallen … Unglaublich, aber wahr – Jim kippte nicht mit einem Loch im Schädel um. Offenbar war das ein Warnschuss gewesen.

In dem einen noch unversehrten Auge seines Chefs schimmerte ein unheiliges Glimmen. »Sieh zu … dass du lebend … hier herauskommst.«

Ehe Jim Matthias noch dazu auffordern konnte, verflucht noch einmal die Klappe zu halten, bemerkte er, dass ihn etwas in die aufgestützte Hand stach. Er hob den Gegenstand auf und fand … einen Teil der Bombenzündkapsel.

Anfangs drehte er ihn hin und her, ohne zu begreifen, was er da vor sich hatte.

Und dann wusste er nur zu gut, was das war.

Jim verengte die Augen, steckte sich das Bruchstück in die Tasche und beugte sich wieder über seinen Chef.

»So wirst du mich nicht los«, sagte er grimmig. »Das kannst du dir von der Backe putzen.«

Matthias murmelte etwas, doch genau in diesem Moment quäkten Kraftausdrücke durch den Ohrhörer.

»Alles in Ordnung«, sagte Jim zu Isaac. »Fehlzündung. Ich mach mich auf den Rückweg zum Camp. Sieh zu, dass wir nicht erschossen werden.«

Die Stimme des Südstaatlers wurde plötzlich ruhig und fest, genau wie dessen Hand beim Töten. »Wo seid ihr, ich hol nur schnell …«

»Nein. Bleib, wo du bist. Treib unauffällig einen Arzt auf, und zwar einen, der sein Maul halten kann. Und wir brauchen einen Hubschrauber, wir müssen ihn ausfliegen – ohne großes Aufsehen. Niemand darf etwas davon erfahren.«

Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war Isaac, der mitten in der Nacht in der Wüste herumturnte und nach ihnen suchte. Der Kerl war das Einzige, was zwischen Jim und einer Anklage wegen Mordes am Kopf der tödlichsten Geheimorganisation der US-Regierung stand.

Das würde er niemals überleben. Im wörtlichen Sinne.

Aber wenigstens käme die Geheimaktion nicht ans Licht. Sachen zu verschweigen war Routine bei den X-Ops – keiner wusste genau, wie viele Agenten es eigentlich gab oder wohin sie gingen oder was sie taten oder ob sie unter eigenem oder unter einem Decknamen unterwegs waren.

»Hast du mich gehört, Isaac?«, bellte Jim. »Besorg mir, was ich brauche, sonst ist er ein toter Mann.«

»Habe verstanden«, kam die Antwort durch den Ohrhörer. »Over and out.«

Nachdem er die gerade abgefeuerte Waffe konfisziert hatte, hob Jim seinen Boss hoch, legte sich den schlaffen, Blut tropfenden Körper über die Schultern und machte sich auf den Rückweg.

Raus aus der Steinbaracke. Raus in die stürmische, eisige Nacht. Über die Sanddünen.

Sein Kompass hielt ihn auf dem richtigen Kurs, die nach Norden gerichtete Nadel führte ihn durch die Dunkelheit. Ohne diesen Bezugspunkt wäre er vollkommen orientierungslos gewesen, da die Wüste eine gespiegelte Landschaft war: nichts als eine Reflektion ihrer selbst, in alle Richtungen.

Scheiß Matthias.

Zur Hölle mit ihm.

Andererseits, falls der Kerl überleben sollte, hatte er Jim soeben das Ticket raus aus den X-Ops beschert … In gewisser Weise schuldete er ihm also sein Leben. Die Bombe war eine ihrer eigenen gewesen, und Matthias hatte genau gewusst, wo er seinen Fuß in den Sand setzen musste. Und das passierte nur, wenn man sein armseliges Ich in die Luft sprengen wollte.

Sah so aus, als wäre Jim nicht der Einzige, der frei sein wollte.

Welch Überraschung.

Eins

Südboston, heute

 

»Hey! Moment mal … Heb dir den Scheiß für den Ring auf!«

Isaac Rothe schob den Flyer über die Motorhaube des Wagens, bereit, das Scheißding nochmal aufs Blech zu knallen, wenn es sein musste. »Was macht mein Bild da drauf?«

Der Kampfpromoter schien sich mehr für den Schaden an seinem Mustang zu interessieren, also packte Isaac den Kerl am Kragen. »Ich hab gefragt, was mein Foto da drauf verloren hat?«

»Jetzt entspann dich mal, ja?«

Isaac zog sich den Kerl so dicht zu sich heran, dass er das Dope riechen konnte, das der Penner rauchte. »Ich hab’s dir gesagt. Keine Fotos von mir. Niemals.«

Der Promoter hob die Hände, um seine Kapitulation zu signalisieren. »Tut mir leid, ehrlich … Hör mal, du bist mein bester Kämpfer, du ziehst das Publikum an. Du bist quasi der Star meiner …«

Isaac verstärkte seinen Griff, um die Tirade an Komplimenten zu unterbrechen. »Keine Bilder. Sonst gibt’s keinen Kampf. Kapiert?«

Der Promoter schluckte heftig und presste hervor: »Ja. Sorry.«

Jetzt erst ließ Isaac ihn los, ohne sich weiter um das Keuchen des anderen zu kümmern, und zerknüllte das Foto von sich zu einer Papierkugel. Sich selbst verfluchend, sah er sich auf dem Parkplatz der leer stehenden Lagerhalle um. Dämlich. Verflucht dämlich von ihm, diesem schmierigen Arsch über den Weg zu trauen.

Die Sache war schließlich die – Namen waren nicht so wichtig. Jeder Trottel konnte irgendeinen Hinz oder Kunz auf einen Ausweis oder eine Geburtsurkunde oder einen Reisepass drucken. Man brauchte nur den richtigen Schrifttyp und ein Laminiergerät, das auch Hologramme herstellen konnte. Aber das erkennungsdienstliche Foto, das eigene Gesicht, die Physiognomie, seine Visage … wenn man nicht die finanziellen Mittel und die Kontakte besaß, sich chirurgisch komplett neu zurechtschnippeln zu lassen, dann war das das einzig wahre Identifizierungsmerkmal, das man besaß.

Und seines war gerade per Postwurfsendung in den Orbit gejagt worden. Gott allein mochte wissen, wie viele Leute es gesehen hatten.

Oder wer dadurch seinen Aufenthaltsort näher eingekreist hatte.

»Komm schon, ich hab dir doch einen Gefallen damit getan.« Der Promoter lächelte und ließ seine Goldzähne blitzen. »Je mehr Zuschauer, desto mehr Geld verdienst du …«

Isaac schob dem Kerl seinen Finger in die Optik. »Du solltest jetzt wirklich mal die Fresse halten. Und vergiss nicht, was ich gesagt habe.«

»Klar. Okay. Schon gut.«

Es folgte eine Reihe von In-Ordnungs, Null-Problemos und Wie-du-willsts, aber Isaac kehrte dem Blabla seinen Rücken zu.

Um ihn herum stiegen erwachsene Männer aus ihren Autos aus und schubsten einander herum wie Fünfzehnjährige, die typischen aufgedrehten Stammtisch-Sportler, die sein Publikum ausmachten: Näher als von außen mit der Nase gegen den Maschendrahtzaun gedrückt würden sie dem Achteck, dem hiesigen Äquivalent des Rings beim Boxen, nie kommen.

Dass für Isaac das lukrative, aber illegale Freistilkämpfen fast vorbei war, spielte keine Rolle. Die Leute, die nach ihm suchten, brauchten keine Hilfestellung, und die lustige kleine Nahaufnahme nebst Telefonnummer mit 617er Vorwahl war exakt die Art von Publicity, die er nicht brauchen konnte.

Ihm hatte gerade noch gefehlt, dass ein Agent oder … Gott bewahre, Matthias’ rechte Hand … hier auftauchte.

Außerdem war es einfach zu dämlich von diesem Promoter. Für unerlaubte Faustkämpfe, gepaart mit illegalen Wetten, machte man einfach keine Werbung. Und überhaupt, wenn man sich die Zuschauermenge so ansah, sprach sich die Sache auch so ausreichend herum.

Leider war der Kerl, der das Ganze organisierte, ein geldgieriger Schwachkopf.

Die Frage lautete jetzt: Sollte Isaac kämpfen oder nicht? Die Flyer waren gerade erst gedruckt worden, zumindest laut dem Mann, der sie ihm gezeigt hatte … Und wenn er so im Geiste die Summe überschlug, die er bisher auf die hohe Kante gelegt hatte, konnte er die extra ein-, zweitausend Mäuse, die er heute Abend verdienen würde, verdammt gut gebrauchen.

Er blickte sich erneut um und wusste, dass er ins Achteck steigen musste. Scheiße … Noch ein Mal, um seine Brieftasche besser zu polstern, und dann war er weg.

Nur noch ein letztes Mal.

Also machte er sich mit großen Schritten auf den Weg zum Hintereingang der Lagerhalle, ohne sich um das Raunen der Bewunderung, die auf ihn gerichteten Zeigefinger und das Getuschel zu kümmern. Diese Leute sahen ihm jetzt schon seit einem Monat dabei zu, wie er irgendwelche Kerle windelweich prügelte, und ganz offensichtlich machte ihn das in ihren Augen zu einem Helden.

Was einem völlig kranken Wertesystem entsprach, wenn man Isaac fragte. Er war ungefähr so weit vom Helden entfernt, wie man überhaupt nur sein konnte.

Die Türsteher traten beiseite, um ihn durchzulassen, und er nickte ihnen zu. Das war sein erster Kampf in dieser speziellen »Sportstätte«, aber im Endeffekt waren sie alle gleich. In und um Boston gab es reichlich Lager-, Fabrik- und sonstige Hallen, in denen fünfzig Männer, die wünschten, sie wären Chuck Liddell, einem halben Dutzend, die das jedenfalls nicht waren, dabei zusehen konnten, wie sie in einem provisorischen Kampf-käfig im Kreis herumtobten. Und diesen wenig spannenden Zahlenspielen hatte Isaac es zu verdanken, dass der Promoter sein Gesicht nun vervielfältigt hatte. Denn im Gegensatz zu den anderen Faustkämpfern wusste er, was er tat.

Wobei er in Anbetracht des vielen Geldes, das die amerikanische Regierung in seine Ausbildung gesteckt hatte, auch ein totaler Tölpel sein müsste, wenn er Schädel inzwischen nicht wie Eier knackte.

Und genau diese Fähigkeit – neben vielen anderen – würde ihm dabei helfen, sich weiterhin unerlaubt von der Truppe fernzuhalten.

So Gott will, dachte er, als er das Gebäude betrat.

Die Arena für Arme, in der er heute Abend kämpfen sollte, war nicht gerade die des MGM Grand Hotels. Sie bestand aus circa 5500 Quadratmetern kalter Luft, am Wegfliegen gehindert von einem Betonfußboden und vier Wänden aus schmutzigen Fenstern. Das Achteck war in der hinteren Ecke aufgebaut, wobei der Kampfring im Boden verankert und erstaunlich stabil war.

Andererseits standen auch eine Menge Bauarbeiter auf diesen Scheiß.

Isaac lief an den beiden Stiernacken vorbei, welche die Wetten annahmen, und sogar diese beiden behandelten ihn voller Respekt, fragten ihn, ob er etwas zu trinken oder zu essen oder sonst etwas brauchte. Er schüttelte den Kopf, ging in die Ecke hinter dem Käfig und ließ sich dort mit dem Rücken zur Wand nieder. Er kam immer als Letzter dran, weil er die Attraktion darstellte, aber es war nicht abzuschätzen, wann genau er in den Ring musste. Die meisten der »Fighter« hielten nicht lange durch, aber hin und wieder begegneten sich zwei zähe Burschen, die mit ihren Pranken nacheinander schlugen wie alte Grizzlybären, bis selbst er am liebsten rufen würde: Jetzt hört schon auf.

Einen Schiedsrichter gab es nicht, und der Kampf war erst beendet, wenn ein japsender, rotgesichtiger und schielender Idiot flach am Boden lag und der siegreiche Vorstadtkrieger daneben wie ein Stehaufmännchen auf schwitzigen Füßen schwankte. Man durfte überallhin zielen, einschließlich Leber und Kronjuwelen. Man wurde geradezu zu schmutzigen Tricks ermutigt. Die einzige Einschränkung bestand darin, dass man sich mit dem begnügen musste, was der liebe Gott einem von Geburt an mitgegeben hatte: Schlagringe, Messer, Ketten, Sand oder sonstiger Mist waren innerhalb des Maschendrahtkäfigs verboten.

Als der erste Kampf angepfiffen wurde, musterte Isaac die Menschen in der Menge, anstatt dem Geschehen im Ring zuzusehen. Er suchte nach jenem Gesicht, das nicht zu den anderen passte, nach den Augen, die auf ihn gerichtet waren, nach Gesichtszügen, die er aus den vergangenen fünf Jahren kannte, nicht aus den fünf Wochen, seit er abgehauen war.

Mann, er hätte nicht seinen richtigen Namen benutzen sollen. Als er sich den gefälschten Ausweis besorgt hatte, hätte er einen anderen angeben sollen. Klar, die Sozialversicherungsnummer war natürlich nicht seine eigene, doch der Name …

Aber es war ihm wichtig erschienen. Eine Möglichkeit, in das Revier zu pissen, in dem er sich befand, den Neuanfang als seinen eigenen zu markieren.

Und vielleicht war es auch eine Art Provokation gewesen. Kommt doch und holt mich, wenn ihr euch traut.

Jetzt allerdings hätte er sich dafür in den Hintern treten können. Prinzipien und Skrupel und der ganze ideologische Müll waren nicht annähernd so wertvoll wie ein gesunder Herzschlag.

Und er nannte den Promoter einen Schwachkopf?

Etwa fünfundvierzig Minuten später trat DHLs bester Kunde vor den Maschendraht und legte die hohlen Hände um den Mund, um den Lärm zu übertönen. Er versuchte offenbar, einen auf Dana White zu machen, kam aber in Isaacs Augen eher rüber wie die Glücksradfee.

»Und jetzt zum Höhepunkt des Abends …«

Während die Massen vor dem Käfig ausflippten, zog Isaac sein Sweatshirt aus und hängte es von außen über den Maschendrahtzaun. Er kämpfte immer in einem Muskelshirt, weiter Trainingshose und mit vorschriftsmäßig nackten Füßen – aber mehr gab seine Garderobe sowieso nicht her.

Auch beim Betreten des Käfigs hielt er den Rücken weiterhin zur hinteren Ecke der Lagerhalle gerichtet, dann wartete er ruhig ab, was heute Abend das Hauptgericht wäre.

Ah. Schon wieder so ein ganz Harter mit hormonbedingtem Größenwahn: Sobald er im Ring war, fing er an, auf und ab zu hüpfen, als hätte er eine Feder im Arsch, und zur Abrundung seines großen Auftritts zerriss er sich das T-Shirt und schlug sich selbst ins Gesicht.

Wenn der Blödmann so weitermachte, müsste Isaac ihn nur anpusten, um ihn auf die Bretter zu schicken.

Beim Klang des Startsignals trat Isaac vor und hob die Fäuste auf Brusthöhe, hielt sie aber dicht am Oberkörper. Eine gute Minute lang ließ er seinen Gegner eine Show abziehen und mit der Zielsicherheit eines Blinden, bewaffnet mit einem Gartenschlauch, wild in die Luft boxen.

Kinderspiel.

Als die Menge sich immer näher an den Käfig drängte, überlegte Isaac unwillkürlich, wie viele Flyer so ein Kopierer wohl in sechzig Sekunden ausspucken konnte. Er beschloss, jetzt mal ernstzumachen. Blitzschnell setzte er dem Typen eine linke Gerade gegen das Brustbein, woraufhin das Herz, das unter diesem Knochen schlug, kurzzeitig stillstand. Im Anschluss folgte ein rechter Haken, der das Gummiball-Männchen unter dem Kinn erwischte, sodass seine Zähne aufeinanderknallten und der Kopf in den Nacken geschleudert wurde.

Der ach so harte Bursche gab die Ginger Rogers und kreiselte rückwärts in den Maschendraht. Begleitet vom Gebrüll des Publikums, das in dem offenen Raum widerhallte, knöpfte Isaac sich den armen Teufel richtig vor. Bald hatte es sich endgültig ausgehüpft und der ehemalige Gummiball war nur noch ein taumelnder Betrunkener, dessen Kopf sich zu schnell drehte, um den Körper zu koordinieren. Erst als er den Eindruck machte, ein Koma wäre im Anmarsch, ließ Isaac von ihm ab und den Mann zu Atem kommen.

Um einen extra Tausender zu erhalten, mussten sie mindestens drei Minuten durchhalten.

Isaac lief auf und ab und zählte im Geiste bis fünf. Dann drehte er sich wieder um und …

Das Messer beschrieb einen weiten Bogen und schlitzte Isaac die Stirn auf, genau unterhalb des Haaransatzes. Blut quoll hervor und trübte seine Sicht – so etwas hätte er strategisch klug genannt, wenn der Penner eine Ahnung gehabt hätte, was er da tat. Seinen Boxschlägen von vorhin nach zu urteilen, war das allerdings einfach ein Glückstreffer gewesen.

Aus der Menge ertönten Buhrufe, und Isaac schaltete in den Profimodus um. Ein Idiot mit einem Messer war beinahe so gefährlich wie jemand, der damit umgehen konnte, und er würde sich von diesem Arschloch ganz sicher keinen neuen Scheitel ziehen lassen.

»Na, wie findest du das?«, brüllte sein Gegner. Wobei es dank dessen dick angeschwollener Lippe mehr klang wie: »Ma, fie findeft bu baf?«

Es waren die letzten Worte, die der Bursche im Ring äußerte.

Sein Blut spritzte in die Menge, als Isaac zu einem hohen Kick ausholte, dessen Wucht dem Kerl die Waffe aus der Hand schlug. Dann noch ein, zwei … drei Schläge gegen den Kopf, und der Angeber schlug härter auf als eine Rinderhälfte in einer Fleischfabrik …

Exakt diesen Moment suchten sich die braven Männer und Frauen der Bostoner Polizei aus, um die Lagerhalle zu stürmen.

Schlagartig brach Chaos aus.

Und Isaac war natürlich im Achteck eingesperrt.

Mit einem Sprung über seinen leblosen Gegner hinweg hangelte er sich an dem zwei Meter hohen Maschendraht hoch und hievte sich über die Kante. Als er mit beiden Füßen auf der anderen Seite landete, erstarrte er.

Alles rannte hektisch durcheinander, außer einem Mann, der etwas abseits stand, das vertraute Gesicht und den tätowierten Hals mit Isaacs Blut besprenkelt.

Matthias’ rechte Hand war immer noch groß und kantig und tödlich … und der Pisser lächelte, als hätte er zu Ostern das goldene Ei gefunden.

Ach du Scheiße, dachte Isaac. Wenn man vom Teufel spricht …

»Sie sind verhaftet.« Die freundliche Begrüßung des Bullen kam aus seinem Rücken, und einen Atemzug später trug Isaac Handschellen. »Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern. Alles, was Sie sagen, kann …«

Isaac warf dem Beamten einen Blick zu und sah sich dann wieder nach dem anderen Soldaten um. Aber die Nummer zwei der X-Ops war fort, als hätte es ihn nie gegeben.

Blöder Wichser. Jetzt wusste sein alter Boss, wo er war.

Zwei

Caldwell, New York

 

Auf dem Rasen vor dem McCready Beerdigungsinstitut in Caldwell konnte Jim Heron sich das Innere so gut vorstellen, als wäre er schon mal in dem zweigeschossigen Backsteinbau gewesen: Orientalische Teppiche auf dem Fußboden, verstaubte Gemälde mit Blumenmotiven an den Wänden und sehr viel Ausstellungsfläche.

Seinen begrenzten Erfahrungen mit Bestattungsunternehmen nach zu urteilen, waren sie wie Schnellrestaurants – irgendwie sahen alle gleich aus. Andererseits leuchtete das auch ein: Es gab nur eingeschränkt viele Methoden, einen Burger herzurichten; er vermutete, das Gleiche galt vermutlich für Leichen.

Wahnsinn … er konnte immer noch nicht fassen, dass er da drinnen seinen eigenen Leichnam sehen würde.

War er wirklich erst vor zwei Tagen gestorben? War das hier jetzt sein Leben?

So wie die Dinge momentan liefen, kam er sich vor wie eine arme Erstsemester-Sau, die in einem fremden Bett aufwachte und sich fragte: Sind das meine Klamotten? Hatte ich gestern Abend Spaß?

Wenigstens darauf kannte er die Antworten: Die Lederjacke und die schweren Arbeitsstiefel, die er trug, gehörten ihm, und er hatte am Vorabend keinen Spaß gehabt. Er hatte die Aufgabe übertragen bekommen, sich mit einem Dämon um die Seelen von sieben Menschen zu schlagen. Die erste Runde hatte er zwar gewonnen, aber nun musste er sich für die zweite wappnen, ohne überhaupt zu wissen, wer die Zielperson war. Außerdem hatte er noch diverse Tricks des Engelhandwerks zu lernen. Und zu allem Überfluss besaß er jetzt Flügel!

Flügel.

Wobei das Meckern darüber eigentlich geheuchelt war, denn seine magischen Federschwingen hatten ihn in null Komma nichts von Boston, Massachusetts, hierher nach Caldwell gebracht.

Und die Moral von der Geschicht? Was ihn betraf, gab es die Welt, die er einmal gekannt hatte, nicht mehr. Und die neue, die an ihre Stelle getreten war, ließ seine Jahre als Auftragsmörder der X-Ops wie einen lahmarschigen Schreibtischjob wirken.

»Mann, das ist so cool. Ich liebe all diesen gruseligen Scheiß.«

Jim sah sich über die Schulter. Adrian Vogel war genau die Sorte Wahnsinniger, die auf steife Kadaver in Kühlzellen stand: Gepierct, tätowiert, mit Lederfetisch. Adrian fuhr auf die dunkle Seite ab – und in Anbetracht dessen, was ihrer aller Nemesis vorgestern Nacht mit dem Engel angestellt hatte, war das keine Einbahnstraße: Die dunkle Seite fuhr auch auf ihn ab.

Armer Kerl.

Jim rieb sich die Augen und warf einen Blick auf den Normaleren seiner beiden Kollegen. »Danke für die Unterstützung. Dauert nicht lang.«

Eddie Blackhawk nickte. »Kein Problem.«

Eddie war sein übliches Selbst – ganz der harte Biker –, wie er dort in der steifen Aprilbrise stand. Sein dicker, geflochtener Zopf hing ihm über den Rücken bis auf seine Lederjacke. Mit seinem kantigen Kinn, der sonnengebräunten Haut und den roten Augen erinnerte er Jim an einen Kriegsgott der Inka. Der Typ hatte Fäuste so groß wie ausgewachsene Männerköpfe und Schultern, auf denen ein Flugzeug landen könnte.

Und wer hätte das gedacht: Er war auch ansonsten nicht gerade ein Pfadfinder. Obwohl er ein Herz aus Gold besaß.

»Also gut, dann mal los«, murmelte Jim in dem Wissen, dass diese Aktion nicht im Rahmen seiner »Arbeit« stattfand und sie daher besser zu Potte kamen. Aber wenigstens hatte sein neuer Boss nichts dagegen gehabt: Nigel, der britische Erzengel mit dem Stock im Allerwertesten, hatte ihm die Erlaubnis zu diesem morbiden Ausflug erteilt, aber es bestand kein Anlass, seine Nachsicht überzustrapazieren.

Also spazierten Jim und die Jungs in nicht stofflicher Form durch die Backsteinmauern und nahmen in … ja, genau wie er es sich gedacht hatte … einer großen, offenen Eingangshalle mit Kronleuchter, trostlosen Teppichen und genug Platz für eine fette Cocktailparty wieder Gestalt an. Jim sah sich um. Er überlegte, wo zum Teufel wohl die Leichen aufbewahrt wurden.

Allein hier zu stehen bestätigte noch einmal, dass dieser Ausflug nötig gewesen war. Denn er war zwar jetzt in der Seelenretterbranche, aber im Augenblick stand das Leben eines Mannes auf dem Spiel: Isaac Rothe war aus dem Schoß der X-Ops ausgerissen, und Jim sollte ihn dafür umbringen.

Was man getrost unter »Leck mich, kommt gar nicht in Frage« ablegen konnte.

Genau hier aber lag das Problem: Wenn Jim den unerlaubt von der Truppe Abwesenden nicht aus dem Verkehr zog, übernahm das ein anderer. So arbeitete Matthias, der Drecksack, nun einmal. Und im Anschluss würde sich ein Kollege dann Jim zur Brust nehmen.

Ist ein bisschen spät dafür, Jungs – ich bin bereits tot.

Was also war sein unmittelbares Ziel? Seinen ehemaligen Boss hintergehen und Isaac finden. Dann würde er den Soldaten aus dem Land und in Sicherheit bringen … ehe er zu seinem Hauptberuf zurückkehrte und sich wieder mit Devina anlegte.

Diese Verzögerung ging ihm zwar gegen den Strich, weil die Dämonin sich garantiert schon für die nächste Schlacht rüstete, aber aus dem einen Leben aus- und in ein anderes einzutreten ging nie leicht und nie völlig reibungslos über die Bühne. Unweigerlich gab es noch die ein oder andere Wurzel, die einen in der Vergangenheit festhielt, die man kappen und entsorgen musste. Das dauerte seine Zeit.

Die Wahrheit war: Er schuldete Rothe etwas. Damals, vor zwei Jahren in der Wüste, als Jim Hilfe gebraucht hatte, war der Mann für ihn da gewesen, und so etwas konnte man nicht einfach vergessen.

Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum Matthias Jim damit beauftragt hatte. Der Drecksack wusste genau, dass die beiden einander gut kannten, und auch was in jener Nacht am anderen Ende der Welt passiert war: Selbst wenn ihr Boss immer wieder das Bewusstsein verloren hatte, so hatte er doch während dieser dunklen Stunden der Flucht und des Abtransports und der ärztlichen Versorgung genug mitbekommen, um zu wissen, wer in der Nähe und was überhaupt los gewesen war.

So war das. Und jetzt konzentrier dich. Wo waren die Leichen?

»Unten«, sagte er zu seinen Jungs und stapfte auf ein Notausgangsschild zu.

Auf dem Weg zur Treppe kamen die drei an allen möglichen Bewegungsmeldern vorbei, ohne bei einem davon Alarm auszulösen, und huschten dann einer nach dem anderen durch eine geschlossene Tür.

Adrian und Eddie auf seine kleine Exkursion mitzunehmen war sicherer, weil Devina zu jeder Zeit und an jedem Ort wieder auftauchen konnte. Zudem hatte Jim ja, wie gesagt, noch so einige Tricks des Engelhandwerks zu lernen. Und Eddie war ein Meister des Faches: Zaubersprüche, Tränke, Magie, Hexerei – all dieser Hokuspokus war Blackhawks Stärke.

Er hatte ganz eindeutig einen Doktor in Abrakadabra, und das machte den Burschen echt praktisch.

Unten im Keller war alles kahl und sauber, Betonboden und Wände hatte man grau gestrichen. Der süßliche Geruch von Balsamierflüssigkeit zog Jim nach rechts, und er hatte das Gefühl, einen Zeitsprung rückwärts zu machen. Verdammt seltsam. Dieses Herumschleichen war genau das, worin er sich in all den Jahren mit Matthias hervorgetan hatte – und genau das, was er damals unbedingt hatte hinter sich lassen wollen.

Tja, ja, der Mäus’ und Menschen schönsten Plan, bla, bla, bla …

Während seiner ersten Schlacht gegen Devina hatte er ein paar Infos gebraucht – und Matthias, der Drecksack, war die einzige Quelle gewesen, die er hatte anzapfen können. Aber bei dem Kerl gab es natürlich nichts umsonst, wenn man also etwas wollte, musste man auch etwas geben, und das war in diesem Fall Isaac zu töten. Denn Kündigungsschreiben oder goldene Armbanduhren für Pensionäre gab es nun mal bei den X-Ops nicht – man bekam eine Kugel in den Kopf und, wenn man Glück hatte, vielleicht auch noch einen Sarg für die eigenen sterblichen Überreste.

Und dennoch war Jim komischerweise dankbar: Denn der Auftrag, Isaac aus dem Weg zu schaffen, war die einzige Möglichkeit, ihm zu helfen. Ansonsten hätte er ja nichts davon geahnt, dass Isaac sich aus dem Staub gemacht hatte und nun ein Gejagter war. Jim war der Einzige, der je sauber entlassen und freigegeben worden war.

Allerdings hatte der Fakt, dass er Matthias am Wickel hatte, »mildernde Umstände« bewirkt.

Jim blieb vor einer Edelstahltür mit der Aufschrift Nur für Personal stehen und sah sich über die Schulter. »Behalt deine Finger bei dir, Adrian.«

Der Engel vermittelte gern den Eindruck, alles vögeln zu wollen, was sich bewegte – wobei man sich unweigerlich fragte, ob es ein Ausschlusskriterium für ihn war, wenn sie sich nicht bewegten.

Adrian gab sich entrüstet. »Ich fass sie nur an, wenn sie darum bitten.«

»Da bin ich ja erleichtert.«

»Aber Reanimation ist möglich, weißt du.«

»Oh nein, heute Nacht nicht. Und ganz bestimmt nicht hier.«

»Mann, du könntest selbst einen Stripclub zur spaßfreien Zone erklären.«

»Wenn du es sagst.«

In dem großen, sterilen Raum begriff man sofort, warum Horrorfilme so oft in Leichenhallen spielen: Die grünliche Nachtbeleuchtung, die Rollbahren und die Abflüsse im Fußboden ließen sie zur perfekten Kulisse für Gruselgefühl und Gänsehaut werden.

Obwohl er gestorben und in den Himmel gekommen war und all das, funktionierte der Adrenalinausstoß bei Jim immer noch gut genug. Andererseits hatte sein Zittern wahrscheinlich weniger mit den anderen Toten hier zu tun als damit, dass er gleich seinem eigenen Leichnam ins Gesicht sehen würde.

Er steuerte auf die riesige Kühlwand mit ihren Reihen kalter Behausungen zu. Er wusste genau, was er tat, denn wenn er Isaac nicht planmäßig tötete, würden zwei Dinge passieren: Ein anderer würde es tun, und irgendjemand würde losgeschickt werden, um Jim aufzuspüren.

Und genau aus diesem Grund waren sie hier. Sein alter Boss würde sich vergewissern wollen, dass Jim auch wirklich den Löffel abgegeben hatte: Matthias glaubte nicht an Totenscheine, Autopsieberichte oder Beweisfotos, weil er nur zu gut wusste, wie leicht sich diese Art von Dokument fälschen ließ. Beerdigungen, Grabstätten und weinenden Witwen traute er ebenfalls nicht über den Weg, denn er selbst hatte im Laufe der Jahre schon zu viele Leichen ausgetauscht. Der einzige Weg, um sicherzugehen, war in seinen Augen die Begutachtung von Angesicht zu Angesicht.

Normalerweise schickte Matthias seine rechte Hand, um sich zu vergewissern, aber Jim würde dafür sorgen, dass der große Boss das in diesem Fall selbst erledigte. Der Drecksack war schwer aus der Deckung zu locken, und Jim musste ihm persönlich gegenübertreten.

Und zu diesem Zweck musste sein eigener steifer Arsch als Köder herhalten.

Ergänzt von einer Prise von Eddies Zauberei.

Jim suchte die Namensschilder auf den Türen ab und fand sich zwischen D’Arterio, Agnes und Rutherford, James.

Dann zog er am Hebel, öffnete die neunzig mal sechzig Zentimeter große Tür … und bugsierte seinen eigenen Leichnam aus dem Kühlschrank. Ein Laken bedeckte ihn von Kopf bis Fuß, und die Arme hatte man ihm ordentlich an die Seiten gebettet. Die Luft, die aus dem Loch wehte, war kalt und trocken und roch nach Gefrierschutzmittel.

Scheiße nochmal, er hatte ja im Laufe seines gewalttätigen und blutigen Lebens schon viele Tote gesehen, aber dieser hier machte ihn echt fertig.

»Gib mir meinen Marschbefehl«, sagte er finster zu Eddie.

»Hast du den Beschwörungsgegenstand dabei?«, fragte der Engel und stellte sich auf die andere Seite der Bahre.

Jim griff in die Tasche seiner Jacke und zog ein kleines Holzstückchen heraus, das vor vielen, vielen Jahren in den Tropen am hintersten Ende der Welt geschnitzt worden war. Er und Matthias hatten nicht immer auf Kriegsfuß miteinander gestanden, und Matthias war nicht immer sein Boss gewesen.

Damals, als sie beide noch einfaches Fußvolk auf der untersten Ebene der X-Ops gewesen waren, hatte Jim dem Kerl das Schnitzen beigebracht.

Das Miniaturpferd zeugte von erstaunlichem Geschick, wenn man bedachte, dass es das Erste und Einzige war, was Matthias je geschnitzt hatte. Wenn Jim sich recht erinnerte, hatte er etwa zwei Stunden dafür gebraucht – was genau der Grund war, es jetzt zu benutzen: Denn angeblich waren unbelebte Gegenstände nicht nur einfache Staubfänger; vielmehr saugten sie wie Schwämme die Essenz desjenigen auf, der sie besaß oder herstellte oder verwendete. Das, was sich in den Räumen zwischen den Molekülen befand, war sehr nützlich, wenn man wusste, was zu tun war.

Jim hielt das Pferd hoch. »Und jetzt?«

Eddie zog das Laken von Jims grauem, fleckigem Gesicht. Einen Augenblick lang fiel es ihm schwer, sich auf irgendetwas anderes als seinen eigenen Anblick nach achtundvierzig Stunden des Totseins zu konzentrieren. Heilige Scheiße, der Sensenmann war nicht gerade ein begnadeter Visagist, so viel war mal sicher. Selbst Goths hatten eine gesündere Gesichtsfarbe.

»Hey, lass meine Leute in Ruhe«, schaltete Adrian sich ein. »Ich würde immer noch lieber eine aus der schwarzen Szene nageln als irgendeine kalifornische Dumpfbacke mit Plastikmelonen und Sonnenbankbräune.«

»Lies gefälligst nicht meine Gedanken, Arschloch. Und die Dumpfbacke würdest du trotzdem nageln.«

Adrian grinste und ließ die Muskeln seiner schweren Arme spielen. »Stimmt. Plus ihre Schwester.«

Doch, es sah ganz so aus, als hätte sich der Engel von dem erholt, was die Dämonin in jener Nacht, in der Jim offiziell »gestorben« war, mit ihm angestellt hatte. Entweder das, oder die ganze Selbstmedikation mit lebendigen Barbies hatte ihn so erschöpft, dass jegliche Auseinandersetzung mit sich selbst unmöglich wurde.

Unterdessen zog Eddie eine Metallfeile aus der Tasche und reichte sie Jim mit dem Griff voran. »Reib ein bisschen von dem Holz auf die Leiche. Wohin, ist egal.«

Jim wählte die flachen Stellen seiner Brust, und das Schaben hallte leise durch das kalte, geflieste Gewölbe.

Danach nahm Eddie das Werkzeug wieder an sich. »Wo ist dein Messer?«

Jim nahm das Jagdmesser zur Hand, das er vor langer Zeit in seinen Anfangstagen beim Militär bekommen hatte. Matthias hatte zum selben Zeitpunkt genau dieselbe Waffe erhalten – hatte sie sogar benutzt, um das Pferd zu schnitzen.

»Schlitz dir die Handfläche auf und drück sie fest um den Gegenstand. Währenddessen ruf dir den Menschen, den du herbeirufen willst, ganz deutlich ins Gedächtnis. Erinnere dich an den Klang seiner Stimme. Stell ihn dir in ganz speziellen Situationen vor. Achte auf seine Bewegungen, seine Gesten, die Klamotten, die er trägt, den Geruch seines Rasierwassers, falls er so etwas benutzt.«

Jim zwang sein Hirn, sich zu konzentrieren, und bemühte sich, ein Bild von dem Drecksack Matthias heraufzubeschwören, irgendetwas …

Die Vision war verblüffend klar und deutlich: Er war wieder in der Wüste, in jener Nacht, hatte den chemischen Gestank des Sprengstoffs in der Nase und das Bimmeln von akutem Handlungsbedarf in den Ohren. Matthias fehlte ein Unterschenkel, das linke Auge war beinahe aus der Höhle gerutscht, und sein Tarnanzug war voll mit hellem Staub und leuchtend rotem Blut.

»Dan…ny … boy … my Dannyboy …«, brabbelte er.

Jim legte die Klinge mitten auf seiner Handfläche an, zog sie durch die Haut und stieß ein Zischen aus, als sich der Stahl tief und glatt in seine Hand grub.

Eddies Stimme drang durch die Erinnerung und den eisigen Schmerz zu ihm vor. »Und jetzt reib die Handfläche über die Holzspäne. Dann mach dein Feuerzeug an, heb die Hand vor den Mund und blas über sie hinweg in die Flamme und auf die Leiche, ohne das Bild aus dem Kopf zu verlieren.«

Jim tat, wie ihm geheißen … und sah zu seinem Erstaunen ein blaues Leuchten, das sich hinter seinem Feuerzeug bündelte, als hätte sich das Gerät wie durch Zauberhand in eine Lötlampe verwandelt.

»Fertig«, sagte Eddie.

Jim ließ die Flamme verlöschen und blickte an sich selbst herab. Er fragte sich, was Matthias wohl denken würde.

Es hatte mal eine Zeit gegeben, als sie beide ziemlich dick miteinander befreundet gewesen waren. Aber das war lange her, und Matthias hatte den einen Weg gewählt, Jim einen anderen – lange vor der ganzen Sache mit dem Totsein, den gefallenen Engeln und so weiter.

Aber es ging hier nicht um ihn und Matthias.

Jim zog das Laken wieder hoch, bedeckte sein eigenes Gesicht und fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis der Zauber Matthias hierherbrächte und Jim ihn wiedersähe.

Er schob die Bahre zurück in den Kühlschrank und schloss die Tür, wodurch das neonblaue Leuchten eingesperrt wurde. »Hauen wir ab.«

Auf dem Weg nach draußen war Jim still, versunken in die schlimmen Erinnerungen an das, was er in seiner Zeit bei den X-Ops getan, wen er getötet hatte. Und bei der Gelegenheit stellte er fest, dass nicht nur seine Adrenalinproduktion, sondern auch seine persönlichen Dämonen seinen Tod überlebt hatten. Er hatte die dunkle Ahnung, dass er seine Reue bis in alle Ewigkeit mit sich herumschleppen würde: Die weniger tolle Seite des Unsterblichseins war nämlich, dass es kein Finale gab, keine Chance, vom Karussell abzusteigen, an die man sich klammern konnte, wenn alles zu krass und zu viel wurde … und man sich selbst verachtete.

Sobald er und seine Kameraden wieder draußen auf dem Rasen standen, konzentrierte er sich wieder auf die Jagd nach Isaac Rothe.

»Ich muss den Mann finden«, sagte Jim verbissen, auch wenn nicht damit zu rechnen war, dass die beiden anderen schon vergessen hatten, was als Nächstes anstand.

Er schloss die Augen und beschwor das herauf, was ihn über die vielen Kilometer zwischen Caldwell und dem Ort, an dem Isaac zuletzt gesehen worden war, tragen würde …

Jims riesige Flügel entfalteten sich auf seinem Rücken, die schimmernden Federn streckten und dehnten sich wie Gliedmaßen, die vorher eingequetscht gewesen waren. Auch Eddie und Adrian hatten ihre ausgeklappt – im Schein der Straßenlaternen wirkten die beiden gefallenen Engel prachtvoll und nicht von dieser Welt.

Ein Auto fuhr vorbei, und dennoch gab es keine quietschenden Reifen, kein Abkommen von der Spur. Die Flügel, genau wie Jim, Eddie und Adrian selbst, waren weder da, noch waren sie nicht da, weder wirklich noch unwirklich, weder greifbar noch nicht greifbar.

Sie waren einfach.

»Bist du bereit?«, fragte Eddie.

Jim warf noch einen letzten Blick dorthin zurück, wo seine irdische Gestalt jetzt nicht nur steif und kalt dalag, sondern auch als Signalfeuer für einen Mann diente, den er zu hassen gelernt hatte.

Obwohl er dem Arsch das Leben gerettet hatte.

»Ja, machen wir uns an die Arbeit.«

Über den Wolken und so weiter: Schon flogen die drei hoch in den dunklen Himmel und zwischen den glitzernden Sternen, auf den starken, ruhigen Schwingen von Angel Airlines, wie Jim es nannte.

Drei

Die Dämonin war so nahe an der Allmacht, wie man nur sein konnte, ohne derjenige zu sein, der Himmel und Erde erschaffen hatte: Sie konnte alle möglichen Gesichter und Gestalten annehmen, sich jederzeit und überall in jeden verwandeln. Sie konnte Seelen für Ewigkeiten gefangen halten. Sie befehligte eine Armee von Untoten.

Und wenn man sie verärgerte, konnte sie einem das Leben zur Hölle machen. Buchstäblich.

Aber sie hatte ein kleines Problem.

»Entschuldigen Sie, dass ich zu spät bin«, sagte sie, als sie in das gemütliche rote Behandlungszimmer eilte. »Mein Termin hat länger gedauert, als ich dachte.«

Ihre Therapeutin lächelte sie aus ihrem Sessel an. »Das macht doch nichts. Möchten Sie sich erst einmal ein bisschen sammeln?«

Devina war tatsächlich fix und fertig, sie setzte sich und stellte ihre Prada-Tasche neben sich ab. Dann holte sie tief Luft, strich sich über die physische Illusion von dunklem Haar, das die menschliche Frau ihr gegenüber sah, und drückte die Hände auf die Hose aus künstlichem Eidechsenleder, die tatsächlich existierte.

»In der Arbeit war heute die Hölle los.« Devina schielte zur Sicherheit noch einmal nach ihrer Tasche, um sich zu vergewissern, dass sie auch den Reißverschluss zugezogen hatte. Auf dem Sweatshirt im Inneren befanden sich Blutflecke, und sie hatte überhaupt keine Lust, das erklären zu müssen. »Die absolute Hölle.«

»Ich war froh, dass Sie um eine extra Sitzung gebeten haben. Nach letzter Woche habe ich an Sie und das, was passiert ist, denken müssen. Wie geht es Ihnen?«

Devina schaltete einen Gang herunter, ließ das Chaos, aus dem sie gerade gekommen war, hinter sich und konzentrierte sich auf sich selbst. Was nicht schön war. Sofort stiegen ihr Tränen in die Augen. »Mir geht’s …«

Nicht gut.

Sie zwang sich, etwas zu sagen. »Die Möbelpacker haben alles in meine neue Wohnung getragen, das meiste ist noch in Kisten. Den ganzen Nachmittag habe ich versucht, auszupacken, aber es ist so viel, und ich muss doch aufpassen, dass alles richtig geordnet ist. Ich muss zusehen, dass …«

»Devina, hören Sie auf, über Ihre Sachen zu sprechen.« Die Therapeutin machte sich eine kurze Notiz in ihr schwarzes Büchlein. »Mit dem Planen können wir uns gegen Ende der Sitzung noch befassen. Ich möchte wissen, wie es Ihnen geht. Erzählen Sie mir, wie Sie sich fühlen.«

Devina sah die Frau an und fragte sich nicht zum ersten Mal, was sie wohl denken würde, wenn sie wüsste, dass sie eine Dämonin behandelte. Seit Devina in Caldwell war, ging sie nun schon zu der Psychologin – also seit über einem Jahr. Ihre wahre Identität hielt sie unter ihrer Lieblingshaut als sexy, elegante Frau mit den brünetten Haaren verborgen. Darunter war sie aber – besonders nach ihrer ersten Niederlage gegen Jim Heron – mit den Nerven total am Ende.

Und dieser Mensch dort war ihr tatsächlich eine Hilfe.

Devina zupfte ein Taschentuch aus der Schachtel auf dem Tisch neben sich. »Es ist nur … ich hasse Umziehen. Ich fühle mich total machtlos. Und verloren. Und … verängstigt.«

»Das weiß ich.« Die Frau verströmte buchstäblich eine Wärme aus ihren Poren. »In ein neues Zuhause zu ziehen ist für jemanden wie Sie extrem schwierig. Ich bin stolz auf Sie.«

»Ich hatte keine Zeit. Keine Zeit, es anständig zu planen.« Mehr Tränen. Was Devina wirklich hasste. Aber du lieber Himmel, sie hatte ihre Sammlungen innerhalb von Stunden aus ihren angestammten Schubladen reißen müssen, hatte in größter Hektik alles einfach nur in Kisten geworfen. »Ich habe immer noch nicht geschafft, alles zu sortieren, mich zu vergewissern, dass nichts kaputt- oder verlorengegangen ist.«

Oh Gott … verloren.

Panik machte sich in ihrer Brust breit und ließ das Herz, das sie sich angeeignet hatte, in dreifacher Geschwindigkeit schlagen.

»Devina, sehen Sie mich an.«

Sie musste ihre Augen zwingen, sich durch die Panikattacke hindurch auf ihr Gegenüber zu richten. »Tut mir leid«, presste sie hervor.

»Devina, Ihre Angst bezieht sich nicht auf die Dinge. Es geht um Ihren Platz in der Welt. Um den Raum, den Sie emotional und spirituell für sich beanspruchen. Denken Sie daran, dass Sie keine Gegenstände brauchen, um Ihre Existenz zu rechtfertigen oder sich ein geborgenes und sicheres Gefühl zu geben.«

Das klang ja alles schön und gut, aber ihre Sachen auf der Erde waren das, was sie mit den Seelen verband, die sie unten in der Hölle besaß, die einzige Verbindung zu ihren »Kindern«. Im Laufe der Jahrhunderte hatte sie persönliche Besitztümer von jeder Seele, die sie sich angeeignet hatte, zusammengetragen: Knöpfe, Ringe, Ohrringe, Manschettenknöpfe, Fingerhüte, Stricknadeln, Brillen, Schlüssel, Stifte, Uhren … die Liste ließ sich endlos fortsetzen. Am liebsten waren ihr Gegenstände aus Edelmetallen, aber im Prinzip funktionierte jegliche Art von Metall. Ähnlich wie die Materie das Licht reflektierte, strahlte sie auch den Widerhall desjenigen ab, der sie besessen, getragen oder benutzt hatte.

Der Auraabdruck dieser Menschen war das Einzige, was sie beruhigte, wenn sie ihrem Heiligtum da unten gerade keinen persönlichen Besuch abstatten konnte.

Gott, wie sie es hasste, auf Erden arbeiten zu müssen.

Erschauernd tupfte sie sich die Tränen ab. »Ich kann es nicht ertragen, so weit von ihnen entfernt zu sein.«

»Aber Sie brauchen Ihren Job. Das haben Sie mir selbst erzählt. Und Ihr Exmann besitzt einfach die besseren Möglichkeiten, sich um die tägliche Pflege und Betreuung Ihrer Kinder zu kümmern.«

»Das stimmt.« Devina hatte ihre Vorgeschichte so weit verbiegen müssen, dass sie einigermaßen menschenkompatibel war. Selbstverständlich gab es keinen Exmann, aber die Parallele funktionierte: Ihre Seelen waren dort, wo sie sie zurückgelassen hatte, in Sicherheit. Es machte Devina einfach nur fertig, so weit weg von ihnen zu sein. Es gab keinen Ort, an dem sie lieber wäre, als ganz unten in ihrem Reich, um die sich windende, wehklagende Schar zu beobachten, die dort auf ewig in ihren Mauern eingesperrt war.

Mit ihnen zu spielen machte Spaß.

»Wo wohnen Sie denn jetzt?«, fragte die Therapeutin. »Nachdem Ihr Freund und Sie beschlossen hatten, Ihre Beziehung zu beenden, wohin sind Sie gezogen?«

Jetzt wandelte sich Devinas Angst in Wut. Sie konnte nicht fassen, dass sie die erste Schlacht gegen Jim Heron verloren hatte … oder dass dieser blöde Arsch in ihren privaten Raum eingedrungen war. Ihm und diesen anderen beiden Engeln hatte sie es zu verdanken, dass sie so hastig alles hatte zusammenpacken und das Loft räumen müssen.

»Ein Freund von mir besitzt ein leer stehendes Gebäude.« Eigentlich war er kein Freund. Nur irgendein Kerl, den sie so lange gefickt hatte, bis er die notwendigen Papiere unterschrieb. Im Anschluss hatte sie ihn umgebracht, seine Leiche in eine Giftmülltonne gestopft und das Ding ordnungsgemäß versiegelt. Jetzt stand er in seinem eigenen Keller und faulte gemütlich vor sich hin.

»Und der Umzug ist abgeschlossen?«

»Ja, alles ist da. Nur habe ich es, wie gesagt, noch nicht vernünftig geordnet.« Allerdings hatte sie eine weitere Jungfrau aufgetrieben, die sie postwendend geopfert und dazu benutzt hatte, den Spiegel zu schützen, der sie zurück in die Hölle brachte. »Ich habe aber eine Alarmanlage eingebaut.«

Wenn jemand das Blutsiegel in dem Raum, in dem sie ihren wertvollsten Besitz aufbewahrte, durchbräche, würde Devina das auf der Stelle bemerken. Auf genau diese Weise hatte sie auch sofort mitbekommen, als Jim und seine Engelkollegen bei ihr eingestiegen waren. So hatte sie ihre Sachen gerettet.

Jungfrauen waren dieser Tage allerdings verflucht schwer aufzutreiben. Jeder hatte ständig Sex, sodass etwas, was früher einmal an jeder Ecke zu finden gewesen war, heute immer seltener wurde. Kinder tötete Devina nie – das war einfach falsch. Es wäre, als würde ihr jemand eine ihrer Seelen wegnehmen. Aber jemanden über achtzehn zu finden, der noch nie gepimpert hatte … Das konnte Tage dauern.

Ein Hoch auf die Keuschheit, konnte sie da nur sagen.

»Moment mal, was heißt Gebäude?«, fragte die Therapeutin. »Sie wohnen doch wohl nicht auf irgendeiner Baustelle?«

»Nein, nein. Im Augenblick bin ich in einem Hotel. Mein Beruf hat mich kurzfristig nach Boston verschlagen, um genau zu sein.« Denn es wurde Zeit für die zweite Schlacht mit ihrem Todfeind.

Und verdammt noch einmal, diese würde sie gewinnen.

»Devina, das ist ja so großartig.« Die Therapeutin schlug sich die Hand aufs Knie und lächelte. »Sie wohnen von Ihren Sachen getrennt. Sie haben einen Durchbruch geschafft.«

Nicht so richtig, wenn man bedachte, dass sie innerhalb einer Sekunde überall sein konnte, wo sie wollte.

»Jetzt erzählen Sie mal, wie läuft es in der Arbeit? Ich weiß, dass die letzte Woche schlimm war.«

Devinas Hand tastete nach der Handtasche und streichelte das weiche Leder. »Es wird sich bessern. Dafür werde ich sorgen.«

»Ihr neuer Kollege. Wie läuft es mit ihm? Ich weiß, dass es anfangs Reibungen gab.«

Reibungen? Ja, so könnte man das nennen.

Sie dachte an sich und Jim Heron auf dem Parkplatz des Iron Mask, er tief in ihr steckend, sie ihn heftig reitend. Obwohl sie ihn leidenschaftlich hasste, hätte sie nichts gegen ein paar weitere intime Momente mit ihm.

Devina drückte den Rücken durch. »Er wird nicht stellvertretender Direktor. Mir egal, was ich tun muss, aber ich habe zu lang und zu hart gearbeitet, um mir von irgendeinem dahergelaufenen Kerl wegnehmen zu lassen, was mir zusteht.«

Sieben Seelen. Sieben Chancen für Gut oder Böse zu gewinnen. Und die erste war auf die andere Seite gewandert. Wenn noch drei zu Jim Heron überliefen, dann war Devina nicht nur ihren »Job« los, sondern die Engel übernahmen die Erde, und jede einzelne ihrer Seelen würde erlöst.

Die ganze Plackerei für nichts und wieder nichts: Ihre Sammlungen? Weg. Ihre Armee? Weg. Sie selbst … weg.

Sie sah die Therapeutin an. »Ich werde ihn nicht gewinnen lassen.«

Die Frau nickte. »Haben Sie einen Plan?«

Devina klopfte auf ihre Handtasche. »Oh ja, den habe ich.« Nach der Sitzung wandte Devina sich nach Nordosten, warf sich als dunklen Schatten in die Luft und flog durch die Nacht. Auf der Boylston Street, gegenüber vom Boston Public Garden, wo die Trauerweiden am Teich gerade ergrünten, materialisierte sie sich wieder.

Der nüchterne Backsteinbau des Hotels Four Seasons nahm mit seinem Eingangsbereich, der Toreinfahrt für Autos und den Restaurants im Erdgeschoss fast den gesamten Block ein. Obwohl äußerlich eher schlicht gehalten, war das Innere ganz mit warmem Holz und elegantem Brokat gestaltet, und es gab stets frische Blumen.

Devina hätte einfach in ihr Zimmer huschen können, aber das wäre eine Verschwendung ihres Outfits gewesen: Die Escada-Hose und die Chanel-Bluse waren ein Hingucker, von ihrem Stella-McCartney-Trenchcoat mal ganz zu schweigen.

Und sieh mal einer an, es war zwar erst ihr zweiter Tag hier, aber die Portiers und die Angestellten an der Rezeption grüßten sie bereits mit Namen, als sie auf ihren Louboutins klackernd in die Marmorlobby rauschte.

Was wieder einmal bestätigte: Von all den Hüllen aus erdachtem Fleisch, die sie je getragen hatte, passte die jetzige – die einer brünetten Frau mit nicht enden wollenden Beinen und zwei Brüsten, bei denen menschliche Männer über ihre eigenen Zungen stolperten – am besten zu ihr. Zwar war sie streng genommen ein geschlechtsloses »Es«, doch die Erfahrung hatte gezeigt, dass ihr Waffenarsenal am wirksamsten von einer manikürten Hand geführt wurde.

Außerdem gefielen ihr die Klamotten für Frauen besser.

Das Ficken auch.

Ihre Suite im obersten Stockwerk verfügte über einen fantastischen Ausblick auf den Garten und den Park, über diverse prachtvolle Räume – wie auch über exzellenten Zimmerservice. Das Rosenbukett als Geschenk des Hauses war eine nette Geste.

So war das eben, wenn man Tausende und Abertausende von Dollar für eine Bude hinblätterte.

Devina lief durch das Wohn- und das Schlafzimmer ins anschließende Marmorbad. Auf der Ablage zwischen den beiden Waschbecken stellte sie ihre Tasche ab und holte das Kapuzensweatshirt heraus, das sie von diesem Kampf-Käfig hatte mitgehen lassen. Es besaß die Farbe von Nebel und war Größe XXL. So etwas konnte man in jedem x-beliebigen Kaufhaus erstehen, eins dieser anonymen Kleidungsstücke, die jeder Mann hätte tragen können, überall erhältlich, billig. Nichts Besonderes.

Nur, dass dieses hier einzigartig war. Vor allem wegen der Blutflecke.

Gott sei Dank waren diese Bullen aufgetaucht. Sonst hätte sie den Termin bei ihrer Therapeutin überhaupt nicht mehr geschafft.

Rasch zog sie ihre Sachen aus und versuchte, sie schlampig und zerknittert auf dem Boden liegen zu lassen … was sie ungefähr eine halbe Minute lang durchhielt. Die Unordnung löste ein Summen in ihrem Kopf aus, sie musste alles aufheben und in den Schrank hängen, wo es hingehörte. Sie hatte einen BH getragen, also wurde der in die Kommode gelegt. Über eine Unterhose musste sie sich keine Sorgen machen.

Als sie schließlich wieder zurück an die Arbeit im Badezimmer ging, war sie deutlich ruhiger.

Ihrem Schminkköfferchen entnahm sie eine goldene Schere und schnitt damit an der Stelle, wo das Herz des Besitzers gewesen wäre, ein Loch in das Sweatshirt. Dann zerteilte sie den Stoff in kleine Stücke. Die Baumwolle gab der Klinge mühelos nach und bildete auf dem glatten Marmor einen kleinen Haufen.

Dann schlitzte sie sich mit der Schere die Handfläche auf, sodass ihr Blut schmutzig grau aus der Wunde herausrann, und tropfte etwas auf das Stoffnest, das sie vorbereitet hatte.

Einen Moment lang hielt sie reglos vor Enttäuschung inne; sie wünschte sich, ihr Blut wäre rot – weil es so viel attraktiver wäre.

Offen gestanden hasste Devina ihr wahres Aussehen. Viel besser war doch dieser Körper. Und die anderen.

Während sie die Sweatshirtstücke in dem schmutzigen Blut ihrer Handfläche rieb, stellte sie sich den Mann vor, der diesen Stoff auf seiner Haut getragen hatte, sah sein hartes Gesicht und den herauswachsenden Bürstenschnitt sowie die Tattoos auf seinem Körper.

Immer noch ihre Handfläche reibend und das Bild von Isaac Rothe vor dem geistigen Auge, lief Devina nackt ins Schlafzimmer und setzte sich auf die Bettdecke. Auf dem Nachttisch stand eine flache Ebenholzkiste, aus der sie nun eine handgeschnitzte Schachfigur hervorholte – die Königin, die nicht annähernd so schön war, wie ihre eigene fleischliche Hülle. Sie hatte nicht zugesehen, wie Jim Heron die edle Dame schnitzte, aber getan hatte er es, und sie malte ihn sich dabei aus: über ein scharfes Messer gebeugt, mit sicherer Hand die Stahlklinge führend, um den Gegenstand im Inneren des Holzstücks freizulegen. Indem Devina nun das Ergebnis seiner Arbeit zusammen mit dem Sweatshirtstoff in ihre blutende Handfläche drückte, verschmolz sie alles miteinander, führte es zusammen. Anschließend holte sie sich eine Kerze, die ihrem Willen gehorchend aufflackerte. Sie legte sich hin und blies über die Flamme hinweg, wodurch die miteinander vermengten Essenzen von ihnen allen dreien über dem Feuer schwebten.

Der violette Schein, der auf der anderen Seite entstand, hüllte sie in Phosphoreszenz … rief die Besitzer der Dinge zusammen … rief sie zu ihr.

Vier

Wenn man in der Zentralverwaltung des Suffolk-County-Gefängnisses in der Bostoner Innenstadt arbeitete, erlebte man eine Menge Mist. Und manches davon konnte einem den Appetit auf Kaffee und Donuts gründlich verderben.

Anderes wiederum … war einfach nur total absurd.

Angefangen hatte Billy McCray als Streifenpolizist im Süden der Stadt, wo er mit seinen Brüdern, Cousins und seinem alten Herrn Dienst geschoben hatte. Nachdem er dann vor ungefähr fünfzehn Jahren angeschossen worden war, hatte der Sergeant ihm diesen Schreibtischjob besorgt – und es hatte sich herausgestellt, dass nicht nur der Rollstuhl wunderbar unter die Tischplatte passte, sondern dass er auch verdammt gut im Erledigen von Papierkram war. Zu Anfang hatte er Verhaftungen verbucht und Fingerabdrücke genommen, jetzt stand mittlerweile alles unter seinem Kommando.

Hier drinnen putzte sich ohne Billys Erlaubnis niemand auch nur die Nase.

Und er liebte seine Arbeit, selbst wenn es manchmal äußerst seltsam zuging.

Wie zum Beispiel heute Morgen, um sechs Uhr. Er hatte eine weiße Frau eingecheckt, die zwei Coladosen als BH getragen hatte; sie hatte sich die Dinger mit dem gewölbten Aluboden an die Möpse geklebt, sodass die Dosen senkrecht abstanden. Billy hatte so eine Ahnung, dass das Verbrecherfoto auf www. thesmokinggun.com landen würde und die Gute den Auftritt wahrscheinlich auch noch genießen würde: Ehe er sie fotografierte, hatte er angeboten, ihr ein Hemd oder dergleichen zu holen, aber nein, sie wollte unbedingt ihre … na ja, ihre Dosen präsentieren.

Leute gab’s. Einfach unglaublich.

Im Endeffekt war der Gummikitt leicht von der Haut abgegangen, aber Getränke bekam sie fürs Erste nur in einzelnen Pappbechern serviert, nur für den Fall, dass sie noch einmal so eine super Idee …