Königsblut - J. R. Ward - E-Book

Königsblut E-Book

J. R. Ward

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Beschreibung

Von Millionen Fans heiß ersehnt: J. R. Ward kehrt zurück zu ihren Anfängen und erzählt die berührende Liebesgeschichte zwischen dem mächtigen Vampirkönig Wrath und seiner geliebten Beth weiter

Wrath, Sohn des Wrath, ist nicht nur der mächtigste Krieger der BLACK DAGGER, er ist auch der rechtmäßige König der Vampire. Nach jahrhundertelangen Kämpfen mit seinen Feinden ist er nun endlich bereit, sein Erbe anzutreten. Unterstützt wird er dabei von der schönen Beth, seiner einzig wahren Liebe. Sie gibt ihm die Kraft, die Krone zu tragen. Doch die Feinde der BLACK DAGGER sind nicht endgültig besiegt, und ausgerechnet Beth wird im Kampf gegen seine Widersacher Wraths Achillesferse sein ...

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Seitenzahl: 432

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Das Buch

Wrath, der König aller Vampire, ist stark, mächtig und edel. Gemeinsam mit der Bruderschaft der BLACKDAGGER beschützt er seine Spezies vor den Lessern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Vampire zu jagen. Doch Wrath hat einen Makel: Aufgrund einer Erbkrankheit ist er erblindet, und einen blinden König akzeptiert der Vampiradel nicht. In dunklen Nächten schmieden seine Widersacher einen heimtückischen Plan, um Wrath vom Thron zu stoßen, und ausgerechnet Wraths innig geliebte Frau Beth liefert den Verschwörern den perfekten Vorwand – denn Beth ist zur Hälfte Mensch. Laut den Gesetzen der Vampire hat eine Halbvampirin keinen Anspruch auf die Königinnenwürde. Wrath steht vor einer folgenschweren Entscheidung: Entweder er gibt sein Königsamt auf, oder er lässt sich von seiner Frau scheiden. Doch dann hat Beth eine geniale Idee, wie sie Wraths Thron und ihre Ehe retten können…

Die Autorin

J.R. Ward begann bereits während des Studiums mit dem Schreiben. Nach dem Hochschulabschluss veröffentlichte sie die BLACKDAGGER-Serie, die in kürzester Zeit die amerikanischen Bestsellerlisten eroberte. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihrem Golden Retriever in Kentucky und gilt seit dem überragenden Erfolg der Serie als Star der romantischen Mystery.

Ein ausführliches Werkverzeichnis aller von J.R. Ward im Wilhelm Heyne Verlag erschienenen Bücher finden Sie am Ende des Bandes.

www.twitter.com/HeyneFantasySF

@HeyneFantasySF

www.heyne-fantastisch.de

J.R.Ward

Königsblut

Ein Black dagger-Roman

Wilhelm Heyne Verlag

München

Titel der Originalausgabe:

THE KING (Part 2)

Aus dem Amerikanischen von Corinna Vierkant

Deutsche Erstausgabe 03/2015

Redaktion: Bettina Spangler

Copyright © 2014 by Love Conquers All, Inc.

Copyright © 2015 der deutschen Ausgabe

und der Übersetzung by

Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlagbild: Dirk Schulz

Umschlaggestaltung: Animagic, Bielefeld

Autorenfoto © by John Rott

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-14761-7

In Gedenken an:

Jonah alias Boo

alias der allerbeste WriterDog

Ruhe in Frieden

Wir sehen uns wieder.

Und:

W. Gillette Bird, Jr.

Danksagung

Ein großes Dankeschön allen Lesern der Bruderschaft der Black Dagger!

Vielen Dank für all die Unterstützung und die Ratschläge an: Steven Axelrod, Kara Welsh, Claire Zion und Leslie Gelbman. Danke auch an alle Mitarbeiter von NAL – diese Bücher sind echte Teamarbeit!

Alles Liebe an das Team Waud – ihr wisst, wer gemeint ist. Ohne euch käme die Sache gar nicht zustande.

Nichts von alledem wäre möglich ohne: meinen liebevollen Ehemann, der mir mit Rat und Tat zur Seite steht, sich um mich kümmert und mich an seinen Visionen teilhaben lässt; meine wunderbare Mutter, die mir mehr Liebe geschenkt hat, als ich ihr je zurückgeben kann; meine Familie (die blutsverwandte wie auch die frei gewählte) und meine liebsten Freunde.

Ach ja, und meinem neuen WriterAssistant Naamah.

Glossar der Begriffe und Eigennamen

Ahstrux nohtrum– Persönlicher Leibwächter mit Lizenz zum Töten, der vom König ernannt wird.

Die Auserwählten– Vampirinnen, deren Aufgabe es ist, der Jungfrau der Schrift zu dienen. Sie werden als Angehörige der Aristokratie betrachtet, obwohl sie eher spirituell als weltlich orientiert sind. Normalerweise pflegen sie wenig bis gar keinen Kontakt zu männlichen Vampiren; auf Weisung der Jungfrau der Schrift können sie sich aber mit einem Krieger vereinigen, um den Fortbestand ihres Standes zu sichern. Einige von ihnen besitzen die Fähigkeit zur Prophezeiung. In der Vergangenheit dienten sie alleinstehenden Brüdern zum Stillen ihres Blutbedürfnisses. Diese Praxis wurde von den Brüdern wieder aufgenommen.

Bannung– Status, der einer Vampirin der Aristokratie auf Gesuch ihrer Familie durch den König auferlegt werden kann. Unterstellt die Vampirin der alleinigen Aufsicht ihres Hüters, üblicherweise der älteste Mann des Haushalts. Ihr Hüter besitzt damit das gesetzlich verbriefte Recht, sämtliche Aspekte ihres Lebens zu bestimmen und nach eigenem Gutdünken jeglichen Umgang zwischen ihr und der Außenwelt zu regulieren.

Die Bruderschaft der Black Dagger– Die Brüder des Schwarzen Dolches. Speziell ausgebildete Vampirkrieger, die ihre Spezies vor der Gesellschaft der Lesser beschützen. Infolge selektiver Züchtung innerhalb der Rasse besitzen die Brüder ungeheure physische und mentale Stärke sowie die Fähigkeit zur extrem raschen Heilung. Die meisten von ihnen sind keine leiblichen Geschwister; neue Anwärter werden von den anderen Brüdern vorgeschlagen und daraufhin in die Bruderschaft aufgenommen. Die Mitglieder der Bruderschaft sind Einzelgänger, aggressiv und verschlossen. Sie pflegen wenig Kontakt zu Menschen und anderen Vampiren, außer um Blut zu trinken. Viele Legenden ranken sich um diese Krieger, und sie werden von ihresgleichen mit höchster Ehrfurcht behandelt. Sie können getötet werden, aber nur durch sehr schwere Wunden wie zum Beispiel eine Kugel oder einen Messerstich ins Herz.

Blutsklave– Männlicher oder weiblicher Vampir, der unterworfen wurde, um das Blutbedürfnis eines anderen zu stillen. Die Haltung von Blutsklaven wurde vor Kurzem gesetzlich verboten.

Chrih– Symbol des ehrenhaften Todes in der alten Sprache.

Doggen– Angehörige(r) der Dienerklasse innerhalb der Vampirwelt. Doggen pflegen im Dienst an ihrer Herrschaft altertümliche, konservative Sitten und folgen einem formellen Bekleidungs- und Verhaltenskodex. Sie können tagsüber aus dem Haus gehen, altern aber relativ rasch. Die Lebenserwartung liegt bei etwa fünfhundert Jahren.

Dhunhd– Hölle.

Ehros– Eine Auserwählte, die speziell in der Liebeskunst ausgebildet wurde.

Exhile Dhoble– Der böse oder verfluchte Zwilling, derjenige, der als Zweiter geboren wird.

Gesellschaft der Lesser– Orden von Vampirjägern, der von Omega zum Zwecke der Auslöschung der Vampirspezies gegründet wurde.

Glymera– Das soziale Herzstück der Aristokratie, sozusagen die »oberen Zehntausend« unter den Vampiren.

Gruft– Heiliges Gewölbe der Bruderschaft der Black Dagger. Sowohl Ort für zeremonielle Handlungen als auch Aufbewahrungsort für die erbeuteten Kanopen der Lesser. Hier werden unter anderem Aufnahmerituale, Begräbnisse und Disziplinarmaßnahmen gegen Brüder durchgeführt. Niemand außer Angehörigen der Bruderschaft, der Jungfrau der Schrift und Aspiranten hat Zutritt zur Gruft.

Hellren– Männlicher Vampir, der eine Partnerschaft mit einer Vampirin eingegangen ist. Männliche Vampire können mehr als eine Vampirin als Partnerin nehmen.

Hohe Familie– König und Königin der Vampire sowie all ihre Kinder.

Hüter– Vormund eines Vampirs oder einer Vampirin. Hüter können unterschiedlich viel Autorität besitzen, die größte Macht übt der Hüter einer gebannten Vampirin aus.

Jungfrau der Schrift– Mystische Macht, die dem König als Beraterin dient sowie die Vampirarchive hütet und Privilegien erteilt. Existiert in einer jenseitigen Sphäre und besitzt umfangreiche Kräfte. Hatte die Befähigung zu einem einzigen Schöpfungsakt, den sie zur Erschaffung der Vampire nutzte.

Leahdyre– Eine mächtige und einflussreiche Person.

Lesser– Ein seiner Seele beraubter Mensch, der als Mitglied der Gesellschaft der Lesser Jagd auf Vampire macht, um sie auszurotten. Die Lesser müssen durch einen Stich in die Brust getötet werden. Sie altern nicht, essen und trinken nicht und sind impotent. Im Laufe der Jahre verlieren ihre Haare, Haut und Iris ihre Pigmentierung, bis sie blond, bleich und weißäugig sind. Sie riechen nach Talkum. Aufgenommen in die Gesellschaft werden sie durch Omega. Daraufhin erhalten sie ihre Kanope, ein Keramikgefäß, in dem sie ihr aus der Brust entferntes Herz aufbewahren.

Lewlhen– Geschenk.

Lheage– Respektsbezeichnung einer sexuell devoten Person gegenüber einem dominanten Partner.

Lhenihan– Mystisches Biest, bekannt für seine sexuelle Leistungsfähigkeit. In modernem Slang bezieht es sich auf einen Vampir von übermäßiger Größe und Ausdauer.

Lielan– Ein Kosewort, frei übersetzt in etwa »mein Liebstes«.

Lys– Folterwerkzeug zur Entnahme von Augen.

Mahmen– Mutter. Dient sowohl als Bezeichnung als auch als Anrede und Kosewort.

Mhis– Die Verhüllung eines Ortes oder einer Gegend; die Schaffung einer Illusion.

Nalla oder Nallum– Kosewort. In etwa »Geliebte(r)«.

Novizin– Eine Jungfrau.

Omega– Unheilvolle mystische Gestalt, die sich aus Groll gegen die Jungfrau der Schrift die Ausrottung der Vampire zum Ziel gesetzt hat. Existiert in einer jenseitigen Sphäre und hat weitreichende Kräfte, wenn auch nicht die Kraft zur Schöpfung.

Phearsom– Begriff, der sich auf die Funktionstüchtigkeit der männlichen Geschlechtsorgane bezieht. Die wörtliche Übersetzung lautet in etwa »würdig, in eine Frau einzudringen«.

Princeps– Höchste Stufe der Vampiraristokratie, untergeben nur den Mitgliedern der Hohen Familie und den Auserwählten der Jungfrau der Schrift. Dieser Titel wird vererbt; er kann nicht verliehen werden.

Pyrokant– Bezeichnet die entscheidende Schwachstelle eines Individuums, sozusagen seine Achillesferse. Diese Schwachstelle kann innerlich sein, wie zum Beispiel eine Sucht, oder äußerlich, wie ein geliebter Mensch.

Rahlman– Retter.

Rythos– Rituelle Prozedur, um verlorene Ehre wiederherzustellen. Der Rythos wird von dem Vampir gewährt, der einen anderen beleidigt hat. Wird er angenommen, wählt der Gekränkte eine Waffe und tritt damit dem unbewaffneten Beleidiger entgegen.

Schleier– Jenseitige Sphäre, in der die Toten wieder mit ihrer Familie und ihren Freunden zusammentreffen und die Ewigkeit verbringen.

Shellan– Vampirin, die eine Partnerschaft mit einem Vampir eingegangen ist. Vampirinnen nehmen sich in der Regel nicht mehr als einen Partner, da gebundene männliche Vampire ein ausgeprägtes Revierverhalten zeigen.

Symphath– Eigene Spezies innerhalb der Vampirrasse, deren Merkmale die Fähigkeit und das Verlangen sind, Gefühle in anderen zu manipulieren (zum Zwecke eines Energieaustauschs). Historisch wurden die Symphathen oft mit Misstrauen betrachtet und in bestimmten Epochen auch von den anderen Vampiren gejagt. Sind heute nahezu ausgestorben.

Trahyner– Respekts- und Zuneigungsbezeichnung unter männlichen Vampiren. Bedeutet ungefähr »geliebter Freund«.

Transition– Entscheidender Moment im Leben eines Vampirs, wenn er oder sie ins Erwachsenenleben eintritt. Ab diesem Punkt müssen sie das Blut des jeweils anderen Geschlechts trinken, um zu überleben, und vertragen kein Sonnenlicht mehr. Findet normalerweise mit etwa Mitte zwanzig statt. Manche Vampire überleben ihre Transition nicht, vor allem männliche Vampire. Vor ihrer Transition sind Vampire von schwächlicher Konstitution und sexuell unreif und desinteressiert. Außerdem können sie sich noch nicht dematerialisieren.

Triebigkeit– Fruchtbare Phase einer Vampirin. Üblicherweise dauert sie zwei Tage und wird von heftigem sexuellem Verlangen begleitet. Zum ersten Mal tritt sie etwa fünf Jahre nach der Transition eines weiblichen Vampirs auf, danach im Abstand von etwa zehn Jahren. Alle männlichen Vampire reagieren bis zu einem gewissen Grad auf eine triebige Vampirin, deshalb ist dies eine gefährliche Zeit. Zwischen konkurrierenden männlichen Vampiren können Konflikte und Kämpfe ausbrechen, besonders wenn die Vampirin keinen Partner hat.

Vampir– Angehöriger einer gesonderten Spezies neben dem Homo sapiens. Vampire sind darauf angewiesen, das Blut des jeweils anderen Geschlechts zu trinken. Menschliches Blut kann ihnen zwar auch das Überleben sichern, aber die daraus gewonnene Kraft hält nicht lange vor. Nach ihrer Transition, die üblicherweise etwa mit Mitte zwanzig stattfindet, dürfen sie sich nicht mehr dem Sonnenlicht aussetzen und müssen sich in regelmäßigen Abständen aus der Vene ernähren. Entgegen einer weit verbreiteten Annahme können Vampire Menschen nicht durch einen Biss oder eine Blutübertragung »verwandeln«; in seltenen Fällen aber können sich die beiden Spezies zusammen fortpflanzen. Vampire können sich nach Belieben dematerialisieren, dazu müssen sie aber ganz ruhig werden und sich konzentrieren; außerdem dürfen sie nichts Schweres bei sich tragen. Sie können Menschen ihre Erinnerung nehmen, allerdings nur, solange diese Erinnerungen im Kurzzeitgedächtnis abgespeichert sind. Manche Vampire können auch Gedanken lesen. Die Lebenserwartung liegt bei über eintausend Jahren, in manchen Fällen auch höher.

Vergeltung– Akt tödlicher Rache, typischerweise ausgeführt von einem Mann im Dienste seiner Liebe.

Wanderer– Ein Verstorbener, der aus dem Schleier zu den Lebenden zurückgekehrt ist. Wanderern wird großer Respekt entgegengebracht, und sie werden für das, was sie durchmachen mussten, verehrt.

Whard– Entspricht einem Patenonkel oder einer Patentante.

Zwiestreit– Konflikt zwischen zwei männlichen Vampiren, die Rivalen um die Gunst einer Vampirin sind.

1

Es ließ sich leicht über Gott nachsinnen, während man zusah, wie die Sonne am Hudson River aufging.

Sola saß auf der leeren Terrasse vor Assails gläsernem Haus und blickte über den kalten, träge dahinfließenden Fluss. Aprikosenfarbene und gelbe Flecken schillerten auf dem Wasser, während am anderen Ufer das große orange Rund über den Wolkenkratzern der Stadt emporstieg.

Sie war ihren Entführern entwischt, dachte sie zum hundertsten Mal. Sie mochte innerliche Narben davontragen, doch ihr Körper war unversehrt, ihr Kopf war intakt, und fürs Erste war sie in Sicherheit.

Sie dachte an die Stoßgebete, die unglaublicherweise in Erfüllung gegangen waren. Es waren Worte der Verzweiflung gewesen, wer ahnte denn schon, dass so etwas Gehör fand?

Jetzt stellte sich die Frage: Würde sie ihren Teil der Abmachung erfüllen?

Mann, diese Entscheidung würde ihr so viel leichter fallen, wenn ein Engel vom Himmel herabgeschwebt wäre, sie ihren Entführern entrissen und bei Assail wieder abgesetzt hätte. Stattdessen musste sie all die Drecksarbeit selbst erledigen. Aufgeräumt hatte Assail, und die Rückkehr zur Normalität hatte einer seiner grimmigen Cousins übernommen, fünf Stunden lang am Steuer. Ach ja, und dann war da noch dieser Hilfstrupp in der dubiosen Einrichtung gewesen.

Waren das alles ganz normale Sterbliche gewesen, geführt durch die Hand Gottes? Oder handelte es sich um eine reine Verkettung von Zufällen? War ihre Rettung ein Fall von göttlicher Intervention oder ein Glücksfall, der nicht mehr Bedeutung trug als die Ziehung einer Lottozahl?

Ein kleiner Fischkutter tuckerte in ihr Blickfeld, gesteuert von einem einsamen Passagier über einen Außenbordmotor am Heck.

Sola zog die schwere Decke enger um sich und dachte an all die Missetaten, die sie seit ihrem neunten oder zehnten Lebensjahr begangen hatte. Angefangen hatte es mit Taschendiebstahl unter Anleitung ihres Vaters, mit dessen Hilfe sie bald zu komplizierteren Diebstählen überging. Als er schließlich im Gefängnis landete und sie mit ihrer Großmutter in die Staaten zog, hatte sie versucht, ihren Lebensunterhalt mit einem Kassenjob in einem Restaurant zu bestreiten. Doch das hatte sich als äußerst schwierig erwiesen, und so hatte sie sich ihre Erfahrungen zunutze gemacht und sich erfolgreich über Wasser gehalten.

Ihre Großmutter hatte keine Fragen gestellt, aber Sola kannte es nicht anders. Ihre Mutter hatte sich auch nie eingemischt, außer wenn es um Sola ging. Leider hatte sie nicht lang genug gelebt, um nachhaltig Einfluss auf ihre Tochter auszuüben, und ihr Tod hatte Vater und Tochter noch enger zusammengeschweißt.

Früher oder später musste es Sola erwischen. Zur Hölle, ihr Vater war ihr Meister gewesen, und selbst er war im Gefängnis gestorben.

Sie dachte daran, wie sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, bei der Gerichtsverhandlung in Sträflingskleidung und Handschellen. Er hatte sie kaum angesehen, aber nicht aus Scham oder aus Furcht, in Tränen auszubrechen.

Er hatte keinen Nutzen mehr in ihr gesehen.

Sie rieb sich die Augen. Komisch, dass sie noch immer verletzt war. Aber sie hatte sich so lange angestrengt, um seine Anerkennung zu gewinnen, ihn stolz zu machen und eine Bindung zu schaffen. Da schmerzte die Erkenntnis, dass sie für ihn nicht mehr als ein Werkzeug für seine dunklen Geschäfte gewesen war.

Sie hatte den Gerichtssaal noch vor der Urteilsverkündung verlassen – und war auf direktem Weg in seine Wohnung gegangen. Dort war sie eingebrochen und hatte das Geheimversteck in der Rückwand der Dusche gefunden, wo er einen Packen Geld gebunkert hatte, und damit hatte sie sich und ihre Großmutter von seinem Vermächtnis freigekauft.

Ihr Einreisevisum in die Staaten war gefälscht gewesen. Die Nachricht, die sie drei Wochen später über Verwandte erhielten, war echt: Ihr Vater hatte »lebenslänglich« bekommen.

Und dann hatte man ihn hinter Gittern umgebracht.

Da ihre Großmutter nicht nur Witwe war, sondern auch noch ihren einzigen Sohn verloren hatte, musste Sola fortan den Lebensunterhalt bestreiten. Das tat sie auf die einzige Art, die sie kannte, die einzige Art, die ihr möglich war.

Jetzt saß sie hier auf der Terrasse dieses Drogenbarons und haderte mit einem moralischen Dilemma, das sie nie erwartet hätte …

… und sah dabei einem Angler zu, der den Motor abstellte und die Leine auswarf.

Doch auch ohne Antrieb blieb das Boot nicht stehen. Die Strömung trug es weiter, quer durch Solas Blickfeld, ein bescheidener Kahn, der zwergenhaft klein wirkte im Kontrast zu den Gebäuden in der Ferne.

»Willst du Frühstück?«

Sola wandte sich um. »Guten Morgen.«

Das Gesicht ihrer Großmutter war von Ringellöckchen umrahmt, sie hatte sich eine Schürze umgebunden und Lippenstift aufgelegt. Sie trug ein einfaches Baumwollkleid – selbst genäht, natürlich –, und ihre robusten braunen Schuhe passten irgendwie dazu.

»Ja, bitte.«

Als sie aufstehen wollte, winkte ihre Großmutter mit knotigen Händen ab. »Bleib in Sonne sitzen. Du brauchst Sonne, du zu blass. Du lebst wie Vampir.«

Normalerweise hätte sie Einwand erhoben, doch nicht an diesem Morgen. Sie war einfach nur dankbar, am Leben zu sein, und gab bereitwillig nach.

Als sie sich wieder der Aussicht zuwandte, stellte sie fest, dass der Angler langsam nach rechts aus der Sicht verschwand.

Sie wäre ihren Entführern entkommen, auch ohne Gebete. Sie war eine Überlebenskünstlerin, das war sie immer gewesen – und während der schrecklichen Ereignisse hatte sie wie auf Autopilot gehandelt. Sie hatte ihre Gefühle und körperlichen Empfindungen verdrängt und getan, was nötig war.

Wenn sie also an ihre Zukunft dachte, an die Strömungen in ihrem Leben, die sie davontragen würden, außer Sicht, sozusagen … war es am klügsten, mit den Gesetzesverstößen aufzuhören.

Unabhängig von irgendwelchen »Abmachungen«, die sie mit Gott getroffen hatte.

Sonst würde sie irgendwann im Gefängnis landen oder umkommen. Sie hatte gerade probeweise die Option »umkommen« getestet. Es hatte ihr nicht gefallen.

Sie blinzelte ins heller werdende Licht, schloss die Augen und ließ den Kopf zurückfallen. Die Wärme auf ihrem Gesicht erinnerte sie an Assail.

Sex mit ihm war, als würde man die Sonne berühren, nur ohne zu verbrennen. Ihr Körper verlangte nach mehr – allein ein flüchtiger Gedanke an ihn versetzte sie zurück in sein Bett, in die Stille der Nacht, die von leisem Stöhnen erfüllt war.

Unwillkürlich zogen sich ihre Brüste zusammen, und zwischen ihren Schenkeln wurde es feucht …

»Sola, bist du so weit?«, fragte ihre Großmutter hinter ihr.

Sola stand auf, beugte sich über die gläserne Brüstung und suchte nach dem Angler. Sie konnte ihn nirgends mehr entdecken. Er war fort.

Brr, es war kalt hier draußen …

»Sola?«, hakte ihre Großmutter sanft nach.

Seltsam. Für gewöhnlich war die Stimme ihrer Großmutter so rau wie ihre Hände. Sie sprach, wie sie kochte: einfach, direkt, unbeirrbar.

Doch jetzt klang sie nahezu zärtlich.

»Sola, komm essen jetzt.«

Sola suchte ein letztes Mal nach dem Angler. Dann wandte sie sich ihrer Großmutter zu.

»Ich liebe dich, vovó.«

Ihre Großmutter nickte stumm, und ihre alten Augen trübten sich. »Komm, du holst dir Tod.«

»Die Sonne ist warm.«

»Nicht warm genug.« Ihre Großmutter trat zurück und gestikulierte. »Du musst essen.«

Sola trat ins Haus und erstarrte.

Ohne es zu sehen, wusste sie, dass Assail die Treppe heruntergekommen war und sie betrachtete.

Scheiße, sie war sich nicht sicher, ob sie ihn würde vergessen können …

2

»Ausgerechnet in diesem Punkt mussten sie recht behalten«, stöhnte Trez.

Er lag flach auf dem glatten Boden im Badezimmer, bedeckte die Augen mit dem Unterarm und spürte überdeutlich, wie sein aufgerichteter Schwanz in sich zusammenfiel. All der bedeutungslose Sex mit Menschenfrauen hatte ihm im entscheidenden Moment den Wind aus den Segeln genommen.

Und neben ihm, auch dessen war er sich überdeutlich bewusst, lag Selena – nackt auf dem Badewannenvorleger.

Scheiße, er musste sich das abgelegte Handtuch wieder um die Hüften binden und …

»Wen meinst du mit ›sie‹?«

Trez bedeckte seine Blöße mit dem Frotteehandtuch und konnte die Auserwählte nicht einmal ansehen. »Meine Leute, die s’Hisbe.«

»Und in welchem Punkt hatten sie recht?«

»Warum bist du noch hier?«

Erst da wurde ihm bewusst, wie das für sie klingen musste, und als er sich aufsetzte, sah er, wie sie die Schultern einzog. »Entschuldige … ich meine nur, wie hältst du es mit mir aus?«

Verdammt, sie sah zum Anbeißen aus, wie sie da saß. Ihre Robe bedeckte nicht viel mehr als die Schultern, die Brustwarzen waren noch aufgerichtet, und die Haltung ihrer Beine hätte ihm tiefe Einblicke gewährt, hätte er sich nur ein klein wenig nach vorne gebeugt …

Selena zog ihre Robe über ihre Brüste – sosehr es schmerzte, es war besser so. Er hatte zerstört, was sich zwischen ihnen entwickelt hatte.

Aber er hatte gute Gründe dafür.

»Es tut mir leid«, sagte er und dachte, dass er sich diesen Satz auf die Stirn tätowieren lassen sollte, damit er ihn allmorgendlich und abends im Spiegel sah.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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