Friedrich Koeltze, der eiserne Bürgermeister von Spandau - Johannes Simang - E-Book

Friedrich Koeltze, der eiserne Bürgermeister von Spandau E-Book

Johannes Simang

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Beschreibung

Friedrich Koeltze war von 1886 bis 1919 Oberbürgermeister von Span-dau und hinterließ einen nachhaltigen Eindruck in der Stadtgeschichte. Seine Ernennung zum Oberbürgermeister auf Lebenszeit im Jahr 1895 durch den Kaiser reflektierte seine Verdienste und die Herausforderungen, denen sich Spandau gegenübersah. Unter seiner Führung entwickelte sich Spandau von einer Garnisonsstadt zu einem aufstrebenden industriellen Zentrum, was sowohl wirtschaftliche als auch soziale und kulturelle Veränderungen mit sich brachte. Die Zeit Koeltzes war geprägt von politischen Umwälzungen, insbesondere während der Weimarer Republik und der Auswirkungen des Versailler Vertrages. Er musste als Stadtoberhaupt eine Balance zwischen den Erwartungen der Bürger und den Herausforderungen der Zeit finden. Nach seinem Rücktritt mit 68 Jahren und der Eingliederung Spandaus in Groß-Berlin blieb Koeltze als Ehrenältester Berlins und Geheimrat aktiv und setzte sich weiterhin für die Belange der Stadt ein. Sein Wissen und seine Erfahrung waren in der Zeit nach seiner Amtszeit von großer Bedeutung. Er starb 1939 und bleibt ein Symbol für den unermüdlichen Einsatz für eine sich wandelnde Stadt.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Jahresberichte des OB Friedrich Koeltze

1886

1887

1888

1889

1890

1891

1892

1893

1894

1895

1896

1897

1898

1899

1900

1901

1902

1903

1904

1905

1906

1907

1908

1909

1910

1911

1912

1913

1914

1915

1916

1917

1918

1919

1920 Eingliederung in Groß-Berlin

Vorwort

In der Geschichte einer Stadt sind es oft die Menschen, die sie formen und prägen. Friedrich Koeltze, der „eiserne“ Oberbürgermeister von Spandau, ist ein solches Beispiel. Von 1886 bis 1919 lenkte er die Geschicke dieser Stadt und hinterließ dabei einen bleibenden Eindruck, der bis in die heutige Zeit nachhallt. Seine Ernennung zum Oberbürgermeister auf Lebenszeit durch den Kaiser im Jahr 1895 war nicht nur eine Anerkennung seiner Verdienste, sondern auch ein Zeichen für die Ambitionen und Herausforderungen, die Spandau in den kommenden Jahrzehnten erwarten würden.

Unter Koeltzes Leitung verwandelte sich Spandau von einer traditionellen Garnisonsstadt in ein aufstrebendes industrielles Zentrum. Diese Transformation war nicht nur ein wirtschaftlicher Paradigmenwechsel; sie brachte auch soziale und kulturelle Veränderungen mit sich. Fabriken und Werkstätten eröffneten, und mit ihnen kam eine neue Klasse von Arbeitern, die das Stadtbild und das soziale Gefüge maßgeblich veränderten. Koeltze verstand es, diese Entwicklungen zu steuern und die Stadt für die Herausforderungen der modernen Zeit zu rüsten.

Die Zeit, in der Koeltze regierte, war geprägt von politischen Umwälzungen und gesellschaftlichen Spannungen. 1919, im Jahr der Besetzung des Rathauses, war der Kampf um die Weimarer Republik in vollem Gange. Die politischen Strömungen waren vielfältig und oft gegensätzlich; während die Menschen nach Frieden und Stabilität strebten, waren die Auswirkungen des Versailler Vertrages spürbar. Die Siegermächte hatten mit ihren Forderungen die Grundlagen einer stabilen Demokratie gefährdet. Koeltze stand inmitten dieser Turbulenzen und musste als Stadtoberhaupt und als Bürger eine Balance finden zwischen den Erwartungen und den Herausforderungen, die auf ihn einstürmten.

Mit 68 Jahren trat Koeltze in den Ruhestand – doch sein Wirken endete nicht mit der Amtszeit. Als Ehrenältester Berlins und Geheimrat setzte er sich weiterhin für die Belange der Stadt und ihrer Bürger ein. Seine Erfahrung und sein Wissen waren auch in den schwierigen Jahren nach seiner Amtszeit von unschätzbarem Wert. Bis zu seinem Tod im Jahr 1939 blieb er ein Symbol für die Resilienz und den unermüdlichen Einsatz für eine Stadt, die sich ständig im Wandel befand. Johannes Simang

Über mich, Friedrich Koeltze

Lebensbericht von Friedrich Koeltze

Ich, Friedrich Wilhelm Georg Koeltze, geboren im Jahre 1852 in Züllichau, blicke auf eine bewegte Lebensgeschichte zurück, die mich nun an einen entscheidenden Punkt geführt hat. Im Jahr 1886 stellte ich mich der Wahl zum Bürgermeister der Stadt Spandau. Diese Wahl ist nicht nur eine große Ehre für mich, sondern auch eine immense Verantwortung, die ich mit dem tiefen Wunsch annehme, meiner Stadt und ihren Bürgern zu dienen.

Kindheit und Ausbildung

Ich wurde als Sohn des Justizkommissars Friedrich Wilhelm Koeltze und seiner Frau Charlotte Juliane Wilhelmine geboren. Schon in meiner Kindheit wurde mir der Wert von Bildung und rechtlichem Verständnis vermittelt. Nach dem Abschluss meiner Schulausbildung entschied ich mich, an den Universitäten in Halle, Breslau und Berlin Rechtswissenschaften zu studieren. Dort eignete ich mir das Wissen an, das mir später in meiner beruflichen Laufbahn nützlich sein sollte.

Im Jahr 1874 legte ich mein erstes Staatsexamen ab, was den Grundstein für meine zukünftige Karriere legte. Während meiner Studienzeit diente ich im Grenadier-Regiment Prinz Karl von Preußen (2. Brandenburgisches) Nr. 12 in Frankfurt an der Oder. Diese Zeit im Militär hat mir nicht nur Disziplin und Teamgeist beigebracht, sondern mich auch auf das Leben in der Öffentlichkeit vorbereitet.

Berufliche Laufbahn

Nach meinem Militärdienst nahm ich meine Laufbahn im öffentlichen Dienst auf. Vor meinem Dienstantritt in der Stadt Spandau hatte ich die Ehre, als Stadtrat in Stralsund zu fungieren. Diese Erfahrung hat mir wertvolle Einblicke in die kommunale Verwaltung und die Bedürfnisse der Bürger gegeben.

Familienleben

Im Jahr 1880 heiratete ich Maria Auguste Lauer, die mir nicht nur eine wunderbare Frau, sondern auch eine treue Partnerin wurde. Wir bekamen zwei Söhne, Friedrich Wilhelm und Georg, die uns viel Freude bereiten. Die Familie ist für mich ein wichtiger Teil meines Lebens, und ich bin dankbar für die Unterstützung, die ich von ihnen erhalte.

Die Wahl zum Bürgermeister

Die Wahl zum Bürgermeister von Spandau im April 1886 ist für mich ein Moment des Stolzes und der Demut. Ich sehe es als meine Pflicht an, die Herausforderungen, die vor uns liegen, mit Entschlossenheit und Weitblick anzugehen. Ich möchte die Lebensqualität in unserer Stadt verbessern, die Infrastruktur fördern und die Bürger an den Entscheidungsprozessen beteiligen.

Ausblick

Die Herausforderungen, die auf mich warten, sind zahlreich, aber ich bin fest entschlossen, mein Bestes zu geben. Als Bürgermeister werde ich alles daransetzen, Spandau zu einem Ort zu machen, an dem alle Bürger in Frieden und Wohlstand leben können. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam als Gemeinschaft stark sind und die Zukunft unserer Stadt positiv gestalten können.

Zusammengefasst kann ich sagen: Ich bezeichne meine Wahl zum Bürgermeister als einen Wendepunkt in meinem Leben. Ich nehme diese Verantwortung mit Demut an und hoffe, dass ich das Vertrauen der Bürger gerecht werden kann. Möge mein Wirken in Spandau von Erfolg und Fortschritt geprägt sein, zum Wohle aller.

Hermann Koeltze, April 1886

Prioritäten für die nächste Legislaturperiode

(in groben Zügen)

Systematisierung der Friedhofsdokumentation und einfache Karte für Angehörige.

Einführung eines Wartungsplans für Brücken mit Prioritätskategorien und Notfallfinanzierung.

Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit: regelmäßige Informationstage für kurzfristige Baustellenanfragen sowie ein wöchentliches Baustellenbulletin, das auf dem Markt, am Rathaus aushängt.

Diese vielen formalen Dinge gehören zu meinem Dienstleben, wie auch die politische Großwetterlage.

Jahresbericht des Bürgermeisters Friedrich Koeltze 31. Dezember 1887

Ich setze mich an den Tisch in meinem Amtszimmer, die Lampe wirft einen gelblichen Kreis auf das Papier, und draußen schleicht der Frost über die Scheiben. Es ist mein zweites Jahr als gewählter Bürgermeister; man hat mir 1886 das Vertrauen geschenkt, und dieses Jahr fühlt sich an wie ein Prüfstein: Entscheidungen fielen, kleine Verordnungen wurden neu gefasst, und das Gesicht unserer Stadt änderte sich auf eine Weise, die man kaum in einem einzigen Winter zusammenfassen kann. Dennoch versuche ich es - notiere, so gut es geht, was mir wichtig scheint, damit ich es nicht vergesse, wenn der Trubel des neuen Jahres uns wieder einholt.

Die Verwaltung stand am Anfang des Jahres vor einer Frage, die man als nüchterner Mann in Amtskleidung wohl kaum romantisch nennen kann: die Abspaltung vom Kreis Osthavelland und die Bildung eines eigenen Stadtkreises. Es war eine Angelegenheit von Papier und Paragraphen, aber auch von Stolz und Verantwortung. Wir diskutierten lange im Ratssaal, der Geruch von Tinte und Zigarren vermischte sich mit der Wärme der Öllampe. Manche sahen in der Loslösung nur Verwaltungsaufwand, andere die Chance, unser Schicksal selbst zu lenken. Ich habe dafür geworben, es mit Umsicht anzugehen — Autonomie ist ein Versprechen an die Menschen: bessere Schulen, bessere Wege, schnellere Hilfe, wenn man sie braucht. Am Ende stimmten alle dafür. Die Unterschriften, die wir setzten, fühlten sich wie ein Schwur an, und ich weiß, dass mit der neuen Ordnung auch die Pflicht wächst.