German Glückskind 3 - Reinhard Moh - E-Book

German Glückskind 3 E-Book

Reinhard Moh

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Beschreibung

Der Autor über sein Buch: In fast 70 Jahren erlebt man viel und trifft tausende von Menschen und mit vielen verbringt man auch eine Menge Lebenszeit. Die wichtigsten und schönsten Zeiten meines langen glücklichen Lebens möchte ich hier mit aller Liebe und Sorgfalt noch einmal erwähnen. Da die Musik mein Leben immer begleitet und geprägt hat und auch der Untertitel dieses Buches "Rock'n Roll Until I Die" lautet, habe ich jene Erlebnisse und Menschen, die mir besonders am Herzen lagen und liegen und heute noch ein Teil von mir sind, in Songtexte verpackt, die ebenso mein Herz berührt haben und es auch heute noch tun.

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Seitenzahl: 194

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Mit freundlicher Unterstützung von

Sandra Ehrler

Ulrike Koch, Annette Rooch & Thomas van Dyck

Eike Birck & Oliver Geyer

sowie allen meinen lieben Zeitzeugen.

Zu diesem Buch

In fast 70 Jahren erlebt man viel und trifft tausende von Menschen und mit vielen verbringt man auch eine Menge Lebenszeit. Die wichtigsten und schönsten Zeiten meines langen glücklichen Lebens möchte ich hier mit aller Liebe und Sorgfalt noch einmal erwähnen. Da die Musik mein Leben immer begleitet und geprägt hat und auch der Untertitel dieses Buches „Rock’n Roll Until I Die“ lautet, habe ich jene Erlebnisse und Menschen, die mir besonders am Herzen lagen und liegen und heute noch ein Teil von mir sind, in Songtexte verpackt, die ebenso mein Herz berührt haben und es auch heute noch tun.

Für Sandra

„Baby, Leave Your Hat On“

Kurz, wahr und heute so aktuell…

„Mit Dummen zu diskutieren ist, wie wenn

man mit einer Taube Schach spielt:

Sie fliegt aufs Brett, wirft alle Figuren um,

scheißt mitten drauf und stolziert dann davon,

als hätte sie gewonnen.“

Baron Wolman

Baron Wolman, geboren am 20.06.1937, ist ein amerikanischer Fotograf, der besonders durch seine Arbeit als Chef-Fotograf für das Rolling Stone Magazin in den späten sechziger Jahren von 1967 bis 1970 große Bekanntheit erlangte.

Wir trafen Baron das erste Mal persönlich im Jahr 2010 bei einer Vernissage in Düsseldorf und vom ersten Moment an hat uns seine freundliche, herzliche, offene und trotz seiner Bekanntheit so uneitle Art begeistert. Seither hatten wir immer mal wieder schriftlichen Kontakt miteinander und im Rahmen dieser Korrespondenz gab er uns unter anderem auch die Genehmigung für die Nutzung seiner legendären Fotografie „Jimmy Page‘s Guitars“, die das Cover dieses Buches ziert.

In einer seiner E-Mails an mich schrieb er:

„Good luck with the book.

Good health with your body.

All the best!

Warm regards, Baron Wolman“

Danke Baron, für Deine Herzlichkeit und diese warmen Worte!

Was bisher geschah oder die 50 Jahre vorher

Der Autor erzählte in den ersten beiden Bänden seiner Trilogie von spannenden, ereignisreichen, glücklichen aber auch traurigen Momenten bis hin zur Mitte seines Lebens. Sie wurden „Augenzeuge“ einer wunderbaren und aufregenden Odyssee durch die noch junge Republik und die damalige DDR. Das zweite Buch trug den Untertitel „Im Spiegel der Zeit“. Nicht von ungefähr, denn hier wurde das Zeitgeschehen kombiniert mit seinem tatsächlichen Leben, und er entführte auch den Leser zurück in diese Zeit seines Lebens. In diesem zweiten Band gab er zudem schon mehr Raum für die Rock- und Pop-Musik, seiner großen Leidenschaft. Jetzt im letzten Teil versucht der Autor mehr denn je, mit dem Untertitel „Rock`n Roll Until I Die“, eine zusätzliche Kraft gegen den Krebs mit in den Kampf zu schicken.

Diese musikalische Zeitreise kombiniert wichtige Stationen seines Privat- und Berufslebens mit Songs die genau zu der jeweiligen Episode passen und jetzt neu von ihm interpretiert, ins Deutsche übersetzt und passend in die einzelnen „Episödchen“ eingewoben wurden.

Das hat Spaß gemacht!

Der Autor wünscht sich, dass Sie vielleicht beim Lesen leise im Hintergrund auch die Töne der jeweiligen Songs im Ohr haben, wie er es in den letzten Monaten des Schreibens täglich hatte. Oder legen Sie einfach die Musik dazu auf.

Hier eine kleine Kostprobe:

„Let The Good Times Roll“ / Originaltext: B.B. King.

Frei interpretiert, ins Deutsche übersetzt und eingewoben in diesen Text von Reini alias Billy Moh.

Hey, come on everybody - Come and have some fun - Dance to the fiddle ‘till the morning comes - Put in some Cajun ‘n’ Zydeco - Just like down on the bayou.

„Let The Good Times Roll“

Hey kommt schon allesamt, kommt und habt viel Spaß beim Lesen und tanzt zur Musik bis der Morgen kommt. Setzt in Erinnerung ein paar Samen in den Boden ein, genau wie Ihr es bei Euch im sumpfigen Wacken noch heute macht.

„Lass die guten Zeiten rollen“

Reini als Bub, Teenie und Jogger im Central Park

INHALT

PROLOG

TUBULAR BELLS

ANNA MAE BULLOCK

LYRICS FOR PEOPLE IN MY LIFE – PART 1

MEINE ELTERN

ALS ICH JUNG WAR

CHRIS

HEIKE

MÜNCHEN RUFT!

ABSOLUTE BEGINNERS

KLUB 27

LAYLA AND OTHER LOVE SONGS

RTL ODER (M)EINE ROLLE ALS PAPA IM TV

ERINNERUNGEN EINES GUTEN FREUNDES…

MAGIC STREET VOICES

GUTE ZEITEN, NEUE ZEITEN

UND DER HIMMEL WEINTE

KÖLLE ALAAF ODER UNTER RÄUBERN

ROTWEIN

LYRICS FOR PEOPLE IN MY LIFE – PART 2

RÖSCHEN

ROSI

TJ

ICH WAR NOCH NIEMALS IN MONTREUX

HEART ATTACK

KRAFTWERK BATEN ZUR TOUR DE FRANCE

ODE AN DAS RADIO

SWEET LITTLE SIXTEEN

LYRICS FOR PEOPLE IN MY LIFE – PART 3

MEINE LEBENSGEFÄHRTIN SANDRA

ROAD TO GEHRENBERG

WO ICH GERADE MEINEM HUT ABLEGTE, WAR ICH ZUHAUSE

LONG AS I CAN SEE THE LIGHT

AUF DER GANZEN WELT ROCKIN`

FOREVER YOUNG

EINE TREPPE IN DEN HIMMEL ODER DIE STUFEN INS GLÜCK

FAMILIENANGELEGENHEIT

BERND O.

YOU AIN`T SEEN NOTHING YET

DER BOXER

RANDY

LONG MAY YOU RUN

HAPPY X-MAS

FOWL LICKS LIVE

DAS BLUT DER ANDEREN

DER ANALOGE LOTHAR

DARK SIDE OF THE MOON

NACHTS SIND ALLE KATZEN GRAU

JIM RAKETE

NIGHT MOVES ODER IM MRT

GRAPEFRUIT MOON

AUS DER MITTE MEINES (TENNIS)LEBENS

DIE TEPPICH-KRABBLER

AROUND THE WORLD / WHEEL IN THE SKY

AGAINST THE WIND

ICH LIEBE DAS LEBEN

THE ROSE

EPILOG

NACHRUF

DISKOGRAFIE

KONZERTOGRAFIE

PROLOG

Ich heiße Reinhard Moh und bin im 69. Lebensjahr. Ich hatte mit 50 einen Herzinfarkt, ein paar Jahre später einen Schlaganfall und weiß seit Ende 2014, dass ich Lungenkrebs habe und daran wohl auch sterben werde. Ich hatte ein langes erfülltes Berufsleben mit interessanten, lustigen, verantwortungsvollen, aber in erster Linie herausfordernden Abschnitten, in den letzten Jahrzehnten. Mit Stationen im bezahlten Fußball, als Substitut in der Textilbranche, mit diversen Cheftrainerposten in Tennisclubs der Region OWL, als Inhaber einer Sportmarketingagentur, einem Lehrauftrag an der Uni Bielefeld und bis zur Krankheit als Inhaber einer anerkannten Deutschen Tennisschule.

Im Nachhinein war ich ein schwieriger Typ, sensibel, nachtragend, und ich fühlte mich in meinem Engagement in jeder beruflichen Station immer unverstanden. Private Irrungen und Wirrungen brachten zusätzlich jedes Boot ins Schlingern. Hierzu passt auf mich der Spruch: Was ich mühsam mit meinen Händen aufgebaut hatte, warf ich ohne Bedenken mit meinem „Arsch“ wieder um.

Als ich vor vier Jahren im Evangelischen Klinikum Bethel von dem Onkologen Prof. Dr. Florian Weißinger die Diagnose Lungenkrebs erhielt, ging mit der Einleitung der klinischen Therapie das Angebot einher, den Kampf gegen den Krebs auch mit musischen Aktivitäten anzugehen. Gemeinsam mit der Kunsttherapeutin Ulrike Koch entwickelte ich die Idee, mir meine „alten“ Sorgen der letzten 50 Jahre von der Seele zu schreiben. Beim Schreiben wurde mir klar, dass ich, als ich mal die Jahrzehnte so als Revue vor meinen Augen ablaufen ließ, zeit meines Lebens ein Glückskind war. Ein „German Glückskind“. Orte, Menschen, die ich traf oder noch treffe, Krankheiten – all das empfinde ich heutzutage als Glück, und das neue Leben ist spannend und ausgefüllter als jemals zuvor. Das Schreiben am mittlerweile dritten Band der Trilogie „German Glückskind“ hat in einer aussichtslos erscheinenden Situation Struktur in meinen Alltag gebracht. Es bedeutet mir sehr viel!

Von Buch zu Buch fallen immer mehr Mühlsteine der Schuld aus der Vergangenheit von mir ab und ich kann stärker und befreiter im Kampf gegen den Krebs auftreten. Im neuen Band Teil 3 spielen der „Rock`n Roll“ und die wichtigsten Menschen, die mein langes Leben begleitet haben, die Hauptrolle.

Der Untertitel „Rock`n Roll Until I Die“ soll Sie, liebe Leser, neugierig auf 49 „Episödchen“ machen, in denen Sie mehr als 50 Songs aus den letzten Jahrzehnten in ganz neuem deutschen und frei interpretiertem Textgewand, eingewoben in die jeweiligen Episoden, wiedertreffen.

Also dann, auf geht’s.

Begleiten Sie mich auf meiner Reise.

TUBULAR BELLS

Eine musikalische Zeitreise ins Jahr 1973

Gegenwart

Wir befinden uns heute im neunzehnten Jahr nach dem Millennium. Hab´ immer gehofft, es so zu erleben. Nach der Jahrtausendwende fiel es nicht nur mir schwer, 2000 auszusprechen. Neunzehnhundert ging leichter und gewohnter von den Lippen. Ich bin ja auch 1950 geboren und heute klingt 2019 noch wie damals wie aus der Zukunft. Aber Autos fahren immer noch nicht zwischen den Häusern in luftiger Höhe, und schon gar nicht in Puddingtown, und es wird sicher noch ein Jahrzehnt dauern, bis wir Menschen zum Mars mit Linie fliegen und hoffentlich auch zurückkommen können.

Damals in den Siebzigern

Für mich waren es ereignisreiche, spannende und voll von Rockmusik geprägte Jahre. Während ich mir die Nächte mit Plattenauflegen um die Ohren schlug und die Tage mit den schönsten Sonnenaufgängen glücklich verbrachte, war ich ein nicht ganz motivierter Textil-Student in Nagold (Black Forrest) und wohnte mit anderen Studenten in einer Villa mit morbidem Charme. Das Angenehme war, dass sie sich direkt vis-a-vis der Textilfachschule befand. Das half aber bei mir nichts. Ich verschlief immer die ersten beiden Stunden des Unterrichtes, denn im Parterre-Bereich der alten Villa nannte ich die hauseigene Diskothek mein Eigen. Besser gesagt: Ich war fast jeden Abend in der Woche der DJ für 250 andere verrückte Texer und Texerinnen. Lasst mich jetzt, Ihr treuen Leser, eine Story erzählen, die mich seit Jahrzehnten umtreibt. Dafür lassen Sie mich mit Ihnen in die Anfänge der Siebziger zurückfliegen.

London, wie immer regnerisch. Mike, ein 20-jähriger Multi-Instrumentalist, hatte ein stilprägendes elektronisches musikalisches Werk des beginnenden Prog-Rocks eingespielt. Mithilfe seiner Röhrenglocken läutete er Monate später mit seinem grandiosen Werk eine neue Zeit in der Rockmusik ein. Unser Mike, durchaus gutaussehend, lange Haare und im Trenchcoat durchs regnerische London immer zu Fuß unterwegs. Er war auf der Suche nach einer Plattenfirma, die den Mut hatte, eine Vinylscheibe zu veröffentlichen, die aus nur zwei Stücken bestand, welche je auf einer Seite zu hören wären.

Aber alle Major-Label winkten ab. Eine Platte mit nur zwei Tracks, wer will das hören, gar kaufen, Mister Oldfield? Er hatte jetzt alle durch in London, die Independent Labels gab es erst Mitte der Siebziger. Mutlos ging er nun des Öfteren in London in den Marquee Club in Soho, wo sich jeden Abend insbesondere Blues-Bands die Klinke in die Hand gaben. Einer dieser Musiker war Rory Gallagar, der mit Mikes Schwester Sally befreundet war.

Rory machte Mike an einem dieser Abende mit einem gewissen Richard Branson bekannt und meinte vorher: „Der besitzt einen Plattenversand und hilft gerne jungen Künstlern.“ Gesagt getan! Richard überlegte nur kurz, wie er einem Musiker, der jedes Instrument selbst elektronisch einspielt und daraus eine einzigartige Klangwelt schafft, helfen könnte. Sein Plattenversand hieß Virgin und warum sollte er nicht in der Lage sein, das schwarze Gold selbst zu pressen? Virgin als Plattenlabel war geboren und Tubular Bells wurde ein Millionenseller. Der junge Unternehmer Richard Branson seinerseits wurde Millionär, und der heutige Erfolg von Virgin in allen Bereichen der Wirtschaft sind auf den 25. Mai 1973, als die Platte veröffentlicht wurde, zurückzuführen. Punktum!

Ach ja und heute 2019? Virgin Galactic heißt das Raumschiff vom Milliardär Branson, und er hofft auf baldige Touristenflüge ins All, aber alles fing mit Tubular Bells an!

Was für eine Geschichte, die wieder zeigt, was alles möglich ist, wenn sich Lebenswege kreuzen. So kreuzten sich bei mir zur selben Zeit viele Lebenswege mit meinen Kommilitonen an der Lehranstalt des deutschen Textileinzelhandels in Nagold.

Mit 49 dieser tollen jungen, wilden und verrückten Mädchen und Jungs, die ausnahmslos Kinder von Eltern waren, die ein Textilgeschäft hatten, und zum ersten Mal tun und lassen konnten, was sie wollten, war ich im Bus von Nagold nach Böblingen. Unser Ziel an diesem Abend war die Stadthalle und ein Konzert der Les Humphries Singers. Es lief 1973 richtig gut für die Gospeltruppe: Gerade hatte sie mit „Mexico“ einen ordentlichen 2. Platz in den deutschen Singlecharts erzielt.

Kurz vor dem Gig erschien eine gewisse Linda Uebelherr auf der Bildfläche, die später mit Silver Convention zu einem echten Hitparadenstürmer in den USA mit „Fly Robin Fly“ wurde.

„Mama Loo“ war der erste Nummer-1-Hit und eine kaum zu überhörende Nachahmung des Beach-Boys-Klassikers „Barbara Ann“. Und wer jetzt genau „Mama Loo“ sein sollte, fragten wir uns auf der Rückfahrt. „Ein anderer Name für die Mutter Jesus‘ Maria vielleicht? Ein Spitzname für Mutter Theresa? Oder für eine fiktive Person, die auf PS-starke rote Flitzer abfährt? Unerheblich“, sagte ich. Meist saß ich vorn neben dem Fahrer und sprach in das Bordmikrofon, denn „Mama Loo“ war drei Wochen lang, nur einmal unterbrochen von The Sweet mit „Block Buster!“, die Nr. 1 in Deutschland.

Dies war in jenem Jahr, als die letzten US-amerikanischen Truppen Vietnam verließen und damit der Krieg offiziell beendet war.

In meiner Villa Samstag um Mitternacht angekommen, begann ich, wie nach jedem Konzert, mit meiner Midnight-DJ-Musik. Als jede und jeder der mittlerweile über 100 Texer in der Waldruhe eine Flasche Weißherbst in seinen Händen hielt, legte ich ganz sanft den Arm des Plattenspielers auf die sich schon wie verrückt drehende Single und als die ersten Töne zu hören waren, stand keine und keiner mehr still:

Hey! Hey! Hey! Hey! Ma-ma-ma, ma-ma-ma-ma Loo You got to get through Ma-ma-ma, ma-ma-ma-ma Loo…

Was für eine Zeit!

Cover „Tubular Bells“, Mike Oldfield

ANNA MAE BULLOCK

Flashback ins Jahr 1987 und neu geladen

Ich wurde als Konzertberichterstatter für ein tolles Bielefelder Kultur-Magazin vom Chefredakteur Thomas K. am 01. Mai 1987, mit der Bitte einen Bericht über den Auftritt des weltweiten Comebacks von Tina Turner zu schreiben, nach Hannover geschickt. Für mich war das Hobby, und der Chefredakteur fand die Idee Mal ganz witzig, dass ich, eigentlich Tennislehrer, aber bekannt wie ein bunter Hund, einmal im Monat die Seiten wechselte.

Die Kolumne hieß „Bielefelder auf Musiktour“. Ich musste zugeben, dieser Freizeitjob machte schon Spaß. Man kam rum, hörte und sah die Großen des Musikgeschäftes und durfte danach auch noch so richtig ablästern, denn das Bielefelder TOP-Journal hatte dafür Monat für Monat immer für mich eine ganze Seite reserviert. Heute besitze ich nur noch ein Exemplar der damaligen Ausgabe und hüte das legendäre Top-Journal wie einen großen Schatz.

Zurück zu Tina 1987 in Hannover. Diesmal gab es nichts zu lästern, denn Tina Turner rockte und überrollte bereits wochenlang die bundesrepublikanischen Konzertbühnen. Am Tag der Arbeit 1987 war Station in Hannover und 10.000 Schaulustige aller Couleur und ich waren bei diesem außergewöhnlichen Konzert der Musikgeschichte nicht nur dabei, sondern am gefährlichen Rand des Vulkans Namens „Tina“.

"Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist, wenn sie ihr in den Magen fährt (Herbert Grönemeyer)."

Ich war nicht allein unterwegs in Sachen Rockmusik, Freunde unterstützten mich bei diversen Aufgaben an diesem Abend. Wir hatten natürlich einen Presseausweis, standen direkt vor der Bühne und sahen eine Frau auf der Bühne, die der liebe Gott geschaffen hat, um anderen Frauen vorzuführen, wie man auf hohen Hacken tanzt.

Über 30 Jahre hartes Showgeschäft hatten aus dem Mädchen aus Nut Bush/Tennessee die Tina Turner der Achtzigerjahre gemacht. Sie hatte Höhen und Tiefen durchlaufen, ähnlich einer Achterbahn, und erntete jetzt nach so langer Zeit die „späten Rosen“ des Erfolges. Ich hielt fünf der schönsten Rosen in meinen Händen, die ich frisch aus Bielefeld in die Halle mitgenommen hatte - für später! Hätte ich damals am Maifeiertag geahnt, dass wir so nah an sie rankommen würden, hätte ich noch ein Schild gemalt mit dem Wunsch: „Tina, ich möchte ein Kind von Dir - oder so ähnlich“!!!!!!

Es machte Spaß diesem „ehrlichen“ Wirbelwind zuzusehen, wie sie immer auf hohen Hacken tanzend die Bühne von links nach rechts oder anders herum zu ihrem eigenen „Jogging-Parcours“ machte. Je länger das Konzert dauerte, umso schwerer wurde es für mich, sie live zu erhaschen, denn mittlerweile wurden die Damen von ihren Begleitern auf den Schultern getragen. Mir schien, sie würde gern mehr mit uns, ihrem Publikum, machen wollen, aber die perfekte Konzeption der Bühnenshow ließ ihr wenig Spielraum dafür, denn Hit an Hit von „What You Get Is What You See“ über „I Can't Stand The Rain“ bis hin zum CCR Klassiker „Proud Mary“ reihten sich nahtlos aneinander.

Während des Konzertes stoppte Turner fast die Show, weil die Fans in der Front von anderen Fans fast zerquetscht wurden. Ich war damals ja erst 38 Jahre jung, oh je wie die Zeit verschwindet, hatte aber keine Angst. Ich hatte nur Mühe, das erlebte sofort in meinen kleinen Notizblock zu schreiben.

Der Spuk war auch schnell vorbei und ein für damalige Zeiten unglaubliches Konzert einer Solo-Künstlerin ging mit den Zugaben „Private Dancer“, „Let's Stay Together“ „Help von den Beatles“ und als Highlight „Nutbush City Limits“ umjubelt zu Ende.

Fazit: Diese Frau hat im kleinen Zeigefinger mehr Soul, auch heute noch, als viele andere Künstler.

Mit dieser Erkenntnis verließen wir die Halle, gingen zum Parkplatz der Niedersachsenhalle und reihten uns in die lange Schlange der Wartenden zur Ausfahrt ein. Ich bat Fabian zu fahren, denn ich wollte die frischen Eindrücke sofort auf Papier bringen. Schon damals war ich nur mit Bleistift, Radiergummi und Notizblock bewaffnet. Also fing ich mit der Headline an:

„Ich sah eine Frau auf der Bühne, die der liebe Gott geschaffen hat, um anderen Frauen vorzuführen, wie man auf hohen Hacken tanzt.“

Tina Turner live in Hannover 1987, Foto @ Bielefelder Journal

LYRICS FOR PEOPLE IN MY LIFE – PART 1

• MEINE ELTERN

„Mother“ / Originaltext: John Lennon.

Frei interpretiert und ins Deutsche übersetzt von Reinhard Moh.

Mutter, du hattest mich, aber ich hatte dich niemals so ganz, doch ich wollte dich, aber du mich nicht.

Also, konnte ich dir nur aus der Ferne für immer „Goodbye“ sagen.

Vater, du hast mich schon früh verlassen, aber ich dich niemals auf all meinen Wegen.

Ich habe dich gebraucht, aber du mich nicht, also konnte auch ich Dir aus der Ferne nur "Goodbye" für immer sagen.

Kinder, tut nicht das, was ich getan habe.

Ich konnte nicht laufen, habe aber versucht zu rennen.

Liebe Tochter geh nicht ganz, Daddy kommt nicht nach Haus. Also kann ich auch Dir nur, wenn die Zeit einmal kommt, aus der Ferne "Goodbye" sagen.

• ALS ICH JUNG WAR

„When I Was Young“ / Originaltext: Eric Burdon. Frei interpretiert und ins Deutsche übersetzt von Reinhard Moh.

Die Zeiten waren so viel kälter, damals, mein Vater war ein Soldat, und die Zeiten waren sehr schwer für mich, als ich jung war.

Ich rauchte meine erste Zigarette mit zehn in der Clique und auf Mädels war ich ziemlich neugierig damals, und ich hatte ziemlich viel Spaß in der Clique, als ich jung war.

Der Schmerz in der Jugend war schmerzhafter, aber das Lachen viel lauter, yeah, als ich jung war.

Ich lernte meine erste Liebe mit dreizehn kennen, sie war braun und ich war ziemlich grün, aber ich lernte ganz schön viel und schnell von der Liebe, als ich jung war.

Mein Glaube war so viel stärker, damals, und ich glaubte an die Mitmenschen und ich fühlte mich um so viel älter als heute, damals als ich jung war.

• CHRIS

Chris der Anfang

Meine erste Portemonnaie-Liebe die Schauspielerin Angelika Meissner ist tot. Warum ist das für mich, liebe Leser, wichtig? Sie, die Dick vom Immenhof, war meine erste Portomanie-Liebe und sah so in „ALLEM“ wie meine erste, reale Liebe Chris aus. Angelika Meissner/RIP

„Ferien auf Immenhof“ Die Filmfotos wurden mit freundlicher Genehmigung vom Deutsches Filminstitut-DIF e.V. zur Veröffentlichung freigegeben.

„I Saw Her Standing There“ / Originaltext: Lennon & McCartney. Frei interpretiert und ins Deutsche übersetzt von Reinhard Moh.

Nun, sie war erst 17, und wie sie aussah, war sie über jeden Vergleich erhaben.

Wie könnte ich jemals, so dachte ich damals, mit einer anderen gehen, als ich sie dort drüben an der Bushaltestelle 1964 stehen sah.

Nun, sie schaute mich an und ich konnte sehen, dass ich mich schon zuvor in sie verliebt hatte.

Sie sollte nicht mit einem anderen nach Hause fahren, wünschte ich, als ich sie dort stehen sah.

Nun, mein Herz schrumpfte, als ich auf die andere Straßenseite hinüberging, und ich hielt sofort, ohne Worte, ihre Hand und wir fuhren durch die Nacht, und wir hielten uns ganz fest, und bevor ich’s merkte, verliebte ich mich nochmal in sie und ich hielt dabei ihre Hand.

Chris das Ende

„It's All Over Now, Baby Blue“ / Originaltext: Bob Dylan. Frei interpretiert und ins Deutsche von Reinhard Moh.

Ich muss jetzt gehen.

Ich nehme mit, was ich gebrauchen kann und was – im Gegensatz zu unserer Liebe – sein Verfallsdatum noch nicht erreicht hat.

Aber egal, was ich mitnehmen will, ich kralls mir lieber gleich, denn es ist sowieso alles aus, Kleines. Die Landstraße ist etwas für Spielernaturen wie mich. Es wäre besser, ich hätte damals meinen Verstand benutzt.

Begnüge dich nicht mit dem, was dir zufällig in den Schoß fällt.

Und dann stürzte der Himmel über mich und dich hinein ein.

Jetzt war sowieso alles aus, mein Kleines.

So, jetzt aber rauf auf das Sprungbrett des Lebens! Irgendetwas ruft nach mir.

Komm, vergiss einfach meine Schuld, die bei mir aufgelaufen ist – sieh's mal so: Sie bleibt mir, aber du bist für immer fort.

Neues Spiel, neues Glück – hier war jedenfalls 1971 Feierabend für uns ...

• HEIKE

„Free Bird“ / Originaltext: Lynyrd Skynyrd.

„Geh Deinen eigenen Weg“ / Originaltext: Fleetwood Mac. Frei interpretiert und ins Deutsche übersetzt von Reinhard Moh.

Beide Songs habe ich in die Episode für meine Tochter Heike miteinander verwoben.

Als ich Dich eines morgens in aller Frühe verlies, fragte ich mich, würdest du dich später nach Jahrzehnten immer noch an mich erinnern? Aber ich musste damals weiterreisen, weil ich spürte, dass es zu viele Plätze gab, die ich sehen musste. Aber wenn ich hiergeblieben wäre mit dir, Mädchen und Tochter, dann hätten die Dinge nicht einfach dieselben bleiben können.

Ich war jetzt frei wie ein Vogel, und diesen Vogel, konntest du nicht ändern. Gott weiß, ich konnte es nicht ändern. Bye, Bye Baby, es war eine kurze süße Liebe. Ich konnte diese Gefühle nicht ändern, aber bitte nimm es nicht ganz so schlecht, weil nur Gott weiß, ich bin zu beschuldigen.

Euch zu lieben, wäre das richtige gewesen, aber wie hätte ich die Dinge verändern können, die ich damals vor fast 50 Jahren nicht fühlte und auch nicht verändern konnte. Ich hätte Dir und Chris meine Welt geben müssen, aber ich wollte sie nicht hergeben und keiner konnte sie mir nehmen. Ihr beiden musstest sogar allein Euren eigenen Weg gehen, wir können es auch einen anderen Weg nennen, in manch anderen einsamen Tagen, Wochen, Monaten und Jahren!

Vater & Tochter

MÜNCHEN RUFT!

Fliegerhorst Jever

Rainhard, er in den letzten Wochen seines Wehrdienstes und ich, in den letzten Wochen meiner vierjährigen Zeit als Zeitsoldat, fuhren 1971 von Jever/Ostfriesland aus zu unserem letzten gemeinsamen Wochenendurlaub. Unser Ziel: München. Rainhard kannte dort eine Handvoll wirklich netter Mädels. Die luden ein, ich machte einen weiteren Schritt in Richtung Freiheit. Dieser Kurztrip hat sich fest eingebrannt in meinen Erinnerungen.

Rainhard war eigentlich mein erster wirklich lieber Freund. Klar, dass es mich zu ihm zog, er war Sohn einer reichen Fabrikantenfamilie, tolle Geschwister,