Gero, Bischof von Halberstadt - Erik Schreiber - E-Book

Gero, Bischof von Halberstadt E-Book

Erik Schreiber

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Beschreibung

Während Karl der Grosse im Jahre 778 von dem siegreichen Feldzuge gegen die Araber aus Spanien zurückkehrte, versammelten sich die kriegerischen Basken im Norden dieses Landes und brachten seinem Heer, kurz ehe dasselbe den heimathlichen Boden wieder betrat, auf dem Durchzug durch die Pyrenäen bei Roncevalles einen schweren Verlust bei. Dieses Unglück im Süden des Reiches fand einen Widerhall weit im Norden an der Weser und am Rhein, wo die alten Feinde, die Sachsen, in ungebeugtem Trotz und der früheren Freiheit eingedenk, die sich bietende Gelegenheit, wo ihr Gegner unterlegen, rasch ergriffen, um das lästige Joch politischer und geistlicher Herrschaft alsbald abzuwerfen. Nicht nur im eignen Lande zerstörten sie die Kirchen und tödteten die Geistlichen, sondern sie drangen auch bis an den Rhein vor, um die Franken anzugreifen.

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Herausgeber

Erik Schreiber

Historisches Deutschland

Gero, Bischof von Halberstadt,

nebst

einem Anhange über

die Diplomatik der halberstädter Bischöfe

in der letzten Hälfte des 12. Jahrhunderts.

Inaugural-Dissertation,

welche

mit Erlaubniss der hohen philosophischen Facultät

der

Universität Greifswald

zur

Erlangung der philosophischen Doctorwürde

am 13. April 1871

sammt den hinzugefügten Thesen

öffentlich vertheidigen wird

Gottfried von Bülow

aus Niesky.

Opponenten: 1

Georg Schömann, Candidat der Philologie.

Joh. Luchs und Jon. Rudolph

ordentl. Mitglieder des Kgl. phil. Seminars.

Berlin.

Druck von Gebr. Unger (Th. Grimm), Friedrichstrasse 24.

1871.

e-book 077

Gero, Bischof von Halberstadt

Erscheinungstermin: 01.08.2020

© Saphir im Stahl

Verlag Erik Schreiber

An der Laut 14

64404 Bickenbach

www.saphir-im-stahl.de

Titelbild: Archiv Andromeda

Lektorat: Saphir im Stahl

Vertrieb: neobooks

Während Karl der Grosse im Jahre 778 von dem siegreichen Feldzuge gegen die Araber aus Spanien zurückkehrte, versammelten sich die kriegerischen Basken im Norden dieses Landes und brachten seinem Heer, kurz ehe dasselbe den heimathlichen Boden wieder betrat, auf dem Durchzug durch die Pyrenäen bei Roncevalles einen schweren Verlust bei. Dieses Unglück im Süden des Reiches fand einen Widerhall weit im Norden an der Weser und am Rhein, wo die alten Feinde, die Sachsen, in ungebeugtem Trotz und der früheren Freiheit eingedenk, die sich bietende Gelegenheit, wo ihr Gegner unterlegen, rasch ergriffen, um das lästige Joch politischer und geistlicher Herrschaft alsbald abzuwerfen. Nicht nur im eignen Lande zerstörten sie die Kirchen und tödteten die Geistlichen, sondern sie drangen auch bis an den Rhein vor, um die Franken anzugreifen.

Da eilte Karl selbst auf den Kampfplatz (779 und 780) und unterwarf von Neuem die Empörer, indem er namentlich an der fränkischen Grenze und an der Elbe Befestigungen anlegte, welche die Sachsen in Unterwerfung erhielten. Auch wurden die zerstörten Kirchen wieder aufgebaut, neue gegründet, und das ganze Land in bischöfliche Sprengel eingetheilt, von denen aus die Bekehrung und Unterwerfung seiner Bewohner Hand in Hand bewerkstelligt werden sollte. Während in Westphalen die Bisthümer Münster und Osnabrück gegründet wurden, wurde für das nördliche Thüringen ein eigner Bischofsstuhl zu Halberstadt (Seligenstadt, Osterwiek) bestimmt (781?). (Chron. Halb. v. Schatz, S. 2.)

Die ersten Anfänge der Geschichtschreibung Halberstadts fallen wahrscheinlich in die Zeit des dritten Bischofs, Haimo (Ernannt 840, gest. 27. März 853. Mon. SS. I, S. 368: Ruodolfi Ann. Fuldens. z. Jahr 853.), der ein Schüler Alcuin's und Freund Hraban's war. Dass unter ihm auch die Geschichte des halberstädter Bisthums bearbeitet worden sei, ist eine Vermuthung, die sich auf seine Thätigkeit auf ähnlichem Gebiete stützt, er verfasste ausser anderen theologischen Werken einen Auszug aus der Kirchengeschichte des Rufinus. Die geschichtlichen Aufzeichnungen aus dieser ersten Zeit des Bisthums sind für uns jedoch verloren, wir können nur noch undeutlich in späteren Werken sie als benutzt erkennen. So waren dem metrischen Bearbeiter von Einhard's Annalen, dem poeta Saxo (Mon. SS. I, S. 225: Poetae Saxonis Annales de gestis Karoli Maoni.), als welchen Pertz den Mönch Hagius im Kloster Lammspringe annimmt, den Bruder und Biographen der ersten Aebtissin von Gandersheim, Hathumod, halberstädter Jahrbücher (bis 874) bekannt, die er vom 4. Buche seines Gedichts an (v. J. 801) benutzt. Er erwähnt die Gründung des Bisthums i. J. 781, bei welcher Gelegenheit dem heil. Stephanus zu Seligenstadt ein Kloster gegründet, dasselbe aber später nach Halberstadt verlegt wurde (a a. O. „monasterium, quod postea in locum translatum est, qui dicitur Halverstede, ubi nunc est sedis episcopalis.“).

Grosse Beeinträchtigung an Macht und Ausdehnung musste das Bisthum erleiden, als Kaiser Otto I., der sich Magdeburg zum geistigen Mittelpunkt für die wendischen Länder ersehen hatte, daselbst (967) auch ein neues Bisthum errichtete, dessen Sprengel theilweis auf Kosten des halberstädter hergerichtet ward. Allerdings war die letztere Stadt durch ihre Lage an einem grossen Flusse und einer wichtigen Handelsstrasse nach den östlichen Gebenden hin besonders geeignet, ein Stapelplatz kaufmännischen Verkehrs sowohl als ein Centrum der Christianisirung der slawischen Völker zu sein. Anch blieb der ehrwürdigen mater immer noch ein weites Feld der Thätigkeit, neben welchem sie ohne Neid die begünstigte“ filia neben sich zu reichen Ehren gelangen sehen konnte. Fünfzig Jahre nach der Abzweigung des magdeburgischen Sprengeis wurde die halberstädter bischöfliche Kirche in Gegenwart Kaiser Heinrich' s II. und dessen Gemahlin Kunigunde vom halberstädter Bischof Arnulf (13. Dezbr. 996 — 7. Septbr. 1023.) feierlich eingeweiht und von beiden mit reichen Gaben beschenkt (Mon. SS. III, Annal. Ouedl. 1021, 25. Septbr. Hierbei hat unter den Schutzheiligen der Kirche der später allein genannte S. Stephanus erst die fünfte Stelle nach der heil. Dreieinigkeit, der Mutter Maria, Johannes dem Täufer und Petrus. Nach S. Stephanus kommen dann noch S. Dionysius und S. Servatius.)

Schon vorher war Heinrich zu Festzeiten mehrmals in Halberstadt gewesen, so am 16 Mai 1003 zu Pfingsten (Mon. SS. IV, Adelboldi vita Heinrici II, S. 689.), und am 24. Februar 1017 kam er abermals mit seiner Gemahlin von Magdeburg her. (Thietmar von Merseburg in Mon. SS. III, S. 853, Cap. 38.)

An den heissen Kämpfen zwischen der weltlichen und geistlichen Macht, welche sich durch das ganze Mittelalter ziehen, haben auch die halberstädter Bischöfe regen Antheil genommen, und obgleich hier nicht der Ort ist, eingehend davon zu handeln, so mögen doch einige derselben kurz erwähnt werden Bischof Burchard (Bucco), 1059 bis 11. April 1088, an welchem Tage er ermordet wurde, war einer der heftigsten Parteigänger gegen Kaiser Heinrich IV., ja er wird ganz eigentlich als die Haupttriebfeder des Sachsenaufstandes genannt, obgleich er vordem in der Gunst des Kaisers gestanden hatte, und nicht ohne Einfluss gewesen war. Burchard's Nachfolger (wenn man Bischof Dietmar übergeht, der nur wenige Tage die bischöfliche Würde inne hatte) Herrand (Stephan), 1089 bis 23. October 1102, war ein nicht minder eifriger Gregorianer, und schrieb nicht nur noch als Abt von Ilsenburg ein Martyrium seines Vorgängers (Abel, Sammlung alter Chroniken, S. 289; es ist grossentheils aufgenommen beim Analista Saxo z. J. 1088.), sondern nahm auch in directer Weise Theil an dem Flugschriftenkriege, der neben dem Waffenkampf zwischen der kaiserlichen und päpstlichen Partei geführt ward. (Mon. SS. XVII, Annal. Dissibod. 10 — 14. Dieser Schriftenwechsel ist dort in das Jahr 1090 gesetzt, nach Giesebrecht III, 2. S. 1050 kann er nicht vor 1094 stattgehabt haben.) Zu schwach, um sich gegen den Gegenbischof Friedrich zu halten, der erst 1105 auf der Synode zu Nordhausen suspendirt wurde, lebte er meist ausserhalb des Stiftes. — Die nun folgenden Männer scheinen friedlich gesinnt gewesen zu sein Reinhard: in iusticia strenuus, religionis amore praecipuus, ad salutem multorum electus — Otto: vir pacificus et mansuetus - Rudolf: vir patiens et quietus et vita honestus, vgl. Chron. Halb. v. Schatz.), bis unter dem unmittelbaren Vorgänger unseres Gero, Ulrich (1149 — 1160, und 1177 — 1180.), das Bisthum ein Schauplatz der Verwüstung wird, an der das Festhalten des Bischofs an der päpstlichen Partei nur theilweise die Schuld trägt, vielmehr war es der Zusammenstoss zweier so starrsinniger Männer, wie Ulrich und Herzog Heinrich der Löwe, der dem Bisthum diese unruhigen Zeiten bereitete.

Ehe ich die Geschichte Gero's berühre, wird es nöthig sein, die allgemeinen Verhältnisse dieser Zeit näher in's Auge zu fassen. Die starke und selbständige Stellung im Reiche, welche die kräftigen Kaiser aus dem Hause der Salier den weltlichen Fürsten gegenüber einnahmen, hatte eine ihrer festesten Stützen darin, dass jene in den Bischöfen des Reiches treue Bundesgenossen sich zu verschaffen gewusst hatten, und dass so eine Coalition zu Stande kam, der keine feindliche Macht gewachsen war. Erst als während der Vormundschaftsregierung für den jungen Heinrich IV. diese drei Parteien in eine andere Stellung zu einander geriethen, strebten die weltlichen Fürsten gegen die Uebermacht der Geistlichkeit im Reiche an und verbanden sich im weiteren Verlauf der Ereignisse im Kampfe zwischen Heinrich IV. und Gregor VII. mit dem letzteren gegen ihr weltliches Oberhaupt. Erst unter den hohenstaufischen Kaisern kam es bei der erbitterten Fehde, die Friedrich I. mit dem Papste Alexander III. führte, wieder zu einer Annäherung zwischen dem ersteren und den weltlichen Fürsten. Freilich musste der Kaiser die ihm augenblicklich so nöthige Hülfe theuer erkaufen durch Ertheilung grosser Lehen und anderer Vortheile an seine Bundesgenossen, deren Bestrebungen schon in dem kurze Zeit vorher unter Conrad III. ausgebrochenen Kampfe zwischen Weifen und Hohenstaufen eine für sie günstige Wendung bekommen hatten. Denn wenn auch die deutschen Fürsten namentlich Norddeutschlands die grosse Machtstellung, welche Friedrich dem Haupte der Weifen, dem Herzog Heinrich dem Löwen von Baiern durch die Belehnung mit Sachsen einräumte, nur mit Widerwillen sahen, so erstrebten sie doch sämmtlich dasselbe Ziel wie dieser, nemlich möglichste Unabhängigkeit von dem Oberhaupte des Reiches, und erreichten es nach dem Sturze ihres Vorbildes zwar langsamer aber sicherer.

In dem Widerstande, den die sächsischen geistlichen wie weltlichen Fürsten den Souveränetäts- Bestrebungen Herzog Heinrich' s entgegenstellten, spielt Bischof Ulrich von Halberstadt eine der hervorragendsten Rollen. Am thatkräftigsten stemmt er sich den Ansprüchen des Herzogs entgegen und ist die Seele des Kampfes, den die Fürsten mit dem übermächtigen Gegner beginnen. Dass er in demselben zweimal unterlag und endlich gebrochenen Muthes starb, ist verschiedenen Ursachen zuzuschreiben, die ich, weil eigentlich ausserhalb meines Themas liegend, hier nur andeutend berühren will, um so auf die Umstände, denen Gero seine Erhebung auf den bischöflichen Stuhl verdankte, hinüberzuleiten. Dem Papste Alexander III. gegenüber, der wenn auch nicht persönlich am Kampfe theilnehmend, doch die Seele des hartnäckigen Widerstandes war, den die lombardischen Städte dem Kaiser entgegensetzten, nahm die Geistlichkeit des Reiches keineswegs die Stellung ein, die der Kaiser erwartet hatte. Statt sich dem kaiserlichen Papste Victor IV. anzuschliessen, verweigerte vielmehr namentlich die süddeutsche Geistlichkeit demselben entschieden den Gehorsam und hielt trotz der Mahnungen des Kaisers an Alexander fest. Auch im Norden fehlte es nicht an Opposition, wenngleich die Furcht vor der Macht des Kaisers und mehr noch vor der in nächster Nähe sie bedrohenden Gewaltthätigkeit des Herzogs Heinrich' s des Löwen manche von ihnen zu klugem Schweigen und um des Friedens willen auch zu äusserer Anerkennung Victor' s bewegen mochte. Wer aber nicht schwieg, und noch viel weniger dem schismatischen Papste auch nur den Schein des Gehorsams leisten wollte, wie er sich schon seiner Wahl zuwider gezeigt hatte, das war neben Conrad von Mainz vorzugsweise auch Ulrich von Halberstadt, der sich offen für Alexander aussprach. (Philippson, H. d. L. I, S. 313. Prutz, H. d. L. S. 181; Chron. Halb. v. Schatz S. 59; Chron. Mont. Ser. v. Eckstein, S. 31; Mon. SS. XVI, Ann. Pegav. S. 260.)

Die Art, wie Bischof Ulrich sein Bisthum verlor und unserem Gero den Stuhl einzuräumen genöthigt ward, war diese: Gegen Ende des Octobers 1154 („Circa festum Mychaelis“, Ann. Colon. Max. S. 765.) hatten sich die deutschen Fürsten und ihre Schaaren auf dem Lechfelde bei Augsburg versammelt, um mit dem König Friedrich zur Erwerbung der Kaiserkrone und zur Regelung der italischen Angelegenheiten die Alpen zu überschreiten. Unter ihnen fehlte auch Herzog Heinrich von Sachsen nicht, der damals noch als mächtigste Stütze der Macht mit Friedrich befreundet war, von diesem zur Unzufriedenheit der anderen Fürsten mit Auszeichnung behandelt wurde und sein Stellvertreter in den Reichsangelegenheiten war. Erst später, als Friedrich einsah, dass auch dieser letzte grosse Herzog, uneingedenk der Quelle der ihm übertragenen Amtsgewalt, seine zu leistende Beihülfe erst von einer Stärkung der eignen Landesherrschaft abhängig machte, überliess er ihn dem Spiel der verschiedenen feindlichen Gewalten, um ihn zuletzt als Reichsfeind zu ächten. Heinrich's Reisige gaben denen des Königs an Zahl wenig nach. (Mon. SS. XVIII, S. 594.) In Italien angelangt, marschirte das Heer von Verona westwärts nach Brescia und wandte sich von da nach Piacenza, wo der Po überschritten ward, um auf der südlich desselben sich weithin erstreckenden Ebene, den roncalischen Gefilden, ein grosses Lager zu beziehen. (Otto Frising. II, 12.) Hier musterte Friedrich nach althergebrachter Sitte die Schaaren seiner Vasallen und erneuerte zugleich die Lehnsgesetze, indem er den Verlust des Lehnes als Strafe für diejenigen bestimmte, welche dem Rufe zur Romfahrt nicht Folge geleistet hatten. (Mon. Leges II, S. 96, den 5. Dezbr. 1154 stellt Friedrich daselbst eine Urkunde aus.) Nach alter Sitte liess er in der Mitte des Lagers sein Schild an einem Pfosten aufhängen als ein Zeichen, dass die Vasallen sich gewaffnet bei ihm einfinden sollten. Wer dem Rufe nicht Folge leistete, verlor zur Strafe sein Lehen. Diese Strafe erfuhren zwei geistliche Fürsten, der Erzbischof Hartwig von Bremen und Ulrich, Bischof von Halberstadt, welche beide sich der Heerfahrt nach Italien entzogen hatten. Im Jahre 1156 kam ein Abgesandter Friedrich' s zuerst nach Bremen und zog alle bischöflichen Güter für den Fiskus ein. Danach geschah dasselbe auch mit Ulrich. (Orig. Guelf. III, S. 40; Otto Frising. a. a. O.) Am 1. Mai d. J. 1156 hielt der Kaiser selbst eine Versammlung zu Halberstadt. (Chron. Mont. Ser. v. Eckstein, S. 28. Mon. SS. XVI, S. 89: Annal. Palid. u. ebenda S. 191: Annal. Magdeburg.)

Die Vollziehung des Urtheilsspruches gegen Ulrich scheint entweder während oder gleich nach einer Meerfahrt desselben nach dem gelobten Lande stattgefunden zu haben, welche er mit dem Herzoge Albrecht dem Bären, dessen Gemahlin und Anderen 1158 bis 1160 unternommen hatte. (Mon. SS. XVI, S. 99 in Annal. Palid. u. Chron. Mont. Ser. v. Eckstein S. 31. Eine Urkunde Albrecht's von 1158, in der auch Ulrich als Zeuge vorkommt, legt v. Heinemann Cod. Anhalt, in die Zeit vom Januar bis spätestens März.) Im Auftrage des Kaisers vollzog Herzog Heinrich der Löwe das Urtheil, ihm war dabei als Vertreter des Papstes Victor IV. ein nach Deutschland geschickter Cardinallegat, Eberhard, zur Seite gestellt. (Annal. Pegav. in Mon. SS XVI, S. 260 u. Chron. Mont. Ser. a. a O.) Auch zog Niemand grösseren Gewinn daraus, als der Herzog selbst, dessen ärgster Feind Ulrich gewesen war, ja wenn die später so ganz entschieden feindliche Stellung desselben zu dem Kaiser Friedrich sowohl als zum Herzog Heinrich in's Auge gefasst wird, so ist die Meinung berechtigt, dass ein Theil der früher vom Bischof inne gehabten Lehen an Heinrich selbst übertragen worden seien. Die beiden Burgen Alvensleben und Gattersleben werden namentlich als solche genannt, die Ulrich nach seiner Rückkehr wieder in den Besitz des bischöflichen Stuhls brachte. (Chron. Halb.v. Schatz, S. 61. Chron. Sanpetr. Erphord. v. Stübel, S. 37.)

In welchem Theil des Jahres 1160 die Absetzung Ulrich's und die Erhebung Gero's zur bischöflichen Würde stattgefunden hat, lässt sich mit völliger Sicherheit nicht bestimmen. Jedoch giebt es eine Urkunde des Markgrafen Albrecht's des Bären von Brandenburg, welche beweist, dass Gero erst während der letzten vier Monate dieses Jahres Bischof geworden sein kann. (Cod Anh. I, 2, S. 333 nach d. Orig. i St.-A. zu Berlin, das Datum desselben lautet: actum anno incarn. dom. 1160, epacta XIa, concurrente V°, indictione VIIIa, regnante Friderico Rom. imp. s. aug. et Odelrico venerabili episcopo Halb. eccl. presidente.)

Gero (Chron. Riddagshus. S. 14.) gehörte zu dem hochangesehenen Geschlecht der Edlen von Schermke, deren Stammhaus, welches später die Herren von der Asseburg besessen haben, zwischen Oschersleben und Ainfurt liegt. (Lentz, Stiftshist. v. Halb. S. 108). Diese Abstammung aus hohem Geschlechte war nothwendig, um ihn als Mitglied des Domstiftes zu Halberstadt zu qualificiren, denn wenn auch in den ältesten Zeiten die regierenden und dynastischen Geschlechter — die familiae procerum — keineswegs allein zum Eintritt in die Gesellschaft der Domherren einer Kathedrale berechtigt waren, so wurden sie jedenfalls bevorzugt vor Männern niederen Standes, und die meisten Domherren schon des 11. Jahrhunderts, deren Herkunft nachweisbar ist, gehören dem hohen Adel an. Im 12. Jahrhundert wurde diese Regel noch strenger beobachtet und das altehrwürdige Bisthum Halberstadt stand in dieser Beziehung seiner berühmten Tochter, dem Erzbisthume Magdeburg, wenig nach. — Wir finden gegen Ende des 12. Jahrhunderts noch einen Verwandten Gero's im geistlichen Stande, den Canonicus Arnold von Schermke. (Lentz, a. a. O. S. 109. Ebenda ein Hugold v. S. im Anfang des 13. Jahrhunderts.)