Giselle und die Freiheit - Sylvia McKaylander - E-Book

Giselle und die Freiheit E-Book

Sylvia McKaylander

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Nach Jahren des erfolgreichen Kampfes gegen den Krebs, beschließt Giselle, ihr Leben auf ein neues Fundament zu stellen. Während sie einer verletzten Katze am Strand Erste Hilfe leistet, wird ihr bewusst, was eigentlich ihrem wahren Wesen entspricht. Sie und der Tierarzt verlieben sich auf den ersten Blick ineinander, und beschließen, sich ihren Lebenstraum für traumatisierte Tiere auf dem Lande gemeinsam zu erfüllen. Giselle wird jedoch vorweg von ihrem aufgebrachten Vater vor eine ungeheure Entscheidung gestellt, und auch Nelson ereilt ein harter Schicksalsschlag.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 68

Veröffentlichungsjahr: 2019

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Giselle und die Freiheit

Giselle und die FreiheitGiselle und die Freiheit - DIE StoryIn GedenkenÜber die AutorinImpressum

Giselle und die Freiheit

Erzählung

Dieses Werk ist  denen gewidmet , für die  Tiere unsäglich viel mehr sind als NUR Tiere!

Jedes Tier hat eine Seele. WARUM treten wir sie nur allzu oft mit Füßen?! 

Bella

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2019 Sylvia McKaylander

Herstellung und Verlag: BoD –  Books on Demand, Norderstedt

ISBN:   9783743153684

Giselle und die Freiheit - DIE Story

„Herzlichen Glückwunsch, Giselle. Sie sind gesund. Sie haben es geschafft.“ 

Der Arzt ging mit wehendem Kittel um den Stuhl herum, auf dem sie verkrampft saß. „Die Werte sind eindeutig.“

Sie strahlte. „Wirklich?“

„Aber ja doch. Ich konnte es zuerst selbst kaum fassen und habe die Werte gleich noch mal prüfen lassen.“ Er tippte auf das Blatt Papier. „Hier steht es. Schwarz auf weiß.“

Ein Lächeln machte sich auf ihrem hübschen ovalen Gesicht breit, welches von braunen Korkenzieherlocken umrahmt war.

Gesund. Sie war gesund. 

Diese wunderbare Tatsache drang von Sekunde zu Sekunde mehr in ihr Bewusstsein ein und ließ sie strahlen. 

„Das ist ja fantastisch.“

„Giselle, ich möchte zwar kein Spielverderber sein, aber die Medikamente nehmen Sie weiterhin ein, ja. Wir wollen ja keinen Rückfall riskieren, selbst wenn der sehr unwahrscheinlich ist. Sie sehen frisch und gesund aus.“ 

„Um nichts in der Welt werde ich irgendwas riskieren.“

„Haben Sie jemanden, mit dem Sie reden können über das, was Sie bewegt?“

Ihre Miene fror ein. Warum, um alles in der Welt, dachte sie ernüchtert und mit wachsendem Unmut, musste nur jeder eine solch wunderschöne Äußerung gleich mit einem Satz ruinieren, welcher einem die Freude ruckzuck wieder verdarb?

„Nein! Ich brauche niemanden – und ich will auch niemanden. Nicht mehr."

„Giselle, wir alle brauchen ab und zu jemanden, dem wir unser Herz ausschütten können. Gerade Sie! Sie müssen mit jemanden reden können über das, was Sie bewegt. Wie sieht es mit Ihren Eltern aus?“

Schlagartig wich sie mit abweisender Miene zurück. „Sie kennen meine Eltern?“

Ihre Eltern. Für Giselle ein absolutes Reizthema. 

Bislang hatte sie jeder, der mit ihren Eltern in irgendeiner Weise in Kontakt stand, bitter enttäuscht. Menschlich, aber was ihrem Ansicht nach am schlimmsten war, charakterlich. Sie hatte früh – im Grunde viel zu früh – lernen müssen, mit ihrem Kummer allein zurechtzukommen, denn Vertrauen fassen konnte sie in ihrem Umfeld bei keiner Menschenseele. Auch wenn sich diese Leute heuchlerisch Freunde nannten, so standen sie letztlich ihren Eltern doch näher als sie, Giselle. Ihre einzige Tochter. Allein die Gegebenheit, dass nun auch noch ihr Arzt zu denen gehörte, war für sie ein Grund, seine gesammelten Sympathiepunkte wieder mit Karacho auf den Nullpunkt zurück zu katapultieren. 

Er ließ sie keine Sekunde aus den Augen. „Nun sagen wir, wir kennen uns oberflächlich.“

Oberflächlich. Aha. Das genügte ihr, um gefühlsmäßig wieder dichtzumachen. 

„Meine Eltern und ich sehen uns nur selten und ich kann nicht behaupten, dass ich darüber betrübt bin.“

„Ich merke, zwischen Ihnen und ihren Eltern gibt es einige Konfliktpunkte.“

„Das ist noch milde ausgedrückt. Wir reden nicht mehr miteinander und wenn, dann gibt's zwischen uns eh nur Streit.“

„Giselle, ich möchte offen sein. Dieses Mal haben Sie den Krebs besiegt, aber, und das sage ich Ihnen in aller Deutlichkeit, es war knapp. ihr Leben, Giselle, hätte ebenso gut bereits vorbei sein können. Beim nächsten Mal…“ 

Er verneinte wortlos. „Ich kann Ihnen nur den Rat geben, sich alsbald mit ihren Eltern zu versöhnen, so schwer das auch sein mag. Es kann sein, dass Sie dann auf deren Hilfe angewiesen sein werden.“

Sie schluckte schwer. 

Er hatte den Eindruck, dass sie die Schwere die Situation richtig einschätzte. 

Er reichte ihr das Rezept über den Schreibtisch. „So, und jetzt, Giselle? Was werden Sie in Zukunft unternehmen: jetzt, wo Ihnen das Leben eine zweite Chance gewährt hat?“ 

Sie erhob sich. „Ich werde in meinem Leben aufräumen – aber einzig und allein so, wie es mir gefällt – und nur mir. Das Leben ist zu kurz und zu wertvoll, als dass das man faule Kompromisse eingehen sollte – und sei es auch nur, um anderen zu gefallen.“

Selbst wenn Giselle im Augenblick nicht wusste, was sie zuerst, und was zuletzt tun sollte, so war sie sich immerhin im Klaren darüber, dass sie sich auf keine halbseidenen Kompromisse mehr einlassen wollte. Nie mehr. 

Rasch verabschiedete sie sich. 

***

Selig lächelnd trat Giselle nach dem Friseurbesuch auf den Gehweg hinaus. 

Es war erst früher Vormittag und angenehm warm, obwohl die Sonne sich hinter Regenwolken ab und zu versteckte. Der ganze Tag lag vor ihr. 

ihr Handy in der Handtasche, eher war es ein Leinenrucksack, piepte. Eine SMS war eingetrudelt. Wollte sie die lesen? Jetzt? Nein. Also ignorierte sie die Kurznachricht. Egal, was es war, egal um was sich handelte, es musste warten. Basta. Ja, das war der erste Schritt ihres neuen Lebens. Egoistischer sein, und ja, es fühlte sich einfach toll an. So toll, dass sie den Vorsatz fasste, sich in Zukunft mehr Zeit für sich nehmen, für Ihre Bedürfnisse – auch wenn es anderen nicht gefiel. Nein. Quatsch. Falsch. Erst Recht, wenn es anderen nicht gefiel. 

Ha! Das war er wieder – der Geist der Rebellion, der ihr in ihrem Leben bislang schon viel an Verdruss, Tränen, Streit und Frust eingebracht hatte. Aber hey, das war sie. Giselle. Er gehörte zu ihr. Er war ein Teil von ihr. Er steckte in ihr drin. 

Kurzentschlossen schlug sie den Weg zum Strand ein. So nah am Ozean, der seine Wellen vom orkanartigen Böen angetrieben ans Ufer peitschte, hatte sie oft die besten Ideen. Sie war sechsundzwanzig Jahre alt – und hatte bereits den schwersten Kampf ihres Lebens für sich entschieden. Nun musste sie überlegen, welchen Lebensweg sie von nun an einschlagen wollte. Eines war klar: So wie es bislang war, so konnte es mit ihrem Leben nicht weitergehen. Auf gar keinen Fall. 

Etwas müde, denn sie war in aller Frühe aus dem Bett gestiegen, ließ sie sich aufstöhnend in den weichen Sand des abgelegenen Strandes fallen. 

Giselle ließ ihr Leben an sich vorbeiziehen. 

Nach sechs Jahren in Mailand, wo sie nach ihrem Matura mit Durchschnitt von 1,5 Musik, Tanz und Gesang studierte, bevor als Sopranistin auf der Skala jeden Abend einen umjubelten Auftritt genoss, und Ihre vermögenden Eltern ausnahmsweise stolz ihren Namen herumerzählen, kehrte sie nach Los Angeles zurück, um ihr Arrangement beim Staatsballett wahrzunehmen. Kurz darauf stellte sie fest, dass ihr Tanzpartner und Freund Phil sie mit Lisa betrog; einer Ballerina, ein Jahr jünger als sie selbst. Giselle überraschte sie vor einer Aufführung beim Knutschen und befummeln in der seiner Kabine. Phil war derart durcheinander geraten, dass er sich bei der bis auf den letzten Platz besetzten Aufführung einen Patzer nach dem anderen leistete – und Giselle fallen ließ. Sie schlug mit einem Schmerzensschrei mit der Kniescheibe voran mit voller Wucht auf die Bretter auf und auch ihr Knöchel war abnorm verdreht. Sie wurde noch in derselben Nacht notoperiert. Ihre Karriere als Tänzerin war zu Ende. Kaum hatte Giselle unter Tränen diese Hiobsbotschaft einigermaßen verdaut, traf sie der nächste Schlag. 

Am Tag der Entlassung aus dem Krankenhaus kam der Arzt mit düsterer Miene auf sie zu, um ihr zu verkünden, dass sie entartete Zellen in sich trug. Weitere Untersuchungen ergaben einen positiven Krebsbefund am Kehlkopf. Nach der Operation durchlief sie ein hartes Training mit einer Logopädin. Die Chemotherapie war die Hölle. An Singen war nicht mehr zu denken. Sie war zu froh, dass sie überhaupt noch lebte. 

Die Anzeige in der Zeitung, in der stand, das eine WG noch Mitbewohner suchte, entdeckte Giselle im Wartezimmer ihres Onkologen. Sie war auf Unterstützung angewiesen und für jede helfende Hand dankbar – und das, während Ihre ahnungslose Familie ihrem acht Meter langen Luxusjacht auf den Fidschi-Inseln den Urlaub genoss. Giselle hätte jeden eigenhändig erwürgt mit den eigenen Händen, der es gewagt hätte, denen per Telefon mitzuteilen, wie schlecht es um sie stand. Zu jener Zeit hatte sie sich recht wohlgefühlt dort und sich auch bestens mit den Leuten, die genauso unkonventionell tickten wie sie selbst, verstanden – bis eines Tages, nachdem jemand einen Platz freigemacht hatte, um anderswo ein Studium zu beginnen, Lance, ein langhaariger gammeliger Typ mit seiner Gitarre einzog. Er führt eine strikte Hausordnung ein und lebte ansonsten so rücksichtslos, wie es ihm gerade so in den Sinn kam. Nach und nach, mit ihr ging es wieder bergauf, verschwanden all die netten hilfsbereiten Leute aus ihrem Umfeld. Heute lebten in einer Vier-Zimmer-Wohnung vier Männer und zwei Frauen, die sich nicht nur wie Hippies kleideten, sondern auch eine, ihrem Meinung nach viel zu lockere Moral wie in den 60er-Jahren in Woodstock praktizierten. Vor wenigen Tagen erst hatte sie bei ihrem Heimkehr am Abend den süßlichen Geruch von Rauschgift wahrgenommen. Sie zwang sich, sich mit ihrem Meinung über allerlei, vor allem Unsauberkeiten, zurückzuhalten, als auch den Brechreiz im Badezimmer beim Anblick von im Waschbecken liegen gelassener gebrauchter Kondome zu unterdrücken. 

Nein, sie musste da raus. Je eher, desto besser. Aber wo sollte sie hin? Eine Lösung musste her. Und das schnell. 

Miau.

Giselle horchte auf. 

Eine Katze. Woher kam das? Es klang kläglich. Leise. 

Miau. Miauuu. Miauuuuuuu. 

Sie schaute in die Richtung, aus der das Maunzen kam. 

„Ach, du meine Güte.“

Da lag eine Katze mit schwarzweißem Fell einige Meter entfernt im Sand. Sie lag auf der Seite und amtete schwer. Ihre Augen waren geschlossen. Stoßweise gingen Ihre pfeifenden Atemzüge. ihr weißes Fell am Bauch war vom Blut verfärbt.