Gruselkrimi Dreierband 3310 - W. A. Hary - E-Book

Gruselkrimi Dreierband 3310 E-Book

W. A. Hary

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Beschreibung

Mark Tate ist der Geister-Detektiv. Mit seinem magischen Amulett, dem Schavall, nimmt er es mit den Mächten der Finsternis auf und folgt ihnen in andere Welten und wenn es sein muss, bis in die Hölle. Ihm zur Seite steht May Harris, die weiße Hexe. (399) Dieser Band enthält folgende Romane Die Göttliche (W.A.Hary) Gestatten, Hölle (W.A.Hary) Mission unmöglich (W.A.Hary) Unterwegs in einer parallelen Welt, auf der Suche nach der Wahrheit und dem Weg zurück zur Erde. Mitten im Vorhof zur Hölle, in dem nichts so ist, wie es erscheint, und in dem das Böse längst schon gesiegt hat. Wie in der Stadt der Triklops…

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W.A.Hary

Gruselkrimi Dreierband 3310

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Inhaltsverzeichnis

Gruselkrimi Dreierband 3310

Copyright

W. A. Hary - Die Göttliche

W. A. Hary - Gestatten, Hölle

W. A. Hary - Mission unmöglich

Gruselkrimi Dreierband 3310

W.A.Hary

Mark Tate ist der Geister-Detektiv. Mit seinem magischen Amulett, dem Schavall, nimmt er es mit den Mächten der Finsternis auf und folgt ihnen in andere Welten und wenn es sein muss, bis in die Hölle. Ihm zur Seite steht May Harris, die weiße Hexe.

Dieser Band enthält folgende Romane

Die Göttliche (W.A.Hary)

Gestatten, Hölle (W.A.Hary)

Mission unmöglich (W.A.Hary)

Unterwegs in einer parallelen Welt, auf der Suche nach der Wahrheit und dem Weg zurück zur Erde. Mitten im Vorhof zur Hölle, in dem nichts so ist, wie es erscheint, und in dem das Böse längst schon gesiegt hat.

Wie in der Stadt der Triklops…

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

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© dieser Ausgabe 2024 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Alles rund um Belletristik!

W. A. Hary - Die Göttliche

„Sie kennt keine Gnade!“

Unterwegs in einer parallelen Welt, auf der Suche nach der Wahrheit und dem Weg zurück zur Erde. Mitten im Vorhof zur Hölle, in dem nichts so ist, wie es erscheint, und in dem das Böse längst schon gesiegt hat.

Wie in der Stadt der Triklops…

1

Der Palast von Triklopstadt war riesig und beeindruckend. Die wuchtigen Mauern stützten ein weit ausladendes Dach, das wie eine sanft geschwungene Hügelkette anmutete. Die Metallschuppen, aus denen es bestand, waren breit und wiesen mannigfaltige Verzierungen auf.

Auch die Mauern waren reichgeschmückt, doch erfreute dieser Schmuck nicht das Auge, sondern erzeugte im Betrachter eher so etwas wie Beklemmung. Das lag an den Motiven, die unbekannte Triklopkünstler zur Verzierung ihres Palastes benutzt hatten: Monströse Kreaturen, die nichts weiter im Sinn hatten, als Triklops zu zerfetzen, zu quälen und zu verschlingen.

Wenn man bedachte, wie knapp der Lebensraum überall in der Stadt bemessen war, deutlich erkennbar an der zunehmenden Enge, wenn man sich dem Zentrum hier näherte, konnte man den ungeheuren Luxus ermessen, der hier getrieben wurde: Der Palast stand mitten auf einem weiten, freien Platz.

Alles, was den Palast betraf, war groß, wuchtig, pompös und ließ alles andere klein und unbedeutend erscheinen. Aber es war eben auch gemein und gewalttätig in der Darstellung von teils vieläugigen Horrorgeschöpfen, die alle nur eines im Sinn hatten: Triklops bis aufs Blut und sogar bis zum Tode zu quälen.

Dies war überhaupt und ausnahmslos das Hauptmotiv bei allen Verzierungen, und wo keine grausigen Szenen dargestellt wurden, so waren es zumindest schaurige und makabre Einzelheiten, die einem eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken rieseln ließen.

Am liebsten hätten wir uns herumgedreht und die Flucht ergriffen. Eben auch Thor, obwohl man davon ausgehen konnte, dass er als Gott des Donners sicherlich schon einiges in seinem mehrtausendjährigen Leben erlebt hatte.

Wenn das Urreich wirklich vom Bösen regiert wurde, dann hatte es hier, in diesem Palast, anscheinend seinen Hauptsitz. Daran hegten wir in diesem Moment nicht mehr die geringsten Zweifel.

Einmal abgesehen davon, dass es jetzt erst recht mehr als unwahrscheinlich erschien, dass wir wirklich mit der bis hierhin demonstrierten Friedfertigkeit erwartet wurden!

Der Boden des Marktes rings um den Palast bestand aus anderem Material als die Straßen der Stadt. Es fiel mir jetzt erst auf, nachdem ich es schaffte, endlich die Augen von den grausigen Darstellungen zu lösen und meinen Blick zu senken.

Doch das erschien nur auf den ersten Blick so, denn eigentlich bestand die Andersartigkeit nur in einem: Überall auf den Straßen waren die Metallschuppen mit der Zeit zwangsläufig stumpf und unansehnlich geworden, wogegen sie hier ständig auf Hochglanz poliert wurden, damit ihre feinen Ziselierungen auch richtig zur Geltung kamen. Ziselierungen, die es nirgendwo sonst gab, mit Darstellungen, die genauso grausig waren wie alles, was den Palast des Grauens, wie ich ihn insgeheim bereits nannte, so reich verzierte.

Man wagte es kaum, seinen Fuß darauf zu setzen, nicht nur wegen der Darstellungen, sondern auch, weil man unwillkürlich fürchtete, diesen Hochglanz zu beschmutzen, und dennoch ritt San-te-al einfach mit seinem Daedrapferd darüber, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt.

„Sieht alles aus wie neu!“, bemerkte Thor nur.

San-te-al wandte sich ihm zu und verkündete stolz:

„Das ist es auch! Es wird ständig darauf geachtet, dass bei den Wartungsarbeiten Unbrauchbares sofort durch Neuwertiges ersetzt wird. Es gibt eine eigene Werkstätte mit Künstlern, die nichts anderes machen, als neue Metallschuppen für den Marktplatzboden herzustellen.“

„Was ist das eigentlich für ein Metall?“, hakte ich sofort ein, weil ich jetzt eine günstige Gelegenheit dafür sah.

Der Troll starrte mich mit seinem roten Stirnauge erstaunt an, während seine beiden halbwegs normalen Augen weiter nach vorn gerichtet blieben. Ein erschreckender Anblick. Dann wandte er sich brüsk ab und ritt einfach voran, ohne auf meine Frage einzugehen.

Irritiert folgte ich ihm weiter.

Vor der breiten Treppe zum Eingang zügelte San-te-al sein Reittier. Wir taten es ihm gleich.

Triklops eilten plötzlich von zwei Seiten herbei und warteten, bis wir abstiegen, um sich der Tiere anzunehmen.

Alles sträubte sich in mir dagegen, die hohe, ausladende Treppe zum Hauptportal hinaufzusteigen. Aber es würde mir wohl nichts anderes übrigbleiben.

Was würde passieren, wenn ich mich jetzt weigerte?

Ich hatte keine Lust, es herauszufinden, zumal es mir als unsinnig erschien, bis hierhergekommen zu sein, nur um ausgerechnet jetzt einen Rückzieher zu wagen.

San-te-al schritt vor uns hinauf. Sein Cape flatterte im leichten Wind, der ständig über das Urreich wehte und dabei keinerlei Abkühlung brachte. Ganz im Gegenteil: Er schien diese Hitze erst recht anzufachen, an die ich mich wohl nie gewöhnen würde. Obwohl ich sie erstaunlich gut verkraftete, wahrscheinlich dank der ominösen Macht, die in mir schlummerte.

San-te-al wirkte in seiner Haltung wie ein Eroberer, der von einem erfolgreichen Feldzug zurückkam. Er tat sehr stolz, und alle Furcht vor uns war inzwischen komplett von ihm abgefallen.

Wie mächtig war er eigentlich wirklich hier in der Triklopstadt und darüber hinaus?

Es wird sich zeigen, dachte ich zähneknirschend.

Ich konnte jedenfalls diesen San-te-al nicht ausstehen. Für mich war das nur ein mieser, dünkelhafter Schauspieler, der sich gern in Pose warf, ohne wirklich etwas vorweisen zu können.

Dennoch folgte ich ihm zögernd, an der Seite von Tri-tan und Thor, der mal wieder wie prüfend seinen Donnerhammer in den Händen wog, als wollte er damit im nächsten Moment zuschlagen. Dabei war ich ziemlich sicher, dass ein einziger Hieb genügt hätte, um diesen Widerling San-te-al zu zerschmettern. Ich kam nicht umhin, solches sogar zu ersehnen – und zu bedauern, dass es nicht eintrat.

Das Eingangsportal öffnete sich wie von Geisterhand bewegt. Auch hier die überwiegend geschmacklosen Darstellungen von Horrorgeschöpfen. Auffallend nur die Tatsache, dass ausnahmsweise sämtliche Negativwesen zwei Augen hatten, während das Positive im Kampf gegen das Negative dreiäugig dargestellt wurde, mit roten Stirnaugen, erinnernd an so etwas wie Zyklopen, nur dass bei denen eben die beiden „normalen Augen“ fehlten.

Für einen Moment dachte ich:

Was haben eigentlich Triklops und Zyklopen gemeinsam, außer dass es sie auf der Erde nicht gibt?

Eine fantastische Idee:

Ist es denn möglich, dass Triklops so eine Art Verschmelzung sind von Zyklopen einerseits und zweiäugigen Menschen andererseits?

Unwillkürlich tastete ich bei diesem Gedanken nach meiner eigenen Stirn.

Was, wenn das dritte Auge dort nicht schon immer da gewesen, sondern irgendwie später erst hinzu gekommen war?

Nein, ich wehrte mich gegen diese Möglichkeit. Würde es denn nicht bedeuten, dass ich selber so eine Art Verschmelzung war zwischen einem Zyklopen und einem Menschen?

Die Erinnerung an die Metallsichelspitze drängte sich mir auf, wie sie vorn aus meiner Brust geragt hatte. Eigentlich hätte ich auf der Stelle tot sein müssen, aber ich hatte nur da gestanden und auf diese Spitze gestiert. Bis Thor die Sichelklinge wieder aus meinem Körper herausgezogen hatte. Danach war alles so gewesen, als hätte mich die Sichelwaffe niemals getroffen. Ich hatte weder Schmerzen noch sonst eine Beeinträchtigung spüren können. Außer eben, dass ich für Sekunden paralysiert gewesen war. Aber doch mehr aus Entsetzen über den Vorgang an sich und nicht etwa, weil mich dieser eigentlich tödliche Treffer auch nur irgendwie bewegungsunfähig gemacht hätte.

Ich verdrängte diese unerfreulichen Gedanken an das eigentlich Unmögliche wieder und widmete meine Aufmerksamkeit lieber der unmittelbaren Gegenwart.

Die geschlechtslosen dreiäugigen Diener, die von innen die mächtigen Flügeltüren des Eingangsportals geöffnet hatten, kamen hervor und verbeugten sich untertänig.

Wir drei Gäste betraten, mit unserem Führer San-te-al an der Spitze, eine weite Halle.

Ich hörte das Patschen von nackten Füßen und sah zur Seite. Da trippelte eine Gruppe leichtgeschürzter Triklopmädchen direkt auf uns zu. Es waren die ersten Mädchen, die ich bisher zu Gesicht bekam. Sonst schien es in der Stadt nur Krieger und Geschlechtslose zu geben. Wobei wir nicht hatten feststellen können, ob die Krieger nicht auch geschlechtslos waren. Immerhin waren sie so in Rüstungen gehüllt, dass man dies nicht einmal vermuten konnte.

Die Mädchen hier erschienen im Gegensatz zu allen anderen Triklops ohne diesen fellartigen Körperhaarwuchs, waren dabei außerordentlich gut gewachsen und hätten in jeder Menschenfrau Neid geweckt. Nur durfte man nicht in ihr unmenschliches Gesicht sehen. Die dritten Triklopaugen auf der Stirn wirkten wie glühendrote Kohlestücke.

Es schauderte mich unwillkürlich, und ich wandte mich schnell ab.

Die Mädchen hielten Abstand, und dann benahmen sie sich genauso wie menschliche junge Frauen auch, die man Zeit ihres Lebens in einen Palast sperrte, denn sie erinnerten eher an ausgelassene Kinder als an junge Erwachsene. Kinder, die das Aussehen eines echten Zweiäugigen wie Thor als wahre Sensation ansahen. Überhaupt hatten sie nur Augen für ihn. Erst staunten sie und konnten sich an der Ungewöhnlichkeit kaum sattsehen, aber dann verloren sie schnell ihre Scheu, kokettierten, witzelten und kicherten in einem fort.

Tri-tan und ich wurden von ihnen völlig ignoriert, wobei ich nicht sagen konnte, dass mir das etwa unangenehm gewesen wäre.

Wir beobachteten quasi als unbeachtete Zaungäste halb amüsiert, halb misstrauisch, wie sehr sich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit auf die insgesamt doch ziemlich imposante Erscheinung von Thor konzentrierte. Wohl nicht nur wegen seiner in der Triklopstadt äußerst ungewöhnlichen Zweiäugigkeit. Sicherlich auch wegen der von ihm verkörperten äußerst potenten Männlichkeit.

Tri-tan und ich zogen uns ein wenig davon zurück, während unser Führer San-te-al sich abwartend verhielt.

Worauf wartete er eigentlich?

Seinem unmenschlichen Gesicht war nichts anzumerken.

Und dann sah ich erstaunt, dass Thor ein - wie er wohl meinte - verführerisches Lächeln aufsetzte. Manche eher sensible Frau hätte meiner eigenen Meinung nach angesichts dessen wohl eher schleunigst das Weite gesucht. Nicht, dass Thor etwa hässlich gewesen wäre, aber die schwellenden Muskeln und das Lächeln eines als unbesiegbar geltenden Eroberers konnten schon Furcht erzeugen. Nur wenn man wusste, dass Thor lediglich für seine Feinde gefährlich war, konnte man ihn sogar als herbe Schönheit ansehen.

Eine Frage halt des Geschmacks – und eben mein ganz persönlicher Eindruck. Denn den Geschmack der Triklopmädchen traf Thor mit seinem Lächeln jedenfalls hundertprozentig. Das wurde mit jeder Sekunde deutlicher.

Ich fürchtete schon, dass sie sich im nächsten Moment auf ihn stürzen und ihn zu Boden zwingen würden, um es mit ihm auf der Stelle zu treiben.

Er grinste amüsiert, während ich mich eines Schauderns nicht erwehren konnte. Natürlich nicht deshalb, weil ich Thor auch nur einen Augenblick lang beneidete. Thor war gewiss eher in der schlechteren Position.

Als der Hüne seinen Blick schließlich auf eine der Triklopfrauen konzentrierte, die etwas größer und eigentlich noch besser gewachsen war als die anderen, fühlte diese sich zuerst geschmeichelt, aber dann schmolz sie förmlich dahin. Es sah so aus, als würde sie jeden Augenblick vor Glück in Ohnmacht fallen.

Ich fragte mich indessen immer noch vergeblich, auf wen oder auf was wir hier überhaupt noch warteten.

Aber dann traten zwei andere Mädchen vor und sagten mit zittrigen Stimmchen und sich fast bei jedem Wort abwechselnd:

„Wir - wir sind hier, um uns um - um dich zu kümmern, starker Fremder. Wir sollen dir frische Kleidung besorgen, dich baden und salben…“

„Ihr beide?“, rief Thor begeistert aus.

Ja, begeistert! Ich hatte mich nicht verhört!

„Nein, wir alle!“

Sein Lächeln wirkte plötzlich ein wenig verzerrt. Er winkte ab.

„Och, das ist nicht nötig, ich bin nicht etwa schmutzig oder so. Ähem, außerdem, tja, ich kann das auch allein, falls es notwendig sein sollte.“

Verlegen kratzte er sich im Genick.

Jetzt hätte ich am liebsten laut losgebrüllt vor Lachen, aber das wollte ich dem Hünen nicht antun. War es denn möglich, dass Thor vor der holden, wenn auch dreiäugigen Weiblichkeit am Ende doch noch in die Knie ging?

Ich zählte rasch nach.

Nun, es waren immerhin etwa zwanzig Mädchen. Da konnte es einem Mann schon mal mulmig werden - auch wenn er über einen Körper wie Thor verfügte.

Die beiden Triklopmädchen, die sich als eine Art Führerinnen hervortaten, bekamen durch seine Unsicherheit mächtig Auftrieb. Eine legte lächelnd den Kopf schief und säuselte:

„Nur baden und salben und vielleicht auch massieren. Wir werden dir nichts antun, was du nicht willst. Die Göttliche hat uns persönlich dazu beauftragt, und so bist du für uns tabu.“

Noch deutlicher ging es nicht. Dennoch schickte Thor Tri-tan und mir einen hilfesuchenden Blick.

Ich tat indessen sehr ernst und zuckte die Achseln.

Tri-tan sprach ohnedies kein Wort mehr und tat völlig neutral.

San-te-al stand abseits und beobachtete alles mit nach wie vor unbewegter Miene. Jetzt fand er es wohl endlich an der Zeit, sich einzumischen:

„Du solltest diesen Akt der Gastfreundschaft nicht abschlagen. Es ist eine besondere Ehre, die dir hiermit zuteil wird.“

Ich klopfte Thor beruhigend auf die Schulter und wollte etwas sagen.

Thor kam mir zuvor:

„Es wäre besser, wenn wir uns nicht trennen würden!“

„Und wie stellst du dir das vor, Thor? Tri-tan und ich als Spanner während deiner rituellen Waschung zu Ehren der Göttlichen? Ich glaube kaum, dass es von Nutzen wäre.“

„Wir wissen schließlich nicht, worauf das alles noch hinaus läuft, Mark Tate!“, knurrte er mich ärgerlich an.

„Dazu braucht man nicht allzu viel Fantasie, denke ich!“, sagte ich ohne Häme. „Waffengewalt spielt dabei sicherlich die geringste Rolle.“

„Und danach? Was, wenn mich die Göttliche als Wegwerfgegenstand benutzt?“

„Was wäre die Alternative? Sollen wir die Mädchen hier bekämpfen? Sie sind waffenlos und machen nicht den Eindruck, jemanden umbringen zu wollen. Wenn du der Göttlichen als so wichtig erscheinst, Thor, ist das vielleicht noch nicht einmal so sehr von Nachteil für uns? Vergiss nicht, wofür wir da sind. Wir wollen endlich Antworten auf all unsere Fragen. Zumindest jedenfalls dies. Aber gut, es ist letztlich deine Entscheidung, ob du auf die unmissverständliche Einladung der Göttlichen eingehst oder nicht. Es ist ja nicht mein Körper, sondern der deinige…“

Ich hatte leise genug gesprochen, um von San-te-al nicht belauscht werden zu können, und die Mädchen ignorierten mich sowieso. Doch selbst wenn die Göttliche unseren Wortwechsel mitbekam, sie tat jedenfalls nichts, um ihn zu stören.

Thor betrachtete mich, als würde er mich zum ersten Mal sehen. Dann stahl sich ein feines Lächeln um seine Mundwinkel.

Hatte ich ihn jemals lächeln sehen, ehe wir den Palast erreicht hatten? Das sah ja gerade so aus, als würde er sich auf die bevorstehende Begegnung mit jener Göttlichen ganz besonders freuen?

Es irritierte mich zutiefst, wie ich zugeben musste.

„Nun gut, auf in den Kampf!“, sagte er wie zu sich selbst, packte dabei den Donnerhammer fester, den er die ganze Zeit über in Händen behalten hatte, als müsste er gegen einen tödlichen Angriff gewappnet sein, und schloss sich der kichernden Mädchenschar an. Sie umzingelten ihn regelrecht und schienen es gar nicht mehr erwarten zu können, ihn auszuziehen und zu verwöhnen.

Nachdenklich blickte ich hinterher. Ich dachte unwillkürlich an die fünf Daedrapferde, die nach dem Kampf auf einmal wie aus dem Nichts aufgetaucht waren. Und ich dachte auch an die meines Erachtens nur vorgespielte Friedfertigkeit, an die Einladung und daran, dass die sogenannte Göttliche uns mit Sicherheit die ganze Zeit über schon beobachtet hatte.

Thor, ich glaube fast, die Göttliche hat einen Narren an dir gefressen. Nur deshalb hat man uns nicht das übrige Triklopheer auf den Hals gehetzt und umgeschaltet auf postulierte Friedfertigkeit, gepaart mit einer besonderen Art von Willkommenskultur!

Ich betrachtete Tri-tan. Der Troll hätte mir wahrscheinlich eine ganze Menge erzählen können. Allein, er hatte die Erinnerung daran verloren. Ähnlich wie ich, der ich mich nur in Bruchstücken zurück an die Erde erinnern konnte.

Er erwiderte meinen Blick, und ich sah in seinen Augen, dass er ähnliche Gedanken wie ich hegte, die Rolle Thors in diesem ansonsten noch weitgehend undurchschaubaren Spiel zwischen uns und der sogenannten Göttlichen betreffend.

2

San-te-al trat an meine Seite und behauptete mit vor Stolz geschwellter Brust:

„Es ist eine besondere Gunst, die die Göttliche deinem Freund erweist. Er wird sie hoffentlich zu schätzen wissen.“

„Keine Bange“, knurrte ich abweisend, „Thor hat im Laufe der Jahrtausende gewiss gelernt, seinen Mann zu stehen und sich zu benehmen, wenn es von ihm gefordert wird. Aber was geschieht nun mit uns?“

San-te-al deutete in eine andere Richtung. Dort öffnete sich eine weitere Tür und entließ einen Trupp von Kriegern. Sie marschierten im Gleichschritt auf uns zu.

„Jedem das, was ihm gebührt“, erklärte er dunkel. „Die Göttliche hat schon richtig vorgesorgt. Unser Empfang ist gesichert.“

Die Krieger marschierten mit patschenden Ledersandalen näher und erzeugten ein flaues Gefühl in meiner Magengegend.

Jedem das, was ihm gebührte?

Was hatten sie mit mir und Tri-tan vor?

Spätestens als sie nahe genug waren, auseinandersprangen und dabei ihre Sichelschwerter zogen, gab es zumindest für mich keinen Zweifel mehr:

Während der eine mit Namen Thor von hübschen, gutgewachsenen Triklopmädchen gebadet, gesalbt, massiert und verwöhnt wurde, sollten die anderen, nämlich Tri-tan und ich, massakriert werden!

Einen nicht geraden hübschen Empfang hatte sich also die sogenannte Göttliche für uns ausgedacht. Und sie hatte nur so lange damit gewartet, bis Thor außer Reichweite war und nicht mehr mitbekam, was hier geschah.

Ja, ja, da half es überhaupt nichts, wenn ich mich ordentlich aufregte ob so viel hinterhältiger Ungerechtigkeit: Ich hatte gemeinsam mit Tri-tan zweifelsohne das schlechtere Ende der Wurst abbekommen.

Tri-tan indessen reagierte gar nicht auf die neuerliche Bedrohung. Er stand ein wenig abseits und stierte dumpf vor sich hin. Ja, er rührte sich überhaupt nicht, und es war nicht zu erkennen, ob er überhaupt begriff, was hier vorging.

Die fünf Krieger konzentrierten sich vorerst nur auf mich. Sie hatten mich sogleich in die Zange genommen und preschten mit wirbelnden Sichelschwertern vor.

Um Tri-tan kümmerten sie sich gar nicht? Wieso nur um mich? Was sollte das jetzt? Oder hielten sie ihn für keinen würdigen Gegner?

San-te-al zog sich lächelnd weiter zurück. Für mich war das wie das Lächeln des Fleisch gewordenen Teufels.

Weit kam er jedoch nicht, denn ich wusste es zu verhindern. Ich war zwar kein Thor, was den Kampf betraf, aber ich hatte die erbeutete Sichelwaffe behalten dürfen und wusste durchaus damit umzugehen.

Blitzschnell wirbelte ich aus dem Kreis der Bedrohung hinaus, ehe er sich schließen konnte.

San-te-al erschrak und machte eine Abwehrbewegung.

Vergeblich. Er, der er sich hochtrabend einen obersten Kriegsherrn nannte, war offensichtlich im Kampf dermaßen ungeübt, dass ich leichtes Spiel hatte mit ihm. Ehe er sich versah, zeigte die Spitze der Sichelklinge haargenau auf die Kehle des Triklops.

„Halt!“, brüllte ich warnend, zu den Angreifern gewandt. „Noch einen einzigen Schritt weiter und euer oberster Dreiäugiger oder wie ihr ihn auch schimpft, wird der oberste Tote!“

Die Krieger blieben tatsächlich stehen und blickten irritiert drein.

„Und jetzt Abmarsch, zurück!“

San-te-als ständig rote Haut unter dem Zottelfell hatte eine Menge von ihrer Farbe verloren. Sie wirkte jetzt sehr ungesund. Selbst die Farbe seines Stirnauges hatte gewechselt. Sie erinnerte jetzt an einen verschmutzten Rubin, mit einem Sprung.

„Mo-moment!“, stotterte er. „Ein - ein fatales Missverständnis, mein lieber Freund, hoher Herr und Handhaber der Sichelwaffe. Bei der Göttlichen, die sich Zyna-en nennt und die schönste aller Triklopfrauen und ewig sein wird: Die tapferen Krieger der Palastwache wollten dich keineswegs angreifen, sondern nur nach oben in die Gemächer der Tabuzone geleiten. Eine - eine Ehreneskorte sozusagen. Die - die können überhaupt nicht kämpfen. Sind nur Statisten, die ihre Sichelwaffen eher tänzerisch handhaben und – und…“

Ich reagierte ziemlich irritiert während dieser langen Rede. Mein Blick ging zwischen den Kriegern und San-te-al hin und her.

Tri-tan reagierte immer noch nicht. Er war wie weggetreten. Ja, anders konnte man es nicht bezeichnen.

Wollte dieser San-te-al nur seine Haut retten oder sprach er die Wahrheit?

Mein Misstrauen blieb - ebenso wie die Sichelspitze an der Kehle von San-te-al.

Aber dann wurde mir endlich bewusst, wie wenig es mir eigentlich nutzte, wenn ich San-te-al als Geisel missbrauchte. Die sogenannte Göttliche würde ihn zweifelsohne opfern, wenn es galt, meine Flucht zu vereiteln. Und dann blieb da auch noch Thor, den ich nicht einfach so im Stich lassen durfte.

Von oben hörte ich leises Mädchenlachen.

Ich ließ langsam die Sichelwaffe sinken, bis die Klinge zu Boden zeigte.

San-te-al massierte stöhnend seinen Hals, obwohl ich diesen noch nicht einmal mit der Waffe berührt hatte. Aber allein schon die Vorstellung, was ihm hätte widerfahren können, ließ schon wieder Panik in ihm aufsteigen. Sein rotes Auge glotzte, als würde er jeden Augenblick in Ohnmacht fallen. Als oberster Führer der Triklopkrieger gab er damit ein denkbar schlechtes Beispiel ab. Er erschien eher wie der oberste Jammerlappen seines Volkes.

Ich verlor vollends mein Interesse an ihm oder an den Kriegern, die angeblich gar keine waren, sondern nur Tänzer, auf Kampftänze spezialisiert, wenn man den Worten San-te-als glauben mochte. Ich blickte nämlich die breit ausladende Treppe hinauf.

Dort oben stand sie: Zyna-en, die sogenannte Göttliche!

Ich brauchte nicht zu fragen, um sogleich zu wissen, wer sie war.

Sie erwiderte meinen Blick, abermals leise lachend.

Das rote Auge auf ihrer Stirn wirkte keineswegs abstoßend wie bei den meisten Triklops. Ganz im Gegenteil. Es war wie ein makelloser Rubin, der passend zur unbeschreiblichen Schönheit der Trägerin geschliffen schien als geniales, lebendig wirkendes Schmuckstück und sie in kaum vorstellbarer Weise perfektionierte. Auch sie war wie die Mädchen, die Thor entführt hatten, völlig ohne Körperhaare. Dabei war nicht ersichtlich, ob sie von Natur aus eine glatte Haut besaß oder ob das Zottelhaar einfach nur abrasiert worden war.

Abermals lachte sie, während sie begann, langsam die Treppe herunter zu schreiten.

Jawohl, sie ging nicht, sondern sie schritt!

Das war regelrecht ein Erlebnis!

May!, dachte ich mit beginnender Verzweiflung. Herrjeh, ich bin doch auch nur ein Mann, oder?

May?

Plötzlich konnte ich mich an sie erinnern, so deutlich, als wäre diese Erinnerung niemals verloren gegangen. Mein geistiges Auge produzierte deutlich das Gesicht von May Harris, meiner Lebensgefährtin auf Erden.

Gewiss bangte sie jetzt irgendwo dort um mein Leben, nicht wissend, was alles mir hier widerfahren würde.

Aber sie würde nicht tatenlos bleiben, sondern alles tun, um irgendwie zu mir zu gelangen, um mir zu helfen. Oder um mich zurückzugewinnen.

Denn sie war kein gewöhnlicher Mensch, dem in einer solchen Situation völlig die Hände gebunden wären, sondern eine fähige Hexe!

An mehr konnte ich mich leider nicht erinnern. Doch es half mir entscheidend, nicht den Verstand zu verlieren angesichts jener Hexe, die hier als die Göttliche auftrat.

Als ich jetzt noch einmal zu ihr aufsah, dachte ich eher an die Krieger und auch an meine Sichelwaffe. Ich wog sie wie prüfend in den Händen, während Zyna-en am Fuße der Treppe anlangte und näherschritt, ein Lächeln auf den Lippen, das jeden Mann in den Wahnsinn treiben sollte.

Ja, ich konnte mir durchaus vorstellen, dass da jemand den Kopf verlieren und durchdrehen konnte.

Das war wohl das eigentlich Böse an dieser Hexe. Das war die schlimmste Waffe von ihr.

Ich schickte May in Gedanken einen Dankesgruß, weil sie mich vor Unüberlegtheiten gerettet hatte, ohne wirklich selber etwas dazu beitragen zu müssen, und erwiderte das Lächeln der Hexe unbekümmert, aber im Vollbesitz meiner geistigen Fähigkeiten - gewissermaßen.

Der Hexe verschlug es für einen Moment die Sprache, als sie das bemerkte. Hatte sie wirklich einen besiegten Mann erwartet, der vor ihr auf den Knien herumrutschte?

Ich lächelte stärker. Am liebsten hätte ich jetzt sogar laut losgebrüllt vor Gelächter, so erleichtert war ich darüber, dass ich diese erste Runde der Begegnung mit der Hexe so gut überstanden hatte, aber ich wollte letztlich natürlich den Bogen nicht überspannen und mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen bleiben.

Denn gefährlich blieb die Hexe allemal!

Mit einer eher lässig anmutenden Bewegung schulterte ich die Sichelwaffe und trat der Göttlichen selbstbewusst entgegen.

Die Krieger und auch San-te-al blieben regungslos stehen, als könnten sie sich nicht mehr von der Stelle rühren. Und auch Tri-tan erschien nach wie vor völlig weggetreten. Was, um alles in der Welt, war mit ihm passiert?

Vor der Hexe deutete ich eine knappe Verbeugung an.

„Meine Verehrung, Göttliche! Ihr untertänigster Diener!“

Das Lächeln in meinem Gesicht strafte diese Worte allerdings Lügen.

3

Die Hexe fing sich rasch. Sie stand da - in der Tat wie eine Göttin, die sich gnädig auf die Ebene der Sterblichen hinab begeben hatte, voller Wohlwollen und bereit, alles zu verzeihen, was ihr missfiel.

Und es schien ihr an meiner Person eine ganze Menge zu missfallen, obwohl es ihr auf der anderen Seite wiederum ganz klar imponierte, dass sie mich als Mann scheinbar überhaupt nicht aus dem Konzept brachte.

Das leicht durchsichtige Gewand betonte ihre vollendeten Formen. Ihre Brüste waren hochangesetzt und fest. Sie bewegten sich kaum. Das duftige Gewand umschloss glatt ihre geschwungenen Hüften und wehte leicht hinter ihr drein, wenn sie dahin schritt - wie Nebelfetzen in einer Traumlandschaft.

Gewiss, die Göttliche war schön, überirdisch schön. Aber dennoch: Ich betrachtete sie und dachte auch an ihre zweifelsohne vorhandene Grausamkeit. Jetzt verlor ich die letzten Zweifel darüber, dass Zyna-en uns nach dem blutigen – und von uns gewonnenen! - Kampf gegen ihre Vorhut die Reittiere zugespielt hatte, um uns später von San-te-al abholen zu lassen. Hatte unser Kampfesmut ihre Neugierde geweckt? Möglicherweise hatte sie aber auch da schon an dem ungewöhnlichen Thor Gefallen gefunden. Das sicherte nicht nur ihm ihre Gunst, sondern irgendwie auch Tri-tan und mir.

Für wie lange?

Ich warf mal wieder einen scheelen Blick zu dem mächtigen Triklop Tri-tan hinüber, der nach wie vor völlig geistesabwesend wirkte, aus welchen Gründen auch immer. Als habe ihn etwas – oder jemand? – paralysiert.

Mein Blick heftete sich wieder auf die Göttliche vor mir. Sie stand nur zwei Armlängen entfernt, und ein betäubender Duft kitzelte meine Nase. Ein zusätzliches Mittel, mich als Mann zu betören, um mich willenlos zu machen?

Irgendwann würde sie von Thor genug haben. Spätestens von diesem Zeitpunkt an steckten wir alle drei endgültig in der Tinte.

Ich hätte vielleicht mit meiner Sichelwaffe dem ein vorzeitiges Ende bereiten können? Sie war unbewaffnet, und sowohl die Tänzer als auch San-te-al waren nicht wirklich ernst zu nehmende Gegner. Doch ich bezweifelte stark, ob das letztlich so einfach geworden wäre wie es jetzt aussah. Wenn die Hexe sich mir so offen entgegen stellte, hatte sie wohl nichts von mir zu befürchten. Auch unbewaffnet. Da nutzte es mir vielleicht gar nichts, dass ich ihr zumindest als Mann widerstehen konnte.

Sie war die uneingeschränkte Herrscherin nicht nur über die Stadt und über Tausende von Kriegern, hatte die Entscheidungsgewalt über Leben und Tod. Sie besaß sicherlich auch genügend magische Macht, um gegen eine geradezu lächerlich anmutende Waffe wie das Sichelschwert zu bestehen.

Mit anderen Worten: Die Hexe benahm sich nicht umsonst so unvorsichtig. Sie war sich ihrer Überlegenheit bewusst.

Was mich nun in eine Rolle drängte, die mir ganz und gar nicht gefallen wollte:

Ich musste vorerst abwarten und den Dingen ihren Lauf lassen. Denn noch hatte ich viel zu wenig Informationen über das, was hier wirklich vorging, und alle weisen Spekulationen brachten im Endeffekt überhaupt nichts, solange sie Spekulationen blieben und nicht durch erkannte Fakten ersetzt werden konnten.

Abermals glaubte ich das Gesicht von May Harris direkt vor mir zu sehen. Sie schien milde zu lächeln. Dann nickte sie mir sogar aufmunternd zu.

Falls ich diese Situation jemals heil überstand und sogar den Weg zurück zur Erde schaffte, musste ich ihr das unbedingt erzählen. Dann hatte auch sie etwas zu lachen.

Wir würden dann beide über diese Situation hier lachen können. Dann hatte ich sie nämlich ganz klar überlebt…

„Wie heißt du?“, säuselte Zyna-en - mit einer Stimme, die es einem abwechselnd heiß und kalt über den Rücken rieseln ließ.

Ich überwand auch das, ohne Mühe sogar. Vor allem, weil ich mich doch sehr darüber wunderte, dass die Göttliche anscheinend nicht das Geringste über mich wusste. Wenn sie uns die ganze Zeit über beobachtet und sicher auch belauscht hatte… Mehrfach war ich mit meinem Namen angesprochen worden. Immerhin war es dann zumindest kein Geheimnis mehr, wie ich hieß:

„Ich bin Mark Tate!“

„Und woher kommst du?“

„Ich bin ein Freund von Thor und Thor ist der Gott des Donners!“, berichtete ich wahrheitsgemäß und in dem Bewusstsein, damit keine großen Neuigkeiten über den Hünen zu verbreiten.

Dass ich selber eigentlich von der Erde stammte, verschwieg ich lieber. Nicht nur, weil ich mich nach wie vor nicht daran erinnern konnte, wie ich überhaupt hierhergekommen war. Möglicherweise hätte das nämlich das Interesse der sogenannten Göttlichen auf eine Ebene gehoben, die für mich eher unangenehm war. Sie hätte nämlich prompt ihre besondere Liebe zur Erde entdeckt und zweifelsohne alles versucht, um aus mir das Geheimnis herauszulocken, wie man wohl umgekehrt den Übergang aus dem Daedrareich zur Erde schaffen konnte. War es denn nicht das, was Mars so sehr anstrebte – Kriegsgott Mars, der sich aus diesem Grund sogar mit dieser Hexe hier verbünden wollte?

Sie betrachtete mich forschend.

„Irgendetwas an dir stimmt nicht!“, säuselte sie. Es klang zwar keineswegs bedrohlich, aber vielleicht war es trotzdem so gemeint?

Ich enthielt mich eines Kommentares.

„Da ist etwas Unwägbares in dir, Mark Tate. Du bist ein Daedra, ganz klar für mich feststellbar, aber wieso ist es mir nicht möglich, abzuschätzen, wie mächtig du bist? Hier stehst du vor mir, wie ein Gewöhnlicher. Bestenfalls tauglich als Krieger, aber wieso dominiert bei mir der Eindruck, dass du mir etwas vormachst? Immerhin hast du die Vorhut meiner Armee heil überstanden. Nicht allein durch die Kampfkraft Thors, wie ich glaube. Ich sehe nicht einmal einen Kratzer an dir, obwohl keiner meiner Krieger die Begegnung überleben konnte. Und offensichtlich hast du einem meiner Krieger die Rüstung abgenommen. Und sogar die Waffe in deinem Besitz ist Kriegsbeute. Wieso eigentlich? Warst du denn vorher nackt gewesen? Und wenn ja: Wie ist es möglich, dass du nackt und unbewaffnet Urreich betreten und dies sogar überleben konntest?“

Ihr Blick ließ nicht vermuten, dass sie auf all das eine Antwort von mir erwartete. Sie hatte mich als unwägbar eingestuft und ging nicht davon aus, dass ich bereit war, sie über meine Person näher aufzuklären.

Obgleich ich dessen gar nicht in der Lage gewesen wäre! Aber das ahnte sie ja noch nicht einmal.

Sie schnalzte kaum hörbar mit der Zunge. Für die Tänzer eine unmissverständliche Aufforderung, endlich ihre Aufgabe wahrzunehmen und mich in die erwähnten Gemächer zu geleiten.

Sie taten das, indem sie zunächst einmal einen neuen Angriff vortäuschten, dann aber die Waffen schulterten und sich rings um mich zur Eskorde aufstellten.

Die Göttliche kicherte, was auf mich eher albern wirkte, trat beiseite und ließ zu, dass ich zur Treppe geleitet wurde.

Dort angelangt, wollten sie mir erst beweisen, dass sie sich durchaus wie zackige Soldaten aufführen konnten, indem sie stoppten und ihre Sichelwaffen gekonnt über ihre Köpfe wirbeln ließen. Die Sicheln beschrieben Halbkreise und schepperten am Ende über meinem Kopf gegeneinander. In dieser Stellung verharrten sie vorläufig. Die Sichelwaffen waren dadurch wie ein Dach über mir.

San-te-al trat vor und verbeugte sich tief. Allerdings nicht in meine Richtung, sondern in die Richtung, in der die Göttliche stand.

„Göttliche, die Fremden stehen ganz zu Euren Diensten. Sie rechnen es sich als hohe Ehre an, von dir empfangen zu werden. Einer von ihnen wurde bereits von den Dienerinnen entführt und…“

„Tölpel, was soll das jetzt?“, fuhr sie dazwischen.

Er zuckte erschrocken zusammen.

„Äh, ich dachte nur - die Etikette und so gebietet…“

„Scher dich fort, sonst mache ich dir Beine!“

Er zitterte wie Espenlaub, dienerte bis fast auf den Boden.

Rückwärts eilte er davon. Dabei wäre er beinahe gestolpert.

Ich verfolgte ungerührt das Geschehen. Dabei stellte ich fest, dass Tri-tan immer noch geistesabwesend tat. Er hatte sich keinen Millimeter bewegt inzwischen. Aber wieso kümmerte das niemand? Diese seltsamen Krieger, die keine richtigen Krieger waren, sondern nur so taten, sollten mich nach oben geleiten, ja, aber was war inzwischen mit Tri-tan?

Aber auch die Göttliche hatte nicht einmal einen Blick für ihn. Sie wandte sich wieder mir zu und strahlte mich regelrecht an.

Dann kam sie wieder näher - so nah jedenfalls, dass ich sie wieder riechen konnte.

Jetzt wusste ich diesen Geruch endlich einzuordnen: Die Triklopfrau war wie die Anordnung exotischer Orchideen, wie ich sie gewiss noch nie zuvor gesehen hatte.

Ohne das rote Auge auf meiner Stirn wäre dort jetzt wohl eine steile Sorgenfalte entstanden, denn mir fiel jetzt erst auf, dass es mehr war als nur ein betäubender Duft, der mir als Mann die Sinne vernebeln sollte. Kein Wunder, denn irgendwie hatte die Hexe es geschafft, diesen Duft noch intensiver werden zu lassen, dass er zu wirken begann wie ein Gas.

Ein Rauschmittel, um genauer zu sein.

Ich musste mich dagegen wehren, was mir allerdings erstaunlich leicht fiel, im Bewusstsein dessen, dass ich als normaler Mensch keine Chance dagegen gehabt hätte.

Als normaler Mensch? Ja, was war ich denn sonst?

Nun, es gibt keinen normalen Menschen beispielsweise mit einem dritten Auge auf der Stirn!, stellte ich in einem Anflug von Galgenhumor insgeheim fest.

Ich lauschte in mich hinein. Hatte sich jene Macht in mir, wie Thor sie genannt hatte, leise geregt, um mich gegen die Beeinflussung zu unterstützen?

Da fiel mir ein, dass die Hexe mich einen Daedra genannt hatte. Aber ich war hundertprozentig sicher, ein Mensch von der Erde zu sein. Wieso hatte sie mich trotzdem so bezeichnet?

Mein Blick klärte sich wieder. Zyna-en war offensichtlich ziemlich irritiert darüber, dass auch ihre letzte Maßnahme, mich willenlos zu machen, ins Leere gegangen war.

Sie betrachtete mich erneut von Kopf bis Fuß. Anders als zuvor, und ich vermochte diesen Blick nicht zu deuten.

War ich jetzt endgültig in Ungnade gefallen?

Doch niemand bedrohte mich. Niemand nahm mir überhaupt auch nur das Sichelschwert ab.

„Du bist Mark Tate. Ich bin Zyna-en und möchte, dass du mich so nennst“, sagte sie überraschend. „Bist du einverstanden?“

Das setzte der Ehre, die sie mir angedeihen lassen wollte, anscheinend die Krone auf.

Ich überlegte nicht lange und verbeugte mich gespielt pflichtschuldig. Dabei fing ich mir wieder eine Nase voll von dem betäubenden Duft ein, doch auch diesmal bewahrte ich meinen kühlen Kopf. Ich war einfach immun gegen jegliche Beeinflussung dieser Art.

„Du imponierst mir, Mark Tate“, gab sie prompt zu. „Sei mein Gast und folge mir in die Tabuzone meines persönlichen Reiches.“

Sie wandte sich der Treppe zu. Der vorderste Krieger senkte sein Sichelschwert als erster. Die anderen taten es ihm gleich. Sie schulterten ihre Waffen.

Ich erkannte aus den Augenwinkeln, dass San-te-al sich nicht ganz zurückgezogen hatte, sondern in Reichweite geblieben war. Er war zwar in Deckung untergetauscht, trat jetzt jedoch wieder hervor und schaute wachsam herüber. Mir gefiel dieser Blick ganz und gar nicht. Aber ich wusste ihn nicht zu deuten.

Lag es daran, dass der Troll für die Deutung durch einen Menschen zu fremdartig war?

Und nach wie vor stand Tri-tan stumm wie zu einer Statue erstarrt in der Nähe des Eingangs und wurde von niemandem beachtet, außer von mir.

Ich richtete meinen Blick nach oben. Die Göttliche schritt vorweg, ich folgte mit meiner Eskorde von Sichelträgern.

Die Statuen rechts und links der hohen Treppe wirkten wie lebendige Triklopmädchen. Sie lächelten einladend. Der dicke Teppichläufer war reichbestickt mit Blumenmustern, obwohl ich bislang im Urreich keine einzige Blume zu Gesicht bekommen hatte. Es stand im krassen Widerspruch zu allen Verzierungen außerhalb des Palastes.

Zwar wirkte alles auch hier im Innern ein wenig kitschig, aber es fehlten eben die grausamen und oftmals auch obszönen Darstellungen von außerhalb.

Ich hegte einen schlimmen Verdacht: Dies hier war alles nur Dekoration, um uns gewissermaßen Sand in die Augen zu streuen. In der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit hatte man nur hier drinnen alles verändern können. Man gaukelte uns etwas vor, was nicht wirklich war, um die eigentlichen Absichten zu verbergen, die dahinter standen.

Obwohl mir immer noch kein überzeugendes Motiv dafür einfallen wollte.

Die Göttliche schien indessen meine Gedanken zu erraten, denn sie sagte, ohne sich nach mir umzudrehen:

„Als ich hier einzog, sah alles anders aus - ähnlich wie außerhalb des Palastes. Ich aber liebe Schönheit und Ästhetik über alles. Du siehst, was es bewirkt.“

Falsches Luder, dachte ich ärgerlich, vergaß jedoch nicht weiterzulächeln.

Obwohl: Als sie hier einzog? Wann sollte denn das gewesen sein? War sie nicht die oberste Führerin des Bösen, die das Urreich heimsuchte, es unfruchtbar machte und Tri-tan vertrieb?

Ich dachte an die Vision zurück, als wir versucht hatten, die Erinnerungen Tri-tans wachzurufen. Das Gesicht der Hexe. Es war in der Vision nicht annähernd so schön erschienen wie in Wirklichkeit.

Wirklichkeit?

Ich schaute mich überrascht um und hatte zum ersten Mal die Idee, alles dies sei nur eine Art Trugbild. Wenn tatsächlich, war es schon erstaunlich, dass ich davon nicht das Geringste bemerkt hatte.

Es warf zugleich die Frage auf, wieso die Hexe eine solche Macht nicht anderweitig nutzte. Zum Beispiel, um mich zu ihrem Sklaven werden zu lassen. Und wenn sie es deshalb nicht überzeugender versuchte als bisher, weil sie fürchtete, ich könnte mich allen Bemühungen sowieso widersetzen… Ja, dann blieb es umso erstaunlicher, dass dieses Trugbild hier, das ich zu sehen glaubte, so perfekt funktionierte.

Ich verwarf diese Gedanken wieder und konzentrierte mich auf den Weg nach oben.

Dort angelangt, stoppte die Prozession und drehte Zyna-en sich nach mir um.

„Deinen Freund Thor treffen wir später. Vorher aber plaudern wir über die irdischen Verhältnisse.“

Ich konnte es nicht verhindern und fuhr zusammen wie unter einem Peitschenhieb. Ich hatte schließlich alles getan, um zu verheimlichen, dass ich von der Erde gekommen war, und jetzt tat diese Zyna-en so, als sei dies sowieso noch nie die Frage gewesen?

Ungerührt fuhr sie indessen fort:

„Wir wissen nicht viel über die gegenwärtige Erde. Du musst mir berichten. Ich bin begierig darauf, alles zu erfahren. Ach, wie gern würde ich der Erde einmal selbst zumindest einen Besuch abstatten. Wir Triklops sind auf ewig an dieses Land in dem sehr grausamen, unschönen, erschreckenden, ja, abscheulichen Daedrareich gebunden. Da habt ihr Menschen es wirklich viel besser!“

4

Meine Überraschung hielt nicht lange an. Es fiel mir auf einmal wie die berüchtigten Schuppen von den Augen. Natürlich, sie hatte nur so getan, als wüsste sie noch nicht einmal meinen Namen. Vielleicht, um meine Reaktion darauf zu testen? Und die Krieger des Mars hatten ihre Sendboten schon hier. Die sogenannte Göttliche wusste also durchaus Bescheid. Ich hatte ihr von vornherein sowieso nichts mehr vormachen können.

Aber wie war dies denn möglich?

Blitzschnell rief ich mir ins Gedächtnis zurück, wie es abgelaufen war, seit meinem Erwachen im Steingarten. Ich hatte mich in dieser Umgebung wiedergefunden, ohne die geringste Erinnerung daran, wie ich den Weg dorthin hatte schaffen können. Aber ich hatte von Anfang an gewusst, dass ich von der Erde stammte.

Dann die Begegnung mit Thor, der kurz zuvor einen Trupp Marskrieger vernichtet hatte, und Tri-tan. Thor und ich hatten mittels Tri-tan den Weg ins Urreich finden wollen.

Wir waren zu dritt losgezogen, in dem Glauben, nicht verfolgt werden zu können. Denn deshalb hatte ja Thor den kompletten Trupp von Marskriegern ausgelöscht, damit Mars nichts von dem erfahren konnte, was sich zugetragen hatte.

Ein Trugschluss, wie mir jetzt schmerzlich bewusst wurde, dank der Rede dieser Hexe.

Wir waren durchaus weiter verfolgt worden, aus dem Unsichtbaren heraus. Tri-tan hatte nicht nur Thor und mich ins Urreich gebracht, sondern auch unseren Verfolgern den Weg gezeigt.

Die schier endlos erscheinende Wüste, wo der Kampf stattgefunden hatte. Das wartende Heer von Daedrakriegern in der Gestalt von Triklops, entsandt von der Göttlichen. Es war einfach so verschwunden, als hätte es sich in Nichts aufgelöst.

Logisch, denn die Wüste gehörte zum Herrschaftsgebiet der Hexe. Sie hatte uns nur das sehen lassen, was für unsere Augen bestimmt gewesen war. Und wir hatten den Betrug nicht einmal bemerkt.

Obwohl, eigentlich waren die Anzeichen deutlich genug gewesen. Nicht erst als die fünf Reittiere wie aus dem Nichts aufgetaucht sind!, dachte ich bestürzt.

Und noch während wir auf dem Weg zur Stadt gewesen waren, nachdem uns dieser San-te-al abgefangen hatte, war die Hexe mit Mars in Kontakt getreten. Zumindest mit einer Abordnung dessen. Daher wusste sie ziemlich genau, dass ich in Wahrheit von der Erde kam. Denn die Marskrieger hatten mit Sicherheit den Steingarten sogar nach dem Krieg, den Mars gegen Daedrastadt verloren hatte, im Auge behalten. Der vernichtete Trupp von Marskriegern, der hinter Tri-tan her gewesen war, hatte gar nicht direkt mit den heimlichen Beobachtern in Kontakt gestanden. Und diesen war mein Erscheinen natürlich nicht entgangen. Sie hatten sicher nicht schlecht gestaunt, als ich mich schließlich mit Thor und Tri-tan zusammengetan hatte.

Woher sollte ich denn sonst stammen, wenn nicht von der Erde? Galt der Steingarten denn nicht als das Tor zur Erde? Zumindest für denjenigen, der es verstand, es zu benutzen…

Mars hatte also die sogenannte Göttliche informieren lassen, und diese hatte augenscheinlich persönliches Interesse an einem Weg, der zur Erde führte.

Und der Angriff der Vorhut?

Das war das einzige, was nicht so recht in das Bild passen wollte. Zunächst. Darüber würde ich wohl noch nachdenken müssen. Vielleicht war es ja ganz einfach nur ein Fehler vonseiten der Göttlichen gewesen? Es war nicht auszuschließen, dass die Göttliche erst nach dem Kampf Kontakt bekommen hatte mit den Marskriegern, die uns heimlich verfolgt hatten.

Ja, das war durchaus im Bereich des Möglichen.

Blieb noch der Eindruck, dass die Hexe irgendwie den Narren gefressen hatte an Thor.

Und was wollte sie jetzt noch von mir?

Ich dachte wieder an Tri-tan und an dessen mehr als seltsames Gebaren, seit Thor von den Mädchen abgeholt worden war. Wir hatten ja schon einmal angenommen, dass er möglicherweise von der Hexe ausgesendet worden war, ohne es vielleicht selbst zu wissen.

Es machte die Annahme, dass der Kontakt zwischen Mars und Hexe längst gelungen war, noch überzeugender.

Tri-tan, auf der Suche nach dem heiligen Steingarten. Den er schließlich fand und mit ihm… mich. Um endlich wieder den Weg zurück zum Urreich zu finden, mich in seiner Begleitung.

Ich war der Beweis, dass es tatsächlich möglich war, von der Erde hierher zu gelangen.

Und umgekehrt?

An diesem Punkt meiner Überlegungen angelangt, sagte ich ruhig:

„Ich bin sicher, dass wir eine Möglichkeit finden werden, obwohl ich glaube, dass du dir das viel zu einfach vorstellst. Deshalb kann ich nichts definitiv versprechen.“

Ich hielt kurz inne. Dann:

„Nun, du beeindruckst mich sehr, Zyna-en, wie ich zugeben muss. Du, dein Volk, dein Palast… Die Erde ist in deinen Augen ein wahres Paradies. Bei deiner Macht, gegen die nichts auf der Erde gefeit ist. Mein Weg führte mich letztlich zu dir, und jetzt weiß ich, dass uns beide das Schicksal geleitet hat.“

Sie atmete heftig und verlor für Sekunden die Beherrschung.

„Du meinst, es besteht vielleicht doch die Möglichkeit - für mich und - nun - für uns?“

„Es ist nicht so einfach, wie gesagt“, wich ich aus. „Die Krieger des Mars haben oft genug versucht, Daedrastadt zu überfallen, um das Tor zur Erde öffnen zu können. Welch ein schrecklicher Trugschluss, auf diese Weise einen Erfolg zu erzwingen. Sobald Daedrastadt nämlich endgültig fällt, wird der Weg nicht etwa geöffnet, sondern ganz im Gegenteil, dann ist das Tor für immer versperrt. So aber ist es keineswegs von Daedrastadt abhängig. Mars hat das nie begriffen, seit seiner Rückkehr von der Erde, wo er als Gott des Krieges angebetet wurde.“

„Du bist also tatsächlich von der Erde?“

„Hattest du denn trotz alledem noch daran gezweifelt? Es erschien mir so, als wärst du längst davon überzeugt. Aber ja, da gibt es nichts zu leugnen. Ich bin ein Mensch. Obwohl ich dir wie ein Triklop erscheine.“

„Also kein gewöhnlicher Mensch!“, stellte sie fest. „Oder bist du doch eher ein Daedra, dem es irgendwie gelungen ist, auf der Erde sich zu halten, um jetzt ins Daedrareich zurückzukehren? Was warst du auf Erden? Ein Gott wie Mars und Thor und all die anderen Daedrafürsten, die als Götter auftraten?“

„Nein, ich bin lieber unentdeckt geblieben als Daedra, als Mensch unter Menschen!“, behauptete ich.

Wenn sie gewusst hätte, dass ich ihr nur etwas vor machte, ihr nach dem Mund redete, um sie in Sicherheit zu wiegen… Als sei ich bereits ihr Verbündeter, zumindest teilweise. Als müsste sie nicht mehr viel tun, um mich vollends auf ihre Seite zu kriegen.

Sie musste ja nicht meine wahren Gedanken kennen…

Sie forschte in meinem Gesicht.

„Moment mal. Hast du behauptet, der Steingarten sei gar nicht von Daedrastadt abhängig, um als Tor zur Erde zu funktionieren?“

Eigentlich wusste ich ja überhaupt nichts dergleichen. Aber es war schön zu sehen, welche Wirkung diese Behauptung auf die sogenannte Göttliche hatte.

Sie schüttelte fassungslos den Kopf.

„Dann hat Mars sich wirklich die ganze Zeit über so sehr geirrt?“

„Muss er das jetzt wirklich erfahren?“, erkundigte ich mich lächelnd.

Sie stieß ihrerseits ein lautes Lachen aus.

„Nein, nicht unbedingt!“, pflichtete sie mir bei.

Ich sah voller Genugtuung, dass es mir anscheinend gelungen war, mit meiner Finte einen Keil zwischen sie und Mars zu treiben, zu meinem Nutzen.

Allerdings war es zu früh, darüber Triumph zu verspüren, denn ich kannte ja nicht ihre wahren Gedankengänge. Genauso wenig wie sie die meinigen.

Gottlob!

„Müssen wir also nur zum Steingarten, um von dort aus…?“ Sie wagte gar nicht, den Satz zu vollenden.

Ich nickte nur.

Sie wollte immer noch mehr wissen:

„Von - von was ist es abhängig? Also, was muss ich tun? Muss ich gemeinsam mit dir den Versuch wagen? Kann ich meine Krieger mitnehmen?“

„Fragen über Fragen. Ich kann dir keine Antwort darauf geben. Wir werden sehen…“

„Wir werden sehen? Geht es denn nicht konkreter?“

„Habe ich nicht schon mehrfach erwähnt, dass es nicht ganz so einfach sein wird?“ Ich zuckte die Achseln. „Ich müsste Urreich erst näher kennenlernen und vor allem die magischen Umstände hier. Aber lass dir von vornherein eines sagen, Zyna-en: Mit Gewalt ist es sowieso nicht möglich! Sonst hätte Mars längst gesiegt, auch ohne das Bündnis mit dir. Ganz im Gegenteil: Es erfordert die Zusammenarbeit der Kräfte, das Zusammenspiel der magischen Gewalten von Daedrareich in der richtigen Art und Weise, in der richtigen Dosierung. Ohne die rücksichtslose Vorgehensweise von Mars. Mit anderen Worten: Es ist noch einiges an Vorarbeit nötig.“