HORROR 009 Buchausgabe: Der Fluch des Irren - W. A. Hary - E-Book

HORROR 009 Buchausgabe: Der Fluch des Irren E-Book

W. A. Hary

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Beschreibung

HORROR 009 Buchausgabe: Der Fluch des Irren W. A. Hary: »Überarbeitete Neuauflage des ehemaligen Geister-Krimis!« Das ganze Dorf war auf den Beinen. Die Bewohner von Hillock hatten ihre Sensation. Lee John Harris ging an ihrer Spitze zu dem schlossähnlichen Landhaus am Rande des Dorfes. Die Menschenmenge - etwa dreihundert Männer, Frauen und Kinder - folgte ihm schweigend. Einige hatten die Stirn gerunzelt, machten verkniffene Mienen, die Augen von anderen glänzten in Erwartung des Kommenden. Allen war klar, dass Lee John Harris dem Irrsinn verfallen war, sonst würde er nicht das tun, was er sich vorgenommen hatte…

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

HORROR 009:

Impressum:

Prolog

1

2

3

4

5

6

7

Epilog

HORROR 009:

Der Fluch des Irren

W. A. Hary

Impressum:

Alleinige Urheberrechte: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

Erstveröffentlichung: 1975-10

Diese überarbeitete Fassung:

© 2016 by HARY-PRODUCTION

Canadastr. 30

D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

 Covergestaltung: Anistasius

Prolog

Das ganze Dorf war auf den Beinen. Die Bewohner von Hillock hatten ihre Sensation.

Lee John Harris ging an ihrer Spitze zu dem schlossähnlichen Landhaus am Rande des Dorfes. Die Menschenmenge - etwa dreihundert Männer, Frauen und Kinder - folgte ihm schweigend. Einige hatten die Stirn gerunzelt, machten verkniffene Mienen, die Augen von anderen glänzten in Erwartung des Kommenden.

Allen war klar, dass Lee John Harris dem Irrsinn verfallen war, sonst würde er nicht das tun, was er sich vorgenommen hatte.

Endlich erreichten sie das Landhaus. Es war der Privatbesitz von Lee John Harris, ebenso wie der größte Teil des schottischen Dorfes.

Eine hohe Mauer, aus unverwitterten Bruchsteinen bestehend, umschloss den Landsitz. Es gab nur einen Zugang: ein hohes eisernes Gittertor. Die eckigen Eisenstangen, aus denen es bestand, waren sorgsam verdreht. Eiserne Dämonenfratzen zierten die mächtigen Flügel. Der Torknauf war zu einem Teufelskopf geformt, dessen gläserne Augen zu leben schienen.

Manche der Dorfbewohner hatten Angst vor dem Tor und dem, was dahinter lag, doch keiner wollte sich diese Angst anmerken lassen. Lee John Harris hatte sie alle eingeladen, an seinem spektakulären Abschied von der Welt teilzunehmen, und wenn der mächtige und gestrenge Herr von Hillock eine Einladung aussprach, gab es niemanden, der diese Einladung nicht annahm, egal, was einen auch erwartete.

1

Der eine Torflügel war weit geöffnet.

Die Menschen drängten sich davor. Mütter hoben ihre Kinder hoch über die Köpfe, damit sie besser sehen konnten.

Hinter der Mauer befand sich ein gepflegter Park. Schmale Kieswege führten zwischen herrlichen Blumenrabatten hindurch.

Aber der Park war nicht nur schön. Dem eigenartigen Geschmack des okkultgläubigen Lee John Harris war es zu verdanken, dass bei seinem Anblick wieder einigen der abergläubischen Dorfbewohner eiskalte Schauer über den Rücken rieselten.

Da gab es Weidenhecken, die ein Gärtner kunstvoll zu grässlichen Schauergestalten geschnitten hatte. Obwohl es außerhalb der Mauern im Moment absolut windstill war, wehte ein eisiger Hauch durch den Park und schien den Schauergestalten Leben zu verleihen.

Um keinen Preis der Welt hätten die Dorfbewohner das Grundstück betreten. Darum war auch die Steinmetzkolonne, die in der letzten Woche hier gearbeitet hatte, von außerhalb gekommen. Die fünf Männer standen vor dem eigentlichen Eingangsportal des großherrschaftlichen Anwesens, dessen Oberfläche aus massivem Holz, voll von Schnitzwerk, war. Der unbekannte Künstler hatte Motive aus der mittelalterlichen Hexenverfolgung gewählt. Den linken Flügel des fast drei Meter hohen Portals zierte oben eine Teufelsfratze, während auf dem rechten Flügel ein Männerkopf mit Vollbart, müden Augen und Heiligenschein dominierte. Die beiden Klinken stellten einmal einen feuerspeienden Dämon und zum anderen einen Engel dar.

Vor den Füßen der Steinmetze lag Werkzeug. Ruhig ließen die fünf Männer ihre Blicke über die Menschenmenge gleiten. Sie berührte die gespenstische Umgebung offenbar überhaupt nicht.

Die Dorfbewohner hielten den Atem an, als Lee John Harris gemessenen Schrittes durch das offene eiserne Zugangstor ging und sich über die breite Zufahrt auf das Haus zu bewegte.

Die Dörfler drängten sich näher heran, wagten es aber nicht, das Tor zu berühren, geschweige denn, es zu durchschreiten. Mit großen Augen betrachteten sie den herrschaftlichen Sitz.

Die Fensterläden waren geöffnet, doch hatte man die reichverzierten Fenster entfernt. Sie waren von liebloser Hand zugemauert worden, Schandflecke in der prunkvollen Architektur des Gebäudes.

Nur ein einziges Fenster war noch offen und so klein, dass ein erwachsener Mann Mühe gehabt hätte, seinen Oberkörper hindurchzuzwängen. Es befand sich direkt über dem Eingangsportal.

Lee John Harris scheuchte die Steinmetze mit einer gebieterischen Handbewegung beiseite und drehte sich der Menschenmenge außerhalb des Grundstückes zu.

„Seht her! Erkennet die Zeichen!“, rief er und breitete in einer feierlichen Geste die Arme aus. „Ein Akt wird vollzogen.“

Als wäre dies ein Zeichen für unsichtbare Geister gewesen, verstärkte sich der eiskalte Wind im Innern der Umgrenzungsmauer. Die aus Weidenhecken modellierten Schauergestalten schüttelten sich, als wollten sie ihre Wurzeln aus dem Boden reißen, um endlich frei zu werden und sich auf die Menschen stürzen zu können.

Lee John Harris war eine eindrucksvolle Erscheinung von fast sechseinhalb Fuß. Mit seinem roten, wallenden Vollbart spielte der Wind. Er wirkte wie loderndes Feuer, das den ganzen Kopf umgab.

Lee John Harris warf einen sengenden Blick in die Runde. Sein bodenlanger, dunkler Umhang wehte hinter ihm her, als er sich abrupt umwandte und weiter zum Portal schritt.

Lautlos schwangen die schweren Flügel nach außen. Erst jetzt sah man, dass die Türöffnung dahinter bis auf einen schmalen Spalt zugemauert war.

Lee John Harris zwängte sich durch den beinahe auch für ihn zu engen Spalt und betrat so das Haus.

Sofort machten sich die Steinmetze ans Werk und schlossen mit exakt zugehauenen Bruchsteinen und schnell bindendem Kalkmörtel die Öffnung.

Nach getaner Arbeit ließen sie die schweren Flügel des Portals wieder zuschwingen, bis die Schlösser einschnappten.

Einer hatte einen großen Schlüssel, mit dem er sorgfältig abschloss. Es war mehr eine symbolische Geste, denn aus diesem Haus konnte nicht einmal mehr eine Maus entrinnen. Sämtliche Öffnungen waren zugemauert, außer eben jenem kleinen Fenster über dem Portal, in dem nun Lee John Harris erschien.

Er blickte auf die regungslos dastehende Menge hinunter. Die Gesichter der Menschen waren so bleich, dass sie zu leuchten schienen. Sogar die Kinder spürten, dass hier gespenstische Dinge vorgingen.

Aber keines der Kleinen wagte zu weinen. Mit großen, runden Augen starrten auch sie zu Lee John Harris hinauf.

Harris, der sich noch vor zwei Jahren Earl of Hillock hatte nennen dürfen, dem aber von der Königin wegen Gotteslästerung und Teufelsanbetung der Adelstitel für alle Zeiten und mit dem Zusatz, dass diese Strafe auch auf seine Nachfahren anzuwenden sei, abgesprochen worden war, hob seine Stimme.

Es klang wie fernes Donnergrollen, als er rief: „So höret ein letztes Mal meine warnenden Worte. Ihr wisst, dass ich Verbindung zu der Welt des Jenseitigen, zu der Welt der Geister habe. Sie sagten mir, dass noch in diesem Jahr ein furchtbarer Krieg ausbrechen werde, der die ganze Welt heimsuchen wird und in die Geschichte eingeht als der sogenannte Zweite Weltkrieg. Böse Kräfte sind im Spiel, und wahrlich, ich sage euch, dieser Krieg wird auch nicht vor unserem Dorf halt machen. Hütet euch vor den bösen Kräften, die nach dem Leben eurer Ehemänner und Söhne trachten.

Ich werde diese Welt für die Dauer des Kampfes zwischen Gut und Böse verlassen, denn ich bin zu schwach, um euch in den schlimmen Jahren, die euch noch bevorstehen, beistehen zu können. Ja, auch meine Macht hat ihre Grenzen.“

Er breitete die Arme aus. Blitze schienen aus seinen Augen zu zucken.

Plötzlich zogen Wolken auf, verdunkelten den Himmel und die Morgensonne. Die entstehenden elektrischen Spannungen sprangen auf die Menschen über, erfüllten sie mit tiefer, namenloser Furcht.

„Höret meine letzten Worte! Nur ich selber bestimme, wann ich mein Exil in der Welt der Geister verlasse. Fluch demjenigen, der es wagt, diesen Besitz zu betreten, ohne dass er von mir persönlich dazu aufgefordert wird. Fluch demjenigen, denn er wird die Macht der mit mir verbündeten Geister zu spüren bekommen.“

Der Himmel wurde so dunkel, als breche schon jetzt die Nacht herein. Man konnte Lee John Harris kaum noch erkennen.

Da zuckte der erste Blitz herunter, beleuchtete die gespenstische Szene taghell.

Auch die Steinmetze konnten sich der mit Grauen erfüllten Atmosphäre nicht mehr länger entziehen. Gehetzt blickten sie sich um. Dann nahmen sie eilig ihr Werkzeug auf und liefen über den breiten Kiesweg zum eisernen Tor, das sie hinter sich schlossen. Die schweigend abwartende Menge nahm sie auf.

Inzwischen hatte Lee John Harris begonnen, persönlich und von innen die letzte Öffnung zu schließen. Die Steinmetze hatten für ihn Steine, Mörtel und Werkzeug bereit gelegt.

Als nur noch ein winziger Spalt offen war, ertönte ein schauerliches Lachen, das den Anwesenden durch Mark und Bein fuhr.

Wie zur Antwort grellten weitere Blitze auf. Es war, als gieße flüssiges Metall vom schwarzen Himmel. Sekunden später folgte grollender Donner, der die Welt in ihren Grundfesten zu erschüttern schien.

Die letzte Öffnung des Landsitzes war geschlossen.

Lee John Harris hatte sich selbst eingemauert - eingemauert für die Ewigkeit.

Die Menschen flohen vor der Sintflut, die sich über sie ergoss, als der Himmel seine Schleusen öffnete. Sie würden es nie wagen, dem Landsitz auch nur zu nahe zu kommen.

Lee John Harris letzte Zufluchtsstätte würde für die nächsten Jahrzehnte völlig unberührt bleiben – unberührt zumindest von Menschenhand...

*

Wie Knochenhände ragten die Mauern der Ruine in das Firmament. Pechschwarze Wolken jagten über den Himmel. Für Augenblicke ließen sie den Mond frei, erlaubten ihm, die skurril wirkende Landschaft mit seinem silbrigen Licht zu übergießen.

Irgendwo heulte schauerlich ein Hund. Wie zur Antwort schrie ein Käuzchen.

Der einsame Mann schwitzte. Fast hatte er die Ruine erreicht.

Gehetzt blickte er sich um.

Er rieb sich die Augen. Das weite, hügelige Land, das zu seinen Füßen lag, schien sich zu bewegen wie ein Gigant, der aus jahrhundertelangem, tiefem Schlaf erwacht. Die Erde grollte und bebte heftig.

Der Mann verlor den Boden unter den Füßen.

Als er es wieder wagte, aufzublicken, gewahrte er das Licht bei der Ruine. Taumelnd kam er auf die Beine, torkelte keuchend auf das Licht zu.

Gellendes Lachen drang an seine Ohren, ließ eisige Schauer über seinen Rücken jagen, vermochte es aber nicht, ihn aufzuhalten, war es doch nicht sicher, dass es von der Ruine stammte.

Langsam rückte das Licht näher, wurde mit jedem Schritt deutlicher erkennbar.

Und dann wusste der Mann plötzlich, was es war: schwelende Glut.

In ohnmächtiger Wut ballte er die sehnigen Hände.

Diese Schweine, dachte er. Sie haben alles niedergebrannt bis auf die Grundmauern. Nur noch die Ruine blieb von dem einstmals so stolzen Anwesen übrig.

Einen Augenblick lang blieb er stehen.

Wer hatte was niedergebrannt? Wo befand er sich überhaupt? Wie war er hierher gekommen? Was suchte er an diesem düsteren, unheimlichen Ort?

Keine dieser Fragen vermochte er zu beantworten; das Grauen packte nach ihm.

Wie ein Betrunkener wankte er auf die schwelende Glut zu. Jetzt schien sie gar nicht mehr näher zu kommen.

Er schritt schneller aus, aber er kam nicht von der Stelle.

Nur noch vielleicht fünfzig Yards bis zur Ruine, doch diese Entfernung war schier unüberwindbar.

Der Mann schwitzte stärker. Jemand hatte offenbar Blei in seine Schuhe gegossen. Es fiel ihm immer schwerer, zu laufen.

Etwas lastete auf seiner Brust, beengte ihn, machte das Atmen schwerer. Verzweifelt rang er nach Luft, verdrehte die Augen, schlug um sich, konnte aber nichts gegen die Unsichtbaren ausrichten.

Dann blieb er wie angewurzelt stehen. Die schwelende Glut in der Ruine wurde plötzlich heller, verwandelte sich im nächsten Augenblick in eine feurige Lohe, die empor raste, sich von der Erde löste, der Schwerkraft spottend hin und her schwebte und sich schließlich auf der höchsten Spitze der rußgeschwärzten Mauern niederließ.

Der Mann sperrte Mund und Augen auf. Was ging hier vor? Er konnte das alles nicht fassen.

Er wollte seinen Blick von der gespenstischen Erscheinung lösen, was ihm aber nicht gelingen wollte.

Die feurige Lohe verwandelte sich langsam, formte sich zu den Konturen eines Mannes.

Plötzlich konnte man deutlich einen bärtigen Hünen erkennen, dessen rot wallender Bart und das lange Haar wie Feuer wirkten. Die Augen glühten auf den Fremden herab.

Der Hüne breitete die Arme aus. Erst jetzt erkannte der Fremde, dass die geisterhafte Erscheinung einen Umhang übergeworfen hatte.

„Was willst du, Wurm?“, grollte es plötzlich.

Der Mann zitterte wie Espenlaub, starrte unverwandt zu dem roten Hünen hinauf. Er wollte etwas sagen, doch die Stimme versagte ihm den Dienst.

„Sprich, wenn ich dich etwas frage, Roy Harris!“

Der Mann zuckte bei der Nennung des Namens zusammen wie unter einem Peitschenhieb. Zum ersten Mal kam ihm zu Bewusstsein, dass er seinen Namen gar nicht mehr gewusst hatte.

Noch immer fragte er sich vergeblich, was da vor sich ging.

Panik befiel ihn, veranlasste ihn, sich herumzuwerfen und die Flucht zu ergreifen. Gottlob gelang ihm das jetzt.

Seine Füße trommelten in wildem Stakkato über den festgetrampelten Lehmboden.

Auf einmal war es Roy Harris, als umgebe ihn unsichtbarer Brei, der jede seiner Bewegungen hemmte und ihn am Fortkommen hinderte.

Verzweifelt blickte er zurück.

Ein ächzender Laut drängte sich über seine Lippen. Nicht einen Zoll hatte er sich von der Ruine entfernt. Im Gegenteil: Er schien sogar noch näher gekommen zu sein.

Die Augen des Geistes glühten stärker. Ein schauerliches Lachen brach von seinen Lippen, hallte wie von einem Echolet verstärkt wider.

Roy Harris konnte sich jetzt überhaupt nicht mehr bewegen.

Der Geist deutete auf ihn herab.

„Du bist schuld daran, dass man meinen Landsitz niedergebrannt hat. Meine Nachfahren sollten ihn hüten, aber du hast alles zunichte gemacht. Deshalb sollst du meine Rache spüren. Bald wirst du die Augen öffnen und glauben, alles nur geträumt zu haben. Später aber wirst du die Erfahrung machen müssen, dass die Wirklichkeit oftmals schlimmer ist als Träume jemals sein könnten. Zuerst hat dein Vater mich verraten. Du bist in seine Fußstapfen getreten und hast deinen eigenen Bruder verleugnet, was dieser mit seinem Leben bezahlen wird.“

Wieder dieses schauerliche Lachen.

Plötzlich begann die Luft zu flimmern.

Angstvoll blickte sich Roy Harris um. Von einem Augenblick zum anderen war weit hinter ihm ein Dorf zu sehen. Einzelheiten konnte er nicht erkennen. Es war, als sehe er durch eine Linse, die alles verzerrte.

Eine eiskalte Hand berührte ihn an der Schulter. Die Kälte drang ihm bis auf die Knochen. Er wirbelte herum.

Der rothaarige Hüne stand direkt hinter ihm, riss seinen Mund auf.

Da waren keine Zähne, keine Zunge. Da war - das absolute Nichts.

Die Öffnung wurde größer und größer, bewegte sich auf Roy Harris zu, der es diesmal nicht vermochte, auszuweichen.

Ein gellender Schrei entrang sich seiner Kehle, fand nirgendwo Widerhall.

Das Nichts verschlang Roy Harris.

Er stürzte in einen bodenlosen Abgrund.

*

Schweißgebadet fuhr er auf. Es dauerte Sekunden, bis er sich orientiert hatte.

Er saß aufrecht in seinem Bett. Die Decke lag in einer Ecke des Schlafzimmers, das gesamte Bettzeug war schweißnass und zerwühlt.

Roy Harris fühlte sich wie gerädert.

Die Übergardinen waren zugezogen, ließen nur in der Mitte einen schmalen Spalt, durch den die aufsteigende Morgensonne einen Lichtstrahl schickte, der genau Roys Gesicht traf.

Geblendet schloss der Mann die Augen.

Mit einer fahrigen Bewegung strich er sich über das Gesicht. Das Stoppelkinn ließ ein schabendes Geräusch entstehen.

Mit einem Ruck sprang er aus dem Bett.

Das hätte er besser nicht getan. Plötzliche Schwindel warfen ihn fast zu Boden. Er tastete nach Halt, bekam aber nur das Telefon zu fassen, das auf der Nachtkonsole lag, und riss es herunter.

Schweratmend schüttelte Roy Harris den Kopf. Er hatte alle Mühe, das Chaos in seinem Innern zu ordnen. Es fiel ihm schwer, sich in der Wirklichkeit zurechtzufinden.

Endlich hatte er sich wieder soweit in der Gewalt, dass er sich nach dem Telefon bücken konnte, aus dem das Freizeichen tönte. Mit zittriger Hand drückte er auf Abbruch.

Mühsam richtete sich Roy Harris auf. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Schlafanzugjacke aufstand. Sämtliche Knöpfe fehlten, und Brust und Bauch waren zerkratzt, als habe er mit einer Wildkatze gekämpft.

---ENDE DER LESEPROBE---