Herzkribbeln - Katharina B. Gross - E-Book

Herzkribbeln E-Book

Katharina B. Gross

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Beschreibung

Philipp hat immer an die große Liebe geglaubt, bis ihn sein erster Freund hinterrücks betrügt. Um sein gebrochenes Herz zu heilen, stürzt er sich ins wilde Studentenleben und verbringt jedes Wochenende mit einem anderen Mann. Zwar ist ihm bewusst, dass sein Verhalten nicht gesund ist, aber er kann niemandem mehr vertrauen.   Doch dann trifft er Simon in seinem Lieblingsclub. Als er jedoch Philipps Einladung auf einen One-Night-Stand ausschlägt, möchte dieser ihn am liebsten vergessen. Mit einer Einladung zu einem richtigen Date hat Philipp kurz darauf jedoch nicht gerechnet. Verletzt möchte Philipp ihn am liebsten vergessen, der ihn stattdessen zu einem richtigen Date überredet. Kann Philipp seine Gefühle zulassen, oder verhindert sein verletztes Herz die wahre Liebe?

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Seitenzahl: 425

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Herzkribbeln

Die Autorin

Katharina B. Gross lebte und studierte im Ruhrgebiet, bevor es sie in den Norden verschlug. Trotzdem hat sie ihre Heimat nicht vergessen, weshalb viele ihrer Romane in Essen und Umgebung angesiedelt sind. Die Liebe zum Schreiben entdeckte sie bereits in der Grundschule, doch bis sie einen Roman zu Papier brachte, dauerte es mehrere Jahre. Ihr erster Roman erschien 2017 – und es wird garantiert nicht der Letzte sein.

Das Buch

Philipp hat geschworen, niemanden an sich heranzulassen – kann Simon die Mauern um sein Herz zum Einsturz bringen?

Philipp hat immer an die große Liebe geglaubt, bis ihn sein erster Freund hinterrücks betrügt. Um sein gebrochenes Herz zu heilen, stürzt er sich ins wilde Studentenleben und verbringt jedes Wochenende mit einem anderen Mann. Zwar ist ihm bewusst, dass sein Verhalten nicht gesund ist, aber er kann niemandem mehr vertrauen.

Doch dann trifft er Simon in seinem Lieblingsclub. Als er jedoch Philipps Einladung auf einen One-Night-Stand ausschlägt, möchte dieser ihn am liebsten vergessen. Mit einer Einladung zu einem richtigen Date hat Philipp kurz darauf jedoch nicht gerechnet. Verletzt möchte Philipp ihn am liebsten vergessen, der ihn stattdessen zu einem richtigen Date überredet. Kann Philipp seine Gefühle zulassen, oder verhindert sein verletztes Herz die wahre Liebe?

Katharina B. Gross

Herzkribbeln

Philipp & Simon

Liebesroman

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Originalausgabe bei ForeverForever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinJuni 2021 (1)

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2021Umschlaggestaltung:zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Autorenfoto: © privatE-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-95818-613-2

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Epilog

Leseprobe: Pictures of you

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 1

Als ich ihm begegne, haut mich sein Anblick um. Wortwörtlich, denn ich stolperte über meine eigenen Füße und ich fiel der Länge nach hin. Normalerweise bin ich überhaupt nicht tollpatschig. Die Bücher, die ich in den Händen halte, landen neben mir auf dem Fußboden. Zum Glück habe ich bereits mein Mensa-Tablett mit dem Mittagsessen weggebracht. Nicht auszudenken, wenn sich auch noch die Reste der Nudeln mit Tomatensoße bei dem Sturz über meinen Klamotten verteilt hätten.

So sitze ich hier auf dem Mensa-Boden zwischen den Tischreihen und starre diesen Traum von einem Mann an, während er lässig auf mich zukommt. Er bückt sich und hebt eins der Bücher auf, das ihm vor die Füße gerutscht ist. Mit einem amüsierten Grinsen betrachtet er den Einband, dann schaut er mich aus dunklen Augen an, die unter dem etwas zu langen Pony eben noch verborgen waren.

»Gedichte?«, fragt er und hebt eine Augenbraue, als wolle er mir damit signalisieren, wie ich nur auf die Idee kommen könnte, Gedichte zu lesen. Tja, als Literaturstudent komme ich um solche tiefgründigen Werke nicht drum herum. Am liebsten würde ich jetzt cool reagieren, irgendeinen Spruch loswerden, doch ich bleibe bloß stumm auf dem Boden hocken, während ich ihn wie ein Vollidiot anstarre. Mein Körper will sich gar nicht vom Fleck bewegen. Null. Keine Reaktion. Ich bin wie erstarrt.

Super Philipp, ganz große Klasse, spätestens jetzt halten dich die restlichen Studenten für einen Vollidioten. Nicht nur, dass ich wie ein totaler Nerd aussehe – nicht wirklich groß, eher durchschnittlich, blonde Locken, spießige Klamotten und eine dicke Hornbrille – nein, nun werde ich auch noch als Tollpatsch abgestempelt. Mein erstes Semester hat gerade erst begonnen und schon werde ich zum Gespött der Leute. Großartig, dabei habe ich noch ganze drei Jahre Bachelorstudium vor mir!

Der unbekannte Typ streckt mir seine Hand entgegen. Wie gebannt starre ich auf seine schlanken Finger. Wie kann man nur so schöne Hände haben? Und überhaupt, dieser Kerl ist so verdammt sexy, da bleibt mir die Spucke weg. Sein Haar ist kurz und hat den Ton von dunkler Schokolade, lediglich der Pony sticht hervor, der ihm lang in die Stirn fällt und ein verwegenes Aussehen verleiht. Jetzt erkenne ich, dass seine Augen dunkelbraun, beinahe schon schwarz sind. Er trägt ein weißes Shirt mit Aufdruck, in dem seine breiten Schultern und der flache Bauch sehr gut zur Geltung kommen, eine blaue Jeans im Used-Look und dazu passende Chucks. Ich kann nichts weiter tun, als ihn anzustarren.

Er grinst mich an und sieht sich dann kurz um. »Also, wenn du meine Hand nicht langsam nimmst, wird es wirklich peinlich«, sagt er schließlich.

»Oh!« Schnell ergreife ich die mir dargebotene Hand und lasse mir von ihm auf die Beine helfen. Verlegen klopfe ich unsichtbare Staubfusel von der Hose. Er reicht mir mein Buch.

»Du solltest besser aufpassen, wo du hinläufst«, bemerkt er.

Ich nicke stumm. Sein Lächeln beschert mir weiche Knie. Es ist aufrichtig und so warm, dass mein Herz plötzlich wie wild in meiner Brust pocht. Er nickt mir zu und geht an mir vorbei zu einer Gruppe Studenten, die an einem Tisch am Fenster sitzt. Eilig sammele ich meine restlichen Bücher vom Boden auf, stecke sie in den Rucksack und verschwinde aus der Mensa zur nächsten Vorlesung.

»Hey, die Pizza ist da«, höre ich meinen Mitbewohner Markus aus dem Wohnzimmer rufen. Das wurde auch Zeit, ich habe schon einen Bärenhunger. Sofort erhebe ich mich von meinem Schreibtischstuhl und eile zu ihm. Ich arbeitete gerade an einer Gedichtinterpretation, die mich seit Tagen beschäftigt. Mein Mitbewohner sitzt auf dem Sofa, einen großen Pizzakarton auf dem Schoß und ein Bier vor sich. Ich hole mir ebenfalls ein Bier aus dem Kühlschrank und setze mich zu ihm.

»Iss schnell, sonst wird sie kalt«, meint er mit vollem Mund und beißt ein weiteres Stück von seiner Pizza ab. Seitdem ich mit Markus in der WG zusammenwohne, gibt’s öfter Fast Food als meinen Eltern lieb wäre. Meine Mutter achtete immer darauf, dass ihr Lieblingskind mit ausreichend Vitaminen versorgt wurde.

Ich schnappe mir meinen Karton und öffne den Deckel. Ein köstlicher Duft nach Oregano, Knoblauch und geschmolzenem Käse weht mir entgegen, der mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Ich nehme ein Stück heraus und beiße genüsslich hinein. Das ist auch einer der Vorteile nicht mehr zu Hause zu wohnen. Pizza und Bier zum Abendessen, bei dieser Mischung würde meine Mutter vermutlich nur den Kopf schütteln. Aber hey, ich bin erwachsen, also was soll’s?

Nach meinem einundzwanzigsten Geburtstag bin ich zum Studieren von zu Hause ausgezogen und habe mich im Studentenwohnheim in der Nähe der Uni eingemietet.

Meine Eltern wohnen ebenfalls in Essen in einem schönen Einfamilienhaus. Sie können es nicht verstehen, warum ich mir die Mühe mache, in eine kleine Zweizimmerwohnung zu ziehen, die ich sogar noch mit jemandem teile, wenn doch daheim genug Platz ist. Aber ich will auf eigenen Beinen stehen. Sollte ich Heimweh bekommen, sind es nur ein paar Haltestellen bis zu meinen Eltern.

Mein Mitbewohner Markus zappt mit der Fernbedienung durch das Abendprogramm, während er genüsslich auf seiner Pizza kaut. Er ist ebenfalls einundzwanzig, studiert Mathe und Sport auf Lehramt, weil er unbedingt Gymnasiallehrer werden will. Außerdem spielt er Fußball und fährt Motorrad. Seine haselnussbrauen Augen, die oft zerzausten braunen Haare und sein strahlendes Lächeln bringen nicht nur Mädchen um den Verstand. Denn dass Markus auf Männer steht, habe ich spätestens am ersten Wochenende nach seinem Einzug in die WG mitbekommen. Ich bin nachts aufgewacht und wollte mir etwas zu trinken holen, als ich ihn mit jemandem – und das war eindeutig ein Kerl – im Wohnzimmer auf dem Sofa erwischt habe. Wir haben eine offene Wohnküche, das war unvermeidlich. Es hat mich nicht weiter gestört, dennoch hätte er wenigstens anstandshalber in sein Zimmer gehen können, schließlich ist dies nicht allein seine Wohnung. Weil ich so lässig reagierte, klärte er mich am Morgen auf, dass er schwul ist. Ich habe damit kein Problem, immerhin bin ich selbst schwul und wollte dieses Thema sowieso nicht vor ihm verheimlichen. Wäre er nicht als Erster mit der Wahrheit rausgerückt, so hätte ich ihn darauf angesprochen und es ihm erzählt.

Männlicher Besuch geht seit dem Abend fast jedes Wochenende bei uns ein und aus. Markus macht keinen Hehl aus seinen vielen One-Night-Stands. Und es sind eindeutig bloß One-Night-Stands, denn nie bleibt jemand zum Frühstück oder kommt ein zweites Mal, soweit ich es mitbekommen habe.

»Du siehst aus, als hättest du länger keinen Spaß mehr gehabt«, sagt Markus aus heiterem Himmel und reißt mich damit aus meinen Gedanken. Sein Bier ist bereits leer und er greift nach meinem, um das letzte Stück Pizza damit runterzuspülen.

»Wie kommst du plötzlich drauf? Und wie definierst du Spaß?«, frage ich irritiert und verdrehe sogleich die Augen. »Meinst du etwa das, was du jedes Wochenende in deinem Bett treibst?«

»Nicht nur im Bett. Ich habe es auch in der Küche auf dem Tresen getan, als du bei deinen Eltern warst«, entgegnet Markus mit schelmischem Grinsen und ich verziehe angewidert mein Gesicht. So etwas will ich mir definitiv nicht vorstellen. Erst recht nicht, wenn ich esse. Ich bin zwar nicht prüde, doch meine sexuellen Erfahrungen beschränken sich auf ein paar schlechte Pornos, die ich mir im Internet angeschaut habe, und auf das, was ich mit meiner rechten Hand mache. Mich mit einem wildfremden Mann einzulassen, kam mir noch nicht in den Sinn.

»Nein im Ernst. Nicht nur Sex. Ich meine Spaß, vielleicht Party, ein bisschen tanzen, mit Freunden ausgehen. So etwas eben.« Er zuckt mit den Achseln. »Seitdem wir zusammenwohnen, habe ich nicht mitbekommen, dass du ausgegangen bist.«

»Hab noch nicht viele Freunde an der Uni, wie dir vielleicht aufgefallen ist. Die meisten, mit denen ich zur Schule gegangen bin, studieren in ganz Deutschland zerstreut«, antworte ich wahrheitsgemäß. »Und ich gehe nicht gerne auf Partys.«

Markus beäugt mich mitleidig und legt seine Hand auf mein Knie. »Du brauchst eine Ablenkung, dann kommst du vielleicht auch zum Zug. Mir ist schon ein paar Mal dein sehnsuchtsvoller Blick aufgefallen, wenn ich jemanden mitgebracht habe. Viel Kontakt zu anderen Männern hattest du bisher nicht, oder? Also, du weißt schon, wie ich das meine … Weil du eben noch Jungfrau bist.«

»Mach dich nur lustig.« Dass ich mit einundzwanzig noch keinen Sex hatte und zu allem Übel auch noch ungeküsst bin, ist mir echt peinlich. Nicht, dass ich nicht schon verliebt war. Das war ich wirklich oft. Nur leider eben in Typen, die mich nicht bemerkt oder ignoriert haben. Aber Markus hat recht mit seiner Vermutung. Eine ganze Weile denke ich bereits darüber nach, ob ich meinen Kumpel darum bitten sollte, mich von diesem Umstand zu befreien. Schließlich hat er genug Erfahrungen mit Männern, sicher würde es ihm nicht so viel ausmachen mit mir zu schlafen, statt jedes Wochenende jemand neuen in einem Club aufzureißen. Mit ihm könnte ich es mir durchaus vorstellen, schließlich sind wir Freunde, kommen gut miteinander aus und ich vertraue ihm.

»Wenn’s dich so sehr stört, dann kannst du auch … könnten wir … ich meine, dir ist doch eh egal, welcher Kerl in deinem Bett landet.« Diese Worte auszusprechen fällt mir nicht leicht, obwohl der Gedanke eine ganze Weile in meinem Kopf ist. Aber wenn’s irgendjemand sein soll, der mich von meiner Jungfräulichkeit erlöst, dann bitte ganz sicher kein wildfremder Kerl aus einem Club!

»Was …?« Hinter Markus’ Stirn arbeitet es, dann fällt der Groschen. »Nein! Philipp! Das kann ich nicht machen.«

»Wieso? Passe ich nicht in dein Beuteschema? Stehst du nur auf muskelbepackte Machos, die nichts als Stroh in der Birne haben?«, brumme ich missmutig. Ich hätte nicht gedacht, dass er auf meinen Vorschlag so geschockt reagiert.

Markus sieht mein betretenes Gesicht, rutscht näher an mich heran und legt seine Arme um mich. »Oh nein, so war das nicht gemeint. Ich stehe total auf blond und niedlich, das kannst du mir glauben. Da wärst du sofort der Erste auf meiner Liste, ehrlich. Aber du bist mein Freund. Sex unter Freunden ist für mich tabu.« Er senkt den Kopf und küsst meine Nasenspitze.

Ich seufze. In den drei Wochen, die wir nun zusammenwohnen, habe ich Markus wirklich sehr lieb gewonnen. Die Idee war nur ein dummer Vorschlag und ist mir bloß rausgerutscht.

Er löst sich von mir und grinst. »Du kommst am Samstag einfach mal mit mir in den Club. Vielleicht lernst du ja jemanden kennen, der dir gefällt, und dann löst sich dein Problem bestimmt von ganz allein«, meint er zwinkernd und wuschelt mir durchs Haar.

Kapitel 2

Samstagabend kommt schneller als mir lieb ist. Skeptisch stehe ich vor dem Spiegel und betrachte mein Erscheinungsbild. Die obligatorischen karierten Hemden, die zu meiner täglichen Garderobe gehören, seitdem ich fünfzehn bin, habe ich gegen ein schwarzes Shirt mit rotem Aufdruck auf der Brust eingetauscht, das ich in den Tiefen meines Kleiderschranks gefunden habe. Ein Geschenk meiner Mutter, das ich noch nie getragen habe. Meine dunkelblaue Jeans sitzt eng und betont meine schlanken Beine. Das Haar hat mir Markus frech gestylt, damit es nicht so langweilig aussieht wie in der Uni. Außerdem habe ich meine Brille gegen Kontaktlinsen eingetauscht. Mit Brille in einen Club zu gehen ist ein absolutes No-Go, wenn man jemanden aufreißen will, hat mein Mitbewohner mir erklärt. Und es sei eine Schande meine schönen Augen hinter den dicken Brillengläsern zu verstecken, meinte er.

»Bist du so weit?«, fragt Markus und steckt seinen Kopf zur Tür meines Schlafzimmers herein. Er mustert mich und pfeift anerkennend. »Wow. Du siehst heiß aus!«

»Danke«, sage ich verlegen. Tatsächlich gefalle ich mir ebenfalls in diesem Outfit. Markus schnappt sich seine Jacke und öffnet die Tür, lässt mir den Vortritt. Na dann, auf geht’s!

Das Blue Heaven ist ein ziemlich angesagter Schwulenclub in einem Industriegebiet außerhalb der Stadt. Dorthin geht Markus immer, wenn er feiern und spontanen Sex haben will. Zwar habe ich bereits einiges im Internet über diesen Club gelesen, bin aber noch nie hier gewesen. Allein habe ich mich nie getraut. Zwar wussten meine Freunde vom Abi über meine Homosexualität Bescheid, doch mit ihnen war ich eher in Clubs für Heterosexuelle, wenn ich mich überhaupt dazu durchringen konnte, feiern zu gehen.

Der Türsteher winkt uns hinein. Drinnen ist die Hölle los, halb nackte Typen drängen sich an Markus und mir vorbei auf die Tanzfläche oder an die Bar. Ich weiß gar nicht, wohin ich zuerst schauen soll. Mein Kopf dreht sich hin und her, erstaunt sehe ich mich zu allen Seiten um. Wahrscheinlich ähnele ich gerade dem Wackeldackel im alten Golf meines Vaters. Markus lacht mir aufmunternd zu und zieht mich zur nächstgelegenen Bar, wo er bei einem blonden, wirklich attraktiven Barkeeper eine Runde Bier für uns beide bestellt. Markus will erst langsam anfangen und nicht gleich mit dem harten Zeug starten, ich vertrage Alkohol sowieso nicht so gut, weshalb Bier okay ist.

Kaum haben wir das erste Bier geleert, steht auch schon ein attraktiver Kerl neben Markus und legt ihm die Arme um den Oberkörper.

»Hallo Süßer«, raunt er ihm ins Ohr und wohl noch einiges andere, denn Markus grinst anzüglich und leckt sich über die Lippen. Dann rutscht er vom Hocker und lässt sich von dem Kerl ausgiebig küssen.

»Phil, kann ich dich für einen Moment allein lassen? Dauert auch nicht lange«, ruft er mir über den Lärm der Musik hinweg zu. Ich nicke und Markus verschwindet mit dem Typen auf der Tanzfläche. Seufzend nippe ich an meinem Bier und lasse meinen Blick durch den Mainroom schweifen. Viele der Männer bewegen sich so aufreizend, dass man es als Aufforderung zu mehr nicht verleugnen kann. Vielleicht sollte ich einfach rübergehen und jemanden antanzen? Irgendwann muss ich mich überwinden und aus meinem Schneckenhaus herauskommen. Laut Markus bin ich schließlich kein hässliches Entlein, das sich vor der Welt verstecken muss. Ein bisschen Spaß kann mir nicht schaden, dafür bin ich ja hier. Das Bier beginnt bereits in meinem Blutkreislauf zu zirkulieren und mir etwas mehr Mut zu machen.

»Du bist wohl neu hier«, höre ich eine Stimme dicht hinter mir, als ich gerade von meinem Hocker aufstehen will. Ich drehe mich um und starre überrascht in zwei dunkle Augen. Verdammt, das ist doch tatsächlich der Typ von letzter Woche, dem ich in der Unimensa begegnet bin. Heute sieht er sogar noch besser aus als bei unserem ersten Zusammentreffen. Seine Jeans ist eng, betont seine schlanken Beine perfekt, während das Shirt eher locker seinen Körper umspielt. Der dunkle Pony fällt ihm wieder in die Stirn, und er streicht ihn sich hinters Ohr, um mich besser ansehen zu können.

Mein Gegenüber ist nicht minder erstaunt über meinen Anblick. Anerkennend lässt der Mann seinen Blick über meinen Körper wandern und dass ihm gefällt, was er sieht, steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

»Wahnsinn! Ich hätte dich beinahe nicht wiedererkannt ohne die Brille und in diesen Klamotten. Du siehst echt heiß aus!«, staunt der Kerl, was mich zum Erröten bringt. Das ist jetzt wirklich ein lustiger Zufall! Erst treffe ich meinen absoluten Traummann in der Mensa und dann steht er hier vor mir und findet mich … heiß? Ich traue meinen Ohren kaum. Aber dass er mich überhaupt erkannt hat, freut mich so ungemein, dass mein Herz gleich einen Takt höherschlägt.

Er lächelt mich an und streckt mir seine Hand entgegen. »Ich bin Kai«, stellt er sich vor.

Zögernd ergreife ich seine Hand. Hoffentlich schwitzen meine Finger nicht, das wäre echt peinlich. »Ich heiße Philipp«, krächze ich. Meine Stimme scheint irgendwo auf dem Weg aus meinem Mund verloren gegangen zu sein. Zumindest hört sie sich in meinen Ohren ganz fremd an.

»Möchtest du vielleicht tanzen?«, fragt Kai und lächelt aufmunternd.

Ob ich tanzen will? Mit ihm? Ich? Ich hätte sogar ja gesagt, hätte er mich aufgefordert nackt aus dem Fenster zu springen.

»K … klar!« Ich hüpfe etwas zu enthusiastisch vom Barhocker und falle in seine Arme, denn hätte er mich nicht gehalten, hätte ich die Balance verloren und wäre erneut am Boden zu seinen Füßen gelandet.

»Oh, du gehst ja ran.« Sein Lachen und das amüsierte Funkeln seiner Augen lassen mich sofort erröten. Ein Glück, dass es hier so dunkel ist und er meine glühenden Wangen nicht sehen kann. Etwas unbeholfen will ich mich von ihm lösen, doch er lockert die Umarmung nicht. Also schmiege ich mich an seinen Körper und schaue unsicher zu ihm auf. Mir schlägt das Herz bis zum Hals, zum Takt des Technobeats aus den Boxen.

»Mh, das gefällt mir«, raunt er mir ins Ohr und zieht mich noch etwas fester an sich. Seine Hände wandern zu meinem Hintern und packen fest zu. Wow, es überrascht mich, dass er so forsch ist. Eigentlich habe ich gar nicht damit gerechnet, ihn hier zu treffen und ihm gleich so nah zu sein. Bisher bin ich wohl viel zu zurückhaltend gewesen, für Kai scheint so ein intimer Körperkontakt beim Tanzen nichts Neues zu sein. Bevor ich irgendwie auf seine Nähe reagieren kann, spüre ich auch schon seine Lippen auf meinem Mund. Als er mit der Zunge zwischen meine Lippen dringt, halte ich den Atem an.

Wow.

Wahnsinn.

Passiert das hier gerade wirklich oder träume ich?

Mein Herz hämmert wild gegen den Brustkorb. Ich zerfließe, vergehe vor Verlangen. Alles um mich herum verschwimmt in bunten Farben, ich schließe die Augen, um das Gefühl seiner Lippen noch mehr genießen zu können. Dieser Kuss raubt mir die Sinne, ich bin völlig benebelt und kann nur noch fühlen und schmecken. Ich presse meine Lippen fester auf Kais, ermuntere ihn dadurch zu einem wilden Tempo. Er küsst mich hingebungsvoll und massiert weiter meinen Hintern. Es ist offensichtlich, was Kai von mir will. Ich bin völlig von der Rolle, Erregung breitet sich von den Zehenspitzen bis zu den Haarwurzeln in mir aus, rauscht heiß durch meine Adern und Blut sammelt sich zwischen meinen Beinen. Dass mich mein erster Kuss so heiß macht, hätte ich im Leben nicht gedacht!

»Oh, wie ich sehe, hast du bereits jemanden kennengelernt«, sagt jemand hinter mir, ein Lachen dringt zu mir durch. Kai löst sich von mir und ich fahre herum. Markus ist wieder da. Sein anzügliches Grinsen ist überdimensional und lässt darauf schließen, dass es ihn amüsiert, mich auf frischer Tat zu ertappen.

»Hey, ich wollte euch jetzt wirklich nicht stören«, sagt mein Kumpel direkt und hebt abwehrend die Hände. »Ich habe mich nur gewundert, ob es tatsächlich Phil ist. Weil ich nämlich gleich fahren wollte. Bleibst du noch hier?« Markus sieht mich fragend an und ich nicke automatisch.

»Schon okay, kein Problem«, meint Kai schulterzuckend und rückt ein wenig von mir ab. Unsicher schaue ich zu ihm. So schnell das Verlangen über mich gekommen ist, so schnell überkommt mich nun die Verlegenheit, dass ich mich sofort an den erstbesten Mann geklammert habe, der mir seine Zunge in den Hals steckte.

»Wir sehen uns dann … äh, in der Uni?«, frage ich zaghaft, weil ich insgeheim hoffe, dass der Kuss gerade keine einmalige Sache gewesen ist. Es funkt zwischen uns, das spüre ich.

»Auf jeden Fall«, erwidert Kai grinsend und leckt sich über die Lippen.

Kapitel 3

In den nächsten Tagen kann ich kaum schlafen und bin so nervös, dass ich während der Vorlesungen kaum aufpassen kann. Mein Literaturprofessor hatte mich diese Woche bereits mehrmals ermahnt, weil ich zu spät gekommen bin. Außerdem habe ich ein Seminar geschwänzt, weil ich ziemlich lange in der Mensa gehockt bin und gewartet habe, dass mir Kai erneut über den Weg läuft.

Immer wieder suchen meine Augen nach Kai, sobald ich irgendwo auf dem Campus unterwegs bin. Das Unigelände ist groß und ich weiß nicht einmal, was er studiert, und hoffe dennoch, ihm über den Weg zu laufen. Weil ich den Club so überstürzt verlassen habe, bin ich nicht einmal auf die Idee gekommen, mit ihm Nummern auszutauschen. Der Kuss hat mich einfach viel zu überrumpelt, sodass ich zu keinem weiteren Gedanken fähig gewesen bin. Nun bereue ich es bereits, nicht länger im Blue Heaven geblieben zu sein. Vielleicht hätte mich Kai ja noch mal geküsst.

Dass ich ihm damals in der Mensa begegnet bin, war reiner Zufall. Vielleicht isst er normalerweise nicht hier? Ob er auch im Wohnheim wohnt? Ich kenne nicht mal seinen Nachnamen, geschweige denn sein Studienfach oder ob er überhaupt hier zur Uni geht. Vielleicht war er ja nur zufällig hier und hat einen Freund besucht. Immer, wenn ich einen dunkelbrauen Schopf sehe, beginnt mein Herz zu rasen und ich sterbe beinahe vor Aufregung, nur, um dann enttäuscht festzustellen, dass es nicht Kai ist, den ich gesehen habe. Die ganze Woche über zerbreche ich mir den Kopf, wie und wo ich ihn nur wiedersehen könnte. Je näher das Wochenende rückt, desto ungeduldiger werde ich, denn es besteht immer noch die Möglichkeit ihn im Blue Heaven zu treffen.

In der Unibibliothek ist gerade wenig los, sodass ich genug Ruhe habe, um ein wenig für meine Hausarbeit zu recherchieren. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und strecke meine Hand, um ein Buch aus dem oberen Regalfach herauszuziehen. Ich mag die Atmosphäre hier in der Bibliothek, fühle mich wohl inmitten von Büchern, weshalb ich in der freien Zeit zwischen Vorlesungen oft hierherkomme.

»Philipp.« Der Klang meines Namens jagt mir einen wohligen Schauer über den Rücken. Meine Nackenhärchen richten sich auf und ich bekomme eine Gänsehaut. Auch ohne mich umzudrehen weiß ich, dass es Kai ist, der dicht hinter mir steht. Langsam ziehe ich das Buch über die Geschichte der klassischen Literatur aus dem Regal, drücke es mit beiden Händen gegen meine Brust und drehe mich langsam zu ihm um. Mein Herz schlägt in doppeltem Tempo, und auch wenn ich das Buch so fest gegen meinen Brustkorb drücke, glaube ich, dass er es hier in der Stille der Bibliothek hören kann.

Ehe ich ihn begrüßen kann, reißt er mich stürmisch in seine Arme, als hätten wir uns jahrelang nicht gesehen. Überrascht schnappe ich nach Luft. Mein Blut rauscht mir in den Ohren. Ich atme seinen betörenden Geruch ein, bin ganz berauscht von ihm.

»Ich habe dich überall gesucht«, flüstert er in mein Haar und mein Puls beschleunigt sich augenblicklich, als ich seinen Mund an meinem Ohr spüre. Kurz hält er inne, sieht mich fragend an. Ich lächle schüchtern, was er wohl als Zustimmung sieht, sich mir erneut zu nähern. Erst küsst er sanft die freie Stelle hinter meinem Ohr, dann nimmt er mein Ohrläppchen zwischen die Zähne und knabbert daran. Unwillkürlich stöhne ich und es ist mir im selben Moment peinlich, weil diese wilde Begrüßung seine Wirkung auf mich nicht verfehlt hat. Ich spüre die Erregung eindeutig in mir aufsteigen.

»Kai, warte … nicht hier … die Leute …«, stammele ich nun doch schüchtern und schiebe ihn etwas von mir, schaue mich verstohlen nach allen Seiten um. Wir stehen zwar nicht im Eingangsbereich der Bibliothek, doch die Regale sind nur spärlich mit Büchern gefüllt und bieten nur wenig Schutz vor den neugierigen Blicken der anderen Studenten.

»Sorry«, murmelt er und sieht mich fragend an. »Weiß hier keiner, dass du schwul bist?«

Ich schüttele den Kopf. Es ist ja nicht so, dass ich meine sexuellen Vorlieben absichtlich verbergen würde, doch angesprochen habe ich es bei meinen Kommilitonen in der Uni bisher kaum.

»Heißt das also, dass ich dich hier besser nicht küssen sollte?«, hakt Kai nach. Mit glühenden Wangen schiebe ich mir meine Brille auf der Nase zurecht und schaue betreten auf meine Schuhe.

Kurz entschlossen nimmt mir Kai das Buch weg, stellt es einfach wahllos zwischen die anderen und schnappt meine Hand. »Komm mit«, raunt er mir zu, zieht mich dabei bereits hinter sich aus der Bibliothek. Ich habe Mühe ihm so schnell zu folgen und stolpere ungeschickt hinter ihm her nach draußen. Die Sonne blendet mich, als wir auf der Straße stehen und ich blinzle verwirrt zu Kai hoch, der immer noch mein Handgelenk umklammert hält. Zielstrebig führt er mich in den Schatten hinter dem Bibliotheksgebäude.

»Hier okay?«, fragt er. Verwirrt sehe ich ihn an, verstehe nicht, was er meint, als er auch schon die Brille von meiner Nase zieht. Sein Gesicht verschwimmt kurz vor mir, dann taucht er wieder ganz nah vor mir auf und ich versinke in seinen wunderschönen Augen. Er beugt sich noch weiter zu mir herunter und verschließt meinen Mund mit einem sanften Kuss, der mir den Atem raubt. Als seine Zunge fordernd über meine Unterlippe streicht und um Einlass bittet, lasse ich ihn gewähren. Zitternd klammere ich mich an ihn, weil ich Angst habe, umzukippen. Meine Beine bestehen nur noch aus Wackelpudding, denn seine Zunge in meinem Mund macht mich zu einer willenlosen Marionette. Seit unserem ersten Kuss bin ich wie besessen von seinen Lippen.

Seine Hände streichen über meinen Rücken und wandern dann zielsicher unter den Saum meines Hemdes, schieben sich darunter und legen sich auf meinen Bauch. Wäre ich nicht gerade völlig benebelt durch diesen fabelhaften Kuss, würde ich mich verlegen zurückziehen, denn ich bin viel zu dünn und nicht gerade durchtrainiert wie mein Mitbewohner Markus, der regelmäßig joggen geht und Fußball spielt. Kai scheint kaum zu stören, dass ich so mager bin, denn er streichelt meinen Bauch, wandert mit den Fingerspitzen immer tiefer, bis sich seine Hand in den Bund meiner Jeans schiebt. Erschrocken stöhne ich in den Kuss und löse mich sofort von ihm, sodass er seine Hand wegzieht. Meine Gedanken wirbeln wild durcheinander. Es ist mitten am Tag und wir befinden uns in der Öffentlichkeit. Da kann er mir doch nicht einen runterholen wollen?! Geht er etwa immer so ran oder habe ich ihm einen Grund geliefert, was ihn so selbstsicher hat werden lassen? Sein Verhalten verwirrt mich, obwohl mein Körper ganz eindeutig seine Zustimmung gibt.

»Was … hast du vor?«, will ich keuchend wissen.

Kai sieht mich aus unschuldigen Augen an. »Wollte dir nur was Gutes tun«, antwortet er seelenruhig. »Dachte, es würde dir gefallen?«, und streichelt mich weiter.

Oh Mann, das ist gar nicht gut. »Es hätte jemand vorbeikommen können …« Irritiert betrachte ich sein Lächeln. Peinlich, wenn uns hier jemand erwischt. Und überhaupt, wieso hat es Kai plötzlich so eilig? Ich meine, ich finde ihn zwar super heiß und mein Herz schlägt Purzelbäume, sobald er überhaupt in meine Nähe kommt, aber wir kennen uns kaum, haben uns nicht einmal richtig miteinander unterhalten. Sollte man nicht erst miteinander ausgehen, bevor es zur Sache geht? Irgendwie bin ich mir nicht sicher, ob das bei Schwulen anders läuft. Damit habe ich noch keine Erfahrungen … Okay, Markus lebt mir aber auch immer wieder vor, wie schnell es rundgehen kann …

Ich schiebe ihn von mir und bin mir plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob ich es beenden will. Mein Körper protestiert und möchte weiterhin seine volle Aufmerksamkeit spüren, doch mein Kopf sagt etwas anderes.

Kai seufzt ergeben, vermutlich enttäuscht über meinen Rückzieher, und streicht sich die Haare aus der Stirn. »Also gut. Sorry, habe ein wenig übertrieben«, gesteht er. Erst glaube ich, er würde mich noch einmal küssen, doch dann tritt er einen Schritt zurück und reicht mir meine Brille, die ich mit zittrigen Händen auf meine Nase schiebe.

»Ähm … wollen wir uns vielleicht …«, beginne ich zaghaft und greife nach seiner Hand, als er sich bereits zum Gehen wendet. »Irgendwo treffen. Vielleicht morgen? Und uns näher kennenlernen?« Ich ziehe mein Smartphone aus der Gesäßtasche hervor und halte es ihm entgegen.

»Klar. Meld dich einfach bei mir«, erwidert er, nimmt das Handy und tippt sogleich seine Nummer ein. Anschließend bekomme ich doch noch meinen Abschiedskuss.

Kapitel 4

»Meinst du, ich kann so ins Kino gehen?«, frage ich Markus und drehe mich vor ihm um meine eigene Achse. Er sitzt im Schneidersitz auf dem Sofa und nippt an einer Cola, während ich ihm mein Outfit für das Date mit Kai, das wir vereinbart haben, präsentiere. Vor ihm liegt ein Buch über die hohe Kunst der Mathematik. Keine Ahnung, warum man sich gerade für ein Mathestudium einschreibt. Mit diesem Fach konnte ich bereits im Abi nichts anfangen und bin froh, dass ich keine Mathevorlesungen habe. Denn für mich ergeben all die Formeln, Zahlen und Buchstaben keinen Sinn. Literatur liegt mir einfach viel mehr, weshalb ich mich dafür eingeschrieben habe. Was ich damit jedoch nach dem Studium machen werde, weiß ich noch nicht genau. Es gibt einige Möglichkeiten, dafür habe ich jedoch noch etwas Zeit.

»Du siehst rattenscharf aus«, kommt von ihm prompt, was mir die Röte auf die Wangen treibt. »Wäre ich Kai, ich würde dir auf der Stelle diese Klamotten vom Leib reißen und dich –« Er grinst mich anzüglich an und leckt sich über die Lippen, ehe er wieder in sein Buch schaut. Ich wollte eigentlich nur gut aussehen, rattenscharf war nicht ganz meine Absicht, immerhin gehen wir nur ins Kino.

Für mein Date mit Kai bin ich heute nach der Uni extra shoppen gegangen, da ich mich in meinen etwas zu weiten Hosen und den karierten oder gestreiften Hemden unter Kais prüfenden Blicken nicht wohlfühle. Das dunkelblaue Shirt und die schwarze Jeans sitzen eng an meinem Körper. Die Hose habe ich sogar extra eine Nummer kleiner gekauft, in der Hoffnung, sie würde meinen etwas zu dünnen Hintern besser zur Geltung bringen. Meine Haare habe ich mir so gestylt wie letzte Woche im Club. Sie sind etwas zerzaust und hängen mir frech ins Gesicht. Außerdem trage ich erneut Kontaktlinsen, auch wenn meine Augen ein wenig trocken und noch nicht an die Linsen gewöhnt sind. Aber ich will für Kai gut aussehen, denn scheinbar stört ihn meine Brille beim Küssen, sonst hätte er sie mir das letzte Mal sicher nicht einfach so abgenommen …

»Phil, du solltest wirklich mehr aus dir machen. Du bist so ein hübscher Kerl.« Markus schlägt sein Mathebuch zu und steht vom Sofa auf. Er legt Daumen und Zeigefinger an sein Kinn und macht ein ernstes Gesicht, während er mich von oben bis unten mustert. Diese Leibesvisitation macht mich irgendwie nervös, trotzdem bleibe ich reglos stehen und warte seine Reaktion ab.

»Ist das doch zu viel? Wir wollten nur ins Kino«, frage ich verunsichert.

Markus unterbricht seine Musterung und legt mir beruhigend die Hände auf die Schultern. »Keine Sorge, wenn dieser Kai an dir interessiert ist, dann ist dein Outfit nicht von großer Bedeutung.«

»Aber ich will gut aussehen«, protestiere ich und zupfe dabei an meinen etwas zu langen Haarsträhnen herum.

»Siehst du auch. Echt sexy.« Markus knufft mich lachend in die Wange. Dann wird sein Gesichtsausdruck abermals ernst. »Aber Philipp, versprich mir eins, ja?«

»Was denn?«

»Tu nichts, was du nicht auch willst, okay? Lass dich zu nichts drängen, hörst du.«

»Wie kommst du denn drauf, dass Kai mich zu etwas drängen würde? Wir gehen bloß ins Kino«, verteidige ich ihn, denn mir gefällt Markus’ Tonfall ganz und gar nicht.

Er zuckt bloß mit den Schultern. »Ich weiß nicht. So, wie er mir im Blue Heaven aufgefallen ist … Ich mache mir nur Sorgen um dich. Es wäre dein erstes Mal mit einem Mann und ich will wirklich nicht, dass du enttäuscht wirst, das ist alles.«

»Danke, aber du brauchst dir keine Sorgen machen«, entgegne ich lächelnd, lege ihm dabei kurz die Hand auf den Arm. Ich fühle mich bei Kai sicher, da wird schon nichts schiefgehen.

Pünktlich um zwanzig Uhr stehe ich vor dem CinemaxX am Berliner Platz und warte auf mein Date. Mein Herz hüpft aufgeregt in meiner Brust und meine Nervosität steigt mit jeder Minute immer weiter an, denn von Kai ist noch nichts zu sehen. Aufgeregt schaue ich auf mein Handy, trete dabei unruhig von einem Fuß auf den anderen. Habe ich mich in der Uhrzeit oder beim Treffpunkt geirrt? Ich schaue mich nach allen Seiten um, erkenne ihn endlich vor der Ampel auf der anderen Straßenseite. Die Ampel zeigt grün und die Menschenmasse überquert die Straße. Kai schlängelt sich durch die Menge und eilt die Stufen zum Kino hinauf.

»Hey, Süßer«, ruft er und zieht mich sogleich ungestüm an sich. »Sorry, dass du warten musstest. Meine Bahn hatte Verspätung.«

»Macht nichts. So lange warte ich noch nicht«, lüge ich, denn eigentlich ist er fast dreißig Minuten zu spät. Aber ich bin froh, dass er überhaupt gekommen ist. »Wollen wir reingehen? Ich habe die Karten schon besorgt.« Ich zeige ihm die beiden Tickets für den neuen Actionstreifen mit Mark Wahlberg, die ich eben noch an der Kasse abgeholt habe. Kai ist der Film egal gewesen und ich hatte keine Ahnung, was er gerne mag, deshalb habe ich mich einfach von der Dame an der Kasse beraten lassen. Mit dem neusten Blockbuster kann man sicher nichts falsch machen.

»Danke. Dann bezahle ich aber das Popcorn, okay?«

Wir holen uns Popcorn und etwas zu trinken, dann betreten wir den dunklen Kinosaal. Die Werbung läuft bereits, während wir nach unseren Plätzen suchen. Das Kino ist leer, nur vereinzelnd sitzen einige Leute in den vorderen Reihen. Unser Platz ist in der letzten Reihe und ich weiß nicht, ob das von mir so eine gute Idee gewesen ist, denn mit den Kontaktlinsen kann ich nicht ganz so weit gucken. Bei Gelegenheit muss ich mir unbedingt neue in meiner aktuellen Stärke zulegen. Doch meine Sorge, was den Film betrifft, ist völlig unbegründet. Denn sobald dieser angefangen hat, kann ich mich sowieso nicht mehr konzentrieren. Bereits beim Vorspann spürte ich Kais Hand auf meinem Oberschenkel und seine Lippen an meinem Hals …

Was wir uns die letzten neunzig Minuten angesehen haben, könnte ich beim besten Willen nicht wiedergeben, sollte mich jemand danach fragen. Jedoch kann ich ganz genau beschreiben, wie sich Kais Lippen anfühlen, wie er schmeckt und wie es ist, wenn seine Hände mich überall berühren. Ich bin sowieso überrascht, wie wir es so lange im Kino ausgehalten haben, ohne aufzufallen. Mein Stöhnen konnte ich nur mit sehr viel Mühe unterdrücken.

»Willst du noch mit zu mir?«, fragt er nah an meinem Mund, als wir an der frischen Luft sind, und küsst mich erneut, ehe ich überhaupt auf seine Frage antworten kann. Der Kuss raubt mir das letzte bisschen Verstand, der noch irgendwo in dem hintersten Winkel meines Hirns lungert. Benommen nicke ich und denke nicht an Markus’ Warnung. Ich spüre, dass meine Wangen vor Erregung gerötet und meine Lippen von seinen gierigen Küssen geschwollen sind.

Kai lächelt mich an und nimmt meine Hand.

Bis zu seiner Wohnung müssen wir nicht weit fahren. Er wohnt in Essen-Rüttenscheid, einer angesagten Wohngegend in einem hübschen Mehrfamilienhaus etwas abseits der Hauptstraße. Dass er es sich hier als Student überhaupt leisten kann? Immerhin ist es keine günstige Wohngegend. Wir betreten den dunklen Hausflur und Kai steuert zielstrebig die erste Tür im Erdgeschoss an, öffnet diese und macht Licht im Flur. Neugierig sehe ich mich um. Ich folge Kai ins Wohnzimmer, das geräumig und gemütlich ist. Mit schicken Designermöbeln, nicht so billiges Zeug von Ikea, wie in meinem Zimmer.

»Willst du was trinken? Cola? Bier?«, fragt er mich und verschwindet durch die Tür in die angrenzende Küche.

»Bier«, rufe ich ihm nach und setze mich aufs Sofa. Nun werde ich doch nervös und hoffe, dass ich mit etwas Alkohol im Blut entspannter werde. Kai kommt mit zwei Falschen Becks zurück und drückt mir eine davon in die Hand. Wir stoßen an und ich nehme einen kräftigen Zug, ehe ich die Falsche auf dem kleinen Glastisch vor mir abstelle. Sofort ist Kais Gesicht ganz nah vor mir, ich sehe ein freudiges Funkeln in seinen Augen und schließe meine erwartungsvoll, als sich sein Mund auf meinen senkt. Wir versinken in einen leidenschaftlichen Kuss. Seine Hände greifen nach dem Saum meines Shirts und schieben es nach oben. Überrascht löse ich den Kuss, was Kai nutzt und mir das Shirt über den Kopf zieht.

»Äh, Kai, warte mal. Ich dachte … sollten wir uns nicht besser kennenlernen?«, frage ich verwirrt, denn ich habe nicht damit gerechnet, dass er sich so an mich ranmacht. Gänsehaut breitet sich auf meinem bloßen Oberkörper aus und ich schlinge instinktiv die Arme um mich.

»Tun wir doch gerade, Süßer.« Er küsst mich erneut und drückt mich mit seinem Gewicht nach hinten aufs Sofa, sodass ich unter ihm begraben werde. Die Schwere seines Körpers ist mir nicht unangenehm und ich reagiere sofort auf diese Berührung, Doch in meinem Kopf herrscht ein einziges Chaos. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich das Richtige tue …

»Aber ich meine … also … ich weiß so gut wie nichts über dich. Wie ist dein Nachname? Wie alt bist du? Was studierst du oder was machen deine Eltern?«, sprudeln die Fragen unkontrolliert aus mir heraus. Seufzend löst Kai die Umarmung und richtet sich ein Stück auf. Lässig streift er sich sein Shirt vom Körper, das neben meinem auf dem Boden landet. Mit offenem Mund starre ich ihn an. Meine Augen wandern über seine breiten Schultern weiter hinab über die gut definierte Brust, den trainierten Bauch und die schmale Taille. Jegliche Zweifel, die ich eben noch hatte, verflüchtigen sich sofort. Sein Anblick erregt mich und ich spüre meinen harten Schwanz in den Boxershorts pochen.

»Ich heiße Kai Wagner, dreiundzwanzig, studiere BWL, Masterstudium, Mutter Anwältin, Vater Architekt«, rattert er grinsend einige Fakten herunter, während er feuchte Küsse auf meinem Oberkörper verteilt. Nach zwei Küssen höre ich kaum noch hin.

»Einzelkind, Schuhgröße dreiundvierzig, Lieblingsfarbe blau, Fußballverein Bayern München, ich hatte als Kind mal einen Hund namens Struppi, ähm … hab’ ich was vergessen?«, fragt er amüsiert und lässt kurz von mir ab. Ich schüttele abwesend den Kopf. Seine Küsse bringen mich völlig aus dem Konzept, ich kann seinen Ausführungen kaum richtig folgen. Scheiß aufs Kennenlernen. Das hier ist eindeutig besser!

»Sehr gut.« Ich werde mit einem feuchten Zungenkuss belohnt. »Und jetzt sorge ich dafür, dass du mich noch etwas besser kennenlernst.«

Mit flinken Fingern öffnet Kai meine Hose.

Kapitel 5

Ehe ich mich versehe liege ich bereits nackt unter Kai. Mein Herz hämmert unaufhörlich gegen meinen Brustkorb, ich bin völlig benebelt von den neuen Gefühlen, die wie eine Flut über mir hereinbrechen.

Verdammt, was mache ich hier eigentlich? Sobald mein Hirn protestieren will, dass es mir hier eindeutig zu schnell geht, wird jeglicher klare Gedanke durch unsere wilden Küsse im Keim erstickt. Wahnsinn, dieser Kerl hier ist so verdammt heiß und was er mit mir anstellt, hätte ich letzte Woche kaum zu träumen gewagt. Vielleicht sollte ich einfach meinen Verstand abschalten und auf meinen Körper hören? Der ist nämlich gerade damit beschäftigt, auf Kais Liebkosungen zu reagieren.

Wie von selbst ziehe ich die Beine an und schiebe meine Knie auseinander, damit Kai mehr Platz dazwischen hat. Er ist ebenfalls nackt und es ist nicht zu leugnen, was gleich zwischen uns passieren wird. Sein harter Schwanz ist eindeutig bereit …

Ich bin höllisch aufgeregt und meine Haut kribbelt unter seinen Berührungen, als Kais Mund über meinen Bauch wandert und sanfte Küsse auf jede freie Stelle meines Körpers verteilt. Erregt bäume ich mich unter ihm auf und greife mit der Hand in seinen braunen Schopf, als er mit seiner Zunge heiß über die Spitze meiner Eichel leckt, nur um dann meine pochende Erektion gleich darauf komplett in den Mund zu nehmen.

Oh mein Gott! Das ist ja Wahnsinn!

Und ich Idiot hatte erst noch Bedenken, ob ich das hier wirklich tun sollte. Scheiße, ich würde am liebsten nichts anderes mehr tun, so geil ist dieser Blowjob gerade! Seine Hand streicht fordernd zwischen meinen Beinen. Kurz darauf spüre ich seinen Finger gegen meine Öffnung drücken und ich versteife mich.

»Entspann dich, Süßer. Es wird dir gefallen, vertrau mir«, raunt er mir heiser ins Ohr, als er wieder zu mir hochkommt. Er küsst mich gierig, saugt an meiner Unterlippe und knabbert leicht dran. Ich erwidere seinen Kuss mit derselben Leidenschaft, die mich einen Moment von seinem Finger abgelenkt, den ich deutlich in mir spüren kann. Als Kai ihn vorsichtig bewegt und etwas krümmt, muss ich unwillkürlich stöhnen. Die Erregung pulsiert durch meine Adern, mir wird unsagbar heiß und ich drücke ihm mein Becken entgegen. Das Verlangen meines Körpers schaltet mein Hirn nun vollständig aus. In diesem Moment will ich an nichts anderes mehr denken als an die Lust, die Kai mir bereitet.

Kai grinst mich frech an und entzieht mir seinen Finger, was eine Leere in mir zurücklässt. Dann langt er mit der Hand in die Schublade unter dem Couchtisch und befördert eine Tube Gleitgel und ein Kondompäckchen zu Tage. Überrascht sehe ich die Sachen an, die er auf den Tisch legt.

»Warum hast du das denn im Wohnzimmer liegen?«, frage ich ihn irritiert. Ich bewahre meine Kondome in meinem Nachttisch auf, für den Fall, dass ich jemanden mit nach Hause bringe. Bisher sind sie jedoch nie zum Einsatz gekommen.

»Man muss doch allzeit bereit sein«, entgegnet Kai mit einem süßen Lächeln und reißt das Kondompäckchen auf, rollt es geschickt über seine Erektion und greift nach der Tube. »Dreh dich um.« Sein Tonfall lässt keine Widerworte zu.

Ich folge seiner Aufforderung und drehe mich auf den Bauch, ignoriere mein rasendes Herz und den heimtückischen Gedanken, ob ich das Richtige tue. Kai umfasst meine Hüften und zieht mich abermals hoch, sodass ich auf allen vieren vor ihm knie. Ich spüre das kalte Gel an meinem Hintern und bekomme eine Gänsehaut. Dann ist er auch schon hinter mir und drängt sich unnachgiebig in mich hinein. Ein stechender Schmerz durchbohrt mich, der mir die Tränen in die Augen treibt. Ich keuche auf, beiße mir auf die Unterlippe und vergrabe mein Gesicht im Sofakissen.

Scheiße, tut das weh!

»Ist das geil«, presst Kai atemlos hervor und verharrt kurz in seiner Position. Natürlich habe ich gehört, dass das erste Mal nicht gerade ein Zuckerschlecken ist, doch diesen Schmerz habe ich in meiner blinden Verliebtheit irgendwie unterschätzt. Die Lust verschwindet so schnell, wie sie gekommen ist. Ich wimmere leise ohne mich zu bewegen, während er sich immer weiter in mich schiebt und erst innehält, als er mich völlig ausfüllt.

»Entspann dich«, höre ich ihn leise murmeln. Der hat leicht reden. Ich atme flach und versuche mich an dieses eigenartige Gefühl in meinem Hintern zu gewöhnen. Kais Hände legen sich sanft auf meine Schultern, streichen beruhigend über meinen Rücken, wandern weiter runter zu meinem schmerzenden Hintern und massieren ihn. Ein Stöhnen entfährt mir, diese Massage entspannt mich tatsächlich ein wenig. Nun spüre ich seine langsamen Bewegungen, Kai zieht sich ein wenig aus mir zurück und stößt erneut zu. Es brennt immer noch, aber zu dem Schmerz mischt sich auch noch ein anderes, schöneres Gefühl. Es breitet sich in meinem ganzen Körper aus, verbrennt mich von innen. Kais Stöße werden immer schneller und härter, er hat seine Zurückhaltung verloren und treibt mich immer weiter an. Ich werfe stöhnend meinen Kopf in den Nacken, dränge mich ihm entgegen, um ihn noch tiefer in mir zu spüren. Seine Hand krallt sich in meine Locken, dirigiert mich weiter in seinem eigenen Tempo, sodass ich mich einfach fallen lasse und mich seinen Stößen hingebe. Mit zittrigen Fingern greife ich nach meinem Schwanz, massiere ihn fahrig zu unserem Rhythmus. Immer näher komme ich meinem Orgasmus, und als Kai schneller wird, kann ich mich nicht länger zurückhalten. Mit einem Aufschrei ergieße ich mich in meine Hand. Auch Kai folgt mir nur wenige Augenblicke später. Schwer atmend lässt er sich auf mich fallen. Mein Atem geht stoßweise, und dass er mich zudem noch fest ins Polster drückt, fördert nicht gerade, dass ich mich schneller beruhige. Etwas ungeschickt stemme ich mich hoch, um ihm zu signalisieren, dass diese Position unbequem wird. Kai zieht sich aus mir zurück und krabbelt von mir runter.

»Sorry Süßer«, murmelt er mit einem entschuldigenden Lächeln und reicht mir ein Taschentuch. Ich drehe mich umständlich auf den Rücken und mache mich sauber. Dann bleibe ich für einen Moment ruhig liegen, lege meine Hände flach auf den Bauch und sehe an die weiße Zimmerdecke, versuche in mich hineinzuhorchen, um dem unbestimmten Gefühl nachzuempfinden, das sich in meiner Brust breitmacht. Tja, so ist es also, keine Jungfrau mehr zu sein. Und ich muss sagen, es fühlt sich gut an.

»Guten Morgen Süßer«, raunt eine tiefe, männliche Stimme dicht an meinem Ohr, als ich benommen die Augen öffne. Etwas verwirrt blinzle ich. Wo bin ich? Eine warme Hand wandert über meinen Bauch und ich spüre Lippen in meinem Nacken. Ach richtig, ich bin immer noch bei Kai.

»Morgen«, brumme ich verschlafen. Ich schmiege mich an den warmen Körper hinter mir und werde mit einem weiteren Kuss in den Nacken belohnt. Dann löst sich Kai von mir.

»Komm, steh auf. Ich mache uns Frühstück.« Mit diesen Worten lässt er mich allein im Bett zurück. Ich betrachte seine nackte Gestalt, als er das Zimmer verlässt, ohne sich wenigstens die Boxershorts überzuziehen. Ein dümmliches Grinsen stiehlt sich in mein Gesicht und ich kuschele mich noch für einen Moment in die weiche Bettdecke. Oh Mann! Wenn ich nur an gestern Nacht denke, beginnt mein Herz wie verrückt gegen meinen Brustkorb zu hämmern.

Nachdem wir im Wohnzimmer fertig waren, haben wir im Schlafzimmer weitergemacht, konnten nicht die Finger voneinander lassen. Hoffentlich sind die Wände hier nicht ganz so dünn wie in meiner WG im Wohnheim, denn wir sind nicht gerade leise gewesen.

Ich umarme das Kissen und vergrabe meine Nase tief in dem weichen Soff und sauge Kais Moschusduft in mich ein. Am liebsten würde ich hier für immer liegen bleiben, doch morgen ist wieder Uni und Markus wartet sicher schon auf mich. Ich habe ihm nicht Bescheid gegeben, dass ich über Nacht wegbleibe, weil ich es selbst kaum vermutet habe. Ihm eine Nachricht zu schicken habe ich schlicht und ergreifend vergessen, weil Kai mich einfach überrumpelt hat.

Kaffeeduft weht ins Schlafzimmer und macht es mir ein wenig leichter, aus dem gemütlichen Bett auszustehen.

Kapitel 6

»Da bist du ja endlich«, höre ich Markus bereits aus dem Wohnzimmer rufen, als ich die Tür hinter mir zuziehe. Sogleich kommt er auch schon zu mir in den Flur und umarmt mich fest. »Ist alles okay mit dir? Ich habe mir Sorgen gemacht, als du nicht nach Hause gekommen bist.«

Er rümpft die Nase, als er mich aus seinen Armen entlässt. »Du riechst nach einem anderen Mann«, stellt er fest und ich erröte unter seinem prüfenden Blick, was ihn auflachen lässt. Zwar liegt immer noch Besorgnis in seinen braunen Augen, doch ich kann auch Erleichterung und Neugier darin erkennen.

»Sorry«, murmele ich. »Habe einfach nicht daran gedacht, mich zu melden, weil –« Als er meine glühenden Wangen sieht, entspannt er sich sichtlich.

»Mann, Philipp! Ich hätte echt nicht gedacht, dass du beim ersten Date sofort aufs Ganze gehst. Aber du siehst zufrieden aus. Komm, erzähl wie’s war«, drängelt er aufgeregt und dirigiert mich ins Wohnzimmer, wo wir uns gemeinsam aufs Sofa plumpsen lassen.

»Es war … geil!«, fasse ich kurz zusammen und meine Augen leuchten bei dem Gedanken an Kai. Wir haben es nach dem Frühstück noch mal getan, ganz ungeniert in seiner Küche. Verrückt, wie unersättlich dieser Mann ist. Und dass er ausgerechnet auf mich steht, ist echt unglaublich. Ich kann mein Glück immer noch kaum fassen …

Die Wochen vergehen und ich schwebe die ganze Zeit auf Wolke sieben. Mit Kai läuft es wunderbar. Wir sehen uns in jeder freien Minute, die ich neben meinem Literaturstudium erübrigen kann. Und wenn wir uns sehen, dann haben wir die meiste Zeit über Sex. Ich bin süchtig nach diesem Mann, seinen heißen Küssen und seinen Berührungen. Mein Leben ist gerade total perfekt. Ich würde ihn so gerne meinen Eltern vorstellen, doch immer, wenn ich ihn darauf anspreche, weigert er sich. Es wäre noch zu früh, behauptete er jedes Mal aufs Neue.

»Scheiße!«, höre ich Markus aus seinem Zimmer fluchen, er reißt mich dabei aus meinen Gedanken, denn ich habe gerade über meinen Büchern gebrütet. Es ist nicht mehr lange hin bis zu den Semesterferien und ich habe jetzt schon ein bisschen Angst vor den Prüfungen, weshalb ich jede freie Minute lerne, wenn ich nicht gerade bei Kai bin.

»Hey, was ist denn los?«, frage ich ihn, als ich seine Zimmertür aufschiebe.

Markus sitzt am Schreibtisch und starrt auf seinen Laptop. »Meine Miete konnte nicht abgebucht werden, das Konto wurde gesperrt. Ich kann keine Onlineüberweisung tätigen«, stößt er hinter zusammengebissenen Zähnen hervor und ballt seine Hände zu Fäusten. »Dieser Dreckskerl hat tatsächlich das Geld für diesen Monat nicht überwiesen!«

»Wer?«, frage ich irritiert und sehe ebenfalls auf den Bildschirm, auf dem Markus die Homepage seiner Bank aufgerufen hat. Ein großes rotes Kreuz wird angezeigt, als Hinweis, dass er keine Buchung tätigen kann.

»Mein Stiefvater. Verdammt, wie kann er nur?«