Zweiter Anlauf für die Liebe - Katharina B. Gross - E-Book

Zweiter Anlauf für die Liebe E-Book

Katharina B. Gross

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Beschreibung

Patrick ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der alles hat, was er braucht. Doch Liebe gehört nicht dazu. Glaubt er. Der Tänzer Oliver lebt nur für seine kleine Schwester Nina und will ganz sicher keine Beziehung. Glaubt er. Als sich die beiden Männer in einem Club begegnen, funkt es gewaltig zwischen ihnen. Beiden ist jedoch klar, dass es nur ein One-Night-Stand sein wird. Doch sie haben nicht mit den Gefühlen gerechnet, die sich ungeplant in ihr Leben drängen und alles auf den Kopf stellen. Nach einigen Schwierigkeiten scheint ihr Glück perfekt. Doch dann muss sich Patrick zwischen dem Erhalt der Firma und seiner Liebe zu Oliver entscheiden.

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Seitenzahl: 333

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Katharina B. Gross

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2017

http://www.deadsoft.de

© the author

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Bildrechte:

© chaoss – shutterstock.com

© gstockstudio – 123rf.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-110-9

ISBN 978-3-96089-111-6 (epub)

Kapitel 1

-Patrick-

»Muss das wirklich sein?«, stöhne ich genervt und drehe mich zu meiner Schwester um.

»Oh ja, das muss!«, erwidert sie streng. Saskia mustert mich mit wohlwollendem Blick. Ihr zuliebe trage ich ein weißes Hemd, statt wie sonst nur ein verwaschenes Shirt zu meiner dunkelblauen Jeans. Es sieht furchtbar aus, viel zu streng und förmlich. Ich verdrehe die Augen und mache mich daran, mir die Ärmel bis zu den Ellenbogen hochzukrempeln, um wenigstens etwas lockerer auszusehen. Zudem öffne ich die obersten Knöpfe. Es reicht schon, dass ich auf der Arbeit so herumlaufen muss. In meiner Freizeit versuche ich es so gut es geht zu vermeiden.

»Bruderherz, du siehst richtig heiß aus! Ich wundere mich wirklich, warum du bei dem Körper immer nur in solch hässlichen Klamotten rumläufst. So findest du doch nie einen Kerl«, bemerkt Saskia und geht um mich herum. Wer sagt denn, dass ich überhaupt einen Kerl finden will? Und wenn, so hat es auch ohne Saskias Stylingtipps immer wunderbar geklappt. Das Hemd sitzt eng und betont meine nicht unbeachtlichen Brustmuskeln und die Oberarme. Saskia zuliebe habe ich heute sogar meinen Bart ordentlich gestutzt, um nicht wie ein wildgewordener Höhlenmensch auszusehen. Wenn ich den Schwärmereien von Saskias zahlreichen Freundinnen Glauben schenken würde, dann bin ich in ihren Augen ein absoluter Traummann. Ein guter Fang. Gut aussehend und vermögend. Pech jedoch, dass ich mich nicht für Frauen interessiere. Denn sonst hätte mich meine Schwester so schnell verkuppelt, ehe ich auch nur bis zehn hätte zählen können. Mir ist ein knackiger Männerarsch jedoch viel lieber als Saskias Freundinnen. Und die Kerle im Darkroom meiner Lieblingsdisco haben sich über meine Vorlieben auch noch nie beschwert. Ganz im Gegenteil. Bisher liebte jeder meinen Schwanz.

»Wieso muss ausgerechnet ich mit? Warum nicht Maria, so wie geplant?«, maule ich meine kleine Schwester an, die immer noch wie ein Geier um mich herumschwirrt und mich von allen Seiten mustert. Sie hat sich ebenfalls zurechtgemacht. Das schwarze Kleid sitzt perfekt und die blonden Haare sind zu einem eleganten Knoten frisiert. Ihre rot geschminkten Lippen formen sich zu einem breiten Grinsen.

»Weil Maria krank ist, das habe ich doch schon gesagt. Außerdem warst du es, der mir die Karten geschenkt hat, also wirst du auch meine Begleitung für heute Abend sein. Basta.« Damit scheint für sie die Diskussion beendet und ich ergebe mich meinem Schicksal. Mit Saskia zu diskutieren ist zwecklos, bringt zusätzlich nur Kopfschmerzen, auf die ich heute echt keine Lust habe. Vielleicht habe ich Glück und die Vorstellung geht nicht so lange, damit ich später wie geplant mit meinem Kumpel Mark weggehen kann.

Zu Saskias dreißigstem Geburtstag vor zwei Monaten habe ich ihr Karten für das GOP geschenkt, in der Hoffnung, sie würde mit einer ihrer Freundinnen hingehen. Tja, nun hat leider keine ihrer besagten Freundinnen Zeit, sodass ich dazu genötigt werde, meine kleine Schwester zu begleiten. Dabei hasse ich Theater! Okay, es ist mehr eine Show, aber es ist doch alles immer dasselbe. Irgendwelche Künstler, die zur Musik auf der Bühne herumhüpfen.

»Wer sagt denn, dass ich heute überhaupt Zeit habe? Vielleicht bin ich ja bereits verabredet?«, starte ich einen letzten, verzweifelten Versuch, doch noch zu Hause bleiben zu können. Meine Schwester steht bereits im Flur und schlüpft in ihre schwarzen High Heels.

»Du hast nichts Besseres zu tun, als mit Mark die ganze Nacht irgendwelche blöden Videospiele zu zocken, ich kenne dich doch. Mit fünfunddreißig sollte man doch langsam zu alt für diesen Blödsinn sein.« Saskia schüttelt den Kopf und öffnet die Wohnungstür.

»Videospiele stehen heute zwar nicht auf dem Programm, aber ja, ich wollte zu Mark.« Schlecht gelaunt folge ich ihr die Treppe nach unten.

*

Als wir beim Varieté-Theater ankommen, lenke ich meinen Wagen in die gegenüberliegende Tiefgarage. Zum GOP brauchen wir von meiner Wohnung in Essen Rüttenscheid knapp eine viertel Stunde. Ich steige aus, gehe um den Wagen herum und halte meiner Schwester die Tür auf.

»Wie galant«, kichert sie und ergreift meine dargebotene Hand. Wir verlassen gemeinsam die Garage und begeben uns zum Eingang des Theaters. Es haben sich bereits mehrere Leute davor versammelt. Wir lassen uns von dem Menschenstrom hineintreiben. Eine junge Dame, die unsere Eintrittskarten kontrolliert, führt uns zu unseren Plätzen.

»Dein Ernst? Ganz vorne?«, beschwere ich mich bei Saskia, als wir an unseren Tisch kommen. »Willst du, dass ich einen steifen Nacken bekomme? Außerdem ist es vorne doch viel zu laut.«

»Jetzt hör endlich auf zu meckern, Patrick«, erwidert Saskia ungerührt, »so schlimm wird es schon nicht. Die anderen Plätze waren leider bereits ausgebucht, als ich reserviert hatte.«

»Hättest du mich vorgewarnt, dann wäre ich sicher noch an VIP Plätze rangekommen«, erkläre ich verstimmt, setze mich ihr gegenüber und greife nach der Getränkekarte. Ohne ein Bier überstehe ich den Abend ganz sicher nicht! Am besten gleich zwei.

Eine Bedienung tritt an unseren Tisch heran.

»Für mich ein großes Pils«, bestelle ich, ehe die Frau überhaupt nachfragen kann.

»Aperol Spritz«, schiebt Saskia nach. Sicher hofft sie darauf, dass ich sie einlade. Werde ich wahrscheinlich auch, damit sie Ruhe gibt. Die Bedienung nickt und geht wieder, um nur wenige Minuten später mit unseren Getränken zurückzukehren. Das nenne ich Service! Wenigstens ein Gutes muss dieser Theaterbesuch ja haben. Ich hebe das Glas an meine Lippen.

Das Licht erlischt und laute Musik ertönt. Neun Künstler betreten die Bühne. Gelangweilt lasse ich meinen Blick über die Schauspieler gleiten und – verschlucke mich beinahe an meinem Bier! Ich stelle das Glas ab und muss fürchterlich husten.

»Alles okay?«, erkundigt sich meine Schwester. Sie muss fast schon schreien, denn es ist tatsächlich ziemlich laut hier vorne. Ich nicke bloß und wende mich erneut der Bühne zu, auf der sich nun die Darsteller zu wildem Trommelklang bewegen. Scheiße, was ist das für ein Kerl, der hier beinahe vor meiner Nase tanzt? Wie hypnotisiert verfolge ich jede seiner Bewegungen. Er ist zierlich, mit schulterlangen, schwarzen Haaren, die ihm wild um den Kopf fliegen, je schneller er sich bewegt. Seine Augen sind so blau und klar, dass ich völlig gefangen bin. Keine Ahnung, ob er mich sieht, denn sein Blick ist starr geradeaus gerichtet, als würde er sich konzentrieren keinen Fehler zu machen. Genau wie die anderen Künstler ist er schwarz gekleidet und auch die Augen sind dick mit schwarzem Kajal umrahmt. Es sieht gut aus an ihm, obwohl ich es überhaupt nicht mag, wenn Männer geschminkt sind. Oft genug laufen mir solche Typen im Blue Heaven über den Weg. Nein danke, das ist mir zu weibisch. Aber bei ihm betont die Schminke das intensive Blau seiner Augen und lässt es noch mehr strahlen.

Bis die ersten drei Tänze vorbei sind, habe ich mein Bier nicht mehr angerührt, es nicht einmal mit einem Blick gewürdigt. Zu gebannt bin von dem Geschehen auf der Bühne. Keine Bewegung will ich verpassen, die der schwarzhaarige Tänzer macht.

Irgendwann verschwindet er von der Bühne und einige Frauen in eng anliegenden Kleidern beginnen mit einer akrobatischen Nummer, bei der sie sich so weit verbiegen, dass ich beim Zusehen Angst bekomme, sie könnten sich ineinander verknoten.

Der Schaum von meinem Bier ist bereits komplett verschwunden. Für einen Moment wende ich den Blick von der Bühne ab und stürze das Getränk in einem Zug herunter, was mich erneut husten lässt. Saskia schüttelt grinsend den Kopf.

»Was ist denn bloß los mit dir, Bruderherz?«

Ihr Blick verrät mir, dass sie darauf keine ernsthafte Antwort erwartet. Ich glaube kaum, dass meiner Schwester entgangen ist, wie ich den Mann angestarrt habe. Denn das habe ich ganz offensichtlich getan. Sein Tanz hat mich in den Bann gezogen, auch wenn er sich oft im Hintergrund hielt. Nur einmal stand er ganz dicht vor mir, sodass ich den Kopf nach hinten legen musste, um ihn richtig ansehen zu können. Mir kam es so vor, als ob sich unsere Blicke für einen Moment treffen würden. Und es war beinahe so, als würde er mich dabei anlächeln. Doch ich kann mich auch täuschen. Scheiße, Saskia wird mich nach Ende der Vorstellung mit ihren blöden Kommentaren sicher nicht in Ruhe lassen. Denn so, wie sie mich gerade angrinst, weiß ich ganz genau, was in ihrem Kopf vorgeht. Sie malt sich schon meine Zukunft an der Seite dieses sexy Mannes in den buntesten Farben des Regenbogens aus. Ich will meiner süßen Schwester nicht ihre Illusionen nehmen, doch mir reicht ein schneller Fick für zwischendurch. Auf komplizierte Beziehungskisten habe ich gar keine Lust. Nach dem ganzen Stress, den ich damals mit Tom hatte, brauche ich so etwas ganz sicher nicht.

Ob sich dieser Typ, der gerade – oh mein Gott – mit bloßem Oberkörper auf die Bühne kommt, von mir ficken lassen würde, wage ich zu bezweifeln. Der wird wohl kaum schwul sein. Und wenn doch, dann ist so ein Mann nie und nimmer Single.

Bei seinem Anblick bleibt mir förmlich die Luft weg. Wenn er vorhin schon sexy aussah in seinem engen, schwarzen Tanktop, jetzt ist er eindeutig so heiß, dass man sich an ihm wahrscheinlich die Finger verbrennen könnte. Die Scheinwerfer sind zu einem Spot auf ihn gerichtet, der Rest der Bühne liegt im Dunkeln. Ganz deutlich kann ich die Konturen seiner Bauchmuskeln erkennen, die sich bei jeder Bewegung anspannen. Leichtfüßig geht er zur Mitte der Bühne, wo eine Metallstange aus dem Boden fährt. Er greift mit beiden Händen nach ihr, schlingt ein Bein um das Metall und zieht sich mühelos an der Stange hinauf. Ungefähr zwei Meter über dem Boden lässt er los und biegt den Rücken nach hinten durch, baumelt nur von seinen Schenkeln gehalten in der Luft, ehe er sich erneut festhält, nun die Beine von dem Metall löst und um die Stange schwingt. Wow, seine Körperspannung ist beachtlich. Ein leichter Schweißfilm bildet sich auf seinem Oberkörper, der im Scheinwerferlicht glänzt. Gott, ist der Kerl gelenkig – und so verdammt heiß! So, wie er sich um die Stange schwingt, sich kopfüber hängen lässt und beinahe zu Boden stürzt, nur um sich im letzten Moment mit den Händen an der Stange festzuhalten und sich wieder schwungvoll hochzuschwingen, ist einfach unglaublich. Seine Darbietung ist so erotisch, dass mir heiß und kalt zugleich wird. Mein Herz rast wie verrückt und auch die Beule in meiner Jeans zeigt deutlich, dass sein Auftritt deutliche Wirkung auf mich hat.

Je wilder und schwungvoller seine Bewegungen werden, desto lauter werden die Musik und auch die Zuschauer im Saal. Ich blende den Lärm aus, konzentriere mich nur auf den Mann an der Stange, bin vollkommen berauscht von seinem Anblick. Nie im Leben hätte ich mir vorgestellt, dass Poledance so heiß aussehen könnte. Die Tänzer, die sich samstags im Blue Heaven an den Stangen rekeln, sind im Vergleich zu ihm allesamt Amateure, die ihre Körper kaum im Griff haben und nur drauf hoffen, dass die Männer, die sie begaffen, besoffen genug sind, sie trotzdem noch heiß zu finden.

Ich merke kaum, wie er seine Darbietung beendet. Das Publikum tobt und jubelt. Wahrscheinlich springe auch ich von meinem Platz auf und klatsche wilden Beifall, doch das bekomme ich kaum mit. Zu sehr bin ich von diesen blauen Augen gefangen, die mich fixieren, bevor der Mann von der Bühne verschwindet.

Kapitel 2

-Oliver-

»Oli, willst du gleich noch mit in den Club?«, fragt mich meine Kollegin und beste Freundin Ramona. Sie tritt näher an mich heran und mustert mich fragend. Ich antworte nicht sofort, sondern greife nach einem Kosmetiktuch aus der Box auf der Anrichte vor dem Spiegel.

 »Sorry. Ich werde lieber nach Hause fahren.« Ich beginne damit das Augen-Make-up zu entfernen, das ich immer bei meinen Auftritten trage. Meine blauen Augen kommen durch den Kajal besser zur Geltung.

»Ach komm schon, Oli. Du hast doch heute deinen freien Abend und musst Nina erst morgen früh wieder abholen. Bitte«, drängt Ramona weiter.

»Trotzdem bin ich zu müde, um mit dir noch auf die Piste zu gehen. Ich möchte endlich einmal ausschlafen.« Unbeirrt fahre ich fort, mir mit dem Tuch über die Augen zu wischen. Die schwarze Farbe löst sich langsam von meiner hellen Haut. Mit müden Augen betrachte ich mein Spiegelbild. Nachdem die Schminke ab ist, kann man die Augenringe deutlich sehen. Seufzend nehme ich die kleine Schachtel zur Hand, in der ich meinen Schmuck aufbewahre. Für die Auftritte nehme ich meine Piercings immer raus. Nur das in der Zunge bleibt, es fällt nicht so auf. Mit schnellen Handgriffen setze ich die drei Silberstecker in mein rechtes Ohrläppchen. Nur der Ring oben auf der linken Seite zwickt etwas, als ich ihn durch das kleine Loch in der Ohrmuschel schiebe. Umständlich pfriemele ich an der Kugel herum, die als Verschluss dient.

»Lass mich das machen«, sagt Ramona, die mich die ganze Zeit über dabei beobachtet hat. Vermutlich wartet sie immer noch darauf, dass ich meine Meinung ändere. Ich reiche ihr wortlos die Kugel und drehe mich auf dem Stuhl zu ihr um, damit sie besser an mein Ohr herankommt.

»Autsch! Nicht so fest«, beschwere ich mich, als sie an dem Piercing zieht.

»Nicht so wehleidig, Prinzessin. Ist doch schon drin«, sagt Ramona grinsend. Ich mache einen Schmollmund. Sie weiß genau, dass ich es nicht leiden kann, wenn sie mich so nennt. Aber gerade diese Tatsache animiert meine Freundin wohl dazu, es zu tun. Ich nehme die vor mir liegende Bürste und kämme mir durch mein Haar, ehe ich es hinten zu einem Pferdeschwanz zusammenfasse.

»Also, was ist nun?«, lässt Ramona einfach nicht locker. »Lass uns den gelungenen Auftritt feiern.«

Ich verdrehe die Augen. »Du willst doch jeden Auftritt feiern, egal wie gut er war.«

Meine Freundin kichert und schlingt ihre Arme um meinen Hals. Gemeinsam schauen wir in den Spiegel vor mir. Im Gegensatz zu mir ist Ramona das blühende Leben. Ihre blauen Augen strahlen mich glücklich an. Dann huscht ein spitzbübisches Lächeln über ihr hübsches Gesicht.

»Außerdem wirst du doch nie den Mann fürs Leben finden, wenn du nur ständig zu Hause hockst. Glaubst du etwa, er wird einfach so an deiner Tür klingeln?«

»Du weißt ganz genau, dass ich kein Interesse an einer festen Beziehung habe. Und auch gar keine Zeit dafür«, erkläre ich ihr zum wiederholten Mal. Immer dasselbe mit Ramona. Sie weiß doch, dass ich viel zu beschäftigt bin für die große Liebe. Und um Sex zu haben, brauche ich nicht auf die Liebe meines Lebens zu warten. Eine schnelle Nummer im Darkroom tut’s auch. Der Job hier beim GOP und das tägliche Training nehmen viel Zeit in Anspruch. Zusätzlich fahre ich auch noch ein paar Mal die Woche Pizza aus für den Italiener bei uns an der Ecke. Als Künstler verdient man nun mal keine Millionen und schließlich ist da auch noch Nina, für deren Zukunft ich sorgen muss. Da ist es besser, wenn ich ein bisschen Geld zur Seite legen kann für später. Nina wird nicht immer ein Kind bleiben.

»Ach Oli, immer dieselbe Leier. So langsam kann ich deine Ausreden nicht mehr hören. Von wegen, du willst niemanden. Keiner will doch alleine sterben«, seufzt sie theatralisch und hält sich die Hand an die Stirn, als simuliere sie eine Ohnmacht.

»Danke, das habe ich im Moment auch gar nicht vor«, gebe ich trocken zurück. Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange, ehe sie mich wieder loslässt. Meine Freundin will schon die Künstlergarderobe verlassen, als ihr anscheinend noch etwas einfällt. Grinsend dreht sie sich wieder zu mir um.

»Oli, sag mal … ist dir auch dieser tolle Typ aufgefallen, der an dem Tisch ganz rechts in der ersten Reihe saß?« Ihre Augen beginnen zu funkeln. Oh nein, jetzt geht’s los. Ich kenne diesen Blick nur allzu gut. Wenn sie mich so ansieht, dann hat es nichts Gutes zu bedeuten.

»Der Typ sah ziemlich heiß aus in dem schicken Hemd und dem Dreitagebart, meinst du nicht? Außerdem hat er dich die ganze Zeit über angestarrt. Ach, was sage ich da. Er hat dich mit seinen Blicken regelrecht ausgezogen. Wobei du ja nicht mal viel anhattest.« Ramona kichert hinter vorgehaltener Hand. Genervt verdrehe ich die Augen. Natürlich habe ich den Mann in der ersten Reihe sofort bemerkt. Und ja, auch seine Blicke sind mir nicht verborgen geblieben. Bei dem schwachen Licht vorhin im Saal könnte ich jedoch nicht mehr sagen, welche Augenfarbe er hatte. Sie waren dunkel und es lag ein intensiver Glanz in ihnen, der mir irgendwie unter die Haut ging und mich ganz nervös machte. Beinahe hätte ich mir bei meinem Soloauftritt an der Stange einen Patzer erlaubt. Es hat wirklich nicht viel gefehlt und ich wäre abgerutscht, weil meine Handflächen plötzlich schwitzten, als wäre es mein erster Auftritt. Obwohl mir mit dem nackten Oberkörper überhaupt nicht heiß war auf der Bühne. Schon seltsam, dass mich seine Blicke so durcheinanderbrachten in dem Moment. Ramona hat recht damit, dass der Mann wirklich verdammt attraktiv war. Obwohl ich kein Fan von jeglicher Körperbehaarung bin – vor allem im Gesicht –, kann ich nicht leugnen, dass ihn der Bart sehr sexy aussehen ließ. Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn seine Wange über meine Haut streift? Ob es kitzelte? Schnell schiebe ich die aufkommende Vorstellung daran in den hintersten Winkel meines Kopfes. Fehlt noch, dass ich auf Ramonas Spiel eingehe.

»Er hatte ganz sicher Interesse an dir«, redet Ramona weiter auf mich ein. In jedem Mann, der mich nur ganz kurz anschaut, sieht meine Freundin bereits den potenziellen Heiratskandidaten. Langsam geht mir das wirklich auf die Nerven.

»Falls du es nicht bemerkt haben solltest, er war mit einer Frau da«, stelle ich klar, um ihre Hoffnung zu zerstören. Warum bitte soll ich mir von ihr einreden lassen, der Typ sei schwul und an mir interessiert? Wie oft soll ich ihr noch deutlich machen, dass ich keine Beziehung haben will? Wenn es nur um Sex geht, tut’s auch ein fremder Kerl, dem ich nicht im Theater begegne.

»Das hat nichts zu sagen, Süßer. Ich bin mir sicher, dass der Mann schwul ist und dich mehr als nur nett fand vorhin, wie du dich da an der Stange gerekelt hast«, beteuert sie zwinkernd.

»Und woher willst du das wissen? Bist du neuerdings Expertin für schwule Männer?«, stöhne ich genervt. Ramona baut sich nun erneut vor mir auf und stemmt die Hände in die Hüften.

»Ich bin eine Frau, schon vergessen? Ich habe ein Gespür dafür, vertrau mir. Und was ist denn nun? Kommst du mit heute?«

»Du lässt sowieso nicht locker, oder?«

»Nö!« Sie zeigt mir ein unschuldiges Lächeln, das mich schmunzeln lässt.

»Also gut, überredet. Wohin soll’s heute gehen? Aber ich fahre dann und bleibe auch nicht lange, damit das klar ist.«

»Super. Dann brauche ich mir später kein Taxi nehmen, um ins Hotel zu kommen«, freut sich meine Freundin und hakt sich bei mir unter, als wir gemeinsam die Garderobe verlassen.

Kapitel 3

-Patrick-

»Und, hast du schon jemand Passenden erblickt für heute Nacht?«, ruft mir mein Kumpel Mark über den Lärm hinweg zu. Wir stehen beide mit einem Bier in der Hand an der Bar und sehen uns in der Mainhall um. Nachdem ich meine Schwester sicher in ihrer Wohnung abgesetzt habe, fuhr ich zu Mark rüber. An Schlaf war so früh in der Nacht nicht zu denken. Vor allem nicht, wenn mir diese unglaublich schönen, blauen Augen des Tänzers nicht mehr aus dem Kopf gingen. Also beschlossen wir kurzerhand noch spontan feiern zu gehen. Denn wenn ich heute keinen Sex habe, werde ich wohl oder übel noch die ganze Nacht sein Bild vor Augen sehen. Mark ist hetero, zumindest behauptet er das immer. Er ist sehr experimentierfreudig, was Sex betrifft. Einmal hat er versucht mit mir im Bett zu landen, nur um es wirklich zu wissen. Hat wohl nicht ganz so funktioniert, wie er sich das vorgestellt hat. Jahrelang hatte Mark eine feste Freundin, die ihn jedoch vor einiger Zeit für einen anderen Mann verließ und nun glücklich Kinder hütet, die Mark ihr nie schenken wollte. Seitdem ist er Single und auf der Suche nach der Frau fürs Leben. Diese wird er hier jedoch kaum finden, denn wir sind hier im Blue Heaven, einer ziemlich angesagten Schwulendisco in Essen. Die einzigen Frauen, die sich hierher verirren, stehen nun mal selten auf Schwänze. Es ist sowieso ein Wunder, warum Mark ständig hier mit mir abhängt. »Wenigstens haben sie hier gute Cocktails«, sagt er immer wieder, wenn ich ihn nach dem Grund frage. Vermutlich tut er es mir zuliebe, damit ich nicht allein hingehen muss. Womit ich eigentlich kein Problem habe, denn wirklich lange bleibe ich ja nie allein hier. Es findet sich immer irgendein Kerl, der nur zu gerne mit mir im Darkroom verschwindet.

»Du weißt aber schon, dass du hier keine echte Prinzessin findest, oder? Außer sie hat etwas zwischen den Beinen baumeln«, versuche ich ihm deutlich zu machen. Dass ihm hier eine Frau über den Weg läuft, die ernsthaftes Interesse an Mark hat, ist eher unwahrscheinlich.

»Und was ist mit dir? Für dich ist heute eindeutig mehr Auswahl dabei.«

Ich nippe an meinem Bier und lasse gelangweilt meinen Blick über die Tanzfläche wandern, kann mich jedoch nicht wirklich auf mein Vorhaben konzentrieren. Dafür schweifen meine Gedanken viel zu häufig zu diesem schwarzhaarigen Künstler von heute Abend.

»Hey Alter, schau mal die Kleine dort. Die ist ja mal total sexy!«, raunt mir Mark zu und stößt mir den Ellenbogen in die Seite, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich schaue in die Richtung, in die er mit der Hand deutet. Weiter hinten am Rand der Tanzfläche lehnt ein schlanker Mann an der Wand und nippt an einer Cola. Um ihn herum tanzt eine blonde Frau. Aufreizend bewegt sie ihre Hüften und ich glaube, sie hat schon einiges an Alkohol im Blut, denn ihre Bewegungen sind ein wenig unkontrolliert. Sie ist eigentlich ganz niedlich, wenn man auf Brüste steht. Ihr Begleiter tut es anscheinend nicht, denn sonst würde er auf ihre Anmache eingehen. Ich mustere den Mann genauer und plötzlich wird mir heiß. Ein Kribbeln breitet sich in meiner Magengegend aus, läuft durch meinen ganzen Körper. Scheiße, das ist doch der schnuckelige Tänzer aus dem GOP! Der sich so wahnsinnig sexy an der Stange rekeln konnte. Ob er solche Kunststücke auch im Bett draufhat? Was für ein Zufall, dass wir uns gerade hier wiedersehen. Schlagartig ist mir die Lust auf einen anonymen Fick im Darkroom vergangen.

Zu meinem Entsetzten stelle ich fest, dass Mark schon lange nicht mehr neben mir steht, sondern mit der jungen Frau redet. Sie kichert über irgendwas, das er zu ihr gesagt hat. Oh nein, jetzt kommen alle drei auch noch auf mich zu. Na großartig! Hoffentlich erkennt mich der Mann nicht. Schließlich habe ich ihn während der ganzen Aufführung ziemlich offensichtlich angestarrt.

»Was wollt ihr denn trinken?«, fragt Mark seine neuen Begleiter.

»Für mich einen Sex on the Beach«, bestellt die Frau. In ihrer Stimme klingt eindeutig der Alkohol mit.

»Cola«, sagt der Mann und stellt sein bereits leeres Glas neben mir auf dem Tresen ab. Unsere Blicke treffen sich und ich glaube, Erkennen darin lesen zu können. Er sieht mich einen Moment lang etwas verdutzt an, dann wendet er grinsend den Blick ab.

»Für mich auch Cola«, bestelle ich schnell, ehe der Barkeeper wieder verschwindet. Okay, der Typ hat meine Blicke heute Abend wohl doch bemerkt. Unangenehm schien es ihm wohl nicht gewesen zu sein, so, wie er mich gerade verstohlen aus dem Augenwinkel mustert.

Die Getränke werden vor uns auf dem Tresen abgestellt und wir greifen fast gleichzeitig nach der Cola. Unsere Finger berühren sich für den Bruchteil einer Sekunde und diese winzige Berührung reicht aus, um es erneut in meinem Bauch ganz fürchterlich kribbeln zu lassen. Schnell ziehe ich meine Hand wieder weg und greife nach dem anderen Glas.

»Klasse Auftritt übrigens«, sage ich und versuche meine Stimme ganz beiläufig klingen zu lassen.

»Danke«, erwidert er mit einem Grinsen. Schweigend stehen wir nebeneinander und nippen an unseren Getränken. Was nun? Small Talk ist nicht so meine Stärke. Um sich vernünftig zu unterhalten, ist es hier sowieso viel zu laut. Eigentlich reicht oft bloß ein Blick, um einen Mann in den Darkroom mitzunehmen. Ich kenne meine Wirkung. Doch bei ihm bin ich mir plötzlich nicht so sicher, ob ich es riskieren soll. Irgendwas ist plötzlich anders. Denn mein Herz rast in seiner Nähe, als wolle es einen Marathon gewinnen.

»Die beiden scheinen Spaß zu haben«, durchbricht der Mann das Schweigen und deutet mit einer Kopfbewegung in Richtung Tanzfläche, auf die sich Mark mit der Frau geflüchtet hat. Eine Weile sehen wir den beiden zu.

»Sollten wir vielleicht auch …?«, wage ich einen Vorstoß. Die Spannung zwischen uns ist deutlich spürbar. Als er mich ansieht, ist es beinahe so, als würde sich sein Blick in mein Innerstes bohren. Ich bin fasziniert von diesem intensiven Blau, das im Schein der bunten Discolichter funkelt.

»Tanzen? Nein, das habe ich für heute bereits genug.« Wieder huscht dieses verschmitzte Grinsen über sein Gesicht, das ihm so unglaublich gut steht.

»Dann etwas anderes?«, schlage ich wagemutig vor. Mal sehen, ob er merkt, worauf ich hinaus möchte. Denn dass ich mit ihm ins Bett will, stand für mich bereits im Theater fest. Diese Chance kann ich mir nicht entgehen lassen. Er mustert mich abschätzend, als würde er abwägen, was ich zu bieten habe. Lässig lehnt er an der Theke, den Arm auf dem Tresen abgestützt.

»Ich muss Ramona noch zurück ins Hotel fahren.« Jetzt klingt seine Stimme ein wenig unsicher. Ehe er seine Hand wegziehen kann, lege ich meine drauf und fixiere ihn erneut mit meinem Blick. Das Verlangen in mir wächst, je länger wir uns in die Augen sehen. Keine Ahnung, wie es ihm geht, doch ich für meinen Teil will seine Lippen auf meiner Haut spüren, meine Finger in seinem weichen Haar vergraben und seinen Duft einatmen.

»Meinst du nicht, dass Ramona heute Abend ganz gut alleine zurechtkommt? Sieht mir nicht danach aus, als würde sie gehen wollen.«

Er nickt, steht jedoch immer noch reglos da und scheint zu überlegen. Ich verstärke den Druck meiner Hand und rücke etwas näher heran. Ob er meine Absicht ihn zu küssen erahnt, weiß ich nicht, aber zumindest weicht er nicht zurück.

»Außerdem kann Mark sie auch begleiten. Er ist ein echt guter Kerl«, versuche ich ihm die Sorge um seine Freundin zu nehmen. Ramona habe ich natürlich auch erkannt, wenn auch nicht gleich auf den ersten Blick. Sie stand ebenfalls auf der Bühne. Doch was genau sie aufgeführt hat, will mir gerade nicht einfallen. Ich werde im Augenblick zu sehr von diesem Mann abgelenkt, der nun so dicht vor mir steht, dass sich unsere Nasenspitzen sich beinahe berühren können. Sein warmer Atem streift meine Wange.

»Fahren wir zu dir?«, flüstert er mir zu und ehe ich ihn küssen kann, bringt er wieder Abstand zwischen uns. Dann begibt er sich auch schon in Richtung Ausgang, sodass mir kaum Zeit bleibt, mich von Mark zu verabschieden. Ich signalisiere meinem Kumpel mit Handzeichen, dass ich jetzt gehen werde, und eile dem Fremden hinterher. Wundert mich, dass er nicht einfach in den Darkroom geht, sondern direkt zu mir nach Hause will. Aber soll mir recht sein. Irgendwie steht mir bei ihm nicht der Sinn danach, ihn mit anderen Männern zu teilen, die uns im Darkroom womöglich beim Sex beobachten könnten, auch wenn die Lichtverhältnisse schlecht sind. Allein schon die Vorstellung, dass die anderen sein Stöhnen hören könnten – und ich weiß, das wird er garantiert – gefällt mir gerade ganz und gar nicht. Etwas in mir will ihn ganz für sich.

Als wir gemeinsam den Parkplatz überqueren und meinen Wagen erreichen, pfeift er anerkennend. Dann setzt er sich wie selbstverständlich auf den Beifahrersitz. Ob er wohl öfter einfach so mit fremden Männern mitfährt? Ich starte den Motor und lenke mein Auto vom Parkplatz auf die Hauptstraße. Irgendwie seltsam. Anscheinend wissen wir beide, worauf es jetzt hinauslaufen wird, sobald wir in meiner Wohnung sind. Auch wenn wir kaum miteinander gesprochen haben. Nicht einmal heftig geflirtet. Normalerweise läuft es bei mir anders, wenn ich mit einem Kerl ins Bett will. Und eigentlich nehme ich meine Typen auch nie mit zu mir nach Hause. Doch bei ihm hier will ich plötzlich eine Ausnahme machen. Irgendwie erregt mich der Gedanke, ihn in meinem großen Bett zu haben, seinen Duft auch noch Stunden später auf meiner Bettwäsche zu riechen. Wie es wohl aussieht, wenn sich sein schwarzes Haar auf meinem Kopfkissen ausbreitet und seinen Kopf umrahmt?

Es dauert nicht lange, bis wir meine Wohnung in Rüttenscheid erreichen. Die ganze Fahrt über schweigt er und sieht bloß aus dem Fenster. Ob er nervös ist? Ich bin es zumindest ein wenig. Seine Nähe löst ein Kribbeln in meinem Inneren aus, das mir ganz neu ist. Die Luft im Auto knistert angespannt.

»Wow, du hast ja eine echt schicke Wohnung«, staunt er, als wir meine Penthousewohnung betreten. Vor gut einem halben Jahr bin ich hier eingezogen, als das Haus fertiggestellt wurde. Ich habe sie geerbt. Genau wie die Firma und noch einiges andere, als mein Vater bei einem Verkehrsunfall verstarb. Wir standen uns nie sonderlich nahe, da ich als schwuler Sohn nicht in sein perfektes Leben passte. Gerade deshalb hat mich sein Testament mehr als überrascht. Denn ich habe immer geglaubt, Saskia würde alles bekommen. Schließlich war sie schon immer seine kleine Prinzessin. Meine Schwester bekam jedoch bloß die Ferienwohnungen auf Sylt und Mallorca. Ich glaube, Saskia freut sich insgeheim, dass sie nichts mit dem Unternehmen zu tun hat. Als Erbe einer erfolgreichen Firma, wie die unseres Vaters, bleibt einem der Stress leider nicht erspart. Es bleibt nicht aus, dass ich ständig furchtbar viel zu tun habe und immer erst spät von der Arbeit komme. Für mein Privatleben bleibt mir nur wenig Zeit, die ich dann natürlich sinnvoll nutzen muss. Auch ein weiterer Grund, warum ich keine Männer mit nach Hause nehme und in keiner festen Beziehung bin zurzeit. Mein Vater hatte Glück, dass ich mich wenigstens ein bisschen in der Wirtschaft auskenne, da ich nach meinem Abitur BWL studiert habe und sogar meinen Master in Wirtschaftsingenieurwesen machte. Somit war ich für die Unternehmensleitung seine beste Wahl, wollte er nicht, dass die Firma, die schon mein Urgroßvater mit viel Arbeit aufgebaut hat, durch irgendeinen Dahergelaufenen vor die Hunde geht. Ich bin zwar nicht der geborene Chef, da ich diesen Posten noch nicht so lange innehabe und noch einige Hilfe benötige, doch ich gebe mir Mühe, damit es läuft.

»Fühl dich wie zu Hause«, sage ich zu dem Mann, der immer noch neben mir im Flur steht und sich neugierig umschaut. Jetzt hat er etwas sehr Jungenhaftes an sich, das mir vorhin noch nicht aufgefallen ist. Dass er deutlich jünger als ich ist, kann man ihm ansehen. Während ich mir noch Lederjacke und Schuhe ausziehe, geht er bereits durch den Flur ins angrenzende Wohnzimmer. Meine Wohnung ist sehr großzügig geschnitten, da ich Wert auf große, offene Räume mit viel Licht lege. Wenn alles so eng ist, fühle ich mich unwohl.

»Dir fehlt ein bisschen Farbe an den Wänden«, bemerkt er mit einem Grinsen auf seinen wunderschönen Lippen, »sieht so steril aus bei dir.«

»Habe mich noch nicht wirklich drum gekümmert«, gebe ich schulterzuckend zurück, »bin nicht gerade oft zu Hause.« Entweder bin ich in der Firma oder ich hänge bei meinem Kumpel Mark rum. Oder ich vergnüge mich mit Männern aus dem Blue Heaven, so wie jetzt zum Beispiel.

»Möchtest du etwas trinken?«, versuche ich ein wenig die Stimmung zwischen uns aufzulockern. So, wie die Luft zwischen uns vibriert, fehlt nicht viel und ich falle einfach über ihn her. Der letzte Sex liegt schon eine Ewigkeit zurück. Nicht, dass ich es total nötig hätte, doch sein Anblick bringt mein Blut bereits jetzt in Wallung. Er weiß wohl ganz genau um seine Wirkung auf mich, denn seine blauen Augen funkeln amüsiert, während seine Zunge kurz hervorschnellt und seine Lippen befeuchtet.

»Lassen wir das. Wir wissen doch beide ganz genau, was jetzt kommt.« Er greift mit den Händen an den Saum seines Shirts und zieht es sich ohne viel Federlesen über den Kopf. »Zeig mir lieber dein Schlafzimmer.«

Ich schlucke. Einen Moment lang kann ich ihn nur mit offenem Mund anstarren. Der Kerl ist ja ganz schön abgebrüht. Aber jetzt bleibt mir auch nicht die Muße, weiter darüber nachzudenken. Viel lieber nutze ich die Gelegenheit, seinen makellos glatten Oberkörper zu bewundern. Er ist sehr schlank. Deutlich zeichnen sich die festen Bauchmuskeln unter seiner Haut ab. Bereits im Theater kam ich in den Genuss, seinen bloßen Oberkörper zu bewundern. Doch hier, aus nächster Nähe und bei besseren Lichtverhältnissen, ist er noch viel schöner. Seine Brustwarzen richten sich unter meinen bewundernden Blicken zu kleinen, festen Perlen auf, in die ich am liebsten hineinbeißen würde.

»Gleich die nächste Tür rechts«, presse ich hinter zusammengebissenen Zähnen hervor und muss erst einmal tief durchatmen. In meiner Hose ist es bereits deutlich eng. Wenn ich nicht aufpasse, komme ich noch schneller zum Höhepunkt, als mir lieb ist.

Der Mann verlässt bereits das Wohnzimmer. Sein Shirt liegt achtlos auf dem Boden zu meinen Füßen. Ich starre auf das schwarze Stück Stoff und kann irgendwie gar nicht richtig glauben, dass es tatsächlich passiert. Schnell mache ich es ihm nach, befreie mich von meinem Oberteil und folge ihm ins Schlafzimmer.

Das schwache Licht der Nachttischlampe brennt. Mein Blick fällt sogleich auf das große Doppelbett, in dem er bereits auf dem Bauch liegt, das Gesicht in meinem Kopfkissen vergraben. Bereit für mich. Es ist unmissverständlich, was er von mir will. Ich schlucke nervös und mein Herz schlägt einen Takt höher. Scheiße, ist der Mann sexy!

Mit weit aufgerissenen Augen starre ich auf ihn hinunter. Verdammt, der Kerl trägt einen Jockstrap! Die schwarzen Satinbänder umrahmen seine perfekten, festen Pobacken. Oh Gott, dieser Anblick allein reicht mir beinahe aus, um in der Hose abzuspritzen wie ein pubertierender Teenager. Ich könnte jetzt einfach so in ihn eindringen und vermutlich will er es sogar. Ohne Vorspiel, ohne das ganze Drumherum. Einfach nur Sex! Normalerweise würde ich jetzt auf sein Spiel eingehen. Doch ich will ihn genießen und nicht einfach nur wild über ihn herfallen. Irgendwie ist es mit ihm anders als all die Male davor. Er ist anders. Plötzlich habe ich gar keine Eile, mein Verlangen an ihm zu stillen.

Mein Herz hämmert heftig gegen meinen Brustkorb, je länger ich ihn nur ansehe. Die Gedanken in meinem Kopf rasen wie wild durcheinander, ich habe gar keine Ahnung, was überhaupt mit mir los ist. Mein Schwanz pocht, drückt sich schmerzvoll gegen den Stoff meiner Jeans und verlangt nach Aufmerksamkeit.

»Zieh das Ding aus«, knurre ich. Mein Puls liegt jetzt schon jenseits des messbaren Bereichs. So kommt es mir zumindest vor. Und Luft bekomme ich schon lange kaum noch, so sehr erregt mich allein der Anblick auf diesen süßen Hintern. Wenn ich nur dran denke, wie ich mich in ihm versenke … oh Gott!

Der Mann brummt nur etwas Unverständliches in das Kissen. Sein Hintern spannt sich an, doch er rührt sich nicht von der Stelle.

»Du willst dich doch nicht einsauen, oder? Zieh es aus«, verlange ich nun etwas deutlicher. Er dreht sich auf den Rücken und sieht herausfordernd zu mir hoch. Sein harter Schwanz zeichnet sich deutlich unter dem Stoff ab.

»Dann zieh ihn mir aus, wenn es dich so sehr stört«, sagt er mit einem frechen Grinsen und leckt sich mit der Zunge verführerisch über die Lippen. Das muss er mir nicht zweimal sagen. So schnell ich kann, schäle ich mich aus meiner Jeans und ziehe mir die Socken von den Füßen. Meine Klamotten landen neben seinen auf dem Boden. Zuerst überlege ich, meine engen Pants anzubehalten, entscheide mich jedoch dagegen. Er soll ruhig sehen, worauf er sich einlässt. Er hat sich auf die Ellenbogen abgestützt und seine Augen verfolgen aufmerksam, wie ich mich, für meinen Geschmack viel zu langsam, von den Pants befreie. Doch ich sehe, dass es ihn anmacht, wie ich mir den Stoff Zentimeter für Zentimeter von den Hüften schiebe und somit meinen steifen Schwanz befreie. Seine Augen werden deutlich größer, als ich nun völlig nackt vor ihm stehe. Einen Moment mustert er mich, dann seufzt er und lässt sich zurück nach hinten fallen.

Mit einem Grinsen auf den Lippen steige ich aufs Bett und knie mich über ihn, sodass er unter mir gefangen ist. Mein Gesicht nähert sich seinem und für einen kurzen Augenblick ist es beinahe so, dass ich in diesen unglaublich blauen Augen versinke. Sie sind so klar und voller Verlangen, dass mein Herzschlag sich erneut beschleunigt. Dann dreht er plötzlich den Kopf zur Seite.

»Nicht küssen«, murmelt er. Erst bin ich etwas enttäuscht über seine Aussage, denn ich würde nichts lieber tun, als seinen Mund zu erobern.

»Schade. Ich kann ziemlich gut küssen, musst du wissen«, raune ich dicht an seinem Ohr und lecke über seine Ohrmuschel. Ich spüre sein leichtes Zittern unter mir. Jetzt erst fällt mir auf, dass seine Ohren durchstochen sind. Das silberne Piercing glänzt schwach im Licht der Nachttischlampe. Ist mir vorher gar nicht aufgefallen, sieht irgendwie sexy aus. Ich lecke weiter über seinen Kiefer hinunter zu seinem Hals. Wenn ich ihn schon nicht auf den Mund küssen darf, dann will ich wenigstens den Rest seines Körpers schmecken. Meine Zähne bohren sich in die empfindliche Haut und entlocken ihm ein leises Stöhnen. Mh, gefällt mir, wie er klingt. Mit der Zunge wandere ich weiter, verteile hauchzarte Küsse auf seiner Schulter, was ihn noch mehr zittern lässt. Meine Hände streichen seine Seiten entlang, während sich meine Lippen den harten Nippel nähern. Als ich den Mund um eine seiner hübschen Brustwarzen schließe und neckisch hineinbeiße, keucht er überrascht auf. Er windet sich unter mir.

»Was … was machst du denn so lange?«, stöhnt er ein wenig atemlos. »Ich dachte, du wolltest ficken.«

»Will ich auch«, gebe ich zurück und sehe ihn kurz an. Seine Augen sind halb geschlossen, die Lider flattern. Gott, ist er schön. Und diese Lippen! Er beißt sich auf die Unterlippe und zieht sie ein bisschen in den Mund, als würde er auf ihr herumkauen wollen. Zu gerne würde ich ihn küssen …

»Dann mach endlich«, drängt er und windet sich unter mir, will sich wieder umdrehen. Doch ich lasse ihn nicht. Fest packe ich seine Hüften und drücke ihn bestimmend gegen die Matratze, sodass er an Ort und Stelle liegen bleibt.

»Keine Sorge, ich ficke dich noch früh genug«, gebe ich zurück und wundere mich darüber, wie beherrscht ich klinge. Dabei würde ich mich am liebsten auf der Stelle in seinem Knackarsch versenken und ihn ficken, bis er vor Lust schreit. Doch etwas in mit bremst mein Verlangen, sagt mir, dass ich mir Zeit lassen soll. Damit es auch für ihn gut ist und eben nicht nur einfach ein Fick, den man nach ein paar Stunden wieder vergisst. Denn irgendwie will ich nicht, dass er mich so schnell vergisst. Als er still liegen bleibt, wandern meine Hände hinauf zu seinen Brustwarzen, an denen ich zupfe, während meine Zunge sich seinem Bauchnabel widmet. Ein paar Mal stippe ich hinein und höre wieder dieses süße Stöhnen aus seinem Mund, das mir noch weiter einheizt.