Höllenbrut - Klaus Enser-Schlag - E-Book

Höllenbrut E-Book

Klaus Enser-Schlag

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Beschreibung

Höllisch geht es in den neusten Erzählungen von Klaus Enser-Schlag zu. In "Höllenbrut" erfährt eine gerade gestorbene "Sünderin", dass es in der Hölle ganz anders ist, wie sie es sich vorgestellt hat. Ihre Mogeleien, mit denen sie sich auf der Erde durchs Leben geschummelt hat, helfen ihr hier nicht weiter. Da nützen auch alle Verführungskünste bei den höllischen Angestellten nichts... In "Höllentrip" muss ein Mann erkennen, dass Neugier nicht immer die beste Eigenschaft ist. Nach einer qualvollen Tortur wird der Geplagte schließlich erfahren, dass ein solcher Trip ein Leben vollständig umkrempeln kann. Schließlich muss ein genervter Ehemann in "Beschwörung" erkennen, dass der Aberglauben nicht ganz so abwegig ist, wie er immer vermutet hatte... Klaus Enser-Schlag, Hörspielautor der SRF-Serie "Schreckmümpfeli", setzt auch in seinen neuen Erzählungen auf Grusel, Ironie und schwarzen Humor. Wie heißt es doch so schön? Mit Humor gelingt alles im Leben besser, auch dann, wenn man in der Hölle "schmoren" muss...

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Seitenzahl: 34

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Höllenbrut

TitelseiteImpressum

Höllenbrut

Jessica war sauer. Und ihr war heiß. Wie lange sollte das hier eigentlich noch weitergehen? Jessica lag auf einem scheußlichen Rokoko-Sofa mit scharlachroten Plüschbezügen. Sie blickte sich im Raum um. Es war zum Kotzen! Diese furchtbaren Stiltapeten und die schrecklichen, verschnörkelten Möbel! Putten, Primeln und Porzellanfiguren – eine Scheußlichkeit reihte sich an die nächste. Jessica fuhr sich mit der Hand über ihre Stirn. Sie war schweißnass. Jetzt reichte es der ehemaligen „femme fatale“. Sie sprang von dem ekelhaften Sofa auf, rannte zur Tür und wollte nur noch weg. Doch die Tür war fest verschlossen und so pochte Jessica mit aller Kraft darauf und schrie sich fast die Lunge aus dem Leib.

„Hey! Aufmachen, ihr Schweine! Ich halte das nicht mehr aus!“

Zunächst rührte sich nichts. Doch als Jessica nicht aufgab, hörte sie, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte. Einige Sekunden später stand ein hochgewachsener, hagerer Mann vor ihr. Seine Augenbrauen waren zusammengewachsen und die große, gebogene Nase verlieh ihm das Aussehen eines Mäusebussards. Dunkle Augen loderten aus den Höhlen, er presste seinen blutleeren Lippen zusammen. Der Mann war ganz in Schwarz gekleidet und sein Alter konnte man nur schwer einschätzen. Die Leichenblässe, welche sein Gesicht überzog, war erschreckend.

„Was ist denn, Jessica?“, fragte er emotionslos. „Hören Sie auf mit diesem Krach!“

Jessica war bei seinem Anblick leicht zusammengezuckt, doch schnell hatte sie sich wieder im Griff.

„Ich will hier raus, verstehen Sie?“, rief sie zornig. „RAUS!“

„Warum denn?“ Der Mann sah sie verständnislos an.

„Warum?“, schrie Jessica. „Weil ich in dieser verdammten Hitze noch krepiere, darum!“

Der Leichenblasse zuckte nur mit den Schultern. Sein offensichtliches Desinteresse machte Jessica noch wütender.

„In diesem verfluchten Zimmer sind es mindestens 40 Grad! Das ist entsetzlich!“

„Irrtum“, meinte der Mann ungerührt. „Es sind genau 125 Grad“.

„Was?“, schrie Jessica und wollte den Mann zur Seite schieben, um nach draußen zu gelangen. Mit einer unvorstellbaren Kraft, die sie ihm niemals zugetraut hatte, hielt sich der Unheimliche jedoch zurück. Er musste sich dabei nicht mal besonders anstrengen und Jessica zappelte wie ein verendender Fisch an seiner rechten Hand.

„Hier gibt es keinen Weg ins Freie“, sagte der Mann völlig ruhig. „Ihre hysterischen Ausbrüche haben also keinerlei Sinn. Und mich beeindrucken Sie mit Ihren schlechten Manieren überhaupt nicht“.

Jessica verblüffte seine Art so sehr, dass sie augenblicklich den Mund hielt. Und das war bei ihr wirklich bemerkenswert.

Nein, bei diesem Kerl musste sie es anders versuchen.

Sie setzte daher ihren „Bitte-hilf´-mir –armen-Frau“- Blick auf und säuselte:

„Oh mein Gott, 125 Grad. Das überleb ich ja nicht“.

„Das müssen Sie auch nicht“, entgegnete der Mann, den die neue Masche Jessicas völlig kalt ließ.

„Was wollen Sie damit sagen?“, meinte Jessica verdutzt.

„Weil Sie bereits tot sind“, erklärte ihr der Unheimliche.

Er musste Jessica auffangen, denn die wäre bei seinem letzten Satz buchstäblich in die Knie gegangen.

„Was?“, japste sie und setzte sich auf das scheußliche Rokokosofa. „Ich…ich bin…tot?“

„Mausetot“, meinte der Fremde. „Aber keine Angst. Alle haben am Anfang diese Erinnerungslücken. Das gibt sich schneller, als Sie glauben“.

„Was heißt ‚am Anfang‘ und wer sind Sie überhaupt?“, fragte Jessica ängstlich.

„Nennen Sie mich Adrian“, meinte der Leichenblasse. „Ich bin für diese Etage verantwortlich“.

„Für diese Etage?“, bemerkte Jessica dümmlich. „Also, es gibt noch mehrere?“

Ein zartes Lächeln belebte Adrians Gesicht.

„Oh ja, meine Dame. Die gibt es. In der Tat“.

„Aber wie…ich meine…“

„Wie Sie gestorben sind? Nun, Sie fuhren mit 80 km/h gegen eine Mauer“, klärte Adrian Jessica auf. „Und dabei waren Sie nicht angeschnallt“.

„Ach, so war das“, meinte die Verblüffte.

„Ja, so war das“, erwiderte Adrian lakonisch. „Außerdem waren Sie sturzbetrunken“.

„Ach, so war das“.

„Genau. Vorher hatten Sie eine rote Ampel ignoriert und sind in eine Fußgängergruppe gerast“.

„Verdammt“, flüsterte Jessica. „Jetzt erinnere ich mich wieder“.

„Ich sagte es doch, die Erinnerung setzt bald wieder ein“, meinte Adrian und blickte Jessica stolz an. „Sie rasten also in diese Menschengruppe. Dabei wurde ein junge Familie getötet: die Eltern und ihre 5-jährige Tochter“.

Adrian blickte sie vorwurfsvoll an, so dass er Jessica die Schamröte ins Gesicht trieb.

„Hören Sie Adrian, das war…“

„Das waren nicht die einzigen Menschen, die wegen Ihnen gestorben sind“, fuhr der Mann fort.

„Bitte, hören Sie auf!“