Schocktherapie - Klaus Enser-Schlag - E-Book

Schocktherapie E-Book

Klaus Enser-Schlag

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Beschreibung

Eine sparsame Witwe greift zum Äußersten, um ihren Gatten möglichst günstig unter die Erde bringen zu lassen. Ein Mord(s)quartett in einer alten Villa steigert sich zum "Grande Finale" und ein Psychotherapeut setzt ganz auf die Schockwirkung seiner Behandlung... Klaus Enser-Schlag, "Schreckmümpfeli-Hörspielautor (SRF), zeigt in seinen drei neuen Stories erneut, wie schnell der ganz normale Alltag in den ganz normalen Wahnsinn kippen kann. Absurditäten gewürzt mit schwarzem Humor - da hilft nur noch eine Schocktherapie!

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Seitenzahl: 31

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Schocktherapie

SchocktherapieImpressum

Schnäppchenjäger

                                                  - 1 -

Der Bestatter Bartholomäus Mort saß mit trüben Gedanken in seinem kleinen Büro. Er roch nach Schweiß und Angst. Eine plötzliche Sterbeflaute hatte den kleinen Ort, in welchem er seit 30 Jahren seinen Beruf nachging, erfasst und Mort plagten mittlerweile ernste, finanzielle Probleme.

„Was ist denn nur mit den Leuten los?“, murmelte er mürrisch vor sich hin. „Mein Gott, wer will denn schon ewig leben?“

Wie viele Stoßgebete hatte er in den letzten Wochen schon zu Gott gesandt, aber vergebens. Entweder war der alte Herr mit den Jahren schwerhörig geworden, oder er hatte ganz einfach die Schnauze voll. Dieses ewige Jammern und Klagen der Menschen – da konnte einem schon mal die Galle überlaufen.

Mort wollte es trotzdem noch einmal versuchen. Nur noch ein einziges Mal. Wenn es wieder nicht klappte, besaß Mort für alle Fälle einen Revolver. Musste dann eben ein Kollege ran und ihn zur Abwechslung mal „auf die Sprünge“ helfen.

Mort blickte zur Zimmerdecke, stellte sich vor, dass Gott auf ihn heruntersah und sagte mit flehentlicher Stimme:

„Lieber Gott, ich bitte dich zum letzten Mal: bitte hilf mir! Habe ich dir nicht seit 30 Jahren treu gedient und dich mit regelmäßigem Nachschub versorgt? Ohne mich und meine Kollegen könntest du dir deinen Engelschor, all die Harfenspieler und Posaunisten doch abschminken. Dann säßest du allein im Himmel und würdest Trübsal blasen, aber keine Trompete. Deshalb, mein Bester, erbarme dich und lass mich hier auf Erden noch eine Menge für dich tun. Bitte, lass´ mich jetzt nicht im Stich!“

Mort schloss die Augen und hoffte auf ein plötzliches Wunder. Es klopfte. Der Puls des Bestatters beschleunigte von 0 auf 100 in weniger als zwei Sekunden. Hoffnungsvoll rief er: „Herein!“.

Als eine ältere Dame mit schwarzem Schleierhut und rotgeweinten Augen eintrat, hätte er sie vor Freude umarmen und mit ihr ein Hallelujah anstimmen können, aber die Pietät erlaubte solch ein Verhalten natürlich nicht.

„Sind Sie Herr Mort, der Bestatter?“, schluchzte die Frau und sah Bartholomäus mit waidwunden Augen an.

„Oh ja, der bin ich“, erwiderte Mort und musste sich zügeln, damit man ihm die Freude nicht anmerkte.

„Mein Name ist Risa Shriver“, fuhr die Dame fort. „Es handelt sich um Bill, meinen Mann. Er ist…“ Der Rest des Satzes ging in einem erneuten Weinkrampf unter.

„Mein Beileid“, sagte Mort und jubelte innerlich. „Woran ist ihr Mann denn gestorben“.

Ach“, winkte Risa ab. „Er war schon lange krank, wissen Sie. Krebs und dazu kam auch noch die Parkinson-Krankheit. Ich habe ihn drei Jahre lang gepflegt. Es war die Hölle!“

„Für Sie oder Ihn?“, entfuhr es dem Bestatter und sofort merkte er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Risa Shriver sah ihn mit funkelnden Augen an und meinte wütend:

„Was für eine Frage! Natürlich für mich! Glauben Sie, es macht Spaß, seinen Mann jeden Tag aus der Scheiße zu holen? Die ‚Krankenschwestern, die jeden Tag zwei Mal vorbeischauten, waren da auch keine große Hilfe. Ich konnte keine Nacht mehr durchschlafen, immer rief er nach mir!“

„Ich verstehe“, meinte Mort demütig. „Und bitte – entschuldigen Sie meine Unbesonnenheit. Ich wollte Sie nicht kränken. Wenn man so trauert wie Sie, dann…“

„Aber ich weine ja gar nicht so sehr um Bill“, fiel ihm Risa ins Wort. „Sein Tod ist immerhin eine Erlösung für mich…ähm, ihn, aber…“

„Aber?“

„Aber diese Beerdigungskosten!“, rief Risa und sah Mort in dessen entsetzte Augen. Nun war es heraus.

„Diese horrenden Kosten“, setzte Risa nach. „Die kann doch ein normaler Mensch gar nicht mehr aufbringen!“

Morts Hoffnungsstrahl verwandelte sich augenblicklich in eine Gewitterwolke. Das konnte ja heiter werden.

„Nun, wir werden sicherlich eine Lösung finden“, meinte er und sah Risa skeptisch an. „Ich werde sehen, dass sich alles im Rahmen hält“.

„Wie schön!“, sagte Risa und ihr Tränenstrom versiegte augenblicklich. „Es gibt eben doch noch Menschen mit Herz“.