Freunde für´s Leben? - Klaus Enser-Schlag - E-Book

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Klaus Enser-Schlag

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Beschreibung

Wie entstehen Freundschaften und warum zerbrechen selbst langjährige Beziehungen? Was unterscheidet echte von falschen Freunden? Wird im Internet der Begriff "Freund" nicht allzu schnell verwendet? Wo liegen die Schwierigkeiten bei einer Beziehung, welche sich nur online abspielt? Klaus Enser-Schlag, Hörspielautor (SRF) untersucht anhand von Fakten und Statistiken den heutigen Stellenwert der Freundschaft. Dabei erzählt er auch von eigenen Erfahrungen und Erlebnissen rund um die Freundschaft, natürlich mit Humor und dem dazu gehörenden Augenzwinkern ...

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Seitenzahl: 38

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Freunde für´s Leben?

TitelseiteImpressum

Kuriositäten rund um die Freundschaft

Der Philosoph Arthur Schopenhauer schrieb einmal: „Wahre, echte Freundschaft setzt eine sehr starke, rein objektive und völlig uninteressierte Teilnahme am Wohl und Wehe des anderen voraus“.

Zugegeben, das klingt märchenhaft und jeder von uns hätte sicherlich gerne eine Person zum Freund oder zur Freundin, welche diese altruistischen Eigenschaften besitzt.

Doch gerade Schopenhauer, der die Freundschaft in solch blumiger Weise beschrieb, galt zeitlebens als narzisstischer Sonderling. Er hielt sich für den absolut klügsten aller Schriftsteller und stritt sich mit seinen Verlegern oder den Druckern penibel über Setzfehler, Ausdruck und Grammatik. Sein einziger treuer Freund war übrigens auch kein Mensch, sondern ein Pudel. Welches Tier, war ihm übrigens ganz egal. Jedes Mal, wenn einer seiner Pudel starb, kaufte er sich einen neuen.

Seit meiner Kinder- und Jugendzeit hat sich die Welt stark verändert. Vielleicht haben wir „Alten“ es da schwerer als die heutige Jugend, denn sie sind mit Computer, Facebook und Co. aufgewachsen und kennen es oft gar nicht anders.

Meine Kumpels waren aus Fleisch und Blut. Wir gingen zusammen schwimmen, unternahmen Radtouren, sahen uns im Kino den neusten James-Bond-Film an. Nach dem Kinovergnügen gingen wir was trinken und tauschten uns über das eben Gesehene aus.

Natürlich stritten wir auch ab und zu, dass die Fetzen flogen. Meinungsverschiedenheiten gehören zu jeder Beziehung dazu, egal, ob es sich um eine Freundschaft oder eine Partnerschaft handelt. Durch das Austauschen von Meinungen und Ansichten lernte ich meine Freunde sehr gut kennen und das war wiederum wichtig, die Bedürfnisse der anderen respektieren zu können, was meine Kumpels mir gegenüber genauso machten.

Ich kann mich auch noch sehr gut an meine Schulzeit erinnern. Die Lehrer gaben uns oft ein Thema – egal aus welchem Bereich – vor und wir diskutierten darüber in der Klasse. Jeder konnte seine Meinung sagen und die Lehrerin ging sofort dazwischen, wenn manche Klassenkameraden spöttische oder höhnische Witze über die Ansichten eines Mitschülers machten.

Wir hatten ab der 5. Klasse eben jene Klassenlehrerin, die für mich menschlich ein großes Vorbild war. Sie zeigte uns gegenüber Respekt und Toleranz und erwartete das gleiche von uns – gegenüber ihr und den anderen Mitschülern. Das war in meiner Schulzeit nicht selbstverständlich. Die Autorität der Lehrer war fast unantastbar, auch die derjenigen, denen in meiner Grundschulzeit „öfter mal die Hand ausrutschte“. Heute völlig unvorstellbar.

Meine Schulzeit verbrachte ich in einem kleinen Ort im Odenwald. Man nannte das Gebiet auch scherzhaft „badisch Sibirien“.

Die Freundschaften, die ich damals pflegte, hielten sich während der ganzen Jahre, in denen ich dort gelebt habe. Und auch heute noch erreichen mich Grüße oder Mails von ehemaligen Schulkollegen.

Warum das so ist? Wir haben über all die Jahre so viel zusammen unternommen, manchmal auch zusammen „Mist gebaut“. Aber vor allem hatten wir sehr viel Spaß zusammen. Gerade diese Erinnerungen sind es, die uns heute noch begleiten, das gemeinsame Erleben, egal, ob es positiv oder negativ war.

Als ich aus meinem Elternhaus in eine größere Stadt zog, kam ich wieder in eine Clique, die mir schon bald ans Herz gewachsen war. Wir trafen uns regelmäßig an den Wochenenden – oder auch mal dazwischen. Zog einer von uns um, oder hatte er sonst ein Anliegen, war die gesamte Mannschaft vor Ort. Nach getaner Arbeit saßen wir – oft noch auf den Umzugskisten – zusammen, tranken Wein, aßen und plauderten miteinander. Es wurde weder abgewogen noch aufgerechnet, wer, wem, wann und wie oft geholfen hatte. Wer wie ich die Freundschaft so erlebt hat, muss sich manchmal wundern, wie der Begriff heute definiert wird.

Nicht alles, was neu entsteht, ist schlecht. Die moderne Technik hat uns viele Vorteile gebracht. Wie war das, als es noch kein Handy gab? Man konnte bei einer Autopanne nicht lustig und locker den Abschleppdienst rufen, sondern musste, wenn man großes Pech hatte, ewig weit laufen, um ein Telefon oder eine Notrufsäule an der Autobahn zu finden. In fremden Ortschaften oder bei Auslandsfahrten hatte man die entsprechenden Karten neben sich liegen und versuchte, sich das Ganze bildlich vorzustellen. Da war kein Navi, welches uns heute mit freundlicher Stimme und traumwandlerischer Sicherheit von der Haustüre bis zu dem gebuchten Hotel in Prag oder Paris bringt.

Oft verbrachten wir Stunden am Telefon, wenn uns ein Freund anrief, um uns „was ganz wichtiges“ mitzuteilen. Dieses früher noch alltägliche Telefongespräch ist heute fast verschwunden, zumindest, wenn man sich unter Teenagern umhört. Da wird gesimst, geposted, gechattet und geliked. Fast erscheint es, als schade das Internet der Kommunikation mehr, als es ihm nützt. Die „Freunde“ werden auf Abstand gehalten und mit der Corona-Krise erreicht der momentane physische Abstand seinen unheimlichen Höhepunkt.

Die US-Psychologin Sherry Turkle hat in ihrem Buch „Verloren unter 100 Freunden“ einen, wie ich finde, sehr treffenden Satz geschrieben:

„Wenn wir allein sein können, während wir Kontakt herstellen, können wir mit dem Zusammensein umgehen“. Ganz schön pessimistisch, oder?

Es stellte sich natürlich die Frage, ob es eher die kontaktscheuen, vereinsamten Menschen sind, welche sich ins Netz begeben, oder ist es eher das Gegenteil?

Verstärkt das Internet die soziale Isolation?