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Marlene Steiger und ihr Gatte Alfred stehen kurz vor ihrem 26. Hochzeitstag. Doch in der Ehe nagt seit langem der Wurm. Er hat sich eine junge, rothaarige Schlampe angelacht und Marlene weiß von der Affäre. Sie ist unentschlossen: Soll sie Manfred zum Teufel jagen, oder es noch mal mit ihm versuchen? Auf jeden Fall möchte sie mit ihm den Hochzeitstag feiern und dann mit ihm reden. In der Wäschabteilung eines Kaufhauses sucht sie nach einem Geschenk für Manfred. Eine Verkäuferin ist ihr dabei behilflich. Doch die ältere Dame scheint den siebten Sinn zu besitzen. Marlene hält sie sogar für eine Hexe. Die unheimliche Frau empfiehlt ihr ein Paar Boxershorts für ihren untreuen Manfred. Doch diese sollte man(n) lieber nicht anziehen... In der zweiten Short-Story lernte der 49-jährige, konservative Dietmar Krug den jungen und schönen Tom kennen. Er verliebt sich unsterblich in den jungen Adonis, welcher nach kurzer Zeit in Dietmars Wohnung übersiedelt. Mit der Zeit jedoch beschleichen Dietmar Zweifel, ob das richtig war. Der schöne Tom ist ein charmanter Faulpelz, der bald seinen Job verliert und seinen älteren Freund nach Strich und Faden ausnutzt. Oder - läuft da noch mehr? Dietmar will es genau wissen und - findet es, zu seinem Leidwesen, bald heraus. Seine Rache wird grausam sein... Klaus Enser-Schlag, Autor von Kurzkrimihörspielen der Schweizer Kultserie "Schreckmümpfeli", hat wieder 2 neue Short-Stories mit Grusel, Ironie und schwarzem Humor "zum Leben erweckt". Dieses Mal steht die Rache im Mittelpunkt. Sie kann grausam, bizarr oder niederträchtig ausfallen, doch eines ist gewiss: Rache ist süß...zuckersüß...
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Seitenzahl: 32
Veröffentlichungsjahr: 2017
Boxershorts
Lustlos wühlte Marlene Steiger in dem Haufen billiger Büstenhalter herum, welche sich auf dem Krabbeltisch eines Warenhauses räkelten. Irgendwie sahen die BH’s so nuttig aus. Marlene hätte lieber einen Wonderbra für ihr Fallobst gekauft, aber warum sollte sie das jetzt noch tun?
Seit sie die SMS auf dem Handy ihres Göttergatten entdeckt hatte, war nicht nur ihre ganze Welt, sondern auch ihr Selbstbewusstsein zusammengebrochen. Anstatt ihren Manfred zur Rede zu stellen, hatte sie ihm heimlich hinterher spioniert. Und dann sah sie das ganze Elend: Manfred verließ Arm in Arm mit dieser rothaarigen Schlampe ein abgefucktes Stundenhotel. Die blöde Kuh kicherte wie eine 13-jährige, welche gerade von einem Best Ager entjungfert worden war. Dabei war sich Marlene sicher: Diese Sirene hatte es faustdick hinter den Ohren…
Die betrogene Ehefrau verbarg ihren Schmerz, so gut sie konnte. Gewiss, ihre Ehe war nach 26 Jahren in eine Art Stand-By-Modus übergegangen, doch sie empfand für Manfred immer noch eine ganze Menge. Genau hatte sie diese Gefühle in den letzten Jahren zwar nicht mehr analysiert, aber sie existierten noch, da war sich Marlene ganz sicher. Dieses ständige Analysieren war sowieso nicht gut für eine Ehe, das hatte Marlene einmal in einer Frauenzeitschrift gelesen. Es gab ja schließlich noch viel, viel wichtigere Dinge: Das regelmäßige Entkalken des Wasserkochers, die Befreiung verstopfter Abflussrohre, sowie das artgerechte Düngen der Orchideen.
Doch irgendwie, zwischen Orchideen und Abflussrohren, war ihr Manfred entglitten.
„Und ich blöde Kuh hab‘ nicht mal was gemerkt“, murmelte Marlene, gerade, als sie einen schwarzen BH in der Hand hielt. Das Ding bestand aus einem durchsichtigen Stoff und enthüllte mehr, als es verbarg. Wütend warf die Betrogene das ekelhaft frivole Teil wieder auf den Krabbeltisch zurück. Sollte sich doch irgendeine rothaarige Nutte dieses Stück kaufen, für eine anständige Hausfrau war das nichts!
„Schau mal Schatz, das ist doch ein geiles Teil!“
Marlene zuckte zusammen, Die Stimme war laut und schrill. Sie sah ein junges Paar neben sich stehen. Die Frau mit dem Organ einer Alarmsirene hielt jenen schwarzen BH in der Hand, welcher für Marlene niemals in Frage gekommen wäre.
„Ist doch echt schrill, oder?“, fragte die junge Schlampe ihren Galan.
Statt einer Antwort zwickte ihr der Hengst nur kräftig in den Po und pfiff anerkennend durch die Zähne. Marlene wandte sich schaudernd ab. Solche Szenen hatten ihr gerade noch gefehlt. Plötzlich schossen ihr Tränen in die Augen. Marlene wollte sie mit aller Gewalt zurückdrängen, doch es gelang ihr nicht. Um nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen, steckte sie ihre Nase zwischen die Morgenmäntel, welche wie bunte Luftballons an einer Stange hingen.
Hastig wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. Danach tauchte sie aus ihrem Frottee-Versteck auf. Marlene erschrak heftig, denn unmittelbar neben ihr stand eine ältere Verkäuferin und blickte sie durchdringend an.
„Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte die Angestellte.
„Danke, ich brauche eigentlich gar keinen Morgenmantel“, erwiderte Marlene und schniefte.
„Das habe ich auch nicht gemeint“, erwiderte die Verkäuferin und lächelte hintergründig.
Marlene errötete und hätte sich im gleichen Moment dafür ohrfeigen können.
„Wenn ich Sie brauche, wende ich mich gerne an Sie“, sagte sie ausweichend in der Hoffnung, dass die alte Ziege endlich die Mücke machen würde.
„Deshalb bin ich ja auch zu Ihnen gekommen. Weil Sie mich jetzt brauchen“, entgegnete die Verkäuferin seelenruhig und machte keinerlei Anstalten, ihre Kundin alleine zu lassen.
Marlene wurde es jetzt zu blöd.
„Hören Sie, ich weiß zwar nicht, was Sie meinen, aber…“
„Er hat Ihnen sehr weh getan, nicht?“, entgegnete die Verkäuferin und lächelte Marlene wissend an.
„Woher…ich meine…was erlauben Sie sich überhaupt?“, stammelte die völlig Überrumpelte. Langsam wurde ihr das Weib da unheimlich.
„Wehren Sie sich nicht, meine Dame“, sagte die Verkäuferin. „Ich will Ihnen wirklich nur helfen“.
„Hören Sie“, schleuderte Marlene dem alten Drachen nun wütend ins Gesicht. „Ich brauche keine Hilfe. Weder von Ihnen, noch von irgendeinem Menschen“.
„Ihr Gesichtsausdruck“, fuhr die Verkäuferin unbeirrt fort. „Ich habe den gleichen in meinem Gesicht gesehen, als mich mein Mann wegen einer Jüngeren verlassen hat“.
„Üben Sie eigentlich noch einen Nebenjob als Hellseherin aus, oder machen Sie sich nur wichtig?“, zischte Marlene böse.