Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Fühlst du dich in manchen Beziehungen immer wieder leer, verletzt oder nicht gesehen – obwohl du alles gibst? Dieses Buch ist für dich. In einfühlsamer Ich-Form und mit psychologisch fundierter Klarheit erzählt die Autorin von ihren Erfahrungen mit narzisstischen, überfordernden und emotional einseitigen Beziehungen – in Partnerschaft, Freundschaft und Familie. Es geht nicht um Schuld. Sondern um Bewusstsein. Um Heilung. Und um die Rückkehr zu dir selbst. In 17 ehrlichen, kraftvollen Kapiteln lernst du: wie emotionale Manipulation funktioniert – subtil und oft unerkannt warum Empathie manchmal zur Falle wird wie du deine eigenen Grenzen erkennst, setzt und schützt was wirklich gesunde Beziehungen ausmacht wie du dich aus ungesunden Bindungen löst – ohne dich zu verlieren Dieses Buch ist kein klassischer Ratgeber – sondern eine Einladung zur Selbstklärung. Es verbindet persönliche Tiefe mit psychologischem Wissen, empathisch und wahrhaftig. Für alle, die sich in Beziehung nicht mehr selbst verlieren wollen. Ein Buch für feinfühlige, reflektierte Menschen – stärkend, klar und mit echtem Tiefgang.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 62
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Ich funktionierte – bis ich es nicht mehr tat - Überleben in narzisstischen Beziehungen
Ein persönlicher Erfahrungsweg durch toxische Beziehungen – und zurück zu mir selbst.
Von Franziska M. Aedelgroen
Inhaltsverzeichnis
Ich funktionierte – und alle fanden das normal
Das komische Gefühl, dass ich nie reichte
So charmant, so laut, so klug – und ich wurde leiser
Ich war loyal – sie waren manipulativ
Freundschaft, die sich wie Pflicht anfühlte
Wenn Nähe dich auszehrt statt nährt
Der Moment, in dem ich an mir zweifelte
Zwischen Schuld und Scham – wie ich mich verlor
Der emotionale Knoten – warum ich blieb
Wie Narzissten denken – und wie ich es nicht mehr tat
Kein Kontakt. Keine Entschuldigung. Kein Zurück.
Familie ist kein Freifahrtschein für Grenzverletzung
Ich fühlte mich falsch – bis ich begriff, dass sie es waren
Wie ich langsam wieder bei mir ankam
Wirklich gesunde Beziehungen fühlen sich anders an
Ich wähle heute anders – klarer, leiser, echter
Es ist nicht meine Aufgabe, andere zu retten – aber meine, mich selbst nicht mehr zu verlieren
Nachwort
Dankeswort
Impressum
Kapitel 1: Ich funktionierte – und alle fanden das normal
Ich war immer die Zuverlässige. Die, die mitdachte, bevor jemand etwas sagen musste. Die, die sich meldete, wenn andere schwiegen. Ich war die, die fragte, ob jemand noch etwas braucht, die an Geburtstage dachte, die sich entschuldigte, auch wenn sie gar nicht wusste, was eigentlich falsch gewesen sein soll. Ich funktionierte – und alle fanden das normal.
Ich erinnere mich nicht an einen genauen Moment, an dem ich damit anfing. Es war eher ein leises Hineingleiten in eine Rolle, die mir nie jemand gegeben hatte – und die ich trotzdem spielte. Irgendwann wurde es Gewohnheit, immer zu versuchen, alles auszugleichen. Wenn jemand launisch war, wurde ich ruhiger. Wenn jemand mich kritisierte, suchte ich bei mir den Fehler. Und wenn jemand mich vergaß, erklärte ich es mir mit seinem Stress, seiner Vergangenheit, seinen schlechten Tagen.
Ich nannte es früher Empathie. Heute weiß ich, dass es oft Selbstaufgabe war.
Damals aber dachte ich, ich sei einfach nur liebenswürdig. Hilfreich. Stark. Es wurde gelobt, dass ich so verständnisvoll sei, dass man mit mir gut reden könne. Ich lächelte dazu, obwohl ich innerlich oft leer war. Ich hielt Beziehungen aufrecht, die mich erschöpften, und stellte meine Bedürfnisse hinten an, weil ich dachte, das macht man eben so, wenn man jemanden mag. Was ich nicht verstand: Ich zog Menschen an, die genau das suchten – jemanden, der sich anpasst. Der keine Grenzen zieht. Der funktioniert.
Sie kamen in vielen Formen: Eine Freundin, die mir stundenlang von sich erzählte, aber nie fragte, wie es mir geht. Ein Kollege, der mir Aufgaben zuschob und sich dann für meine Ergebnisse feiern ließ. Eine Verwandte, die mir subtil das Gefühl gab, nicht genug zu sein, ganz egal, wie sehr ich mich bemühte. Und ja – auch ein Partner, der sich nahm, was ich gab, aber nie zurückschaute, ob ich noch da war.
Ich funktionierte auch dann noch, als ich längst innerlich müde war. Ich passte mich an, erklärte, relativierte, versuchte zu verstehen. Ich wurde darin so gut, dass ich selbst kaum noch bemerkte, wie sehr ich mich verbog. Ich war stolz auf meine Anpassungsfähigkeit, auf meine Fähigkeit, Konflikte zu deeskalieren. Dabei hätte ich längst aufstehen und gehen sollen.
Aber ich blieb. Aus Angst, jemanden zu enttäuschen. Aus Hoffnung, dass es doch noch besser wird. Aus dem alten Glauben heraus, dass ich nur genug geben muss, um geliebt zu werden.
Erst viel später verstand ich, dass genau das ein idealer Nährboden für narzisstische Dynamiken ist: Wenn jemand sich zurücknimmt, um Harmonie zu bewahren, während der andere sich nimmt, was er will. Diese Art von Beziehung lebt davon, dass einer mehr gibt, als er hat – und es lange nicht merkt.
Das Bittere ist: Von außen sieht es oft ganz harmonisch aus. Es wirkt sogar bewundernswert, wie gut man „miteinander kann“. Dass einer ständig innerlich über seine Grenzen geht, sieht man nicht. Dass einer längst nicht mehr weiß, wer er ist, weil er nur noch funktioniert, fällt nicht auf. Ich wurde stiller. Ich zweifelte mehr. Ich fühlte mich oft komisch, aber konnte es nicht benennen.
Erst als mein Körper anfing, zu rebellieren – mit Schlaflosigkeit, ständiger Anspannung, plötzlichen Tränen – begann ich, Fragen zu stellen. An mich. An meine Beziehungen. An mein eigenes Verhalten. Und ich begann zu begreifen, dass ich funktionieren konnte, weil ich nicht mehr fühlte, was ich brauchte.
Das war mein Anfang. Noch nicht der Ausbruch, noch nicht die Heilung – aber der erste Blick auf das, was schief lief. Ich hatte so lange funktioniert, dass ich fast vergessen hatte, wie es sich anfühlt, einfach nur zu sein.
Heute weiß ich: Wenn man funktioniert, lebt man nicht. Und Liebe – in welcher Form auch immer – sollte nie bedeuten, sich selbst zu verlieren, um dazuzugehören.
Kapitel 2: Das komische Gefühl, dass ich nie reichte
Es war kein klarer Gedanke. Kein Satz, den ich mir sagen konnte. Es war eher ein Gefühl. Ein ständiges, leises Ziehen im Hintergrund. Als würde ich immer knapp unter dem genügen. Egal wie sehr ich mich anstrengte, wie sehr ich mich verbog, wie viel Mühe ich mir gab – es war nie ganz richtig. Nie genug.
Ich war die, die zuhörte, verstand, trug. Die, die zurückrief, nachfragte, mitfühlte. Und doch gab es immer wieder diese feinen Spitzen, diese kleinen Bemerkungen, die in mir nachhallten. „Du bist so empfindlich.“ „Denk doch nicht immer gleich so kompliziert.“ „Sei doch mal ein bisschen lockerer.“ Ich wurde nie direkt angegriffen – das hätte ich vielleicht eher durchschaut. Es war subtil. Wie ein Nebel, der mich einhüllte.
Ich fing an, mich selbst zu hinterfragen. Vielleicht war ich wirklich zu kompliziert. Vielleicht zu emotional. Vielleicht brauchte ich einfach zu viel. Ich wollte niemandem zur Last fallen. Also versuchte ich, leichter zu werden. Unauffälliger. Angepasster. Und genau damit wurde ich verletzlicher.
Menschen mit narzisstischer Prägung – ob Freundinnen, Familienmitglieder, Kollegen oder Partner – spüren solche Unsicherheiten wie feine Haarrisse im Glas. Sie finden sie. Und sie wissen, wie sie sie nutzen können, ohne dass es wie ein Angriff wirkt. Sie setzen genau dort an, wo du unsicher bist. Und dann brauchst du sie, um dich wieder ganz zu fühlen.
Es ist ein grausamer Mechanismus, und er ist tückisch, weil er sich wie Bindung anfühlt. Wie Zugehörigkeit. Wie Vertrautheit. Dabei ist es Abhängigkeit. Eine Dynamik, in der du immer wieder das Gefühl bekommst, dass du erst dann gesehen, gehört, geschätzt wirst – wenn du dich selbst ein Stück zurücknimmst. Ich kannte das aus meiner Kindheit. Ich war ein stilles, beobachtendes Kind. Ich lernte früh, wie man sich richtig verhält, um keinen Ärger zu machen. Ich spürte genau, wenn jemand gereizt war, unausgesprochen enttäuscht oder verletzt. Ich war gut darin, mich zu regulieren, damit andere sich nicht gestört fühlten. Und genau das nahm ich mit ins Erwachsenenleben.
Ich landete in Beziehungen, in denen ich immer das Gefühl hatte, etwas glätten zu müssen. Situationen. Stimmungen. Worte. Ich achtete auf mein Verhalten, meine Tonlage, mein Timing. Ich passte mich an, war vorsichtig, wollte es richtig machen. Und dennoch – oder gerade deshalb – kam dieses Gefühl immer wieder: Ich bin zu viel. Oder zu wenig. Aber nie genau richtig.