Ich, Prinzessin aus dem Hause Al Saud - Jean Sasson - E-Book
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Ich, Prinzessin aus dem Hause Al Saud E-Book

Jean Sasson

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Beschreibung

In einer Welt, in der Frauen für wertlos gehalten werden, steht sie für diejenigen ein, für die sonst niemand seine Stimme erhebt.

Jean Sasson erzählt die wahre Geschichte von Sultana Al Saud, Prinzessin im Königshaus Saudi-Arabiens. Versteckt hinter ihrem schwarzen Schleier ist sie jahrelang gefangen in einem goldenen Käfig und wird Zeugin erschreckender Unterdrückung. Sie muss entsetzliche Taten mitansehen, die in jeder anderen Kultur als schockierende Verletzung der Menschenrechte gelten: 13-jährige Mädchen, die in die Ehe zu weitaus älteren Männern gezwungen werden, und junge Frauen, die aus fadenscheinigen Gründen brutal ertränkt oder gesteinigt werden. So verlangt es die Jahrhunderte alte saudische Tradition. Doch Sultana kann und will das nicht akzeptieren. Sie versucht mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen, gegen die Unterdrückung der Frau vorzugehen - und verleiht somit denjenigen eine Stimme, die seit ihrer Geburt dazu gezwungen werden zu schweigen.

Sultana lässt uns einen Blick hinter die Wände ihres goldenen Käfigs werfen. "Ich, Prinzessin aus dem Hause Al Saud" bezeugt das Leben einer Frau voller Mut und mit unerschütterlichem Geist.

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Seitenzahl: 367

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Inhalt

CoverWeitere Titel der AutorinÜber dieses BuchÜber die AutorinTitelImpressumHinweisHinweis zu WebsitesWidmungEine Vorbemerkung für die LeserPersönliches Schreiben von Prinzessin SultanaEinleitung1. KAPITEL: Kindheit2. KAPITEL: Familie3. KAPITEL: Meine Schwester Sara4. KAPITEL: Scheidung5. KAPITEL: Ali6. KAPITEL: Die Reise7. KAPITEL: Das Ende des Weges8. KAPITEL: Freundinnen9. KAPITEL: Ausländerinnen10. KAPITEL: Ein anderes Leben11. KAPITEL: Karim12. KAPITEL: Die Hochzeit13. KAPITEL: Eheleben14. KAPITEL: Geburt15. KAPITEL: Düstere Geheimnisse16. KAPITEL: Tod eines Königs17. KAPITEL: Die Frauenkammer18. KAPITEL: Eine zweite Frau19. KAPITEL: Flucht20. KAPITEL: Die große weiße HoffnungEpilogNach dem 11. September 2001AnhangDie Frau im KoranDie saudi-arabische GesetzgebungGlossarNachbemerkung der Autorin Jean Sasson

Weitere Titel der Autorin

Ich, Prinzessin Sultana, und meine Töchter. Ein Leben hinter tausend Schleiern.

Ich, Prinzessin Sultana. Freiheit für mich und meine Schwestern.

Über dieses Buch

Jean Sasson erzählt die wahre Geschichte von Sultana Al Saud, Prinzessin im Königshaus Saudi-Arabiens. Versteckt hinter ihrem schwarzen Schleier ist sie jahrelang gefangen in einem goldenen Käfig und wird Zeugin erschreckender Unterdrückung. Sie muss entsetzliche Taten mitansehen, die in jeder anderen Kultur als schockierende Verletzung der Menschenrechte gelten: 13-jährige Mädchen, die in die Ehe zu weitaus älteren Männern gezwungen werden, und junge Frauen, die aus fadenscheinigen Gründen brutal ertränkt oder gesteinigt werden. So verlangt es die Jahrhunderte alte saudische Tradition. Doch Sultana kann und will das nicht akzeptieren. Sie versucht mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen, gegen die Unterdrückung der Frau vorzugehen – und verleiht somit denjenigen eine Stimme, die seit ihrer Geburt dazu gezwungen werden zu schweigen.

Sultana lässt uns einen Blick hinter die Wände ihres goldenen Käfigs werfen. »Ich, Prinzessin aus dem Hause Al Saud« bezeugt das Leben einer Frau voller Mut und mit unerschütterlichem Geist.

Über die Autorin

Jean Sasson verbrachte ihre Kindheit in einer Kleinstadt in den Südstaaten der USA. 1978 reiste sie nach Saudi-Arabien, wo sie in Riad in einem Krankenhaus arbeitete. Diese Anstellung gab sie nach vier Jahren auf, blieb aber noch bis 1990 vor Ort. Während ihres Aufenthalts im Mittleren Osten machte sie viele Bekanntschaften. Die wichtigste war die Freundschaft zu Sultana, Prinzessin aus dem Königshaus Al Saud, deren Geschichte sie in der »Sultana-Trilogie« erzählt. Das erste Buch der Reihe – »Ich, Prinzessin aus dem Hause Al Saud« – war ein Bestseller in über 25 Ländern. Heute lebt die Autorin in Atlanta, Georgia.

INTERNATIONALE BESTSELLERAUTORIN

Jean Sasson

ICH, PRINZESSINAUS DEM HAUSEAL SAUD

Ein Leben hinter tausend Schleiern

Aus dem Amerikanischen von Christa Broermann, Arno Hoven, Ute Mihr und Cornelia Stoll

BASTEI ENTERTAINMENT

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Deutsche Erste Digitalausgabe

Für die Originalausgabe:

© 2004 by The Sasson Corporation. Published by arrangement with the author.

This ebook has been published by arrangement with William Morrow, an inprint of HarperCollins Publishers

Originalausgabe: »Princess: A True Story of Life Behind the Veil in Saudi Arabia«

Deutsche Erstausgabe

1992 by C. Bertelsmann Verlag GmbH, München

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.deunter Verwendung von Motiven © shutterstock: Dmytro Buiansky

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7325-7531-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Die Geschichte der Prinzessin Sultana – sie ist wahr. Zwar wird sie mit den Worten der Autorin Jean Sasson wiedergegeben, doch die Geschichte selbst ist die der Prinzessin. Die erschütternden menschlichen Tragödien, die in diesem Buch geschildert werden, haben sich tatsächlich zugetragen.

Die Leserinnen und Leser sollten jedoch wissen, dass Namen geändert und verschiedene Geschehnisse ein wenig abgewandelt worden sind, um wiedererkennbare Personen und deren Wohl zu schützen.

Es ist nicht die Absicht der Autorin und der Prinzessin, mit dieser wahren Geschichte den islamischen Glauben schlechtzumachen.

Bitte suchen Sie die folgenden Websites auf, wenn Sie an zusätzlichen Informationen über Jean Sasson und ihren Büchern oder auch an aktualisierten Berichten über Prinzessin Sultana, Frauenthemen und Saudi-Arabien interessiert sind.

Website der Autorin:

http://www.JeanSasson.com

Website von Prinzessin Sultana:

http://www.PrincessSultanasCircle.com

Dieses Buch ist Jack gewidmet

Eine Vorbemerkung für die Leser

Seit den Revolutionen in Ägypten und Tunesien, den Gewalttätigkeiten in Libyen sowie den sich in Bahrain, im Jemen und im Iran ausbreitenden Unruhen habe ich viele Briefe von Lesern erhalten, die sich dem Buch Ich, Prinzessin aus dem Hause Al Saud und seinen Nachfolgewerken Ich, Prinzessin Sultana, und meine Töchter und Ich, Prinzessin Sultana – Freiheit für mich und meine Schwestern zuwenden. Meine Leser möchten wissen, ob die in der Prinzessin–Trilogie beschriebenen Zustände immer noch widerspiegeln, wie Frauen im Nahen Osten behandelt werden. Diese Frage werde ich jetzt in dieser Einleitung beantworten.

Wie die meisten Menschen inzwischen wissen, ist es unmöglich, die verschiedenen Länder des Nahen Ostens als eine einzige Region zu beschreiben. Obgleich sie alle durch den islamischen Glauben im Geiste vereint sind – und unter dem Einfluss der althergebrachten Werte stehen, der in den Gebieten des Nahen Ostens stark geblieben ist –, können sich die kulturellen Erwartungshaltungen in jedem einzelnen Land immer noch erheblich von denen der anderen Staaten unterscheiden. Während einige Regierungen humanitäre Verbesserungen für ihre weibliche Bevölkerung gestattet haben, sind andere in der Zeit zurückgeschritten. Deshalb werde ich Sie auf eine kurze Wanderung durch eine Reihe von Ländern des Nahen Ostens mitnehmen und mit knappen Worten beschreiben, wie dort im Jahre 2011 das Leben für die Frauen aussieht.

In Algerien halten sich die Frauen hauptsächlich daheim auf; bloß sieben Prozent von ihnen arbeiten außerhalb ihres Zuhauses. Männer kümmern sich sogar um das Einkaufen. Eheschließungen werden immer noch von den Eltern des jeweiligen Paares arrangiert; die Verbindung betrachtet man als eine Familienangelegenheit und eben nicht als eine Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau. Die Frauen werden als schwach angesehen und bedürfen daher des männlichen Schutzes. Frauen ist es erlaubt, für ein öffentliches Amt zu kandidieren, allerdings unternehmen nur wenige einen solchen Versuch. Das algerische Recht betrachtet Frauen eigentlich als menschliche Wesen, die dauerhaft minderjährig sind und die für die meisten Aktivitäten die Zustimmung ihrer Ehemänner oder Väter benötigen. Demzufolge ist das Leben für Frauen in Algerien – insbesondere im Hinblick auf das öffentliche Leben – immer noch sehr eingeschränkt; und Menschen weiblichen Geschlechts werden streng unter der Herrschaft von Männern gehalten.

In Bahrain arbeiten schätzungsweise zwanzig Prozent der Frauen außerhalb ihres Zuhauses; allerdings ändert sich dies aktuell, da mehr Frauen einen Collegeabschluss machen. Obwohl Bahrain im Vergleich zu den meisten Ländern des Nahen Ostens als liberaler angesehen wird, halten die meisten Männer immer noch Frauen für schwache Wesen, die männlichen Schutz brauchen. Arrangierte Ehen sind die Norm, wenngleich der Braut und dem Bräutigam oft erlaubt wird, sich im Vorfeld einer Hochzeit unter Aufsicht anderer zu treffen. Frauen ist das Autofahren gestattet. Es gibt große Hoffnung, dass es für die Frauen in Bahrain weiterhin vorwärtsgehen wird.

In Ägypten arbeiten Frauen außerhalb ihres Zuhauses, fahren Autos und erfreuen sich vieler Freiheiten, nach denen sich andere arabische Frauen sehnen. Dennoch werden ägyptische Frauen mit vielen ungelösten Problemen konfrontiert. In vielen Regionen des Landes ist die Klitorisbeschneidung nicht ungewöhnlich, obwohl sich die gebildeteren Familien von diesem entsetzlichen Brauch abgewandt haben. Zahlreiche ägyptische Frauen beklagen sich über ungezügeltes Begrabschen, wenn sie ohne ihre Ehemänner oder männliche Begleitung den Markt aufsuchen. Obgleich ägyptische Frauen vor kurzer Zeit Schulter an Schulter neben ihren Männern standen und mit ihnen laut nach Demokratie riefen, sind sie jetzt, wo die Verfassung neu geschrieben wird, von jeglicher Mitwirkung daran ausgeschlossen.

Im Gazastreifen entwickelt sich die für Frauen eh schon schlechte Situation zu einer noch schlimmeren. Das Leben dort ist aufgrund des nie endenden Austauschs von Gewalttätigkeiten mit Israel stets schwierig gewesen, aber nach der Wahl von Hamas wurde es sogar noch rigider für Frauen. Die Hamas trat ein für »Taliban mögen Gesetze«, einschließlich der totalen Abtrennung von Frauen und Männern sowie des Tragens eines vollständigen Hidschabs. (Frauen im Gazastreifen hatten stets das Recht auf eine persönliche Wahl besessen, wenn es um das Verschleiern ging.) Seit der Wahl der Hamas haben Regierungsbeamte versucht, die härtesten Strafen gegen Frauen einzuführen, die sich nicht an die strenge islamische Kleiderordnung halten, und der Zivilbevölkerung noch weitere Restriktionen aufzubürden, wie etwa durch die Unterstützung von Polygamie, beim Kartenspielen und bei der Partnersuche. Palästinensische Frauen im Gazastreifen benötigen eindeutig jemanden, der sich ihrer Sache verschreibt.

Im Irak und im irakischen Kurdistan haben Frauenrechte viele Drehungen und Wendungen genommen, seit die Regierung von Saddam Hussein gestürzt wurde. Nur wenige Menschen machen sich klar, dass unter dem Diktator die irakischen Frauen mit Blick auf ihre Rechte große Verbesserungen erreicht hatten. Ein Gesetz von 1958 gestattete den irakischen Frauen sogar, sich von ihren Ehemännern scheiden zu lassen, Eigentum zu erben, zu studieren, zu arbeiten und sogar ohne Erlaubnis eines männlichen Familienmitglieds umzuziehen. Nachdem die jüngste Regierung an die Macht kam, haben Frauen alle vorherigen Verbesserungen verloren. Da die regionale Kontrolle in Händen von verschiedenen Stämmen liegt, werden Frauen geschlagen, wenn sie sich nicht mit dem Hidschab bedeckt haben. Und im Krieg wird von den Stammesgruppierungen die Vergewaltigung als Waffe eingesetzt. Viele Menschen aus dem Irak erzählen, dass die Frauen dort ihr Leben riskieren, wenn sie studieren oder einer Arbeit nachgehen.

Im irakischen Kurdistan ist die Botschaft an die Frauen recht uneinheitlich. Die Zahl der Ehrenmorde hat ein Allzeithoch erreicht. In einigen Fällen sind weibliche Teenager sogar getötet worden, weil sie das Verbrechen begingen, via Handy mit einem Jungen zu sprechen. Selbstverbrennung ist ebenfalls ein riesengroßes Problem; zumal die Behörden sich nicht sicher sein können, ob die Frauen sich selbst angezündet haben oder ob sie Opfer von Mordversuchen ihrer Familienangehörigen geworden sind. Das Parlament jedoch hat die Zwangsheirat ebenso wie Eheschließungen mit Minderjährigen verboten. Und sehr zur Erleichterung vieler Frauen ist die Polygamie eingeschränkt worden. Trotz der zahlreichen Rückschläge hat es den Anschein, dass viele Männer in Kurdistan versuchen, ihre Geschlechtsgenossen über Frauenrechte und –themen aufzuklären. Es herrscht daher die Hoffnung, dass das kurdische Parlament damit fortfahren wird, Gesetzesentscheidungen zugunsten der Belange von Frauen zu treffen.

Schätzungsweise fünfzehn Prozent der Erwerbsbevölkerung in Jordanien sind Frauen. Im Allgemeinen sind die weiblichen Berufstätigen ledig, da verheiratete Frauen davon abgeschreckt werden, arbeiten zu gehen. Wie in den meisten Ländern, die sich an das Scharia-Recht halten, verlieren geschiedene Frauen das Sorgerecht für ihre Söhne, wenn diese sieben Jahre alt werden, und das für ihre Töchter bei deren elftem Geburtstag. Gegenwärtig drängt die Regierung auf eine Änderung des Gesetzes, sodass Kinder bei ihren Müttern bleiben können, bis sie zwölf sind, und hat Pläne, diese Altersgrenze auf fünfzehn zu erhöhen. Zwar können Frauen erben, doch gewöhnlich werden sie von männlichen Verwandten unter Druck gesetzt, auf die Hinterlassenschaft zu verzichten. Wegen dieser Tendenz besitzen Frauen weniger als vier Prozent des gesamten Eigentums in Jordanien. Für die jordanische Regierung spricht, dass sie neue Gesetze einführt, um die Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen zu steuern. Es ist nicht überraschend, dass viele religiöse Autoritäten, die einen harten Kurs verfolgen, gegen eine solche neue Politik protestieren.

Kuwait wird als eines der Länder im Nahen Osten betrachtet, die für Frauen am besten sind. Ihnen ist es gestattet, Auto zu fahren, ohne das Einverständnis eines Mannes zu arbeiten, sich Pässe zu beschaffen, aus dem Land zu reisen und sogar Regierungsämter einzunehmen – und das alles ohne Einwilligung eines männlichen Familienmitglieds. Die kuwaitischen Frauen erhielten sogar das Stimmrecht für die Kommunalwahlen im Jahre 2005. Während Familiengerichte immer noch von der Voraussetzung ausgehen, dass die Aussagen von zwei Frauen so viel wert sind wie die eines einzigen Mannes, ist das bei Zivil-, Straf- und Verwaltungsgerichten nicht der Fall: Dort kommt die Zeugenaussage einer Frau der eines Mannes gleich. Während Frauen sich immer noch einigen gesellschaftlichen und rechtlichen Diskriminierungen gegenübersehen, ist die Zukunft für kuwaitische Frauen in der Tat vielversprechend.

Obwohl die Familienstrukturen im Libanon streng patriarchalisch sind, kommen die Frauen dort in den Genuss gleicher Bürgerrechte und besuchen in großer Anzahl Colleges und Universitäten. Dies ist hauptsächlich auf den Umstand zurückzuführen, dass Frauen im Jahre 1953 das Wahlrecht erhielten. Allerdings hat das Stimmrecht nicht dazu geführt, dass Frauen eine Teilhabe an der Regierung und am öffentlichen Leben besitzen. Schätzungsweise drei Prozent der Parlamentsmitglieder sind weiblichen Geschlechts; somit fahren Männer damit fort, Beschlüsse zu fassen, die Frauen betreffen.

Offenkundig gibt es viele Unterschiede entsprechend den verschiedenartigen Religionsgemeinschaften, denen Frauen angehören. Der Libanon ist mit seinen fast zwanzig verschiedenen Glaubensgemeinschaften eines der mannigfaltigsten Länder weltweit. An den Stränden von Jounieh kann man christliche Mädchen sehen, wie sie in Bikinis ein Sonnenbad nehmen, während muslimischen Mädchen in Hidschabs sittsam eingehüllt sind. Deshalb ist das Frauenrechtsproblem in diesem Land kompliziert, da es unterschiedliche Zielsetzungen für verschiedene religiöse Gemeinschaften gibt. Dies macht es fast unmöglich, ein Gesetz für alle zu schaffen, wenn es um Frauenrechte geht. Dennoch machen Frauen Boden gut: Mehr als fünfzig Prozent der Hochschulabsolventen und siebenundzwanzig Prozent der Erwerbstätigen sind weiblich.

Frauen in Katar haben viele bemerkenswerte Fortschritte gemacht, hauptsächlich dank der Herrscherfamilie des Landes, die verschiedene Frauenkommissionen gegründet hat. Diese Komitees sind damit betraut, Programme vorzuschlagen, um die Möglichkeiten von Frauen zu verbessern. In Katar ist es Frauen erlaubt, wählen zu gehen und sogar für ein Regierungsamt zu kandidieren. Frauen haben sogar Posten in der Regierungsmannschaft innegehabt. An der Universität gibt es mehr weibliche Studenten als männliche, und zweiundfünfzig Prozent der Arbeitsplätze im Bildungsministerium werden von Frauen besetzt. Im Gesundheitswesen sind die Frauen den Männern sogar zahlenmäßig überlegen. Natürlich ist die Gesellschaft als solche sehr konservativ, doch die Regierung arbeitet daran, sicherzustellen, dass Frauen ermutigt werden, ihre persönlichen Ziele zu verfolgen.

Während der letzten paar Jahre hat sich das Leben der Frauen in den Vereinigten Arabischen Emiraten erheblich verändert, da die Herrscherfamilie den Frauenrechten einen hohen Stellenwert eingeräumt hat. Die Verfassung der VAE garantiert die Gleichheit zwischen Männern und Frauen. Die Zahlen beweisen, dass große Fortschritte für Frauen erreicht worden sind; so gibt es an der United Arab Emirates University doppelt so viele weibliche wie männliche Hochschulabsolventen. Zwar waren im Jahre 1988 lediglich sechs Prozent der Erwerbstätigen weiblich, aber diese Zahl steigt. Sehr beachtenswert ist, dass die VAE unter hundertsiebenundsiebzig Ländern den neunundzwanzigsten Rang einnehmen, wenn es um die Förderung von Geschlechterthemen geht. Auch wenn es keine Gewährleistung dafür gibt, dass Frauen in ihrem Zuhause gleiche Rechte haben, so arbeitet die Regierung doch daran, den Stellenwert der Frauen zu erhöhen.

Tragischerweise werden Frauen im Jemen während ihres Lebens ständig mit Gewalt und Diskriminierung konfrontiert. Sie haben nicht die Freiheit, sich ihren Ehemann auszusuchen, und in vielen Fällen werden Mädchen, die nicht älter als acht Jahre alt sind, gegen ihren Willen verheiratet. Sobald eine Frau verheiratet ist, hat sie keinerlei Rechte; sie muss ihrem Mann gehorchen und ihn für alles und jedes um Erlaubnis fragen – selbst wenn es um so harmlose und simple Angelegenheiten wie das Verlassen ihres Hauses geht. Tritt eine Frau vor Gericht als Zeugin auf, dann ist ihre Aussage nur halb so viel wert wie die eines Mannes. Und ist eine Frau verheiratet, dann wird ihr Wert mit der Hälfte des Wertes eines Mannes aufgewogen. Ehrenmorde hängen wie ein Damoklesschwert über dem Kopf einer Frau, falls es Klatschgeschichten über ihr Verhalten gibt. Während mit Männern nachsichtig umgegangen wird, bringt man Frauen um, wenn sie beschuldigt werden, irgendeine »unsittliche« Handlung begangen zu haben. Die Regierung hat ein paar kleine Schritte unternommen, um die Stellung von Frauen zu verbessern, wie etwa die Schaffung eines Ministeriums für Menschenrechte. Doch im Jemen sind Reformen zugunsten der Frauen immer noch dringend nötig.

Was Saudi-Arabien angeht, so freue ich mich, berichten zu können, dass sich in den Jahren, seit ich erstmals Prinzessin Sultana traf – ich lebte in Riad, der Hauptstadt des Königreichs –, ein paar Dinge geändert haben. Der gegenwärtige König Abdullah ist ein Mann mit gesundem Menschenverstand, der seine verantwortliche Stellung nutzt, um zu helfen. Prinzessin Sultana hat mir auch erzählt, dass zwei ihrer Cousinen, die Töchter von König Abdullah sind, ihren Vater ermutigen, diesen bedeutsamen Kurs weiterzuverfolgen – ein Kurs, der für mehr saudische Frauen die Möglichkeit eröffnet hat, Zuflucht zu suchen, wenn sie hart behandelt werden.

Doch während ich beeindruckt gewesen bin von König Abdullah und seinem Glauben an eine Veränderung für saudische Frauen, musste ich erkennen, dass in dem Königreich erzkonservative Kräfte immer noch großen Einfluss haben und auf den schweren Einschränkungen von einst beharren. Obwohl der Koran nur Anstand bei der Kleidungswahl fordert, sind viele saudische Frauen immer noch verschleiert. Und wenngleich es im islamischen Glauben keinen Präzedenzfall für ein Gesetz gibt, das Frauen das Autofahren verbietet, sind sie in Saudi-Arabien durch ein solches Gesetz gebunden. Sogar noch verwirrender ist, dass achtundfünfzig Prozent der Hochschulabsolventen weiblich sind, aber da ihnen nicht gestattet ist, mit Männern zu arbeiten oder Umgang zu haben, die nicht der eigenen Familie angehören, sind nur fünf Prozent der Erwerbstätigen Frauen. Und während der Islam den Frauen das Recht gibt, sich einer ungewollten Hochzeit zu verweigern, erdulden viel junge Mädchen in Saudi-Arabien immer noch den Schrecken einer arrangierten Eheverbindung mit einem doppelt oder dreifach so alten Mann.

Wie Prinzessin Sultana mir oft sagt, gibt es im Hinblick auf das Leben von Frauen viel zu tun, und zwar nicht nur in Saudi-Arabien, sondern auf der ganzen Welt. Es ist die Aufgabe von uns – Personen, die die Freiheit haben, die eigenen Überzeugungen auszudrücken –, diesen Frauen in jeglicher Weise zu helfen, die uns möglich ist.

Die Trilogie über eine temperamentvolle saudische Prinzessin hat das Leben von Menschen auf dem ganzen Globus verändert, indem sie Bewusstsein und Wandel geschaffen hat. Studenten haben geschrieben, um mir mitzuteilen, dass ihre Universitäten jetzt mehr Kurse über Frauenthemen anbieten. Mütter tun ihre Schuldigkeit, indem sie ihre Söhne so erziehen, dass sie ihre Schwestern als Gleichgestellte betrachten und alle Frauen mit Respekt behandeln. Ich bin überglücklich, zu sehen, dass das Leben von Prinzessin Sultana bei Frauen jeden Alters und jeder Nationalität eine Saite zum Klingen gebracht hat – wodurch die Sehnsucht nach Veränderung angefacht und diese Sehnsucht in Taten umgewandelt worden ist.

Wenn wir zusammenarbeiten, können wir mit Blick auf die Rolle der Frauen weltweit sehr viel bewirken. Ich bitte Sie dringend, sich Prinzessin Sultana und mir dabei anzuschließen, unser geschätztes Ziel zu verfolgen, in einer Welt zu leben, wo jede Frau das Recht auf ein Leben in Würde besitzt.

Ich möchte den Lesern noch mitteilen, dass Prinzessin Sultana in der vergangenen Woche mit ihrem Verlag und mir gesprochen hat. Sie ist begeistert, dass ihre Geschichte jetzt auch in digitaler Form zur Verfügung steht.

Als Schriftstellerin und Freundin bin ich stolz darauf, die Stimme von Prinzessin Sultana zu sein.

Jean Sasson

März 2011

Der folgende Text ist ein persönliches Schreiben von Prinzessin Sultana, das aus dem Französischen übersetzt wurde

Meine lieben Leserinnen und Leser,

Jahre sind vergangen, seitdem die Welt von meinem Leben erfahren hat. Ich bin tief berührt von der Sorge und Anteilnahme, die Sie für mich und für andere Frauen wie mich empfunden haben. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen.

Während ich diese Worte schreibe, lächle ich voller Zufriedenheit darüber, dass Sie im Begriff sind, die Geschichte meiner Kindheit und frühen Ehe zu lesen. Seit ich ein junges Mädchen war, das von seinem Vater nicht geliebt und von einem grausamen älteren Bruder gequält wurde, habe ich mich nach der Gelegenheit gesehnt, der ganzen Welt zu erzählen, wie zu viele junge saudische Mädchen ein Leben führen, das von Traurigkeit und Zorn verdüstert ist, weil ihre Brüder außerordentlich geliebt werden, während sie als weibliche Wesen bloß geduldet sind.

Vergessen Sie dies nicht: Ich habe das Leben einer Prinzessin geführt, und trotzdem habe ich nur wenige Wahlmöglichkeiten gehabt. Mein Vater liebte ausschließlich seine Söhne. Ich wollte von meinem Vater geliebt werden, doch nichts, was ich tat oder sagte, veränderte auch nur im Geringsten seine Gleichgültigkeit mir gegenüber.

Obgleich meine Eltern ungebildet waren, gehörten sie der königlichen Familie an. Daher wurde mir vielerlei zur Verfügung gestellt, wie beispielsweise Unterricht und Essen im Überfluss, wunderschöne Kleidern und Juwelen. Ich war von Liebe umgeben, die mir von meiner Mutter und meinen älteren Schwestern reichlich gegeben wurde. Die Frauen in meiner Familie versuchten, mich vor meinem herzlosen Vater und meinem grausamen Bruder zu beschützen, doch die eigene boshafte Seite meiner Persönlichkeit verursachte viele Probleme.

Obgleich den Frauen in Saudi-Arabien jetzt viel Gutes widerfährt – und dafür bin ich sehr, sehr glücklich –, gibt es immer noch junge Frauen in unserem Land, die man dazu zwingt, die dritte oder vierte Frau von einem alten Mann zu werden. Ich persönlich weiß von jungen Frauen, die augenblicklich geschieden worden sind, nachdem sie von einer schweren Krankheit befallen wurden. Einige dieser Frauen sind Mütter, und ihre terrorisierten Kinder werden ihnen aus den Armen genommen, damit eine andere Frau sie aufzieht. Ich weiß von jungen Mädchen, die von Mitgliedern ihrer eigenen Familie umgebracht worden sind, häufig für nichts anderes als einen vermeintlichen Ehebruch.

Ich kenne zu viele tragische Geschichten. In den drei Büchern über mein Leben werden Sie von diesen Geschichten erfahren – und auch von den Schicksalen der Frauen, die ich kenne.

Sie fragen sich vielleicht: Wie kann solche Grausamkeit in einem ölreichen Land fortdauern, das so wohlhabend ist, dass jeder Einwohner gebildet und aufgeklärt sein sollte? Ich glaube, die meisten Männer in meinem Land wollen jeden um sie herum beherrschen, und insbesondere wollen sie die Frauen in ihrem Leben beherrschen. Solche Handlungsweisen werden von Männern der Religion unterstützt, die mit Absicht die Worte unseres geliebten Propheten verdrehen – des Propheten Mohammed (möge Allah ihn mit seinen Segnungen überschütten und ihm die Seligkeit gewähren). Und dies geschieht allein zu dem Zweck, Frauen in einer untergeordneten Position zu halten.

Ich danke Gott, dass saudische Frauen anfangen, einen echten, guten Wandel zu sehen.

Dafür preisen wir Allah und danken auch unserem weisen König – König Abdullah ibn Abd al-Aziz Al Saud. Endlich gibt es Hoffnung in unserem Land, obwohl es einige ungebildete und grausame Männer gibt, die immer noch ihre Töchter und Frauen wie Eigentum behandeln, über das sie verfügen können, wie sie wollen. Während wir saudischen Frauen Fortschritte machen, müssen wir aus unserer abgeschlossenen Welt hinausschauen und sehen, was in der ganzen Welt passiert. Viele Frauen brauchen unsere Hilfe. Unser erster Schritt ist Bildung für alle Frauen, sodass sie die Verantwortung für die ökononische Grundlage ihres Lebens übernehmen können. Unser zweiter Schritt ist, Männern zu der Einsicht zu verhelfen, dass die Welt ohne starke und unabhängige Frauen leidet.

Da ich immer mehr über den Stellenwert von Frauen in der ganzen Welt lerne, habe ich die überraschende Entdeckung gemacht, dass sie weltweit von Männern schlecht behandelt werden. Einige jungen Mädchen aus Laos, Kambodscha und Thailand werden zu einem Dasein als Sexsklavinnen gezwungen. Weibliche Säuglinge in China können auf Berghängen zurückgelassen werden, um dort zu verhungern. Hebammen in Indien werden manchmal dafür bezahlt, dass sie weiblichen Neugeborenen das Rückgrat brechen, weil die Familie nur Söhne haben will. Selbst amerikanische Frauen können von eifersüchtigen Freunden oder Ehemännern ermordet werden.

Es tut mir oft leid, dass ich von solchen Dingen weiß, denn dieses Wissen macht mich krank vor Trauer.

Ich weiß, dass wir genau dies tun müssen:

Wir müssen alle zusammenarbeiten, um Veränderungen auf dieser Erde herbeizuführen.

Wir dürfen nicht lockerlassen, bis jedes weibliche Kind genauso freudig begrüßt wird wie ein männliches Kind.

Wir müssen unsere Zeit und Energie darauf verwenden, dass all unsere Kinder – Mädchen ebenso wie Jungen – eine Bildung erhalten.

Wir müssen alle Frauen in ihren Bemühungen unterstützen, anderen zu helfen. Wer eine Frau verletzt, der verletzt die ganze Welt.

Ich bete darum, dass Allah dieser Aufgabe all seinen Segen schenkt.

Prinzessin Sultana Al Saud

Aktualisiert im November 2010

Einleitung

In einem Land, in dem noch immer Könige herrschen, bin ich eine Prinzessin. Den Namen, den ich dort trage, darf ich hier nicht preisgeben, denn was ich erzähle, könnte für mich und meine Familie sehr gefährlich werden. Ich werde mich deshalb Sultana nennen.

Ich bin eine saudische Prinzessin aus dem Hause Al Saud und gehöre jener Familie an, die das Königreich Saudi-Arabien regiert. Als Frau in einem von Männern beherrschten Land kann ich den unmittelbaren Schritt in die Öffentlichkeit nicht wagen. Daher bat ich meine amerikanische Freundin, die Schriftstellerin Jean Sasson, mir zuzuhören und meine Geschichte zu erzählen.

Ich wurde frei geboren, doch heute liege ich in Ketten. Da sie unsichtbar sind, spürte ich sie erst, als ich älter wurde und begriff. Von da an war mein Leben nur noch ein schmaler Streifen Angst.

An meine vier ersten Lebensjahre erinnere ich mich nicht. Vermutlich lachte und spielte ich wie alle kleinen Kinder, denn damals wusste ich noch nicht, dass ich im Land meiner Geburt keinen Wert besaß, weil ich ein Mädchen war.

Um mein Leben verstehen zu können, muss man wissen, wer meine Vorfahren sind. Die Familie Al Saud blickt auf sechs Generationen zurück und herrschte schon in der Zeit der frühen Emire von Nedschd, in jenem Beduinenland, das Teil des heutigen Königreichs Saudi-Arabien ist. Diese ersten Al Sauds waren Männer, deren Ehrgeiz nicht weiter reichte als für die Eroberung des nahe gelegenen Wüstenlandes und für nächtliche Überfälle auf benachbarte Stämme.

Im Jahre 1891 erlitt der Stamm der Al Saud eine Niederlage und musste fliehen. Abdul Asis, der einmal mein Großvater werden würde, war damals noch ein Kind. Nur mit knapper Not überstand er die gefährliche Flucht durch die Wüste. Später sollte er sich daran erinnern, wie sehr er sich geschämt hatte, als sein Vater ihm befahl, in eine große Tasche zu kriechen, die dann am Sattelhorn eines Kamels festgebunden wurde. Seine Schwester Nura war in eine andere Tasche hineingezwängt worden, die an der gegenüberliegenden Seite des Kamels ihres Vaters herabhing.

Wütend, dass er noch nicht mitkämpfen durfte, spähte der Bub verbittert aus der Tasche, die mit jedem Schritt des Tieres hin und her schaukelte. Die Flucht, so erinnerte er sich später, sei die Wende in seinem Leben gewesen: Nach der demütigenden Niederlage seiner Familie musste er mit ansehen, wie die Heimat seinem Blick entschwand.

Nach zwei Jahren Nomadenleben in der Wüste fand die Familie Al Saud Zuflucht in Kuwait. Das Leben als Flüchtling war Abdul Asis so verhasst, dass er sich schon in jungen Jahren schwor, das Wüstenland, das einst seine Heimat gewesen war, zurückzuerobern.

So kehrte der fünfundzwanzigjährige Abdul Asis im September 1901 in unser Land zurück. Nach entbehrungsreichen Monaten besiegten er und seine Männer am 16. Januar 1902 den Feind, die Familie Raschid. Um sich die Loyalität der Wüstenstämme zu sichern, heiratete Abdul Asis in den folgenden Jahren mehr als dreihundert ihrer Frauen. Sie schenkten ihm im Laufe der Zeit über fünfzig Söhne und achtzig Töchter. Die Söhne der Lieblingsfrauen hatten eine besondere Stellung inne; mittlerweile sind sie erwachsen und sitzen in unserem Land an den Schaltstellen der Macht. Abdul Asis aber liebte keine Ehefrau mehr als Hassa Sudairi. Hassas Söhne führen heute die Familie Al Saud an und beherrschen das von ihrem Vater gegründete Königreich. Einer dieser Söhne, Fahd, ist heute unser König.

Viele Söhne und Töchter heirateten Cousinen und Cousins aus den bedeutenden Nebenlinien unserer Familie, wie den al Turkis, Jiluwis und al Kabirs. Die Prinzen und Prinzessinnen aus diesen Ehen sind besonders einflussreiche Angehörige des Hauses Al Saud. Heute, im Jahre 1991, umfasst unsere Dynastie nahezu einundzwanzigtausend Mitglieder. Daher stammen rund tausend Prinzen oder Prinzessinnen direkt vom großen König Abdul Asis ab.

Ich, Sultana, bin eine dieser direkten Nachfahren.

Meine erste lebhafte Erinnerung hat mit Gewalt zu tun. Ich war vier Jahre alt, als mich meine Mutter, sonst eine sanftmütige Frau, mit der Hand ins Gesicht schlug. Ich hatte meinen Vater beim Gebet nachgeahmt. Doch statt mich nach Mekka zu wenden, betete ich meinen sechsjährigen Bruder Ali an. Ich hielt ihn für einen Gott. Woher sollte ich wissen, dass er es nicht war? Noch heute, zweiunddreißig Jahre später, brennt mir die Wange von diesem Schlag, und ich erinnere mich wieder, dass ich mir die erste Frage stellte: Wenn mein Bruder kein Gott war, warum wurde er dann wie einer behandelt?

In einer Familie mit zehn Töchtern und einem Sohn gehört in unserem Land die Angst zum täglichen Leben: Angst, dass der unerbittliche Tod den einzigen Knaben holen könnte, Angst, dass keine weiteren Söhne geboren werden würden, Angst, dass Gott unser Heim mit Töchtern verflucht hatte.

Meine Mutter hatte bei jeder Schwangerschaft Angst: Sie flehte einen Sohn herbei, und immer und immer wieder war es ein Mädchen, bis sie schließlich zehn Töchter hatte.

Dann geschah, was sie am meisten befürchtet hatte: Mein Vater nahm eine zweite, jüngere Frau, die ihm die ersehnten Söhne gebären sollte. Diese Frau, auf der alle Hoffnungen ruhten, brachte drei tote Söhne zur Welt, dann ließ mein Vater sich von ihr scheiden. Erst die vierte Frau gebar ihm endlich viele Söhne, doch mein älterer Bruder war der Erstgeborene, und als solcher stand er an erster Stelle. Wie meine Schwestern täuschte ich vor, dass ich meinen Bruder Ali verehrte, in Wahrheit aber hasste ich ihn, wie nur Geknechtete hassen können.

Meine Mutter wurde als Zwölfjährige mit meinem damals zwanzigjährigen Vater verheiratet. Man schrieb das Jahr 1946; der Weltkrieg, der die Ölförderung unterbrochen hatte, war zu Ende. Das Öl, heute der Lebenssaft Saudi-Arabiens, hatte der Familie meines Vaters noch nicht den großen Reichtum beschert, aber die sich anbahnende Veränderung wurde für uns im Alltag schon spürbar. Oberhäupter großer Nationen huldigten unserem König. Der britische Premierminister Winston Churchill schenkte König Abdul Asis einen funkelnagelneuen extravaganten Rolls-Royce. Die leuchtend grüne Limousine mit dem thronähnlichen Rücksitz funkelte wie ein Smaragd in der Sonne. So großartig dieses Geschenk auch war, der König war irgendwie enttäuscht, denn kaum hatte er es gesehen, schenkte er es Abdullah, einem seiner Lieblingsbrüder.

Abdullah, ein Onkel und enger Freund meines Vaters, bot ihm das Auto für die Hochzeitsreise nach Dschidda an, und zur Begeisterung meiner Mutter nahm mein Vater das Angebot an. Im Jahre 1946 war im Mittleren Osten das Kamel noch immer das gebräuchlichste Transportmittel, und es sollten noch drei Jahrzehnte vergehen, bis alle Saudis die Wüste im bequemen Auto durchqueren würden.

Sieben Tage und Nächte lang fuhren meine frisch vermählten Eltern auf einer Piste durch die Wüste. In der Hektik der Abreise hatte mein Vater sein Zelt vergessen, und da das junge Paar von Sklaven begleitet wurde, konnte die Ehe erst nach der Ankunft in Dschidda vollzogen werden.

Die anstrengende Reise durch den Wüstenstaub gehörte zu den glücklichsten Erinnerungen meiner Mutter. Seither teilte sie ihr Leben in »die Zeit vor der Reise« und »die Zeit nach der Reise« ein. Diese Reise, so sagte sie mir einmal, sei das Ende ihrer Jugend gewesen. Sie habe damals nicht geahnt, was nach der Hochzeit auf sie zukommen würde. Mit acht Jahren hatte sie während einer Fieberepidemie ihre Eltern verloren, und vier Jahre später wurde sie mit einem groben Mann verheiratet, der zur Grausamkeit neigte. Sie war nicht darauf vorbereitet, im Leben mehr zu tun als zu gehorchen.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Dschidda kehrten meine Eltern nach Riad zurück, denn dort führte die patriarchalische Familie der Al Saud ihre Dynastie fort.

Mein Vater war ein hartherziger Mann, und es war vorauszusehen, dass meine Mutter schwermütig werden würde. Aus ihrer tragischen Ehe gingen sechzehn Kinder hervor, von denen elf die gefährliche Zeit der Kindheit überstanden. Über das Leben ihrer zehn Mädchen herrschen heute die Ehemänner, die man ihnen bestimmt hat. Ihr einziger Sohn, ein bekannter saudischer Prinz und Geschäftsmann, führt mit seinen vier Ehefrauen und zahlreichen Geliebten ein angenehmes Leben und hat eine vielversprechende Zukunft vor sich.

Ich habe viel gelesen und nachgedacht und weiß, dass die meisten heutigen Nachfahren früher Kulturen ihre primitiven Vorfahren belächeln. Wenn sich eine Kultur weiterentwickelt, überwindet sie durch Aufklärung die Angst vor der Freiheit des Individuums. Die menschliche Gesellschaft nimmt gierig Wissen in sich auf und verändert sich. Aber das Land meiner Ahnen ist in den letzten tausend Jahren erstaunlich rückständig geblieben. Obwohl bei uns Wolkenkratzer wie Pilze aus dem Boden schießen und wir Saudis medizinisch bestens versorgt sind, werden die Fragen nach der Lebensqualität von Frauen immer noch mit einem Achselzucken abgetan.

Es ist allerdings falsch, unseren muslimischen Glauben für die niedrige Stellung der Frau in unserer Gesellschaft verantwortlich zu machen. Der Koran, in dieser Beziehung mit der Bibel vergleichbar, ordnet die Frau dem Manne zwar unter, aber unser Prophet Mohammed predigte nur Güte und Gerechtigkeit gegenüber den Frauen. Die Männer, die nach Mohammed kamen, richteten sich jedoch lieber nach den uralten Bräuchen und Traditionen, als seinen Worten und Taten zu folgen. So war unserem Propheten Mohammed die Praxis der Kindstötung, mit der man zu seinen Lebzeiten den leidigen weiblichen Nachwuchs loswurde, ein Gräuel, und aus seinen Worten klingt Betroffenheit, wenn er über die Misshandlung und Geringschätzung der Frau spricht: »Wer immer eine Tochter hat und sie nicht lebendig begräbt, sie nicht beschimpft oder ihr nicht seine männlichen Kinder vorzieht, den möge Gott ins Paradies bringen.«

Und doch haben die Männer in diesem Land alles getan und werden auch künftig alles tun, damit ihnen die Frauen möglichst viele Söhne und möglichst wenige Töchter gebären. Noch immer bemisst sich im Königreich Saudi-Arabien der Wert eines Kindes nach seinem Geschlecht.

In Saudi-Arabien hängt die Ehre eines Mannes von seinen Frauen ab, deshalb muss er sich Gehorsam verschaffen und die Sexualität der Frauen kontrollieren, sonst droht ihm öffentliche Schande. Da man davon ausgeht, dass die Frau ihr sexuelles Verlangen nicht im Zaum halten kann, muss der Mann sie streng bewachen. Diese absolute Kontrolle hat nichts mit Liebe zu tun, sondern mit der Angst, die Ehre des Mannes könnte befleckt werden.

Die Autorität des Mannes in unserem Lande ist grenzenlos. Frau und Kinder sind ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Er ist der unumschränkte Herrscher im eigenen Haus. Der Grundstock zu diesem Verhältnis zwischen Mann und Frau wird bereits in der Erziehung des kleinen Jungen gelegt. Schon in jungen Jahren wird ihm beigebracht, dass Frauen nichts wert sind, dass sie nur für seine Bequemlichkeit und sein Wohlbefinden da sind. Er sieht, wie geringschätzig der Vater die Mutter und seine Schwestern behandelt, und empfindet folglich für alle Frauen nur Verachtung; das macht eine Freundschaft zu einer Frau unmöglich. Da der Junge im Umgang mit Frauen nur gelernt hat, sie wie Sklaven zu behandeln, ist es nicht verwunderlich, dass er auch seine spätere Ehefrau nicht als Partnerin, sondern als seinen Besitz betrachtet.

Und so kommt es, dass die Frauen in meiner Heimat von Vätern ignoriert, von ihren Brüdern verachtet und von ihren Ehemännern missbraucht werden. Die Männer machen sich damit aber selbst unglücklich. Rastlos irren sie von Frau zu Frau, von einer Geliebten zur anderen und ahnen nicht, dass sie das Glück in den eigenen vier Wänden finden könnten, mit einer gleichberechtigten Frau. Sie behandeln Frauen als ihren Besitz und machen sich dadurch ebenso unglücklich wie die Frauen, die sie beherrschen. Und sie sorgen dafür, dass Liebe und wahre Partnerschaft für Männer wie für Frauen unerreichbar sind.

Die Geschichte der Frauen in Saudi-Arabien liegt im Dunkeln. Weder die Geburt noch der Tod einer Frau werden offiziell registriert. Die Geburt männlicher Nachkommen wird in die Papiere der Familie und des Stammes eingetragen, die Geburt weiblicher Nachkommen dagegen wird nirgendwo vermerkt. Wird ein Mädchen geboren, löst das normalerweise nur Trauer oder Scham aus. Obwohl Krankenhausgeburten zunehmen und die staatliche Registerführung ausgeweitet wird, finden die meisten Geburten auf dem Land und dort im eigenen Zuhause statt. Und die Regierung von Saudi-Arabien führt keine Erfassung der Landbevölkerung durch.

Ich habe mich oft gefragt, ob es uns Töchter der Wüste überhaupt gibt, wenn unser Kommen und Gehen nicht einmal registriert wird. Gibt es mich überhaupt, wenn niemand von meiner Existenz weiß? Mehr noch als die tagtäglichen Ungerechtigkeiten hat mich diese Frage bewogen, das Risiko einzugehen, meine Lebensgeschichte zu erzählen.

Noch führen arabische Frauen ein verborgenes Leben hinter tausend Schleiern, streng bewacht in einer streng patriarchalischen Gesellschaft, aber es wird sich etwas ändern, denn wir haben diese Zwänge satt.

Ich möchte dem Leser zeigen, wie eine Prinzessin aus dem Hause Al Saud lebt. Das Tagebuch, das ich seit dem elften Lebensjahr führe, wird mir dabei helfen.

Ich werde außerdem versuchen, das tief verborgene Leben anderer saudischer Frauen zu enthüllen – das Leben von Millionen gewöhnlicher Frauen, die nicht der Königsfamilie entstammen.

Meine Leidenschaft für die Wahrheit ist einfach zu erklären, denn ich bin eine von jenen Frauen, die von ihren Vätern ignoriert, von ihren Brüdern verachtet und von ihren Ehemännern missbraucht wurden. Und hierin bin ich nicht allein. Es gibt viele andere, denen es so wie mir ergangen ist, die jedoch nicht die Möglichkeit haben, ihre Lebensgeschichten zu erzählen.

Die Wahrheit durchdringt nur selten die Mauern der saudischen Paläste, denn Geheimhaltung wird in unserer Gesellschaft großgeschrieben. Und doch entspricht alles, was ich der Verfasserin dieses Buches erzählt habe, der Wahrheit.

1. KAPITEL

Kindheit

Ali stieß mich zu Boden, aber ich weigerte mich beharrlich, ihm den rotbackigen glänzenden Apfel zu geben, den mir der pakistanische Koch geschenkt hatte. Ali lief vor Zorn dunkelrot an. Ich schützte die Beute mit meinem Körper, biss hastig große Stücke ab und schlang sie unzerkaut hinunter. Dass ich ihm sein männliches Privileg verweigerte, war ein schweres Vergehen, und ich wusste, dass ich bald die Folgen würde tragen müssen. Ali versetzte mir noch rasch zwei Fußtritte und rannte dann zu Omar, unserem ägyptischen Chauffeur, vor dem meine Schwestern fast ebenso viel Angst hatten wie vor Ali oder meinem Vater. Ali und Omar verschwanden in der Villa. Ich blieb allein zurück und wusste, dass ich mich dem geballten Zorn der Männer des Hauses würde stellen müssen.

Wenig später kam Omar, gefolgt von Ali, aus der Seitentür gerannt. Ich würde wieder einmal den Kürzeren ziehen, denn in meinem kurzen Leben hatte es schon genügend ähnliche Beispiele gegeben. Sehr früh hatte ich gelernt, dass jeder Wunsch Alis erfüllt werden musste. Trotzig schluckte ich den letzten Bissen hinunter und sah meinen Bruder herausfordernd an.

Vergeblich wehrte ich mich gegen den festen Griff von Omars riesigen Händen. Er hob mich in die Höhe und schleppte mich in das Arbeitszimmer meines Vaters. Mein Vater blickte widerwillig von seinen Büchern auf und betrachtete ärgerlich die scheinbar allgegenwärtige, lästige Tochter, während er seinem Liebling und ältesten Sohn einladend die Arme entgegenstreckte.

Ali durfte sprechen. Aber ich durfte nicht antworten. Von der Sehnsucht nach väterlicher Liebe und Anerkennung überwältigt, schöpfte ich plötzlich wieder Mut. Ich schrie laut heraus, was passiert war. Der Ausbruch verschlug meinem Vater und meinem Bruder die Sprache, denn die Frauen in meiner Heimat lernen normalerweise schon in jungen Jahren, dass sie taktieren müssen, statt sich offen zu wehren. Längst ist die Glut in den Herzen der stolzen und leidenschaftlichen Beduinenfrauen erloschen, und die sanftmütigen Frauen von heute haben nur noch wenig Ähnlichkeit mit ihnen.

Ich hörte mich wie von ferne schreien, und vor Angst krampfte sich mein Magen zusammen. Meine Knie zitterten, als mein Vater sich erhob. Ich sah, wie er ausholte, aber den Schlag in mein Gesicht spürte ich nicht.

Zur Strafe bekam Ali mein ganzes Spielzeug, und um mich zu lehren, dass der Mann der Herr war, verfügte mein Vater, dass in Zukunft ausschließlich der neunjährige Ali das Recht haben sollte, bei den Mahlzeiten meinen Teller zu füllen. Der siegreiche Ali gab mir von nun an die kleinsten Portionen und die schlechtesten Stücke Fleisch. Abend für Abend ging ich hungrig zu Bett, und Ali stellte einen Posten vor meine Tür, der aufpasste, dass mir meine Mutter oder meine Schwestern nichts zu essen brachten. Um mich zusätzlich zu quälen, kam er mitten in der Nacht in mein Zimmer und hielt mir dampfende Teller mit köstlich duftendem Hühnchen und Reis unter die Nase.

Schließlich wurde er der Quälereien müde, aber seither war er mein erbitterter Feind. Ich war zwar erst sieben, aber der Vorfall mit dem Apfel hatte mir erstmals bewusstgemacht, dass ich ein Mädchen war und von gewissenlosen Männern in Ketten gelegt wurde. Der Mut meiner Mutter und meiner Schwestern war bereits gebrochen, doch ich gab nie die Hoffnung auf, dass ich eines Tages triumphieren und dass meinen Leiden Gerechtigkeit widerfahren würde. Diese entschlossene Haltung machte mich schon früh zum schwarzen Schaf der Familie.

Es gab aber auch fröhliche Zeiten in meiner Kindheit. Die glücklichsten Stunden verbrachte ich im Haus der Tante meiner Mutter. Sie war Witwe und so alt, dass kein Mann sich mehr für sie interessierte und ihr folglich auch nicht das Leben schwermachen konnte. Sie war immer fröhlich. Außerdem kannte sie viele spannende Geschichten aus der Zeit der Stammeskriege. Sie hatte die Geburt unserer Nation miterlebt, und während sie uns von den Heldentaten und glorreichen Siegen König Abdul Asis’ und seiner Anhänger erzählte, saßen meine Schwestern und ich im Schneidersitz auf kostbaren Perserteppichen, knabberten Dattelgebäck und Mandelkuchen und lauschten ihr voll Spannung. Die Tapferkeit der Al Sauds auf dem Schlachtfeld erfüllte mich mit neuem Stolz auf meine Familie.

Die Familie meiner Mutter hatte die Sippe Al Saud begleitet, als diese 1891 aus Riad fliehen musste. Sieben Jahre später kehrten die männlichen Mitglieder ihrer Familie mit Abdul Asis zurück, um das Land zurückzuerobern. Der Bruder meiner Tante kämpfte an Abdul Asis’ Seite. Zum Dank für seine Treue durften die Töchter der Familie in die königliche Familie einheiraten. Damit war die Voraussetzung geschaffen für mein Los als Prinzessin.

Als ich noch ein Kind war, genoss meine Familie zwar Privilegien, aber wirklich reich war sie nicht. Allerdings sicherten uns die Einkünfte aus der Ölförderung immer einen üppig gedeckten Tisch und eine gute medizinische Versorgung, und das allein galt damals schon als größter Luxus.

Wir lebten in einer großen, schneeweiß getünchten Villa. Jedes Jahr verwandelten die Sandstürme das Weiß in ein cremefarbenes Sandgelb, doch die Sklaven meines Vaters übermalten die Wände immer wieder mit weißer Farbe. Auf die gleiche Weise wurden die neun Meter hohen Mauern, die das Anwesen umschlossen, instand gehalten. Das Haus, in dem ich meine Kindheit verbrachte, bot zwar westlichen Wohnkomfort, doch gemessen an heutigen Maßstäben war es für Mitglieder der saudischen Königsfamilie ein eher bescheidenes Logis.

Als Kind fühlte ich mich unbehaglich in diesem großen Haus mit seinen langen, dunklen Fluren. Überall führten Türen in Räume, in denen sich unser geheimnisvolles Leben abspielte. Mein Vater und Ali bewohnten die Gemächer der Männer im ersten Stock. Neugierig, wie ich war, schielte ich damals oft in diese Räume. Dunkelrote Samtvorhänge schlossen das Sonnenlicht aus, und der schwere Duft von türkischem Tabak und Whiskey verlieh ihnen eine ganz besondere Atmosphäre. Ein verstohlener Blick, und schon huschte ich wieder hinunter ins Erdgeschoss, wo meine Schwestern und ich einen großen Flügel bewohnten. Das Zimmer, das ich mit Sara teilte, ging zum Garten der Frauen hinaus. Meine Mutter hatte die Wände leuchtend gelb gestrichen. Unser Zimmer strahlte eine Lebensfreude aus, die ich sonst in der Villa vermisste.

Die Hausangestellten und Sklaven der Familie lebten in kleinen, stickigen Zimmern in einem separaten Gebäude im hinteren Teil des Gartens. Unsere Villa hatte eine Klimaanlage, doch die Quartiere des Personals waren sehr unzureichend gegen die brütende Hitze des Wüstenklimas geschützt. Nur kleine elektrische Ventilatoren sorgten ein wenig für Kühlung. Ich erinnere mich, dass die ausländischen Hausmädchen und Chauffeure oft mit Schrecken an die bevorstehende Nacht dachten. Trotzdem lehnte es mein Vater ab, auch ihre Unterkünfte mit einer Klimaanlage auszustatten. Er sagte, dann würden sie den ganzen Tag nur noch schlafen.

Omar schlief als Einziger in einer Kammer im Hauptgebäude. Im Eingangsbereich der Villa hing eine lange goldene Kordel, die über eine Schnur mit einer Kuhglocke in Omars Zimmer verbunden war. Wenn Omar gebraucht wurde, zog man daran. Kaum hatte die Glocke angeschlagen, meldete er sich an der Zimmertür meines Vaters, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Ich muss zugeben, dass ich oft an der Kordel zog, wenn Omar gerade seinen Mittagsschlaf hielt, manchmal sogar mitten in der Nacht. Dann rannte ich atemlos in mein Zimmer, schlüpfte wieder ins Bett und stellte mich schlafend. Eines Nachts erwischte mich meine Mutter bei diesen Streichen. Die Enttäuschung über ihr jüngstes Kind stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie drohte mir, alles dem Vater zu sagen, aber sie tat es nie.