Ich will kein Autogramm - Mira Morton - E-Book

Ich will kein Autogramm E-Book

Mira Morton

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Beschreibung

Kann sich Selbstmitleid in verliebtes Herzklopfen verwandeln? Wenn man zufällig in die Arme eines attraktiven Hollywoodstars stolpert, ganz bestimmt!

Mara Dohm ist sowohl mit ihrem Job in der Wirtschaftsredaktion einer Zeitung als auch mit ihrem Singleleben mehr als zufrieden. Doch dann erfährt sie zufällig, dass ihr untreuer Ex-Freund seinen Seitensprung heiratet, und diese Nachricht trifft Mara härter als erwartet. Daran ändert auch ihre Dienstreise nach Barcelona nichts, bis sie am Strand in den Armen eines Fremden landet. Niemals hätte Mara gedacht, dass sie ein einziger Blick in tiefblaue Augen alles vergessen lassen könnte, und doch ist es so, denn mit einem Mal hat sie Schmetterlinge im Bauch.
An genau dieses Gefühl kann sich Aiden Trenton nicht einmal mehr erinnern, denn der Hollywoodstar kennt die Gründe, warum sich ihm Frauen reihenweise an den Hals werfen. Mit wahrer Liebe hat das rein gar nichts zu tun. Doch dann fällt ihm bei einem kleinen Undercover-Ausflug eine sehr hübsche Brünette in die Arme, die zu seinem Erstaunen nicht zu ahnen scheint, wer er wirklich ist. Der Filmstar nutzt die Gunst der Stunde und lässt das erste Mal seit Langem auch wieder eigene Gefühle zu. Allerdings verstrickt er sich in Lügen, die er schon kurz darauf zutiefst bereut ...

Die Bestsellerserie von Mira Morton ist rasant, humorvoll und prickelnd. Der Roman ist in sich abgeschlossen.

"HOLLYWOOD Love Story"-Serie:
(1) Ich will kein Autogramm - Barcelona, Wien
(2) Ich will keinen Bodyguard - Karibik
(3) Ich will keinen Champagner - Wien, Mallorca, Marokko
(4) Ich will keine Geschenke - Los Angeles, Mexiko
(5) Ich will keinen Hollywoodstar - Los Angeles, Bahamas

Alle Romane sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden. In der genannten Reihenfolge macht die Serie allerdings noch mehr Spaß.

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Inhaltsverzeichnis

 

Titel

 

1 - Die Hochzeit

2 - Die Überraschung

3 - Der Flug

4 - Die Begegnung

5 - Die Nacht

6 - Das Interview

7 - Die Bar

8 - Die Abreise

9 - Das Lokal

10 - Der Abend

11 - Der Sonntag

12 - Der Abreisetag

13 - Das Wochenende

14 - Die Stille

15 - Das Drama

16 - Das Ende

17 - Das Flugzeug

 

Alle bisher erschienenen Romane von Mira Morton

Leseprobe aus „Ich will keinen Bodyguard“

 

Danke!

 

Die Autorin

Impressum

Viel Spaß mit meinem Roman

und keep on dreamin´!

Herzlichst,

Facebook:www.facebook.com/MiraMorton.Autorin

www.miramorton.com

[email protected]

Mira Morton

Ich will kein Autogramm

Roman

 

 

 

Weil es ab und zu auch Märchen braucht.

Love, Mira

Die Hochzeit

Samstag

Zitternd drücke ich am Handy die Kurzwahl-Taste für meine beste Freundin Tini.

»Tini, Hilfe! Hast du schon Norberts Status auf Facebook gesehen?«

»Mara, ich bitte dich, beruhige dich. Was ist denn los? Was soll ich denn gesehen haben?«

»Tini, der hat glatt vor zehn Minuten seinen Status auf verheiratet geändert. Ist das zu fassen?«

»Was? Dein Ex-Freund hat gerade geheiratet?«

»So ist es. Und ein Wahnsinn ist das.«

»Warte einen Moment. Mein iPad ist eh offen, und der Idiot ist ja nach wie vor mit mir auf Facebook befreundet. … Ah ja, da steht es. Echt.«

»Uah – Tini!!! Siehst du das Hochzeitsfoto? In der Sekunde hochgeladen. Märchenhochzeit im Schlossgarten mit eintausend Gästen? So eine Sauerei!«

»Pah, das ist aber ein falscher Kerl. Und zu dir hat er immer gesagt, es darf nur eine kleine, feine Hochzeit mit den Trauzeugen sein. Falls ihr je heiraten solltet. Und jetzt das? … Übrigens. Ist das Anna?«

»Ja, die Schlampe ist Anna. Die Ach-Mara-ich-hab-mich-halt-Hals-über-Kopf-in-Norbert-verliebt-Tussi Anna!«

»Pass auf, wir gehen aus. Zu Sanni. Es ist zwar erst vier am Nachmittag, aber immerhin Samstag. Na gut, der Norbert hätte seiner Fuffi kaum an einem Dienstag das Jawort gegeben. Egal, wir treffen uns in einer halben Stunde bei Sanni im Tino’s. Okay?«

»Du bist die Beste! Ja, okay. So wie die Dinge liegen, werde ich mich nachher restlos betrinken. So was kann er doch nicht machen! Oder?«

»Doch kann er, weil er von Anfang an ein … Norbert war. Von mir aus kannst du dich gerne volllaufen lassen, aber ehrlich, wert ist er es nicht. Das haben wir doch gerade wieder einmal bestätigt bekommen, nicht wahr?«

»Du hast recht, Tini. Mal schauen. Bis später dann!«

»Bis gleich, Mara! Baba und dickes Bussi.«

Ich tippe auf ›Anruf beenden‹ und bin nach wie vor außer mir vor Zorn. Mein verlogener Exfreund hat Anna glatt geehelicht. Und das Schlimmste daran habe ich Tini gar nicht sagen können! Ich bin nämlich der Meinung, dass diese Anna verdammt gut in ihrem Märchenprinzessin-Brautkleid aussieht.

DAS TUT WEH!

Und das kann ich nicht einfach so wegstecken.

Wie ich wohl in dem Kleid ausgesehen hätte?

Wie eine sich rollende Tonne in Spitzen und einer Schleppe hinten dran vermutlich.

Ich hasse dich, Norbert!

Ich hasse dich! Ich verachte dich! Ich … ach, mir ist nur zum Weinen. So ein Schlamassel aber auch. Und ich habe noch gedacht, er ist mir längst egal. Soll er doch ins Bett steigen, mit wem er will.

Apropos.

Wieso finden Männer im Handumdrehen irgendwelche willenslose Flittchen? Die Herren der Schöpfung bleiben nie alleine. Fakt ist, eine intelligente, na ja vielleicht ein klitzekleines bisschen übergewichtige, jedoch immerhin erfolgreiche Frau trifft ausschließlich auf Idioten. Nicht einmal gut genug für heißen Sex. Warum ist das eigentlich so? Steckt da ein Plan dahinter?

Soll ich jetzt mit zweiunddreißig Jahren vermodern, oder was?

Zögernd bewege ich mich von meinem Computer weg und trotte ins Bad.

Uargh! Kein Wunder, dass er nicht mich geheiratet hat! Ich sehe ja echt zum Davonlaufen aus. Wann war ich denn das letzte Mal beim Friseur? Der Kosmetikerin?

Hm, vor drei Monaten, oder so.

Ich spüre, wie die Schwerkraft meine Mundwinkel nach unten zieht. Mit verheulten Augen hüpfe ich unter die Dusche. Schnell wasche ich mir auch noch das Haar, laufe ins Schlafzimmer, ziehe mir ein rotes Kleid an – das brauche ich jetzt. Gut, der Fummel zwickt. Doch ich habe einen Body darunter angezogen, und der macht bekanntlich ein wenig schlanker.

Zurück im Badezimmer werfe ich mir sämtliche Farben ins Gesicht, die herumliegen. So. Haare föhnen. Uff, das dauert bei mir immer. Schließlich reichen meine braunen Locken bis unter den Busenansatz.

Geschafft.

Autoschlüssel, Geldbörse, Sonnenbrille, Schuhe und ab ins Tino’s!

***

Ehrlich, ich kann mich überhaupt nicht auf die Straße konzentrieren. Zu viele Bilder überschwemmen mein Gehirn. Der Schlossgarten irgendwo in der Nähe von Wien schiebt sich vor mein geistiges Auge: Norbert im eher geschmacklosen, in Silber schillernden Anzug, dazu Knopfaugen und Annas strahlendes Gesicht. Die viel zu vielen Gäste!

Himmel, was hab ich eigentlich falsch gemacht? Warum hat er mir immer erklärt, wenn wir einmal heiraten, dann dürfe das nichts Großes sein? Weil er Hochzeiten an und für sich sowie diese klassisch weißen Spitzen-Tüll-Brautkleider hasst? Die Vorstellung, seine gesamte Verwandtschaft einladen zu müssen, ebenso. Klar. Meine auch.

Und jetzt?

Jetzt hat er das plötzlich alles vergessen? Weil Anna die heiß ersehnte Märchenfee ist, oder warum? Während ich, die scheinbar hirnamputierte Idiotin vom Dienst, mit einem Top-Journalistengehalt sein Wirtschaftsstudium finanzieren durfte? Weil er ja ewig studiert musste, während ich mit Publizistik in Mindestzeit fertig war? Sauber.

Ich war also der Geldautomat. Der Futterspender. Und kaum hat er seinen Abschluss in der Tasche gehabt, ist er mit meiner süßen Kollegin Anna ins Bett gestiegen!

Pah, wie ich die beiden hasse!

Ah, wenigstens ist da gerade ein Parkplatz frei geworden.

Na ja, irgendein Glück muss man ja haben. Sogar ich.

***

Tini ist schon da und läuft auf mich zu. Sie umschlingt mich mit ihren langen, dürren Armen. Ich drücke mich kurz an sie. Just in diesem Moment wird mir bewusst, dass auch meine aller-allerbeste Freundin eine Bohnenstange ist. Und ich ein Fass!!!

»Mara, das ist heute nicht dein Tag, was?«, meint Tini ehrlich zerknautscht.

»Nein, das kann ich wahrlich nicht behaupten.«

»Mäuschen, Engelchen! Ich hab euch ja schon sooo vermisst! Wollt ihr mit eurem Sanni denn gar nichts mehr zu tun haben? Und überhaupt, ihr schaut aus wie sieben Tage Regenwetter! Also, was ist los?«, fragt uns Sanni, Sohn des Lokalbesitzers Tino, leicht vorwurfsvoll.

Dennoch küsst er uns auf die Wangen und dann mitten auf den Mund. Anschließend drückt und herzt er uns. Das darf sich bei uns nur Sanni erlauben. Er hat da so etwas Ähnliches wie einen Sonder-Sonderstatus.

»Sanni, wir haben Land unter. Norbert hat heute geheiratet. Ich denke mal, wir brauchen das Stärkste, das du zu bieten hast«, klärt ihn Tini über die Gesamtlage auf.

Normalerweise hätte ich mich über diese Tratscherei maßlos geärgert, aber bei Tini und Sanni geht das in Ordnung. Sanni, eigentlich Sandro, ist schwul und unser bester Freund. Deshalb sind wir ja auch hier. Diese Krise erfordert Alkohol, Freunde und gnadenlose Aufrichtigkeit.

Ach ja, und nur er darf mich Engelchen nennen. Jeden anderen würde ich dafür enthaupten.

Sanni dreht sich zu mir.

»Engelchen?! Das tut er dir an? Nein, ich kann es nicht glauben. Nein, so ein Schuft.«

Sanni schnauft schwer.

Es geht ihm aber auch alles immer so zu Herzen. Doch dafür lieben wir ihn. Sanni lebt nicht nur mit, er leidet auch richtig mit.

Irgendwie sammelt er sich wieder und marschiert zielstrebig zur Theke. Währenddessen packe ich mein iPad aus. Doch bevor ich schauen kann, ob Norbert weitere Hochzeitsfotos hochgeladen hat, oder welche Schlangen aus unserem ehemaligen Freundeskreis ihm zur Hochzeit gratulieren, schnappt Tini mein Tablet und verstaut es in ihrer Handtasche.

»Mara. Sicher nicht. Das ist masochistisch. Lass es!«

»Aber ich …«, stammle ich.

»Nichts da. Vergiss es. … Schau mal, die Rettung naht.«

Ich sehe mich um.

Sanni ist auf dem Weg zu uns: Mit einer Flasche Prosecco, drei Gläsern, einer Flasche Grappa, drei Schnapsgläsern sowie Erdnüssen. Wow! Und das alles balanciert er an den herumstehenden Gästen vorbei. Tatsächlich schafft er es ohne Unfall bis hin zu unserem kleinen Tisch in der Nische. Ein wahres Kunststück.

»Also, meine Süßen. Zuerst einen Grappa … das hilft immer. Alte italienische Weisheit.«

Er drückt jeder von uns ein Schnapsglas in die Hand.

»Salute!«, und schwups, schon spülen wir die Medizin in den Magen.

Sanni öffnet den Prosecco, gießt die Sektflöten voll und meint, »Engelchen! Jetzt wird es aber Zeit. Vergiss endlich diese … diesen … hm, ja Mann. Schau ihn dir doch einmal an. So was von stillos. Rein menschlich. Und wie der immer gestylt ist? Also echt. Kein Sinn für Feines. Der geht gar nicht für meine Principessa! Engelchen, du verdienst einen Mann. Und zwar einen richtigen. Mit Knackarsch und einen, der dich auf Händen trägt. Also hör auf deinen Sanni. So, und jetzt trinken wir. Also auf dich, Mara!«

»Ja genau, auf dich und auf den Richtigen«, schließt sich Tini an.

Ich sage nur: »Prost!«

Bitte! Woher soll ich denn jetzt einen Traummann aus dem Ärmel zaubern? Hallo, das ist mir doch schon die letzten vierzehn Monate nicht gelungen. Wieso soll das jetzt auf einmal funktionieren? Also ich sehe da schwarz und stürze das nächste Glas hinunter.

Sanni steht auf und entschuldigt sich, er muss ja auch noch die anderen Gäste bedienen. Rosa, seine Ablöse, wird erst um sechs auftauchen.

Tinis Handy läutet.

Na super, mich ruft ja nicht einmal irgendjemand an. Wen habe ich denn schon? Meine Kollegen aus der Arbeit. Sogar meinen Chef. Natürlich Tini und Sanni. Aber dann? Finstere Nacht am Freundschaftshimmel. Ist ja auch kein Wunder, ich wohne ja mehr in der Redaktion als bei mir zu Hause.

Mit wem quatscht sie denn da so lange und lacht auch noch so verräterisch?

Mist, mein Kleid zwickt noch mehr als zuvor. Dabei habe ich erst zwei Gläser vom Prosecco getrunken. Gut, ein paar von den Nüsschen habe ich auch gegessen. Aber die können sich doch nicht postwendend auf meine Hüften werfen, oder?

Ein weiteres Mal schwirrt da dieses unschöne Bild durch meinen Kopf: Ich im Brautkleid von Anna. Eine erbärmliche Gestalt in dieser Traumrobe. Ich sehe es vor mir, wie die Gäste verhalten lächeln, sobald einer zynisch meint: »Oh, was für eine wunderschöne Braut!«

Und schon rinnen sie. Blöde Tränen.

Es ist eine Ewigkeit her, dass ich geweint habe. Weil ich doch keine Heulsuse bin!

Das ist Sanni. Der findet immer alles berührend.

Ich normalerweise nicht.

Wie auf Kommando steht er neben mir, beugt sich herunter und drückt mich ganz fest. Wortlos. Doch ich höre ihn kurz seufzen.

Tadelnd schaue ich ihn an und versuche, zu lächeln.

»Hey, Sanni. Es wird schon wieder. Keine Sorge. Du weißt, ich bin eine von den Toughen.«

»Ja. Bist du, Engelchen. Sicher doch. … Na klar.«

Schnief.

»Du hast natürlich völlig recht.«

Danke Sanni, jetzt lass es aber einmal gut sein. So fühle ich mich ja gleich noch beschissener.

Das denke ich mir aber nur. Sagen kann ich Sanni so etwas nicht.

Sanni macht einen Abgang. Er muss weiterarbeiten.

Tini hört endlich auf zu telefonieren und kann sich mit ihrer gesamten Aufmerksamkeit meinem Elend widmen. Doch ich habe es bemerkt, dieses verdammt verdächtige Funkeln in ihren Augen!

»Raus mit der Sprache, Tini. Mit wem hast du da so ewig geflirtet?«, frage ich sie.

»Ach«, kommt lang gezogen. »Das war nur Steve.«

»Who the fuck is Steve?«, schieß ich sie an.

»Mmh, ja also, ich habe dir das jetzt noch nicht erzählen können. Aber ich habe doch gestern dieses Event für die Juristen gemacht. Also du weißt schon. Diesen Kongress für fünfhundert internationale …«

»Und?«, fahre ich dazwischen. »Tini, ich will nichts über diesen Kongress wissen, sondern einfach nur, wer Steve ist.«

»Na ja, am frühen Abend, also da war ja quasi schon alles gelaufen, auf jeden Fall hat mich einer der Gäste, also dieser zuckersüße Amerikaner, noch auf einen Drink eingeladen.«

Pause.

Ich kann mich fast nicht mehr halten.

Was wird das heute? Mein Weltuntergangstag? Mein Ex heiratet und meine beste Freundin und Mit-Ritterin im Singledasein hat sich so mir nichts dir nichts verknallt?

»Weiter im Text, Tini.«

»Ja also, und dann haben wir eben noch in einer Hotelbar, gleich neben dem Kongressgebäude, etwas getrunken.«

Tini hat rote Wangen und fährt sich durch ihr kurzes, blondes Haar. Will sie schon wieder eine Schweigeminute einlegen?

»Wenn du jetzt noch einmal mit Ja also anfängst, erwürge ich dich! Ich will Fakten.«

So, jetzt muss sie ja einmal auf den Punkt kommen.

»Ja, ähm die Fakten.«

Wieder nichts.

Und dann sagt sie es so schnell, dass ich es fast nicht verstehen kann: »Ja, naja, wir sind dann im Bett gelandet, und er ist einfach nur süß und will mich heute Abend wiedersehen.«

Ups.

Das verlangt tatsächlich nach einer Pause.

Diesmal von mir.

Um das erst einmal zu verdauen, trinke ich gleich zwei Gläser Prosecco hintereinander.

»Er kommt her?«, lautet meine logische Schlussfolgerung.

»Na ja. Nein. Ich habe ihm gesagt, meiner besten Freundin gehts nicht gut, und daher können wir uns heute nicht treffen.«

Hach. Mir rinnen die Tränen herunter.

Da ist Tini, wie es scheint, frisch verliebt und verzichtet nur wegen mir auf dieses Treffen mit Steve? Aber wer weiß, vielleicht ist sie ja mittlerweile zur Überzeugung gelangt, dass er ein Ausrutscher war.

Hat aber irgendwie nicht so geklungen.

»Du bist so süß, Tini!«

Jetzt muss ich schniefen.

»Aber hey, wenn dir etwas an ihm liegt, dann triff ihn doch. Oder er soll herkommen?«

Auf meine geradezu heroische Selbstlosigkeit trinke ich das nächste Glas.

Sanni hat in der Zwischenzeit eine neue Flasche gebracht. Die erste ist leider schon tot.

Tini umarmt mich stürmisch.

»Ja?«, strahlt sie mir ins Gesicht, »Dir würde es echt nichts ausmachen, wenn er herkommt?«

Bevor ich Nein sagen kann, hat sie einen Knopf am Handy gedrückt und erzählt Steve brühwarm, dass sich die Situation geändert hat, und er ja gerne nachkommen könne.

Währenddessen verdrücke ich die restlichen Nüsse.

In dem Moment taucht Sanni mit zwei Mal Pasta für uns auf.

Mmh. Lecker.

»Danke, du bist ein Schatz«, himmle ich die Pasta an, spreche aber zu Sanni, der hinter mir steht.

»Weiß ich, Engelchen. Dein Sanni ist für dich da, und das in allen Lebenslagen. Lasst es euch schmecken! Sorry, aber ich weiß gerade nicht, wo mir der Kopf steht! Ihr seht es ja, diese Hütte ist voll. Zu voll! Doch sobald Rosa kommt, bin ich ausschließlich bei euch.«

Seine scheinbare Hilflosigkeit, diesem Desaster Herr zu werden, bekräftigt er mit einer theatralischen Geste: Er wirft die Arme flehentlich gen Himmel und verdreht die Augen.

»Passt schon, Sanni. Danke«, nuschle ich in Richtung meines davoneilenden Freundes, da bereits die ersten Nudeln von meinen Zähnen gekaut werden wollen.

Inzwischen hat Tini ihr Gespräch beendet.

»Mara, er kommt hierher. Zu uns. Ungefähr in einer Stunde. Oh, ich bin ja so aufgeregt und gespannt, wie du ihn finden wirst!«

»Hmpf … oh … schischer schuper«, bringe ich undeutlich hervor. Sprechen und kauen zugleich ist eben gar nicht so easy zu bewerkstelligen.

Dabei fällt mir auf, egal wie schlecht es mir geht, mir schmeckt es immer. Ich hab sie einfach nicht, diese Esshemmung à la Oh-Gott-mir-geht-es-dreckig-und-ich-bringe-nichts-hinunter. Im Gegenteil. Wenn ich mich hundsmiserabel fühle, liebe ich etwas Deftiges umso mehr. Ob das ein Gen-Defekt ist? Tini hat das nämlich nicht.

Watet sie knöcheltief in einer Krise, dann isst sie nichts.

Geht es ihr gut, hat sie keinen Appetit. Und sobald sie aufgeregt ist, so wie jetzt, erst recht nicht.

Kein Wunder also, dass sie ganze zwölf Kilo weniger auf die Waage bringt als ich! Etwas Gutes hat es dennoch, denn ich sehe definitiv gesünder aus. Jawohl.

Tini wirkt immer so ausgemergelt und blass. Vielleicht liegt das auch an ihrem fast weiß-blonden Haar und dem hellen Make-up. Kann sein. Wenigstens bin ich um mindestens zehn Zentimeter größer als sie. Das streckt etwas und macht optisch dünner.

Hach!

Die Wahrheit ist, beste Freundinnen, die gertenschlank sind, sollten verboten werden. Es ist immer wieder bitter, diese Formel-eins-Figur vor Augen zu haben. Ich weiß ja, dass ich nicht wirklich unansehnlich fett bin, aber spindeldürr eben auch nicht.

Das nächste Glas Alkohol verschwindet in meinen Eingeweiden. Tini schaut mich ein wenig tadelnd an.

»Sag einmal Mara, jetzt ist schon die zweite Flasche halbleer und wir sitzen wie lange hier? Eine Stunde?«

»Ja, und?«

»Na ja, ich meine ja nur.«

»Was meinst du ja nur?«

»Dass dir bald sauschlecht sein wird.«

»Na und?«

»Was, na und? Hast du vergessen, dass du dich immer stundenlang übergeben musst, wenn du zu viel trinkst?«

»Nein, und?«

»Was jetzt, nein und? Willst du mich fertigmachen? Botschaft an Mara: Sauf nicht so viel. Du wirst kotzen!!!«

Das ist wohl wahr.

Darauf trinke ich schnell noch ein Gläschen und stoße innerlich auf das dämliche Brautpaar an.

Und wünsche ihnen die Pest an den Hals. Und Anna, dass Norbert sie auch betrügt. Ach, mir fallen noch tausend weitere Gemeinheiten ein.

Die Überraschung

Sonntag

Keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist. Keine Ahnung, wo ich bin.

Aber eines weiß ich: Mir ist kotzübel.

In meinem Kopf hämmert es, mein Gaumen und meine Zunge fühlen sich grausig an, und alles dreht sich.

Kommando ans Gehirn: Augen öffnen.

Autsch!

Keine gute Idee.

Wieder schließen.

Schließen!!!

Was zum Geier ist hier passiert? Das war nicht meine Wohnung, die ich da eben erblinzelt habe. Vorsichtig hebe ich noch einmal meine Lieder.

»Oh, Mist«, entfährt es mir.

Ich kenne da nichts.

NICHTS!

In diesem Moment öffnet sich geräuschvoll eine Tür. Ich spähe in die Richtung, aus welcher der Lärm gekommen ist.

Verdammt, da steht ein Typ in Boxershorts und T-Shirt und grinst mich an?

Moment, ich muss meinen Blick scharfstellen.

HILFE!

Wer ist denn das? Was habe ich getan???

Der Fremde kommt schwungvoll und zielgerichtet auf mich zu. Ich muss kurz stöhnen.

»Good morning, Dear!«

Was ist denn das für ein seltsamer Alptraum? Niemand in meinen Träumen spricht Englisch. Nie.

Ich weigere mich, das hier zu glauben.

Was, wenn das aber doch die Realität ist? Tja, in dem Fall brauche ich einen neuen Kopf.

Oder Medikamente. Starke.

Naja, ein paar Antworten wären auch nicht schlecht.

Mühsam quetsche ich die erste wichtige Frage heraus: »Wo bin ich?«

Und ja, auf Deutsch. Was soll der Blödsinn auch?

»Im Hotel Prinzessa, Mara«, antwortet Mister Ich-bin-das-Model-einer-Sportzeitschrift.

Aber wenigstens versteht er mich.

»Und warum?«

Tja, ich kann nicht anders. Dröhnender Kopf hin oder her, es gehört Licht in das Dunkel meiner Gesamtsituation gebracht. Wie sehr es in meinem Hirn auch hämmert, ich muss meine Lage hier analysieren.

»Because … weil du su besoffen waarst.«

Bravo! Ein Neffe von Arnold?

»Wer bist du?«

Nicht charmant, aber wichtig zu wissen. Selbst wenn ich mich nachher heulend in einer dunklen Ecke verstecken werde, muss ich erfahren, was zum Teufel hier los ist.

»Oh, you don’t remember? Ähm, du erinnerst nicht? I am Steve. Hi!«

»Steve!?«

Steve!

Dem Himmel sei Dank.

Beruhigt sinke ich tief ins Kissen zurück.

Nein! Ich schnelle wieder hoch. Bitte, ich werde in meinem Suff doch hoffentlich nicht Steve abgeschleppt haben? Tinis Steve???

»Wo ist Tini?«

»Oh Tini, she is with me in the other room. Sorry, mein Deutsch is not so good. Tini ist bei mich in die andere Zimmer.«

»Okay, alles klar. Danke, Steve.«

»I tell her, du sein wach.«

»Ja, sag ihr das bitte, Steve. Und danke.«

Steve trollt sich.

Oh Gott! Das ist noch einmal gut ausgegangen. Wenn ich mal großzügig über mein Befinden und meine Orientierungslosigkeit hinwegsehe. Die zentralen Fragen sind nämlich, wo ich eigentlich wirklich bin und was zur Hölle passiert ist? Und mir ist nach wie vor speiübel. Hotel Prinzessa. Fünf-Stern-Hotel mitten in Wien. So ein Blödsinn!

***

Eine Stunde später bin ich im Bilde.

Tini hat mich gnädigerweise aufgeklärt. Wir sitzen im Kaffeehaus dieses Luxustempels. Doch Prinzessa.

Besonders wohl fühle ich mich in den Klamotten von gestern nicht. In meinem Kopf pocht es nach wie vor. Schweigend rühre ich den Kaffeeschaum hin und her. Meine Stimmung fällt in die Kategorie peinlich berührt. Sofern man das so ausdrücken kann.

Die Kurzfassung lautet nämlich: Ich habe mich niedergekübelt und musste mich zum ersten Mal übergeben, noch kurz bevor Steve aufgetaucht ist. Weil ich trotzdem partout nicht nach Hause fahren wollte und auf einem Barbesuch bestanden habe, waren alle - inklusive Sanni - dazu gezwungen, mich zu begleiten.

In der Bar gab es natürlich ganz viel Wodka für die lustige Mara, den ich angeblich auch noch in Gesellschaft eines Russen hinuntergekippt habe. Um die Wette, versteht sich. Klingt klischeehaft, soll aber so gewesen sein.

Als krönenden Abschluss habe ich noch eine Bruchlandung am harten Fliesenboden der Bar hingelegt. Das ist für meine Freunde das Signal gewesen, mich aus dem Lokal zu schleifen. Bis hin zu Steves Hotel, günstigerweise gleich um die Ecke.

Weil der Gute ohnehin eine Suite gemietet hatte, haben sie mich schnell ins Wohnzimmer verfrachten können. Dort habe ich dann auch genächtigt.

Sanni hat geholfen, mich nach oben ins Hotelzimmer zu bringen, und ist danach abgedüst. Tini hat einfach die Zwischentüre offen gelassen, um mich zu hören, sollte mir ein weiteres Mal schlecht werden.

Ach ja, wie der Russe geheißen hat, weiß Tini auch nicht mehr. Dafür aber, dass wir uns geküsst haben.

Wobei Tinis genaue Worte dazu waren: »Ihr habt euch abgeschleckt. … Grausig. Echt!«

Sogar mir dämmert, dass das keine Glanzleistung gewesen ist. Zumal ich mich beim besten Willen an keinen Russen erinnern kann. An die Bar nur nebulos.

Während ich versuche, alleine durch Geisteskraft den Kaffeeschaum zum Explodieren zu bringen, sehe ich sehr wohl, dass Steve und Tini verliebte Blicke austauschen. Sie halten auch Händchen. Na wie herzig.

Darauf wird mir gleich wieder schlecht. Mein Magen ist mehr als flau. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass ich dringend die Toilette aufsuchen sollte.

Ganz dringend!

Ich lasse alles liegen und stehen, springe auf und renne los …

***

Wieder zurück gelingt es mir sogar, Tinis verdächtig fröhliches Grinsen zu ertragen. Mein Bauch hat sich auch beruhigt.

»Was ist, Tini?«

»Oh, ich habe nur kurz deine Assistentin gespielt und dein Telefon abgehoben. Die Redaktion hat gerade angerufen. Trudi. Du sollst sie dringend zurückrufen.«

»Mein Gott, was wollen die denn schon wieder? Da nimmt man sich einmal ein ganzes Wochenende frei, und schon verfolgen sie mich.«

»Ruf sie an, dann weißt du es. Aber keine Sorge, es ist etwas Tolles.«

Etwas Tolles?

Ich habe Angst vor Tinis Vorstellung von toll.

Aber was bleibt mir übrig?

Pflichtbewusst nehme ich mein Handy und tippe auf Trudis Namen. Ein wenig neugierig hat mich Tinis kryptische Anmerkung ja schon gemacht.

Außerdem mag ich Trudi.

Sie ist nämlich unsere … na ja, in Wirklichkeit existiert gar kein Begriff für all das, was Trudi so macht. Sagen wir es einmal so, Trudi ist die Ober-Checkerin in der Redaktion unseres Zeitungsverlages. Ohne sie würde nichts laufen. Gar nichts. Da wüsste keiner, wohin mit sich. Da hätte niemand einen Dienstplan. Was es aber gäbe, kann ich in einem Wort zusammenfassen: Chaos. Deshalb können wir uns alle glücklich schätzen, dass es Trudi gibt, die alles für jeden organisiert.

Auch sonntags.

»Hallo Trudi, ich bin es. Mara. Du hast versucht, mich zu erreichen.«

»Gott ja, gut, dass du so schnell zurückrufst. Pass auf. Ich hab die Jackpot-Dienstreise des heurigen Jahres für dich.«

Ich ahne Schlimmes.

»Also, die Fakten: Du fliegst morgen, elf Uhr, Businessclass, Fensterplatz, von Wien nach Barcelona und checkst im Hotel Zea ein. Fünf-Sterne-Schuppen, direkt am Strand. Der Grund: Das wäre eigentlich Walters Dienstreise gewesen, aber er hat heute ins Spital müssen. Seine Frau liegt in den Wehen, und da will er natürlich nicht morgen nach Barcelona und so weiter und so fort. Also, Walter hat dir bereits seine Vorbereitungen für das Interview gemailt. Du verbringst einen Tag, nämlich den Dienstag, von in der Früh weg mit Damian Stanton. Selfmade-Millionär, Milliardär, was weiß ich. Mitgründer und CEO dieses berühmten Start-ups, du weißt schon, die mit diesen Kontrolliere-dich-selbst-und-alles-andere-Apps und futuristischen Was-weiß-ich-was-Geräten.«

Ich habe Mühe, diesem Redeschwall geistig zu folgen.

»Für deine Story sind bei uns im Wirtschaftsmagazin vier Seiten reserviert, Rubrik: Ein Tag mit. Für die Tageszeitung machst du eine Vollseite. Bilder haben wir schon. So, das war es. Check-in ist morgen um neun Uhr dreißig am Flughafen Schwechat. Alles klar, Mara?«

Puh! Das fragt sie noch? Diese geballte Ladung an Infos muss ich erst einmal verdauen. So rasend gut geht es mir ja noch nicht.

»Trudi, ich hoffe, ich kenne mich aus. Aber bitte, warum in Gottes Namen soll ich dahin? Gibt es denn sonst niemanden, den das interessiert?«

»Mara, hast du etwas geschluckt? Der Wirtschaftsressort-Chef kann nicht, das war seine Story. Du bist die Nummer zwei hier, also fliegst du. Und ich kann dir garantieren, alle werden dich beneiden. Mara, hey, du wohnst im Zea! In Barcelona! Du weißt schon, dass so etwas nur alle fünf Jahre einmal als Dienstreise bei uns ansteht, oder?«

»Okay, okay. Ich gebe mich geschlagen. Auch wenn ich jetzt nicht behaupten kann, dass ich die Sache so prickelnd finde. Aber ich fliege.«

»Brav so. Ticket holst du in der Früh bei mir. Alles ist auf dich umgebucht. Übrigens, laut Wetterbericht hat es die drei Tage dann um die fünfunddreißig Grad, also leichte Business-Garderobe einpacken.«

Ja, Superchecker-Bunny vergisst nie etwas.

Dann fliege ich eben morgen nach Barcelona. Na und?

Besser als ein öder Wochenstart in Wien. Und die fünfunddreißig Grad klingen verlockend. Hier ist es bloß kalt und September. Ich freunde mich gerade wirklich mit dieser Idee an.

»Passt schon Trudi, ich bin morgen so gegen acht Uhr bei dir.«

Tini und Steve schauen mich gespannt an.

»Was steht an? Barcelona weiß ich schon«, will Tini wissen.

»Also, ich fliege morgen auf Dienstreise. Walters Frau scheint beschlossen zu haben, das Baby demnächst auf die Welt zu bringen. Also wird mir die Ehre zuteil, an seiner Stelle zu fliegen und eine Story über irgendeinen Internet-Typen zu machen.«

»Aber das klingt doch nach einer coolen Abwechslung!«, scheint sich Tini für mich zu freuen.

»Wenn du meinst? Ich fühle mich derzeit nur leider nicht so gut, dass ich wegen eines Ausflugs nach Spanien vor Freude in die Luft springen könnte.«

Tini grinst.

---ENDE DER LESEPROBE---