Weihnachten ist nichts für schwache Nerven - Mira Morton - E-Book

Weihnachten ist nichts für schwache Nerven E-Book

Mira Morton

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Beschreibung

Verrückt. Chaotisch. Magisch. Kein Wunder, es ist Weihnachten! - Der Weihnachts-Bestseller von Mira Morton

Was tut man nicht alles, wenn das Eheglück der besten Freundin in Gefahr ist? Für Sara Herzog ist die Sache völlig klar: Sie schickt Catrin auf einen Versöhnungsurlaub mit ihrem Mann, zieht über Weihnachten in deren Villa und übernimmt kurzerhand ihren siebzehnjährigen Patensohn Titus.
Kaum hat Sara die ersten Vanillekipferl in den Ofen geschoben, da stolpert sie im verschneiten Garten über Catrins attraktiven Schwager und gießt ihm gleich zur Begrüßung eine Ladung heißes Wachs über den teuren Mantel. Mit dem Überraschungsbesuch des schwerreichen Nico Werfenstein geht das Chaos aber erst richtig los, denn Sara hat eine alte Rechnung mit ihm offen.
Dummerweise ist Nico aber nicht der Einzige, der unangemeldet auftaucht. Als sich dann auch noch der Absatz eines Stöckelschuhs in Saras Truthahn bohrt, weiß sie ganz sicher: Die Weihnachtsgans ist blond, Champagner hilft gegen schwache Nerven und es sind nicht die Kerzen am Baum, die brennen, sondern es ist ihr Herz …

Der Liebesroman ist abgeschlossen und nicht Teil einer Reihe.
"Weihnachten ist nichts für schwache Nerven" ist eine Pink Crown Edition-Neuauflage von „Crazy. Magic. Christmas.“

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Inhaltsverzeichnis

 

Titel

 

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

 

Alle bisher erschienenen Romane von Mira Morton

Leseprobe aus: ›Carol's Christmas‹

 

Danke!

Quellennachweise

 

Die Autorin

Impressum

Viel Spaß mit meinem Roman

und keep on dreamin´!

Herzlichst,

Facebook:www.facebook.com/MiraMorton.Autorin

www.miramorton.com

[email protected]

Mira Morton

Weihnachten ist nichts für schwache Nerven

Roman

1. Kapitel

 

»Ich hab schon gedacht, du fragst mich nie mehr!«

Mit dem Handy eingeklemmt zwischen Ohr und Schulter, packe ich einen kleinen Weihnachtsengel ein, verziere das Päckchen mit einer goldenen Schleife und entschuldige mich strahlend bei meiner Kundin: »Nur eine Sekunde noch, ich bin sofort wieder ganz bei Ihnen.«

Die ältere Dame im dicken Wintermantel nickt zwar, gleichzeitig sehe ich ihr jedoch an, dass mein privates Telefonat sie total stört.

»Sara, ich bin froh, dass du auch heuer wieder Weihnachten bei uns feierst, aber da wäre noch etwas, das ich dir sagen muss.«

Ups. Catrin klingt gar nicht gut. Da schwingt etwas in ihrer Stimme mit, das sich nach einer sich anbahnenden Katastrophe anhört. Es hilft nichts. Kundin hin oder her. Hier geht es um meine beste Freundin. Meine Lebensretterin. Meine Dauerschulter zum Ausweinen. Und dafür muss immer Zeit sein. Außerdem liebe ich es, Weihnachten mit der Family meiner besten Freundin zu verbringen. Überhaupt liebe ich Weihnachten. Also muss Zeit sein, das jetzt zu klären.

»Schieß los! Aber ich habe gerade eine Kundin.«

Ich höre, wie Catrin am anderen Ende Luft holt. »Ähm, okay. Ich machs kurz. Also du müsstest … Also es wäre toll, wenn du heuer mit Titus …«

Worauf will sie hinaus? Catrin stammelt nie so daher. Und was soll ich mit meinem Patenkind tun? »Catrin, sags einfach.«

Ich stecke das Päckchen in ein Papiersäckchen mit Weihnachtsmuster und tippe den Preis für den Engel in die Kassa ein.

»Okay. Also Alexander und ich haben schon seit einiger Zeit eine Krise.«

Ich verharre. Eine Sekunde lang Schockstarre.

Bitte? Eine Krise? Doch nicht Catrin und Alexander. Die sind das Vorzeigeehepaar schlechthin. Die beiden haben alles, was ich nicht habe: eine glückliche Ehe, einen supersüßen Sohn, ein tolles Haus, und das Herzigste an ihnen ist, dass sie immer noch Händchen halten.

»Na ja, und unser Therapeut hat uns geraten, dringend etwas allein zu unternehmen, und Alexander kann eben nur über Weihnachten weg.«

Das wird ja immer schlimmer. Meine beste Freundin hat eine Ehekrise und einen Therapeuten? Und ich weiß von alledem nichts? Waren wir beide nicht seit dem Gymnasium immer füreinander da? Ich lauf doch auch mit jedem Herzschmerz zu Catrin! Warum hat sie mich ausgeschlossen? Die Sache mit keinem Sterbenswörtchen erwähnt? Da rennt sie doch lieber zu einem wildfremden Menschen und erzählt ihm alles?

Die alte Dame trommelt mit den Fingern auf dem Verkaufspult herum.

»Kurz gesagt, wir wollen auf die Seychellen fliegen.«

Was? Wie jetzt? Ist Weihnachten nun abgesagt? In meinem Kopf ist es gerade sehr dumpf. Ich kann gar nicht mehr logisch denken. Dieses Herumklopfen macht mich wahnsinnig! »Nur einen Moment noch«, sage ich in Richtung der Grauhaarigen, die jedoch zurückätzt: »Früher einmal war der Kunde König, aber das ist heutzutage wohl nicht mehr so.« Ich ignoriere die blöde Meldung. Nein. So was kann ich nicht. »Da haben Sie recht. Heute sind unsere Kundinnen die Königinnen.« So. Das soll sie mal verarbeiten, da hat sie was zum Nachdenken. »Okay, okay, Catrin. Verstehe. Weihnachten fällt aus, aber du hast mich doch vorhin gefragt, ob ich Weihnachten nicht wie immer mit euch feiern will? Das verstehe ich jetzt nicht.« Und wahrhaben will ich es auch nicht.

Das ist doch mittlerweile Tradition! Seit meine Mutter ihren neuen Mann hat und schon im November nach Gran Canaria abzischt, ist das so: Weihnachten mit Catrin, Alexander und Titus. Alexanders Mutter Rita ist auch dabei, aber das ist auszuhalten, auch wenn die Frau sich von vorn bis hinten bedienen lässt. Aber besser Weihnachten mit Rita als gar kein Weihnachten. So ein Mist. Was soll ich denn jetzt tun?

»Ja, ich habe dich eingeladen, weil Titus nicht mitfliegen will. Sara! Bitte! Feiere du mit Titus bei uns im Haus. Würdest du das für uns tun? Du bist doch seine Patentante.«

Bin ich. Und seit der Bub gehen kann, kümmere ich mich jedes Jahr am dreiundzwanzigsten Dezember um Titus, damit Catrin alles in Ruhe vorbereiten kann. Er hat auch all die Jahre immer bei mir übernachtet. Aber Titus ist jetzt siebzehn. Ich liebe ihn, aber was sollen denn das für Weihnachten werden? Nur Titus und ich? Ein Pubertierender und eine Übriggebliebene?

Das kann nicht gut gehen.

»Nein!«, schreie ich so laut auf, dass die Dame mitten im Trommeln innehält und mich hämisch angrinst. Das hab ich gebraucht! So ein Mist aber auch. Mir ist das Handy auf den Boden gefallen! Sobald ich Zeit habe, muss ich mir eine neue Handyhülle besorgen. Diese goldene ist zwar schick, aber viel zu glatt. Moritz, mein Ex, hat sie mir geschenkt. Kein Wunder, von ihm kam nie etwas Gutes. Wenn jetzt auch noch mein Display kaputt ist, krieg ich einen Schreikrampf.

Ich bücke mich und die Frau meckert: »Das kommt davon, wenn man ständig telefonieren muss. Ich weiß nicht, früher ist es auch ohne diese Handys gegangen. Aber ich sag Ihnen etwas, entweder kassieren Sie das jetzt oder ich gehe, ohne zu bezahlen.«

Wenigstens ist das Display doch nicht gesprungen.

Zusammenreißen. Lächeln und die Meldung ignorieren. Mein Kopf erscheint wieder über dem Verkaufspult. Na gut. Dann fertige ich diese Dame hier schnell ab und rufe Catrin eben anschließend zurück.

»Entschuldigen Sie, aber es war wichtig. Das macht bitte dreiundzwanzig Euro und siebzig Cent. Das Verpacken ist gratis.«

Sie gibt mir vierzig Euro und ich händige ihr schnell das Wechselgeld samt dem Sackerl aus. »Vielen Dank und viel Freude damit! Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Advent.«

Den wünscht sie mir nicht, sondern rennt geradezu zur Tür hinaus, die wie immer klingelt, wenn man sie öffnet. Unsere Glastüre fällt auch schon wieder hinter der Frau zu, jedoch nicht ohne dass ein kalter Luftstrom von draußen ins Geschäft weht. Heuer ist es erbärmlich kalt, aber von Schnee und weißen Weihnachten keine Spur. Aber wir haben ja noch drei Wochen bis dahin, also wer weiß. Ich geb die Hoffnung nicht auf.

Moment einmal. Habe ich ihr jetzt zu viel Wechselgeld herausgegeben? Mir wird heiß.

So ein Mist! Ich hab. Sie hat mir nur dreißig Euro in die Hand gedrückt. Nicht vierzig.

Super. Das ist ja ein toller Tag, dabei war ich bis vorhin in bester Vorweihnachtsstimmung.

Bevor die nächsten Kunden kommen, muss ich das mit Catrin klären. Ich rufe sie zurück.

»Du hilfst mir also nicht mit Titus?«, schnauzt sie mich an.

»Wieso? Das habe ich nicht gesagt.«

»Du hast ›Nein‹ geschrien und aufgelegt.«

Oh. »Nein! Mir ist das Handy runtergefallen, deshalb habe ich ›Nein‹ geschrien. Natürlich bin ich für dich da. Was denkst du denn?«

Obwohl sie mir persönlich wird erklären müssen, wieso sie ihre Ehekrise mit Alexander vor mir verheimlicht hat. Ich mein, bin ich als seelischer Mistkübel denn nicht geeignet? Nur sie?

»Da bin ich aber erleichtert, ich dachte schon …«

»Was? Dass ich dich einfach im Stich lasse? Hey, Catrin, ich bins, Sara, schon vergessen? Die, von der du alles weißt, selbst wenn es so peinlich ist wie die Sache mit Moritz und Julia.« Meine unrühmlichen Beziehungen sind ja ein offenes Buch für Catrin, was man jedoch umgekehrt anscheinend nicht behaupten kann. Irgendwie fühle ich mich verletzt.

»Jaja, danke! Ich weiß, du bist sauer, weil ich dir nichts gesagt habe. Aber ich konnte einfach nicht darüber sprechen.«

So schlimm ist es?

»Wir treffen uns um halb sieben bei Salvo, dann erkläre ich dir alles bei einem Gläschen Prosecco. Okay?«

Schwenkt sie gerade die weiße Friedensfahne?

»Du zahlst. Dann vergesse ich meinen Ärger«, grinse ich ins Nirwana.

»Abgemacht. Wir sehen uns später.«

Werden wir. Und es wird ein etwas längerer Abend, denn ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, was die beiden für ein Problem haben. Himmel! Ich bin die mit den Beziehungen, die zu nichts führen, und auch die, die auf Moritz reingefallen ist, obwohl Catrin mich gewarnt hat. Und für diesen Idioten habe ich Gustav stehen gelassen, der im Nachhinein das Beste an Mann war, dem ich jemals begegnet bin. Und mit das Beste meine ich einen besserwisserischen Idioten, der mich schleichend um mein Geld gebracht hat. Aber wäre ich geblieben, würde ich wenigstens in dem Haus wohnen, dessen Umbau ich mitfinanziert habe.

Pfffh. Ich hab echt ein Händchen für Männer ohne Zukunft. Die Liste ist lang. Doch die unangefochtene Nummer eins ist Catrins Schwager Nicolaus. Ich habe gedacht, er wäre die Liebe meines Lebens, dabei hat er mich noch in der ersten gemeinsamen Nacht verlassen. Alle anderen One-Night-Stands hatten wenigstens den Anstand, bis zum Frühstück zu bleiben und irgendetwas Belangloses zu reden. Gut, das waren nur zwei Typen und beide Male war das auch so ausgemacht. Irgendwie. Egal.

Selbst Moritz ist nach der ersten Nacht freiwillig geblieben und hat mich erst nach zwei Jahren beschissen, was ich ihm echt hoch anrechnen muss. Dass er das in unserem Bett mit unserer Nachbarin Julia getan hat, war aber stillos. Und dass ich die beiden auch noch dabei überrascht habe, peinlich. Ich meine, den Anblick seines nackten Hinterns werde ich nie vergessen. Bis dahin war mir gar nicht bewusst gewesen, wie behaart der ist. Und diese Bewegungen! Mir wird noch im Nachhinein schlecht.

Aber egal. Ich bin die Beziehungsgeschädigte, nicht Catrin. Sie ist seit bald zwanzig Jahren mit Alexander zusammen. Und verdammt glücklich.

Zumindest habe ich das bis gerade eben angenommen.

Das Klingeln der Türe holt mich jäh in die Wirklichkeit zurück. Eine etwa Dreißigjährige kommt in den Laden. Ich sollte mich besser auf die Arbeit konzentrieren. Es ist ja schon ein Glück, dass ich diesen Aushilfsjob bekommen habe. Nächstes Jahr sehe ich mich nach etwas besser Bezahltem um. Aber in der Schnelle, nachdem ich Moritz in die Hölle gewünscht und er mich nicht nur aus seiner Wohnung geworfen, sondern mich als seine Assistentin in seiner Tierarztpraxis gekündigt hat, bin ich froh, dass ich als Zwischenlösung diesen Verkaufsjob bei Anja habe. Alle anderen, denen ich eine Bewerbung geschickt habe, wollten mich ja nicht.

Und ich liebe Anjas Geschäft. Wir verkaufen Bücher, wunderschöne und sehr spezielle Dekoartikel. Düfte, besondere Teesorten, ausgesuchte Bodylotions und Cremen und vieles mehr. Mitte November habe ich zwei Wochen lang dieses Geschäft dekoriert. Überall kleine LED-Lichterketten angebracht und einen Christbaum mit großen weißen Engeln, weißen Kugeln, Lametta und Schneespray direkt neben dem Eingang aufgebaut. Allein dass ich mich hier austoben durfte, war echt toll.

Die Frau im roten Mantel strahlt mich an. »Also das ist ja wie ein Weihnachtswunderland. Und wie gut es hier riecht. Wahnsinn!«

Das stimmt. Eine Spezialmischung aus verschiedenen ätherischen Ölen und Zimtstangen, Gewürznelken und Orangenscheiben, die ich täglich frisch in eine große Duftlampe gebe.

Sie sieht sich noch immer um und auch ich muss lächeln. Die Arbeit hat sich wohl mehr als gelohnt, denn Anja hat mir gestanden, dass wir den Umsatz zum Vorjahr mehr als verdoppelt haben und dass dies wohl an der Dekoration und meinem Talent als Verkäuferin liegen müsse. Nun ja, früher war ich gut bezahlte Pharmareferentin. Was Besseres ist mir nach meinem Biologiestudium nicht angeboten worden.

»Wie kann ich Ihnen helfen?«

»Ich suche ein Geschenk für meine beste Freundin.«

Kurz mustere ich sie. Sie hat weiche, dunkle Augen, die aufgeleuchtet haben, als sie ›beste Freundin‹ gesagt hat. Also ist ihr diese Freundin unglaublich wichtig. So wie mir Catrin. Was könnte denn da passen? Ich sehe mich im Laden um.

»Ich denke, ich habe da etwas für Sie!«

Ich gehe zum Stehtisch, auf dem ich auf einem kleinen, aber dreistöckigen Tischbrunnen Ketten, Armbänder und Ringe drapiert habe, nehme zwei Ketten aus der obersten Schale und zeige sie ihr.

»Sehen Sie. Das ist ein Paar. Die eine Seite des Herzens ist mit Swarovski-Steinen verziert, die glatte Hälfte ist aus Silber. Und bei der zweiten Kette ist es genau umgekehrt. So passen sie perfekt zusammen und jede für sich allein ist ebenfalls ein Hingucker. Sie können natürlich auch nur eine davon nehmen. Darf ich?«

Ich deute ihr, dass ich ihr die Kette gern um den Hals legen würde. Sie versteht, hält ihr langes blondes Haar im Nacken zusammen und zieht es nach oben. So. Noch den Karabiner in ihrem Nacken verschließen. Voilà.

»Und? Was sagen Sie?«

Sie steht vor dem großen Spiegel und betrachtet sich.

»Die ist aber schön! Ja. Ich denke, das ist ein wunderbares Geschenk für Iris.« Sie dreht sich strahlend zu mir hin. »Und ich kann mir auch gleich eines machen.«

»Ab und zu ist es doch auch wichtig, genauso gut zu sich selbst wie zu anderen Menschen zu sein, die man liebt, oder?«

»Ja. Da haben Sie recht. Genau deshalb nehme ich beide.«

»Das freut mich. Ich packe Sie Ihnen auch gern weihnachtlich ein.«

»Nein danke. Das mache ich selbst. Wissen Sie, auch wenn es ein Stress ist, ich liebe es, Päckchen zu machen.«

»Kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich nämlich auch.«

Sie lächelt mich an.

Während ich den Preis eintippe, fällt mir wieder ein: Ich feiere heuer Weihnachten nur mit Titus! Mit Titus! Allein.

Im Moment interessieren ihn nur seine Freunde. Familie ist lästig, das bemängelt Catrin an ihm zumindest die ganze Zeit. Was schon klar ist, er ist eben mitten in der Pubertät. Mir muss irgendetwas einfallen, damit das für uns beide schöne Weihnachten werden.

Puh! Ich weiß jetzt schon, dass das echt anstrengend wird. Aber was solls. Da müssen wir wohl beide durch. Ich bin gespannt, was Titus dazu gesagt hat.

Diesmal achte ich genau darauf, dass ich richtig herausgebe. Mehr Minus an einem Tag in der Kassa kann und will ich mir nämlich nicht leisten.

»Ich danke Ihnen.«

Glücklich stolziert sie nach draußen.

Das mag ich an dem Geschäft so. Wenn hier jemand etwas findet, ist er nach dem Einkauf richtig happy. Anja hat ein Händchen für erlesene Dinge. Schade, dass ich nur bis zum Zweiundzwanzigsten Arbeit habe. Den Tag vor Weihnachten macht Anja allein und danach kann sie sich eine zusätzliche Kraft nicht leisten. Es ist hoch an der Zeit, dass ich mich um einen neuen Job umsehe.

***

Salvo, unser Lieblingsitaliener in der Wiener Innenstadt, serviert uns grinsend bereits das dritte Glas Prosecco. Mir kommt vor, ich brauche den Alkohol mehr als Catrin, dabei steckt sie doch mitten im Schlamassel.

»Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, Catrin. Von allen, die wir kennen, hätte ich mir nie und nimmer gedacht, dass gerade Alexander der sein könnte, der fremdgeht.«

Alexander ist doch der Vorzeigeehemann schlechthin. Er tut alles für seine Familie. Alles für Catrin. So jemand hüpft doch nicht einfach so ins Bett einer anderen!

Ihre hellblauen Augen schimmern seit über einer Stunde feucht und nur mit Mühe heult sie nicht laut los. Ich streiche ihr ein weiteres Mal sanft über den Oberarm. Ihre gelockten blonden Haare tauchen im Glas ein.

Schnell ziehe ich die Strähne wieder heraus.

»Danke, Sara. Glaube mir, ich hätte mir das auch nie träumen lassen. Aber Alexander sagt, es sei aus mit dieser Tussi und alles nur ein Fehler gewesen.«

Wers glaubt, wird selig. Wieso hat Alexander ihr überhaupt alles gebeichtet, wenn diese Affäre mit seiner Geschäftspartnerin ohnehin nicht wichtig für ihn war? Okay, Catrin und er hatten anscheinend seit Ewigkeiten keinen Sex mehr. Soll ja in den besten Ehen vorkommen. Aber muss Alexander sich gleich die Nächstbeste schnappen und ins Bett zerren? Typisch Mann. Echt jetzt.

»Also ich finde es geradezu heroisch von dir, dass du nicht gleich alles hingeschmissen und ihn zum Teufel gejagt hast.«

Dass ich an ihrer Stelle Alexander nicht mehr über den Weg trauen würde, muss ich Catrin im Moment nicht auf die Nase binden. Sie ist sowieso völlig am Ende. Ich weiß gar nicht, wie sie es hinbekommen hat, das so lange vor mir zu verbergen. Aber sie war schon immer die Disziplinierte von uns beiden. Hat trotz Baby brav das Wirtschaftsstudium zu Ende gebracht, während ich ewig studiert und mir dazwischen einen Job in einem Hotel gesucht habe.

Im Grunde hat uns aber weder der eine noch der andere Weg etwas gebracht. Sie sitzt seit Titus’ Geburt zu Hause, weil Alexander nie wollte, dass sie arbeitet. Nicht, weil er ein altmodisches Frauenbild hat, sondern weil er einfach bequem ist. Seine Wirtschaftskanzlei läuft von Anfang an super und er hat Catrin immer schon zu Terminen im Ausland mitgenommen und dann ein oder zwei Tage Kurzurlaub mit ihr und Titus drangehängt. Hätte sie auch einen Job gehabt, wäre das nicht möglich gewesen. Und deshalb steht sie jetzt mit zweiundvierzig ohne Berufserfahrung da. Sie ist von ihm abhängig, und das weiß Catrin.

Und ich? Hab mich immer schon voll ins Arbeiten gestürzt und bin in der Pharmafirma sogar in die Managementetage aufgestiegen. Ich darf gar nicht daran denken, wie gut ich verdient habe und wie toll mein Leben vor Moritz war. Moritz! Als wir einander zufällig in einer Londoner Hotelbar kennengelernt haben, dachte ich, der ist es. Er war auf Kurzurlaub zu einem Stones-Konzert in England, ich hatte ein Businessmeeting von unserem Konzern. Und kaum habe ich mich versehen, bin ich nicht nur Moritz’ Charme erlegen und mit ihm im Bett gelandet, sondern auch meiner eigenen Hoffnung auf eine eigene Familie. Was mach ich blöde Kuh daher? Klar. Gustav verlassen, meinen Job aufgeben, meine schöne große Wohnung in Wien kündigen, zu Moritz ziehen und um einen Pappenstiel an Gehalt seine Tierarztpraxis für ihn managen. Für mich ein Halbtagsjob, doch was tut man nicht aus Liebe. Bis ich ihn eben eines Nachmittags mit Julia im Bett überrascht habe. Großartiger Anblick. Die Kuh hatte auch noch meine Schlafmaske, die ich mir einmal irgendwo gekauft habe, übergezogen. Nettes Sexspielchen. Haben wir nie gemacht. Dabei war Julia, diese dumme Ziege, auch noch so was wie eine Freundin für mich.

Heulend habe ich mich in ein Taxi geworfen und bin direkt zu Catrin gefahren und erst fünf Wochen später wieder ausgezogen, denn zuvor war ich einfach nicht imstande, mir eine kleine Wohnung zu suchen und noch einmal von vorn anzufangen. Ich hasse es. Wie oft soll ich denn noch in diesem Leben zurück an den Start?

So gesehen kann ich nachvollziehen, dass Catrin das auch nicht will. Also, noch einmal von vorn beginnen. Sie schweigt noch immer und starrt in ihr Proseccoglas.

»Hey, Kopf hoch. Ich glaube, es ist eine gute Idee von eurem Therapeuten, dass ihr gemeinsam verreist. Da habt ihr Zeit, euch auszusprechen. Und die Seychellen sind doch sicher ein Traum. Catrin, du tust das Richtige. Euch verbindet so viel, das schmeißt man nicht im ersten Sturm über Bord.«

Sie sieht mir tief in die Augen.

»Was würdest du tun?«

Ihn an seinen Kronjuwelen auf einen Haken hängen und so lange foltern, bis er heiser vom Winseln ist, und anschließend auf die Straße setzen, nachdem ich ihm die Hausschlüssel abgenommen habe? Das habe ich mir schon bei Moritz gewünscht. Aber ich bin ein Weichei. Mein größter Racheakt war, Moritz noch in der Nacht auf Facebook zu blockieren und meinen Beziehungsstatus zu ändern.

»Das Gleiche wie du jetzt. Um diese Ehe kämpfen. Himmel! Ihr habt Titus. Ihr beide könnt nicht einfach so aufgeben. Immerhin habt ihr euer halbes Leben miteinander verbracht und wart glücklich.«

Sie wischt sich über die Augen.

»Ja. Muss ich wohl. Auch wenn ich noch nicht einmal weiß, ob ich ihn zwei Wochen lang aushalten werde. Stell dir vor, es kommt raus, dass wir uns doch trennen, und dann bin ich mit Alexander auf dieser Insel gefangen?«

Sie schluchzt auf und ich nehme schnell ihre Hand in meine. »Hey, so darfst du jetzt nicht denken. Mach einen Schritt nach dem anderen. Kleine Schritte. Lebe einen Tag nach dem nächsten und versuche, im Jetzt zu sein. Zu sehen, was dieser Tag dir Schönes bereitet. Schon vergessen? Das hast du mir immer geraten und es hat mir immer geholfen, auch wenn es mühsam und anstrengend war.«

Catrin nickt und streckt ihre Wirbelsäule durch. Da ist sie wieder. Die Kämpferin. Und sie bekommt sogar ein Lächeln hin.

»Du hast recht. Wir werden da irgendwie drüber hinwegkommen. Ich werde drüber hinwegkommen, dass er mich schamlos belogen und … «

Ich verschließe ihren Mund mit meinen Fingern. »Nicht, Catrin. Nicht hier. Am Wochenende gehen wir eine Runde bei dir in den Wald spazieren und da kannst du dir dann alles von der Seele schreien, so wie ich sonst. Du musst versuchen, deine Gedanken im Zaum zu halten und positiv zu denken.«

Sie sieht mich groß an und ich nehme meine Hand von ihrem Mund.

»Und den ganzen Schmarrn habe ich dir nach deiner Trennung von Moritz geraten?«

Jetzt muss ich laut lachen.

»Ja, hast du. Schon vergessen, dass du dich wegen all der Schimpfwörter, die ich quer durch den Wald geschrien habe, geniert hast? Du hast dich einmal sogar hinter einem Baum versteckt, nur damit die zwei Spaziergänger, die mit dem Hund vorbeigekommen sind, dich nicht sehen. Erinnerst du dich?«

Catrin trinkt einen Schluck und gluckst. »Stimmt! Und anschließend habe ich dir Eis auf deinen Fuß auflegen müssen, weil du so fest in den Baumstamm getreten hast, dass er ganz blau war.«

Komisch. Den Teil hatte ich anscheinend schon wieder aus meinem Gedächtnis gestrichen.

»Ja! Jetzt, wo du es sagst, fällt es mir wieder ein. Also: Am Sonntag gehen wir in den Wald und wegen Titus musst du dir keine Sorgen machen. Immerhin kennt er mich seit seinem ersten Tag und wir werden uns schon schöne Weihnachtsferien machen. Ich hab ja sowieso frei.«

Catrin umarmt mich und aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Salvo uns beobachtet. Er dreht sich weg und erscheint kurz darauf mit der Flasche an unserem Tisch.

»Geht aufs Haus«, sagt er ernst und schenkt nach.

»Danke«, antworten Catrin und ich gleichzeitig.

Salvo kennt uns!

Zum Glück ist Catrin ohne Auto hier und hat vor, mit dem Taxi nach Hause zu fahren. Für mich ist es auch nur ein Katzensprung nach Hause. Drei U-Bahn-Stationen und ich bin daheim.

Alexander! Du kannst dich auf etwas gefasst machen.

Morgen rufe ich ihn an und werde ihm die Leviten lesen. Wer meiner Catrin etwas zuleide tut, legt sich mit mir an. Und da werde ich zum Kampfhund!

Ich darf mir die Latte nicht zu hoch legen. Ein kleiner Wadlbeißer ist auch gefährlich, und das kann ich ganz bestimmt.

»Wieso schaust du denn jetzt gar so böse?«, unterbricht Catrin die wunderschöne Szene in meinem Kopf, in der Alexander an einen Stuhl gefesselt vor mir sitzt und ich ihn so lange ins Schienbein beiße, bis er mir bei allem, was ihm heilig ist, verspricht, Catrin in diesem Leben nie wieder zu betrügen oder auch nur ansatzweise schlecht zu behandeln. Gut war vor allem jene Stelle, an der ich angedroht habe, eine Kreuzotter in seinem Büro auszulassen. Das hat ihm richtig Angst eingejagt. Jaja, ich weiß, dass er ein Schlangenphobiker ist. Sein Pech. Ich freu mich geradezu auf unser morgiges Gespräch.

»Oh, gar nichts. Ich hab nur … äh, an Moritz denken müssen.«

»Hast du schon gehört, dass Julia nun auch seine neue Sprechstundenhilfe ist?«

Nein! Julia, die Nachbarsschlange! Die hat doch einen eigenen Mann gehabt? Ich packs grad nicht.

Mein Puls beschleunigt. Nicht zum ersten Mal heute Abend.

»Das ist ja die Höhe! Jetzt, wo ich seinen administrativen Saustall piekfein organisiert habe, setzt Moritz Julia, die Kuh, in die Ordi? Die blöde Gans kann ja nicht einmal etwas falsch machen, so perfekt habe ich ihm die Abläufe strukturiert.«

Ich brauch noch einen Schluck. Alexander, Moritz und dann auch noch Weihnachten allein mit Titus! Das ist echt zu viel für einen Tag. Dabei war ich bis heute Mittag bester Stimmung. Aber ich fürchte, mit Titus wird Weihnachten heuer eher nüchtern ausfallen. Der hat voriges Jahr schon nur mehr gemeckert, warum wir so wie früher Kekse backen müssen. Selbst Weihnachtsmärkte oder Eislaufen findet er mittlerweile uncool. Ich sehe uns schon tagelang vor der Glotze sitzen und irgendwelche Netflix-Serien ansehen, statt mit Catrin zum tausendsten Mal bei einem Weihnachtskitschfilm zu heulen. Puh! Ich werde mich zusammenreißen müssen, damit das halbwegs was wird. Aber erst nehme ich mir Alexander vor.

***

Am nächsten Abend …

 

Für den Ausflug in diese hochnoble Anwaltskanzlei habe ich mir extra ein enges Etuikleid angezogen. Und Stöckelschuhe. Nicht, um Alexander zu beeindrucken, sondern um mit ihm in diesen hohen Altbauräumen auf Augenhöhe reden zu können. Ich bin klein, da unterstützt es hin und wieder durchaus den eigenen Standpunkt, wenn ich mich größer mache. Zum Wadlbeißen hätten allerdings auch Ballerinas gereicht.

Obwohl es schon nach sieben Uhr abends ist, führt mich eine Sekretärin in ein gemütliches Besprechungszimmer. Ich war schon lange nicht mehr hier. Aber das kann was. Vier cognacfarbene Ledersofas stehen um einen quadratischen Couchtisch. Sonst gibt es nichts außer einer hohen Anrichte, einem Jugendstilspiegel, der direkt darüber hängt, und einem großen, modernen Gemälde auf der gegenüberliegenden Wand. Dazu weißen Stuck am Plafond.

Schön hat er es hier, der Herr Doktor.

»Sara! Du wolltest mich sprechen?« Er umarmt mich und drückt mir ein Busserl auf jede Wange. Glaubt Alexander im Ernst, ich brauch was von ihm? Nicht, dass ich seine Hilfe noch nie in Anspruch genommen hätte, aber eins und eins wird er in seiner misslichen Lage ja wohl zusammenzählen können.

»Ja, will ich.«

Er deutet mir, Platz zu nehmen. Ich setze mich ihm gegenüber hin.

»Worum gehts? Magst du was trinken?«

Herrgott. Kann er diese ganzen Floskeln nicht einfach weglassen?

»Ich will nichts, danke. Und ich brauch auch nichts. Ich bin hier, um dir ins Wadl zu beißen.«

Boah. Für Catrin werde ich zur Löwin, spüre ich gerade. Wenn es um mich selbst geht, bin ich nie so mutig.

»Bitte?« Seine dunklen Augen blicken mich irritiert an. Ich habs gewusst, in diesem Outfit fühle ich mich ziemlich mutig. Geradezu verwegen mutig. Doch wie ein Kampfhund.

»Lassen wir das Geplänkel. Du hast Catrin beschissen. Das ist eure Sache. Aber ich bin hier, um dich zu warnen. Wenn ich draufkomme, dass du sie weiterhin betrügst, obwohl du beim Therapeuten das Gegenteil behauptest, dann …«

»Was dann? Drohst du mir?«, unterbricht er meinen Redeschwall.

»Drohen? Oh nein. Ich droh nicht. Ich meins ernst.« Oh! Seine Schlangenphobie fällt mir wieder ein. »Und wenn du diese Tussi noch einmal triffst, verstecke ich hier irgendwo in deinen heiligen Hallen eine Kreuzotter. Selbst wenn ich mich dabei fast zu Tode ekle.«

Wieso grinst er jetzt? Ich habe ihn doch bei seiner schlimmsten Angst gepackt? Und ich hasse Schlangen nicht weniger als er.

»So weit würdest du für Catrin gehen?«

»Ja, so weit und noch viel weiter. Ich weiß ja nicht, wie es ist, wenn man in der Midlifekrise steckt, aber du musst doch nicht gleich die Nächstbeste ins Bett zerren.«

»Ich hab doch keine Midlifekrise.« Womit der Herr Anwalt die Nächstbeste indirekt bestätigt hat.

»Ach. Und wie begründest du deinen Ausrutscher dann? Und ich hoffe für dich, es war ein Ausrutscher.«

»Sara, dieses Gespräch muss ich mit dir nicht führen.« Er steht schwungvoll auf. Moment einmal. Wir sind hier noch nicht fertig. Ich stehe ebenfalls ruckartig auf. Und höre ein leises »Ratsch«.

Was war denn das? Egal. »Nein, musst du nicht. Aber wenn du willst, dass ich Catrin gut zurede, damit sie dir verzeiht und so weiter, dann schon«, fauche ich ihn an.

Mir wird heiß.

Scheiße aber auch. Das Geräusch war mein Kleid! Die hintere Naht dürfte aufgerissen sein. Ich fühle, wie meine Wangen rot werden.

»Okay, du hast recht. Ihr zwei seid ja wie Zwillinge. Setz dich bitte wieder, ja?«

Schon gemacht. So sieht er mein Malheur hoffentlich nicht. Am liebsten würde ich mich in Luft auflösen, denn wie komme ich aus dieser Kanzlei wieder raus, ohne dass alle meinen BH und meinen Slip sehen? Mein Mantel hängt draußen im Vorzimmer.

»Ich weiß, es war dumm, und außer einer Nacht in Berlin war da auch nichts. Wir hatten ein Meeting, abends waren wir essen, dann an der Hotelbar. Wir haben beide zu viel getrunken und deshalb hat dann vermutlich eins zum anderen geführt. Aber wenn wir schon so ehrlich reden, dann musst du auch wissen, dass Catrin seit Monaten keine Lust auf Sex hat.«

Ich schwanke zwischen Scham und Rage. Letzteres überwiegt. Im Moment muss mir mein aufgerissenes Kleid einerlei sein. Es geht hier immerhin um Catrin. Und ich hasse diese dämlichen Opfer-Erklärungen. Als ob Männer nach ein paar Gläsern Wein nicht mehr selbst entscheiden könnten, was sie tun. Wobei, wir wissen ja alle, womit sie ab einem gewissen Zeitpunkt denken.

»Du Armer. Ich bin im Moment auch gerade so was von pleite, und du kennst meine Lage. Was würdest du sagen, wenn ich dich aus dem Gefängnis anrufe und dir erkläre, na ja, da war eine Bank, und ich arm wie eine Kirchenmaus, und dann hat eben eins zum anderen geführt und ich hab sie ausgeraubt. Frage an dich als Anwalt: Was antwortest du mir?«

»Dass du richtig dämlich bist?«

»Genau. Das halten wir einmal fest. Du warst richtig dämlich, egal wie es zwischen dir und Catrin läuft. Und wir wissen beide, dass sie manchmal mit ihrem Perfektionismus nervt und sich auch genau damit selbst überfordert.«

Er nickt. Offensichtlich freut er sich darüber, dass ich auch einen Fehler von Catrin erwähnt habe. Wobei? Fehler ist das keiner, ich bewundere sie dafür, aber ich weiß, dass ihn das nervt.

»Also hör zu: Ich will nur eines. Nämlich hier rausgehen«, und er weiß gar nicht, wie sehr ich mir das wünsche, dies erhobenen Hauptes und ohne zum Gespött der gesamten Kanzlei zu werden, zuwege zu bringen, »und wissen, dass du ernsthaft an eurer Beziehung arbeiten wirst. Und wehe, diese Frau gibt es noch in deinem Leben.«

Sein Unterkiefer malmt. Er hasst dieses Gespräch, das weiß ich. Andererseits lächeln seine Augen. Seltsam. Man könnte meinen, er prustet in der nächsten Sekunde lauthals los.

»Ich bin ja kein Idiot, Sara. Glaubst du, ich gehe zu diesem Psychofuzzi, weil es mir Spaß macht? Nein, ich gehe da hin, weil es mir mit Catrin ernst ist.«

Sieht aus, als hätte ich seine Mimik vorhin missinterpretiert.

---ENDE DER LESEPROBE---