Im Dienst der Volksmarine - Dieter Flohr - E-Book

Im Dienst der Volksmarine E-Book

Dieter Flohr

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Beschreibung

Die Volksmarine, kleinste Teilstreitkraft der Nationalen Volksarmee, ist Geschichte. Vergessen ist sie so wenig wie die Männer und Frauen, die in den 1950er Jahren begannen, die Seestreitkraft der DDR aufzubauen und in den Folgejahren zu entwickeln. Das oft aufopferungsvolle Wirken der Gestalter der Volksmarine wird in den Fokus dieser bebilderten Publikation gerückt. Es kommen Zeitzeugen zu Wort, die nicht selten die gesamte Entwicklung der Volksmarine durchlebt und mitgestaltet haben. Sie alle berichten detailreich über das Werden und Vergehen ihrer Marine. Mit Offenheit, Stolz, aber auch Kritik werden Vorgänge, Verhältnisse und Zusammenhänge erläutert. Und das durchaus nicht nur bierernst, sondern zumeist mit dem für Seeleute deftigen Humor. Neben Zeitzeugenberichten enthält diese Anthologie Reportagen und Porträts, die zur Gesamtaussage des Werkes beitragen.

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Dieter Flohr (Hrsg.)

Im Dienst der Volksmarine

Zeitzeugen berichten

Steffen Verlag

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1.Auflage 2014 (entspricht der 2. gedruckten Auflage von 2011)

© Steffen Verlag

Steffen GmbH, Erich-Weinert-Straße 138, 10409Berlin

Tel.: (030) 41935008, www.steffen-verlag.de, [email protected]

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014

ISBN 978-3-942477-83-3

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorbemerkung

Korvettenkapitän a.D. Professor Dr. sc. oec. Alfred Leonhardt

Meine sonderbare Marinelaufbahn

Fregattenkapitän a.D. Harald Richter

In der Personalabteilung der Hauptverwaltung Seepolizei (HV S) 1950/51

Obermeister a.D. Günter Gilardoni

Der Aufbau des Signalwesens

Kapitän zur See a.D. Peter Barth

So wurde ich ein „Mariner“

Fregattenkapitän a.D. Harald Richter

Uniformen und mehr

Kapitän zur See a.D. Ulrich Korn

Es begann in Kühlungsborn

Stabsobermeister a.D. Rolf Ulrich

Als Fahrmaat auf Küstenschutz-Booten

Kapitän zur See a.D. Dr. Fritz Minow

Die KS-Boote waren Schulen der Seemannschaft

Fregattenkapitän a.D. Fiete Labjon

Mein erstes Bordkommando

Fregattenkapitän a.D. Fiete Labjon

KS-Boote aus Berlin

Fregattenkapitän a.D. Dieter Flohr

„Ernst Thälmann“ dampft auf

Oberleutnant zur See a.D. Gerhard Chatron

Bordkommando KS-Boot

Fregattenkapitän a.D. Dieter Flohr

Gefangen am Alten Strom

Korvettenkapitän a.D. Professor Dr. sc. oec. Alfred Leonhardt

Mein 17. Juni 1953

Fregattenkapitän a.D. Dieter Flohr

Die U-Bootschule der DDR-Marine

Korvettenkapitän a.D. Professor Dr. sc. oec. Alfred Leonhardt

An der (längst aufgelösten) U-Bootlehranstalt

Kapitän zur See. a.D. Peter Barth

Offizier in der Matrosenbluse

Kapitän zur See a.D. Rudolf Rißmann

Als Kommandant auf dem MLR „Habicht“

Maat a.D. Burkhard Koch

Was ein Funker so um die Ohren hatte

Fregattenkapitän a.D. Karl-Heinz Kremkau

Landgang auf Usedom

Korvettenkapitän a.D. Wolfgang Heinritz

Im Vorpostendienst der Volksmarine 1964–1969

Fregattenkapitän a.D. Ewald Tempel

Begegnung mit dem „Elchkopf-Geschwader“

Fregattenkapitän a.D. Bodo Keppler

Die „Schnellsten der Ostsee“

Maat a.D. Norbert Schädel

Die Schnauze des Generals und der nackte Arsch des Kommandanten

Fregattenkapitän (Ing.) a.D. Siegfried Prinz

Von Schwarzhälsen, Kesselwanzen und Masutochsen

Maat a.D. Richard Hohmann und Stabsmatrose a.D. Dietmar Bochmann

Funkstörungen

Fregattenkapitän a.D. Dieter Flohr

Ahoi, nach Leningrad

Kapitän zur See a.D. Helmut Berger

Ein Aal, der nicht konnte oder: Viele Köche verderben den Brei

Fregattenkapitän a.D. Karl-Heinz Kremkau

Kommandanten-Ballett

Fregattenkapitän (Ing.) a.D. Siegfried Prinz

Die Strandbeölung

Fregattenkapitän a.D. Dieter Sperling

Bordkater Felix

Kapitän zur See a.D. Hans Steike

Der verrückte Fernseher

Kapitän zur See a.D. Hans Steike

Die Pistole János Kádárs

Fregattenkapitän a.D. Peter Rath

Zwischenfall im Küstenvorfeld

Maat a.D. Burkhard Koch

Ferienwelle einmal anders

Fregattenkapitän a.D. Dieter Sperling

Die Vertreibung der „Oste“

Kapitän zur See a.D. Manfred Kretzschmar

100-mm-Beschuss

Kapitän zur See a.D. Hans Steike

Duschen mit Hilde

Oberfähnrich a.D. Frömmel und Stabsobermeister a.D. Gerhard Ernst

Wie wir Tastfunker formten

Fregattenkapitän (Ing.) a.D. Ulrich Mädel

Feuer im Schiff

Fregattenkapitän a.D. Karl-Heinz Kremkau

Die Jagd auf Ole

Fregattenkapitän a.D. Karl-Heinz Kremkau

Kampfauftrag Fisch

Stabsmatrose a.D. Helmuth Mack

Matrosenalltag

Stabsobermeister a.D. Udo Hoppe

Warum Elektriker auf Küstenschutzschiffen nie verhungern konnten

Korvettenkapitän a.D. Helmut Dähnicke

Seemannsmilch

Fregattenkapitän a.D. Karl-Heinz Kremkau

Sturmfahrt

Fregattenkapitän a. D. Dieter Sperling

„Melde: Schiff fest!“

Kapitänleutnant (Ing.) a.D. Lothar Kolditz

Taucheinsatz im „geheimen“ Auftrag

Fregattenkapitän a.D. Norbert Cziselsky

Bewährung in der Brandung

Fregattenkapitän a.D. Dieter Flohr

Havarie an der Landeklappe

Fregattenkapitän a.D. Fritz Wehofsky

Die einzige ökonomische Einheit der Volksmarine — Landungsboote

Fregattenkapitän a.D. Norbert Cziselsky

Mit den Landungsschiffen durch Dick und Dünn

Fregattenkapitän a.D. Peter Rußbild

Auf U-Boot-Jagd in der Ostsee

Fregattenkapitän a.D. Klaus Martin und Fregattenkapitän a.D. Wolfgang Rusch

Im Schlepp von Sewastopol nach Warnemünde

Kapitän zur See a.D. Hans Steike

Geisteralarm

Fregattenkapitän a.D. Bernd Kulbe

Meine (Fla-Raketen-)Komplexe

Maat a.D. Thomas Rahmig

Späte Entschuldigung

Fregattenkapitän a.D. Wolfgang Hoffmann

Die Arbeitsbienen der Volksmarine

Fregattenkapitän a.D. Dieter Flohr

Der Fahrmaat

Fregattenkapitän (Ing.) a.D. Lothar Kolditz

Vorbeugende Instandsetzung

Kapitän zur See a.D. Hans Steike

Salut der Nationen

Kapitän zur See a.D. Horst Blanke

Ein kleines Wunderwerk

Fregattenkapitän a.D. Wolfgang Telle

Solide Schiffbauerkunst

Fregattenkapitän a.D. Wolfgang Schmieder

Fahrt im Kampagne-Waggon

Fregattenkapitän a.D. Gerd Kleinschmidt

Heimreise mit Hindernissen

Fregattenkapitän a.D. Peter Müller

Schwimmwettkampf in Baku

Kapitän zur See a.D. Hans Steike

Skandal im Med.-Punkt

Kapitän zur See a.D. Hans Steike

Zufälle

Fregattenkapitän a.D. Dieter Flohr

Manöverstenogramm

Fregattenkapitän a.D. Axel Nütz

Auf Geschwaderfahrt

Fregattenkapitän a.D. Klaus Martin

Der sprachlose Marschall

Korvettenkapitän a.D. Rudolf Schweda

Wasser oder Wodka?

Fregattenkapitän a.D. Dipl. jur. Ing. Dieter Winter

Ein Zuhause für viele Soldaten

Fregattenkapitän a.D. Jürgen Syrbe

Ein völlig neues Wohngefühl

Fregattenkapitän a.D. Dieter Flohr

Signäler Blank

Korvettenkapitän a.D. Uwe Dotzlaff

Klar zum Freibrennen

Fregattenkapitän a.D. Klaus Martin

Der beleidigte Autopilot

Fregattenkapitän a.D. Manfred Köhler

Umgefallen

Fregattenkapitän a.D. Dieter Flohr

Von Anker bis Zahnrad– Die Laufbahnen und Verwendungen der Volksmarine

Fregattenkapitän a.D. Dieter Flohr

Schiffe und Städte

Fregattenkapitän a.D. Karl-Heinz Kremkau

Die Baubelehrung und mehr

Fregattenkapitän a.D. Dieter Flohr

Oberbootsmann Buschner

Konteradmiral a.D. Prof. Dr. Günther Pöschel

Auf ein Wort zum Schluss

Anhang

Maritime Worterklärung

Quellennachweis

Bildnachweis

Zum Autor

Weitere E-Books über die Volksmarine aus dem Steffen Verlag

Vorbemerkungen

Die Volksmarine, kleinste Teilstreitkraft der Nationalen Volksarmee, ist Geschichte. Vergessen ist sie so wenig wie die Männer und Frauen, die in den 1950er Jahren begannen, die Seestreitkraft der DDR aufzubauen und in den Folgejahren zu entwickeln. Das oft aufopferungsvolle Wirken der Gestalter der Volksmarine wird in den Fokus dieser bebilderten Publikation gerückt. Es kommen Zeitzeugen zu Wort, die nicht selten die gesamte Entwicklung der Volksmarine durchlebt und mitgestaltet haben. Sie alle berichten detailreich über das Werden und Vergehen ihrer Marine. Mit Offenheit, Stolz, aber auch Kritik werden Vorgänge, Verhältnisse und Zusammenhänge erläutert. Und das durchaus nicht nur bierernst, sondern zumeist mit dem für Seeleute deftigen Humor. Neben Zeitzeugenberichten enthält diese Anthologie Reportagen und Porträts, die zur Gesamtaussage des Werkes beitragen.

Leider können einige der Autoren die Veröffentlichung des Buches nicht mehr erleben. Ihnen sind diese Erinnerungen gewidmet.

Dank gilt ferner der Kameradschaft KSS e.V. Rostock-Warnemünde, die Erlebnisberichte zur Verfügung stellte, und der Kameradschaft Tastfunker mit Oberleutnant a. D.H.-J.Bickel. Der Herausgeber dankt Fregattenkapitän a. D.Karl-Heinz Kremkau für sein stetes Treiben und das Mutmachen sowie Stabsobermeister a. D.Rolf Ulrich für seine Unterstützung in der Marinekameradschaft Usedom/​Wolgast, zudem Helmut Bechert und Alexander Jenak für ihre Korrekturhinweise.

Der Herausgeber

Korvettenkapitän a. D.Professor Dr. sc.oec. Alfred Leonhardt

Meine sonderbare Marinelaufbahn

Den Start meiner Marinelaufbahn hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt. Es war am 2.Mai 1952, einem Freitag. Nach einer nicht enden wollenden Bahnfahrt stand ich schließlich mit meinem Köfferchen gemeinsam mit etwa zehn weiteren Ankömmlingen meiner Altersgruppe todmüde vor dem Bahnhof Kühlungsborn-West und hatte nur den einen Wunsch: ein Bett. Zwei Seepolizisten begrüßten uns mit kargen Worten und hakten unsere Namen auf einer Liste ab. Ein schon recht klappriger Lkw transportierte uns zur Dienststelle, einst Artillerieschule der deutschen Wehrmacht. Dort erwartete mich das erhoffte Bett in Gestalt eines sparsam gestopften Strohsackes auf einer roh zusammengenagelten Pritsche in einem von etwa zehn 20-Mann Zelten. Die Zelte standen in unmittelbarer Strandnähe, sodass das Rauschen der Ostseewellen zumindest einen Hauch der ersehnten Seemannsromantik vermittelte. Von den erwarteten Schiffen war weit und breit nichts zu sehen. Kein Hafen, nicht einmal ein Anlegesteg war vorhanden. Immerhin konnten wir später in feste Unterkünfte umziehen, nachdem unsere Vorgänger ihre Grundausbildung beendet hatten.

Statt einer schmucken Matrosenuniform erhielten wir zunächst nur einen khakifarbenen Anzug mit der Bezeichnung „Bordpäckchen“. Als Kopfbedeckung diente eine Baskenmütze mit gesticktem „Seepolizei“ auf einem seitlich aufgenähten Dreieck. Offenbar ähnelten wir äußerlich und aus der Ferne den Soldaten der US-Armee. Die Besatzungen der ersten Küstenschutzboote der Seepolizei sollen nach Berichten Beteiligter tatsächlich für solche gehalten worden sein. Jedenfalls riefen patriotisch gesinnte „Junge Pioniere“ eines an der Peene gelegenen Ferienlagers bei ihrem Anblick „Ami Go Home“.

Erst als nach einigen Tagen die Einkleidung in das traditionelle Blau erfolgte, fühlten wir uns als echte Seepolizei-Anwärter, wie der erste Matrosendienstgrad damals hieß. Die Kieler Bluse mit Ex-Kragen wurde statt des hässlichen Koppels, das erst im Jahr 1956 eingeführt wurde, noch– wie bereits in der Kriegsmarine üblich– fünf Zentimeter über dem Bund der Klapphose umgeschlagen. Während der Ausbildung an Land und an Bord ersetzten später blaue und weiße Leinwandanzüge das Khaki. Bis Juli 1952 galt als Anrede „Kamerad“ und Dienstgrad, dann wurde der Kamerad durch „Genosse“ ersetzt und es wurden im Zuge der Umbenennung in Volkspolizei-See auch militärische Dienstgrade eingeführt. Statt Anwärter hießen wir dann schlicht Matrose.

Für die Dienstuniform der Seepolizei stand das U-Bootfahrer-Päckchen Pate, das sich noch im Besitz des Seepolizei-Inspekteurs Friedrich Elchlepp befand.

Die nun folgende reine Infanterieausbildung war hart– aber gerecht. Schließlich hatte ich mich ja freiwillig dazu verpflichtet. Fühlte ich mich im zivilen Leben zuweilen recht stark und, vor allem in der Clique, auch „schlagkräftig“, so wurden mir beim Kleiderschwimmen oder auf der Sturmbahn nicht selten die Grenzen meiner physischen Fitness vor Augen geführt. Und das lag nicht nur am Rauchen. Weicheier waren wir jedenfalls schon deshalb nicht, weil unser Ausbilder, ein Kamerad Hauptwachtmeister, nicht müde wurde zu versichern, dass er uns „die Eier bis aufs Gelbe schleifen“ werde. Es hieß, dass er in der Kriegsmarine Kampfschwimmer gewesen sei und während der Gefangenschaft Einzelkämpfer der Sowjetarmee ausgebildet hatte. Beliebt war er jedenfalls nicht. Einer aus meinem Zug hatte die Idee, ihm einen Denkzettel zu verpassen. Als er uns am Strand wieder einmal in Richtung Ostsee robben ließ „überhörten“ wir sein Stoppkommando. Wir robbten eben weiter bis das im Mai noch arg kalte Wasser über unseren erhitzten Körpern zusammenschlug. Es gab einige Erkältungen und der Vorfall wurde ausgewertet. In der anschließenden Befragung blieben wir geschlossen bei unserer Aussage, dass offenbar sein Kommando durch das Meeresrauschen übertönt worden war. Natürlich hatte der Kamerad Hauptwachtmeister den Braten gerochen und rächte sich wegen des erhaltenen Verweises an den „Verschwörern“ durch allerlei Tricks. Künftig stand er eben mit dem Rücken zur Ostsee an der Wasserkante und ließ uns auf sich zu robben. An Stelle des Kommandos „Stopp“ hieß es fortan „Kehrt“, sodass wir die gesamte Strandbreite statt ein- nunmehr zweimal überwinden mussten. Lehre Nummer eins: Der Untergebene zieht immer den Kürzeren.

Alfred Leonhardt als Matrose der Seepolizei

Kommandeur der Dienststelle war Seepolizei-Kommandeur (Oberst) Gerber. Ich sehe noch heute sein hämisches Grinsen, als er während eines Nachtmarsches plötzlich auftauchte und nach dem Kommando „Tiefflieger von rechts“ Knallkörper in Richtung unserer in Deckung gegangenen Einheit warf. Dies ist an sich im militärischen Alltag nichts Besonderes, aber die verwendeten Knallkörper gehörten zur Kategorie Kanonenschläge und entsprachen, von der geringeren Splitterwirkung abgesehen, nahezu der Sprengkraft kleiner Handgranaten. Gerber desertierte übrigens am Abend des 17.Juni 1953 nach Westberlin. Er soll der CIA nahe gestanden haben und wollte sich möglicherweise den nach dem misslungenen Aufstand einsetzenden Ermittlungen durch Flucht entziehen.

Acht Wochen nach der Einberufung wurde ich ohne erkennbare Begründung mit etwa vierzig weiteren Matrosen unserer Einheit von Kühlungsborn nach Parow bei Stralsund in Marsch gesetzt. Die jetzige Marinetechnikschule war seit Juli 1950 eine Seepolizei-Schule (SPS), an der außer Matrosen und Maaten auch Kommandanten und Wachoffiziere sowie Ingenieuroffiziere für die im Aufbau befindlichen Flottillen ausgebildet wurden.

Nach der im Dezember 1951 erfolgten Gründung der Seepolizei-Offiziersschule Stralsund (offizielle Bezeichnung: „G4“, umgangssprachlich: „Schwedenschanze“) wurde Parow zur reinen Unterführer- und Mannschaftsschule und 1956 zur Flottenschule. Die Bedingungen in dem von uns bezogenen Gebäude waren im Verhältnis zu Kühlungsborn recht nobel. Nachdem innerhalb einer Woche auch aus anderen Dienststellen weitere Matrosen zugeführt worden waren, bildeten wir schließlich eine Einheit in Kompaniestärke und erfuhren erst jetzt den Sinn der Maßnahme. Wir waren „Offiziersanwärter“ geworden und befanden uns in Vorbereitung auf einen Sonderlehrgang an der Schwedenschanze.

Ostern 1953 in der Kaserne Schwedenschanze

Nunmehr wurden mir auch die Andeutungen während des Aufnahmegesprächs im Vorjahr bei der Hauptverwaltung Seepolizei (HVS) klar. Es wurde also ernst gemacht mit der als möglich in Aussicht gestellten Offizierslaufbahn.

Der Vorbereitungslehrgang lag in etwa auf dem Niveau der damaligen Mittelschule. Besonders in Mathematik und Deutsch hatte ich eine Aufstockung bitter nötig, und ich büffelte was das Zeug hielt. Den wohl entscheidenden Motivationsschub für meine gesamte Marinelaufbahn bewirkte jedoch der erstmalige Anblick von (Schul)-Kampfschiffen der VP-See im Hafen. Das in Kühlungsborn allgegenwärtige Infanterie-Empfinden wich nun endlich der Gewissheit, tatsächlich bei der Marine gelandet zu sein. Eine Exkursion zur 1.Flottille in Peenemünde und die Besichtigung „echter“, d.h. im Minenräumdienst und der Bewachung der Seegrenze befindlicher Kampfschiffe überwand schließlich die letzten Zweifel. Mein Entschluss stand fest: Ich wollte Kommandant eines solchen oder ähnlichen Schiffes werden. Voller Ungeduld fieberte ich dem Beginn der Offiziersausbildung entgegen.

Am 4.August des Jahres 1952 war es soweit. Ich gehörte der 2.Gruppe des 3.Zuges der 4.Kompanie eines zweijährigen Seeoffizierslehrganges (3.SOL) an der Schwedenschanze an. Den Colani zierten nun mit goldener Litze umrandete Schulterstücke und der linke Ärmel der Kieler Bluse trug einen goldenen fünfzackigen Stern mit einfachem Kreis für den Dienstgrad „Offiziersschüler 1.Lehrjahr“. Hatte ich bislang die Grundausbildung als den Gipfel ertragener Härte empfunden, so musste ich schnell erfahren, dass ein Gipfelsturm neben der physischen auch noch weitere Komponenten abverlangt. Vom morgendlichen Weckruf um 6Uhr bis zur Nachtruhe um 22Uhr wurde fast pausenlos gepaukt. Täglich acht Stunden.

Wenn im Objekt ein Zug besonders zackig marschierte und weithin vernehmlich „Spaniens Himmel…“ sang, dann gehörte er zweifelsfrei zur 4.Kompanie. Ein ausgesprochener Hit war das exklusiv für die Seepolizei geschaffene Marschlied „Sonnenuntergang“ mit dem Refrain:

„Sonnenuntergang, an der schönen, blauen Ostsee. Nur ein Sternlein lacht, Seepolizei, die hält Wacht.“ Allerdings kam es auch vor, dass die ganze Kompanie mit einem damals erst verpönten und später völlig verbotenen „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ oder „In einem Polenstädtchen…“ auf den Lippen durch Stralsunds Straßen marschierte, beispielsweise um kurzfristig einen Bananendampfer im Hafen zu entladen oder um den Bauern bei der Kartoffelernte zu helfen. Und wenn die Standortstreife eine Matrosenkeilerei im Ratsweinkeller oder im „Trocadero“ nicht in den Griff bekam, wurden schon mal Paschillers schnelle Truppen alarmiert.

Wir hatten den Eindruck, dass unser Leutnant bei Anfragen des Stabschefs zu „freiwilligen“ Sondereinsätzen den Finger besonders hoch hob. Aber irgendwie mochten wir ihn und nicht wenige waren gewiss wie ich später bestürzt, als man erfuhr, dass er bei einem Motorradunfall auf dem Rügendamm ums Leben kam.

Wenn im Politunterricht Marx, Engels oder Lenin erwähnt wurden, dann in der Regel im Kontext zu J.W.Stalin. Und das war nicht nur in der Armee so. Stalins wohl bekanntestes Werk „Fragen des Leninismus“ kannte und besaß ich noch aus dem FDJ-Studienjahr. Es war relativ leicht verständlich geschrieben und für die damaligen Anforderungen des gesellschaftswissenschaftlichen Unterrichts auch völlig ausreichend. Wozu Marx, Engels oder Lenin im Original lesen, wenn sich deren Erkenntnisse über die gesetzmäßigen Vorgänge der menschlichen Gesellschaft gewissermaßen im Wissen, Denken und Handeln Stalins komprimieren? Ergänzt durch Mao’s „Über den Widerspruch“ erschien auch mir der dialektische und historische Materialismus als ein in sich logisches Weltbild, das es in der Realität nur noch zu vollenden galt. Auf einen Nenner gebracht war auch ich überzeugt: Der objektiv gesetzmäßige Prozess der weltweiten Ablösung des Kapitalismus durch den Sozialismus/​Kommunismus war unwiderruflich im Gange. Der historisch überlebte Kapitalismus wehrt sich dagegen mit allen ihm verbliebenen Kräften, einschließlich militärischen. Die Verteidigung des Sozialismus ist somit eine naturhistorische Notwendigkeit und unverzichtbares Wehrmotiv der sozialistischen Armeen. Basta!

Heute glaube ich zu wissen, dass die Menschheit irgendwann einen solchen oder ähnlichen Weg zwar gehen wird. Aber so gradlinig wie er in Stalins Schablone skizziert und in meinen Vorstellungen reflektiert war, verläuft er mit Sicherheit eben nicht. Damals war für mich Stalins Weisheit schon deshalb unanfechtbar, weil sein Sieg über den deutschen Faschismus, der Inkarnation der Aggressivität des Kapitalismus, geradezu wie eine Bestätigung der Theorie erschien. Stalin war für mich Staatsmann, Kriegsherr und Wissenschaftler wie aus einem Guss.

Und plötzlich war dieser Mensch seit dem 5.März 1953 nicht mehr. Sein Tod wurde uns in einer Politinformation verkündet und mir entfuhr laut die ehrliche, wenngleich aus heutiger Sicht etwas einfältige Frage: „Wer sagt uns nun, wie es weitergeht?“ Meine Reaktion gefiel dem Politstellvertreter der Kompanie dermaßen gut, dass er sie im täglichen Info-Bericht an den Stab erwähnte. Und prompt wurde ich als Sprecher aller Kursanten in der offiziellen Trauerfeier der Offiziersschule benannt. Gewiss eine große Ehre, doch zunächst ein riesiger Trubel. Ich war beileibe nicht auf den Mund gefallen und hatte auch schon vor einigen Dutzend Leuten gesprochen. Aber hier ging es um ganz andere Dimensionen. Ablehnen kam nicht in Frage, also entwarf ich ein Manuskript, das nach mehreren Änderungen schließlich bestätigt wurde.

Als am Tag der Trauerfeier mit den goldbetressten Ehrengästen auch noch Admiral Waldemar Verner persönlich im Präsidium des riesigen Speise- und Kultursaals Platz genommen hatte, wähnte ich mich vor Aufregung dem Tod fast näher als es Stalin bereits war. Nachdem man mich aufgerufen hatte, ging ich die vielleicht 30Meter von meinem Platz bis zum Präsidium wie auf Pudding. Am Pult war nach dem ersten Satz zunächst die Stimme weg, bis mich einer der Prominenten mit einem freundlichen Kopfnicken zum Weiterreden ermunterte. Erstaunlicherweise wurde mir mein von akuter Atemnot diktiertes Stammeln während eines anschließenden Umtrunks für die Ehrengäste als aufrichtige Ergriffenheit und Anteilnahme zugestanden. Ich widersprach natürlich nicht, aber es waren die wohl schlimmsten fünf Minuten meines Lebens gewesen, und ich schwor mir, nie wieder vor einem großen Publikum zu sprechen. Ich konnte nicht ahnen, dass mir zwanzig Jahre später als Professor die fast täglichen Vorlesungen vor über 300Studenten oder Beiträge auf wissenschaftlichen und propagandistischen Konferenzen geradezu Spaß machen würden. Man sollte eben doch niemals nie sagen.

Mein Auftritt auf der Trauerfeier hatte noch ein Nachspiel. Der Politstellvertreter der Kompanie nutzte die Gunst der Stunde, mich zum Eintritt in die SED zu bewegen. Mir war dies zu jenem Zeitpunkt noch eine Nummer zu groß, und ich lehnte mit der Begründung ab, dass ich mich zu diesem Schritt noch nicht reif genug fühlte. Das war aus heutiger Sicht reiner Blödsinn. Für die Führung eines U-Bootes fühlte ich mich ja auch reif genug. Eleganter wäre es gewesen, dieses Thema mit dem Hinweis offen zu lassen, dass ich darüber nachdenken würde. Heute glaube ich zu wissen, dass sich diese Absage mit Sicherheit negativ auf meine weitere Marinekarriere auswirkte.

Ende Mai 1953 begann die sogenannte „Kommissionierung“. Es war eine erste Aussprache über die spätere Verwendung der Kursanten unseres Lehrganges als frisch gebackene Seeoffiziere. Die Gespräche dienten neben der langfristigen Personalplanung wohl auch der Stimulierung unserer Leistungsbereitschaft. Der Kommission lagen jedenfalls die bisherigen Noten und Beurteilungen jedes Kursanten vor. Kritisch wurde es für mich, als ich nach eventuellen Einsatzwünschen gefragt wurde. Immerhin durfte ich ja von der Möglichkeit einer U-Boot-Waffe in der Volkspolizei-See offiziell gar nichts wissen. Mir blieb also nur die Umschreibung mit dem Konjunktiv: „Auf alle Fälle möchte ich in den Flottendienst mit Schwerpunkt Schiffsführung und Navigation. Aber wenn die VP-See eines Tages auch mit der Torpedowaffe bestückte Schiffe erhalten sollte, dann dort. Am liebsten wäre mir ja der Einsatz auf einem U-Boot, aber dieser Typ ist ja wohl nicht vorgesehen…“

Völlig perplex war ich, als der Sprecher der Kommission, ein Fregattenkapitän, ohne Umschweife sagte: „In Ordnung. Wenn Sie Ihren jetzigen Durchschnitt von 4,5 (nach sowjetischer Notenskala; entspricht der deutschen 1,5) halten, gesund bleiben und auch sonst keinen Mist bauen, bereiten Sie sich ab Oktober nächsten Jahres auf der 1.ULA Sassnitz Dwasieden (1.Unterseeboot-Lehranstalt) auf den Einsatz als 1.Offizier/​Torpedooffizier auf einem U-Boot vor. Der Nächste bitte!“

Ich war der Größte! Von diesem Moment an legte ich in meinem ohnehin nicht geringen Ehrgeiz noch einen Zahn zu. Neben dem Dienstsport trainierte ich in der kargen Freizeit meinen Körper in einer Judogruppe und versuchte mich mit allerdings mäßigem Erfolg im Boxring. Natürlich bedankte ich mich bei meinem Torpedolehrer für seinen U-Boot-Tipp. Auch er war erstaunt, dass in der Kommission so offen über dieses vermeintliche Staatsgeheimnis gesprochen worden war. Wie ich erst viel später verbindlich erfuhr, wurden bereits im November/​Dezember 1952 die ersten Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften an die am 15.Januar 1953 offiziell eröffnete 1.ULA versetzt. Im Februar 1953 wurde ein vor Warnemünde gesunkenes U-Boot Typ VII C der Kriegsmarine gehoben und zur Volkswerft Stralsund geschleppt. Wegen der starken Beschädigungen wurde jedoch die Instandsetzung abgebrochen und das Boot verschrottet. Im Sommer 1953 sollten fünf U-Boote eben diese Typs VII C aus der Kriegsbeute der UdSSR sowie zwei sowjetische Küsten-U-Boote nach Sassnitz verlegt werden. Den Lehrgangsteilnehmern der ULA wurde mitgeteilt, dass sämtliche Boote bereits aus Kronstadt ausgelaufen seien und sich auf dem Marsch Richtung Sassnitz befinden würden. Zur gleichen Zeit wurde begonnen, den Südteil des Hafens Sassnitz als U-Boot-Stützpunkt auszubauen. Für den Zeitraum 1954 ‒1957 war geplant, in Eigenentwicklung 14U-Boote mit einer Verdrängung von je 750Tonnen auf den Werften der DDR zu bauen und in Dienst zu stellen. Für die Realisierung meiner persönlichen Perspektivplanung als U-Boot-Kommandant wären also ausreichend Schiffe verfügbar und entsprechender Bedarf an Personal vorhanden gewesen.

Alles schien demzufolge ideal zu verlaufen. Es hing scheinbar nur noch von meiner weiteren stabilen Gesundheit und einem erfolgreichen Examen als Seeoffizier ab. Obwohl bis zu dem anschließenden Lehrgang an der U-Boot-Lehranstalt noch mehr als ein Jahr ins Land ging, versuchte ich in den Kabinetten so viel wie möglich Informationen über die U-Boot

Fregattenkapitän a. D.Harald Richter

In der Personalabteilung der Hauptverwaltung Seepolizei (HV S) 1950/​51

Als 1949 die ersten Volkspolizei-Bereitschaften geschaffen wurden, meldete ich mich mit zahlreichen anderen FDJ-Mitgliedern freiwillig und trat im September 1949 in der 1.Bereitschaft Sachsen in Leipzig meinen Dienst als VP-Anwärter an. Zu Stalins Geburtstag am 1.Dezember 1949 wurde ich zum VP-Wachtmeister ernannt und im Januar 1950 zur Leitstelle der Hauptverwaltung Ausbildung HVA in Mecklenburg, nach Primarwald bei Güstrow versetzt

Ernennungsurkunde des Seepolizei-Anwärters Harald Richter

Im Mai 1950 wurde ich als Hauptwachtmeister von der Leitstelle Mecklenburg zur HVZ (Hauptverwaltung zur besonderen Verfügung) nach Berlin-Adlershof, Rudower-Chaussee, dem Sitz der HVA versetzt. Hier bildete sich der Aufbaustab der zu schaffenden Seepolizei. In allen Presseorganen der DDR wurde nun für interessierte und geeignete männliche und weibliche Personen für den Aufbau der Seepolizei geworben. Wir freuten uns über jede eingehende Bewerbung. Bald bekamen wir eine eigene Dienststelle und verlegten mit dem noch kleinen Personalbestand des Aufbaustabes einschließlich unserer Schreibtechnik in einem Bus nach Berlin-Wilhelmsruh, Kurze Straße 1, in das ehemalige Verwaltungsgebäude von VEB Bergmann Borsig. Die Hauptabteilung P (Personal), zu der ich gehörte, wurde von Chefinspekteur Fischer geleitet. Sie bezog Zimmer im unteren Stockwerk rechts. Ich bin deshalb überrascht und froh, dass ich in dem von Steffen-Verlag editierten interessanten Buch „Die Volksmarine“ von Dieter Flohr und Peter Seemann auf Seite 13 meinen alten Dienstsitz im Foto sehen konnte. Mit VP-Rat Pankow bearbeitete ich das Hausreferat innerhalb der Personalabteilung und hatte dabei mit den Genossen Dagobert Teuber (VP-Rat) und Hans-Joachim Hörnicke (VP-Oberkommissar) engen Kontakt. Bald füllten sich die Schränke mit Personalakten die ich zu verwalten hatte von Neueinstellungen aus dem „Zivilen Sektor“ bzw. Zuversetzungen von der Volkspolizei. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als Wilhelm Ehm als VP-Oberkommissar eingestellt wurde und auch VP-Hauptwachtmeister Heinz Augustin, der spätere Chef Nachrichten der Marine, mit großem Marschgepäck von der VP-Schule Pirna zu uns versetzt wurde. Auch daran, dass Johannes Wesolek (später Schriftsteller) mit seinem roten Privatauto, einen offenen Ford-Eifel, auf unseren Parkplatz rollte und dann als VP-Inspekteur und erster Chef Nachrichtenwesen eingestellt wurde, kann ich mich noch gut entsinnen. Wir waren stolz, dass zahlreiche Frauen und Männer unserem Aufruf folgten und durch diese Zuversetzungen bzw. Neueinstellungen die ersten Dienststellen geschaffen und mit Personal besetzt werden konnten.

Der Sitz des Aufbaustabes der Seepolizei im Verwaltungsgebäude von Bergmann-Borsig in Berlin-Wilhelmsruh

Eine leicht unangenehme Sache ist mir jedoch auch nicht entfallen. Als Waldemar Verner (bis dahin 1.Kreissekretär der SED in Stralsund) die Führung der Hauptverwaltung Seepolizei als Generalinspekteur übernahm, war es unter anderem meine Aufgabe, wie bei jeder anderen Einstellung oder Zuversetzung, die entsprechende Weisung an die Finanzabteilung zur Auszahlung der Bezüge zu geben. Bei höheren Dienstgraden waren die Besoldungsgruppen gestaffelt, bei VP-Kommandeuren nach VI und VII und eben bei Generalinspekteuren nach I undII. In der Regel wurde, wenn nicht anders festgelegt, nach einer gewissen „Probezeit“ erst nach der höheren Besoldungsgruppe gezahlt. Da ich keine besondere Weisung erhielt, nahm ich an, dass diese Variante auch bei Waldemar Verner zuträfe. Beim ersten Gehaltstag wurde ich schon eines Besseren belehrt. Verner suchte nun den Verantwortlichen, der ihn so kurz gehalten hatte und wurde bei mir fündig. Bei dem darauf folgenden Rapport, bei dem ich ihn „treu“ meine Unschuld nachwies, da ich keine andere Weisung erhalten hatte, schmunzelte er und verlangte eine sofortige Beendigung „seiner Probezeit“.

Delegation der Seepolizei zumIII. Parteitag der SED 1950.Da die Industrie noch keine Kieler Blusen geliefert hatte, musste der Colani (Winterjoppe) zur weißen Tellermütze getragen werden. Harald Richter ganz rechts im Bild

Eine Episode mit einem unrühmlichen Hintergrund, die auch in diese Zeit fiel, betraf den VP-Rat Kasprik. Der mit dem Ehrenzeichen der Volkspolizei Ausgezeichnete wurde in der Hauptverwaltung Seepolizei (HVS) als Hauskommandant eingestellt. Nach kurzer Zeit setzte er sich jedoch nach Westberlin ab und nahm u.a. das Nachweisbuch über die Ausgabe der Hausausweise mit den persönlichen Angaben aller Angehörigen der HVS mit. Nachdem er durch die westlichen Geheimdienste „abgeschöpft“ worden war, sprach er über den Sender RIAS und plauderte über alle Einzelheiten der HVS. Besonderen Wert legte er dabei darauf, das Dienstzimmer Verners als „Luxuszimmer“ darzustellen, um den Unterschied zur gebotenen Bescheidenheit herauszuarbeiten.

Es gab jedoch auch humorvolle Situationen. So beschaffte der für die Ausstattung der Dienstzimmer mit Büromaterialien und anderen Geräten eingesetzte VP-Rat Soberski einen Container voll Radiergummi sowie Briefbeschwerer in Form einer Kogge, deren Segel mit dem Bild der Mutter Gottes Maria versehen war. Er hätte dies sehr preisgünstig erwerben können, versuchte er sich aus der Schlinge zu ziehen.

Ein VP-Meister Drebing holte sich wiederum beim Chef für Versorgung, Inspekteur Blechschmidt, die Genehmigung, einige angeblich beim Transport schwer beschädigte Nähmaschinen aussondern zu dürfen. In Wirklichkeit war der Schaden jedoch nicht so gravierend, sodass er auch anderen Offizieren solche Maschinen zukommen ließ, die diese wiederum ihren Frauen zu Weihnachten schenkten. Als der Vorgang auffiel, mussten die „Weihnachtsgeschenke“ wieder eingezogen werden und Drebing zum Rapport bei Verner erscheinen. Dort hagelte es natürlich mächtig, aber Drebing kniete vor Verner nieder und schwor beim Barte von Walter Ulbricht, dass er das dafür eingenommene Geld vollzählig bei der Kasse abgerechnet habe. Der „Vorzimmerlöwe“ von Verner, VP-Rat Viereck, bestätigte später lachend diesen Vorgang

Anlässlich desIII. Parteitages der SED traten wir als Seepolizei erstmalig in Uniform als Begrüßungseinheit vor der Werner-Seelenbinder-Halle auf. VP-Inspekteur Walter Steffens führte unseren Marschblock an. Während die Offiziersdienstgrade bereits mit kompletten Uniformen ausgestattet werden konnten, wurden für die Matrosendienstgrade die weißen Kielerhemden nicht rechtzeitig bereitgestellt. Wir mussten deshalb entgegen der Vorschrift mit Überzieher (der Collani wurde im Winterhalbjahr getragen, der Hrsg.) und weißer Tellermütze antreten.

Dieses Foto vom Nationalkongress in Ostberlin erschien 1950 in einer Westberliner Zeitung. Rechts Harald Richter, dahinter Heinz Irmscher

Bei einem späteren Auftreten als Begrüßungseinheit zum „Ersten Nationalkongress“ wurden wir u.a. von Westberliner Reportern fotografiert. In einer Westberliner Illustrierten erschien dann ein Foto mit folgendem Untertitel: „Auf dem Ersten Nationalkongress der Sowjetzone: Deutsche Ostmarine von morgen. Mit ihren blauen Uniformen und weißen Mützen gewannen bei der Massendemonstration im Berliner Lustgarten von allen Teilnehmern die Angehörigen der „Seepolizei“ besonderen Beifall.“

Bei Zuversetzung von Personen aus den Reihen der VP war die Eingruppierung zu den Besoldungsgruppen kein Problem, da sie größtenteils mit ihren ehemaligen Dienstgraden so übernommen und eingestuft wurden. Komplizierter war es schon, wenn Personen aus dem sogenannten zivilen Sektor zu uns kamen. Hier wurde in erster Linie der letzte Verdienst zu Rate gezogen und mit den Besoldungsgruppen in Übereinstimmung gebracht. Dies führte dann manches Mal zu recht „komischen“ Erscheinungen, wenn z.B. schon etwas ältere und beleibte Personen, die erstmalig Uniform trugen, plötzlich als höhere Dienstgrade erschienen. Da für diese Personen die Uniformen in Maßanfertigung hergestellt werden mussten, konnte es auch vorkommen, dass man sich nach eingehender Überprüfung der Kaderunterlagen wieder von einigen verabschieden musste, bevor alle Uniformstücke fertig gestellt waren.

Befehl über die Versetzung von Angehörigen der VP-Bereitschaften zur Seepolizei

Befehl über die Versetzung von Angehörigen der VP-Bereitschaften zur Seepolizei

Aufgrund eines Befehls wurden 1951Angehörige der VP entlassen, die sich in westlicher Kriegsgefangenschaft befanden hatten. Da ich persönlich noch als 16-Jähriger 1945 zur Wehrmacht eingezogen wurde und bis 1947 in Italien in englischer Kriegsgefangenschaft war, wurde aufgrund meines Alters dieser Befehl für mich „abgeschwächt“. Man entschied sich, mich auf einem anderen Posten mit weniger „Struktur- und Personaleinblick“ einzusetzen. Die Rückwärtigen Dienste waren deshalb mein neues Aufgabengebiet bis zu meinem Dienstausscheiden 1988 mit 60

Obermeister a. D.Günter Gilardoni

Der Aufbau des Signalwesens

Im April 1942 machte ich meine Gesellenprüfung und meldete mich sofort als Freiwilliger zur Kriegsmarine. Am 1.Oktober 1942 wurde ich nach Danzig/​Langfuhr eingezogen. Nach der Einkleidung in Gotenhafen ging es weiter nach Leba bei Lauenburg in Pommern. Nach dortiger Grundausbildung kam ich zur Marinenachrichtenschule in Waren/​Müritz zum Signallehrgang. Vorkenntnisse waren ja durch die Marine HJ vorhanden. Danach kam die Kommandierung zur Küstenschutzflottille Pommernküste nach Swinemünde, wo ich Dienst auf verschiedenen umgebauten ehemaligen Fischereifahrzeugen machte. Törnweise versah ich Dienst auf den Feuerschiffen Minser Sand vor Kolberg und dem Feuerschiff „Bremen II“ vor Arkona. Nach einer Umprofilierung der Flottille zurII. Sicherungsflottille wurde ein Teil unserer Boote nach Rügenwaldermünde verlegt, von wo aus der Zwangsweg bis nach Großendorf (Beginn der Halbinsel Hela) ständig von Minen zu räumen war. Obwohl ich ja nur Signäler war, erlernte ich sehr schnell den Umgang und das Arbeiten mit verschiedenen Minensuchgeräten. Bis zum Kriegsende blieb ich bei der Flottille und machte den Rückzug sowie zahlreiche Flüchtlingstransporte aus der Danziger Bucht unmittelbar mit. Den Abschluss bildete der Ausbau Swinemündes zur Festung. Kurz vor dem Einmarsch der Russen verließen wir Swinemünde in Richtung Westen (Stubbekjöbing). Dort erhielten wir die Nachricht von der Beendigung des Krieges. Mit Zwischenaufenthalten in der Eckernförder Bucht, in der Geltinger Bucht und in Schilksee/​Strande kam ich ins Lager in Heide, wo dann meine Entlassung aus der Kriegsmarine erfolgte.

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