Im Dienst der Volksmarine II - Dieter Flohr - E-Book

Im Dienst der Volksmarine II E-Book

Dieter Flohr

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Beschreibung

"Im Dienst der Volksmarine II" beschreibt die Entwicklung, Ziele und Aufgaben sowie das Ende der Volksmarine der DDR, kleinste Teilstreitkraft der Nationalen Volksarmee. Im Mittelpunkt der Publikation stehen die zahlreichen Erlebnisberichte der Soldaten und Offiziere - ausführlich, kompetent und nicht zuletzt kritisch. Sie alle zeugen vom oft aufopferungsvollen Wirken der Gestalter der Volksmarine und geben einen realen Einblick in die Geschichte einer Waffengattung, die aufgrund ihrer Bedeutung bei der Verteidigung der Küsten der DDR und der mit ihr verbündeten Staaten eine Schlüsselrolle einnahm. "Im Dienst der Volksmarine II" würdigt die Männer und Frauen in Uniform und in Zivil, gibt ihnen eine Stimme und Gesichter. Neben Zeitzeugenberichten enthält diese Anthologie Reportagen und Porträts, die zur Gesamtaussage der bebilderten Publikation beitragen und ein Stück Militär-Geschichte erlebbar machen.

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Seitenzahl: 337

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Dieter Flohr (Hrsg.)

Im Dienst der Volksmarine II

Zeitzeugen berichten

Steffen Verlag

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1.Auflage 2014 (entspricht der 1. gedruckten Auflage von 2013)

© Steffen Verlag

Steffen GmbH, Erich-Weinert-Straße 138, 10409Berlin

Tel.: (030)41935008, www.steffen-verlag.de, [email protected]

1.digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort des Herausgebers

Fregattenkapitän a.D. Günter Larisch

Wir gehörten zu den Ersten

Obermatrose a.D. Heinz Kraus †

Als ich der jüngste Matrose der Seepolizei war

Fregattenkapitän (Ing.) a.D. Egon Wirth

Befehl: Minen räumen! Aber wie?

Fregattenkapitän (Ing.) a.D. Dieter Flohr

Der Mann des Anfangs: Felix Scheffler

Kapitän zur See a.D. Ulrich Korn

Der erste Elektro-Nautiker-Lehrgang

Fregattenkapitän a.D. Karl-Heinz Kremkau

Weißer Schimmel an Bord

Kapitän zur See Rudolf Vorsprach †

Mein Weg zur Marine

Oberleutnant (N) a.D. Joachim Bickel

Grußerweisung im Doppelpack

Fregattenkapitän a.D. Karl-Heinz Kremkau

Der Mittelwächter mit Aal

Obermeister a.D. Rolf Ulrich

Die unvorhersehbare Übung

Kapitän zur See (Ing) a.D. Gerhard Vandreyer, Fregattenkaptän (Ing) a.D. Egon Wirth

Strom für Greifswald

Obermeister a.D. Rolf Ulrich

Die Schrägpeilung

Fregattenkapitän a.D. Bernhard Clauder

Mit blauem Auge davongekommen

Oberleutnant (N) a.D. Joachim Bickel

Ein Seesack voll Musik

Stabsmatrose a.D. Dieter Gaasenbeek

Zur Grundausbildung in Parow

Fregattenkapitän a.D. Jürgen Kahl

Handballhochburg Schwedenschanze

Stabsmatrose a.D. Dieter Gaasenbeek

Mein Einsatz in der Flottille

Fregattenkapitän a.D. Karl-Heinz Kremkau

Un ballo in maschera oder Der Marinemaskenball vor Danzig

Stabsmatrose a.D. Dieter Gaasenbeek

Als Pantry auf KSS-702

Stabsmatrose a.D. Dieter Gaasenbeek

Drei Tage Knast

Diplom-Journalist Lothar Lentz

Erlebte Volksmarine

Nach einem Zeitungsbericht von Fregattenkapitän a.D. Horst Westphal

„Feuer im Schiff!“

Kapitän zur See a.D. Klaus Hempel

„Habe Flugzeug an Bord!“

Stabsmatrose a.D. Dieter Gaasenbeek

Ein sanitärer Kulturschock

Korvettenkapitän (Ing.) a.D. Olaf Pestow

Der RADOM-Dummy auf der „Parchim“ II

Fregattenkapitän a.D. Musikdirektor Walter Hoffmann

Mit „klingendem Spiel“

Korvettenkapitän (Ing.) a.D. Olaf Pestow

Praktikum auf einem Kreuzer

Kapitän zur See a.D. Dr. Gerd-Erich Neumann

Tripolis, Sewastopol und Piräus

Kapitän zur See a.D. Horst Blanke

Dienst in der Schwarzmeerflotte

Korvettenkapitän (Ing.) a.D. Olaf Pestow

Der Verlust der „Teterow“

Kapitän zur See a.D. Günter Leithold

Im Winterkampf 1978/79. Die Volksmarine war auch in der Luft präsent

Stabsmatrose a.D. Alexander Jenak

Seeförster, so nannte man uns

Fregattenkapitän (Ing.) a.D. Dieter Flohr

Bei den Husaren zur See

Fregattenkapitän (Ing.) a.D. Joachim Domhardt

Geplant für den militärischen Einsatz

Kapitän zur See Prof. Dr.-Ing. habil. Klaus Henning

Eine Sache der Ehre

Vizeadmiral a.D. Hendrik Born

Auf Kurs zur Auflösung der Volksmarine

Kapitän zur See a.D. Prof. Dr.-Ing. habil. Klaus Henning

Ausbildung an der OHS– eine kritische Nachbetrachtung

Fregattenkapitän a.D. Peter Brand Kapitän auf Großer Fahrt

Nur ein Bündel bunten Flaggentuchs? Mit dem Museumsschiff Eisbrecher „Stettin“ nach Wismar und Warnemünde

Fregattenkapitän (Ing.) a.D. Dieter Flohr

Husarenstreich am Strelasund

Kapitän zur See a.D. Wilhelm Reiss

Hilfe zum Berufswechsel

Fregattenkapitän a.D. Manfred Usczeck

Soldat in zwei Marinen

Anhang

Anlage I

Anlage II

Literatur

Maritimes Abkürzungsverzeichnis und Worterklärungen

Bildquellen

Herausgeber/Autor

Minenleg- und Räumschiffe des Typs „Krake“ im Stützpunkt

Parade der Seepolizei am 1.Mai 1952 in Berlin

Vorwort des Herausgebers

Das Echo auf den ersten Band „Im Dienst der Volksmarine– Zeitzeugen berichten“ war sehr hoch. Wie nicht anders zu erwarten, erhielt ich zahlreiche Leserzuschriften, die darauf aufmerksam machten, dass verschiedene Lebensbereiche und wichtige Episoden im Leben der Volksmarine noch keine Erwähnung gefunden hatten. Auch meldeten sich viele Kameraden, die ebenfalls gerne noch Beiträge aus ihren Erlebnisschätzen beigesteuert hätten.

Das hat den Steffen Verlag bewogen, eine Fortsetzung der Zeitzeugenberichte in die Planung aufzunehmen. Ich bin dieser Bitte erfreut nachgekommen, zumal sich dadurch auch die Möglichkeit ergab, die vorhandenen „Lücken“ nun durch die Vergabe von Aufträgen an ganz bestimmte Autoren zu schließen.

Das nun vorliegende Werk setzt nicht nur die bewährte Erinnerungsreihe fort, sondern vermittelt auch die komplizierten Bedingungen in der Volksmarine in ihrem letzten Jahr. Zugleich wird auch deutlich, dass es trotz der tiefen Lebenseinschnitte, die das Ende der Marinezeit vielen Berufssoldaten bescherte, auch ein Leben danach gab und dass sich die Mehrheit der Mariner auch im zivilen Leben und unter neuen gesellschaftlichen Verhältnissen sehr gut behaupten konnten– und noch immer können.

Alles in allem spiegelt auch der vorliegende Band die einzigartige Entwicklung einer deutschen Marine wider– von simplen Anfängen bis zu einer international anerkannten und leistungsfähigen Seestreitmacht.

In diesem Sinne ist das Buch auch ein weiteres Stück lebendiger deutscher Marinegeschichte.

Allen Lesern wünsche ich viel Vergnügen beim Lesen.

Dieter Flohr

Fregattenkapitän (Ing.) a. D.

Fregattenkapitän a. D.Günter Larisch

Wir gehörten zu den Ersten

Angefangen hatte es eigentlich mit demIII. Parteitag der SED im Juli 1950.Zum ersten Mal trat dort eine geschlossene Formation der soeben gegründeten Seepolizei in der Öffentlichkeit auf. Die Zeitungen berichteten ausführlich und mit viel Werbung darüber, auch die DEFA-Wochenschau „Der Augenzeuge“.

Zur Begrüßung der Delegierten marschierten Offiziere und Matrosen demonstrativ im preußischen Gleichschritt und in schneidigen Uniformen in die Berliner Werner-Seelenbinder-Halle, dem Tagungsort, ein. Damit hieß es „Signal vor!“– und auf die Ausführung brauchte wahrlich niemand lange zu warten. Die maritime Abstinenz war offensichtlich überwunden. Aus allen Gegenden der DDR strömten wir herbei, junge, gesunde Burschen. In uns war die Liebe zur See, zur Seefahrt und zur Marine unauslöschlich verwurzelt. So trieb es uns an die mecklenburgisch-pommersche Küste, die alte Marinegarnison Stralsund war unser Ziel.

Voller Mut und angefüllt mit wunderbaren Erwartungen verließen wir, die ersten Freiwilligen, am späten Abend des 5.August 1950 die tabakverqualmten Abteile des D-Zugs aus dem Süden. Auf dem Bahnsteig atmeten wir tief durch. Eine nordische Nacht umfing uns. Es war, als röchen wir schon das unendliche freie Meer.

Wir erkannten uns gegenseitig sofort, obwohl wir uns zuvor noch nie gesehen hatten. Lag es vielleicht am Habitus, am forschen, zielstrebigen und ein wenig militärisch betontem Schritt? Wir gingen aufeinander zu, in vorweggenommener kameradschaftlicher Verbundenheit.

Wortfetzen sprangen durch die Nacht, von einem zum anderen. So näherten wir uns der hell erleuchteten Bahnhofshalle, in den Händen alte zerschrammte und verbeulte Vorkriegskoffer. Kaum, dass wir die schmalen Bahnsteigsperren passiert hatten, standen wir plötzlich vor einem Mann in schmucker Matrosenuniform. Breitbeinig, die Arme auf dem Rücken in der Höhe der Gürtellinie verschränkt, hatte sich dieser prächtig und bedeutungsschwer in der Halle aufgebaut. Die Bändermütze mit dem weißen Bezug trug er fesch auf dem schmalen länglichen Kopf. Aus dem sonnengebräunten Gesicht ragte eine respektable Adlernase heraus.

„Zur Seepolizeischule?“

Zustimmendes allgemeines Murmeln.

„Sie sammeln sich draußen auf dem Bahnhofsvorplatz!“

Wir schlossen die Hände noch fester um die Griffe unserer Koffer und beeilten uns, dieser Aufforderung nachzukommen.

Angehörige von VP-Bereitschaften sind zur Eröffnung der Flottenschule in Stralsund– Parow angetreten

Vor dem Bahnhof stand ein LKW. Das Gepäck wurde abgestellt und grüne Zigarettenschachteln mit der weißen Aufschrift „Turf“ hervorgekramt. Beim Rauchen kam man sich schnell näher und es wurden erste Gespräche geführt. Es wurde hin und her gefragt: Wann und wo wer vor 1945 gewesen war, wer bereits gedient hatte, wer noch nicht. Und natürlich gaben die sogenannten „alten Hasen“ den Ton an. Da war die Rede von einer siebenten SStA Stralsund, von Schlicktown, von einer zweiten ULD, von der siebenten U-Flottille Sr. Nazaire, von der AGRU-Front, von der Steuermann-Schule Gotenhafen, von M-Böcken und VII-C-Booten.

Der Mann in der Matrosenuniform unterbrach uns. „Zigaretten aus! Gepäck aufnehmen und aufsitzen!“ Laut knatternd und wild rüttelnd setzte sich der altersschwache HORCH in Bewegung. Es ging hinaus aus der Stadt, an der Schwedenschanze vorbei, an der Stelle, an der die schmale Straße in die breite Chaussee einmündete, tauchte im Lichtkegel der Autoscheinwerfer für Sekunden ein gelbes Hinweisschild auf. Es zeigte den letzten Kilometer bis zu unserem Zielort an. Unter einem in die Höhe gestoßenen Schlagbaum fuhr der Wagen mit uns künftigen Seefahrern in das Objekt Parow hinein. „Alles absteigen! Gepäck abstellen und antreten!“, schmetterte eine forsche Stimme. Dann standen wir in unseren Zivilklamotten in Reih und Glied und bemühten uns sogar, uns auszurichten.

Der Seepolizeianwärter Günter Larisch (rechts) noch in VP-Uniform

Von der Seite her näherte sich eine Gruppe von Offizieren. Sie bewegte sich in den Lichtkreis einer großen Lampe, die an einem Mast befestigt leicht im Nachtwind baumelte. Die Offiziere trugen die blauen Uniformen der VP, Hauptverwaltung Ausbildung. Zwei, drei Mann trugen bereits Marineuniform.

Aus dieser Gruppe löste sich ein Offizier von etwa 40Jahren. An den Ärmeln seines Uniformrocks waren vier goldene Kolbenringe zu erkennen. Der Mann war hochgewachsen und zeigte eine straffe Körperhaltung. Leicht lächelnd trat er vor uns hin. Er legte zum Gruß die rechte Hand an den goldbestickten Mützenrand. „Kameraden Seepolizeianwärter!“, tönte seine volle Stimme mit hamburgischem Tonfall, „ich begrüße Sie an der Seepolizeischule Parow. Ich bin Inspekteur Walter Steffens und Leiter dieser Schule. Sie sind unsere ersten Zugänge. Ihre Aufgabe wird es sein, die Dienststelle aufzubauen. Gleichzeitig beginnt für Sie die Ausbildung. Das heißt, die Grundausbildung: Sich in der Gruppe, im Zug und in der Kompanie bewegen zu lernen.

Ganz wichtig für Sie wird die seemännische Ausbildung sein. Unsere fahrenden Einheiten brauchen junge Besatzungen, Mannschaften, Unterführer und Offiziere. Es wird nicht leicht sein, was Sie erwartet, aber Sie werden es schaffen.“ Damit war die Begrüßung beendet. Wenig später fielen wir todmüde auf harten Holzbetten in einen kurzen Schlaf, aus dem wir mit deftigen Reise-Reise-Sprüchen und großem Krawall herausgerissen wurden. „Klarmachen zum Frühsport! Anzug freier Oberkörper, mit Waschzeug und Zahnbürste!“ Wir hampelten auf den Stuben zwischen Kojen und Spinden hin und her, suchten in den Koffern unsere Sachen zusammen und behinderten uns dabei gegenseitig. Es mochten etwa 100Mann sein, die über lange geflieste Korridore geräuschvoll und stoßend ins Freie strebten.

Vor dem Häuserblock empfing uns ein tiefblauer Sommerhimmel und wärmender Sonnenschein, außerdem ein streng dreinblickender Offizier, unser Kompaniechef, wie wir in den nächsten Minuten erfuhren. Abwartend und mit viel Geduld sah er sich das Gedränge, welches die einhundert Mann veranstalteten an. Ohne einen Gesichtsmuskel zu verziehen, nahm er das Unmilitärische dieser Situation zur Kenntnis. Es war wie auf einem Schulhof zur großen Pause. Schließlich begab er sich strammen Schrittes und in vorzüglicher soldatischer Haltung zu einer Stelle vor dem Unterkunftsblock, von der aus er gut gesehen und noch besser gehört werden konnte. Laut und langgezogen hallte seine befehlsgewohnte Stimme in den frühen Morgen hinein:

„Neuzugänge. Aaachtung!!“

100 junge Männer fuhren auf und alle Blicke richteten sich auf den Offizier, der mit seiner Stimme in ihnen einen längst tot geglaubten Impuls ausgelöst hatte. Ihre Körper strafften sich, so, als befände sich in ihnen ein Motor, der nur darauf gewartet hatte, erneut in Gang gesetzt zu werden. Die Füße wurden in die militärische Grundstellung gebracht und die Köpfe angehoben. Wer hätte das gedacht. So etwas nach 1945! Das Durcheinander war einer förmlichen Erstarrung gewichen.

Wenig später standen wir Neuzugänge der Größe nach in Reih und Glied und in halbwegs militärischer Ordnung im Rührt Euch.

„Ruhe im Glied! Sie gehören ab sofort zur 1.Kompanie und ich bin Ihr Kompaniechef. Merken Sie sich das. Im nächsten Unterkunftsblock ist die 2.Kompanie untergebracht. In diesem Jahr soll noch eine 3.Kompanie aufgestellt werden. Ganz vorn, im Block 1, befinden sich der Stab und die Schulleitung.“ Wir erfuhren auch noch, wo die Küche und der Speisesaal untergebracht waren.

Nachdem der Kompaniechef, ehemaliger Obersteuermann der Kriegsmarine, jetzt im Offiziersrang Seepolizeikommissar, auch noch den Kompanie PK (das war der Offizier für Politik und Kultur) vorgestellt hatte, rückten wir zum Frühsport ab. Die Führung hatte nun der Innendienstleiter (Spieß) der Kompanie, ein Oberwachtmeister.

Im Dauerlauf ging es vorbei an einer alten halbverrosteten Wasserpumpe– wie wir erfuhren, vorerst die einzige Wasserquelle für uns– hinunter zum Strelasund. Mit Seife, Zahnputzzeug und Handtuch wateten wir in die kühlen Fluten. Fünf Minuten waren für Waschen und Zähneputzen eingeplant. Niemand von uns hatte zuvor in einem solchen Gewässer die Zähne putzen müssen. „Das Wasser ist sauber, da können Sie ganz unbesorgt sein“, hatte der Innendienstleiter lauthals versichert. „Aber jetzt haben wir ja Sie. Da wird die neue Wasserleitung bald sprudeln.“

Sollte dies etwa die Seefahrt sein? Das reale Leben hatte uns mal wieder eingeholt. Offenbar wurde von uns Nachkriegsmenschen erneut der Griff zu Hacke, Spaten und Schaufel verlangt. Dabei wollten wir doch nur an Bord und hinaus auf die See. Keiner wollte schon wieder Maulwurf sein.

Eines der Küstenschutzboote „Seekutter“ auf denen die ersten Absolventen der Offiziersschule zum Einsatz kamen

Sehnsuchtsvoll schauten wir über die stille Wasserfläche des Strelasunds und nach links, wo das unendliche und wogende Meer liegen sollte. Wir waren ungeduldig, wollten zur See, aber recht bald wuchs die Erkenntnis, dass gute Seefahrt auch gut vorbereitet sein will und dass dazu auch die Verhältnisse stimmen müssen. Das kostete selbstverständlich viel Arbeit und viel Zeit. Wir aber waren willig und bereit, das Notwendige zu tun.

Die fahrenden Einheiten, wie damals die an zwei Händen abzuzählenden Boote bezeichnet wurden, beflügelten uns in unserem Lerneifer. Und so wurden wir disziplinierte, ordentliche und zuverlässige… ja, was eigentlich? Seepolizisten? Nein. An den Polizeistatus unserer Truppe glaubte sowieso kein Mensch. Sagen wir einfach: Die künftige Marine konnte mit ihren Neuzugängen rechnen.

In Parow wurde mobil gemacht. Das zweite Halbjahr 1950 galt der Vorbereitung der im Januar 1951 beginnenden Mannschafts-, Unteroffiziers- und Offizierslehrgänge. Im Vordergrund standen die militärische Grundausbildung mit dem sogenannten Marinebuschkrieg (Landkampf) und die theoretische und praktische seemännische Ausbildung. Dabei fehlte es oft an vielen Ecken und Kanten, selbst an Tauwerk für das Erlernen der Knoten und Spleiße.

Die politische Schulung fand regelmäßig statt, hielt sich jedoch in normalen Grenzen im Verhältnis zur Fachausbildung. In den Kompanien wurden SED- und FDJ-Gruppen gebildet, deren Aufgabe darin bestand, positiven Einfluss auf die militärische Disziplin und Ordnung zu nehmen und die Ausbildung zu unterstützen, indem sie ihre Mitglieder dahingehend erzogen, Vorbild zu sein. Dieses Bestreben wurde natürlich nicht dem Zufall überlassen. Übergeordnete Leitungen gaben Instruktionen und Empfehlungen nach unten weiter. Die spätere Allmacht der Partei- und Politapparate gab es in den Anfangsjahren noch nicht.

Signalgast der Seepolizei in der Dienstuniform, die den U-Boot-Päckchen der Kriegsmarine nachempfunden waren.

Nachdem wir Neuzugänge gelernt hatten, soldatisch aufzutreten, durften wir uns auf den ersten Landgang vorbereiten. Zuvor jedoch wurden wir feierlich für eine Dienstzeit von drei Jahren verpflichtet. Wir unterzeichneten die Verpflichtungserklärung im Parower Speisesaal, welcher für diesen Akt vorbereitet worden war. Einzeln und mancher sicher auch mit klopfendem Herzen traten wir nach vorn an den quer gestellten Tisch, hinter dem die Obrigkeit Platz genommen hatte. Die Unterschrift wurde durch einen Händedruck des Generalinspekteurs der Seepolizei, Waldemar Verner, besiegelt. Er hatte für jeden ein persönliches Wort übrig. So war das damals.

Anschließend fand der erste Landgang nach Stralsund statt– allerdings unter der Führung unserer Vorgesetzten und in Gruppen. Wer von uns „Südländern“ kannte denn schon die Stadt? Bevorzugte Ziele waren der Schweriner Hof, Cafe Mehlert, der Ratsweinkeller und das Trocadero.

Im Januar 1951 gab es den ersten großen Appell in Parow. Jetzt in Marineuniform, Anzug erste Garnitur, waren die Kursteilnehmer von sechs Kompanien und die Angehörigen des Stabs angetreten. Feierlich wurde durch die Schulleitung der Ausbildungsbeginn von drei Mannschaftskompanien, zwei Unterführerkompanien und einer Offizierskompanie erklärt.

Mit diesem Personalbestand sollte die noch kleine, aber sich entwickelnde Flotte aufgefüllt werden. Um dieser sich abzuzeichnenden Entwicklung gerecht zu werden, hatte man nicht aufgehört, die Werbetrommel zu rühren. Im Land gab es ja noch genügend kriegserfahrene ehemalige Angehörige der Kriegsmarine, darunter auch frühere Offiziere. Und so wurde kurzerhand ein Sonderlehrgang für diese Personen entwickelt. Aufgabe war es, in wenigen Monaten geeignete Führungskräfte zur Verfügung zu haben. Für diesen Sonderlehrgang kamen nur ehemalige Fähnriche, Leutnants und Oberleutnants in Frage, Kapitänleutnants waren schon seltener. Die Führung der Seepolizei achtete darauf, dass nur ausgewählte und durchleuchtete Kader in leitende Positionen der künftigen Marine gelangten.

Ende 1951 verließen die ersten Mannschaften und Unterführer hervorragend ausgebildet die Schule Parow und wurden in die Flotte versetzt. Die Offizierskompanie, bestehend aus zwei seemännischen Zügen und einem Ingenieurszug, seit Februar 1952 auf der Schwedenschanze untergebracht, beendete im Dezember 1952 die Ausbildung. Die Offiziersschüler wurden zu Unterleutnanten zur See ernannt. Von Ausnahmen abgesehen, erhielten sie die Kommandierungen nach Peenemünde und Wolgast. Als Erste Wachoffiziere und Leitende Ingenieur-Offiziere auf R-Booten

Obermatrose a. D.Heinz Kraus †

Als ich der jüngste Matrose der Seepolizei war

Es war das Jahr 1951.Ich hatte soeben meinen Facharbeiterabschluss als Weber bestanden, da las ich in der Zeitung „Junge Welt“ einen bebilderten Artikel über die gerade gegründete Seepolizei der DDR. Auch die Jugend wurde dazu aufgerufen, deren Reihen zu stärken. Das, so dachte ich, könnte doch eine Herausforderung für mich sein. Dabei hatte ich nur ein Problem– ich war einfach noch zu jung: Ich war gerade 16Jahre alt. Was tun? Einfach bewerben? Da hatte ich doch einige Zweifel. Eine Weile schwankte ich hin und her, dann musste mich wohl der Teufel geritten haben. Ich setzte mich hin und bewarb mich bei der Hauptverwaltung Seepolizei (HVS) in Berlin-Schöneweide. Bald darauf bekam ich tatsächlich Antwort aus Berlin und in der Anlage die Bewerbungsunterlagen, die ich ausfüllen und einreichen sollte.

Damit hatte ich wieder ein Problem, das ich aber „geschickt löste“, indem ich mein Geburtsjahr 1935 so schrieb, dass man die letzte Zahl 5 sowohl als 5 als auch als eine 3 lesen konnte– und in der HVS las man dann tatsächlich eine Drei. Ich war nun 18Jahre alt!

Matrose Kraus

Schon bald darauf erhielt ich die Aufforderung, mich am 28.Dezember 1951 in Berlin zur Eignungsprüfung einzufinden. Ich stellte mich vor, konnte alle Fragen beantworten und fuhr wieder nach Hause. Am 2. oder 3.Januar 1952 erhielt ich mit Datum vom 29.Dezember 1951 die Nachricht, dass ich in die Seepolizei aufgenommen worden war und mich schon am 7.Januar 1952 in der Seepolizeischule Stralsund/Parow zu melden hätte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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