In einigen Zeilen Weihnachtszeit - Veronika Beci - E-Book

In einigen Zeilen Weihnachtszeit E-Book

Veronika Beci

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Beschreibung

Vom Winteranfang und Advent, von Weihnachten, den Raunächten, Silvester und Lichtmess erzählen die hier versammelten Gedichte und Geschichten Veronika Becis. Mal humorvoll, mal nachdenklich, kritisch oder stimmungsvoll begleiten sie die Leser durch die Weihnachtszeit. Ein liebenswertes Buch für "liebe Menschen", das manche Verse und Geschichten anders erzählt als erwartet...

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Seitenzahl: 78

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Veronika Beci

In einigen Zeilen Weihnachtszeit

Gedichte und Geschichten für liebe Menschen

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

ANKUNFT

HOCHFEST

FORTGANG

Autorin

Impressum neobooks

ANKUNFT

November

Überm Tale Nebelschwaden

Und in fahlem Lichte baden

Wiesen sich und braune Sträucher.

An dem Himmel, weiß und kalt,

leuchtet tags noch über 'm Wald

der Mond – es ist November.

Advent

Wie lange, Türe,

stehst du schon offen?

Ungesehene,

selten Durchschrittene!

Schwer schließendes Schloss.

Unüberwindbare Schwelle.

Dahinter:

Reich verstellter

Blick auf ein Versprechen.

Ahnbar am Glanz

Die Fliese

Es war einmal ein kleines, bunt glasiertes Stück Ton. Es lag in der Dezemberkälte auf der Straße neben Schutt und Müll, den die Menschen achtlos beiseite geworfen hatten.

„Ich weiß zwar nicht, woher ich komme und wohin ich gehe“, dachte das Stück Ton laut nach: „Aber ich bilde mir ein, dass ich aus einem prächtigen Sultanspalast stamme. Vielleicht war ich das Hauptstück in dem Prunkmosaik eines Harems.“

„Du bist wie wir“, maulte ein ausgespuckter Kaugummi direkt neben ihm: „Wertloser Auswurf. Zertreten. Unbeachtet.“

„Das glaube ich nicht“, sagte das Tonstück: „Ich glaube, wir alle sind etwas ganz Besonderes.“

„Pah“, höhnte der Kaugummi, klebte sich an die Schuhsohle eines Vorübergehenden und ließ sich davontragen.

„Du, meinst du, ich bin auch etwas Besonderes“, fragte schüchtern eine zerbeulte Limonadendose. „Natürlich! Sieh' dich doch an, wie wunderschön du bist, glänzend und strahlend in Gold und rot und weiß!“, rief das Tonstück begeistert: „Du kannst eine Blumenvase vor einem Altarbild werden!“

„O, ja“, flüsterte die Dose andächtig und träumte.

„Mich hat einer weggeworfen“, meldete sich eine zerknüllte Papiertüte zu Wort: „Aber das macht nichts. Ich weiß genau von mir, dass ich dazu tauge mit den Versen eines Dichterfürsten beschrieben zu werden. Und was ich von mir weiß, das allein zählt!“

„So ist es“, sagte das Tonstück: „Ich meinerseits füge mich vortrefflich an jede Mauerwand zu außergewöhnlichem Zierrat.“

Da kam ein Kind vorbei. Es blieb bei dem Schutthaufen stehen und suchte neugierig darin nach Schätzen. „O, wie schön“, sagte es und nahm die Dose an sich: „Ich stecke Tannenzweige hinein und stell' sie auf meine Fensterbank.“ Die Dose errötete vor Freude.

Dann freute sich das Kind, die Tüte zu finden: „Na, so etwas! Du bist ja ganz weiß, ich muss dich nur ein wenig glattstreichen. Da kann ich für Mama ein Gedicht abschreiben, in Schönschrift! Und dann male ich noch etwas drauf, dann freut Mama sich!“

„Ich wusste es“, dachte die Tüte zufrieden.

Plötzlich blieb der Blick des Kindes an dem Tonstück hängen. Es jauchzte vor Vergnügen auf. „Du bist ein richtiger Schatz! So eine hübsche, bunte Fliese! Ich werde dich mit lieben Wünschen einem guten Freund zum Geschenk machen.“

Das Kind hat die Fliese, die etwas sehr Besonderes war – so wie alles und jeder auf dieser Welt – aufgehoben. Und als die Zeit gekommen war, nämlich das alljährliche Weihnachtsfest, da schenkte es sie einem guten Freund.

Familie

Eine fahle Nacht und ein falber Tag.

Die eine, vor milchigem Mondlicht, gris.

Der andere schwimmt in gelblicher Luft.

November.

Sie mischen sich im Nebel

und werden eine Dämmerung

im herbstlichen Ehebett.

November.

In eisblauer Kälte oder nassem Unbehagen

tragen sie ihr Kind aus:

einen Lichtverschwender.

Dezember.

Bald

Ummanteln Eis und Schnee die Zweige,

fangen Äste Nebel ein,

folgt des Jahres süße Neige,

wird es wieder Weihnacht' sein.

Der Unterschied

Die Stimmgabel war empört!

Sie hatte doch anlässlich adventlicher Zusammenkunft nach einem geradezu königlichen Abendessen ihr allerschönstes „La“ angestimmt. Wie lauter Silberglöckchen klang dieses „La“, rein und klar. Es stieg in weitem Bogen in die Luft, dehnte sich, breitete sich aus, um sich dann wieder zu sammeln, schmal zu werden und in der Ferne zu verzittern.

Die Stimmgabel musste ihrem eigenen Klang nachlauschen, über sich selbst erstaunt. Was für ein „La“. –

Und wie antwortete man ihr? Wie dankte man ihr das wohlgesetzte „La“?

Mit einem schnöden „Knurps“!

„La“, sprach sie mit pikiertem Unterton zu der Gabel, die da auf einem Tellerrand lag und der noch – höchst degoutant – Speisereste an einem Zinken anklebten.

„Knurps“, antwortete die Gabel, gleichgültig schmatzend. Es war eine sehr einfache Gabel, nicht einmal aus Solinger Edelstahl.

„La, la, la“, rief die Stimmgabel, entrüstet über die, wie ihr schien, patzige Antwort.

„Knurps“, meinte die Gabel gelassen.

„La, la, la, la, la, la, la“, gab die Stimmgabel ihrer Entrüstung Ausdruck. So ein Affront! Wäre die Gabel von ihrem Stand, sie hätte sie auf der Stelle zum Duell gefordert!

„Knurps“, ließ sich die Gabel vernehmen und schien in ihrem Innersten die Augen zu verdrehen.

„La, la“, erboste sich die Stimmgabel und „Knurps“ zischte die Speisegabel hervor. Et cetera, et cetera.

So ist das eben, und zumal zu Weihnachten, dem Fest der Liebe: Da treffen zwei aufeinander, die sind von gleichem Stamm, aber der eine hat hohe Ideen und der andere eben nicht, und das steht zwischen ihnen wie ein großes „Knurps“.

Winteranfang

Über müden, brachen Tagen,

seltsam still geword'nen Tagen,

Ahnungen von leiseren.

HOCHFEST

Eine Geschichte vom Leben

Setzt euch mal gemütlich um mich herum, dann will ich versuchen, euch eine Geschichte zu erzählen, mal sehen, ob ich es kann! - Wenn ihr es bequem habt, dann fange ich an. Spitzt die Ohren und hört gut zu. Wie fangen noch einmal Geschichten an? Ach, ja. Mit 'Es war einmal'. Also:

Es war einmal ein winziger, wirklich sehr winziger Tannenbaum. Er war kaum so groß wie ein Gänseblümchen und ebenso fein und zart.

Der kleine Tannenbaum lebte mit seiner Familie, dem riesigen Mutterbaum und vielen anderen größeren und kleineren Tannen, mitten in einem Wald. Das Leben der Bäume dort war sehr beschaulich, aber ab und zu geschah doch etwas Aufregendes.

Mehrere Male war es eine Wildschweinrotte, die unvermutet aus dem Unterholz hervorbrach, Keiler, Bachen und Frischlinge, die grunzend und quieckend zwischen den Tannen umherliefen, mit ihren dicken Schweinerüsseln den Boden aufpflügend, sodass Moose, Farne und Erde rechts und links von ihnen aufflogen. Die kleineren Tannenbäume bekamen Angst, die Wildschweine würden sie herauswühlen aus ihren weichen Erdbetten, in die sie ihre Wurzeln gegraben hatten. „Eine Unverschämtheit ohnegleichen“, beschwerte sich die riesige Muttertanne, die über alle anderen Bäume um sie her wachte. „Grabt eure Wurzeln tief in die Erde! Haltet euch fest“, rief sie ihren Kindern zu. Die kleinen Tannen taten, was sie sagte. Auch unsere winzige Tanne hielt sich tapfer mit ihren kurzen Wurzeln im Erdboden fest. Dann schüttelte die Riesentanne ihre mächtige Krone, sodass die Zapfen und einige morsche Äste auf die Wildschweine herabfielen, die auffiepten und ganz schnell davonliefen, denn sie wollten keine Zapfen auf den Rüssel bekommen, so etwas ist nämlich äußerst unangenehm. Bis auf ein paar abgeknickte Zweige kamen die Tannenkinder bei jedem Wildschweinüberfall ungeschoren davon.

Manchmal besuchten Menschen mit Hunden den Wald. Dann ärgerten sich vor allem die größeren Bäume. „Igitt! Schon wieder hat ein Hund mich angepinkelt, ist es denn zu fassen“, rief die eine oder andere Tanne. Dann mussten sie mit dem Rauschen ihrer Nadeläste den Regen herbeirufen, der sogleich mit dunkelgrauen Wolken aufzog und die Baumstämme abwusch. „Vielen Dank, guter Regen“, sagte die Muttertanne. „Keine Ursache. Habe ich gerne getan“, erwiderte der hilfsbereite Regen.

Ein anderes Mal mussten die winzigsten Tannen um ihr Leben bangen, denn die Rehe und Hirsche zogen durch den Wald, die für ihr Leben gern das frische, junge Nadelgrün knabberten. Zum Glück waren sie sehr schreckhaft, sodass es genügte, wenn die Muttertanne mit ihren Ästen knackte und knarzte, um das Wild zu vertreiben.

Abgesehen von diesen Zwischenfällen verlief das Leben im Schutz des Mutterbaums geborgen und beschaulich. Der wirklich sehr winzige Tannenbaum konnte wachsen und er tat es auch, sodass er bald kein wirklich sehr winziger, sondern nur noch ein kleiner Tannenbaum war.

Da begann er darauf zu hören, was sich die älteren Geschwister im Wind zu rauschten, die von ihren zukünftigen Leben sprachen. Denn so ist es nun einmal: jeder, auch ein Baum, verändert sich und wird einmal etwas anderes. Im Grunde waren sie alle bescheiden (so hatte der Mutterbaum sie erzogen) und wollten Holzbauklötze, Streichhölzer oder Regalbretter werden, bis auf einen der sich berufen fühlte, einmal ein Kunstwerk zu sein. „Ich bin besser als ihr, ich werde einmal gedrechselt“, prahlte er wieder und wieder, dabei wusste er gar nicht mal, was 'drechseln' ist, er fand das Wort nur so erhaben und besonders, so richtig künstlerisch. Der kleine Tannenbaum hörte dem großen Bruder staunend zu – nein, was der für tolle Pläne und Ideen hatte!

Und ich weiß rein gar nicht, was ich mal werden soll, dachte der kleine Tannenbaum, seufzte darüber und bekümmerte sich.