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In meinem Buch geht es darum, einen Einblick in das Leben der Bewohner, insbesondere der Kinder, auf der Nordseeinsel Juist, zu geben. Ich schildere hier meine Erinnerungen an Kindheit und Jugend. Das Umfeld, das tägliche Leben und die Fantasie spielen auch eine große Rolle dabei.
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Seitenzahl: 87
Veröffentlichungsjahr: 2024
Inselmädchen
ErinnerungenaneineKindheitund Jugend auf der Insel Juist
von
UrsulaGressmann
©2024 UrsulaGressmann
Druck und Distribution im Auftrag der Autorin: tredition GmbH,Heinz-Beusen-Stieg,22926Ahrensburg,Deutsch-land
DasWerk,einschließlichseinerTeile,isturheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig.
DiePublikationundVerbreitungerfolgenimAuftragder Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung
„Impressumservice“,treditionGmbH,Heinz-Beusen- Stieg, 22926 Ahrensburg, Deutschland
ISBN
Softcover978-3-384-23699-9
Hardcover978-3-384-23700-2
E-Book978-3-384-23701-9
UrsulaGressmann
Am 20.09.1945 auf der Nordseeinsel Juist gebo- ren,lebtesiedortmitihrenElternfünfzehnJahre lang. Sie besuchte die dortige Inselschule.
IhreAusbildungvollendetesieaufdemFestland, studierte später Pädagogik und wurde in Hessen Lehrerin. Ihren Beruf übte sie 35 Jahre lang aus.
HeuteistsiepensioniertundlebtineinerKlein- stadt in Hessen.
Das Leben auf Juist hat ihr Schreiben nachhaltig beeinflusst.SieschreibtGedichte,Kurzgeschich- ten und Geschichten für Kinder.
SiehatdreiGedichtbändeveröffentlichtundeinKinderbuch.
IhreGedichteundGeschichtenfindensichin Anthologien und Literaturzeitschriften.
Inhaltsverzeichnis
Prolog11
Juist,dieInselderKinder14
SchulzeitaufJuist23
Tant`Hedwich,dieNähmaschinegehtnich35
Martinisingen39
Teufelsgeige42
Spaziergang44
AufderDomäneBill47
Möwenlied52
Möwen55
ImJuisterHafen58
WiemanostfriesischenTeerichtigzubereitet.60
Inselrose–RosaRugosa61
RosengeleeausInselrosen63
Buttermilchsuppe66
RezeptButtermilchsuppe67
Lebensmittel–undandereGeschäfteaufJuist68
RezeptSirupKekse69
BäckerSchmertmannsJuisterMandelstangen...74BäckerAbheidensleckereRumkugeln76
BäckerAbheidensköstlicheAmerikaner77
ButterkuchenvomBäckerHabbinga78
RezeptRosinenstuten79
Klütje81
RezeptOsterlammvonTanteHedwig82
Teebrötchen,leckerundschnellgemacht84
KrabbensuppeoderGranatsuppe86
UpdrögtBohnen–einEintopfgericht88
OstfriesischeSpezialitäten89
Pepernöten–Pfeffernüsse90
Sienbonensopp–OstfriesischeBohnensuppe92
OstfriesischerSchneckenkuchen94
Kukinjes96
GedichteüberdieInselJuistunddasMeer99
GeschichtenvomMeerundderInselJuist147
Moin148
ZwölfJahrealtundSommer151
DerMuschelkönig153
SpurenimSand157
WünschegehenmanchmalinErfüllung163
Flaschenpost167
DergrüneRitter173
Epilog184
Inselmädchen
ErinnerungenaneineKindheitund Jugend auf der Insel Juist
Autorin:
UrsulaGressmann
Verlag: Tredition Erscheinungsjahr:2024
glattgekämmtdasdünenhaar streift sie ein kleid aus licht über den schlanken leib
dieinseljuistliegteinfachda mitten im meer und wartet
wellenberge glasig grün rollenschaumbedecktheran benetzen ihre ufer und
seenebelderweichdenhorizontverdeckt wird fortgeweht vom stetigen wind
Inselmädchen
Erinnerungen,Geschichten,Bilderund Gedichte von der Insel Juist
Es friert, das kleine Mädchen. Einige Wochen zu früh geboren, liegt es in seinem Körbchen im St.Josephs Heim auf der Nordseeinsel Juist und zittert. Die katholische Ordensschwester Eurika betritt den Raum. In den Händen trägt sie Watte, schlägt die Decke zurück und umhüllt mit der Watte den winzigen Leib. Das kleine Mädchen hörtaufzuzittern,esschläftjetztruhigund warm.
Damals, im Jahr 1945 bekamen die JuisterFrauen ihre Kinder nochim St. Josephs Heim mit Hilfe derHebammeFrauFischer,oderwennesnotwen- digwurde,kamderInselarztDr.vanLessendazu.
DaskleineMädchenbinich,Ursula.Undjetzt werde ich euch ein wenig von mir und meiner Kindheit und Jugend auf Juist erzählen.
AufderLandkarteistdieInselJuistnureinwei- ßer, dicker Strich im Meer, drei Zentimeter auf demLinealgemessenvomFestlandentferntund viele Menschen sagen: „Das ist die schönste Sandbank der Welt“ und das finde ich auch.
SogareineigenesWappenhatdieInselJuist.
Im Blau drei goldene Dünen, in der oberen Ecke je ein sechszackiges silbernes Sporenrad und un- tenviersilberneWellenleisten,sosiehtdasWap- penvonJuistaus.AlfDepser,einbereitsverstor- bener Juister Künstler, hat dieses Schmuckstückgestaltet.
AucheineeigeneFlaggehatdieInselJuist.Drei gleich breite Streifen weiß, blau und gelb und darauf das Wappen von Juist wehen munter imNordseewind.
Erklingt dann noch das Lied: „Wo die Nordsee- wellen trecken an den Strand ...“ schmeckt man Salz auf den Lippen und schließt man für einen MomentdieAugen,ertöntdazuleiserGesangderMeerjungfrauen.
Laut Erhard Bäzner, einem frühen Theosophen, gibt es tatsächlich Meerjungfrauen und schaut manlangegenugaufdieWellen,dannblitzenihre grünglänzenden Schuppenschwänze auf im Son- nenschein und perlmuttweiße Arme teilen dasWasser.
AufderNordseeinselJuistverbrachteichmeine Kindheit und Jugend.
Als ich ein Kind war, da bin ich mir ganz sicher, istderHammersee aufJuistjedesJahrimWinterzugefroren.
Kaum war das Eis fest genug, schwangen wir KinderunsaufsRadundstrampeltenmitunseren
Schlittschuhen auf dem Gepäckträger los, Rich- tungWesten,zumHammersee.Dortangekommen rauchten wir zuerst ein paar Züge Katsteerten.
Katsteerten,Katzenschwänze,nanntenwirdiefes- ten Rohrkolben im Schilf. Wie sie geschmeckt haben? Ich kann es nicht mehrsagen; wahrschein- lich scheußlich, aber es gehörte einfach zum Schlittschuhlaufen dazu, diese zu rauchen.
Eiskalt pfiff der Ostwind, das Eis auf dem Ham- mersee war spiegelglatt und sah fast schwarz aus. Manchmalknisterteundknacktees weitvomUferentfernt.
Im Eis einzubrechen war nicht so schlimm wie es sich vielleicht anhört. Wir fuhren zumeist im UferbereichSchlittschuhunddortwardasWasser nicht tief. Man konnte immer noch stehen, und dann waren ja auch die anderen Kinder da, zum Rausziehen. Allerdings: Durch den eisigen Wind sind die nassen Kleidungsstücke sofort gefroren und dann sieben Kilometer auf dem Fahrrad zurück radeln - das hört sich ungemütlich an und ist es auch. Ich habe es ausprobiert.
DerGoldfischteichlagetwasnäherfürunsim OstenderInselundbotnochmehrVergnügen
beim Schlittschuhlaufen. Um die kleinen Insel- chen herum konnte man fabelhaft Kettenkriegen spielen.BiszumEinbruchderDunkelheitsausten wir dahin. Hatten wir Durst, hackten wir einfach mit dem Schlittschuh ein Loch ins Eis, pressten den Mund darauf und tranken das Wasser. Nie- mand bekam Bauchschmerzen davon, schon des- halb nicht, weil es uns verboten war, Wasser aus dem Goldfischteich zu trinken.
Hatte es gefroren und geschneit, fuhren wir mit den Schlitten die Dünen zum Strand hinunter. Der gefroreneSandwarhartwieBetonundesgenügte eine dünne Schneeschicht, um darauf fahren zu können. Am besten band man dazu drei oder vier Schlitten hintereinander. Das gab Schwung! Wer die Kufen ordentlich glatt geschmirgelt hatte, konnte es bis ans Wasser hinunterschaffen.
Die „Todesbahn“ von der Strandpromenade bis hinunterzumHausDoyenaufderStraßehinunter zu fahren, trauten sich nur die mutigsten Jungen, denn dort stand eine Straßenlaterne im Weg und die galt es zu umfahren – das schaffte nicht jeder ohne eine tüchtige Beule.
EinbesonderesVergnügenwardasGummi-Eis im Wattenmeer. Salzwasser gefriert ja nicht so
fest. Es bleibt weich und biegsam. Im Wattblieb bei Ebbe das Eis zurück und auf dieser weichen, aber festen Eisfläche konnte man um die Wette mitdemSchlitten fahren. Indie Spitze eines fes- tenStockeswurdedazuzumAbstoßeneinNagel eingeschlagen und los ging es. Besonders geschickte Jungen befestigten ein kleines Segel auf dem Schlitten und dann sorgte der Wind für den nötigen Schwung.
Damals begann die Landgewinnung im Watten- meer.LangeBuhnenschobensichinsWasservor. Zwischen ihnen befanden sich Gräben, die dann bei Kälte zufroren. Durch die entstandene Span- nung bei auf- und ablaufendem Wasser brach das Eis auf und es entstanden große Eisschollen, auf denen man stehen und herumfahren konnte. Dazu stieß man sich mit einem langen Stock ab. Es machte nichts aus, ab und zu umzukippen. Die Gräben waren ja nicht tief und das Wasser in den Gummistiefeln wurde einfach ausgeschüttet und diese wieder angezogen. Weiter ging es um die Wette, wer sich am längsten auf seiner Eisscholle halten konnte.
Richtigschwimmenkonntedamalsfastniemand von uns Kindern. Es gab kein Hallenbad. Das
SchwimmenkonntemannurimMeerlernen.Die Rettungsschwimmer fuhren dazu mit dem Delin- quenten im großen Holzrettungsboot ins Meer hinaus. Das traute sich nicht jeder!
Wir badeten im Sommer gerne im Watt. Im Watt wardasWasserschönwarm,daesjaFlachwasserwar.
Damals gab es noch keine Kläranlage auf Juist, allesginganverschiedenenStellenungefiltertins Watt. Wir auch.
Manchmal brannten große Haufen Sägespäne nahe der Wasserlinie in Bahnhofshöhe und ich erinnere mich, dass ich auf einem Spaten einen gefundenenFischimFeuergebratenhabe.Erhat gutgeschmecktundwarerstaunlicherweise auchbekömmlich.
Die Reisigsträucher für die Landgewinnung und fürdieDünenbefestigunglagerteninderNäheder Randdünen.DieseReisigsträuchergabenphantas- tisches Baumaterial für unsere Burgen ab. Nach- dem wir die Burgen sorgfältig gebaut hatten, mussten sie auch verteidigt werden. Die Kinder aus dem Westdorf, dem Mitteldorf und dem Ost- dorf hatten jeweils eigene Burgen und die wurden
heiß umkämpft. Der Schlachtplan war folgender: Mitteldorf gegen Ostdorf und Ost- und Mitteldorf zusammengegendasWestdorf.Nachherrauchten wir aber stets mit getrockneten Brombeerblättern gefüllte Tonpfeifchen, um den Frieden zu besie-geln.
DiekleinenweißenTonpfeifchenwurdensorgfäl- tig vom traditionellen Nikolausstuten aufbewahrt (der Nikolaus rauchte damals noch).
Verteidigt werden mussten auch die Osterfeuer hinter dem Deich. Wer hatte das höchste Oster- feuer aufgestapelt? Von Weihnachten bis Ostern wurde alles Brennbare gesammelt, zu Haufen gestapelt und dann mit Argusaugen bewacht. Hin und wieder kam nämlich jemand auf die Idee, ein wenigbeimSammelnbeidenennachzuhelfen,die mehr aufgestapelt hatten.
Schon im März badeten wir das erste Mal im Meer oder gingen zumindest mit den Füßen ins Wasser.MeineMuttermerkteamAbend,dassich gebadet hatte daran, dass ich mein Unterhemd links herum anhatte.
EineunerschöpflicheFundgrubewarfürunsder Strand. Was trieb dort nicht alles an!
Schön geformte Hölzer, leere Behälter mit dem aufgedruckten Namen des Schiffes, von dem sie heruntergefallenwaren,Bananen,Apfelsinenund einmal sogarKisten mit Hühnereiern. Die Eierin der Mitte waren unversehrt, aber probiert haben wir sie dann doch nicht.
AlleindievielenFlaschen,dievondenWellen angetrieben wurden, manche davon noch mitInhalt!
Ich fürchte, ab und zu haben wir auch, sah der Inhaltgenießbaraus,darangeleckt.DieFlaschen- verschlüsse waren ein weiteres begehrtes Sam-melobjekt.
FedernlagenimmerreichlichamStrandundman- cher Federschmuck entstand daraus. Eine Menge Indianerkämpfe wurden damals auf Juist ausge-fochten!