Inter Paares - Thomas Häring - E-Book

Inter Paares E-Book

Thomas Häring

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Beschreibung

Es geht um Beziehungen. Feste, entstehende, mögliche und unmögliche, das Zwischenmenschliche bestimmt das Geschehen und verdrängt sowohl Sach- als auch Verstandesebene. Ein E-Book für Leute, die sich für andere Menschen und deren Probleme interessieren.

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Seitenzahl: 71

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Thomas Häring

Inter Paares

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Das Ende des Anfangs

Das Dreieck

Impressum neobooks

Das Ende des Anfangs

„Ich habe es endgültig satt. Immer nur diese Vorwürfe und Nörgeleien, das muß ich mir nicht länger antun. Ich kündige“, teilte die Sekretärin ihrem Chef mit. „Und was wird dann aus unserer Beziehung?“ wollte er wissen. „Na ja, eigentlich sollte man ja das Private vom Beruflichen trennen, aber ich weiß nicht so recht, ob das in unserem Fall möglich ist.“ Sie schauten sich etwas betreten an und wußten, daß es keine Lösung gab. „Weißt Du, wenn Du die Beziehung beendet und den Job behalten hättest, dann wäre das auch blöd, aber irgendwie logisch gewesen. Aber so“, meinte er. Sie ging auf ihn zu und strich ihm sanft die Schuppen vom Sakko, bevor sie sein Hosentürchen zumachte, was er willig mit sich geschehen ließ. „Wir verbringen einfach zu viel Zeit miteinander“, konstatierte sie, bevor sie hinzufügte: „Unsere Beziehung möchte ich trotzdem gerne fortführen, denn zwischen uns ist etwas gewachsen, das man nicht so leicht aus der Welt schaffen kann.“ „Bist Du etwa schwanger?“ fragte er entsetzt. „Nein, natürlich nicht.“ Nun war sie doch ein wenig verärgert, während er erleichtert aufatmete. „Ich finde, daß wir eine glückliche Beziehung führen, die Substanz hat, weshalb wir sie fortführen sollten“, machte sie deutlich. „Das sehe ich genauso, aber ich bin auch nur ein Mann. Und wenn dann meine neue Chefsekretärin aufreizend mit dem Hintern wackelt, dann weiß ich nicht, ob ich Dir treu bleiben kann“, gestand er. „Na wenn das so ist, dann solltest Du lieber einen Chefsekretär einstellen.“ Ihm lief es kalt den Rücken hinunter. „Aber das geht nicht, ich bin doch nicht schwul“, stellte er klar. Sie schaute ihn böse an und verließ sein Büro. Er wußte was er zu tun hatte und beschloß, es zu versuchen. Vielleicht war es ein neuer Weg, auf dem ihm viele Andere folgen würden, womöglich handelte es sich um eine Sackgasse.

Die Frauen im Büro redeten gern und viel, das lag in ihrer Natur, dafür konnten sie nichts. Gerüchte kochen war schon immer ein beliebtes Hobby gewesen und so hatte man auch die Liaison zwischen dem Chef und seiner Sekretärin immer wieder gründlich durchgekaut. „Das hätte ich nie gedacht, daß sie den Job hier kündigt“, gab die eine Frau zu. „Na ja, vielleicht konnte sie die schreckliche Fratze des Bösen nicht den ganzen Tag ertragen“, spottete ihre Gesprächspartnerin. „Aber der alte Schürzenjäger wird sich doch gleich die neue Sekretärin greifen und das ganze Spiel beginnt wieder von vorne.“ „Meinst Du? Ich habe gehört, daß dieses Mal explizit nach einem Chefsekretär gesucht wird.“ „Tatsächlich?“ „Ich glaube schon.“ „Aber das wäre dann ja diskriminierend und frauenfeindlich.“ „Findest Du? Ich sehe das anders, denn es ist bestimmt kein Vergnügen, andauernd mit diesem Scheusal zusammen zu sein.“ „Na ja, so schlecht sieht er auch wieder nicht aus.“ „Darum geht es doch überhaupt nicht. Der Mann hat einen ganz miesen Charakter und nutzt die Leute nur aus. Schau uns an!“ „Na ja, wir reißen uns auch nicht gerade den Arsch auf.“ „Er stiehlt uns unsere Zeit. Wir vergeuden hier wertvolle Lebenszeit und wofür? Damit er Gewinne macht.“ „Und wenn schon? So ist das überall. Ich sehe das nicht so eng. Aber wenn da jetzt ein Mann kommen soll, dann müssen wir die Augen offen halten. Vielleicht ist das ja Frischfleisch für uns.“ „Das glaube ich nicht. Der Mann für mich muß erst noch erschaffen werden.“ „Was willst Du mit einem Typen, der 32 Jahre jünger ist als Du?“ „Auch wieder wahr. Warten wir lieber erst mal ab, womöglich ist unser Chef ja schwul geworden und schnappt sich den Neuen gleich selbst.“ „Vorstellen kann ich mir bei dem wirklich alles.“

„Morgen habe ich mein erstes Vorstellungsgespräch. Hoffentlich blamiere ich mich nicht“, dachte sich der junge Mann, bevor er sich an den Eßtisch setzte. „Hast Du Deine ganzen Unterlagen zusammen?“ wollte seine Mutter von ihm wissen, nachdem sie sich ebenfalls dort niedergelassen hatte. „Ich glaube schon.“ „Geh einfach ganz locker dort hin, dann wird das schon und wenn nicht, dann gibt es auch noch andere Jobs.“ „Mama, ich will diese Stelle. Was glaubst Du denn, warum ich mich in der Ausbildung so reingehängt habe? Ich brauche eine Tätigkeit, die mich ausfüllt.“ „Das schon, aber es handelt sich hierbei um eine Stelle, für die Du im Grunde nicht ausreichend qualifiziert bist.“ „Na und? Ich bin jung und willig, außerdem noch ehrgeizig und leistungsbereit. Das Gute ist halt, daß ausdrücklich ein Mann gesucht wird, gegen Sekretärinnen mit jahrelanger Berufserfahrung hätte ich keine Chance.“ „Still jetzt, mein Junge, kein Wort mehr über Arbeit, Dein Vater kommt gerade nach Hause“, zischte die Frau. Und da torkelte er auch schon über den Flur, der große Meister und lallte unverständliches Zeug. Mutter und Sohn warfen sich eindeutige Blicke zu und der Betrunkene schlug ihnen zur Begrüßung erst mal ins Gesicht. „Laß den Jungen in Ruhe! Der hat morgen einen wichtigen Termin. Wenn Du schon prügeln mußt, dann schlag mich!“ verlangte die Frau. „Aber das macht keinen Spaß! Du wehrst Dich nicht und weinst nicht mal“, jammerte er. Da haute sie ihm kurzerhand mit einem Nudelholz auf den Kopf und damit war das Thema erledigt. „Manchmal muß eine Frau tun, was eine Frau tun muß“, sagte sie zu ihrem Sohn, nicht ohne Stolz in der Stimme. „Ich kann einfach nicht verstehen, daß Du den Typen mal geliebt hast“, bemerkte er. „Na ja, ich arbeitete damals in einer Brauerei und er war unser bester Kunde.“

Es war ein Tag, an dem der Chef nicht gut gelaunt war, denn er hatte niemals damit gerechnet, daß es soweit kommen würde. Vor seinem Büro demonstrierte der Betriebsrat gegen die angebliche Diskriminierung der Frauen bei der Vergabe der frei gewordenen Stelle und der junge Mann fühlte sich ein bißchen komisch, als er an den Demonstranten vorbei in das Büro des Bosses ging, um sich jenem vorzustellen. „Schön, daß Sie sich von den Kanalratten da draußen nicht aufhalten haben lassen“, begrüßte der Chef den Bewerber, bevor er hinzufügte: „Nehmen Sie doch Platz und merken Sie sich gleich eines: Betriebsräte sind eine Erfindung des Teufels. Versuchen Sie, dem Betriebsrat aus dem Weg zu gehen, denn er ist eine falsche Schlange, die uns einredet, ihr läge das Wohl der Firma am Herzen, doch in Wirklichkeit geht es ihr nur um Macht und Einfluß, um zerstören zu können.“ Der junge Mann war tief beeindruckt und verunsichert, er warf einen kurzen Blick nach draußen und wandte sich dann schnell ab. „Hier bei mir sind Sie sicher, ich kann Sie vor diesen Schmarotzern schützen. Die tun gar nichts für die Firma, sondern blockieren und bremsen nur. Haben nichts Besseres zu tun, als hier den ganzen Vormittag herumzulungern und mich schlechtzumachen. Elendes Lumpenpack! So, jetzt aber zu Ihnen, mein Freund: Sie sehen mir noch ziemlich jung aus und das überrascht mich ein wenig. Erzählen Sie doch mal ein bißchen was über sich und Ihren Lebenslauf!“ Der junge Mann begann etwas stockend. aber mit der Zeit legte sich seine Unsicherheit, so daß er immer selbstbewußter wurde und dementsprechend Eindruck schindete. „Alle Achtung, ich werde Sie mir gut vormerken“, versprach der Chef, bevor er den Bewerber entließ, woraufhin der nächste potentielle Chefsekretär das Büro betrat. Auch er war ziemlich jung.