Stammtischphantasien - Thomas Häring - E-Book
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Stammtischphantasien E-Book

Thomas Häring

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Beschreibung

Am Stammtisch wird Klartext geredet und nur dort erfährt man, was die Leute eigentlich wirklich denken. Wer aber glaubt, es würde nur wenige, ganz bestimmte Stammtische geben, irrt sich gewaltig. Denn jede Gruppe hat ihren eigenen Stammtisch und dort wird kein Blatt vor den Mund genommen. Wer wissen will, was wirklich Sache ist, wird in dieser frechen Satire Antworten auf Fragen finden, die sie/er nie gestellt hat.

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Seitenzahl: 111

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Thomas Häring

Stammtischphantasien

Eine General-Abrechnung als Rundumschlag

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Die Beendigung

Es gibt viele Tische, aber nur einen …

Vorwärts in die Vergangenheit!

Der "Tag des offenen Stammtischs"

Mein erstes richtiges Hobby

Auf der Suche nach irgendwas

Der gemischte Stammtisch

Im Dunstkreis der unüblichen Verdächtigen

Das bittere Ende einer süßen Versuchung

Vor dem Nachwort ist nach dem Vorort, äh, Vorwort

Impressum neobooks

Die Beendigung

Ich starb an einem Donnerstag, weil ich keine Bonner mag. Also versteh mich jetzt bitte nicht falsch, gegen die ganz normalen Bonner als solche hatte ich überhaupt nichts einzuwenden, aber diese Bonner Politiker, unter denen sich bekanntermaßen jede Menge Alkoholiker tummelten, was man in so einer großen Kleinstadt auch durchaus nachvollziehen kann, gingen mir ziemlich auf die Nerven. Sie hielten sich für den Nabel der Welt, dabei waren sie genauso selbstzufrieden und aufgeblasen wie alle anderen Möchtegerns. An dieser Stelle sollte endlich mal die Frage gestellt werden, wie es überhaupt dazu kommen hatte können, daß so eine winzige Stadt wie Bonn am Rhein, die eigentlich niemand kannte, damals zum Regierungssitz von Trizonesien ausgerufen wurde. Dabei hätte es in den drei Zonen insgesamt mindestens 50 Städte gegeben, die wesentlich geeigneter als Bundeshauptstadt gewesen wären. Sehen wir der peinlichen und bitteren Wahrheit ins Gesicht: Verantwortlich für das ganze Drama und Theater war einzig und allein ein alter Herr namens Konrad Adenauer. Der war bereits über 70, wollte aber unbedingt noch leutscher Bundeskanzler werden und hatte deswegen natürlich ein großes Interesse daran, daß der leutsche Regierungssitz quasi in seinem Vorgarten lag. Ja, das war der eigentliche Grund für die auch nach vielen Jahrzehnten kein bißchen nachvollziehbare Entscheidung, Bonn am Rhein zur Hauptstadt Leutschdands zu machen. Irgendwie schon auch ein Armutszeugnis, oder etwa nicht? Was für ein egoistischer alter Sack, nach dessen Pfeife die Leutschen dann noch 14 Jahre lang tanzen mußten und "der Alte" hätte gerne noch ein paar Jahre drangehängt, denn er hatte auch mit 87 Jahren noch lange nicht genug. Entschuldige meinen kleinen Exkurs, aber wie im Titel bereits angegeben, geht es diesmal gegen alles und jeden, von daher werden solche Exkurse wohl noch des Öfteren vorkommen.

Man feierte also mein Ableben und der ifrakanische Pfarrer schwadronierte was von der "Erlösung der Menschheit". Also er meinte damit nicht, daß ich die Menschheit erlöst hätte, sondern daß die Menschheit von mir erlöst worden wäre. "Der Schnacksler fährt gerne schwarz", fiel mir dazu nur ein. In Breiern waren ja "die Schwarzen" quasi seit Jahrhunderten an der Macht. Erst bezeichnete man so die Pfarrer als Vertreter der einst nahezu allmächtigen Kirche. Später meinte man damit die SCU-Alleinregierenden, die jahrzehntelang das Sagen hatten und immer noch haben und nun galt das Ganze halt für die dunkelhäutigen ifrakanischen Priester, jene "wunderbaren Neger", die man schon längst nicht mehr als solche bezeichnen durfte, ohne sich der Beleidigung schuldig zu machen. Nur "die Schwarzen" selbst durften andere Schwarze "Neger" nennen, doch auch sie mußten zur Buße im "Fegefeuer" Shitstorm brennen. Jedenfalls waren es die ifrakanischen Priester, welche in den breierischen Gemeinden dank ihrer lebensbejahenden Präsenz dafür sorgten, daß die Kirche im Dorf blieb.

Ja, früher, da hatte man weiße Missionare nach Ifraka geschickt, damit jene dort die wilden Ifrakaner bekehrten und missionierten, doch das hatte sich mittlerweile komplett umgedreht. In Aurope und insbesondere auch in Leutschdand herrschten Gottlosigkeit sowie Priestermangel und das führte dazu, daß in vielen Pfarrgemeinden Ausländer ihren Dienst taten, damit die verbliebenen Gläubigen wenigstens notdürftig geistlich versorgt wurden. Gewaltige Institutionen wie zum Beispiel die Katholische Kirche konnten sich nur selbst zerstören und in den vergangenen Jahrzehnten hatte sie viel dafür getan, um jenes große Ziel tatsächlich zu erreichen, die Begensrurger Domspatzen können ein Lied davon singen.

Wieder zurück zu meiner Beerdigung und den dort anwesenden Trauergästen, die sehr glücklich aussahen. Sie hatten sich alle gefreut, als ich zur Welt gekommen war und sie freuten sich noch viel mehr, als ich jene wieder verließ. Was hatte ich nur getan, um mich dermaßen unbeliebt zu machen? Nun ja, ich hatte ihr Spiel nicht mitgespielt, mich nicht an ihre Regeln gehalten und mein eigenes Ding gemacht. Das war die Todsünde schlechthin, denn die Masse, die große Herde, verzieh es nicht, wenn sich einzelne Schafe, ganz gleich ob schwarze oder weiße, selbständig machten, von der Herde entfernten und dabei auch noch glücklich waren. So etwas ging ja nun schon mal gar nicht. Aber genug dazu, werfen wir doch lieber einen kurzen Blick zurück auf ein Leben, das auch im Nachhinein nur sehr schwer zu begreifen war.

Als Kinderschänder-Schreck hatte ich mir schon als Fünfjähriger einen Namen gemacht, denn ich war an einer umgekehrten Angststörung erkrankt. Das bedeutete, daß ich mich vor nichts und niemanden fürchtete, was den Pädophilen verständlicherweise überhaupt nicht gefiel. Sie fanden mich eklig und versuchten, mir aus dem Weg zu gehen, doch da waren sie bei mir an den Falschen geraten. Ich verfolgte sie, entblößte mich vor ihnen und fummelte an mir herum. Sie liefen davon, die Ärmsten und hatten von kleinen Kindern erst mal die Schnauze voll. Leider hielt das nicht lange an, denn meistens war der Trieb stärker.

In Breiern stellte man den Nachnamen oft vor den Vornamen und deswegen hieß der Phil Pädo dort halt eben Pädo Phil. Der Pädo Phil war homophob und gehörte deshalb zu den "kalten Brüdern". Bei den "kalten Brüdern" handelte es sich um eine Gruppe von Leuten, überwiegend befanden sich darin Männer, die etwas gegen Schwule hatten und die trafen sich regelmäßig in der Gastwirtschaft zum Stammtisch, um sich über die Tunten auszulassen. Natürlich gab es auch einen "Schwul-Lesbischen Stammtisch", der ebenfalls immer wieder zusammentrat. Manchmal kamen die "warmen Brüder" in die Gastwirtschaft, um die Kinderschänder, welche dort ebenfalls ihren "Kinderliebhaber-Stammtisch" abhielten, zu verkloppen, da sie jene abartig fanden. "Wer ist hier pädophil?" riefen sie und drohten mit ihren gut gepflegten Fäusten. Daraufhin erhob sich der Pädo Phil ganz gemächlich und richtete sich für den Kampf zurecht. Die warmen gingen auf die kalten Brüder los. Dagegen betrachteten die Kinderschänder das Geschehen amüsiert und wetteten darauf, wer den Fight wohl für sich entscheiden würde.

Lustig war es auch immer, wenn sich am Sonntagvormittag beim Frühschoppen (die Frauen hingegen bevorzugten meist das früh shoppen), die Atheisten und die Agnostiker in die Haare kriegten, weil die Christen zu der Zeit in der Kirche waren und man sich deswegen nicht mit denen auseinandersetzen konnte. Die Stammtischvorsitzende der Atheisten hieß übrigens Christin, aber das nur so nebenbei. Es gab den Lehrer-Stammtisch sowie den Polizisten-Stammtisch, aber natürlich auch den Terroristen- und Amokläufer-Stammtisch. Dem Wirt war das egal. "Kundschaft ist Kundschaft und solange die Kundschaft ißt und trinkt, ist für mich alles in bester Ordnung", pflegte er zu verkünden. Um höhere Trinkgelder abzugreifen, wurden die Schwulen von attraktiven jungen Männern bedient, die Pädophilen von süßen Kleinen und die Terroristen von vollverschleierten Jungfrauen. Es gab übrigens auch in Leutschdand immer mehr Männer, die es gut gefunden hätten, wenn insbesondere die häßlichen einheimischen Frauen ebenfalls verschleiert worden wären, doch das fanden wiederum sowohl die Emanzen als auch die Feministinnen überhaupt nicht angebracht und lustig.

Wenn die normalen Stammtischbrüder, die es selbstverständlich ebenfalls noch gab, über die leutsche Fußballnationalmannschaft der Männer und den Bundes-Jogi redeten, dann horchten die Esoteriker auf. Aber sie merkten recht schnell ganz enttäuscht, daß es sich dabei um keinen echten Yogi handelte, sondern nur um einen Fußball-Weisen, jedoch keinesfalls um einen Erleuchteten. Ihr Lieblingsfilm war übrigens "Mantra Mantra" mit Thilo Schweigen in der Hauptrolle.

Am meisten Spaß machten mir immer die Gespräche mit dem "Trauschein-Jackl", wie wir ihn hinter vorgehaltener Hand nannten. Der war nicht nur auf Frauen fixiert, sondern so ein richtiger Hochzeitsfetischist. "Ich möchte heiraten", erzählte er mir eines Tages einmal mehr mit leuchtenden Augen. "Schon wieder? Aber Du hast doch bereits drei Frauen", entgegnete ich etwas erstaunt. "Völlig richtig. Ich hasse drei Frauen", erwiderte er daraufhin nur. Also der Typ würde sich mit dem Aslim als Staatsreligion in Leutschdand garantiert schnell anfreunden können, so aber wurde er als Bigamist strafrechtlich verfolgt und drei Schwiegermütter waren bestimmt auch schon so etwas wie die Vorstufe zur Hölle, der ewigen Verdammnis. Glaubt man Ronald Tramp, dann herrscht dort Killary Flinton als Teufel, aber glaubt man Ronald Tramp, nun ja, dann hat man wohl selber auch nicht immer den Blick auf die ganze Wahrheit.

Ganz speziell gestaltet sich verständlicherweise der Misanthropen-Stammtisch. Die Teilnehmer lassen natürlich den Platz neben sich frei, weil sie ihre Mitmenschen ja bekanntlich nicht mögen, sie reden wenig und beschimpfen sich meist nur gegenseitig. Völlig anders läuft es dagegen beim Gastwirtsstammtisch. Dort wird geredet, gelacht, getrunken und gesungen, die meisten Mitglieder nutzen jene Zusammenkunft immer gern als eine Art Supervision, denn endlich kann man mal mit Gleichgesinnten über die alltäglichen Probleme im eigenen Geschäftsgebiet diskutieren und das in aller Deutlichkeit, ohne falsche Hemmungen.

Die Briefmarkensammler denken, wie schon zu befürchten und erwarten gewesen war, nur ans Lecken, die Kaninchenzüchter fast ausschließlich ans Rammeln und das führt dazu, daß sogar manch alter Schweinigel auf jene neidisch wird, da das ja eigentlich seine ureigenste Profession ist.

Es gab und gibt Stammtische für Kommunisten, auch die Nazis treffen sich am Stammtisch und nicht nur in der Heil-Bar; selbst Populisten, Philosophen, Totart-Fans, Sportler, Arbeiter und Psychologen findet man an Stammtischen wieder. Ganz besondere Stammtischbrüder sind selbstverständlich die Brotanier, bei denen es sich bekanntlich um keine Bewohner von Britannien handelt. Die gelten als am geizigsten, wollen alles umsonst oder ganz billig, weil es sich bei ihnen um so wichtige Persönlichkeiten handelt und sie sonst ja auch immer und überall so großzügig spenden. Selbst die Schafkopfer findet man am Stammtisch, sogar Schachspieler lassen sich dort blicken; die trinken meistens recht viel, weil sie so lange überlegen und deswegen ewig brauchen, bis sie mal mit einer Partie fertig sind. Auch Pfarrer, Haushälterinnen und Bauern, braucht man grundsätzlich nicht bedauern, sie haben ihre eigene Sprache sowie ihre ganz eigenen Lieder, und auch sie lassen sich regelmäßig ganz begeistert am Stammtisch nieder.

Keine Sorge, auf Viele von diesen Gruppen werde ich später garantiert noch zu sprechen kommen, aber hier folgt nun erst einmal so eine Art Inhaltsverzeichnis, damit Du Dich darauf vorbereiten kannst, auf wen Du eventuell noch so alles treffen wirst. Motorradfahrer, Singles, Paartherapeuten, Friseure, Taxifahrer, Sadisten und Masochisten, Hooligans, Butler, Schwangere, FC Bleiern 00-Fans, Kohlekumpel, die keine Zeche zahlen, weil ihre Zeche dichtgemacht hat, Manager, Horrorfans und Viele mehr, werden in diesem Schundwerk wahrscheinlich auch noch näher beleuchtet werden.

Wir aber machen mal schnell einen Abstecher zur exkrementiellen Kunst. Ja, Du hast durchaus richtig gelesen, ich schreibe hier nicht von der experimentellen Kunst, sondern von der beschissenen, also der exkrementiellen, Kunst. Dort findet oft die Umkehrung aller Werte statt, was man zum Beispiel beim Aktzeichnen deutlich erkennen kann. In dem Fall steht nämlich der Maler nackt da und zeichnet angezogene Leute. Was für ein Skandal! Doch damit nicht genug. Hin und wieder malt er auch nackt mit seinem Pinsel; also, er bindet sich einen Pinsel an den Penis und wenn der erigiert, dann wird fleißig moderne Kunst kreiert. Schwanzmalereien gelten in Pajan bestimmt schon bald als der letzte Schrei, Grunz- und Mosaik-Therapie sind übrigens ebenfalls stark im Kommen.

Es gibt selbstverständlich auch Stammtische für Arbeitslose, Adelige, Alkoholiker, psychisch Kranke, Behinderte, Väter und Mütter, aber natürlich getrennt, denn sonst würde das Ganze ja keinen Spaß und erst recht keinen Sinn machen.

Einmal mehr hatte ich mich mit den besonders Unverschämten vom Politiker-Stammtisch angelegt. Unter denen tummelten sich zum Beispiel Breierische Minister, die dafür bekannt waren, daß sie erwarteten und fest davon ausgingen, bei Volksfesten Essen und Trinken umsonst zu bekommen, weil sie ja so bekannt und wichtig waren. Eigentlich eine Frechheit sondergleichen, aber solche Leute kannten weder Anstand noch Moral. Die verdienten einen Haufen Kohle und wollten trotzdem noch gesponsert werden. Jedenfalls hatte ich die Polit-Zombies mal wieder mit einigen frechen Sprüchen provoziert, woraufhin sie so reagierten: "Dann bekämpf uns doch!" verlangten sie von mir. Ich widersprach: "Wieso sollte ich die Herrschaft des Mittelmaßes über die Mittelmäßigen bekämpfen? Ihr beutet schließlich nur die Vollidioten aus, die viel arbeiten und gut verdienen. Die ganzen asozialen Reichen sowie Armen, die nichts abgeben und nur abkassieren wollen, belohnt Ihr noch für ihr abartiges Verhalten." "Na ja, Mehrwertsteuer müssen die schon auch zahlen", wandte eine junge Ministerin ein. "Ihr aber genauso!" platzte es aus mir heraus. Da schauten sie sich betreten an. "Ihr seid Volkstreter und Volksverräter, aber keine Volksvertreter", legte ich nach.