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Im West-Berlin der 1970er Jahre, zwischen dem Schatten der RAF und der allgegenwärtigen Paranoia der geteilten Stadt, klickt die Kamera von Ursula. Eine Kamera, die mehr verbirgt, als sie offenbart. Denn die junge Fotografin, gezeichnet von einer verstörenden Vergangenheit, jagt nicht nur Bilder, sondern auch die Wahrheit über den brutalen Mord an ihren Eltern. Doch in ihrem Sucher erscheint ein Gesicht, das nicht ins Raster passt: Friedrich, ein Mann aus dem Leben ihrer Eltern. Ein Zeuge oder ein Täter? Jede Begegnung, jedes neue Puzzleteil wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet. »Klick. Klick. Klick.« ist eine Reise in die Tiefen einer gestörten Seele, ein Spiel mit Licht und Schatten, in dem jedes Motiv ein neues Geheimnis verbirgt. Am Ende muss Ursula die erschütternde Wahrheit erkennen: Manchmal steckt hinter der wirklich wahren Wahrheit nur die wirklich wahre Lüge.
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Seitenzahl: 38
Veröffentlichungsjahr: 2025
Sabine und Thomas Benda
Klick. Klick. Klick.
In diesem Thriller im Berlin der 1970er sucht Ursula, die junge Fotografin, die Wahrheit über den Mord ihrer Eltern.
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Klick. Klick. Klick.
1. Erster Klick
2. Zweiter Klick
3. Dritter Klick
4. Vierter Klick
5. Der letzte Klick
Über die Autoren:
Impressum neobooks
Thriller
Sabine & Thomas Benda
IMPRESSUM
© 2025 Sabine Benda, Thomas Benda
Korrektorat und Lektorat: Sabine Benda
Coverdesign: Sabine Benda
Sabine und Thomas Benda
Josef-Schemmerl-Gasse 16
A-2353 Guntramsdorf
E-Mail: [email protected]
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.
Hinweis der Autoren: Unsere Bücher sind nur für Erwachsene geeignet!
20.09.2025
Das sanfte Rattern der Straßenbahn ist das Einzige, was die Stille in meinem Atelier unterbricht. Ich nenne es so, auch wenn es nichts weiter ist als eine kleine, zugige Kammer am Ende des Flurs in meiner Altbauwohnung in Schöneberg. Die Fenster blicken auf einen Hinterhof, in dem nichts wächst außer Efeu und Melancholie. Es ist mein Rückzugsort, mein Heiligtum. Hier, bei dem säuerlichen Geruch von Fixierbad, finde ich die Ruhe, die mir draußen in der Welt so oft fehlt.
Ich bin Ursula. Eine Fotografin. Zumindest versuche ich, eine zu sein. Ich studiere an der Universität der Künste, aber meine wahren Lehrer sind die Straßen West-Berlins. Ich lerne, indem ich sie beobachte, ihre Wunden und Narben mit der Linse meiner Leica einfange. Ich fotografiere die kleinen, unscheinbaren Dinge: einen abgeblätterten Farbtupfer an einer Hauswand, die Spuren einer Demonstration auf dem Asphalt, das morbide Muster, das Taubenkot auf einer Denkmalsstatue hinterlässt. Helmut, mein Freund, der Psychiater, nennt meine Arbeit »eine Ästhetik des Verfalls«. Er meint es nicht abfällig. Er versucht, mich zu verstehen, aber er sieht nur die Oberfläche. Er versteht nicht, dass ich das, was ich fotografiere, in mir trage.
Schon seit meiner Kindheit werde ich von diesen Bildern heimgesucht. Nicht die, die ich schieße, sondern die, die sich ungefragt in meinem Kopf festsetzen. Es sind flüchtige Visionen, Blitzlichter des Schreckens: der Splitter eines zerborstenen Spiegels, eine rote Pfütze, die sich auf einem kalten Fliesenboden ausbreitet, der Schatten einer Gestalt, die im Nebel verschwindet. Ich habe gelernt, sie zu verdrängen, sie als bloße Trugbilder meiner Fantasie abzutun. Ich habe mich überzeugt, dass sie nicht real sind. Aber tief in mir weiß ich, dass sie zu mir gehören. Sie sind ein Teil von mir, so fest verankert wie meine Knochen.
Heute Morgen bin ich auf dem Weg zum Ku'damm. Ich will ein paar Fotos von der neuen U-Bahn-Station machen. Die Atmosphäre dort ist so steril und funktional, das perfekte Gegenteil von dem, was mich normalerweise anzieht. Aber ich brauche eine Pause von den morbiden Motiven. Ich brauche etwas Licht.
Ich steige aus der U-Bahn und die Hitze des Spätsommers schlägt mir entgegen. Eine graue Wolkendecke hängt tief über der Stadt, und ein feiner Nieselregen beginnt, auf das Pflaster zu prasseln. Die Menschen hasten, die Köpfe gesenkt, unter ihren Regenschirmen. Die Straße ist ein einziges Meer aus Schwarz und Grau. Ich gehe langsam, lasse meinen Blick schweifen, und plötzlich, da sehe ich es.
Es ist ein Unfall, nur ein paar Meter von mir entfernt. Ein alter VW-Käfer ist mit einem Lieferwagen kollidiert. Es ist erstmal nicht spektakulär, keine zerfetzten Metalle oder brennende Reifen. Es ist leise, fast friedlich. Der Käfer ist schräg auf der Fahrbahn stehen geblieben, die Motorhaube ist eingedrückt wie ein Akkordeon. Ein paar Sekunden herrscht absolute Stille. Dann bricht der Lärm los. Schreie, Hupen, das schrille Quietschen von Bremsen. Die Welt um mich herum löst sich auf. Es gibt nur noch den Käfer und mich.
Meine Hände zittern, aber nicht vor Angst. Es ist ein Zittern, das ich kenne, das Zittern, das mich überkommt, wenn ich etwas sehe, das ich festhalten muss. Es ist der Drang, der mich dazu treibt, die Kamera hochzuheben, die Blende einzustellen, den Sucher an mein Auge zu drücken. Ich nehme die Bilder auf. Nicht hastig, sondern bewusst. Ich fotografiere die zerborstene Windschutzscheibe, deren Splitter wie Diamanten funkeln. Ich fotografiere das verzerrte Gesicht des Fahrers, das von den Glassplittern zerschnitten ist. Ich fotografiere die Frau auf dem Beifahrersitz, die regungslos, beinahe friedlich, mit einem offenen, leeren Blick ins Nichts starrt.
