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Tabea hat kein leichtes Leben. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern muss sie im Gutshaus ihres widerlichen Onkels leben. Dort muss sie hart arbeiten Dort wird oft bestraft und geschlagen. Trost findet sie nur bei ihrem geliebten Pferd Glorius. Ihre Situation bessert sich etwas als drei Jäger auftauchen. Die Männer wollen im Wald jagen. Dazu wohnen sie im Gutshaus. Tabea muss ihnen den Wald zeigen. Einer der Männer, Johann, nimmt sich Tabea an und beschützt sie vor ihrem brutalen Onkel. Und das sehr oft. Die beiden freunden sich an. Doch die Männer müssen wieder fort. Und Tabeas Onkel wird noch grober. Noch gemeiner ihr gegenüber. Als er ihr auch noch das Pferd wegnimmt und es verkaufen will, reicht es Tabea. Sie flüchtet. Verzweifelt, mittellos und allein. Ihr Weg führt sie zum Schloss. Dort sucht sie Arbeit. Und hofft, Johann wieder zusehen.
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Seitenzahl: 99
Veröffentlichungsjahr: 2021
Königliche
Magd
Prolog
Es war noch dunkel.
Doch das war mir egal. Ich würde trotzdem reiten. In einer Stunde würde die Sonne aufgehen und ich musste dann im Stall helfen. Die Kühe mussten gemolken werden und die Schweine gefüttert. Danach musste ich in der Küche das Frühstück vorbereiten. Alles Aufgaben für eine Magd.
Doch ich war keine Magd, dachte ich verärgert. Nein, ich war die Nichte des Barons. Das Mädchen, dass hier im Gutshaus, nach dem Tod der Eltern, aufgenommen wurde. Und wenn ich sagte, aufgenommen, so meinte ich es auch so. Denn ich bekam eine kleine Kammer unter dem Dach und durfte die abgetragenen Kleider meiner Cousine mein Eigen nennen. Meine Tante schämte sich meiner. Und das hatte sie an ihre Tochter weitergegeben. Ich war ja nur die Tochter eines kleinen Pastors. Also kein Umgang für eine Baroness.
Meine Mutter, die Schwester des Barons, hatte unter ihrem Stand geheiratet. Aus großer Liebe hatte sie die vorteilhafte Verbindung mit einem jungen, reichen Grafen ausgeschlagen, um meinen Vater zu heiraten. Etwas, dass mich meine Tante, und damit auch meine Cousine, mich täglich spüren ließen. Mit spitzen, gehässigen Bemerkungen und harter Arbeit. Ich sollte mir mein Gnadenbrot hier erarbeiten. So hatte Tante Mary fast täglich gesagt. Jetzt war sie schon zwei Jahre tot. Doch das hielt meine Cousine nicht davon ab, es immer noch zu sagen. Nun, Klara hatte es nie anders gelernt, dachte ich bitter. Denn sie war ganz die Tochter ihrer Mutter. Klara hatte ihre Mutter vergöttert. Und deren Tod hatte Klara tief getroffen. Das hatte Klara noch nicht verwunden. Ihren Schmerz darüber ließ an mir aus. Früher als wir noch Kinder waren, da waren wir Freundinnen. Zwei kleine Mädchen, die heimlich, hinter dem Rücken der strengen Baronin, zusammen spielten. Doch das war lange vorbei.
Ich seufzte. Es brachte nichts, darüber nachzudenken. Es war wie es war. Ich konnte nichts daran ändern. Auch nicht, dass ich mit meiner schmalen Figur und meinen langen, hellblonden Haaren, meinen tiefblauen Augen, von den Männern bewundert wurde. Anders als Klara, die jeden Tag mit zusammengekniffenen Lippen und schlechter Laune herumlief. Nichts und niemand konnte ihr ein Lächeln entlocken. Nicht einmal ihr Vater, der sie mit wundervollen Kleidern überhäufte. Das Einzige, wofür der geizige Mann mal Geld ausgab. Denn er wollte, dass seine Tochter eine möglichst reiche Partie machte.
Auch heute hatte Klara mir eine Menge Aufgaben zugeteilt. Doch zum Glück hatte ich einen guten Freund. Pelle übernahm heute Morgen für mich das Ausmisten der Hühnerställe. Das bedeutete, ich konnte endlich mal wieder ausreiten. Darauf freute ich mich besonders. Das war meine Belohnung für das triste Leben, dass ich hier im Gutshaus führen musste.
Mein Pferd, das einzige, dass mir von meinem unbeschwerten Leben im Pfarrhaus geblieben war. Ich hatte sich damals durchgesetzt. Das erste und einzige Mal gegen meinen dominanten Onkel. Er hatte mir erlaubt, dass Fohlen behalten zu dürfen. Das Fohlen, dass ich geschenkt bekommen hatte, weil seine Mutter verstorben war. Der Bauer hatte den kleinen Hengst töten wollen. Ohne Mutter hatte er keine Überlebenschancen. Doch ich hatte gekämpft. Den kleinen Hengst mit der Flasche großgezogen. Unterstützt von Mutter und Vater. Jetzt war Glorius, wie ich den Hengst genannt hatte, mein einziger Besitz. Und ein wertvoller Besitz, denn Glorius stellte sich als prächtiger Deckhengst heraus.
Glücklich schwang ich mich in den Sattel und ritt in die beginnende Dämmerung. Endlich wieder frei und unbezwungen. Ohne Last und Sorge. Ich ritt zum Wald. Neugierig, welches Abenteuer mich heute erwartete.
Glorius galoppierte munter durch die angenehme Kälte des nahen Waldes. Ich zog meine dünne Mütze weiter ins Gesicht und lachte glücklich auf. Ich liebte das Reiten, dass unbeschwerte Leben. Damals, als meine Eltern noch lebten, konnte ich es jeden Tag erleben. Damals war Vater immer mit mir ausgeritten. Die Zeit hatten wir uns immer genommen. Doch jetzt kam ich nur noch selten dazu.
Ich stoppte Glorius. Denn auf einer Lichtung vor mir, standen drei Reiter. Mir unbekannte Reiter. Diese Männer hatte ich nie zuvor gesehen. Was machten die drei so früh im Wald meines Onkels? Das fragte ich mich verärgert. Ich sollte die Männer stellen und sie zur Rechenschaft ziehen. Das hier war Onkels Gebiet. Die jungen Männer waren unerlaubt hier. Schon wollte ich lospreschen. Doch dann überlegte ich es mir. Sie waren zu dritt, ich war allein und dazu auch noch eine junge Frau. Die drei Männer könnten mich leicht überwältigen. Nicht auszudenken, was geschehen könnte.
Besser, ich beobachtete sie ein wenig, um rauszufinden, wer sie waren. Ich wendete mein Pferd und ließ es in sicherer Entfernung zurück. „Ich bin gleich wieder hier, Glorius“ versprach ich leise. Dann schlich ich den Weg zurück und näher an die drei Männer heran. Neugierig und gespannt, was hier vor sich ging.
„Also Rupert. Du solltest deinem Vater sagen, was dir auf dem Herzen liegt. Er kann doch nicht über dein Leben bestimmen. Du bist erwachsen.“ Sagte einer der jungen Männer grinsend. „Ich sage es meinem Vater fast täglich. Und endlich hört er mal auf mich.“ Sagte er weiter. Lachend schüttelte er seinen Kopf. „Ich, Johann der Fröhliche, habe einen guten Vater,“ Er hob seine Armbrust und überprüfte sie. Dann legte er einen Pfeil ein. „Eher Johann, der schweigsame. So wenig, wie du sprichst“ sagte der dritte. Auch er suchte seine Armbrust.
Ich ahnte, die drei Männer waren hier, um zu jagen. Onkels Wald war voll Wild. Dafür war er berühmt. Das riesige Gebiet bot vielen Rehen und Wildschweinen Heimat. Und jetzt waren diese drei hier, um sie zu jagen. Das durfte ich nicht zulassen. Entschlossen sammelte ich Tannenzapfen.
„Das ist einfacher gesagt als getan, Freunde. Ihr kennt meinen Vater gut. Er lässt nicht mit sich reden. Anders als dein Vater, Johann. Und er hat beschlossen, dass es Zeit wird, dass ich in seine Fußstapfen trete. Ich soll meine Freiheit aufgeben. Für ihn ist das ganz einfach“ erklärte der größte der Männer finster. „Deswegen werde ich jetzt mal zwei Wochen verschwinden. Das wird Vater hoffentlich milder stimmen.“ setzte er grimmig hinzu. Seine dunkelbraunen Haare glänzten in der Sonne. Er war schlank und doch muskulös. Das konnte ich trotz der dicken Jacke, die er trug, erkennen. Auch er hob jetzt seine Armbrust. Zeit, sich einzumischen.
Ich zielte und warf. Der Tannenzapfen traf diesen Rupert hart am Hinterkopf. Er schrie erschrocken auf. Es musste ziemlich wehgetan haben. Der zweite Tannenzapfen traf einen der anderen Männer. Diesen Johann. Auch er schrie überrascht auf. Doch im Gegensatz zu dem anderen Mann, lachte er darüber. Es hörte sich dunkel und fröhlich an. Ich erzitterte kurz. Das war mir noch nie passiert, dachte ich kurzatmig.
Auf jeden Fall hatten sie damit alles Wild im Umkreis aufgeschreckt und verjagt, dachte ich zufrieden. „Wer wirft hier denn mit Tannenzapfen“ sagte der große Mann sehr wütend. Kichernd warf ich erneut und traf ihn an der Stirn. „Verdammt, was ist hier los!“ schrie Rupert aufgebracht. Seine schlechte Laune erinnerte mich an meine Cousine. Auch sie schrie immer sofort los, dachte ich. Die beiden würden gut zusammenpassen, ging es mir durch den Kopf.
„Das kommt von dem Gebüsch dort hinten, Rupert“ sagte der andere Mann, der bislang geschwiegen hatte und wies in meine Richtung. Ich warf und traf den petzenden Mann direkt auf der Brust. „Verdammter Mist, Ben! Da will uns jemand herausfordern. Bestimmt ein frecher Bengel, der sich hier herumtreibt. Den werden wir uns schnappen und ordentlich verprügeln. Was für ein leichtsinniger Halunke“ schnauzte dieser Rupert wütend.
Er wollte mich schnappen? Mich, die sich hier im Wald bestens auskannte? Die drei Männer machten sich jetzt stumm Zeichen. Zeit, dass ich von hier verschwand. Besser das, als dass ich eine Tracht Prügel bezog. Zuzutrauen war es dem wütenden Mann, der sich mir nun näherte. Ich raffte meinen Rock und rannte in die Richtung, wo ich Glorius zurückgelassen hatte. Ich musste mein Pferd erreichen und verschwinden. Dann musste ich Onkel Karl von dem ungebetenen Besuch im Wald berichten.
Doch halt Stopp. Wenn ich das tat, musste ich beichten, wieder mal unerlaubt hier gewesen zu sein. Doch andersherum, waren die Männer Wilderer, dachte ich wieder. Der große Mann war schnell, sehr schnell, doch zum Glück kannte ich mich hier besser aus. Ich erreichte den hohlen Baum. Dort kroch ich hinein und hielt die Luft an. Der Mann blieb jetzt stehen und sah sich suchend, verwirrt um. Er konnte nicht verstehen, wohin ich so schnell verschwunden war.
„Habt ihr was gefunden?“ rief dieser Rupert jetzt laut. „Nein, Rupert, keine Spur. Hier ist alles ruhig“ riefen beide Männer zurück. Einer von ihnen stoppte direkt vor dem hohlen Baum. Es war dieser Johann. Er war etwas kleiner und breiter als dieser Rupert. Doch das mir recht. Damit versperrte er den anderen Männern die Sicht auf mich. Das war mein Glück. „Der freche Geist ist wohl weg.“ Sagte er lachend. Der Mann vor mir raufte sich die Haare. Ich schluckte schwer als ich die lange, dunkelbraune Mähne bewunderte. Er und der Hüne schienen verwandt zu sein, ging es mir durch den Kopf. Die Ähnlichkeit der beiden sprach für sich. Übermütig schälte ich mich auf der anderen Seite des Baumes heraus und blieb stehen. Dann nahm ich den letzten Tannenzapfen und warf. Die Mütze dieses Johanns fiel in den frisch gefallenen Schnee. Der erste in diesem Jahr. „Na warte, Mistkerl!“ schrie er amüsiert. Während er sich nach seiner Mütze bückte, rannte ich an ihm vorbei zur Lichtung. Der Mann sah mich natürlich. „Verflucht, eine silberblonde Waldhexe. Na warte. Dich bekomme ich.“ schrie er. Schon war er mir wieder auf den Fersen.
„Glorius“ rief ich so laut ich konnte. Fast hatte mich der Mann erreicht. Seine Hand griff schon nach mir. Ich wich aus und dann kam auch schon mein Hengst auf mich zu. Lachend schwang ich mich gekonnt in den Sattel. „Das ist der Wald des Barons! Hier wird nicht gewildert“ rief ich streng.
„Das ist ja ein kleines Mädchen, Johann“ rief einer der anderen Männer. Er wollte sich mir in den Weg stellen. Doch Glorius stieg, der Mann wich aus und machte den Weg frei. Dann ritt ich schnell zum Gutshaus zurück. „Verfluchtes Weibsstück“ rief mir dieser Rupert hinterher. Ich lachte fröhlich. Wir hatten hier für ordentlich Lärm gesorgt. Die drei würden heute kein Jagdglück mehr haben, dachte ich zufrieden.
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa
1 Kapitel
Meine gute Laue hielt an. Onkel war mit Klara in die Stadt gefahren, ohne mich zu vermissen. Die Zofe meiner Cousine berichtete, dass Klara ungewöhnlich fröhlich gewesen sei. Mein Onkel hatte heute Morgen einen Brief aus dem Palast erhalten. Daraufhin wurde die Kutsche angespannt und mein Onkel war mit Klara in die Stadt gefahren. Nun, mir sollte es Recht sein. Ich hatte den Tag über meine Ruhe vor den beiden. Auch wenn meine Liste an Aufgaben lang und schwer war. Ich erledigte sie lächelnd und zufrieden.
Ich musste wieder kurz an meine Eltern denken. Was war es damals doch schön als sie noch lebten. Auch damals hatte ich meine Aufgaben im Haushalt und in der Gemeinde, dachte ich. Doch ich war glücklich. Wissend, dass meine Eltern mich liebten. Mutter und ich hatten im Haus und im Garten gearbeitet. Danach waren wir unterwegs, um die Armen und bedürftigen in der Gemeinde zu besuchen. Dort halfen oder trösteten wir die Menschen, denen das Leben übel mitgespielt hatte.
Doch dann starb Vater. Mutter und ich verloren das Pfarrhaus. Ein neuer Prediger zog dort mit seiner Familie ein. Mutter zog mit mir hierher. Zurück in ihr Elternhaus. Mein Onkel fühlte sich verpflichtet, uns aufzunehmen. Gegen den Willen seiner gehässigen Frau. Jeden Tag ließ diese genau spüren, wie sehr sie uns hasste. Mutter starb keine sechs Monate nach Vater. Ohne ihn wollte sie nicht mehr leben, so sagte sie auf ihrem Sterbebett. Ich blieb hier allein zurück. Ungeliebt und gehasst von Tante und Onkel. Meine Tante verhinderte sogar, dass Mutter auf den Familienfriedhof beigesetzt werden durfte. Onkel ermöglichte es heimlich, dass sie nun neben Vater ruhte. Das war das billigste gewesen und reichte für die Frau eines Pastors, so sagte Onkel damals.
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa
Mein Onkel kam erst am Nachmittag Heim. Ich kam gerade aus dem Stall als die elegante Kutsche vor dem Gutshaus hielt. Das erste, was mir auffiel, war Klaras helles Lachen. Das zu hören, was so ungewohnt, dass jeder auf dem Hof den Kopf hob und zur Kutsche sah. Auch ich ließ den schweren Milcheimer stehen und kam zum Zaun, der den Hof vom großen Eingang des Hauses trennte. Ich schob mich an dem dicken Knecht vorbei und schielte unter seinem Arm hindurch. Dann blieb mir der Atem weg.
Denn Klara und mein Onkel waren nicht allein zurückgekommen. Neben und hinter ihrer Kutsche waren drei Pferde. Und auf diesen saßen genau die Männer, denen ich im Wald den Streich gespielt hatte! Verflucht, dachte ich. Ausgerechnet die drei mussten sich hier herumtrieben. Was wollten sie hier, überlegte ich nervös.