Kräfte der Unsterblichkeit (OUTER-SPACE COMMANDER 3) - Jens Fitscher - E-Book

Kräfte der Unsterblichkeit (OUTER-SPACE COMMANDER 3) E-Book

Jens Fitscher

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Beschreibung

Tarik Connars Freund Sahl’and vom Volk der Talik ist verschollen. Zusammen mit Scarlett vanDyke, seiner neuen Lebensgefährtin und Telios, dem Homunkulus-Hybriden, einer Schöpfung des Robot-Herrschers Tart-prio, begibt er sich auf die Suche. Commander Connar findet sich unverhofft inmitten einer Planetenübergreifenden Auseinandersetzung wieder, die er zunächst nur unter Einsatz seiner besonderen Gabe überlebt. Zwischen Connar und den Heleroen kommt es zur Konfrontation. Bevor diese jedoch gänzlich eskaliert, erscheint ein riesiges Asteroidenschiff über dem Planeten. Connar gelangt auf das Schiff, dessen Größe dem eines kleinen Mondes entspricht. Dort stellt er fest, dass sich anscheinend niemand mehr an Bord befindet. Was ist geschehen? Eine Zeit-Säkularisation hat zugeschlagen und Connars Partnerin ausgelöscht.

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Seitenzahl: 327

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Jens Fitscher

OUTER-SPACE COMMANDER

- Das Vermächtnis der Sterne –

Kräfte der Unsterblichkeit

© 2023 Jens Fitscher

Illustration: S. Verlag JG

Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,

Alle Rechte vorbehalten

Sammelband ‚Sternen Commander‘

Bände 9 - 12

1.Auflage

ISBN: 978-3-96674-585-7

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Prolog:

Die Flucht

Zielort unbekannt

Die UGIch

Die Priesterkaste

Die Suche

Die Verschwörung

In den Händen der Göttlichen

Fahrstuhl zur Hölle

Alles oder Nichts

Sturm der Hemisphäre

Die Maschinenwesen

Das Experiment

Zeit-Säkularisation

Kampf um die Weltraumstation

Die SORROW greift ein

Gefahr unbekannt

Das Asteroidenschiff

Connars Visionen

Göttin Zahlahs verlorener Kampf

Har2’the, die Goldpurpurne

Sirenengesang

Zeno und Tarja

Arurus Jenseitswelt

Connars Wandlung

Zu neuen Ufern

In der Verfemung der Unendlichkeit

Das Zielgebiet

Der Angriff

Parastruktieve Fähigkeiten

Die Basiswelt

Vergangenheit ausgelöscht

Wasser des Todes

Maschinen und Roboter werden zu guten Geistern der Menschen. Wenn die Zeit reif ist, wird es keine Kraft der Welt geben, die dem Einhalt gebietet, was bereits längst den Umschwung bedeutet. Organische Physik und Bioinformatik werden die Welt vollständig verändern, bis zuletzt nur noch der Geist als universelle Institution verbleibt und die Wahrnehmung der Gefühle in den Annalen der Geschichte verschwindet.

Prolog:

Der Taurus-Strom, ein offener Sternhaufen im Sternbild Stier und von der Erde aus mit bloßem Auge zu erkennen. Der Kern des Sternenhaufens hat einen Durchmesser von etwa 13 Lichtjahren. Vereinzelt finden sich versprengte Sonnensysteme in einem Umkreis bis zu 78 Lichtjahren. Die Entfernung zur Erde beträgt 153 Lichtjahre und das Tartmos System war 540 Lichtjahre entfernt. Der Strom besteht aus etwa 350 Sternen. Die einsame Sonne mit ihren fünf Planeten lag etwas abseits des Stroms. Das unscheinbare, kleine Sonnensystem beherbergte aber ein Geheimnis, das noch im Verborgenen lag.

Die Erstürmung der Hemisphäre, dem Sitz der Götter, war fehlgeschlagen. Die UGIch, die Befreiungsfront Unabhängig Glaubende Ich’allen hatte viele Opfer gebracht.

Der Zugang zu dem energetischen Fahrstuhl hinauf zur Hemisphäre, dem Forschungsmodul WISA55, einer Raumstation der Heleroen, wurde ihnen durch einen undurchdringlichen Energieschirm verwehrt.

Ich lag neben Scarlett, eingewickelt in ein dickes Fell, auf dem Boden einer kleinen Felsenhöhle. Der Schlaf wollte aber nicht kommen. Immer wieder sah ich die letzten Ereignisse vor meinem geistigen Auge vorbeiziehen. Es waren viele Menschen gestorben.

Diese sogenannten Götter kannten keine Gnade. Erst gegen morgen war ich eingeschlafen und wurde jetzt je aus dem Schlaf gerissen. So kam es mir jedenfalls vor. Ich blinzelte in die hellen Sonnenstrahlen, die mir direkt ins Gesicht fielen. Reflexartig griff ich zur Seite, dorthin wo ich Scarlett vermutete.

Meine Hand traf jedoch nur ins Leere. Sie lag nicht mehr neben mir. Erst jetzt bemerkte ich das laute Stampfen und Klopfen zusammen mit lauten Stimmen. Dazwischen konnte ich immer wieder dumpfe, explosionsartige Geräusche hören.

Was, um alles in der Welt, war hier los? Wo kamen mit einem Mal die Sonnenstrahlen her? Wir befanden uns doch in einer Höhle.

Ich hatte mich aufgesetzt und beobachtete voller Staunen die vielen Männer und Frauen, die sich an den Schrägen des riesigen Höhlendoms zu schaffen machten. Erst jetzt im hellen Schein bemerkte ich, dass die gesamte rechte Seite der Höhle schräg abfiel, wobei die Neigung eher flach zu nennen war.

Diese Stelle war besonders stark frequentiert. Besonders dort, wo sich ich jetzt runde Öffnungen im Felsen erkennen konnte, aus denen das Sonnenlicht regelrecht herausschoss.

„Na du Langschläfer, endlich aufgewacht? Vor mir stand Scarlett und verstellte mir die Sicht.

„Bei diesem Krach kann man doch nicht schlafen“, erwiderte ich etwas pikiert.

„Tarik, es ist bereits Mittag. Außerdem finde ich es hier fiel gemütlicher, wenn die Sonne scheint!“

Dem konnte ich jetzt nicht wirklich etwas entgegensetzen.

„Was ist hier überhaupt los? Gestern Abend leckten sich die meisten der UGIch Kämpfer noch die Wunden und jetzt dieser Aktionismus.“

Ich stand auf, ging zu ihr und legte meine Arme um ihre Taille. Scarlett lächelte mich mit einem verführerischen Augenaufschlag an.

„Das war Orans Idee. Die Leute benötigen nach der gestrigen Niederlage ein neues Ziel vor Augen, sagt er, und zwar schnell, bevor sie vollkommen den Mut verlieren.“

Der Boden zitterte etwas, als eine leichte Explosion zu hören war. Man konnte deutlich die Staubwolke sehen, die sich wie ein Schlauch in das Höhleninnere bewegte und sich nach etwa einhundert Metern auflöste.

Von dort, woher sie gekommen war, machten sich erste Lichtstrahlen bemerkbar, die die letzten Staubpartikel noch erleuchteten und kurz sichtbar machten, bevor auch sie sich in der riesigen Höhle verloren.

„Oran hat diese Höhle zu dem neuen Hauptquartier der Organisation erkoren. Es war reiner Zufall, dass einige Leute bemerkt haben, dass die schräge Seite der Höhle an die Außenseite des Gebirges über uns grenzt. Weißt du, die meisten Männer und Frauen konnten nach dem gestrigen Kampf nicht gleich zu Ruhe kommen und einige von ihnen begannen, die Höhle, in die wir geflüchtet sind, zu erkunden. Du glaubst es nicht, aber es befinden sich tatsächlich noch weitere Zwischenräume und Tunnelgänge in unmittelbarer Nähe, die teilweise eine Anbindung zu der Haupthöhle haben. Es war somit nur logisch und strategisch nachvollziehbar, dass Oran den Befehl gab, die vorhandenen Ressourcen zu nutzen und weiter auszubauen.“

Ich hatte versucht, ihren Redeschwall durch einen Kuss zu unterbrechen, was mir aber nicht gelang. Scarlett schien regelrecht begeistert zu sein.

„Hätte man das Ganze nicht etwas langsamer angehen können? Ich meine wir haben doch wirklich ganz andere Probleme.“

„Nein mein Freund! Ich denke, es ist genauso das Richtige!“

Oran war von mir unbemerkt an uns herangetreten und nickte Scarlett zustimmend zu. Ich ließ sie los und wandte mich ihm zu.

„Oran, ich dachte bisher, dass wir uns darauf geeinigt hatten, alle verfügbaren Kräfte auf die Eroberung der Hemisphäre zu bündeln. Wir müssen den energetischen Fahrstuhl hinauf zum Sitz der Götter erobern, um die unrechtmäßige und grausame Herrschaft der Heleroen zu beenden, die sich anmaßen, die Götter der Ich’allen zu spielen.“

„Natürlich, das ist immer noch unser Endziel. Aber es nützt niemanden, wenn wir unser weiteres Vorgehen übers Knie zerbrechen. Meine Leute sind angeschlagen und ich denke, es ist zunächst wichtiger, ihr Selbstvertrauen wieder herzustellen. Etwas Besseres, wie diese Höhle hätte uns überhaupt nicht passieren können. Wir etablieren zunächst hier unser neues Hauptquartier. Während die Höhle weiter ausgebaut wird und die Verletzten sich kurieren können, werden wir uns über die nächsten Schritte ausführlich beraten. Du siehst, die richtige Organisation ist der halbe Erfolg!“

Er grinste mich ungeniert an, während Scarlett meinen Kopf mit der Hand zu sich drehte und mich küsste.

„Genauso machen wir es“, sagte sie noch.

Die konspirative Zusammenkunft fand in einer kleinen Nebenhöhle statt. Mehrere Fackeln erhellten den Raum nur ungenügend, dazu flackerten die Flammen sehr stark und das ständige Wechselspiel von Helligkeit und Schatten ließen meine Augen tränen.

Die Höhle diente anscheinend als Luftzugang und durch die Durchbrüche in der Haupthöhle war die Sogwirkung eines Kamins entstanden.

Neben Oran waren noch drei weitere Unterführer anwesend. Selfrien, Orans Lebensgefährtin, setzte sich gerade neben Scarlett, als in der Ferne wieder eine Explosion zu hören war und feiner Staub von der Decke auf uns niederrieselte.

„Wenn wir Pech haben, werden die Sprengungen entdeckt und wir können unseren Plan bereits im Ansatz vergessen!“

Oran blickte mich mit feurig blitzenden Augen an. Er wirkte im Schein der flackernden Fackeln regelrecht dämonenhaft.

„Ich habe Späher in einem weiten Umkreis um unser neues Quartier aufgestellt. Wie dumm hältst du mich wohl, Tarik mein Freund?“

„Touché“, sagte Scarlett leise.

„Lasst uns endlich anfangen. Es ist nicht gerade gemütlich hier!“

Selfriens Äußerung wurde mit einem zustimmenden Gemurmel seitens der drei anderen Ich’allen begleitet.

„Also gut. Die Sachlage ist folgende. Nachdem wir so kläglich an dem Schutzschirm des energetischen Fahrstuhls zur Hemisphäre gescheitert sind und wir die uns überlegenen Waffen der sogenannten Götter am eigenen Leib erfahren mussten, gibt es nicht mehr viel Alternativen. Unsere neuen Freunde haben mir gegenüber jedoch von einer weiteren Möglichkeit gesprochen.“

Oran DeVlok schaute mich auffordernd an. Neugierige Blicke trafen mich.

„Wenn wir das Ziel nicht direkt erreichen können, müssen wir eben einen Umweg nehmen“, begann ich mit ein paar nichtssagenden Worten, um sofort nachzulegen.

„Priesterführer Kooclot oder Luumat, sein Vertreter, werden uns dabei nützlich sein! Natürlich können wir sie nicht als Geisel gegen die sogenannten Götter einsetzen. Nachdem, was ich über sie erfahren habe, werden diese Götter auch auf ihre Priester keine Rücksicht nehmen. Aber sie können wertvolle Insider Hinweise liefern, die uns der Hemisphäre näher bringen könnten. Was wir unbedingt benötigen, sind mehr Details über die sogenannten Götter!“

„Die Priester werden nicht sprechen. Selbst gegen Folter sind sie gefeit. Sie benutzen eine Droge, die schmerzfrei macht und den Geist vernebelt.“

Ich blickte erstaunt zu der Frau, die diesen Einwand vorbrachte.

„Mein Name ist Sla Mel’hak. Die Informationen, die ich habe, sind verlässlich!“

Ich nickte ihr unbewusst zu. Natürlich kannte sie diese Geste nicht.

„In Ordnung Sla, das wäre normalerweise ein sehr großes Hemmnis. Es gibt jedoch einen Faktor, den Ihr noch nicht wissen könnt.“

Ich blickte zur Seite und nahm Augenkontakt mit Scarlett auf. Ein feines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel und ließ mich ihre Zustimmung wissen. „Scarlett, meine Gefährtin, hat eine besondere Gabe. Sie kann sozusagen die Gedanken anderer hören!“

Ich schaute in zunächst verblüffte Gesichter. Scarlett hatte mir nach dem misslungen Angriff gegen den Fahrstuhl zur Hemisphäre berichtet, dass sie nach den anfänglichen Schwierigkeiten, nunmehr auch die Gedanken der Ich’allen wieder hören konnte. Es bedurfte dazu zwar noch immer einer besonderen Konzentration, aber der sogenannte ‚Watteeffekt‘, der ihr am Anfang den Gedankenkontakt fast unmöglich gemacht hatte, schien nicht mehr existent zu sein.

Oran fing sich als Erster.

„Und das sagst du uns erst jetzt?“

„Diese Fähigkeit war seit meiner Ankunft auf eurem Planeten fast vollständig verschwunden gewesen. Irgendetwas hat mich regelrecht blockiert. Erst seit gestern ist diese Blockade fast gänzlich verschwunden.“

Scarlett ließ die Gemüter schnell wieder abkühlen, man konnte es an Gesichtszügen sehen, die sich langsam wieder entspannten.

„Also gut, das bedeutet für uns, dass wir lediglich Kooclot, oder Luumat oder beide zusammen als Wissensträger habhaft werden müssen. Die Befragung können wir dann ihr überlassen, richtig?“

Ich nickte Oran zu und bestätigte mit einem lauten „Ja“.

„Das klingt ziemlich einfach. Die Frage ist nur, werden und die Information überhaupt weiterhelfen.“

Sla Mel’haks Einwand war nicht ganz unbegründet. „Alles, was mit den falschen Göttern zu tun hat, ist absolut nicht einfach, vergesst das nicht. Macht nicht den gleichen Fehler noch einmal, und unterschätzt die Situation.“

Orans Ermahnung klang mir noch in den Ohren, da hatte sich die Versammlung bereits aufgelöst.

Die Flucht

 Telios befand sich in einer schier aussichtslosen Situation. Die Priester-Wächter hatten ihn in den Tempel der Göttin Zahlah verschleppt, das größte und höchste Bauwerk der Hauptstadt Merkal. Nun saß er in einer kleinen, zwei Mal drei Meter großen Zelle.

Das Ereignis seines Absturzes hatte das künstliche Gehirn bereits in den Altspeicher abgelegt.

Neue Prioritäten waren initialisiert worden. Es galt zunächst den Aufenthaltsort von Commander Connar herauszufinden.

Dazu benötigte er nähere Informationen bezüglich der sozialen und politischen Struktur der bestehenden Gesellschaft.

Die Planetenbewohner nannten sich selbst Ich’allen und es gab eine Priesterkaste, die anscheinend die Vormachtstellung ausübte. Sie wurde von einem obersten Priesterführer autoritär geführt. Telios menschliche Augen blickten sich in der kleinen Zelle um.

Ein vergittertes Fenster direkt unter der Decke sowie die schwere Metalltür ließen seine Möglichkeiten einen Ausbruch zu wagen gegen null gehen. Auch hatten ihm seine Häscher die gesamte Ausrüstung abgenommen.

Sein Hadronengehirn, ein Ableger des Robot-Herrschers Tart-prio, arbeitete auf Hochtouren.

Die logische Auswertung seiner Gefangennahme ergab nicht eindeutig, dass Commander Connar als Außerirdischer entdeckt worden war.

Es konnte sich dabei auch um systembedingte Repressionen oder eine Maßnahme zur Gefahrenabwehr handeln.

In einer Autokratie gab es immer auch eine gewisse Gegenströmung.

Es blieb ihm zunächst nichts anders übrig, als sich in Geduld zu üben, was seinem künstlichen Gehirn nicht schwerfiel.

Es spielte ein paar Szenarien durch, wie eine mögliche Flucht aussehen könnte, und berechnete deren Erfolgsaussichten.

Aus dem kleinen, mit einem Gitter versehenen quadratischen Loch, das sich an der Außenwand in dreieinhalb Meter Höhe befand, kamen neue Geräusche.

Telios Hadronengehirn konnte eine eindeutige Abweichung des bisher vernommenen Geräuschpegels feststellen. Etwas war im Gange, das nicht zu den normalen Tagesabläufen gehörte.

Es wurde zunehmend dunkler in der Zelle. Die Helligkeit des Tages wich der beginnenden Nacht.

Die modifizierten Augennerven wechselten auf Infrarotsicht.

Es waren nunmehr bereits über zehn Stunden vergangen, seitdem ich die Priester-Wächter hier eingesperrt hatte. In der Magengegend seines menschenähnlichen Körpers begann es zu rumoren.

Er bekam Hunger, und das nicht zu knapp. Er musste unbedingt dem Körper neue Energien zuführen. Seine Denkprozesse wurden natürlich durch die fehlenden Grundnährstoffe nicht beeinträchtigt.

Die Körperchemie konnte jedoch bei einem längeren Mangel Schaden nehmen.

Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als einen Ausweg zu suchen. Sein schwacher, biologischer Körper setzte Telios jedoch Grenzen in der Findung eines Ausbruchsplans.

Immer wieder kalkulierte sein Hadronengehirn, dass ein Verlassen der Zelle nur mit schweren körperlichen Schäden möglich sein würde.

Andererseits sprach eine gewisse Logik dafür, noch eine Weile auszuharren. Die Wahrscheinlichkeit, dass man ihn zum Verhör holen würde, wuchs von Minute zu Minute mehr.

Er begann, genau in diese Richtung immer wieder neue Szenarien durchzurechnen und nach weiteren vier Stunden lagen ihm etwa ein halbes Dutzend theoretisch Erfolg versprechende Fluchtmöglichkeiten vor, Voraussetzung war und blieb natürlich, dass auch tatsächlich jemand kam und ihn abholte.

Seine nahezu übermenschliche Geduld wurde belohnt. Die Stahltür ging mit einem hässlichen Krächzen auf und ein heller Lichtstrahl fiel ihm direkt ins Gesicht.

Telios war kurz geblendet und seine Augen begannen zu tränen. Zwei Priester-Wächter standen an der Türe und blickten ihm desinteressiert entgegen.

„Mitkommen!“

Die Anweisung wurde fast gleichzeitig von beiden ausgesprochen. Interessiert betrachtete Telios die beiden Gestalten. Sie trugen ein schwarz satiniertes, aus metallischen Schuppen bestücktes Gewand, das an der Taille mit einem Schlossgürtel zusammengehalten wurde.

In der riesigen Gürtelschnalle stecken die gegenüberliegenden Klingen zweier Krummschwerter.

Die beiden Ich’allen hatten ihre Hände an die Griffe gelegt. Telios erkannte sofort, dass die Schwerter mehr ein Status- und Machtsymbol waren, als dass sie wirklich auch als Waffe zum Einsatz kamen.

Viel wichtiger waren diesbezüglich aber die kurzen, länglichen Stäbe, welche die Priester-Wächter seitlich am Gürtel trugen. Sie wirkten sehr unscheinbar, er erkannte jedoch sofort, dass es sich dabei um viel wirksamere Waffen handeln musste als bei den Schwertern. 

Telios folgte ihnen schweigend. Noch war die Zeit nicht gekommen, um eine Flucht zu wagen.

Die beiden Priester-Wächter hatten ihn in die Mitte genommen und Telios beobachtete aufmerksam den Weg, den sie einschlugen.

Äußerlich blieb er entspannt und ruhig, in seinem Inneren jedoch arbeitete das Hadronengehirn auf Hochtouren.

Seine Blicke fielen mehrmals unbemerkt von den Wachen auf die Stabwaffen, die an ihren Gürteln hingen.

Sein Gehirn kalkulierte verschiedene Fluchtvarianten durch, natürlich unter Berücksichtigung seiner besonderen Körperstruktur.

Seine Reflexe und Reaktionsschnelligkeit lagen bei über zweihundert Prozent eines vergleichbar normalen Menschen. Trotz einer errechneten Erfolgswahrscheinlichkeit von 73 Prozent unterließ er zunächst einen Fluchtversuch.

Oberste Priorität seines Handels war die Erlangung von Informationen über den Verbleib von Commander Connar.

Telios erhoffte sich mehr Informationen bei dem mutmaßlichen Verhör, zu dem er gebracht wurde, zu bekommen.

Tatsächlich wurde er in einen weiteren kleinen Raum geführt, der seiner Zelle nicht unähnlich war.

Lediglich das Fenster war kein Loch, sondern umfasste die gesamte Fläche der rückwärtigen Wand war transparent und wie aus einem Guss gefertigt.

In der Mitte des Raums stand ein Priester hinter einem hölzernen Hochlehnstuhl und blickte Telios entgegen. Einer der Priester-Wächter forderte ihn auf, sich auf den Stuhl zu setzen.

Innerhalb einer Nanosekunde kalkulierte das Hadronengehirn von Telios seine Fluchtchancen neu.

Die Situation hatte sich im Detail grundlegend verändert. Der Raum war zu klein, um vier Personen ohne Weiteres aufzunehmen. Es wurde sehr eng, als die beiden Wächter ihn zu dem Stuhl führen wollten und der Priester vortrat.

Telios entschied sich zu handeln. Er würde höchstwahrscheinlich die erhofften Informationen zwar nicht bekommen, aber dieser Punkt war immer noch zweitrangig.

Mit einer schnellen und unbemerkten Bewegung des rechten Arms griff er nach der Stabwaffe am Gürtel des rechts neben ihm gehenden Wächters und zog sie mit einem Ruck an sich.

Gleichzeitig gab er dem Wächter auf seiner linken Seite einen Stoß mit dem Ellenbogen, sodass dieser auf den Priester zufiel.

Die Finger seiner rechten Hand fanden sofort den Aktivierungsschalter der Stabwaffe, und noch während er sich mit einem Sprung über den Stuhl etwas Bewegungsfreiheit verschaffte, drückte er den Auslöser der Waffe.

Der blassgrüne Strahl erfasste zuerst die Rückenlehne des Holzstuhls, fächerte dann aber aus, als er seine Gegner anvisierte.

Die Wächter und der Priester waren über seine heftige Reaktion dermaßen überrascht, dass sie nicht mehr dazu kamen, sich zu Wehr zu setzen.

Sie lagen paralysiert vor und über dem Stuhl und versperrten mit ihren leblosen Körpern den Durchgang.

Etwas unbeholfen kletterte Telios über die Körper und blickte vorsichtig durch die immer noch offenstehende Tür. Es war ihm leichter gefallen, sich zu befreien, als gedacht.

Der schwach erscheinende, menschliche Körper schien doch über relativ reaktionsschnelle Reflexe und sehr gut koordinierbare Muskeln zu verfügen.

Telios war positiv überrascht. Der Logiksektor innerhalb des Hadronengehirns mahnte eine zu schnelle Euphorie an. Noch war der Ausgang seiner gerade erst begonnenen Flucht offen.

Außerdem machte sich der seit längerer Zeit bestehende Nahrungsentzug immer deutlicher bemerkbar. Als er den Raum vorsichtig durch die offenstehende Tür verließ, ging ein Zittern durch seinen Körper.

Kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Er schwankte kurz, konnte sich aber schnell wieder fangen.

Plötzlich vernahm er laute, bellende Rufe und mehrmals war das Zischen von Waffenstrahlen vom Ende des Korridors zu hören, in dem er sich jetzt befand.

Mit einem Ruck riss er die Stabwaffe hoch, die er einem der Wächter abgenommen hatte und die er immer noch in der Hand hielt. Die Kampfgeräusche wurden immer lauter und schienen direkt auf ihn zuzukommen.

Der aus rohen Steinquadern bestehende Korridor gab keine Fluchtmöglichkeit zu erkennen.

Der Gang endete einen Meter hinter der offenstehenden Tür des kleinen Raums, indem sich die Paralysierten befanden. Er musste sich schnell entscheiden.

Ein Ausweichen war nicht möglich, folglich blieb nur das Warten oder der eigene Angriff.

Telios entschied sich für den Angriff, dabei befand er sich in einer taktisch schlechten Ausgangslage.

Der Korridor, in dem er sich befand, bot ihm absolut keine Deckung. Vorsichtig ging er mit geduckter Haltung auf das Korridorende zu und versuchte sich aus den Geräuschen, die immer lauter zu ihm drangen, ein Bild zu machen, als plötzlich eine Frau auf ihn zu stolperte.

Sie sah ihn nicht, da sie sich rückwärts bewegte und ihre Konzentration auf die sie verfolgende Priester-Wächter gerichtet war. Sie schoss mit einer klobig wirkenden Handfeuerwaffe und fiel ihm regelrecht vor die Füße.

Zielort unbekannt

 Wieder einmal beugte ich mich der Entscheidung des Führers der UGIch, und dass, obwohl ich gute Gründe dagegen hatte. Es war für mich absolut unverständlich, dass Oran DeVlok einfach so darüber hinweggehen konnte.

Lag es generell an der fremden Mentalität der Ich’allen oder war es bloßer Stolz, der ihn meine Bedenken ignorieren ließ? Ich wusste es nicht.

Die Teilung der Kämpfer in drei Gruppen erfolgte noch im neu errichteten Hauptquartier. Jede Gruppe umfasste zwölf Mann. Scarlett und ich gehörten der zweiten Gruppe an.

Das Ziel war klar umrissen. Wir wollten den obersten Priesterführer Kooclot dingfest machen und mit seiner Hilfe eine Möglichkeit finden, in die Hemisphäre zu gelangen. So weit so gut.

Der Zielort dieses Unternehmens war jedoch unbekannt.

Die Spione der UGIch hatten es bisher nicht geschafft, den genauen Aufenthaltsort herauszufinden.

Ich fand allein diesen Umstand schon sehr bedenklich. Aber Orans endgültige Entscheidung, trotzdem anzugreifen, war für mich absolut nicht nachvollziehbar.

Daran änderte auch die strategische Aufteilung in drei Gruppen nichts.

Innerhalb des Aufenthaltsbereiches, indem sich Kooclot normalerweise aufzuhalten pflegte, gab es fünf Tempel.

Leider reichte die Anzahl Kämpfer nicht aus, um auch fünf Gruppen zu bilden. Es war und blieb ein Vabanquespiel.

Sollten die Kämpfer der UGIch, der Unabhängig Glaubenden Ich’allen, zu früh bemerkt werden und auffliegen, war der Einsatz bereits vorbei, bevor er überhaupt begonnen hatte.

Die sogenannten Priester-Wächter, die persönliche Schutzgarde der Priester mit übergeordneter Polizeifunktion, war in den Großstädten überall präsent. Sie bestand aus einer eigenen, durchorganisierten Kaste und war fast schon militärisch aufgestellt. Dementsprechend weitläufig waren auch ihre Befugnisse.

Öffentliche Einrichtungen und speziell die Tempelanlagen unterlagen einer besonderen Aufsicht.

„Du wirst an der Entschlossenheit der Männer und Frauen nichts ändern können. Sie stehen voll hinter dem Plan ihres Anführers Oran DeVlok!“

Ich blickte Scarlett mit einem ausdruckslosen Gesicht an. Mir war es vollkommen klar, dass ich den einmal gefassten Entschluss nicht mehr umstoßen konnte, so sehr es mir auch gegen den Strich ging.

Andererseits konnte ich mich aber auch nicht heraushalten, da ich ebenso meine persönlichen Ziele hatte.

Ich hatte meinen alten Freund Sahl’and hinter dem Schutzschirm als Gefangener der Heleroen gesehen.

Er war zusammen mit einigen anderen Crewmitgliedern seines Schiffes über den energetischen Fahrstuhl zur Hemisphäre verschleppt worden. Ich musste irgendwie eine Möglichkeit finden, ihm zu folgen und einen Befreiungsversuch zu starten.

Außerdem war da noch Telios, der Homunkulus-Hybride mit der künstlichen Intelligenz und der Teilidentität von Tart-prio, dem Robot Herrscher von Tartmos.

Ich hatte ihn seit Verlassen meines Raumschiffs KLONDIKE nicht mehr gesehen und hoffte zumindest, dass er den Absturz auf den Planeten überlebt hatte. Schließlich war sein Körper aus menschlichen Zellen geklont worden und entsprechend anfällig auf äußere Gewalteinflüsse.

Lediglich sein Gehirn bestand aus einer hochentwickelten Technologie. Ich stand schweigend inmitten der Männer und Frauen, die versuchten, ihre Waffen so gut es ging in der Kleidung zu verbergen.

Wir hatten als Tarnung ganz normale Alltagskleidung angezogen und überprüften letztmalig die verborgenen Taschen und Halfter, die mit allen möglichen Waffen regelrecht gespickt waren.

Ich musste grinsen, als ich Scarlett in ihrem neuen Outfit gewahrte.

Sie trug eine dunkelblaue Schnürbluse unter einer braunen Schnürjacke, die an den Armen auf die ganze Länge mit einzelnen Schnüren zusammengebunden war. Ähnlich sah die Grau-schwarze Hose aus dickem Leder aus. Nur dass zwischen den Schnüren stellenweise noch nackte Haut hindurchschimmerte und das ansatzlos bis hinauf zu den Pobacken.

„Du brauchst überhaupt nicht so schadenfreudig zu grinsen. Glaubst du etwa, du siehst anders aus?“

Scarlett pfiff tatsächlich anzüglich in meine Richtung, sodass sich mehrere Männer und Frauen zu uns umdrehten.

Ich ignorierte ihre Blicke und schnürte die Jacke enger zusammen.

„Gruppe II angetreten“, hörte ich plötzlich eine Frauenstimme laut und überdeutlich rufen.

Scarlett und ich gehörten zur Gruppe II, also gehorchten wir der Aufforderung. Drei Frauen und sieben Männer stellten sich mit uns in einer Linie auf. Sla Mel’hak, unsere Gruppenführerin, gab die Parole aus.

Das Ziel von Gruppe II war zunächst ein kleiner Tempel nahe der Hauptstadt Merkal. Es war von vornherein klar, dass man das Zielsubjekt dort nicht finden würde, aber Oran hatte darauf bestanden, dass jede Gruppe sich zunächst einer Art Kampfübung unter realistischen Bedingungen unterziehen müsse.

Die kleinen Tempel waren nicht so stark bewacht und die Gefahr des Scheiterns damit relativ gering.

Zunächst bewegten wir uns durch relativ unwirtliches Gelände.

Wir gingen zu Fuß, da es aufgefallen wäre, wenn einfache Ich’allen, die wir nun mal darstellten, mit Flugmaschinen oder bodenbezogenen Fahrzeugen anrücken würden. Wir durften uns auf keinem Fall irgendwie auffällig verhalten.

Oran hatte mehrmals betont, dass wir nur diesen einen Versuch hatten.

Das Land wurde zunehmend flache, das war aber auch die einzige Veränderung, die mir auffiel.

„Sag, wieweit ist überhaupt eure Hauptstadt Merkal von hier entfernt?“

Ich lief direkt neben Sla Mel’hak. Sie blickte mich etwas irritiert an.

„Wenn wir zügig vorankommen, ist es ein Zweitagesmarsch. Ich habe schon diesbezüglich mit Oran gesprochen. Unser neues Hauptquartier ist nach meinem Geschmack noch zu nahe an der Stadt. Das könnte zu einer Falle für uns werden.“

Ich war kurz stehen geblieben. Ich hatte tatsächlich damit gerechnet, noch am gleichen Tag den Tempel zu erreichen und Sla zog aus meiner Frage auch noch eine falsche Schlussfolgerung.

Zwei Tage, das war eine lange Zeitspanne. Warum hatte Oran nur auf die Fluggleiter verzichtet?

Es war Nacht und wir hatten unser Ziel erreicht. Etwa fünfhundert Meter von uns entfernt befand sich das Eingangstor zu der kleinen Tempelanlage.

Mein anfänglicher Muskelkater hatte sich wieder verflüchtigt.

Wir hockten am Rande einer Baumlichtung und spähten zu der altertümlichen Mauer hinüber, die den Tempel umgab. Ein ausgetretener Pfad führte zwischen verdorrten Büchen zu dem einzigen aus Holz gefertigten Tor, das sichtbar war.

„Das sieht nicht unbedingt nach einer Wehrmauer aus!“

Sla Mel’hak sah mich mit einem fragenden Gesichtsausdruck an, ignorierte aber meine Feststellung, als ich schwieg. Sie mochte wohl mit dem Begriff Wehrmauer nichts anzufangen.

„Wir werden nicht durch das Tor gehen, sondern von der Seite über die Mauer eindringen. Los, worauf wartet ihr noch?“

Sla erhob sich ruckartig und sprang über eine oberirdische Baumwurzel. Im Zickzackkurs rannte sie auf die Mauer zu, gefolgt von den Männern und Frauen ihrer Gruppe.

Scarlett kniete immer noch neben mir und erhob sich, als ich ebenfalls langsam aufstand. Sie rümpfte die Nase und verzog leicht ihre Augenbrauen.

„Wieso warten wir nicht, bis es Tag wird, und marschieren dann ganz normal durch das Eingangstor in das Kloster? Schließlich haben wir uns doch gerade deshalb als ganz normale Bürger verkleidet, oder?“

Ich lächelte sie an. „Das ist ein Tempel und kein Kloster, aber sonst muss ich dir recht geben. Sollten wir jetzt überrascht werden, ist die ganze Verkleidung sozusagen für die Katz. Obwohl, es hat schon etwas für sich, dich in diesem Outfit zu sehen!“

Ich legte Scarlett meine rechte Hand seitlich auf ihren Oberschenkel und ertastete zwischen den Schnüren die nackte Haut. Dann zog ich sie zu mir heran und wir küssten uns.

Die Lederkleidung macht dich wirklich noch anziehender, als du es ohne bereits bist!“

Ich hatte mein Kompliment noch nicht ganz ausgesprochen, als ich hinter mir ein Räuspern vernahm.

„Sla lässt euch ausrichten, dass die Gruppe sich bereits innerhalb des Tempels befindet. Ihr sollt mir folgen!“

Ich blickte den Mann, den unsere Gruppenführerin zurückgeschickte hatte, kurz an.

Sein Gesicht war tatsächlich eingeschwärzt und er machte eine finstere Mine.

Er drehte sich ruckartig herum, duckte sich und wollte gerade wieder auf der gleichen Spur zurück, die er gekommen war, als sich am Tor des Tempels etwas tat.

Zunächst war bloß ein lautes Knarren zu hören, dann kamen mehrere polternde Geräusche dazu. Erstaunt beobachteten wir, wie sich das hölzerne Tor jetzt gänzlich öffnete und zwei Kämpfer der UGIch ihre Köpfe vorsichtig herausstreckten, um uns dann auffordernd zuzuwinken.

Sie konnten uns zwar nicht sehen, aber sie vermuteten wohl, dass wir uns immer noch an der alten Stelle befanden.

„Was ist denn jetzt los?“ Ich grinste Scarlett an. „Scheint, als hätten wir nur einen Spaziergang vor uns und keinen Kampfeinsatz!“

Trotz widersprüchlicher Gefühle folgten wir der Aufforderung und gingen langsam auf das Eingangstor zu.

Das Holztor stand nun sperrangelweit offen und wir wunderten uns noch mehr.

Wir erreichten den Eingang und im gleichen Moment hörten wir bereits den typisch zischenden Ton einer Priester-Wächter Stabwaffe.

Der UGIch an meiner Seite stürmte sofort mit angeschlagener Waffe durch das Tor. Ich zog Scarlett am Arm zur mir heran und warf mich gegen die seitliche Wand.

„Vorsichtig, hier stimmt irgendetwas nicht“, raunte ich ihr ins Ohr.

„Ach tatsächlich, was du nicht sagst“, gab sie ironisch zurück.

Jetzt waren vereinzelt laute Rufe zu hören und immer wieder wurde die sonst noch vorherrschende Stille von dem typischen zischenden Ton einer Stabwaffe durchbrochen.

Schmerzensschreie vermischten sich mit gebrüllten Befehlen. Ich spähte vorsichtig durch den offenen Toreingang, konnte jedoch außer einigen Lichtblitzen in der Dunkelheit nichts erkennen.

„Wir gehen rein, halten uns aber weiter dicht an der Wand. So wird man uns wegen der dunklen Kleidung nur schwer erkennen können!“

Ich hielt den kleinen Handlaser in meiner Rechten und zog mit der Linken Scarlett hinterher, während ich mich an der Wand entlang durch einen schmalen Flur schob.

Wir waren gerade einmal zehn Meter weit gekommen, als es plötzlich nur so von Gegnern wimmelte.

Jedenfalls erkannten wir zunächst nur schattenhafte Bewegungen und es wurde merkwürdig still.

Nur das manchmal laute Atmen der Kämpfer war zu hören. Immer wieder blitzten verschiedenfarbige Strahlen durch die aus Naturstein und altem Holz gefertigten Gängen.

An verschiedenen Stellen erhellten kleine bis mittelgroße Brände die Umgebung.

„Die Situation ist völlig unübersichtlich“, flüsterte mir Scarlett zu.

Ich nickte nur kurz und konzentrierte mich auf die nähere Umgebung.

Dann geschah alles sehr schnell und ich bekam davon tatsächlich erst etwas mit, als es schon zu spät war.

Scarlett ließ einen tiefen Seufzer hören und blickte voller Unglauben auf ihre Hände, die sich sehr schnell rot einfärbten.

Immer wieder blitzen grell und völlig lautlos Laserstrahlen auf und manchmal kreuzten sie sich.

Sie brachte kein Wort über die Lippen, und erst als sie langsam an der Wand entlang auf den Boden rutschte, wurde ich aufmerksam.

Ich bückte mich zu ihr hinunter, als sie mit einem Mal am ganzen Körper zu zittern anfing.

„Was ist los mit dir?“ Mit großen Augen schaute sie in mein Gesicht, und als sie mir ihre blutüberströmte Hände entgegenhielt, begriff ich endlich.

„Du bist getroffen worden, verdammt. Zeig mir wo?“

Ich versuchte mit den Augen zumindest eine offene Wunde zu erkennen, aber es war dafür zu dunkel und das Licht der Laserstrahlen war zu kurz, um die Umgebung wirklich aufzuhellen.

Ich tastete unbeholfen an ihrem Oberkörper entlang, als sie die Augen schloss und zur Seite fiel.

Ihr Puls ging sehr flach. Sie war ohnmächtig geworden.

Jetzt bemerkte ich ebenfalls, dass meine Hände voll von Blut waren, obwohl ich nicht einmal wusste, wo es aus ihrem Körper floss. Sie musste wohl mehrmals getroffen worden sein.

Diese verdammte einheimische Kleidung. Sie saß so eng, dass man nichts erkennen konnte.

Erst jetzt erkannte ich, dass das meiste Blut schwallartig aus ihrem Mund schoss. In mir stieg Panik auf. Ich konnte doch nicht mit ansehen, wie Scarlett vor meinen Augen verblutete. Was konnte ich aber tun?

„Verdammt, verdammt“, brüllte ich meine Verzweiflung so laut ich konnte aus mir heraus.

Dann ließ ich voller angestauter Wut und Frustration all meine telekinetische Energie freien Lauf.

Wie ein alles zerreißender Tornado fegte die paranormale Energie durch den Gang und über die Kämpfenden, die nur als Schatten zu erkennen war.

Ein Teil der hölzernen Decke brach ein und Mauersteine flogen nach allen Seiten explosionsartig auseinander, als ich wie Moloch zuschlug.

Unter mir und dort, wo Scarlett lag, bildete sich bereits eine dunkle Blutlache. Ich nahm sie in meinen Arm und konnte nichts mehr für sie tun, oder?

Ganz langsam stieg in mir eine Erinnerung hoch.

Ich hatte einst die Möglichkeit besseren, durch meinen Geist Einfluss in subatomare Bereiche zu nehmen. Das war in einem Leben vor dem Zeitparadoxon gewesen. Damals war mein Gehirn durch die Erhöhungsmaschine der Ellio’sh entsprechend modifiziert worden.

„Mit deinen neuen, geistigen Sinnesorganen wirst du auf die Grundstruktur dieser Lebensmatrix des Universums bedingt Zugriff haben. Du wirst fortan eine sehr starke Affinität zu hoch entwickelten, selbstständig agierenden positronischen Hightech Endgeräten haben. Sobald du in Interaktion mit einem solchen Hightech Produkt kommst, wird sich dir, unabhängig von seinen Erbauern, die Funktionsweise sofort offenbaren und es wird dich ebenfalls erkennen. Aber sei immer auf der Hut. Mit der Dunklen Energie spielt man nicht. Sei vorsichtig, wenn du Eingriffe im atomaren und subatomaren Bereich vornimmst. Tue es niemals unbewusst, sondern nur bewusst und gesteuert durch deinen Willen. Der Prozess der Erhöhung erfolgt jetzt. Dein Geist ist vorbereitete, die organische Voraussetzung wird nunmehr geschaffen.“ 

Ich war der Vermächtnisnehmer des Volkes der Ellio’sh geworden und erst durch einen Eingriff in die Vergangenheit war diese Erhöhung ungeschehen gemacht worden.

Dabei war auch die Frau meines besten Freundes Wayne-Zeno einfach so aus der Zeitlinie ausradiert worden.

Das hatte er mir niemals verziehen und es war zum Zerwürfnis gekommen und jetzt verlor ich selbst als Strafe meine Scarlett.

Ich weigerte mich, das einfach zu glauben. In meinen Gedanken zogen die vergangenen Ereignisse wie höhnende Bilder vorbei.

Ich hatte das KORRELAT besiegt und die in meinem Körper fortschreitende Zellkernwucherung.

Ich hatte mit meinen erweiterten paranormalen Sinnen in das Leben eingreifen und positive Veränderungen herbeiführen können. Wieso sollte das jetzt nicht auch noch möglich sein?

Verdammt! Ich hatte es niemals mehr wirklich versucht.

Mit einem lauten Schrei stürzte ich mich regelrecht auf Scarletts Körper, der jetzt völlig schlaff in meinen Armen lag.

Ich begann telekinetisch vorsichtig auf den Brustkorb einzudrücken und konzentrierte mich auf das Innere ihres Oberkörpers. Ich hatte immer damit gerechnet, dass ich diese Fähigkeiten tatsächlich verloren hatte, und war mehr als erstaunt, ja sogar etwas erschrocken, als ich mich wie mit einer VR-Brille, durch den Thorax in Richtung Bauchraum, Leber, Magen und Zwerchfell bewegte. Sofort fiel mir das viele Blut auf, das sich in jedem noch so kleinsten Freiraum ansammelte.

Intuitiv bewegten sich meine geistigen Augen auf die beiden riesigen Löcher am Aortenbogen und an einer der Nierenarterien. Diese war regelrecht gerissen. Ich begann ohne Umschweife mit der Reparatur und aktivierte zunächst das Zellwachstum. Ich war dermaßen in mein Tun vertieft und in mich selbst versunken, dass ich meine Umgebung völlig vergessen hatte. Ich schloss gerade die vermehrte Herstellung der Erythrozyten ab.

Scarlett hatte sehr viel davon verloren und es war unbedingt notwendig, dass die Sauerstoffversorgung ihres Körpers wieder in normalen Bahnen verlief.

Das Erste, was ich vernahm, als ich mich aus meiner tiefen Konzentration zurückholte, war ein leiser Seufzer von ihr.

Es war mit einmal Mal hell um uns beide und ich bemerkte, dass ich mit meinem ganzen Körper auf ihr lag, mit meinem Kopf zwischen ihren Brüsten.

„Sie leben tatsächlich. Wie ist das möglich? Überall das viele Blut“, hörte ich jetzt eine Stimme direkt neben mir. Eine Zweite antwortete: „Wie haben sie nur die Explosion überstanden? Sie muss sich doch ganz in ihrer Nähe ereignet haben.“

„Helft ihnen endlich auf, ihr Hornvieh!“

Ich blickte direkt in die Augen von Sla Mel’hak. Sie streckte mir eine Hand entgegen und ich zog mich daran hoch.

„Irgendwelche Verletzungen?“

„Ich hoffe nicht mehr!“

Das war der einzige Satz, den ich zunächst herausbrachte.

Ich ließ Scarlett nicht aus den Augen, und als sich unsere Blicke kreuzten, traf mich zunächst Unverständnis und erst nach und nach wurde ihr bewusst, was überhaupt geschehen war.

Ihr Erschrecken war groß, als sie dann das verklebte Blut an den Händen und an ihrer Kleidung bemerkte. Sie stolperte mir regelrecht in die Arme.

„Vergiss es ganz schnell“, flüsterte ich ihr noch zu

„Ich erkläre dir alles Weitere später. Nur so viel vorab, ich habe meine alte Kraft wieder!“

Sla Mel’hak blickte mich immer noch etwas schief an, aber als ich nichts weiter zu der angeblichen Explosion sagte, wechselte sie das Thema.

„Es war ein verflixter Hinterhalt, in den wir geraten sind. Gerade einmal fünf Priester-Wächter waren es, die uns fast überrumpelt hätten. Das darf nicht wieder vorkommen, ist das Allen klar?“

Wir hatten zwar keinen Mann verloren, aber es gab drei Verletzte und natürlich Scarlett, aber diesen Vorfall verschwiegen wir. Insbesondere da ihre Verletzungen wohl auch durch die Laser unserer eigenen Leute verursacht worden waren.

Die UGIch

 Rah‘8sek und Cod‘3med folgten in einem sicheren Abstand den Master-Robotern. Das Tempelgelände umfasste einhundert Hektar und neben dem Haupttempel beherbergte es noch weitere dreizehn Neben, -und Untertempel.

Die beiden Heleroen waren, wie gewohnt, mit zwei Stationsfähren auf dem flachen Dach eines kleinen Seitenflügels des Haupttempels gelandet.

Fast zur gleichen Zeit schlichen sich UGIch Kämpfer von Westen kommend in Richtung Haupttempel.

Sie nutzten zunächst den dichten Baumbestand als Sichtschutz. Die Gruppen II und III unter der Führung von Oran DeVlok und Sla Mel’hak waren gemeinsam in den Tempelbezirk vorgedrungen, während Gruppe I unter Führung von Malrat Dark’ofer zunächst den Bezirk weitläufig umging, um dann von der anderen Seite loszuschlagen.

Ihnen oblag es, die Priester-Wächter abzulenken oder zumindest von dem Hauptgebäude wegzulocken.

Auf eine ständige Funkverbindung hatte man wegen der Ortungsgefahr verzichtet.

Die Gruppenführer hatten sich zuvor auf eine zeitlich genau fixierte Aktion abgestimmt. Gruppe I hatte demnach noch genau eine halbe Stunde Zeit, um die Voraussetzungen zu schaffen, damit Gruppe II und III das Hauptgebäude einnehmen konnten. Oran DeVlok blickte zum wiederholten Mal auf seinen Armchronometer.

Sie lagen jetzt breitflächig verteilt in Angriffsstellung hinter und neben den letzten Bäumen und vor einer breiten Schneise, die sich etwa zweihundert Meter um die Gebäude zog. Es war früher Morgen und dicke Nebelschwaden zogen von dem nahen Fluss herüber.

Die Sicht war dadurch stark eingeschränkt, aber das war auch der Grund gewesen, dass Oran sie die halbe Nacht noch hatte marschieren lassen.

Eine bessere Deckung, als der Morgennebel konnte man sich nicht wünschen.

Connar hatte sich etwas erhoben und spähte über das Wurzelwerk, hinter dem er und Scarlett zusammengekauert lagen, in den Himmel. Er meinte, dort eben noch ein leises Brummen vernommen zu haben.

Aber so sehr er sich auch bemühte, der Nebel war zu dicht, um etwas erkennen zu können.

Eine dumpfe, watteartige Stille lag über dem ganzen Areal. Langsam begann der kühle Morgentau unangenehm zu werden. Scarlett rückte noch enger an Connar heran.

Die Kleidung, die sie trug, wurde seitlich an den Armen und Beinen nur mit Schnüren zusammengehalten, die den Stoff nicht bündig abschlossen, sodass dort die nackte Haut zum Vorschein kam.

„Kannst du mich nicht noch etwas wärmen? Mir ist kalt und ich fühle mich langsam krank!“

Connar wollte gerade seine eigene Jacke ausziehen und sie ihr umlegen, als er die geflüsterte Parole von einem neben ihm am Boden kauernten Ich’allen vernahm: „Es geht los. Alle Mann auf!“

Als wäre es ein Zeichen des Angriffs, hörte man von westlicher Seite lautes Getöse und sogar mehrere Explosionsgeräusche.

Gruppe I war aktiv geworden. Jetzt mussten sich die Priester-Wächter nur noch darauf einlassen. Oran tauchte plötzlich neben mir auf.

„Wir gehen langsam vorwärts. Malrat Dark’ofer mit seinen Leuten ist aktiv geworden. Nutzt aber trotzdem jede Deckung, je länger wir unbemerkt bleiben, desto besser.“

Mittlerweile hatten sich zahlreiche UGIch Kämpfer um uns geschart. Ich musste unwillkürlich an die fehlende Kommunikationstechnik denken.

Normalerweise war ich es gewohnt, mithilfe des Logcoms, eine Kombination von Miko und Lautsprecher Chip, das unter dem Ohr in die Haut transplantiert wurde, gerade in Einsätzen wie diesem, zu kommunizieren.

Anscheinend war eine solche Technologie bei den Ich’allen und insbesondere bei der UGIch vollkommen unbekannt.

Oran DeVlok gab das Zeichen und wir fächerten aus, nutzten jede nur erdenkliche Unebenheit als Deckung. Scarlett blieb dicht an meiner Seite. Tatsächlich wurden wir zunächst nicht bemerkt und der Vorstoß kam ins Rollen. Dafür vernahmen wir aber aus der Ferne heftige Kampfgeräusche.

Es hörte sich nicht gut an. Die Kämpfer der UGIch teilten sich auf und pirschten sich im wahrsten Sinne des Wortes einzeln an. Immer auf Deckung achtend stürmten wir wie eine Horde undisziplinierte Wilde auf die ersten, kleineren Gebäude zu, die sich um den Haupttempel gruppierten.

Ich stolperte mehr, als dass ich rannte, und Scarlett, die sich tapfer an meiner Seite hielt, musste mich bereits zweimal abfangen.

„Alles in Ordnung?“

Wir erreichten das erste Gebäude und ich stützte mich mit dem Rücken gegen die aus groben Sandstein erbaute Wandfläche.

Mein Magen fühlte sich überhaupt nicht gut an. Ich kannte dieses Gefühl bereits von früher. Aber diesmal schien es besonders extrem zu sein.

Der dumpfe Druck, den ich zuerst wahrgenommen hatte, verstärkte sich minütlich zu einem ziehenden Schmerz.

„Mein Bauchgefühl gefällt mir überhaupt nicht. Irgendetwas ist im Gange und das ist bestimmt nichts Gutes!“

Scarlett blickte mich überrascht an. „Was meinst du damit?“

Ich zuckte mit den Schultern. „Kann ich dir auch nicht genauer sagen. Aber mein Bauchgefühl ist so etwas wie ein sechster Sinn und es hatte bisher immer recht.“

Sla Mel’hak und zwei weitere UGIch Kämpfer der Gruppe II kamen in gebückter Haltung auf uns zu.

„Oran hat bestimmte, dass die Hälfte unserer Gruppe Malrat Dark’ofer zu Hilfe eilt. Kommt ihr mit?“

Ich blickte Scarlett fragend an. Sie stimmte mit einem unmerklichen Kopfnicken zu. Ein Spaziergang, wie in dem kleinen Tempel, würde es bestimmt nicht werden. „In Ordnung, wir sind dabei“, antwortete ich.

Wir hatten das Haupttempelgebäude hinter uns gelassen und folgten dem Kampflärm. Gruppe I schien bereits in arger Bedrängnis zu sein.

Der Plan von Oran hatte nur einen halben Erfolg. Gruppe I war zu schwach, um den Gegner zu binden. Die Stürmung des Haupttempelgebäudes wurde jetzt geschwächt, da wir ihnen zu Hilfe eilen mussten.

Malrat Dark’ofer, der Führer von Gruppe I war jedoch klug genug und ließ die Männer sich zurückziehen, als er bemerkte, dass die Priester-Wächter in der massiven Überzahl waren. Der Kampflärm, der immer lauter wurde und uns entgegenschlug, war das Rückzugsgefecht.

Als uns die ersten UGIch Kämpfer entgegen kamen, gingen wir in Deckung.

„Schau nach oben, über den Dächern der vorderen Bauten“, zischte mir im gleichen Moment Scarlett zu.

Die ersten Männer begannen zu schießen, als ich Scarletts Blick folgte. Der Gleiter flog sehr langsam über uns hinweg. Er kam eindeutig vom Haupttempel.

Ich zog unwillkürlich den Kopf ein. Das war eindeutig ein Kampfgleiter der Heleroen. Wir hatten mit solch einem Gefährt bereits bitterböse Erfahrungen sammeln müssen.

Ich erwartete jede Sekunde, dass er in das Rückzugsgefecht zugunsten der Priester-Wächter eingreifen würde.

Als hätte Scarlett meine Gedanken gelesen, sagte sie: „Ich habe das eigenartige Gefühl, als würden wir zu spät kommen. Sie waren vor uns im Tempel“, sie zeigte auf die beiden Gleiter, die sich jetzt von uns entfernten.

„Was haben sie da gewollt? Sie viel ich von Selfrien bisher erfahren habe, scheuen die Heleroen öffentliche Auftritte und sie meiden ebenso ihre Anwesenheit unter den Priestern.“

Wir schauten beide nachdenklich auf die sich jetzt in der Ferne auflösenden dunklen Punkte der Fluggeräte.

Die Frau lag direkt vor seinen Füßen und blickte ihn mit starrem Blick an. Telios hatte jedoch zunächst keine Zeit, auf sie zu achten, sondern bestrich mit der Stabwaffe die seitliche Abzweigung am Ende des Korridors, aus dem sie gekommen war. Zwei Priester-Wächter fielen den Paralysestrahlen zum Opfer.

Der laute Kampflärm, der bisher zu hören gewesen war, ebbte plötzlich ab.

„Bist du verletzt?“ Telios schaute zu der UGIch Kämpferin, die sich schweigsam vom Boden erhob.

Sie schien ihm nicht zu trauen. Ihre Blicke schweiften über den Boden und suchten nach der Handwaffe, die sie beim Fallen verloren hatte. Plötzlich sahen sie sich von einem halben Dutzend Robotern umgeben.

„Ergeben Sie sich. Sofort. Widerstand ist zwecklos. Unsere Master-Roboter sind mit einem semipermeablen Körperschutzfeld ausgestattet. Ihre Waffen sind nutzlos!“

Die Stimme kam aus dem metallisch wirkenden Gesicht eines Heleroen, der nach den Robotern im Gang erschien. Hinter Rah‘8sek stand Cod‘3med und blickte in Telios Richtung.

„Diesen da kannst du mir überlassen. Er wird ein gutes Versuchsobjekt abgeben!“

Bevor das Hadronengehirn in Telios menschlichen Körper die Information verarbeitete hatte, wurden er und die UGIch Kämpferin von einem Paralysestrahl getroffen und gingen zu Boden.

Sie waren nicht bewusstlos, sondern das vegetative Nervensystem ihrer Körper war auf das Minimum reduziert worden.

Das Hadronengehirn in Telios Kopf analysierte anhand der Körperdaten den aktuellen Zustand und errechnete einen Korrelationskoeffizienten, der das Ergebnis lieferte, dass bei anhaltender Paralyse spätestens in drei Stunden die Körperorgane irreparable Schäden davontragen würden.

Eine Nanosekunde später begann Telios hadronisches Ego bereits an einem Plan zu arbeiten, um sich aus dieser misslingen Lage zu befreien.

Zufällig lag er so am Boden, dass sein Blick direkt nach hinten auf die offenstehende Zellentür gerichtet war.

So sah er, wie einer der spinnenartigen, etwa ein Meter fünfzig großen Master-Roboter den Priesterführer Kooclot aus dem Raum trug. Kooclot war ebenfalls noch paralysiert.

Jetzt wurde auch Telios von einem Master-Roboter vom Boden aufgehoben, ebenso wie die neben ihm liegende Kämpferin der UGIch.

Während des Abtransports bemerkte er leblose Körper von Ich’allen, die auf dem Korridorboden lagen. Ob sie tot waren oder lediglich paralysiert, konnte er nicht erkennen.

Jedenfalls hatte hier ein heftiger Kampf stattgefunden.

Der Master-Roboter, der ihn trug, erhöhte seine Geschwindigkeit und schoss regelrecht durch das Treppenhaus hinauf auf das flache Dach des Gebäudes. Dort wurde er zusammen mit der Frau etwas unsanft in einen der Gleiter verfrachtet.

Telios konnte sich immer noch nicht bewegen. Die Paralyse hielt immer noch an.