Lassiter 2658 - Tom Hogan - E-Book

Lassiter 2658 E-Book

Tom Hogan

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Beschreibung

Es war stockdunkel, als Dr. Cedric Marsh aus dem Schlaf schreckte. Im Traum hatte er sich hoch oben auf einer Klippe des Pueblo Bonito gesehen, als der Boden unter seinen Füßen plötzlich zu bröckeln begann.
Jetzt war Marsh hellwach. Sein Herz hämmerte wild. Vorsichtig kroch er aus seiner Bettrolle. Die anderen Mitglieder der Expedition lagen in tiefem Schlummer. Miles Parfitt, der Anführer der Gruppe, schnarchte leise. Marsh drehte eine große Runde um das Camp, um sich wieder zu beruhigen. Doch dann beschlich ihn das Gefühl, verfolgt zu werden.
Er fuhr herum. "Wer ist da?"
Im nächsten Moment gewahrte er eine dunkle Gestalt. Als sie näher kam, atmete der Doktor erleichtert auf. "Mein Gott, bin ich froh, dass Sie es sind! Ich dachte schon, Sie wären einer dieser Anasazi-Geister..."
Die Klinge eines Bowiemessers blitzte im Mondlicht - und Dr. Marsh gefror das Lächeln auf den Lippen...


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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Der Fluch der Anasazi

Vorschau

Impressum

Der Fluch der Anasazi

von Tom Hogan

Es war stockdunkel, als Dr. Cedric Marsh aus dem Schlaf schreckte. Im Traum hatte er sich hoch oben auf einer Klippe des Pueblo Bonito gesehen, als der Boden unter seinen Füßen plötzlich zu bröckeln begann.

Jetzt war Marsh hellwach. Sein Herz hämmerte wild. Vorsichtig kroch er aus seiner Bettrolle. Die anderen Mitglieder der Expedition lagen in tiefem Schlummer. Miles Parfitt, der Anführer der Gruppe, schnarchte leise. Marsh drehte eine große Runde um das Camp, um sich wieder zu beruhigen. Doch dann beschlich ihn das Gefühl, verfolgt zu werden.

Er fuhr herum. »Wer ist da?«

Im nächsten Moment gewahrte er eine dunkle Gestalt. Als sie näher kam, atmete der Doktor erleichtert auf. »Mein Gott, bin ich froh, dass Sie es sind! Ich dachte schon, Sie wären einer dieser Anasazi-Geister...«

Die Klinge eines Bowiemessers blitzte im Mondlicht – und Dr. Marsh gefror das Lächeln auf den Lippen...

Der Kutschwagen kam aus der Senke und rollte klappernd auf den planierten Weg, der durch das offene Flügeltor zum Wohnhaus der Ranch führte.

Es war ein nicht allzu heißer Tag im Spätsommer. Der azurblaue Himmel wölbte sich wie ein riesiger Baldachin über das New Mexico-Territorium. Blutrot leuchteten die fernen Bergkuppen der gigantischen Tafelberge in der Abendsonne.

John Donalds lenkte die Kutsche durch den mit Wapiti-Geweihen und Bisonhörnern geschmückten Torbogen. Er freute sich auf das Treffen mit seinem Bruder George. Seit fast fünf Jahren hatten sie sich nicht mehr gesehen. George hatte unlängst an einer Expedition ins Chaco Canyon teilgenommen und gewiss viel Abenteuerliches zu erzählen.

Als das Fuhrwerk durch eine Querrinne holperte, wurde Leona, Johns Frau, die neben ihm saß, gegen seine Schulter geschleudert.

Vor Schreck stieß sie einen spitzen Schrei aus.

John riss eine Hand hoch, hielt sie fest und betrachtete sie stolz. George würde Augen machen, wenn er Leona zu Gesicht bekam. Sie war mit Abstand die hübscheste Evastochter in Albuquerque. John konnte es immer noch nicht richtig fassen, dass sie gerade ihn als Partner gewählt hatte. Dabei hatten so viele andere um das hinreißende Ladenmädchen aus dem General Store gebuhlt: Hossinger, der Notar aus der Alamo Street, Lopez, der Betreiber der Cantina an der Plaza; sogar der reiche Hartman, dessen Frau im Vorjahr bei einem Reitunfall in Mariposa verunglückt war, hatte Leona Avancen gemacht.

Aber Leona hatte all die Bewerber abgewiesen und sich für ihn entschieden.

Yeah! John Donalds blähte seinen Brustkorb. Er atmete tief durch, straffte die Zügel und brachte den Wagen zum Stehen.

Leona blickte sich verwundert nach allen Seiten um. »Komisch. Sagtest du nicht, dein Bruder hätte einen Hund auf dem Gehöft?«

»Ja, so schrieb er mir.« John band die Zügel an die Feststellbremse. »Eine Tigerdogge, von einem namhaften Züchter aus Kansas City. George warnte uns davor, dem Zerberus ohne sein Beisein zu nahe zu kommen. Die Dogge sei scharf wie das Skalpell eines Chirurgen.«

Leona streckte die Hand aus. »Sieh mal, dort drüben, der Hundezwinger – leer.«

»Und die Tür steht weit offen.« John beschlich ein merkwürdiges Gefühl. Er spürte, dass auf der Ranch irgendetwas nicht stimmte, aber er wusste nicht, was.

»Es ist so still hier«, sagte Leona und hob die Nase. »Und irgendwie riecht es nach Rauch, als hätte jemand getrocknete Kräuter verbrannt.«

Ein Windstoß fegte über den Hof, wirbelte Sand auf und rüttelte leise an dem offen stehenden Scheunentor.

Im nächsten Augenblick wieherten die Pferde, die John vor den Wagen gespannt hatte, fast wie aus einer Kehle. Schnaubend stampften die Vierbeiner mit den Hufen.

John zog sich den Hutrand in die Stirn und stapfte auf das Haus zu. Die Tür war nicht verriegelt. Als er sie aufdrückte, knirschte sie laut in den Angeln.

»George?«, rief er ins Haus. »He, George, alter Junge! Wo zum Henker steckst du?«

Keine Antwort.

Leona trat in den Hausflur. Sie zog die Nase kraus und schüttelte den Kopf, während sie sich umsah. »O je, wie es hier aussieht!«, sagte sie. »Der Staub liegt daumendick. Und die Fensterscheiben erst: Fast blind, so als hätten sie wochenlang kein Putztuch mehr gesehen.«

Leona hatte Recht, auch John kam das spanisch vor. George hatte ihm doch geschrieben, dass Trisha, seine Frau, eine Perle war, was die Hauswirtschaft betraf. Ein emsig wirbelnder Putzteufel. Während George an der Parfitt-Expedition ins Chaco Canyon zum teilgenommen hatte, hatte sie Haus und Hof ganz allein in Schuss gehalten.

Er schob die Tür zu seiner Rechten auf. »George! Trisha? Keiner zu Hause?«

Niemand gab Antwort.

Nachdem John mit Leona in alle Räume des Hauses geschaut und auch die Stallungen sowie das Bunkhouse hinter dem gemauerten Ziehbrunnen inspiziert hatte, wurde es zur Gewissheit.

Die Ranch war verlassen.

Kein George, keine Trisha, keine Rancharbeiter, keine Tigerdogge, keine Pferde, keine Rinder, keine Schweine, keine Hühner, keine Truthähne, rein gar nichts mehr.

In den Bäumen auf dem Hof tschilpten nur ein paar Spatzen.

»Ich stehe vor einem Rätsel«, sinnierte John.

Leona nickte beifällig, und auf einmal rümpfte sie die Nase. »Wonach riecht es hier bloß?«

»Fast so wie Weihrauch in der Kirche«, stellte John fest.

»Nein, Weihrauch duftet anders, aber dieser Geruch ist blumiger, als hätte jemand Blüten verbrannt.«

John Donalds seufzte schwer. Er fragte sich, warum George und Trisha ihre Ranch mir-nichts-dir-nichts im Stich gelassen hatten. Sie wussten doch, dass er und Leona sie besuchen wollten.

So sehr er sich auch das Hirn zermarterte, er fand keine befriedigende Antwort.

»Wie dem auch sei«, sagte Leona mit Blick auf den geröteten westlichen Horizont. »Wir sind nun hier, und wir müssen das Beste daraus machen. Es wird bald dunkel, und kalt wird es dann auch, wir sollten uns für die Nacht rüsten.«

»Okay. Ich versorge die Pferde«, erklärte John. »Will hoffen, dass es in der Futterkammer noch genug Hafer für unsere tapferen Traber gibt. Immerhin haben sie ein paar anstrengende Tage hinter sich.«

»Gut. Ich kümmere mich derweil ums Essen.« Mit diesen Worten hob Leona den geflochtenen Korb mit den Lebensmitteln von der Ladefläche des Kutschwagens. Obwohl das Behältnis ganz schön schwer war, trug sie es ohne Absetzen bis in die Küche des Wohnhauses, die sich auf der rückwärtigen Giebelseite befand.

Als sie den Raum betrat, stieg ihr wieder dieser sonderbare Geruch in die Nase. Sie stellte den Korb auf den hüfthohen Hauklotz und reckte schnuppernd den Kopf in die Luft.

Was für ein intensiv blumiger Duft! Er benebelte einen ja die Sinne. Leona fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Dann trat sie an den Spülstein, über dem sich ein kleines Fenster mit blinden Scheiben befand. Sie öffnete es und inhalierte die frische Abendluft, die in die Küche strömte.

Auf einmal erklang hinter der Tür der Speisekammer ein knarrendes Geräusch. Es hörte sich an, als wenn jemand auf eine morsche Diele getreten war.

Leona hielt den Atem an.

Prompt spürte sie, wie Angst in ihr aufstieg. Allmählich wurde ihr diese Ranch unheimlich. Ihr Herz hämmerte wild.

»Hallo? Ist da jemand?«, fragte sie mit zittriger Stimme.

Hinter der Tür blieb alles still.

Nur das Geräusch des Windes draußen vor dem Haus und das Lärmen der Spatzen in den Bäumen.

Leona atmete geräuschvoll aus. Für einen Moment überlegte sie, ob sie John rufen sollte, damit er einen Blick in die Kammer warf. Aber womöglich würde er sie verspotten, wenn sie ihm sagte, dass sie sich vor dem Knarren einer Diele gefürchtet hatte.

Nicht so ängstlich, Leona!, spornte sie sich an. Hab' dich nicht so kindisch. Du bist ein großes Mädchen. Sieh nach, was da geknarrt hat, und fertig. Augen auf und durch!

Sie gab sich einen Ruck.

Mit drei, vier schnellen Schritten war sie an der Speisekammer. Ohne zu zögern, drückte sie die Klinke herunter und zog die Tür auf.

Niemand da.

In dem düsteren, fensterlosen Kabuff befanden sich nur grob gezimmerte Regale, in denen zahlreiche Gläser mit Eingemachtem und pralle Jutebeutel mit Getreide und Hülsenfrüchten deponiert waren.

Leona hüpfte einige Male auf dem Boden herum, aber die Dielen blieben stumm. Merkwürdig. Hatte ihre Fantasie ihr einen Streich gespielt?

»Pah – ihr könnt mich mal«, sagte sie und ging in die Küche zurück.

Neben dem Herd war ein kniehoher Stapel Holzscheite aufgetürmt. Leona zupfte einige der dünnsten Stücke heraus und legte sie kreuz und quer auf den Rost im Feuerloch. Auf einer Konsole oberhalb des Spülbeckens fand sie eine angebrochene Packung langer, schwedischer Streichhölzer.

Sie riss einen an und hielt das gelb-rot flackernde Flämmchen an die dünnen Holzsticks. Nach einem kurzen Moment schlug das Feuer über und setzte auch die dickeren Scheite knisternd in Brand.

Leona trat zu dem Hauklotz, auf dem der große Flechtkorb mit den Lebensmitteln stand. Als sie den runden Laib Brot herausnahm, erscholl von draußen der grässliche Schrei eines Menschen.

Vor Entsetzen rutschte Leona das Brot aus der Hand. Dumpf polterte es zu Boden.

Nach der Schocksekunde raffte sie die Röcke und rannte hinaus, so schnell sie konnte.

Als sie die Scheune erreichte, stieg ihr erneut der mysteriöse, blumige Geruch in die Nase. Und was sie jetzt sah, raubte ihr fast den Verstand.

»John!«, schrie sie wie von Sinnen. »John, o mein Gott!«

Lassiter war gespannt, was auf ihn zukam.

Die Zentrale der Brigade Sieben hatte ihn nach Santa Fé, New Mexico-Territorium, beordert. Hier sollte er detaillierte Informationen über seine nächste, streng geheime Mission erhalten. Sein Kontaktmann erwartete ihn im Casa Norte, unweit der San Miguel Chapel, der wohl ältesten Kirche in den Vereinigten Staaten.

Es war noch früh am Morgen. Lassiter war spätabends in Santa Fé angekommen. Die Nacht hatte er in einem schlicht möblierten Boardinghouse in der Nähe des Eisenbahngeländes verbracht.

Den Weg von seiner Unterkunft zum Casa Norte ging Lassiter zu Fuß. Als er an einer Straßenecke vorbeikam, warf er einen flüchtigen Blick in die Nebengasse. Eine Gruppe junger Männer in blauen Cottonhosen und karierten Flanellhemden hatten eine stark geschminkte Frau mit Stöckelschuhen und knallroten Haaren in ihre Mitte genommen. Eine Prostituierte, wie unschwer zu erkennen war.

Die Männer redeten lautstark auf sie ein.

Lassiter schaute wieder nach vorn. Im nächsten Augenblick stieß die Frau einen Schrei aus. Lassiter blieb stehen und sah, wie ein Bursche mit Cowboyhut der Rotblonden ins Gesicht schlug.

»Puta follando!«, brüllte er. »Dreckige Hure!«

Die Frau wollte sich an den Männern vorbei schieben, um zu fliehen, aber rasch schlossen die Kerle die Lücke.

Lassiter machte die Augen schmal. Das geht mich nichts an, dachte er, aber andererseits spürte er eine anschwellende Faust im Bauch. Was die Männer da taten, verstieß gegen jeden Ehrenkodex.

Die Passanten, die an der Gruppe vorbei gingen, sahen weg und taten so, als sei alles in bester Ordnung.

Die Frau bekam eine Ohrfeige, dass es laut klatschte. Dabei rutschte ihr die Perücke vom Kopf, und der Pony hing ihr über Augen und Nase.

Ein Anblick, der ihre Peiniger zum Lachen reizte.

Das Maß ist voll, dachte Lassiter und setzte sich in Bewegung. Während er auf die grölenden Männer zustapfte, schlug seine innere Alarmglocke an. Was machst du da, Lassiter? Du bist Special Agent einer Geheimorganisation, sollst heute einen wichtigen Auftrag bekommen, und jetzt willst du dich mit von Whisky benebelten Straßenrowdys anlegen?

Er ignorierte die Warnung. Unbeirrt setzte er seinen Weg fort.

Drei Schritte vor der Gruppe blieb er stehen. Das Gesicht der Frau war mit Lippenstift, Rouge und Mascara verschmiert. Ein Träger ihres Kleides hing zerrissen an ihrer Schulter hinunter. Ein Großteil ihres üppigen Busens war entblößt.

»Nehmen wir sie mit zu mir nach Hause«, sagte ein Bursche mit einem Schmiss auf der Wange. »Ist gleich um die Ecke, meine Bude. Ich mag Frauen, die so gut bestückt sind.«

Seine Kumpane johlten begeistert.

Lassiter trat einen Schritt näher und sagte: »Lasst sie gehen, und zwar sofort!«

Die Männer starrten ihn an, als sei er ein Wesen von einem anderen Stern. Die Frau benutzte die Pause, um ihr Haarteil zurechtzurücken.

Der Kerl mit dem Schmiss leckte sich seine Lippen. »Mach, dass du Land gewinnst, Stranger.«

Lassiter schüttelte den Kopf. »Nein.«

Die Männer glotzten.

»Kannst du nicht hören, Sonny?« Der Wortführer hatte drohend die Stimme gesenkt. »Ich sagte, du sollst dich vom Acker machen. Aber ein bisschen plötzlich! Brauchst wohl eine Extra-Einladung, was?«

»Lasst die Frau in Ruhe«, erwiderte der Mann von der Brigade Sieben. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, schob er den rechten, unteren Zipfel seiner Jacke beiseite, so dass man das Futteral mit dem großen Remington-Revolver sehen konnte.

Die Rowdys blickten fragend von ihm zu ihrem Anführer.

Der Bursche mit dem Schmiss ließ langsam seine Hände sinken.

»He, Ducky«, sagte ein Blondschopf mit Hühnerbrust und schmalen Schultern. »Lass dich nicht provozieren. Tetas-Mona ist das nicht wert.« Er winkte ab, als wenn er Abfall wegwarf.

Der Mann, den sie Ducky nannten, beachtete den Einwurf nicht. Wie es den Anschein hatte, machte er sich für eine handfeste Auseinandersetzung bereit. »Kannst du nicht zählen, Stranger?«, höhnte er. »Wir sind zu viert, und du bist ganz allein auf weiter Flur.«

Unbeeindruckt wandte sich Lassiter an die Frau. »Kommen Sie zu mir, Miss. Haben Sie keine Angst. Ich werde Sie von hier fortbringen.«

Die Frau kaute unschlüssig auf ihrer Lippe. »Lassen Sie nur, Mister«, sagte sie dann. »Ich bin Kummer gewohnt und werde schon damit fertig.«

»Ja, das wird sie!«, grölte der Blondschopf und klopfte ihr derb aufs Hinterteil. »Es heißt, Tetas-Mona sei eine Granate auf der Matratze. Sie wird mit uns allen vieren fertig!« Er schnalzte mit der Zunge und lachte gemein.

Lassiter bemerkte, dass der Frau das linke Jochbein anschwoll. Der Schlag ins Gesicht war sehr hart gewesen. In ihm brodelte es. Unfassbar, wie diese dahergelaufenen Schnösel mit einer Frau umgingen.

»Kommen Sie zu mir, Miss«, sagte er ruhig.

Die Rotblonde zögerte.

Und dann, ganz unvermittelt, geschah etwas Seltsames. Ducky, der Blondschopf und die anderen zwei Quälgeister traten wie auf Kommando zur Seite und machten Mona den Weg frei.

Die Frau blinzelte nervös, rührte sich aber nicht von der Stelle.

Lassiter warf einen Blick über die Schulter. Hinter ihm waren zwei düster dreinblickende Männer aufgetaucht, beide mit dem blinkenden Abzeichen eines Polizeibeamten auf der Brust.

Der Größere sah ihn an. »Mr. Lassiter, wenn ich mich nicht irre«, sagte er und grinste dünn. »Ich bin Constable Frost. Hab' Sie auf Anhieb erkannt. Dr. Rackbone hat sie mir akkurat beschrieben. Kommen Sie bitte, Sir. Der Doktor erwartet sie bereits.«

Lassiter blickte zu der Frau hinüber, die eingeschüchtert ihre lädierte Wange betastete.

Frost wandte sich an seinen Begleiter. »Jocelyn, du kümmerst dich um die Sache hier.« Er sah die Frau an. »Sie möchten sicher Anzeige erstatten, Miss. Constable Jocelyn wird sie zur Dienststelle begleiten.«

Die vier Burschen gaben keinen Laut von sich. Sie standen da, als könnten sie kein Wässerchen trüben.

»Nein«, sagte Mona. »Ich sehe von einer Anzeige ab. Es ist alles gut.«

»Sicher?« Frost machte die Augen schmal.

Sie nickte. »Ganz sicher.«

Die Rabauken atmeten sichtbar erleichtert auf.

Frost sah von einem zu anderen. »Erwische ich euch nochmal dabei, wie ihr auf offener Straße Frauen belästigt, wandert ihr hinter Gitter. Alle Mann. Ist das klar?«

»Yeah«, brummte der Mann, der Ducky genannt wurde. Er gab seinen Kumpanen einen Wink, und sie schoben ab.

Die Rotblonde trat einen Schritt auf Lassiter zu. »Danke, dass Sie mir beigestanden haben, Mister.« Sie bewegte ihre linke Schulter, so dass noch mehr von ihren fraulichen Reizen zu sehen waren. »Sie haben etwas gut bei mir. Mein Name ist Mona Westlake. Wenn Sie's wünschen, werde ich für Sie da sein. Egal, ob es Tag oder Nacht ist.« Sie bedachte ihn mit einem lasziven Augenaufschlag. Dann zog sie etwas mehr Stoff über ihren Busen und stöckelte davon.

Lassiter warf ihr einen Blick hinterher. Sie hat einen tollen Hintern, meldete sich eine Stimme in ihm, doch er brachte sie im Nu zum Schweigen.