Lassiter 2690 - Tom Hogan - E-Book

Lassiter 2690 E-Book

Tom Hogan

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Beschreibung

Die Frau in Männerkleidung war so betrunken, dass sie sich an der Reling des Bartresens festhalten musste, um nicht umzukippen. "Whisky!", lallte sie mit schwerer Zunge. "Einen doppelten, wenn ich bitten darf."
Lorna McCain, die heute den Ausschank im Saloon übernommen hatte, musterte das Unikum kritisch. "He, Lady, ich denke, Sie haben genug für heute. Kommen Sie ein andermal wieder, wenn Sie wieder einen festen Stand haben."
Die Frau mit dem Gleichgewichtsproblem schnitt eine Grimasse. Mit Augen, schmal wie Türritzen, beäugte sie Lorna. "He, Sweetheart! Wenn Sie mir noch einen Fingerhut Branntwein kredenzen, verrate ich Ihnen ein Geheimnis."
Die Wirtin winkte ärgerlich ab, aber da beugte die Frau sich vor. "Wussten Sie, dass Sie auf der Abschussliste eines Killers stehen?"


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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Pokerqueen und Sensenmann

Vorschau

Impressum

Pokerqueen und Sensenmann

von Tom Hogan

Die Frau in Männerkleidung war so betrunken, dass sie sich an der Reling des Bartresens festhalten musste, um nicht umzukippen. »Whisky!«, lallte sie mit schwerer Zunge. »Einen doppelten, wenn ich bitten darf.«

Lorna McCain, die heute den Ausschank im Saloon übernommen hatte, musterte das Unikum kritisch. »He, Lady, ich denke, Sie haben genug für heute. Kommen Sie ein andermal wieder, wenn Sie wieder einen festen Stand haben.«

Die Frau mit dem Gleichgewichtsproblem schnitt eine Grimasse. Mit Augen, schmal wie Türritzen, beäugte sie Lorna. »He, Sweetheart! Wenn Sie mir noch einen Fingerhut Branntwein kredenzen, verrate ich Ihnen ein Geheimnis.«

Die Wirtin winkte ärgerlich ab, aber da beugte die Frau sich vor. »Wussten Sie, dass Sie auf der Abschussliste eines Killers stehen?«

»Ich glaube Ihnen kein Wort«, gab Lorna barsch zurück. »Sie wollen sich doch nur noch einen Whisky erschleichen. Diese Tricks sind mir nicht neu. Aber für Sie ist heute Feierabend, Mrs. Bluenose. Hugh, ich habe gesprochen!«

Die Frau beantwortete die Ansage mit einem Rülpser. Sie rührte sich nicht vom Fleck.

Es war am Samstagabend. Der kürzlich eröffnete Saloon, den Lorna Lady's House getauft hatte, war gut besucht. Etwa zwei Dutzend Zecher bevölkerten den rustikal möblierten Gastraum. Sie tranken, rauchten, spielten Karten und lauschten halbherzig den Klängen des im Hintergrund klimpernden Klaviers. Der hemdsärmelige Pianist brachte gerade ein zu Herzen gehendes Wiegenlied zu Gehör.

»Whisky«, sagte die Frau an der Theke.

Lorna schüttelte den Kopf. »O nein, Ma'am. Hab' keine Lust, Sie heute von den Dielen zu kratzen. Finito!«

In diesem Augenblick schob ein breitschultriger Texaner mit schneeweißem Derbyhut die Schwingtüren auf. Er blickte sich suchend um, dann steuerte er zielsicher auf den Bartresen zu.

Neben der Betrunkenen blieb er stehen. »Jane!«, rief er aus. »Was, zum Henker, ist in dich gefahren? Einfach zu verduften, mitten bei unserer Party.« Er gab ihr einen Schubser, so dass sie ins Wanken geriet. »Well, immer das Gleiche mit dir. Kein Wunder, dass man dich Kalamitäten-Jane nennt.«

Calamity Jane? Lorna McCain war am Bierzapfen, aber nun hielt sie aufhorchend inne. Jane Cannary, die berühmte Präriefrau und angebliche Geliebte von Wild Bill Hickok? Lorna blickte auf. Wenn sie sich recht erinnerte, war diese Außenseiterin auch mit dem Haudegen Lassiter befreundet, der hin und wieder mal bei den Westons auftauchte. Lorna wohnte seit einer Weile bei ihrer mit Doc Weston verheirateten Schwester Bonny am Stadtrand von Wichita. Sie war Lassiter zu großem Dank verpflichtet. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er sie in der Geisterstadt New Eldorado aus den Klauen eines skrupellosen Irren befreit, der sich in seinem Wahn für den Town-Mayor der menschenleeren Bergarbeiterstadt hielt. Nachdem Lassiter ihr die Freiheit geschenkt hatte, hatte sie in Sierra Vista, unweit der verlassenen Stadt, das verborgene Banditengold aufgespürt, hinter dem sie her war. Den Tipp hatte sie von einem Outlaw erhalten, der auf dem Trail in ihren Armen sein Leben ausgehaucht hatte. Einen Teil der Beute hatte Lorna ins Lady's House investiert. Seit jeher war es ihr Wunsch gewesen, einmal die Chefin eines florierenden Amüsiertempels zu sein. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich der von ihr geleitete Saloon zu einem Geheimtipp im Sedgwick County gemausert.

Auf einmal ertönten die Worte der Präriefrau in Lornas Kopf: »Wussten Sie, dass Sie auf der Abschussliste eines Killers stehen?«

Prompt bekam es Lorna mit der Angst zu tun.

»Lass mich in Ruhe, Buck!«, schnaufte Jane und stieß die Hand des Mannes beiseite. »Macht ohne mich weiter. Ich komme schon zurecht.«

»Bist du sicher, Baby Doll?«

»Todsicher.«

Buck ließ von ihr ab und rückte seinen Hut gerade. »Okay, wie du willst. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Well, falls du es dir anders überlegst, weißt du ja, wo du uns findest.«

»Yeah.« Sie ließ die Zunge zwischen den Lippen flattern.

Der Derbyhut-Mann zuckte mit den Achseln, trat zu dem Pianisten und drückte eine Hand auf die Tastatur. Ein hässlicher Misston wurde laut. Buck knuffte den Klavierspieler gegen die Schulter und schob ab.

Lorna trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Einem jähen Impuls folgend, schenkte sie der großen Frau einen Whisky ein.

Beim Anblick des Drinks hellte sich Janes Miene auf, als habe man ihr eben mitgeteilt, dass sie den Jackpot bei der Lotterie eingeheimst hatte. Sie ergriff das Glas und leerte es mit einem Zug.

»Sie sprachen da von einem Killer, Ma'am«, sagte Lorna leise.

»Yeah.« Jane nickte Unheil verkündend. »Sie nennen ihn Grim Reaper.«

»Den Sensenmann?« Lorna bekam eine Gänsehaut.

»So ist es.« Jane schob ihr leeres Glas über die Theke.

Im Nu hatte Lorna es wieder gefüllt, und zwar bis zum Rand. In fiebriger Erwartung hing sie an den Lippen der großen Frau. Diese leckte sich beim Anblick des vollen Glases genießerisch über die Lippen.

»Woher haben Sie die Information?«, hakte Lorna nach. »Soviel ich weiß, liest man Mordpläne nicht in der Zeitung.«

»Natürlich nicht.« Jane schob ein Haar aus ihrem Gesicht. »Hab' gestern eine Sauftour gemacht. Mit Buck und den anderen Strolchen aus Texas. Kurz vorm Morgengrauen habe ich mich hinter den Zaun gelegt, am Buster-Corral in der Franklin Street. Hab's nicht mehr bis zu meiner Unterkunft geschafft.«

»Erzählen Sie weiter«, drängte Lorna.

»Wie auch immer«, fuhr Jane fort. Sie brachte eine Zigarre zum Vorschein, klopfte ein Ende gegen den Tisch und schob sie zwischen ihre Lippen. Der Mann, der neben ihr Bier aus einem Henkelglas trank, hielt ihr ein brennendes Schwefelhölzchen hin. »Jedenfalls hab' ich es nicht mehr in meine Bude geschafft«, sagte sie und blies eine Wolke Tabakrauch aus. »Meine Beine waren wie mit Blei gefüllt. Aber so eine Nacht unter dem sternenklaren Kansas-Himmel ist manchmal sehr aufschlussreich.« Sie nippte an ihrem Drink, dann nahm sie einen Zug von der Zigarre und hüllte sich in eine Rauchwolke. »Als ich so vor mich hin döste, hörte ich plötzlich die Stimmen zweier Männer. Ein Kerl gab dem anderen den Auftrag, eine gewisse Lorna McCain aus dem Weg zu räumen.«

»O mein Gott!« Lorna griff zur Flasche, schenkte sich einen Whisky ein und trank ihn auf Ex.

»Der Auftraggeber gab dem Killer ein Handgeld«, sagte Jane. »Ich glaube, es waren fünfhundert Bucks. Den Rest würde es nach Ausführung des Auftrags geben.«

Lorna starrte Jane fassungslos an. »Ich verstehe das nicht. Wer hasst mich denn so, dass er mich umbringen lassen will? Ich habe doch keinem Menschen in Wichita etwas getan.«

Jane hob eine Schulter. »Egal. Ein Grund, jemanden umzulegen, findet sich immer. Und dieser Grim Reaper ist, so wie ich hörte, ein Spezialist auf seinem Gebiet. Eine seelenlose Killermaschine. Effizient und absolut tödlich. Daher auch der Name, den man ihm verpasst hat. – Tod und Teufel! Die Welt ist eine Klapsmühle und wir mittendrin.« Sie senkte die Stimme. »Kriege ich noch einen Drink, Sweety?«

Mit zittriger Hand füllte Lorna McCain zwei Gläser.

Die Frauen prosteten sich zu und tranken.

»Sie gefallen mir immer besser, Lorna«, lallte die Präriefrau.

Damit legte sie ihre qualmende Zigarre in den Ascher, drehte sich einmal um die eigene Achse und rülpste kräftig.

Dann kippte sie um wie eine gefällte Pappel.

Es war mitten in der Nacht, als Doc Weston wach wurde.

Er spürte eine Hand, die über seinen Bauch glitt.

Bonny! Mit einem Schlag war er putzmunter.

»Doktor Ben«, hauchte seine Frau. »Bist du wach?«

»Jetzt ja.«

»Prima.«

Er merkte, wie warme Finger in die Hose seines Pyjamas vordrangen. Ein inbrünstiger Seufzer entrang sich seiner Brust. Seitdem Bonny schwanger war, schien sich ihre Leidenschaft verdoppelt zu haben. Es verging kaum ein Tag, an dem sie ihn nicht aufforderte, seine ehelichen Pflichten nicht zu vernachlässigen.

Schon spürte er ihren gespitzten Mund an seinen Lippen. Im nächsten Augenblick war auch ihre Zunge da. Mechanisch nahm er sie mit seiner in Empfang.

Das gefiel Bonny. Sie schnurrte wie ein Kätzchen.

Als er mit der Hand über ihren gewölbten Bauch strich, unterbrach Bonny den Kuss. Sie stemmte sich auf und blickte ihm tief in die Augen.

Ein fahler Streifen Mondlicht fiel durch das Fenster in die Schlafstube. Doc Weston nahm seine Brille vom Nachttisch. Nachdenklich betrachtete er das Gesicht seiner jungen, schönen Frau. Ihm war, als wenn er das Antlitz einer Göttin betrachtete. Bald würden sie zu dritt sein. Im Haus würde das Weinen eines Babys und später fröhliches Kinderlachen ertönen.

Die Vorstellung daran erwärmte sein Herz.

»An was denkst du, Doktor Ben?«, fragte Bonny.

»Dass ich ein Glückspilz bin«, versetzte er.

Bonny schwieg einen Moment. »Ja, das bist du«, sagte sie dann.

Weston musste schmunzeln. Der Humor seiner Frau amüsierte ihn immer wieder. Obwohl er als Landarzt in Kansas viel herumkam und eine Menge Leute kennenlernte, war er noch nie einem weiblichen Wesen begegnet, das vom Charakter her Bonny ähnelte.

Plötzlich fuhr er zusammen.

Bonnys tastende Finger hatten sich um seine Männlichkeit gespannt. Gefühlvoll glitt ihre hohle Hand auf und ab. Dabei ließ Bonny ihn für keine Sekunde aus den Augen. Sie mochte es, seine Reaktion auf ihr Liebesspiel zu beobachten.

Ihre sinnlichen Blicke entfachten seine Begierde.

Er berührte ihren wundervollen Busen, der so groß und kugelig war und sich warm in seine Hand schmiegte.

Die Warzen waren hart und spitz. Weston atmete schneller. Er legte die Brille weg und rutschte etwas tiefer. Bonny liebte es, wenn er ihre Wonneproppen liebkoste. Sie sagte, dass es sie scharf machte, wenn er sie knetete.

Manchmal ließ sie etwas Duftöl auf ihre Brüste tröpfeln, verrieb es und nahm seinen Pint in die Furche. Während sie ihn auf diese anregende Art in Hochstimmung brachte, streichelte er sie an Stellen, an denen sie sehr empfindlich war.

Das tat er auch jetzt.

»Brrr!« Bonny blähte die Wangen auf.

»Alles gut?«, fragte er.

»Warte, ich zieh' mein Nachthemd aus.« Einen Moment später war sie nackt.

Während Weston ihren Busen gefühlvoll massierte, setzte er auch seine Fingerakrobatik zwischen ihren Schenkeln fort. Bonny stöhnte leise.

Sie strampelte die Decke ans Fußende.

Weston betrachtete genüsslich ihren vom Mondlicht beschienenen Körper. »Du bist so schön«, entfuhr es ihm.

»Genau das wollte ich hören«, sagte sie und wälzte sich auf die andere Seite. »Und jetzt bitte von hinten, Schatz. Ich will dich in mir spüren.«

»Dein Wunsch ist mir Befehl.«

Sie legten sich zurecht, wie zwei Löffelchen im Besteckfach des Küchenschranks. Weston knetete Bonnys Prachtbusen, während er seinen Hüftschwung langsam steigerte und den Frauenkörper zum Erbeben brachte.

»Doktor Ben«, stöhnte Bonny. »Oh, wie ich dich liebe, Doktor Ben.«

»Ich liebe dich auch, mein Schatz!« Er forcierte das Tempo.

Im Stil einer erfahrenen Liebhaberin ging Bonny den Rhythmus gekonnt mit. Das Bett knarrte immer lauter, aber keiner störte sich an dem Nebengeräusch.

»Oh, das tut gut...«, wisperte Bonny.

Bumm! Krachend fiel eine Tür ins Schloss. Das ganze Haus erzitterte, als wäre auf der Straße eine Granate explodiert.

Die Liebenden unterbrachen ihre Verbindung.

»Lorna!«, raunte Doc Weston. »Wieso macht sie denn solchen Rabatz heute? Ob ihr eine Laus über die Leber gelaufen ist?«

»Vielleicht hat sie zu tief ins Glas geguckt«, meinte Bonny.

Weston schüttelte den Kopf. »Aber deine Schwester ist doch keine Trinkerin. Ganz im Gegenteil. Sie meidet den Alkohol.«

»Wie dem auch sei.« Bonny stieß einen Fluch aus. »Höchste Zeit, dass mein Schwesterherz sich eine eigene Bude nimmt.« Sie griff nach ihrem Nachthemd. »Genug Zaster hat sie ja. Aber das Luder ist anhänglich wie eine Klette.«

»Lorna mag's eben familiär«, beschwichtigte Doc Weston.

»Dann soll sie eine eigene Familie gründen.« Auf Bonnys Stirn erschien eine steile Unmutsfalte. »Sie hat alles, was sie dazu braucht. Und Männer gibt's in Wichita wie Sand am Meer.«

Nach diesen Worten nahm Bonny die Petroleumlampe vom Nachttisch, zündete den Docht an und verließ das Zimmer.

Doc Weston schob sich die Brille auf die Nase und kletterte aus dem Bett. Schade, dass sie ihr Schäferstündchen nicht zu Ende gebracht hatten. Er hoffte, dass sie später den Faden wieder aufnahmen und die Zärtlichkeiten fortführten.

Doch ihn befiel ein ungutes Gefühl.

Für gewöhnlich verhielt sich Bonnys Schwester ganz leise und rücksichtsvoll, wenn sie nachts vom Dienst aus dem Saloon nach Hause kam.

Komisch. Heute dagegen benahm sie sich wie ein Elefant im Porzellanladen.

Er trat in die Küche.

Die Schwestern standen vor dem Spülstein und lagen sich in den Armen. Lorna hatte Tränen in den Augen. Sie wimmerte leise. Bonny strich ihr sacht über das Haar.

»Was ist passiert?«, fragte er.

»Jemand... jemand will mich umbringen«, ließ Lorna die Katze aus dem Sack.

Starker Tobak. Doc Weston war sprachlos.

Bonny erklärte es genauer: »Eine Ohrenzeugin hat mitbekommen, wie ein Menschenjäger angeheuert wurde, der Lorna ins Jenseits verfrachten soll.«

»Das ist ein Joke, oder?« Weston runzelte die Stirn. »Warum sollte man Lorna umbringen?«

Bonny überlegte. »Möglich, dass jemand ihr den Erfolg neidet, den sie mit dem Lady's House hat. Ein Konkurrent mit einer schwarzen Seele. Wundern würde mich das nicht.«

»Und von wem stammt die Information?«, hakte der Arzt nach.

»Jane Cannary war heute Abend da«, berichtete Lorna. »Sie hat zwei Typen belauscht, die ein Mordkomplott geschmiedet haben – ein Attentat auf mich...«

»Calamity Jane?« Weston nestelte an seinem Sehglas. »Hm, es heißt, sie nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau. Ihr Seemannsgarn ist legendär und würde ganze Bücher füllen. Vielleicht sollte man ihre Worte nicht so ernst nehmen.«

»Doktor Ben!«, platzte Bonny heraus. »Was redest du da? Meiner Schwester soll das Lebenslicht ausgeblasen werden, und wir sollen das nicht so ernst nehmen?« Ihre grünen Augen funkelten wild. »Ben Weston! Ich muss mich doch sehr wundern!«

Weston bekam einen Schreck. Mit seiner unbedachten Bemerkung hatte er Bonny auf die Palme gebracht. »Du hast natürlich recht, Schatz«, sagte er rasch. »Die Warnung muss sehr ernst genommen werden. Es war dumm von mir, was ich eben sagte.«

Bonny boxte ihm gegen die Brust. »Na, das wollte ich wohl meinen.«

»Hat Jane die Kerle erkannt, die die Sauerei ausgeheckt haben?«, wollte Weston wissen.

Lorna ließ sich auf den Stuhl neben dem Hauklotz sinken. »Leider nicht. Jane war im Vollrausch, als sie den Mordplan mit anhörte. Sie lag hinterm Zaun am Buster Corral. Die Saukerle standen auf der anderen Seite und haben sie nicht bemerkt.«

»Glück im Unglück«, meinte Weston und legte Lorna eine Hand auf die Schulter. »Wir müssen unsere Wachsamkeit verdoppeln. Am besten, wir informieren den Marshal. Er könnte einen seiner Deputies abstellen, der Lorna nicht von der Seite weicht.«

»Eine Leibwache?« Lorna wischte sich eine Träne von der Wange. »Wie soll das funktionieren? Ich arbeite in einem Saloon. Da ist jeden Tag ordentlich Leben in der Bude. Die Gäste kommen und gehen, viele sind Laufkundschaft, die in Wichita nur eine Sause machen, bevor sie wieder auf ihre Ranches nach Texas zurückkehren.«

Bonny wischte den Einwand beiseite. »Wo ist Jane Cannary? Wir müssen die Gute nochmal ins Gebet nehmen. Womöglich kann sie nähere Angaben über den Killer machen. Wie nannte der sich doch gleich?«

»Grim Reaper«, erwiderte Lorna.

Weston krauste die Nase. »Von dem habe ich schon gehört. Ein Phantom, wie man sagt. Keiner weiß, wie er aussieht. Sein richtiger Name ist auch unbekannt. Hit and run. Er schlägt zu und verschwindet wieder in der Versenkung. Zurück bleiben nur seine Opfer mit einer Kugel im Leib und das Rätsel um seine Identität.«

»Na toll!« Bonny zwickte ihn in den Arm. »Das ist genau das, was Lorna jetzt braucht. Doktor Ben, fällt dir nichts anderes ein? Wie wär's mit einem Tick Zuversicht?«

»Okay«, meinte Weston. »Ich arbeite daran.«

»Das wollte ich dir auch geraten haben.« Bonny strich versonnen über ihr gerundetes Bäuchlein. »Jedenfalls müssen mir Maßnahmen zu Lornas Schutz ergreifen. Wir können sie unmöglich ins offene Messer laufen lassen.«