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Ist Ihnen im Bus oder Flugzeug langweilig? Sitzen Sie in der Mittagspause lustlos herum? Wollen Sie zwischendurch einmal schmunzeln? Oder sich kurz und knackig unterhalten lassen? Dann – „Let’s talk“! 44 humorvolle, spritzige Shorties über ein Trio, das munter um die Wette „klatscht“- über Männer, Liebe und sonstige Dinge des Lebens. Mit einem Vorwort von Tanya Carpenter.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Alisha Bionda
Let’s Talk
Roman
In der Reihe Let’s Talk bereits erschienen:
„Let’s Talk“ - Alisha Bionda
Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig.
Copyright © 2022 dieser Ausgabe by Ashera Verlag
Hauptstr. 9
55592 Desloch
www.ashera-verlag.de
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.
Covergrafik: iStock
Innengrafiken: Fotolia
Szenentrenner: Fotolia
Coverlayout: Atelier Bonzai
Redaktion: Alisha Bionda
Lektorat & Satz: TTT
Vermittelt über die Agentur Ashera
(www.agentur-ashera.net)
Inhaltsverzeichnis
Kirstin-Inga Meier gewidmet,
Let's Talk
VORWORT
AMTSSCHIMMEL
GLITZERKLÖSSCHEN
WIE GUT, DASS ICH KEINE EMANZE BIN
MACHO
SHANDRA
JUST MARRIED
HASENHERZ
SCHICKERIA
FROSCHKÖNIG
SAFER SEX
TRAUMAUTO
MORDTAG
FACELIFTING
GELIEBTER SCHUFT
LADYKILLER
EINGESEIFT
DIE SÉANCE
MÄNNERTRAUM
ALLERGIE
TREUE
ZEIT-DIEBE
HERZENSFREUNDIN
SNOBS UND ANDERE ÄRGERNISSE
ÖKO-GARTEN
SPIEGELFRAU
PUBERTÄT
NACHTAKTIV
HIM
LIEBESREZEPT
JAMILA
MAIL VON ...
KAUFRAUSCH
PROLLS UND ANDERE UN-MENSCHEN
CATWALK
BOXENSTOPP MALLORCA
DIE HONIGSÜSSEN
TWINS
DIE SAHNESTIMME
INSELLEBEN
PARTYTIME
DER ERRÖTENDE
TSUNAMI
INNERE HEIMKEHR
NACHWORT
DIE AUTORIN
Kirstin-Inga Meier gewidmet,
die ein wenig Patin für Susan gestanden hat.
Und Jojo, dem nettesten Punk unter der Sonne,
der nach seinen Lebensstationen in Düsseldorf, Berlin, London und New York
viel zu früh seine letzte Reise angetreten hat.
Bei dieser Auflage handelt es sich um den 2010 entstandenen Band.
Ich habe bei der Überarbeitung bewusst darauf verzichtet, ihn zu „modernisieren“, weil er sonst an Authentizität verloren hätte.
Frauengespräche sind wichtig.
Zumindest in den Augen
meiner Geschlechtsgenossinnen.
Männer belächeln sie.
Dabei tratschen sie selber gerne.
Doch das sind natürlich „Arbeitsessen“.
Ich bin ein Zwitterwesen,
das liebend gerne sowohl mit dem schwachen,
als auch mit dem vermeintlich starken Geschlecht
„plaudert”.
Daraus resultieren einige wenige Freundschaften,
die ich nicht missen möchte.
Da war z. B. Jojo, der liebenswerte Punk,
der mich mit seinem weißen Schäferhund
in der Düsseldorfer Altstadt
über den Haufen gerannt hat,
und so lange nicht locker ließ,
bis ich ihm meine Telefonnummer in die Handfläche kritzelte
– und von dem Moment nicht mehr aus meinem Leben wich.
Wahre Freunde
gehen mit mir durch dick und dünn.
Mit ihnen klönt und tratscht man, was das Zeug hält.
Und wenn ich mal – hinter vorgehaltener Hand – ehrlich sein soll
(schließlich sind wir ja unter uns):
Es tut verflucht gut.
In diesem Sinne: LET’S TALK!
VORWORT
Die besten Geschichten schreibt das Leben.
Aber auch die schönsten, die lehrreichsten, die lustigsten, die traurigsten und die besonders ernsten. Erlebnisse, über die man spricht, die einen bewegt haben oder sogar geprägt. In „Let’s talk“ lässt Alisha Bionda ihre Leser teilhaben an ihrem aufregenden und facettenreichen Leben. Sie gibt tiefe Einblicke in emotionale Momente, behält den selbstironischen Blick mit einem Augenzwinkern und schafft es mit ihren Shorties immer wieder, dass man sich selbst in ihnen wiedererkennt oder künftig manche Dinge einfach gelassener sieht.
So erscheint einem das Beamtentum nach der Lektüre von „Amtsschimmel“ längst nicht mehr so ärgerlich. Schon gar nicht, wenn man künftig die Bügelfalte in der Boxershorts vor Augen hat. Da schwindet manches Vorurteil.
Mit dem Schönheitsideal räumt Alisha in gleich mehreren Geschichten gründlich auf. Schafft es in „Glitzerklößchen“ oder „Facelifting“, dass man sich selbst nicht zu kritisch sieht, sondern stattdessen erkennt, dass kleine Makel uns erst zu etwas Besonderem machen. Außerdem sind wir zwar kei-ne Emanzen, aber emanzipiert genug, um zu wissen, dass wir uns manchmal auch was gönnen können. Schließlich müssen wir weder uns noch der Männerwelt etwas beweisen, solange wir uns selbst treu bleiben.
Und sowieso, apropos Männer. Auch da gibt es einiges zu erzählen. Vom „Macho“ bis zum „Hasenherz“, vom „Lady-killer“ bis zum „Froschkönig“. Wer kennt es nicht? Der schöne Schein kann trügen und ist die erste Magie verpufft, kommt erstmal die Ernüchterung. Je mehr Mann zu beeindrucken versucht, desto genauer sollte man hinschauen. So manches Kichern kann man sich beim Lesen einfach nicht verkneifen, denn mindestens eine der geschilderten Szenen hat man selbst auch schon mal irgendwann, irgendwie erlebt.
Ans Herz gingen mir persönlich die tierischen Geschichten, besonders die über Alishas Afghanen-Hündin Jamila. Die Liebe und Verbindung zu dieser Hundeseele schwingt in jeder Zeile noch mit. Und auch „Shandra“ hat sich seiner „Mordlust“ zum Trotz schnell in mein Herz geschlichen. Was etwas heißen will, denn eigentlich bin ich kein Katzenmensch.
Wer nach diesen ersten Eindrücken jedoch denkt, die Shortie-Sammlung sei nur kurzweilige, seichte Unterhaltung, der irrt. Es gibt auch durchaus tiefgründige, ja sogar philosophische Episoden und einige echte Ratschläge fürs Leben wie z.B. in „Safer Sex“, der „Pubertät“ oder „Just married“. Manches sollte wohl überlegt sein, und auch die dringlichsten Gefühle nie die Vernunft in den Hintergrund drängen. Und nie, wirklich niemals, sollte man seine Zeit mit „Zeit-dieben“ verschwenden und sich in sein eigenes Leben reinreden lassen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, Let’s talk ist genauso wie die Autorin selbst. Wortgewandt, frech, direkt und ehrlich. Es geht in diesem Kurzgeschichtenband nicht einfach bloß um oberflächliche Gespräche, Klatsch und Tratsch, sondern auf amüsante, teils ironische Weise um das wahre Leben. Um die Themen, die uns alle beschäftigen. Liebe und Freundschaft, Hoffnung und Zweifel, den Blick in den Spiegel und den über den Tellerrand. Um vermeintliche Schönheitsideale, Frustkäufe und den einen oder anderen Wink des Schicksals. Um alltägliche Ängste, Sorgen, Enttäuschung, aber auch die Kraft und den Mut diese immer wieder zu überwinden und den Blick nach vorne nicht zu verlieren.
Am Ende bleibt ein Lächeln auf den Lippen, ein bisschen stille Bewunderung für eine starke Persönlichkeit und ein wenig mehr Gelassenheit fürs eigene Leben. Und wann immer es mal wieder zu hektisch, zu niederschmetternd oder einfach zu ungerecht wird, kann man sich mit den perfekten, ultrakurzen Shorties eine kurze Auszeit gönnen.
Die eine oder andere Geschichte zum zweiten, dritten, vierten Mal lesen, um sich selbst wieder ein bisschen zu erden und nicht alles an sich ranzulassen. Wir sind nicht allein mit all den kleinen bunten Stolpersteinchen in unserem Leben. Und mit ein bisschen Fantasie, Witz und Selbstironie können wir aus ihnen ein wunderschönes Mosaik kreieren. Mit ganz vielen Facetten – eben genau so wie Let’s talk und seine Autorin.
Bad Endbach, Februar 2021
Tanya Carpenter
AMTSSCHIMMEL
Ich habe es immer schon gehasst, vor einem Wust Papier zu sitzen. Und vor unbearbeiteten Aktenbergen. Sie sind Fußfesseln, die mich an einen Schreibtisch binden. Warum ich es dennoch versuchte, hatte nur einen Grund: Ich wollte Geld verdienen. Möglichst viel und bequem – und vor allem dauerhaft.
„Dann geh doch in den öffentlichen Dienst und werde Beamtin. Da überarbeitest du dich sicher nicht und verdienst eine Menge Zaster!”, riet man mir.
Und ich, wohl jeglichen wachen Verstandes beraubt, folgte dem.
Da saß ich nun.
Jahre später.
Recht Frustriert, demoralisiert und fern jedem Schaffensdrang. Eingepfercht in ein Winzigzimmer mit Susan, meinem perfekten Gegensatz. Anfangs beäugten wir uns misstrauisch und so vollgespickt mit Vorurteilen wie der Rehrücken meiner Mutter. Ich war Susan mit Sicherheit zu schrill und ungezügelt, zu unangepasst, aber sie hatte eine viel zu gute Erziehung genossen, um es mich spüren zu lassen. Das handelte ihr die ersten zarten Pluspunkte bei mir ein. Und ich beschloss im Gegenzug, auch unvoreingenommen an sie heranzugehen. Was mir ob ihres Ehrgeizes und oft strenger Miene zugegebenermaßen schwerfiel.
Anfangs.
Im Laufe der Jahre wuchsen wir jedoch all unseren charakterlichen Unterschieden zum Trotz und umso unerschütterlicher zusammen und vertrauten uns Dinge an, die wir anderen Kollegen nicht einmal unter mittelalterlicher Folter verraten hätten. Und schon bald war es gerade Susan, die mir das Bürodasein halbwegs erträglich machte.
Wenn ... ja wenn da nicht unser Vorgesetzter gewesen wäre. Seines Zeichens Paragrafenreiter der übelsten Sorte. Jeder, der nicht zumindest Jura studiert hatte, war für ihn ein geistiger Tiefflieger. Seine stupide Arroganz war unübertrefflich. Dabei war er selbst die Verkörperung des klischeehaften Schreibtischhengstes und Erbsenzählers. Mehr noch! Er zählte sie nicht nur, er stapelte sie auch zu allem Überfluss. Als Sahnehäubchen war er auch noch mit einem urdeutschen Namen gesegnet. Herr Müller, diese beiden Wörter waren der sichere Garant dafür, mir den Tag und die Petersilie zu verhageln. Die Krönung war unsere gegenseitige Antipathie, die wir – höflich wie wir waren – sorgsam hegten und pflegten.
Schlimmer waren die monatlichen Dienstbesprechungen, die er uns auferlegte.
Ich konnte seine monotone und zu allem Überfluss leise Stimme – wie er ohne Höhen und Tiefen, denn er war so langweilig wie ein Krötenfurz – kaum ertragen. Sie war nicht nur einschläfernd wie eine Anstaltspackung Sedativum, sie war geradezu tödlich.
Bei einem dieser schier endlos langen Gespräche, bei dem mir wieder die Augen zuzufallen drohten, erinnerte ich mich an den weisen Spruch einer Freundin, sich in bestimmten Situationen das Gegenüber in Unterhose vorzustellen.
Bei Müller fiel es mir schwer.
Trug er String-Tanga mit Leopardenmuster?
Nein, Boxer-Shorts mit Bügelfalte – womöglich kariert – waren bei ihm wohl das Äußerste der Gefühle.
Ich widerrief gedanklich diese beiden Möglichkeiten. Zu seiner fahlweißen, schwammigen Haut passte allenfalls heller Feinripp.
Ich zuckte zusammen.
War das etwa ich? Was sollten solche Gedanken?
Mir wurde blitzschnell klar: Es wurde eindeutig Zeit, den Beruf zu wechseln, bevor ich selbst zu einer verkniffenen Verwaltungstusse mutieren würde!
Ein Risiko ging ich dabei nicht ein, denn schlimmer konnte es ohnehin nicht mehr kommen, schließlich war ich auf der Talsohle der Selbstverleugnung angelangt. Ab jetzt konnte es nur noch aufwärtsgehen.
Das zu dem Büroalltag, dem ich gottlob lange entflohen bin. Geblieben ist mir Susan. Und sie ist all die grauenvollen Jahre wert.
Kommen wir zu Jojo.
Ihn traf ich in einer Mittagspause, in der ich, genervt von all dem verlogenen Kollegengeschwätz, in die Düsseldorfer Altstadt flüchtete. Er rannte mich über den Haufen, war ein typischer Punk und eindeutig nicht meine Altersklasse. Wir knallten zusammen wie die viel beweinte Titanic und der Eisberg. Aber Jojo ging nicht unter. Im Gegenteil. Er grinste mich frech an und fragte mich, ob ich Lust auf eine Tasse Kaffee hätte. Erstaunt, dass junge Punks auch solch harmloses Gebräu trinken und nicht literweise Bier in sich reinschütten, rang ich nicht einmal zwei Sekunden mit mir und säuselte: „Die Idee ist gar nicht schlecht.“ Und dachte beim Klang meiner ureigenen Stimme, ich hätte Hallus oder durch den Zusammenprall das Oberstübchen benebelt.
Aber ich ging tatsächlich mit.
Folgte dem Punk mit dem strahlendsten Lächeln, das mir jemals von einem Menschen geschenkt wurde.
So viel zu Susan und Jojo ... nur zum besseren Verständnis.
GLITZERKLÖSSCHEN
Für Bea, der ich diese fiktive Episode widme.
„Ich habe Cellulitis!”
Mit solch derben Begrüßungen darf ich Susan nicht kommen. Sie setzt sofort ihre strenge Gouvernantenmiene auf und betritt wortlos die Diele meines Hauses. Geht strammen Schrittes in die Küche. Hängt dort akribisch genau ihren Blazer über die Stuhllehne, angelt nach einer Zigarette und setzt sich. Das sind alles Verzögerungstaktiken, um mich aus dem Fahrwasser zu bringen. Was ihr vortrefflich gelingt.
Ich stoße einen unwilligen Laut aus. „Und mein Busen erliegt immer mehr der Schwerkraft. Was soll ich nur machen? Die Zeit arbeitet eindeutig gegen mich!”
Susan kommentiert mit zwei ihrer so typisch nüchternen Sätzen meine wehleidigen Klagen. „Jammere nicht ständig herum, sondern ändere es. Geh endlich in ein Fitness-Studio”, lautet ihr gnadenloser Ratschlag.
Sie hätte wenigstens eine fromm gemeinte Lüge à la ‘Du-siehst-doch-toll-aus’ loslassen können.
Aber dann wäre Susan nicht Susan.
Ich nehme sie und mich am nächsten Tag beim Wort und suche ein Gym. Werde sogar fündig und schließe dort gleich einen Jahresvertrag ab. Schließlich wird es einige Zeit dauern, bis ich von einer ausladenden Walküre zur zarten Twiggy geschrumpft bin.
Der erste Trainingstag steht bald an.
Ich betrete nach mehreren Anläufen das Studio – bekleidet mit Leggings und meinem bonbonfarbenen Lieblings-Shirt.
Glitzerklößchen nennt mich Jojo darin immer liebevoll.
Aerobic ist angesagt.
Da stehen sie. Die Kursteilnehmerinnen.
Mein entsetzter Blick schweift über die Gertenschlanken. Alles leichtfüßige Gazellen. Gespensterheuschrecken. Und ich? Der einzige Panzer in einem Heer von Streichholzsoldatinnen.
Heftiges Getuschel, das jäh verstummt, als ich näherwalze, begrüßt mich. Abschätzende Blicke der Vorzeigefrauen beäugen jeden meiner Schritte.