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Die vierzehnjährige Nathalie ist unglücklich. Denn nach dem Tod ihrer Großmutter fehlt das Geld, um ihr weiterhin Schlittschuhunterricht zu finanzieren. Dabei fährt sie für ihr Leben gern. Sie ist sehr talentiert. Das ändert sich als sie Oliver Marschall kennenlernt. Der siebzehnjährige Junge sucht eine Partnerin für den Paarlauf. Nicht lange und sie beiden trainieren zusammen Nathalies Mutter und Olivers Vater kommen sich näher. Sie heiraten. Dadurch werden Oliver und Nathalie Geschwister.. Nathalies Herz schlägt nur für ihren "großen Bruder". Auch wenn er eine Freundin nach der anderen hat. Auch wenn er weggeht, um bei Olympia erfolgreich zu sein. Vier Jahre vergehen, dann steht Oliver wieder vor der Tür. Nathalie hat jetzt einen festen Freund. Und das kann Oliver nicht akzeptieren. "Hände weg von meiner kleinen Schwester" ist sein Motto.
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Seitenzahl: 96
Veröffentlichungsjahr: 2020
Liebesglück
Eiskalt
Prolog
„Schau mal, Oliver! Da ist sie schon wieder“ hörte ich die gehässige Stimme des elegant gekleideten Mädchens rufen. Genervt wies sie mit der Hand auf mich. Jetzt lachte sie geziert und albern. Nur, um den großen Jungen an ihrer Seite zu imponieren. Das kannte ich schon, denn das Mädchen machte sich einen Spaß daraus, mich zu ärgern. Doch ich ließ mich nicht vertreiben. Ich machte den Weg hierher gerne.
Ich drückte meine Nase am hohen Zaun platt. Dem Zaun, der die vornehme Eisbahn vom Rest des Platzes abschloss. Einem Platz abseits meiner Wohngegend. Hier hielten jeden Tag teure Autos und luden die reichen Kinder unserer Stadt aus. Sie alle erhielten hier Eiskunstlaufunterricht. Ihre Eltern zahlten viel Geld, damit ihre Kinder einmal Stars wurden. In acht Wochen fand hier ein großer Wettbewerb statt, das wusste ich. Zu gerne würde ich dort mitmachen. Ich schloss meine Augen und sandte meinen Wunsch gegen Himmel.
„Oliver, Schatz. Mach was. Ich will keine Zuschauer. Das weißt du. Sie ist einfach nervig. Was will das Bettelkind hier!“ rief das zickige Mädchen verärgert. Wütend riss sie ihre teure Mütze vom Kopf und warf sie aufs Eis.
„Ich will nur zusehen“ rief ich, um einen freundlichen Ton bemüht. So hatte es mich meine Mutter gelehrt. Ich sollte Unhöflichkeit immer freundlich begegnen. Doch darauf reagierte das Mädchen nicht. „Verschwinde! Hier wird nicht gebettelt. Verschwinde, oder ich rufe die Polizei.“ rief das arrogante Mädchen zurück. Geschockt schwieg ich jetzt.
„Klara! Benimm dich!“ sagte der groß gewachsener Junge endlich streng. Er kam zu mir an den Zaun. Mit seinen Schlittschuhen glitt er schnell über das Eis. Fasziniert sah ich ihm dabei zu. Sehnsucht stieg in mir auf. Lächelnd blieb er vor mir stehen. Ich sammelte meinen Mut. „Ich will nicht betteln. Ich will nur zuschauen. Warum stört das denn“ fragte ich leise. Der große Junge wies zum Tor. „Es stört ganz und gar nicht, kleines Mädchen. Ich habe dich jetzt fast jeden Tag hier gesehen. Sag, wie heißt du?“ fragte er mich freundlich. Ich versuchte ein Lächeln. Der Junge war der erste, freundliche Mensch, der mir hier in der Stadt begegnet war. Mutter und ich waren erst vor zwei Wochen hergezogen. „Ich heiße Nathalie. Ich bin fast fünfzehn Jahre alt.“ Sagte ich leise, unsicher. Ich folgte dem Jungen zum Tor. Er auf der eine Seite, auf dem Eis. Ich auf der anderen Seite, auf dem Weg.
„Oliver! Jetzt lass das Gossenkind! Wir müssen üben“ schrie das elegant gekleidete Mädchen wütend. Es stampfte mit dem Fuß auf. Das Eis stob dabei. Doch der Junge beachtete das Mädchen nicht weiter. Sein Blick ließ mich nicht los. „Du bist ziemlich klein und zierlich für fünfzehn Jahre.“ Sagte er nur und reichte mir die Hand als ich das Tor erreicht hatte. „Ich weiß. Das sagt Mama auch immer. Aber das stört mich nicht. Denn eines Tages werde ich auch wieder Schlittschuhlaufen. Und da werde ich ganz viele Pirouetten drehen. Da ist es gut, wenn man leicht ist. Das hat mit Physik zu tun.“ Erklärte ich ernst. „Das ist richtig. Ich bin erstaunt. Kannst du Schlittschuhlaufen?“ fragte mich der Junge überrascht. Ich nickte lächelnd. „Seit meinem dritten Lebensjahr. Jeden Tag.“ sagte ich leise.
„Pah, das Mädchen lügt doch“ rief das andere Mädchen verärgert, dass mir dieser Oliver so viel Aufmerksamkeit schenkte. „Ich möchte wetten, die hatte noch nie Schlittschuhe unter den Füßen. Das kann die sich doch gar nicht leisten.“ Sie kam schnell angefahren und stoppte arrogant vor mir. Eis spritzte hoch.
„Ich lüge nicht! Ich hatte sogar eine Lehrerin! Meine Großmutter hat es mir beigebracht! Aber dann starb sie und wir sind weggezogen, weil Mama hier Arbeit gefunden hat“ widersprach ich mutig. „Und wieder lügt sie! Glaube der doch nicht Oliver! Jedes Gossenkind lügt. Und eher du dich versiehst, ist dein Geld oder deine teure Uhr weg!“ sagte das andere Mädchen jetzt wütend. Ihre Beleidigungen trafen mich hart. „Ich lüge nicht! Und ich weiß, dass du so, wie du ansetzt, den dreifachen nie schaffen wirst! Du nimmst den inneren Kreis zu eng. Dein Winkel stimmt nicht. Das nimmt dir den Schwung.“ sagte ich ernst. Überrascht hob der Junge seinen Kopf.
„Du hast recht. Das stimmt“ sagte er dann leise. „Ach was. Das hat sie von dir gehört, Oliver! Das kann das Slum Kind nicht wissen“ schnaubte das Mädchen hinter dem Jungen. Doch Oliver schob sie achtlos beiseite. „Willst du uns nicht einmal zeigen, wie es richtig geht? Ich würde es gerne sehen“ sagte er freundlich. Ich begann zu strahlen. Denn ich durfte wirklich wieder das Eis betreten. Ich nickte glücklich. Doch sofort wurde ich wieder gedämpft. „Oliver! Du weißt, was mein Vater gesagt hat! Die Eisbahn ist nicht für die Gosse gedacht! Dein Vater ließ sie für uns bauen! Wir zahlen sehr viel Geld, damit wir üben dürfen. Erlaubst du einem Gossenkind, hier zu fahren, kommen sie alle.“ Schnaubte das dunkelhaarige Mädchen. Es warf den langen Zopf in den Nacken.
„Jetzt reicht es Anette. Halte deinen Mund! Ich habe Nathalie eingeladen. Es ist meine Eisbahn! Sie wird uns zeigen, was sie kann!“ schnauzte Oliver jetzt dunkel. Sehr dunkel für einen so jungen Mann, dachte ich überrascht. Das ließ mich kichern. Diese Anette rümpfte ihre Nase darüber.
Oliver ignorierte es und zog mich zur Bank. Dort zog er mir die Schuhe aus und schaute nach der Größe. Dann nickte er und fuhr über die Bahn zum Schrank. „Bilde dir nur nichts ein, Nathalie! Du wirst hier einen Fuß aufs Eis bekommen! Dafür wird mein Vater schon sorgen! Wir sind die reichste Familie in der Stadt“ fauchte Anette voll Hass. Ich zuckte zusammen. Denn darauf hatte ich keine Antwort.
Zum Glück kam Oliver zurück. Schlittschuhe in den Händen. Erstaunt sah er zu, wie ich mir die Teile geschickt und fachmännisch anzog. Ich überprüfte den Sitz und erhob mich. Dann zog ich meinen alten Mantel aus. Verlegen sah ich diesen Oliver an. „Hast du die Musik von „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ zufällig hier? Von Ella Endlich? Dazu tanze ich am liebsten“ bat ich dann. Wieder hob der Junge erstaunt seine Augenbrauen. Er fuhr zur Musikanlage, suchte und fand. Dann hob er seine Hand. „Jetzt stellt sie auch noch Ansprüche! Typisch, das sagt Vater immer. Denen darfst du nie etwas geben!“ fauche Anette.
Ich ignorierte es. Zu glücklich, wieder Eis unter mir zu spüren. Die Musik begann und ich war wieder in meiner Welt gefangen. Ich begann zu laufen, tanzen und mich zur Melodie zu drehen. Ich schloss meine Augen und träumte mich zurück in unsere kleine Stadt. Wieder schien es, als würde meine geliebte Großmutter, wie früher, am Rand stehen und mir ihre Anweisungen zurufen. Ich setzte an und sprang elegant. Ich flog lachend, die Arme am Körper gepresst über das Eis. Meine Mütze fiel herunter und meine weißblonde Mähne wehte hinter mir her. Ich bemerkte nicht, dass Oliver sein Telefon aus der Tasche gezogen hatte und mich filmte. Er schien von meinem Lauf fasziniert zu sein. Dabei war ich aus der Übung, Großmutter würde mit mir schimpfen, dachte ich. Die Musik endete viel zu schnell. Bedauernd blieb ich mit einer eleganten Drehung stehen und wischte mir eine Träne aus dem Gesicht.
„Das war ja unglaublich. So was habe ich noch nie gesehen! Wer hat dich unterrichtet!“ rief Oliver aufgeregt. Er kam schnell zu mir, um sich zu vergewissern, nicht geträumt zu haben. „Meine Großmutter hat mich unterrichtet.“ Sagte ich atemlos. Ich fuhr zur Bank und zog die geliehenen Schlittschuhe aus. Bedauernd reichte ich sie dem Jungen. „Ich muss los, ich muss zum Abendbrot Zuhause sein“ sagte ich nur.
„Wie heißt du mit dem Nachnamen, Nathalie? Und wo wohnst du?“ fragte Oliver liebevoll. Er nahm die Schlittschuhe und zögerte. Dann reichte er sie mir. „Ich schenke sie dir, Nathalie. Es wäre schön, wenn du morgen Nachmittag wiederkommen würdest. Du darfst dann wieder fahren“ versprach er mir. Ungläubig sah ich den Jungen an. „Ich heiße Grander mit Nachnamen“ sagte ich leise. Dann griff ich nach den Schlittschuhen, zerrte mir die Mütze über den Kopf und rannte davon. „Ich sagte doch, dass diese Gören alles klauen, was sie in die Finger bekommen. Jetzt bist du die teuren Schlittschuhe los. Die siehst du nicht wieder.“ sagte Anette gehässig. „Komm Oliver. Ich will üben. Ich werde den Wettbewerb gewinnen“ fauchte sie mir nach.
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa
1 Kapitel
Oliver sah dem merkwürdigen Mädchen nach. Was für ein Talent, dachte er überrascht. Nathalie Grander. Das musste er sich unbedingt merken. Er musste mit seinem Vater darüber sprechen. Sein Blick ging zu Anette. Das Mädchen war auch nicht übel. Doch es fehlte ihr das Herz zum Fahren. Sie tat alles wie aus dem Lehrbuch. Es wirkte hölzern und mechanisch. Das wurde ihm jetzt klar, da er Nathalie hatte fahren sehen. Das war Freude pur gewesen, dachte er erschüttert. Zum Glück hatte er das alles gefilmt. Sein Vater würde ihm sonst kein Wort glauben. Ohne wirkliche Lust, widmete er sich wieder Anette. Wissend, dass er das Mädchen nie dazu bekommen würde so zu fahren, wie Nathalie. Denn die eine fuhr mit dem Kopf, die andere mit dem Herzen.
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa
Ich hatte den Tisch schon gedeckt und die Suppe auf dem Herd als meine Mutter müde Heimkam. Sie arbeitete hier in der Stadt als Verkäuferin, um uns über Wasser zu halten. Es war ein harter Job, das wusste ich und half, wo ich konnte. Meine Mutter und ich waren ganz allein. Früher, da war das Leben schön gewesen. Ich erinnerte mich gerne daran. Da lebte Großmutter noch und wir hatten in ihrem Haus leben dürfen. Großmutter war jeden Tag mit mir zur Eishalle gefahren. Dort hatte ich Schlittschuhlaufen gelernt, kaum das ich auf meinen Beinen stehen konnte. Mutter hatte nicht so hart arbeiten brauchen. Mein Vater zahlte guten Unterhalt für seine kleine Familie. Meine Eltern waren nicht verheiratet gewesen. Mutter sagte einmal, dass er noch eine andere Familie habe. Das habe ich nie ganz verstanden, aber es hatte mich auch nie gestört. Ich hatte Mutter und Großmutter. Wozu brauchte ich dann einen Vater.
Doch war erst mein, mir unbekannter Vater gestorben und der Unterhalt blieb aus, dann war vor drei Monaten Großmutter ebenfalls von uns gegangen. Wieder wurde ich traurig. Mutter hatte alles verkaufen müssen, um die Beerdigungskosten zu bezahlen. Jetzt lebten wir hier in der Stadt. Ich besuchte eine sehr große Schule mit brutalen Kindern, die mich oft schikanierten. Mein leichter Dialekt gab Anlass zum Spott. Man machte sich über mich lustig oder stahl meine Sachen. Ich sehnte mich nach meiner alten Schule zurück.
Mutter zog ihren Kittel aus und hängte ihn über den Haken. „Du hast das Essen fertig. Wie schön“ sagte Mutter und küsste mich liebevoll. Sie setzte sich glücklich an den Tisch. „Und? Wie dein Tag heute?“ fragte mich Mutter erschöpft.
„Gut, sehr gut, Mama. Ich war wieder an der Eisbahn.“ Sagte ich fröhlich. Mutter seufzte. „Ich weiß, dass du es vermisst. Aber ich kann dir keine Stunden bezahlen. Der Verein ist so teuer.“ Sagte Mutter traurig. „Und du hast keine passenden Schlittschuhe mehr.“ Setzte sie beschämt hinzu. „Ich habe Schlittschuhe, Mama. Ich habe sie heute geschenkt bekommen. Und ich durfte heute fahren.“ Sagte ich aufgeregt. Meine Mutter sah mich an, als würde ich fantasieren. Glücklich holte ich die Schlittschuhe hervor, die mir dieser Oliver geschenkt hatte. „Ich durfte meinen Tanz aufführen, Mama. Und der Junge sagte, ich dürfe morgen wieder dort fahren. Er hat mich dazu eingeladen. Ich werde ihm dann zeigen, was ich alles kann.“ Sagte ich aufgeregt. Mutter sah mich nachdenklich an. Sie schien lange zu überlegen. „Gut, ich habe morgen Nachmittag frei. Ich werde dich dorthin begleiten. Ich will wissen, wer dieser Junge ist, der dir so teure Schlittschuhe schenkt.“ Sagte Mutter streng. Sie machte sich große Sorgen um mich. Denn die Stadt barg viele Gefahren, das sagte Mutter fast täglich.
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaa
„Ein sehr interessanter Nachmittag, Oliver.“ Sagte Roland schmunzelnd. „Das Mädchen hat ein unglaubliches Talent.“ Olivers Leibwächter folgte dem Jungen durch die Betriebshalle. „Ich bin dem Mädchen heute gefolgt. Ich weiß jetzt, wo sie wohnt. Ich denke, das ist in deinem Sinn?“ fragte er weiter. Der große Junge nickte nur.