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Der 5. und letzte Band der Lost Limits-Reihe! Wirst du kämpfen? Endlich aus den Fängen seiner Entführer befreit, quälen Royal Panikattacken und Albträume. Nur seine Rachegedanken und Gideons bedingungslose Geduld halten ihn aufrecht. Die beiden Männer gehen Schritt für Schritt aufeinander zu und eine Grenze nach der anderen löst sich auf. Wäre da nicht Sterling, der Gideon mit seiner Forderung immer weiter in die Enge treibt, und zu allem fähig scheint. Um seinem perfiden Spiel endgültig zu entkommen, brauchen sie Hilfe. Von Freunden. Und vielleicht auch von Feinden.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Epilog
Danksagung
Impressum
Über den Autor
Lost Limits - Desire
Lost Limits - Passion
Lost Limits - Darkness
Lost Limits - Revenge
Lost Limits - Forever
Weitere Bücher des Autors
semper
Damals
Gideon
Der Rasensprenger ging an, und die Grillen zirpten in der hereingebrochenen Nacht. Früher hatte er das Geräusch immer gemocht, denn es verkündete einen bevorstehenden Sommer voller Spaß, Freiheit und Abenteuer.
Jetzt jedoch klopfte sein Herz gehetzt, wenn er auch nur daran dachte, dass er die nächsten drei Monate in diesem Haus eingesperrt wäre, mit einem Vater, der vorwiegend durch Abwesenheit glänzte. Eigentlich machte ihm das nicht besonders viel aus. San Francisco war keine langweilige Stadt. Aber die Möglichkeit, dass er, sein Bruder Sterling, wieder beschließen könnte, die Sommerferien ebenfalls in San Francisco zu verbringen, versetzte ihn in Todesangst.
Der letzte Sommer war verheerend gewesen. Es gab keinen Tag, an dem er nicht an die endlosen Wochen voller Qualen und Scham zurückdachte.
Nein. Das würde nicht passieren.
Entschlossen griff er nach seinem Handy, rief den Kontakt seiner Mutter auf und wählte. Er wartete ungeduldig darauf, dass sie den Anruf entgegennahm.
»Gideon? Hast du eine Ahnung, wie spät es ist?« Camilles Stimme klang schläfrig.
»Ich …«
»Es wäre wirklich toll, wenn du mit deinen fünfzehn Jahren endlich die Zeitverschiebung bedenken würdest. Du bist alt genug dafür. Wir haben morgen wieder einen anstrengenden Tag vor uns, Schlafmangel ist nichts, was wir gebrauchen können.«
Gideon schnappte nach Luft, dann presste er die Lippen zusammen. Sie hatte wir gesagt. Was bedeutete das? Gab es einen Mann in ihrem Leben?
Vielleicht hatte in ihm seit dem Tag der Trennung der Gedanke weitergelebt, dass sie irgendwann zurückkommen würde, sodass sie wieder eine Familie sein konnten. Diese Hoffnung starb gerade einen leisen Tod.
Er hörte, wie Camille tief Luft holte. »Ich wollte nicht gemein sein«, sagte sie dann. »Ich … wir haben nur schon geschlafen.«
Wir.
»Tut mir leid«, sagte Gideon kleinlaut. Er hätte daran denken können, es passierte ihm leider nicht zum ersten Mal, dass er sie mitten in der Nacht aus dem Bett klingelte, weil er den Zeitunterschied jedes Mal wieder vergaß. Gerade heute hätte er daran denken müssen, um eine möglichst gute Basis für das anstehende Gespräch zu haben. Jetzt fühlte er sich unsicher. Er wollte alles richtig machen, denn dann könnte der kommende Sommer besser werden als der letzte.
»Schon gut«, sagte seine Mutter seufzend. »Was gibt es denn?«
»Ich …« Gideon stockte. Sein Plan war voller Löcher, und er hatte riesige Angst davor, zu versagen. »Ich wollte dich fragen, ob ich die Sommerferien bei dir in New York verbringen kann«, brachte er dann kleinlaut hervor. Die Worte begleiteten ein leichtes Zittern, denn sie waren schwer und wichtig.
Die wichtigsten Worte, die er jemals ausgesprochen hatte. Abgesehen von dem wiederholten Nein, das ungehört verklungen war.
»Oh«, sagte seine Mutter, dann verstummte sie und jagte damit seinen Herzschlag in ungeahnte Höhen. Was hatte das zu bedeuten? Oh, ich freue mich. Oh, das passt mir nicht. Oh, was ist mit Marshall?
»Ich glaube, das ist keine gute Idee«, sagte sie schließlich leise. Er hörte ein Klicken im Hintergrund, als hätte sie eine Tür hinter sich geschlossen.
»Aber …«
»Es ist sehr kurzfristig. Wir haben schon Pläne und ich …«
»Ich mache dir keine Arbeit«, sagte er schnell. »Ich passe auch auf Marshall auf und … ich bin schon fünfzehn!«
»Marshall will auch …?«
Als ob er Marshall allein in diesem Haus zurücklassen würde, wenn die Möglichkeit bestand, dass Sterling zurückkehrte. Nie im Leben.
»Du wirst nicht mal bemerken, dass wir da sind. Ich schwöre es.«
»Was sagt dein Vater dazu?«
Hallo, erstes Loch im Plan.
»Darüber habe ich noch nicht mit ihm gesprochen.«
»Besuchst du in den Ferien denn nicht wieder diese Wirtschaftsschule, die dir so Spaß macht?«
»Nein«, log Gideon schnell. Sie machte ihm wirklich Spaß, weil er in die Welt der Erwachsenen tauchen und völlig neue Dimensionen von Geld und Handel kennenlernen konnte. Aber auf die würde er ohne zu zögern verzichten, wenn er dafür einen ruhigen Sommer bekam, ohne ekelhafte Hände, die ihn berührten, geflüsterte Drohungen, die ihn ängstigten und unsäglicher Schmerzen.
»Also …«, seine Mutter verstummte einen Augenblick, dann nahm sie das Wort wieder auf. »Ich habe schon einige Pläne gemacht, werde verreisen und …«
»Wir könnten mitkommen«, flüsterte Gideon verzweifelt, obwohl er genau wusste, wie ihre Antwort lauten würde. Er kannte sie noch immer gut genug, auch wenn sie bereits seit sechs Jahren nicht mehr bei ihnen wohnte.
»Wir könnten uns überlegen, das für nächstes Jahr anzupeilen.«
»Du bist unsere Mom.«
Er hörte ein Geräusch, konnte es jedoch nicht zuordnen. Ein Schluchzen?
»Es geht einfach nicht. Und bitte achte bei deinem nächsten Anruf darauf, dass du die Zeitverschiebung nicht vergisst.«
Wilde Wut und tiefe Enttäuschung wirbelten durch seinen Körper. Er umfasste sein Handy etwas fester. »Das wird nicht nötig sein«, sagte er ins Telefon. »Ich glaube nicht, dass ich dich nochmal besuchen will.« Er beendete das Gespräch und pfefferte sein Telefon in die Ecke. Und obwohl er eigentlich nur wütend sein wollte, fing er trotzdem an zu weinen. Verärgert rieb er sich die Tränen aus dem Gesicht und zog die Nase hoch.
Es gab keinen Grund zu weinen. Vielleicht würde Sterling gar nicht vorbeikommen. Vielleicht wäre dieses Jahr alles anders.
Doch Sterling kam nach Hause. Zusammen mit seinem besten Freund Aidan. Und nichts änderte sich. Sein Leben erreichte eine neue Stufe von Sinnlosigkeit.
Gideon
Ob er sein Elternhaus jemals betreten könnte, ohne dass es schlechte Erinnerungen in ihm hervorrief, einen kalten Schauder über seinen Rücken laufen ließ, ein Gefühl des Ausgeliefertseins vermittelte? Wahrscheinlich nicht.
Und trotzdem würde er immer wieder kommen.
Das Haus, in dem er aufgewachsen war, wurde inzwischen nur noch von seinem Vater und seinen diversen Pflegern bewohnt. Vor ein paar Tagen hatte ihn Gerald angerufen und um ein Treffen gebeten. Das war nicht üblich, meistens besuchte Gideon seinen Vater aus freien Stücken. Die Zeiten, in denen sein Vater ihn zu sich zitiert hatte, waren schon längst vorbei.
»Dad?«, rief Gideon in die Stille hinein. Das Haus war viel zu groß für eine einzelne Person. Er durchquerte den breiten Gang und warf einen Blick in die Küche. Er war erleichtert, dass sein Vater sich nicht hier drinnen aufhielt. Zu frisch waren die Erinnerungen an Thanksgiving und Sterlings damalige Grenzüberschreitung, die so viel Schlechtes in seinem Leben heraufbeschworen hatte, die ihm Royal auf eine gewisse Art genommen und bis heute nicht mehr zurückgegeben hatte.
Er ging weiter, passierte einen leeren Salon, das Arbeitszimmer seines Vaters und das Wohnzimmer. Er ging vorbei an einem teuren Ledersofa, das gemütlicher und wärmer wurde, je länger man darauf saß. Eine wichtige Erkenntnis seiner Jugend. Er passierte antike Tischchen, auf denen Bücherstapel, Kugelschreiber und Zettel lagen.
»Dad?«, rief er nochmal, dann betrat er den grünen Salon. Er hätte seinen Vater nicht suchen müssen, denn er hielt sich meistens hier drinnen auf. Gerade las er in einer Zeitschrift und sah jetzt auf.
»Gideon.«
»Ich habe dich gesucht.«
»Und du hast mich gefunden.« Mit einer sehr langsamen Bewegung, die ihm alles an Kraft und Zeit abzuverlangen schien, schloss sein Vater die Zeitschrift und schob sie von sich.
Gideon ließ sich auf einem Stuhl ihm gegenüber nieder und versuchte sich daran zu erinnern, dass er nicht mehr fünfzehn war. Dass ihn keine Standpauke seines Vaters erwarten würde, auch wenn er wusste, dass dieses Gespräch längst überfällig war.
»Wir müssen uns unterhalten«, sagte Gerald und sah Gideon ernster an als jemals zuvor.
»Schieß los.«
»Warum bist du nicht mehr der Mehrheitseigner der Firma?«
Kein gutes Thema, dachte Gideon. Er hatte schon sehr viel Zeit dafür aufgewendet, sich einen Plan zurechtzulegen, wie er seinem Vater begegnen wollte, sollte dieses Thema jemals zwischen ihnen aufkommen. Es war blauäugig von ihm gewesen, anzunehmen, dass sein Vater ihn nicht darauf ansprechen würde.
»Weil es gewisse Veränderungen gab. Es war an der Zeit, Umstrukturierungen vorzunehmen.«
»Liefen die Geschäfte nicht gut?«
Gideon schnaubte. »Sie liefen zu unserer vollsten Zufriedenheit, wie du dem Geschäftsbericht in einem Monat entnehmen können wirst.«
»Gab es personelle Probleme?«
»Nicht, dass ich wüsste.« Was bezweckte sein Vater mit diesen Fragen?
»Geht es dir nicht gut?«
Gideon stockte, dann runzelte er die Stirn. »Sehe ich aus, als ginge es mir nicht gut?«
»Manchmal sieht man nicht hinter den Kopf eines anderen Menschen. Hast du Depressionen, Burn-out, bist du suizidal?« Der Tonfall war rasiermesserscharf.
Gideon lachte auf. Hätte sein Vater nur früher bemerkt, dass es dem jüngeren Gideon nicht gut gegangen war. Hätte er nur da seinen Spürsinn eingesetzt, den er jetzt benutzte.
»Nichts von alledem.«
»Warum, zur Hölle, ist dann Sterling der Mehrheitseigner von McDermott Investments und führt die Geschäfte?« Die Stimme seines Vaters war lauter als all die letzten Jahre. In seinem – von dem Schlaganfall gezeichneten – Körper, steckte wohl doch noch mehr Energie, als Gideon gedacht hatte.
»Das ist eine gute Frage«, sagte Gideon langsam, um sich noch etwas Zeit zu verschaffen. Draußen war es dunkel, und die Scheiben um sie herum zeichneten ihr Spiegelbild, wie sie einander gegenüber saßen. Gerald angespannt, Gideon bemüht ruhig.
»Ich hoffe, du hast eine mindestens genauso gute Antwort darauf, warum du mein Lebenswerk ausgerechnet in Sterlings Hände legst.«
»Es ist inzwischen auch mein Lebenswerk«, erinnerte Gideon seinen Vater. »Ich arbeite bereits mein halbes Leben in dieser Firma.«
»Umso schlimmer, dass du die Zügel aus der Hand gibst.«
»Sterling ist durchaus fähig, ein Unternehmen unserer Größe zu führen.«
»Sterling ist ein Nichtsnutz!« Die Stimme seines Vaters knallte wie eine Peitsche über seine Haut. Gideon schluckte und lehnte sich vor.
»Ich kann dir die genauen Gründe nicht nennen, doch es war unvermeidlich.«
»Brauchtest du Geld?«
Gideon und Gerald sahen einander an. Der Blick seines Vaters war unerbittlich und streng, wie immer, wenn es ums Geschäft ging; schließlich nickte Gideon. »Ja. Ich brauchte Geld.«
»Warum?«
»Es gab … Veränderungen, die ich nicht vorausgesehen habe.«
Gerald schüttelte den Kopf. »Das hätte ich nicht erwartet. Ich habe mit vielem gerechnet. Mit einer Finanzkrise, mit den Märkten, die zusammenbrechen, vielleicht sogar mit einer Fehlinvestition. Aber nicht damit, dass du die Kontrolle über dein Geld verlierst.«
Die Enttäuschung, die Gideon heraushörte, schmerzte ihn. Das Verhältnis zu seinem Vater war die längste Zeit seines Lebens gut gewesen. Es hatte Risse gegeben, nachdem Gideon gemerkt hatte, dass er sich nicht auf ihn verlassen konnte, dass er ihn nicht vor dem Monster Sterling schützen konnte. Und zwar nicht, weil er es nicht gekonnt hätte, sondern einfach nur darum, weil er die Gefahr gar nicht als solche erkannte, was in Gideons Augen noch viel schlimmer war.
Dennoch hatte er die Nähe zu seinem Vater immer geschätzt, zu ihm aufgesehen und viel von ihm gelernt. Ihn jetzt mit einer Lüge enttäuschen zu müssen, schürte seine Wut auf Sterling, dem es mühelos gelang, jeden Teil seines Lebens zu infiltrieren und ihn zu vergiften.
»Ich werde die Sache bereinigen.«
Gerald lachte bitter. »Denkst du wirklich, dass Sterling nochmal die Kontrolle abgibt? Ich habe viel Zeit und Mühe darauf verwendet, dafür zu sorgen, dass er nicht in die Nähe meiner Firma kommt. Ich habe ihn ruhiggestellt mit seinen Anteilen, habe dich geschützt, indem ich dir Macht gab. Aber scheinbar hat alles nichts geholfen.«
»Du musst mir vertrauen«, sagte Gideon leise. »Ich werde alles wieder zurechtbiegen.«
Sein Vater schüttelte den Kopf. »Warum konntest du es mir nicht vorher sagen? Ich hätte dir helfen können.«
Hätte er nicht.
»Ich habe nicht darüber nachgedacht.«
Sein Vater seufzte schwer. »Du warst immer ein würdiger Nachfolger. Sterling dagegen unzuverlässig und bequem. Er denkt nicht nach, handelt nur nach seinem Vorteil. Er hat andere Prioritäten.« Seine Worte versandeten in Schweigen. Gideon hätte unzählige Formulierungen gehabt, die er hätte anhängen können, doch er tat es nicht.
Stattdessen erhob er sich. »Wann kommt dein Pfleger?«
»Er wartet bereits draußen.«
»Gut. Dann werde ich dich nicht länger aufhalten.« Gideon wandte sich ab. Er hatte den Türrahmen schon erreicht, da drehte er sich nochmal zu Gerald um. »Du hast uns nie gesagt, warum Camille und du euch getrennt habt.«
»Du hast nie gefragt«, erwiderte Gerald.
»Jetzt frage ich. Warum?«
»Das war unsere Vereinbarung. Sie schenkt mir einen rechtmäßigen Sohn, und dann bekommt sie ihr Geld.«
Das Desinteresse, mit dem Gerald ihm von der Ehe mit seiner Mutter erzählte, machte Gideon wütend. »Du hattest Sterling.«
»Sterling war schon damals zu nichts zu gebrauchen. Außerdem war seine Mutter …«
»Was?«
»Nicht so wichtig. Camille war in einer verzwickten Lage, und wir haben beide voneinander profitiert.«
»Und wovon haben Marshall und ich profitiert?« Gideon war wütend. Als ob das Arrangement nicht schon beschissen genug war. Wenn sie eine Mutter gehabt hätten, dann wären viele Dinge nicht passiert.
»Euch hat es an nichts gefehlt.«
»Ja. Das ist deine Wahrheit.«
Raus aus dem Salon durchquerte er das verlassene Haus, flüchtete sich nach draußen in seinen Wagen und atmete tief durch.
Er hatte nie damit gerechnet, dass es Marshall und ihn nur aufgrund einer lausigen Vereinbarung gab. Es hörte sich herzlos an, als ob sie gar nie die Möglichkeit gehabt hatten, wirkliche Liebe kennenzulernen. Sie waren nur geboren worden, weil sein Vater eine Frau dafür bezahlt hatte. Und kaum waren sie auf der Welt gewesen, waren sie auch schon allein.
Alles fühlte sich plötzlich anders an. Der Teil seiner Identität, der alles in McDermott Investments investiert hatte, sein ganzes Herzblut, seine Energie, seine Ideen.
Aber plötzlich fühlte es sich an, als habe er schon immer eine Lüge gelebt. Es kam ihm völlig abwegig vor, seine Firma nochmal zu betreten. Aber was wäre dann noch von Gideon McDermott übrig?
Gideon
Er wusste nicht, was ihn geweckt hatte, aber zumindest war es kein Albtraum gewesen. Eine seltene, aber schöne Abwechslung. Gideon sah zur Decke, verfolgte den glitzernden Schimmer des Wassers, ehe er den Blick auf die andere Hälfte seines Bettes richtete, die verlassen da lag, wie so oft, seit sie aus Shelter Cove zurückgekehrt waren.
Er war zwar gemeinsam mit Royal eingeschlafen, doch der war jetzt nicht mehr da. Wann immer sie in seinem Haus übernachteten, schien Royal nicht gut zu schlafen, sodass er im Laufe der Nacht aufs Sofa im Wohnzimmer wechselte.
Gideon vermisste Royal. Er wollte zusammen mit ihm aufwachen, in einem Gewirr aus Armen und Beinen, warmer Haut und sanften Küssen.
Er schlug die Decke zur Seite und schlüpfte in seine Boxershorts, ehe er leise nach oben ging. Im Wohnzimmer brannte nur eine kleine, einsame Lampe, die kaum Licht spendete, weshalb er auch nichts erkennen konnte. Er tappte in die Küche und holte sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Als er die Tür wieder schloss, hörte er Royals Flüstern, das ihm wie immer einen Schauder über die Haut sandte.
»Gideon?«
»Ja?«, flüsterte er zurück.
»Warum flüsterst du?«, fragte Royal. Gideon lachte und ging zu ihm ins Wohnzimmer. »Das Gleiche könnte ich dich auch fragen«, gab er zurück. Er ließ sich neben Royal auf dem Sofa nieder und musterte seine beinahe unkenntliche Silhouette, wie er dort lag und eine Sehnsucht in ihm schürte, die er nie zuvor gekannt hatte. Er hob seinen Arm und strich mit seiner Hand über die kurzen Stoppeln auf seinem Kopf, an die er sich vermutlich niemals gewöhnen würde. »Warum schläfst du nicht mehr in meinem Bett?«
Royal fing seine Hand ein und gab einen Kuss auf seinen Daumenballen. Ein kleines Zeichen, dass zwischen ihnen alles okay war.
»Ich konnte nicht mehr schlafen.«
»Hattest du wieder einen Albtraum?« Es war bezeichnend, dass Royal inzwischen häufiger von Albträumen verfolgt wurde als Gideon selbst. Und es war eine neue Art von Hilflosigkeit, die er verspürte, wenn Royals zitternder und zuckender Körper neben ihm lag und sich in den Erinnerungen der dunkelsten Zeit seines Lebens verlor.
»Nein. Ich glaube nicht. Es ist nur ziemlich hell in deinem Schlafzimmer. Und das Wasser … macht mich irgendwie nervös.«
»Tut mir leid. Ich dachte immer, dir gefällt der Pool. Ich werde die Scheinwerfer das nächste Mal ausschalten.«
»Dann kannst du nicht schlafen«, gab Royal zurück.
»Ich kann noch viel schlechter schlafen, wenn du nicht neben mir liegst«, erwiderte Gideon. Er krabbelte über Royal hinweg und schmiegte sich von hinten an ihn, eine Position, die sie inzwischen perfektioniert hatten, und in der sich jeder von ihnen wohl fühlte.
»Tut mir leid. Ich wollte dich nicht wecken.«
»Hast du nicht«, erwiderte Gideon und gab kleine Küsse auf Royals Nacken und seine Schulter. Royal seufzte leise auf und umfasste Gideons Hand. Er streichelte sie sanft, ehe er sie an seinem Körper hinabschob, bis sie seinen aufgerichteten Penis berührte.
»Oh. Was ist denn das?«, fragte Gideon und strich sanft über seine Erektion.
»Ein Penis«, erwiderte Royal glucksend.
»Ein sehr schöner, sehr steifer Penis.«
»Ja.«
»Wie ist denn das passiert?«
»Ich habe den Eindruck, das passiert in letzter Zeit ständig, wenn du in meiner Nähe bist.«
Damit konnte Gideon Royal nur recht geben. »Ich werde mich auf keinen Fall darüber beschweren«, flüsterte Gideon. Sein eigener Schwanz stand schon beinahe aufrecht, und er umfasste Royals Erektion. Royal seufzte leise auf und presste seinen Hintern gegen Gideons Schritt. Gideon ächzte, während er damit begann, Royals Schwanz zu massieren. Sein Griff war fest und nur wenig behutsam, denn Royals forsches Vorgehen erregte ihn.
Noch immer war es so, dass Gideon den Takt in ihrem Sexualleben angab, aber hin und wieder drückte auch Royal seine Bedürfnisse aus und leitete ihn an. Und das war verdammt heiß.
Gideon ließ seinen Daumen über Royals bereits feuchte Eichel gleiten. Mit seinem Finger kreiste er über die Oberfläche, bis Royals Stöhnen immer lauter wurde, dann schob Gideon seine Hüfte vor und schmiegte seinen Schwanz in Royals Spalte, woraufhin der noch lauter stöhnte und sich noch fester gegen ihn presste.
»Du willst meinen Schwanz, Royal?«
»Darauf kannst du dich verlassen«, gab Royal zurück. Gideon richtete sich auf und zog mit fahrigen Händen und Royals Hilfe seine Unterhose hinunter, ehe er wieder nach seiner Erektion griff. Er wichste ihn weiter, während er mit rhythmischen Bewegungen in Royals Pospalte stieß und ihn trockenfickte. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus und er drückte Royal zur Seite, sodass der fast bäuchlings lag. Leider musste er dafür seinen Schwanz loslassen, doch dafür kam er an seine andere Lieblingsstelle ran.
Gideon befeuchtete seine Fingerspitzen und fuhr mit ihnen in Royals Spalte, was ihm ein weiteres tiefes Stöhnen entlockte. Er beugte sich hinab und hauchte Küsse auf Royals nackten Rücken, sein Steißbein, über die Rundung seines Hinterns bis zu seiner Ritze. Sanft zog er seine Backen auseinander und blies über die empfindliche Stelle.
»Ich lasse dich jetzt einen Moment los und ich will, dass du deine Arme über den Kopf streckst.«
»Gideon …«, knurrte Royal und streckte ihm seinen Arsch entgegen, was Gideon mit einem Biss in sein festes Fleisch quittierte. »Widersprich mir nicht. Hände nach oben. Du wirst deinen Schwanz in Ruhe lassen, bis ich soweit bin.«
»Ich wollte nur einen verdammten Fick«, murrte Royal, hob aber seine Hände in die Höhe. Gideon lächelte, weil er genau wusste, wie sehr Royal ihre Spiele genoss.
»Du wirst deinen Fick bekommen, verlass dich drauf«, erwiderte Gideon, dann umfasste er Royals Hintern erneut und zog die Backen auseinander, sodass seine Spalte und sein Loch ihm schutzlos ausgeliefert waren. Er senkte sein Gesicht und atmete Royals unvergleichlichen Duft ein, ehe er über die zarten Hautfalten leckte. Noch nie war er einem Mann auf diese Art nähergekommen. Noch nie hatte ein Körperteil so eine Anziehung auf ihn ausgeübt, noch nie so wenig Scham verspürt, wenn er einen anderen Körper erkundete. Es war, als würden Royal und er miteinander verschmelzen, wenn sie miteinander schliefen. Als wäre aus zwei zerstörten Wesen eines geworden, was wohl die wundervollste Art des Kaputtseins war.
Gideon ließ seine Zunge hervorschnellen und ertaste Royals Loch, welches er mit mehreren Zungenschlägen erkundete, bis Royal sich ungeduldig und stöhnend unter ihm wand.
»Du hast noch fünf Sekunden, dann will ich deinen Schwanz haben«, drohte Royal.
»Und wenn nicht?«, fragte Gideon. Er grinste und gab ihm erneut den intimsten aller Küsse.
»Dann werde ich mich selbst befriedigen und dein Sofa einsauen.«
Gideon lachte leise und biss Royal wieder in den Arsch, ehe er nach der Tube mit dem Gleitgel griff, die auf dem Wohnzimmertisch stand. So war es nämlich. In jedem Raum in seinem Haus befand sich inzwischen Gleitgel. Für den Fall der Fälle, der ständig eintrat.
Er verteilte das Gleitgel in Royals Spalte, verzichtete jedoch darauf, ihn vorzudehnen. Heute wollte er, dass sein Schwanz das für ihn erledigte. Er wusste, dass Royal es lieben würde, denn er reckte sich ihm entgegen, ungeduldig, gierig, unersättlich. Gideon grub seine Hände in Royals Hintern und presste sich an ihn, ehe er mit schnellen Bewegungen seine Boxershorts herunterzog und sie achtlos zur Seite warf. Mit dem Rest des Gleitgels beschmierte er seinen Schwanz, dann warf er die Tube weg.
»Bist du bereit für deinen Fick, Royal?«
»Ich warte schon eine halbe Ewigkeit«, stöhnte Royal. Er krallte seine Finger in das Kissen und vergrub sein Gesicht darin, als Gideon in ihn eindrang. Erst als er bis zum Anschlag in ihm steckte, hielt Gideon inne. Sein Atem ging genauso schwer, wie Royals, und er fürchtete, dass dieser Fick nicht endlos dauern würde, dafür war die Intensität und ihre Stimmung viel zu geil.
»Verdammt, Gideon«, murmelte Royal und stöhnte wieder, als Gideon sich aus ihm zurückzog und wieder in ihn eindrang.
»Kein Mondlicht?«
»Auf gar keinen Fall.«
Das war genug Information für Gideon. Er fickte Royal mit harten Stößen, die ihn zum Erschaudern, Fluchen, Stöhnen brachten. Er liebte es. Sein eigener Orgasmus baute sich schnell in ihm auf und zerrte an seiner Selbstbeherrschung, während er Royal über seine eigene Klippe schicken wollte. Er veränderte den Winkel, in dem er in ihn eindrang, fickte ihn flacher und mit längeren Stößen, hielt seine Hüfte umfasst, damit er ganz nah bei ihm blieb. Royal ließ seine Hand zu seinem Schwanz gleiten. Gideon beugte sich schnell vor und umfasste Royals Handgelenk, zog es auf seinen Rücken zurück und fixierte ihn mit seinem Körpergewicht. »Ich habe dir das nicht erlaubt«, murmelte er und küsste die Hinterseite von Royals Oberarm.
»Ich will einfach nur …«
»Du kommst, wenn ich es will«, flüsterte Gideon, dann richtete er sich auf, widmete sich wieder jedem einzelnen Stoß, beherrschte sich, so lange er konnte, bis er spürte, wie Royal unter ihm unruhig wurde und hin- und herrutschte, ehe er mit einem heiseren Stöhnen kam und er ihm endlich folgen konnte.
Schwer atmend sackte er auf Royal zusammen. Er ließ seinen Arm los, inhalierte den Geruch von Schweiß und Sex ein, der von seiner wundervollen Haut ausging, und sich wie ein Zuhause anfühlte.
»Warum haben wir immer Gleitgel in der Nähe, aber nie irgendwelche Tücher?«, beschwerte sich Gideon, während er sich in der Dunkelheit umsah. Seine Boxershorts waren weg, Royals Unterwäsche ebenfalls, und ansonsten gab es nur die Kissen in der Nähe.
»Und meine Wichse befindet sich auf dem Boden. Nur zur Information. Nichts davon tut mir leid«, gab Royal zurück. Er prustete los und übte dabei ungewollten Druck auf Gideons abschwellenden, empfindlichen Schwanz aus. Er ächzte leise und küsste Royals Rücken. »Nicht lachen.«
Royal lachte wieder. »Warum nicht?«
»Weil …« Gideon hielt den Atem an. »Scheiße, Royal. Hör auf, oder ich muss dich nochmal ficken.«
»Und ich muss pinkeln.«
Sie prusteten beide wieder los, Gideons Schwanz wurde weitergequält, Royals Sperma trocknete auf dem Boden fest, aber sie konnte nicht aufhören. Irgendwann behalf Gideon sich wirklich mit der Kissenhülle, die weitere Lachsalven aus Royal herauskitzelte und Gideon von innen wärmten, weil er Royal schon sehr lange nicht mehr so ausgelassen erlebt hatte.
Nachdem sie die Einrichtung und sich selbst gereinigt und gewisse Bedürfnisse befriedigt hatten, sanken sie auf dem Sofa ineinander. Royal hatte sich herumgedreht, sodass sie Nase an Nase lagen, nackt, die Beine ineinander verschlungen.
Auch jetzt noch fühlte Gideon sich nicht immer wohl in dieser Position, denn dass er unerwartet berührt wurde, blieb dabei nicht aus. Doch Royal war sehr behutsam und bedächtig, was seine Befürchtungen nach und nach demontierte.
Gideon griff nach Royals Hand, doch der entzog sie ihm wortlos und umfasste stattdessen seine Taille. Gideon verdrehte innerlich die Augen über sich selbst. Es würde ihm nicht schaden, wenn er die gleiche Behutsamkeit an den Tag legen würde. Immer wieder vergaß er, dass Royal, sein Licht, nun ebenfalls Schatten aufwies, die sich vielleicht nie mehr auflösen würden.
Sein abgetrennter Finger war zu einem schweigenden Eindringling in ihre Zweisamkeit geworden. Er schwebte zwischen ihnen, war nicht fassbar, entzog sich ihrer Kontrolle, kam nur hervor, um sie wirkungsvoll ein Stück auseinanderzuschieben.
Im gleichen Moment drehte Royal sich um, sodass sein Rücken sich wieder an Gideons Brust schmiegte. Alles war wie vorher, nur anders.
Gideon sagte nichts zu dem schweigenden Wandel, der in Royal vor sich gegangen war, stattdessen umfasste er wieder seinen Bauch, und ihre Hände verschränkten sich ineinander.
Schweigend lauschten sie dem Atem des anderen, ehe sie irgendwann einschliefen und die Schatten - zumindest für diesen Moment – hinter sich ließen.
Royal
Royal ging auf Zehenspitzen mit zwei Kaffeetassen in der linken Hand zum Sofa. Noch immer hatte er kaum Kraft in seiner rechten Hand, woran er im Grunde genommen selbst schuld war. Zumindest würde das der Physiotherapeut sagen, den er nicht aufsuchte, und Dr. Brown würde ihm zustimmen. Er sollte Physiotherapie machen, und Ergotherapie, damit er irgendwann, wenn die Amputationswunde vollständig abgeheilt war, wieder ein einigermaßen normales Leben führen konnte.
Aber er konnte auch einfach zwei Kaffeetassen in der linken Hand tragen. Oder zwei Teller. Er könnte Linkshänder werden, wie Millionen anderer Menschen.
Jetzt setzte er sich neben Gideon aufs Sofa, der noch schlief und dabei unglaublich niedlich aussah. Tiefe Liebe durchzog Royals Innerstes. Dieser Mann war dafür verantwortlich, dass er seit ihrer Rückkehr aus Shelter Cove, geatmet hatte. Dass er sich kaum von lauten Geräuschen aus der Ruhe bringen ließ, dass er es schaffte, seine ständigen Panikattacken zu ertragen, ohne dass sie niemand bemerkte. Gideon war der unerwartete Fels in seiner Brandung geworden und hielt ihn nun aufrecht, denn noch immer fühlte er sich unglaublich instabil und verletzlich. Das würde nicht enden, solange River dort draußen sein Unwesen trieb.
Wo er es gewohnt war, ein selbständiges Leben zu führen, war er nun zaghaft und ratlos. Lieber verkroch er sich in Gideons riesigem Haus oder in seinem Zimmer, als zu Angela und Avery in die Küche zu gehen. Er starrte die Kamera auf seinem Schreibtisch an, anstatt sie in die Hand zu nehmen und mit ihr zu fotografieren.
Er war ein Wirbel aus Verlassenheit geworden. Als hätte River ihn aufgegessen und dann wieder ausgespuckt. Nichts von ihm war mehr heil, obwohl doch eigentlich nur sein Finger verletzt war.
»Du beobachtest mich«, sagte Gideon mit rauer Stimme und richtete sich auf.