Maddrax 438 - Sascha Vennemann - E-Book

Maddrax 438 E-Book

Sascha Vennemann

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Beschreibung

Seitdem der Zentralrechner blockiert ist, hält die Exxus Kurs auf den Ringplaneten, und wenn die Renegaten keinen Ausweg finden, wird das Stadtraumschiff in drei Tagen mit ihm kollidieren! Jacob Smythe spürt den Zeitdruck zwar auch, hat aber schon eine Lösung parat: Mit der Hilfe einiger befreiter Verbrecher will er sich kurz vor der Katastrophe mit einer Fluchtkapsel zum Planeten absetzen. Dass er die Bemühungen der Renegaten deshalb sabotiert und seine Verbündeten betrügt, wird ihm aber zum Verhängnis ...

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EPUB
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Seitenzahl: 147

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Hilfreiche Links

Was bisher geschah …

Die Katastrophe

TAG 1

TAG 2

TAG 3

Leserseite

Cartoon

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Arndt Drechsler

Autor: Sascha Vennemann

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-3857-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Hilfreiche Links zu diesem Roman:

Serie

Covermaler/in

Autor/in

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ihre Achse verschiebt sich und ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, dessen Staffel durch ein Zeitphänomen ins Jahr 2516 versetzt wird. Nach dem Absturz retten ihn Barbaren, die ihn „Maddrax“ nennen. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, auf einen von zwanzig Monden um einen Ringplaneten versetzt werden.

Auf dem Mond Terminus lässt sie ein Psi-Feld ihr früheres Leben vergessen. Unterwegs zum Turm der Initiatoren, den Herren des Systems, geraten Matt und Aruula in einem unterirdischen Kerker an das mächtige Volk der Saven und befreien sie unfreiwillig, bevor sie zum Wassermond Aquus geschickt, wo sie zusammen mit dem Dreen Mi-Ruut auf die Hydree treffen. Diese Fischwesen geben Matt und Aruula ihre Erinnerungen zurück. Sie reisen zum Mond Binaar weiter, einem Ort, an dem nur künstliche Wesen leben. Die Renegaten wollen von hier fliehen und lösen einen ganzen Stadtteil – Exxus – aus Binaar. Matt und Aruula reisen mit, aber auch ihr Erzfeind Jacob Smythe und ein Initiator in einem Avatar.

Smythe erlangt die Kontrolle über den Zentralrechner der Exxus und ändert den Kurs auf den Ringplaneten. Dann aber wird er von einem verbündeten Roboter betrogen, der die Kontrolle des Schiffs auf sich selbst überträgt – bevor Aruula ihn vernichtet. Nun lässt sich der Kurs nicht mehr ändern. Smythe stürzt in einen Schacht und der Initiator zwingt die Menschen in ein Fluchtshuttle, löst aber seinen Geist aus dem Avatar, als sie ins Schwerefeld des Mondes Botan geraten.

Nach dem Absturz treffen Matt und Aruula auf die Polatai; Molchwesen, die hier für die Initiatoren tätig sind. Die Natur ist krank, Faulzonen breiten sich aus! Der Geist Botans versucht Matt und Aruula zu assimilieren, was Mi-Ruut, der wieder zu ihnen stößt, verhindern kann. Sie finden Xaana in einem Kokon. Ein kranker Proband ist verantwortlich für die Fäulnis. Als sie seine Leiche verbrennen, verbreiten sie mit der Asche den Virus über ganz Botan. In ihrer Not setzen die Initiatoren die auf Terminus festsitzenden Saven ein. Plagmal und Kurzmüh heilen zwar die Seuche, versuchen aber den Geist zu übernehmen – was letztlich misslingt. Botan vereinnahmt die Saven und erlaubt den Gefährten die Rückkehr nach Aquus. Xaana erhält dort ihre Erinnerung zurück. Sie, Matt, Aruula und der Hydree Bart’ol machen sich auf der Suche nach einem legendären Beiboot der ersten Hydree, stoßen auf eine geheimnisvolle Insel, wo ein Militär eine Superwaffe züchtet, und forcieren letztlich den Krieg zwischen den beiden verfeindeten Rassen des Mondes. Die Hydree siegen über die Polatai und Bart’ol, der sich als Erbe eines Genetikforschers entpuppt, überlässt ihnen das Beiboot im Zentrum der Insel.

Die Katastrophe

von Sascha Vennemann

Noch bevor sich der erste bewusste Gedanke aus dem Datenwirrwarr schälte, das durch sein elektronisches Gehirn zuckte, spürte Jacob Smythe die unbändige Wut, die in ihm brodelte.

Nach und nach reaktivierten sich die Systeme und Sensoren seines robotischen Körpers, aber der einstmals menschliche Professor der Astrophysik brauchte gar nicht erst seine Speicher bemühen, um zu wissen, wem er diese unfreiwillige Auszeit zu verdanken hatte.

Drax! Hätte er diesen Gedanken knurren können, er hätte es getan. Immer wieder Drax!

Dabei war es nicht mal sein Erzfeind persönlich gewesen, der auf ihn geschossen und ihn außer Gefecht gesetzt hatte. Aber natürlich war Ex-Commander Matthew Drax letztendlich dafür verantwortlich.

TAG 1

Jacob Smythes Subroutine ließ ihn ein leises, ins Hysterische gehende Lachen ausstoßen, als er sich seiner Situation gewahr wurde. Irgendwie hatte er es geschafft, vertikal-diagonal zum Liegen zu kommen. Sein Körper befand sich in einer Lage, als wäre er ein schräg in ein Brett geschlagener Nagel.

Das Brett war in diesem Fall eine Metallplatte, in der er bis zu den Lenden steckte. Seine Füße baumelten irgendwo in der Luft. Er konnte sie nicht sehen, nur wahrnehmen.

Als seine optischen Sensoren sich aktivierten, mussten sie sich erst an die dunklen Lichtverhältnisse gewöhnen. Jacob blinzelte, während sich seine künstlichen Augen kalibrierten.

Funken sprühten über und neben ihm, warfen zuckende Schatten an die Schachtwände, die ihn umgaben. Er rief die letzten Sekunden vor seiner Notabschaltung in seinem Speicher ab, um rekonstruieren zu können, warum er sich in dieser Lage befand – und wo er überhaupt war.

Das Zucken der Überspannungsblitze mischte sich mit der Erinnerung an einen Laserschuss. Smythe blickte an sich herab – und wäre zusammengezuckt, hätten seine Diagnosesysteme ihm nicht längst zahlreiche Fehlermeldungen angezeigt, die nur von umfangreichen Beschädigungen seines Roboterkörpers herrühren konnten. Dort, wo sich einst seine mit künstlicher Haut überzogene Brustpartie befunden hatte, war jetzt nur noch eine schwarz zerschmolzene Masse zu sehen, aus der hier und da die Überreste von abisolierten Kabeln und ein Gespinst aus zerfaserten Drähten ragten.

Jacob stieß einen Fluch aus.

Weitere Bilder aus den Aufzeichnungsspeichern … Richtig, er befand in einem Hochhaus auf der Oberfläche der durchs Weltall fliegenden Stadt Exxus, in dessen zehntem Stock sich die Steuerungszentrale befand. Dieses bizarre Gebilde hatte sich aus dem Techno-Mond Binaar herausgelöst, weil eine Gruppe Cyborgs beschlossen hatte, so dem Einfluss der Initiatoren zu entgehen. Diese wiederum waren die Herren dieses Sonnensystems, lebten auf einem von zwanzig Monden umgebenen Ringplaneten und holten – aus welchen gottverdammten Gründen auch immer – von überall aus der Galaxis Fremdwesen zu sich, die hier irgendwelche Tests durchlaufen mussten. Das taten sie mittels einer Technologie, die es ihnen ermöglichte, Wurmlöcher miteinander zu verbinden und so kosmische Abgründe zu überwinden.

Einen solchen Abgrund hatten Matthew Drax, die Barbarin Aruula, eine blonde Frau namens Xaana und er, Jacob Smythe, von der Erde aus passiert und irrten seitdem über die Monde. Nun ja, die Menschen waren geirrt. Ihn hatte man direkt auf den Techno-Mond transferiert, der allein Kunstwesen vorbehalten war, und beinahe wäre er dort zurückgeblieben, wäre es ihm nicht im letzten Moment gelungen, die Exxus beim Start zu erreichen.1)

In seinem Bestreben, das Kommando über das Stadt-Schiff an sich zu reißen, war er – all seinen genialen Plänen zum Trotz – letztendlich gescheitert, weil ihm ein Avatar der Initiatoren in die Brust geschossen hatte. Danach war er in diesen Aufzugschacht gestürzt, bis ihn das Dach der Kabine gestoppt hatte.

Es kam ihm so vor, als endete mindestens die Hälfte all seiner Abenteuer damit, dass er von irgendeinem Gebäude, einer Felsnadel oder einem Baum fiel, nur um danach wieder aufzustehen, sich den Staub abzuklopfen und weiterzumachen. Wie der Kojote in einer der Zeichentrickserien in einem Cluster seiner Kindheitserinnerungen.

Auch diesen Aufprall hatte Jacob überstanden – wenn auch nicht völlig unbeschadet. Sein schwerer Körper hatte das Dach der Kabine durchschlagen. Bis zu den Hüften steckte er in dem scharfkantig ausgefransten Loch. Viele der hydraulischen Elemente seiner Beinpartien waren zerstört oder ausgefallen. Zumindest bekamen die Diagnoseprogramme keinen Kontakt zu ihnen.

Jacob blickte verwundert auf seinen linken Arm, der in einem unnatürlichen Winkel von seinem Schultergelenk abstand.

Na toll!, dachte er.

Er harrte noch etwa eine halbe Minute aus, dann hatten die Diagnoseprogramme die Überprüfung seines Zustands abgeschlossen. Das Ergebnis war niederschmetternd: Er war linksseitig so gut wie gelähmt. Neben dem lädierten Arm war auch das linke Kniegelenk nicht mehr zu gebrauchen. Sein Oberschenkel hatte sich in der metallenen Gelenkpfanne verkeilt und war dementsprechend versteift, während der Teil unterhalb des Knies nur noch ein baumelndes Anhängsel seines Körpers war.

„Machen wir uns nichts vor“, murmelte Jacob leise. „Das sieht nicht gut aus …“ Vorsichtig versuchte er, die Hüften zu bewegen. Er spürte, wie etwas riss und er ein ganzes Stück nach unten sackte. Schnell stützte er sich mit der rechten Hand auf dem Dach der Aufzugkabine ab, um nicht durch das Loch ins Innere zu stürzen.

Aufgeben? Niemals! Das entsprach nicht der Philosophie eines Jacob Smythe!

Langsam verringerte er den Gegendruck und setzte wieder mit den schlängelnden Bewegungen seines Oberkörpers ein. Nach und nach arbeitete er sich so durch das Loch im Dach der Kabine hindurch und ließ sich, als er nur noch am rechten Arm im Inneren baumelte, herabfallen.

Im Aufzug herrschte trübes rotes Dämmerlicht, das von einer Notleuchte herrührte, die irgendwo unter einer milchigen Kunststoffabdeckung angebracht war. Zu Jacobs Überraschung war die Kabine durch seinen Aufprall kaum in Mitleidenschaft gezogen worden. Sie schien sich auch nicht im Schacht verkeilt zu haben. Und das, so stellte Jacob bald fest, war sein Glück.

Auf dem Bauch liegend, hob er den Kopf und sah nach vorne. Zwischen den beinahe bündig abschließenden Doppeltüren des Fahrstuhls erkannte er einen schwachen Lichtschimmer, der durch einen schmalen Spalt drang. Er streckte den rechten Arm aus und zog sich in die vordere rechte Ecke des Fahrstuhls. Gleichzeitig suchte er mit dem rechten Fuß Halt und drückte unterstützend. So gelang es ihm, unter das Bedienpaneel des Lifts zu gelangen.

Jacob presste die verletzte Schulter in die Ecke, suchte mit der rechten Sohle festen Stand und schob sich nach oben. Kurz dachte er daran, wie schmerzhaft die Prozedur wohl sein mochte, wäre sein menschlicher Körper ähnlich verletzt. Er verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. Der linke Mundwinkel reagierte nicht.

Nein, er war kein Mensch mehr, nicht im physischen Sinne. Was den Vorteil mit sich brachte, dass er repariert werden konnte. Darin hatte er inzwischen Übung. Ersatzteile und das richtige Werkzeug vorausgesetzt, würde er in kurzer Zeit wieder voll einsatzfähig sein. Ein paar der notwendigen Dinge hatte er in seiner Zentrale gelagert, die sich in einem anderen Gebäude einige Blocks entfernt befand. Ob er es bis dorthin schaffte? Unwahrscheinlich.

Zylon! Der verrückte Bastard hat immer noch das Kommando über die Exxus!

Der Senguin mit dem Operationskomplex hatte die Herrschaft über das Schiff an sich gerissen. Das würde er bereuen! Und dann waren da natürlich noch der unbekannte Avatar und seine menschlichen Feinde. Sie alle hatten den Tod verdient.

Er blickte durch das Loch in der Decke zu dem Widerschein über ihm. Er kam aus der offenen Tür des Stockwerks, in dem die Zentrale der Exxus lag. Saß Zylon dort oben und steuerte das Stadtschiff? Dann würde er Smythes Zorn zu spüren bekommen, sobald …

Er unterbrach sich bei diesem Gedanken. Eins nach dem anderen. Erst einmal musst du hier raus …

Unsicher an die Kabinenwand gelehnt, drückte er auf den Öffnungsknopf. Die entsprechende Taste leuchtete unter dem Druck von Jacobs Finger auf – aber sonst tat sich nichts. Er erinnerte sich an die Überspannungsblitze. Wahrscheinlich war die Stromzufuhr zu den Motoren, die die Türen öffneten, unterbrochen.

Dann eben anders …

Jacob ließ sich wieder zu Boden gleiten und robbte auf die Mitte der Tür zu. Er drückte die Finger der rechten Hand zwischen die Türblätter und versuchte, die eine Hälfte zur Seite zu zerren.

Zunächst rührte sich nichts, aber dann schien er eine unsichtbare Sperre zu überwinden. Immer weiter drückte er die Hand in den Spalt, bis der groß genug war, um den Arm komplett hindurchzuschieben. Er krallte sich an der Außenseite fest – und zog ruckartig. Die Türhälften glitten, von einem Quietschen begleitet, auseinander und offenbarten den Blick in einen Flur.

Jacob hatte immer noch Zugriff auf die Karten, die ihn zuvor schon durch die Katakomben und den Untergrund der Exxus geleitet hatten. Am Ende des Korridors war eine von einem einfachen Gitter versperrte Versorgungsröhre, in die er kriechen konnte. Wenn er es geschickt anstellte, konnte er über sie seine Zentrale erreichen. Es würde eine ganze Weile dauern, aber er konnte es in ein paar Stunden schaffen.

„Es ist ein neuer Tag auf Exxus“, sagte Jacob zu sich selbst, während er darauf zu kroch. „Ich lebe noch. Er könnte schlechter beginnen …“

3-Dominech richtete sein Helmvisier ungläubig auf das Häuflein schrottreifer Technik, das einige Cyborgs zu ihm in das Versteck gebracht hatten.

Der humanoide Androide mit den drei Armpaaren beugte sich vor, rollte dann mit seinem sechsrädrigen Wagen gegen die leblose Masse und stieß sie zur Seite.

Das Häuflein faltete sich wie von selbst auseinander. Ein hoher Laut entfuhr 3-Dominech. Sein unteres Armpaar deutete auf den Toten, sein mittleres auf die Getreuen, die ihn hergebracht hatten. „Wo habt ihr ihn gefunden?“

„In der Zentrale“, antwortete einer der Renegaten, der die Bezeichnung Yudar trug. Sein Körper war humanoid, bullig und gedrungen. 3-Dominech hatte einmal gehört, wie Maddrax ihn als Gorilla bezeichnet hatte. „Er muss dort gewesen sein, nachdem wir beim Angriff von Smythe auf die Zentrale entkamen.“

3-Dominech ließ alle Arme sinken und besah sich das kleine, kaum erbsengroße Einschussloch direkt in der Stirn des Toten. „Mosse!“, hauchte er den Namen des Cyborgs, der die Renegaten von Binaar angeführt hatte und dessen Stellvertreter er war. „Was ist geschehen?“ Seine Stimme klang gepresst. „War es Smythe? War es dieser Verrückte, vor dem Maddrax uns so eindringlich gewarnt hat?“

Ja, Jacob Smythe war verrückt. Und ebenso genial, das musste 3-Dominech anerkennen. Der Roboter von der Erde hatte die Schwerkraft der Exxus abgeschaltet und war während des entstehenden Chaos in die Zentrale eingedrungen. Mosse, Matt und Aruula waren zu diesem Zeitpunkt außerhalb des Gebäudes unterwegs gewesen. Nur dem beherzten Eingreifen einiger Renegaten, die 3-Dominech gepackt und ihn in der Schwerelosigkeit in einen Versorgungsschacht bugsiert hatten, war es zu verdanken, dass er noch lebte.

Er hatte die Bilder der Überwachungskameras gesehen. In der Zentrale stapelten sich die toten Leiber ihrer Mitstreiter. Smythe hatte sie achtlos in eine Ecke geworfen. Er hatte jeden getötet, den er in die Finger bekam.

„Die Überwachungsvideos zeigen, dass es ein Schwarzer2) gewesen ist“, berichtete Yudar weiter. „Mosse hatte versucht, ihn anzugreifen, da hat dieser ihm in den Kopf geschossen.“

3-Dominech erwiderte nichts. Er starrte nur stumm auf den Toten. Sein organisches Gehirn in der helmartigen Kopfhülle lief auf Hochtouren. Die anderen konnten es nicht sehen, aber hinter dem Visier irrlichterten seine Augen Hilfe suchend durch den Raum.

Mosse ist tot, dachte er immer wieder. Heißt das, dass ich jetzt der Anführer bin? Dass ich es sein muss?

Das war eine Aufgabe, die 3-Dominech nie in Betracht gezogen hatte. Er hatte die Aufgaben in der Zentrale geregelt, wenn Mosse unterwegs gewesen war. Er kümmerte sich im Hintergrund darum, dass alles seinen geregelten Gang nahm. Aber eins war er nicht: der charismatische Führer, zu dem alle aufschauten. Er war gut im Delegieren, nicht darin, Entscheidungen zu treffen.

Yudar und die anderen Renegaten in dem Exil-Versteck sahen ihn erwartungsvoll an.

Schließlich beugte sich 3-Dominech vor, fuhr mit seinem unteren und mittleren Armpaar unter Mosses Leichnam und hob ihn hoch. „Was erwartet ihr jetzt von mir?“, fragte er so neutral, wie es ihm möglich war. Um nicht zu zeigen, dass er sich nicht bereit fühlte, Mosses Aufgabe zu übernehmen. Er würde tun, was man ihm empfahl.

Yudar straffte sich. „Wir wollen, dass du uns anführst. Du kennst die anfallenden Aufgaben. Du weißt, wie Mosse entschieden hätte. Du musst sein Werk fortsetzen.“

Dann ist es also entschieden. 3-Dominech gab einen bestätigenden Laut von sich. „So sei es!“, schnarrte er. Er rollte vorwärts und bahnte sich einen Weg zwischen den Cyborgs hindurch. Mosses Gliedmaße baumelten schlaff herab. „Wir legen ihn auf Eis, bis wir die Zeit finden, uns in angemessener Weise von ihm zu verabschieden“, fügte er hinzu. „Im Moment haben wir dringendere Probleme.“

Eine Untertreibung. Der Kreis der Getreuen hatte natürlich mitbekommen, dass mit dem Senguin namens Zylon jede Möglichkeit erloschen war, auf den Kurs der Exxus einzuwirken. Die Schwarmintelligenz One, die fähig gewesen war, das Sicherheitssystem des Schiffes über den Zugriff auf tausend Ports gleichzeitig zu überwinden, war ebenfalls zerstört, ausgelöscht durch einen von Smythe geschaffenen Trojaner.

Das Stadtraumschiff hielt auf den Ringplaneten zu und würde in drei Tagen mit ihm kollidieren. Für die Exxus wäre dies das Ende. Und für den Ringplaneten …? Es würde zu einer planetaren Katastrophe kommen, wenn die Friedenswahrer keine Mittel fanden, das Raumschiff zu stoppen. 3-Dominech war sich sicher, dass sie bereits fieberhaft Möglichkeiten dazu durchspielten – nur dass diese wohl nicht die Rettung der Stadt zum Ziel hatten, sondern vielmehr ihre Zerstörung.

Das wiederum konnte er nicht zulassen. Das Ziel der Renegaten war es gewesen, den Initiatoren zu entkommen, um selbstbestimmt zu leben. Nur dafür hatten sie die Exxus aus Binaar gelöst – um endlich frei zu sein. Und nicht, um zu sterben.

Mit einer freien Hand aktivierte 3-Dominech ein Tastfeld an einer der Seitenwände des unterirdischen Exils. Ein bettgroßes Stück fuhr langsam aus der Wand – eine Kühllade für Lebensmittel oder halborganische Bauteilkomponenten. Vorsichtig ließ er Mosses Körper hineingleiten, warf einen letzten Blick auf den toten Freund und ließ die Lade wieder in der Wand verschwinden.

Mosse und er waren nicht immer einer Meinung gewesen, auch wenn 3-Dominech dies nie laut ausgesprochen hatte. Er hatte Alternativvorschläge immer erst nach einer positiven Bestärkung seines Anführers unterbreitet, war jedoch selten auf ein offenes Ohr gestoßen. Mosse war sehr von sich eingenommen gewesen. Das hatte einen Teil seines Erfolgs ausgemacht; etwas, das ihm Charisma verliehen hatte und das 3-Dominech gänzlich fehlte.

Er richtete sich auf und sah das Dutzend Renegaten in der Exil-Zentrale an. Er würde einiges anders handhaben als sein Vorgänger. Er würde seine Leute mehr in die Entscheidungen einbeziehen. Die Renegaten waren schließlich keine tumben Befehlsempfänger, sie waren eine Gruppe Gleichgesinnter.

„Ihr wisst, wie es um die Exxus steht“, sagte er laut.

Zustimmendes Gemurmel erhob sich unter den Anwesenden. Yudar wackelte zustimmend mit seinem klobigen Kopf.