Maddrax 459 - Sascha Vennemann - E-Book

Maddrax 459 E-Book

Sascha Vennemann

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Beschreibung

Matts nächster Funkkontakt weist nach Syrien; es ist ein automatischer Sender, der auf eine Techno-Enklave hinweist. Doch als er und seine Gefährten vor Ort eintreffen, müssen sie erkennen, dass sie ganz gezielt dorthin gelockt wurden: nach Dapur, wo schon einmal eine vernichtende Schlacht stattfand. Jemand wartet auf sie, der seit fast viertausend Jahren eine tödliche Rechnung mit Matthew Drax und dem Daa'muren Grao'sil'aana offen hat...

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Seitenzahl: 155

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Späte Rache

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Koveck und Néstor Taylor, Agentur Ortega

Autor: Sascha Vennemann

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5162-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht.

Auf dem Ringplaneten herrschen die Initiatoren, auch „Friedenswahrer“ genannt. Sie entführen Spezies aus allen Teilen der Galaxis durch das Wurmloch, um sie Kompatibilitäts-Tests zu unterziehen. Matt und Aruula können ihnen entkommen und reisen von Mond zu Mond auf der Suche nach ihrer Gefährtin Xaana, die schon Monate zuvor durch das Wurmloch ging.

Mit Hilfe neuer Gefährten finden sie Xaana auf dem Dschungelmond Botan und bekommen die Gelegenheit, die Initiatoren auf dem Mond Messis zu treffen, wo eine Avatar-Delegation – Roboter mit den Geistern der Friedenswahrer – sie erwartet. Durch Einmischung der Kontras, einer Guerillagruppe innerhalb der Initiatoren, stoßen sie jedoch auf das dunkle Geheimnis der Systemherren: Sie beobachten, wie man entführten Messisanern die Köpfe abtrennt! Aber dann werden sie ihrer Erinnerungen beraubt! So können ihnen die Initiatoren eine Offerte unterbreiten: einen Teil der Menschheit auf den Mond Novis umzusiedeln und so vor der Vernichtung zu bewahren. In Wahrheit sollen sie die Messisaner ersetzen.

Während Aruula und Xaana auf Novis bleiben, reisen Matt und der Initiator Hordelab zur Erde, um Peilsender an hochstehende Zivilisationen zu verteilen, mittels derer sie später geortet und per Wurmloch evakuiert werden sollen. Um Kontakt zu Techno-Enklaven aufzunehmen, lassen die Wissenschaftler vom Hort des Wissens einen Satelliten aufsteigen und empfangen erste Funkrufe. Matt, Xij und Tom machen sich mit dem Amphibienpanzer PROTO auf den Weg, derweil Hordelab nach Agartha springt, um die Transport-Plattform für das Wurmloch in Augenschein zu nehmen – und dort festgesetzt wird. Nach einer Rettungsmission in Griechenland treffen Matt & Co. auf die Enklave von Colonel Kormak, erkennen aber dessen Machtgier und setzen sich ab, ohne ihm einen Peilsender zu überlassen.

Inzwischen sind die Kontras aufgeflogen. Einer von ihnen, Starnpazz, der zuvor schon auf der Erde war und einen Deal mit den Marsianern zur Evakuierung der Menschen ausgehandelt hat, flieht nach Aquus, um einen Hydree zu holen. Denn nur mit dem lässt sich der Mars begrünen. Über den Umweg eines verbotenen Mondes gelangen er und der Hydree Wang’kul zum Wurmloch und werden zur Erde abgestrahlt.

Und dann gelingt auch Hordelab die Flucht – mit der Hilfe der Daa’muren Grao und Ira, die den Zwang verspüren, ihm helfen zu müssen …

Späte Rache

von Sascha Vennemann

Fahles Mondlicht erhellte den Steg, an dem sich die Wellen des Mittelmeers brachen. Das leise Plätschern, das unter den Bohlen hervor hallte, klang unwirklich und dumpf. Es roch nach vermodernden Algen, Fischabfällen und Salzwasser. Aber da war noch ein anderer Geruch … nach Panik und Angstschweiß.

Wasser tropfte von der nassen, heftig atmenden Gestalt auf die Holzplanken. Der junge Mann war nur mit einem ledernen Lendenschurz bekleidet und hielt einen länglichen Gegenstand in der Hand, über dessen Spitze kleine elektrische Entladungen irrlichterten. Blut rann ihm von einer Platzwunde auf der Stirn in die Augen. Sein Blickfeld färbte sich rot, als er über die Leichen der drei Männer hinweg stieg, die er gerade getötet hatte.

Ich heiße Tombe, sagte sich der Mann in Gedanken, während er die Waffe – einen hydritischen Kombacter – zurück in seinen Lendenschurz steckte und sich mit dem Handrücken das Blut aus dem Gesicht wischte. Das darf ich nicht vergessen …

Er lachte leise. Natürlich war er Tombe. Zumindest äußerlich. So kannten ihn die Menschen, die hier in dem kleinen Dorf an der ägyptischen Nordküste lebten. Mit diesem Namen war er in ihrer Mitte herangewachsen und hatte sich zu einem stattlichen Krieger entwickelt. Er war stolz auf seine Muskeln, seinen wachen Geist und das Ansehen, das jedermann ihm entgegenbrachte – nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge.

Zumindest war es so gewesen – bis vor wenigen Minuten. Denn da war er gestorben, getötet von den Männern, die nun selbst ihr Leben gelassen hatten. Sie hatten ihn aus dem Dorf gejagt, ihn hier auf dem Steg zusammengeschlagen und in ein mit Steinen beschwertes Fischernetz gewickelt. Dann hatten sie ihn ins Meer gestoßen – und er war ertrunken.

Das war das Ende von Tombes Geist gewesen, aber nicht das seines Körpers. Den hatte sich jemand anderes geschnappt. Und auch wenn sie von nun an Tombe heißen und sich in dem jungen Kriegerkörper bewegen würde, so würde sie doch, solange sie lebte, auf den Namen E’fah hören!

Sie war eine Jahrtausende alte hydritische Geistwanderin und hatte schon zur Zeit der Pharaonen als die legendäre Nefertari unter den Menschen gelebt. Sie war die treue Gefährtin des legendären Hydriten Gilam’esh gewesen und hatte über viel Jahrhunderte seine Lehren gelebt und gepredigt.

Aber das war jetzt Vergangenheit. Gilam’esh hatte sie bitter enttäuscht und ihre Liebe verschmäht. Er war nicht aus einer parallelen Realität, in die es ihn verschlagen hatte, zurückgekehrt, obwohl er die Möglichkeit dazu gehabt hätte.1)

Nun gab es nur noch sie – wieder einmal. Und jetzt würde sie tun, was sie am Besten konnte: herrschen! Sie würde die schwachsinnigen Menschen dieses Landstrichs unter sich vereinen und ein großes Reich aufbauen, so wie sie es vor mehr als zweitausend Jahren getan hatte. Offiziell war damals zwar ihr Gatte Ramses II. der Herrscher gewesen, aber sie hatte im Hintergrund die Fäden gezogen.

Mit kräftigen Fußtritten beförderte E’fah die drei Leichen ins Wasser und sah dabei zu, wie sie hinaus auf die See trieben. Weiter draußen sah sie einen weiteren Körper im Silberlicht des Mondes auf den Wellen tanzen. Es war ihre alte hydritische Hülle, ein Klonkörper, den sie in Gilam’esh’gad erhalten und schon immer gehasst hatte. Sie war so lange in Menschenkörpern gewandelt, dass ihr diese Form viel vertrauter war als ihre angestammte.

Der Entschluss, mit ihrem hydritischen Leben zu brechen, war ihr leichtgefallen. Nicht nur, weil sie sich ohne Gilam’esh isoliert und einsam fühlte, sondern auch, weil ihr die moralischen Einschränkungen zu schaffen gemacht hatten. Zum eigenen Vorteil zu töten war in den Augen ihrer Artgenossen böse. Weil sie nichts so sehr fürchteten, als wieder zu den kriegerischen Wurzeln ihrer Vorfahren zurückzukehren. Doch wenn E’fah in all den Jahrhunderten ihrer Existenz etwas gelernt hatte, dann, dass sie die perfekte Anführerin war. Streng, bisweilen grausam, ja. Aber effektiv.

Und auch wenn sie als Geistwanderin schon so lange lebte – einen Großteil davon allerdings eingesperrt in einer Gruft2)–, musste sie das nicht automatisch weise machen. Rache war eine starke Motivation. Stark und rein. Wenn E’fah sich auf sie besann, dann würde sie wieder erfolgreich sein, das spürte sie in diesem Augenblick genau.

Sie wusste auch schon, auf wen sich ihr Hass richten würde. Es gab da jemanden, der es nicht verdient hatte, weiter auf dieser Erde zu wandeln, denn er hatte einen ihrer Söhne auf dem Gewissen. Auch das lag bereits Jahrtausende zurück, aber die Erinnerung daran war noch frisch.

Amun-Her war nicht irgendeines ihrer Kinder gewesen, sondern Nefertaris erstgeborener Sohn, der zukünftige Pharao. Man hatte ihn mit zerfetzter Kehle vor den Toren von Memphis gefunden. Der Daa’mure Grao’sil’aana hatte ihn ermordet und seine Gestalt angenommen, sodass Matthew Drax und Xij sich ihr Vertrauen erschleichen konnten. Und das alles nur, um durch eine Zeitblase zurück in ihre Gegenwart zu gelangen.3)

Sie hatte damals gedacht, sich an den drei Verrätern gerächt zu haben. Die Kammer in der Zitadelle von Dapur, in der sich das Portal befunden hatte, war zusammengebrochen und hätte die drei unter Tonnen von Schutt begraben müssen. Aber sie hatten es irgendwie geschafft, zu entkommen. Die Spuren, die sie in der Gegenwart hinterlassen hatten, waren unverkennbar.

Die Geistwanderin straffte Tombes Körper und marschierte auf das nahe Dorf zu. Es bestand aus primitiven Lehmziegel-Hütten. Grob gewebter Stoff hing vor den Fenstern und sollte bei Tag die Hitze draußen und in der Nacht die Wärme des Feuers drinnen halten. Aus den Lücken zwischen den Vorhängen drang flackernder Widerschein nach draußen auf die staubigen Gassen. In der Mitte der Siedlung erkannte sie so etwas wie einen Marktplatz und in dessen Mitte einen Brunnen.

E’fah kramte in Tombes Erinnerungen und legte sich eine Route zur Hütte des Kriegers zurecht, auf der ihr möglichst keine Menschen begegnen würden. Noch wusste sie nicht alles über ihren neuen Körper, hatte sich noch nicht ausgiebig mit seiner Persönlichkeit und seinem Leben auseinandergesetzt. Dafür würde sie die restliche Nacht nutzen – und versuchen, etwas Schlaf zu bekommen.

Es war anstrengend, für eine menschliche Hülle zu sterben und darin wieder aufzuerstehen. Es war, als ob der Körper wüsste, dass sich etwas geändert hatte. Trotzdem hieß er den neuen Geist willkommen, denn ohne eine lenkende Persönlichkeit war er nichts und würde vergehen. E’fah hatte das schon unzählige Male als Quan’rill erlebt, aber es faszinierte sie immer wieder.

Auf dem Weg zu ihrem neuen Zuhause suchte sie nach Möglichkeiten, wie sie ihre Position im Dorf weiter ausbauen konnte. Tombe hatte schon einige Gleichgesinnte um sich geschart, die gegen Assir, den bisherigen Dorfchef, vorgehen wollten. Leider war Assir noch in der besseren Position und hatte mehr Leute auf seiner Seite.

Nun ja, seit heute Nacht sind es immerhin drei weniger, dachte E’fah grimmig. Das war doch schon mal ein Anfang.

Sie würde ihren Anhängern erzählen, was geschehen war. Dass Assir seine Schergen auf ihn gehetzt hatte, weil er, Tombe, angeblich ein Auge auf Yissir geworfen hatte. Yissir war die junge und hübsche Gemahlin des Dorfoberhaupts, und sie wusste um ihre Attraktivität, die sie nicht nur ihrem Mann gegenüber, sondern auch bei jedem anderen nutzte, um ihren Willen durchzusetzen.

Das änderte allerdings nichts daran, dass Tombe ihr keine schönen Augen gemacht hatte. Das war nur ein billiger, wenn auch für alle leicht nachzuvollziehender Vorwand von Assir gewesen, gegen ihn vorzugehen.

Niemand sah, wie Tombe in seine Hütte schlüpfte, die nassen Kleider abstreifte und sich auf sein Bett legte, das aus einer höher gemauerten, mit Stoff belegten Fläche im einzigen Raum seiner Wohnstatt bestand. Durch das Fenster wehte eine sanfte Brise hinein, fuhr über Tombes nackten Körper und trocknete die Feuchtigkeit auf seiner Haut.

Ein wohliger Schauer durchfuhr E’fah, und sie strich sich gedankenverloren über die ausgeprägten Brustmuskeln. O ja, sie würde viel Spaß mit diesem Körper haben. Auf jede nur erdenkliche Weise …

Gegenwart, Golf von Antalya, Mittelmeer

Obwohl PROTO auch für Gewässer ausgelegt war, herrschte eine Übereinkunft zwischen Matt, Xij und Tom, diese Seepassagen ihrer Reisen nicht zu lang werden zu lassen.

Die Enge an Bord des Amphibienpanzers setzte jedem vom ihnen zu. Da genügte es nicht, bei einem drohenden Kabinenkoller über die Dachluke auf die Oberseite des Gefährts zu klettern und sich die Seeluft um die Nase wehen zu lassen. Denn danach musste man wieder in die Enge hinabsteigen, wo die Luft immer leicht metallisch schmeckte und alle darauf warteten, dass endlich wieder Land in Sicht kam.

Horizont hoch … und runter … Horizont hoch … und runter …

Matt hatte die Beine auf PROTOs Armaturenbrett gelegt und verfolgte mit halb geschlossenen Augen das Auf und Ab des Meeres durch das Sichtfenster. Immer wieder spritzte Gischt gegen das Panzerglas und lief daran hinab. Das Schaukeln auf den Wellen machte ihn schläfrig.

Tom Ericson und Xij Hamlet befanden sich im hinteren Teil des Gefährts. Vor einer Viertelstunde hatte Matthew jemanden in der kleinen Bordküche rumoren hören, die direkt an das Cockpit angrenzte, aber seitdem herrschte Ruhe. Wahrscheinlich hielten die beiden ein Nickerchen.

Matt gähnte. Das hätte er auch gern getan, aber obwohl der Autopilot eingeschaltet war, musste immer jemand zugegen sein, um möglich Abweichungen zu korrigieren.

Missmutig winkelte er die Beine an, zog die Füße von der Ablage und richtete sich im Fahrersitz auf. Noch ein paar Minuten in dieser Position und sein Hintern wäre nicht das Einzige, was einschlief.

Er checkte das Funkgerät. Der letzte Funkkontakt mit dem Hort des Wissens lag schon ein paar Stunden zurück. Zwar hielten sie keine Funkstille mehr wie in den Tagen zuvor, aber noch immer war Matthew nicht wohl bei dem Gedanken, dass Colonel Aran Kormak über die ungesicherte Frequenz mithören könnte.

Der Kommandeur der Techno-Community in Izmir musste längst herausgefunden haben, dass Matt ihm einen sabotierten Peilsender übergeben und seine Miliz somit von dem Privileg ausgeschlossen hatte, durch das Wurmloch auf den Mond Novis gerettet zu werden.4) Durch ihre kriegerischen Ambitionen, Versklavung der Barbaren von Izmir und fragwürdigen Experimente an Siragippen hatten die Technos ihre Reputation verspielt. Nur würden sie das nicht akzeptieren, und es stand zu befürchten, dass sie sich an ihre Fersen hefteten.

Falls es so sein sollte, haben wir sie nicht bemerkt, dachte Matt. Immer wieder hatten sie mit den rückwärtigen Kameras die Lage sondiert, aber keine Verfolger entdeckt. Wenn es welche gab, sind wir sie spätestens mit der Passage übers Mittelmeer losgeworden, grinste Matt grimmig in sich hinein.

Nach ihrem Abstecher nach Bodrum waren sie weiter nach Osten ins Landesinnere gefahren, bis sie den Golf von Antalya erreichten. Ihr nächstes Ziel lag in Syrien, und um Weg und Zeit zu sparen, hatten sie sich entschieden, die Route über die Insel Zypern zu nehmen, anstatt der ausgefransten, vom Tsunami verwüsteten Küstenlinie über Mersin und Adana weiter zu folgen.

Erleichtert wurde ihnen die Orientierung dadurch, dass sie das vom Hort übermittelte Signal, das irgendwo von der Westküste Syriens stammte, inzwischen selbst anpeilen und so den direkten Weg einschlagen konnten.

Ein leises Stöhnen riss Matt aus seinen Gedanken. Durch den schmalen Gang zum Cockpit kam Tom Ericsson zu ihm und streckte sich, wobei er das Gesicht schmerzhaft verzerrte. Vorsichtig ließ er sich in den Beifahrersitz sinken.

„Noch immer Probleme mit deiner Schulter?“, fragte er.

Tom nickte, während er sich den Nacken massierte. „Ja, und das verstehe ich nicht. Normalerweise lassen meine Helferlein Wunden in kürzester Zeit verheilen, aber diesmal …“

Tom hatte beim Angriff einiger Barbaren in Izmir einen vergifteten Armbrustbolzen abbekommen. Obwohl man ihn in der Techno-Zitadelle rasch versorgt und das nekrotische Gewebe komplett entfernt hatte, machte ihm die Wunde immer noch zu schaffen. Normalerweise sorgten die Nanobots in Toms Blut, die ihn theoretisch unsterblich machten, für eine beschleunigte Genesung. Diesmal schienen sie zu versagen.

„Vielleicht liegt es an dem Gift“, überlegte Tom laut. „Das Zeug war extrem aggressiv. Wenn die Wunde nicht behandelt worden wäre …“ Er schüttelte sich. „Über den Tod – meinen Tod – habe ich lange nicht mehr nachgedacht.“

Matt starrte aufs Meer hinaus. Nanobots … Diese mikroskopisch kleinen Roboter waren ihm unheimlich. Sie waren durch Portale des zeitlosen Raums in diese Welt gelangt und hatten hier großen Schaden angerichtet. Insbesondere auf der Insel Puerto Rico hatten sie gewütet.5) Nicht auszudenken, hätten er und Aruula damals bei den gefrorenen Niagara-Fällen nicht den Nanobot-Ausschalter gefunden6) …

Matt hieb, von seiner eigenen Erkenntnis überrumpelt, auf die Lehne des Sitzes. „Verdammt noch mal!“, rief er aus. „Natürlich!“

Tom zuckte zusammen und drehte sich auf seinem Sitz zu Matthew um. „Alles klar bei dir?“

Das laute Geräusch hatte anscheinend auch Xij aufgeschreckt, denn sie erschien mit einem fragenden Gesichtsausdruck im Durchgang. „Braucht ihr Hilfe?“, fragte sie unsicher, während Matt noch seine Gedanken sortierte.

„Mir ist nur gerade klargeworden, warum Toms Wunde so langsam verheilt wie bei einem Normalsterblichen“, sagte er dann und bedachte seine Begleiter mit einem langen Blick. „Und ich glaube, Tom, es wird dir nicht sonderlich gefallen.“ Und dann berichtete er von dem Nanobot-Ausschalter, der aktiviert und sicher geschützt in einem zugeschütteten Brunnenschacht beim ehemaligen Hort des Wissens ruhte.

„Wenn dieser Ausschalter immer noch funktioniert, sind deine Nanobots inaktiv!“, schloss er. „Was einerseits gut ist, weil er so die Seuche auf Puerto Rico weiter in Schach hält. Andererseits werden auch deine Nanobots blockiert. Du wirst normal altern, und auch deine Wunden heilen wie die eines normalen Menschen.“

Tom war während dieser Eröffnung zunehmend blasser geworden. Matthew konnte es ihm nicht verdenken, schließlich wurde er gerade mit seiner Sterblichkeit konfrontiert – und musste froh sein, dass es ihn in Izmir nicht schlimmer erwischt hatte.

Xij trat hinter Tom und legte ihm die Hände auf die Schultern. Er versuchte zu lächeln, aber mehr als ein ratloses Zucken der Mundwinkel kam dabei nicht heraus.

„Das erklärt so manches“, sagte er schließlich. „Nicht nur das mit der Wunde.“ Er sah Xij an. „Schon seit wir wieder auf der Erde … auf dieser Erde sind, habe ich das Gefühl, schneller zu erschöpfen als sonst. Und ich brauche länger, um mich zu erholen.“

Ein spöttischer, aber liebevoller Ausdruck umspielte Xij Hamlets Blick. „Das nennt man Altern, mein Lieber! Du hattest eine ziemlich lange Pause eingelegt, aber die ist jetzt vorbei.“

Tom seufzte. „Also schön!“, meinte er. „Dann sollte ich in Zukunft darauf achten, keine unnötigen Risiken mehr einzugehen.“ Er ließ sich von Xij aus dem Beifahrersitz helfen. „Und wir sollten die Verbände noch öfter wechseln. Am Besten jetzt gleich.“

Matt schaute auf die Karte, die auf einem der Bordmonitore angezeigt wurde und auf der ihre derzeitige Position markiert war. „Lasst euch Zeit. Bis wir die Insel erreichen, sind es noch ein, zwei Stunden.“ Sie wollten auf Zypern einen Zwischenstopp einlegen, um sich mit frischem Trinkwasser und, falls es sich ergab, Proviant einzudecken.

Xij war bereits im hinteren Teil PROTOs verschwunden, als Tom sich im Gang zum Cockpit noch einmal zu Matt umdrehte. „So gesehen sollte ich mich auf die Evakuierung nach Novis freuen“, meinte er. „Dort bin ich mit meinen Nanobots wieder auf der sicheren Seite.“

Dieser bestechenden Logik hatte Matthew nichts entgegenzusetzen.

Nachdem Xij die Wunde ihres Mannes versorgt hatte – sie nässte nicht mehr, aber dort, wo der vergiftete Bolzen in das Fleisch eingedrungen war, zeichnete sich eine tief liegende und dunkelrote Narbe ab – ließ sie ihn auf seiner Liege schlafen und gesellte sich zu Matt ins Cockpit.

Sie nahm sich das Funkgerät vor und versuchte die Peilung, die aus Richtung der syrischen Küste kam, noch etwas klarer herein zu bekommen. Eigentlich sollte die Signalstärke ja zunehmen, je weiter sie sich dem Ziel näherten, doch sie schien sogar weniger klar zu sein als noch auf dem türkischen Festland.

„Sind wir auf dem richtigen Kurs?“, fragte sie Matthew Drax, der inzwischen auf manuelle Steuerung umgestellt hatte und PROTO durch den mäßigen Wellengang lenkte.