Männer sterben in Texas - U.H. Wilken - E-Book

Männer sterben in Texas E-Book

U. H. Wilken

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Die großen Western Classic Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Dieser Traditionstitel ist bis heute die "Heimat" erfolgreicher Westernautoren wie G.F. Barner, H.C. Nagel, U.H. Wilken, R.S. Stone und viele mehr. Er torkelte vom Brettersteg und fiel auf die Straße. Das wilde Gelächter teuflischer Genugtuung drang schon nicht mehr zu ihm hin. Er hörte nicht den Hufschlag eines Pferdes, sah nicht den Reiter und nicht den Halunken, der ihm in den Rücken geschossen hatte und nun in den Saloon zurückging, als wäre nichts Besonderes geschehen. Dicht vor ihm verhielt der Reiter, sprang vom Pferd und beugte sich über ihn. »Tom«, rief der Mann unterdrückt, »großer Gott, was ist los? Hörst du mich, Tom? Ich bin es, John Day.« Tom Billinger kam noch einmal zu sich. »John Day«, stöhnte er. »Zu spät, John. Suchte Leute für uns im Saloon… Zwei Halunken, John, Banditen – ich sah nur einen, wußte nicht, daß er noch einen Komplicen hatte. Er schrie mich an… Verdammter Yankee, schrie er. Schoß auf mich. Ich schoß zurück, ging raus. Da krachte es hinter mir…« John Day hob vorsichtig den Kopf des Sterbenden an. »Tom«, fragte er, »ist der andere noch im Saloon?«

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Die großen Western Classic – 17 –

Männer sterben in Texas

… nach heißen und tödlichen Kämpfen

U.H. Wilken

Er torkelte vom Brettersteg und fiel auf die Straße. Das wilde Gelächter teuflischer Genugtuung drang schon nicht mehr zu ihm hin. Er hörte nicht den Hufschlag eines Pferdes, sah nicht den Reiter und nicht den Halunken, der ihm in den Rücken geschossen hatte und nun in den Saloon zurückging, als wäre nichts Besonderes geschehen.

Dicht vor ihm verhielt der Reiter, sprang vom Pferd und beugte sich über ihn.

»Tom«, rief der Mann unterdrückt, »großer Gott, was ist los? Hörst du mich, Tom? Ich bin es, John Day.«

Tom Billinger kam noch einmal zu sich.

»John Day«, stöhnte er. »Zu spät, John. Suchte Leute für uns im Saloon… Zwei Halunken, John, Banditen – ich sah nur einen, wußte nicht, daß er noch einen Komplicen hatte. Er schrie mich an… Verdammter Yankee, schrie er. Schoß auf mich. Ich schoß zurück, ging raus. Da krachte es hinter mir…«

John Day hob vorsichtig den Kopf des Sterbenden an.

»Tom«, fragte er, »ist der andere noch im Saloon?«

»Ja. Alles ist aus für mich. Du mußt allein die Männer suchen.« Stöhnend richtete er sich auf und starrte John Day an. »Sorge dafür, daß ich gut – unter die Erde – komme, John.«

John Day wußte nicht, wie lange er bei Tom Billinger gehockt hatte, als er sich endlich entschloß, aufzustehen. Er schluckte, verengte die Augen, und sah starr zum Saloon. Die Straße des Camps war leer. Die arbeitslosen Cowboys, die aus dem Krieg heimgekommen waren und keinen Job fanden, waren weitergezogen, und nur ein paar Mann waren hiergeblieben am Brazos.

»Du bekommst das beste Grab, das es gibt, Tom«, murmelte er. Dann ging er vorsichtig um Tom herum und näherte sich dem Saloon.

Ein paar Männer in verwahrloster Kleidung, teilweise noch in der Uniform der Südstaaten, lümmelten hager und hungrig an den Tischen. An der Theke stand ein knochiger, dürrer Mann, hob das Glas und sah auf den leblosen Komplicen.

»Ich habe ihn noch erwischt, Amigo. Salute!« Er stieß ein brüllendes Gelächter aus und trank, warf das Glas zurück und nahm die Flasche vom Tresen. »Was glotzt ihr mich an, he? Ich habe keinen Hunger. Ich hole mir das, was ich brauche, und wenn ich dabei ein paar Yankees wegputzen muß. Ihr hockt hier herum und wartet wohl auf ein Wunder, wie? Aber ihr werdet keinen Job bekommen. Die Yankees sind in Texas, das ist es. Wißt ihr, wer der Kerl gewesen ist? Ein dreckiger Yankee, der hier am Brazos sein Geschäft machen wollte.«

Er trank wieder und lachte gurgelnd.

Kalt wie ein eisiger Wind kam John Days Stimme von der Tür herüber:

»Er war mein Freund.«

Krachend fiel die Flasche auf den Boden und zersprang.

Tom Billingers Mörder starrte zur Tür, wo John Day stand. Im hageren, eingefallenen Gesicht des Halunken arbeitete es sekundenlang.

»Sein Freund?«

John Days linke Hand lag auf einem Türflügel. Die andere war nicht zu sehen. Das trübe Licht fiel auf sein braunes Gesicht. Grau und kalt waren die Augen. Nichts entging ihnen, nicht die kleinste Bewegung.

Die ehemaligen Soldaten hockten steif auf den Stühlen und Hockern. Sie alle sahen zu John Day hinüber.

John antwortete nicht. Er unterhielt sich nicht mit einem Mörder und Halunken. Was er hier wollte, wußte der Halunke auch so.

»Dann bist du also auch ein Yankee«, flüsterte der Hagere. »Hört ihr, Jungs, er ist auch ein Yankee. Gegen solche Leute habt ihr alle gekämpft. Und jetzt kommt so einer hierher. Wollt ihr nichts tun? Ihr habt noch eure Waffen.«

Sie rührten sich nicht.

Einer von ihnen aber sagte mit dumpfer Stimme: »Das ist nicht unsere Sache. Nicht wir haben seinen Freund erschossen.«

»Feiglinge!« stieß der Halunke giftig hervor. Er machte einen halben Schritt nach vorn, und die Glassplitter knirschten unter den Stiefeln. Er hatte die Hände frei und hielt sie dicht über den Kolben der Waffe.

Unendlich langsam schob John Day sich durch die Tür, verharrte vor den schwingenden Flügeln. Leidenschaftslos kalt war der Gesichtsausdruck. Er haßte nicht. Für ihn war das alles nur ein Zwischenfall auf seinem rauchigen Weg ins große Abenteuer.

Er wartete in stoischer Ruhe.

Mit schmalen Augen starrte er den Halunken durchdringend an. Es war, als wollte er dem Kerl in die Seele sehen.

Und der Halunke fühlte sich einen Atemzug lang wie gebannt, wie festgenagelt. Er spürte die Gefährlichkeit des großen Fremden. Sie strömte ihm gleichsam wie die Hitze eines lodernden Feuers entgegen.

Schnell sah er zu den Südstaatlern hinüber, zu den Texanern, aber sie würden ihm nicht helfen, auch wenn der Mann dort vor der Tür ein Yankee war. Sie wußten, was Gerechtigkeit bedeutete, Fairneß und Anständigkeit.

»Schweine!« fauchte er wild, machte einen Sprung zur Seite und riß die Waffen hervor, weil es für ihn keinen anderen Ausweg mehr gab. Er hatte schon beide Revolver halb heraus, als John Days Rechte auf den Kolben klatschte. Der lange Lauf seines Colts ruckte nach oben, und unter Aufbrüllen verließ die Kugel den Lauf, fauchte durch die untere Öffnung des Halfters hervor und traf den Halunken, bevor dieser abdrücken konnte.

Der Mörder wurde gegen die Theke geworfen, wo er sekundenlang stand. Dann fiel er aufs Gesicht.

John Day stand still. Die Hand hatte bereits den Coltkolben verlassen.

Ruhig sah er die ehemaligen Soldaten an.

»Dieser Mann war kein Yankee und kein Texaner«, murmelte er. »Er war nichts anderes als ein Mörder und Halunke.«

Dann ging er hinaus, und die Türflügel knallten gegen die Wand. Mit harten Schritten entfernte er sich, kniete dann bei Tom Billinger nieder und hob ihn auf, trug ihn davon und legte ihn erst abseits der Ortschaft zu Boden. Dann holte er sein Pferd und grub Toms Grab.

Viel später stand er dann am Grab und sah darauf, während die Erde an seinen Händen trocknete und abfiel.

Er wandte sich ab, setzte den Stetson auf und stieg aufs Pferd, zog es sanft herum und ritt am Camp vorbei.

Vom Brazos zogen Nebel herüber.

*

Rot war der heiße Himmel vom Staub des Chubasco. Heulend kam der Sturm heran und trug den Staub aus dem weiten Land über die Stadt hinweg. Die Fensterläden klapperten unaufhörlich, und irgendwo bellte sich ein Kettenhund heiser.

In unregelmäßigen Abständen fiel immer wieder ein Schuß. Eine verworrene Stimme schrie durch den Sturm. Torkelnd kam ein bärtiger Mann über die Straße, drehte sich hin und her und schoß in die wallende Staubwand hinein.

»Kommt heraus, ihr feigen Hunde!« schrie er. »Wer hat den Mut, mir eine Kugel durch den Kopf zu jagen? Warum kommt denn keiner? Ihr verdammten…«

Der Sturm heulte, riß ihm die Worte von den Lippen und zerfetzte sie. Gurgelnd stieß er sich in den Windschatten eines Hauses und füllte die Trommeln des Coltrevolvers. Wütend stieß er zuvor die Hülsen heraus.

»Ich kriege euch schon!« fauchte er. »Und wenn ich die ganze Stadt einreißen müßte!«

Mit flackernden, verkniffenen Augen starrte er umher. Plötzlich sah er einen Mann die Straße heraufgeritten kommen. Der Reiter hatte sich tief über den Pferdehals gebeugt und ein Halstuch vor das Gesicht gezogen.

Grinsend hob der Betrunkene eine Waffe und richtete sie auf den Reiter. Er drückte ab, aber er verfehlte ihn. Vielleicht hatte er ihn auch gar nicht treffen wollen. Er begann laut zu lachen, als der Reiter vom Pferd hechtete und blitzschnell in Deckung lief.

»Komm her!« brüllte er. »Lauf nicht weg!«

Doch der Fremde kam nicht aus der Deckung, war und blieb verschwunden.

Mißtrauisch sah er umher, knurrte dumpf und schob sich langsam zurück.

Er duckte sich und starrte durch den treibenden Staub, erkannte eine schattenhaft verschwommene Gestalt, die durch die Staubmassen lief und verschwand. Wiehernd lief das Sattelpferd von der Straße und blieb hinter der überdachten Veranda der Bar stampfend stehen, warf unruhig den Schädel hin und her und schnaubte.

»Ich Narr«, flüsterte er. »Mit besoffenem Kopf auf Leute schießen. Was ist nur los mit mir? Bin ich wirklich schon verrückt?«

Er schluckte trocken und wich weiter zurück, drehte sich um und ging geduckt hinters Haus. Dann sah er den alten Stall und lief hinüber, kniete nieder und lauerte.

Er legte die Colts ab, kramte in der Tasche und holte ein Zigarillo hervor.

Dicht hinter ihm fragte eine rauhe Stimme: »Feuer, Buster McIntosh?«

Er japste, packte die Schießeisen und wollte herum, doch der Fremde stieß ihm den Lauf seines Colts in den Rücken. »Schluß jetzt, Buster! Laß die Eisen fallen! Wird’s bald, Junge?«

Buster McIntosh stand halb aufgerichtet am Stall und neigte den Kopf zur Seite. Diese Stimme, dachte er. Du hast sie doch schon irgendwo gehört. »Also gut«, sagte er schnaufend, »ich laß die Dinger fallen, aber erst will ich wissen, wer du bist.«

»John Day.«

»John D…«, McIntosh brach ab, um sogleich aufzubrüllen. »Freund, Amigo! Du bist wieder hier?« Dabei drehte er sich um und ließ die Revolver nicht fallen. Er umarmte John Day überschwenglich und klopfte ihm dabei sanft mit den Eisen in den Rücken. »Mann, wie hast du mich gefunden?«

John Day lächelte.

»Ich wußte doch, daß dich kein Mensch aus El Portal herausbekommen würde, Buster. Du hattest dich schon vor dem Krieg hier verkrochen. Ich frage mich nur, warum du die Luft mit Blei vergiftest. Fast hättest du mich aus dem Sattel geholt.«

»Tatsächlich?« Buster McIntosh lachte froh und ließ John Day los, trat zurück und sah ihn an. »Mann, du bist älter geworden, nicht mehr der Junge von damals. Mensch, wie die Zeit doch schnell vergeht. Bist du im Krieg gewesen?«

»Ja.«

»Hast du für unseren Süden ge­kämpft, John?«

»Ich habe gegen die Sklaverei ge­kämpft, Buster, auf der Seite der Yankees«

»Hm.« Buster schüttelte den Kopf. »Verstehe ich nicht. Aber du hast ja schon immer was anderes getan. Ist auch egal. Willst du in El Portal bleiben? Hat’s dir vor fünf Jahren so gut hier gefallen?«

»Vor sechs Jahren war’s, Buster. Ich kam hier durch. Da warst du schon hier.«

»Ja, stimmt. Wie du das alles noch weißt. Willst du beim alten Buster McIntosh bleiben?«

John Day sah ihn forschend an, sah das grobe, bärtige Gesicht, die roten irischen Haare und den im Mundwinkel eingeklemmten Zigarillo. Damals hatte Buster McIntosh seine Familie verloren. Kiowas hatten sie niedergemetzelt, als er gerade als Scout unterwegs war. Buster hatte viel Schlimmes erlebt. Vielleicht trank er deshalb so viel und so oft.

»Ich bleibe nicht in El Portal, Buster, und auch du solltest nicht hierbleiben. Du kennst das ganze Land, auch Mexiko. Ich brauche dich, Buster. Hol dein Pferd und komm mit.«

»Ich habe kein Pferd, und ich will auch nicht weg von hier.«

»Überlege dir das, Buster. Du kannst mir helfen.«

»Zum Teufel, sag’ endlich, was du von mir willst!«

»Später, Buster, viel später. Du mußt wieder in den Sattel kommen, sonst stirbst du hier noch an Langeweile. Weißt du, was jetzt in Texas und in den anderen Staaten los ist? Der Krieg ist aus. Millionen ehemaliger Soldaten wissen nicht, was sie tun können und lungern überall herum. Banden überfallen Gehöfte und ganze Städte. Und drüben in Mexiko ist Revolution. Überall ist noch kein Frieden. Du kannst hier nicht elendig im Suff umkommen.«

Er wandte sich ab, kehrte ihm den Rücken und ging zur Straße zurück.

McIntosh blickte ihm freudlos nach, spuckte in den Staub, schob die Colts zurück und grinste breit, nahm den Zigarillo aus dem Mund und warf ihn weg.

»He!« schrie er. »Warte, John Day!«

Der blieb stehen.

Keuchend kam Buster herangelaufen. »Ist das wirklich so wichtig, John Day?«

»Noch mehr als wichtig.«

»Gut. Darauf trinken wir einen.«

»Danke, ich nicht, Buster.«

»Dann nicht.« Er ging an ihm vorbei und in die Bar. »Gib mir eine Flasche!« brüllte er den Keeper an. Er entriß ihm die Flasche, biß in den Korken und spuckte ihn in den blechernen Spucknapf, so sicher, daß es große Übung verriet. Dann setzte er die Flasche an den Mund und trank.

Langsam kam John Day herein, nahm ihm die Flasche weg und sagte:

»Wenn du mitkommst, Buster McIntosh, dann mußt du auf den Whisky verzichten. Bei dem Job kannst du sterben oder harte Yankee-Dollars verdienen. Das eine oder das andere. Was hältst du davon?«

»Nichts«, rülpste McIntosh.

»Überlege es dir, Buster. Wenn du willst, dann sei in zwei Wochen pünktlich am Horsehead Crossing.«

Er stellte die Flasche auf die Theke, ging hinaus, stieg aufs Pferd und ritt in den Chubasco hinein. Der Staub schluckte ihn.

*

Eldorado war eine Hölle.

Es war Texas.

Aus allen Richtungen und Ecken des weiten Landes waren die wilden, bärtigen Gesellen nach Eldorado gekommen. Hier betranken sie sich, hier schlugen und schossen sie sich gegenseitig zusammen, füllten den Stiefelhügel hinter der Stadt und ließen den Sargmacher nicht mehr zur Ruhe kommen.

Der Krieg war aus, die Union hatte unter General Grant den Süden vernichtend geschlagen. Schon zogen Yankees durch Texas, und Tausende Männer hatten keinen richtigen Job mehr.

Hier im Sunset-Saloon war eine Schlägerei im Gange. Immer wieder mußte John Day einem wild daherstürmenden Mann ausweichen. Alles, was nicht am Boden oder sonstwo fest verankert worden war, flog durch den Saloon. Das spitze Geschrei der Animiergirls gellte durch den Lärm der rauhen Kehlen. Der Keeper versuchte nun zu retten, was noch zu retten war.

Drüben, nicht weit von John Day entfernt, erledigte ein Mann nacheinander alle Leute, die ihm zu nahe kamen. Dabei lachte er und strahlte. Nach jedem Schlag rieb er sich die Handknöchel, wo die Haut längst aufgeplatzt war. Er war ein drahtiger junger Mann, dessen schmales, hartes Gesicht an einen Falken erinnerte. Es schien ihm höllisches Vergnügen zu machen, kräftig mitzumischen. Als er keinen Gegner mehr fand, lief er quer durch den Sa­loon, sprang auf einen Tisch und warf sich mitten in eine Gruppe hinein. Dabei stieß er ein Indianergeheul aus, das den Lärm übertönte. Er riß die anderen mit sich zu Boden. Alles wälzte sich fluchend umher.

John Day hatte die anderen vergessen. Er beobachtete nur diesen falkengesichtigen Mann. Dabei lächelte er seltsam.

Sekundenlang sah der andere zu ihm herüber, stutzte, weil er John Day lächeln sah, dann wurde er von zwei Männern angefallen, fiel und schlug vom Boden aus zurück.

»Nicht schlecht, der Junge«, murmelte John Day. »Kann was vertragen.«

Keuchend kam der Mann hoch und gab seinem Gegner eine Ohrfeige, die ihn zu Day hinübertrieb.

John trat zur Seite, und der Mann prallte gegen die Wand, sah ihn starr und trübe an und kippte um. John wollte wieder den Falkengesichtigen beobachten, als ein rothaariger Ire mit dem Klavier auf ihn zukam. Der Ire schob das Klavier voller Kraft quer durch den Saloon und hatte sich offensichtlich John Day ausgesucht, um ihm das Klavier in den Bauch zu rammen. Dabei grinste er breit und erwartungsvoll und sah John Day wohl schon zwischen Wand und Klavier aufschreien.

Erst als das Klavier dicht vor ihm war, machte John einen Sprung zur Seite, und bevor sich der Ire in Abwehrstellung bringen konnte, war John schon bei ihm und schlug zu. Es knackte verdächtig hart. Der Ire brach über dem Klavier zusammen und fiel mit dem Gesicht auf die Tasten, daß es dröhnte.

»Gute Nacht«, brummte Day und wandte sich ab.

Der Ire hatte offensichtlich Freunde. Sie kamen jetzt auf John Day zugelaufen, um ihn gemeinsam fertigzumachen. John hatte keine Zeit, sich nach einem guten Platz umzusehen, von dem aus er sie hätte abwehren können. Schon schlugen sie auf ihn ein. Aber er war hart im Nehmen und noch härter im Geben. Er trieb ihnen das Wasser in die Augen und jagte sie quer durch den verräucherten Saloon. Dann stieß er mit dem Rücken gegen den Falkengesichtigen. Der wirbelte herum und riß die Faust hoch.

Aber auch John Day hatte die Faust erhoben. Sie trafen sich gleichzeitig, zuckten zusammen und standen still, als müßten sie sich erst überlegen, ob sie nun zu Boden wollten oder nicht. Der Boden war jedoch mit Glassplittern übersät, so daß sie es vorzogen, sich zunächst weiter zu bearbeiten. John Day bekam so manchen harten Schlag und mußte ihn voll einstecken und verdauen. Doch auch er brachte den anderen in Not. Plötzlich waren drei, vier Burschen da, die über sie herfielen. Sie beide vergaßen sofort ihren Fight und legten die Burschen gemeinsam um. Keuchend hielten sie schließlich inne, während die Schlacht im Saloon weiterging und die letzten Stühle und Hocker zu Bruch gingen.

»Du bist gar nicht so übel«, stieß der Falkengesichtige pfeifend hervor und rang nach Atem. »Wie heißt du?«

»John Day.«

»Ich bin Billy Dunn. Fein, dich kennenzulernen.« Billy verzog das zerschlagene Gesicht. In den Augen blitzte es auf. Er rammte John so urplötzlich die Faust in den Magen, daß John den Schlag nicht abwehren konnte und eine deftige Verbeugung machte. Billy Dunn wollte zurück, um erneut ausholen zu können. John schlang die Anne um Billys Beine und riß ihn von den Füßen. Wie eine Katze sprang Billy hoch, hatte die Hände eine Sekunde zu lange unten und wurde von Johns Schlag durchgeschüttelt, prallte neben dem Fenster gegen die Wand und blieb stehen, als wäre er festgenagelt. John war schon wieder bei ihm, und sie schlugen aufeinander los. Fast gleichzeitig sanken sie zu Boden. Mühsam kamen sie hoch.

»Du bist – wirklich – gut«, stöhnte Billy. »Du bist besser als die anderen Vögel hier.« Er fuhr sich über den geschwollenen Mund und grinste wieder. »So, du heißt John Day?«

»Stimmt« John nickte lächelnd und holte rasselnd Atem. »Kopf runter!«

Sie duckten sich, und die Flasche zerknallte dicht über ihnen an der Wand. Whisky spritzte ihnen ins Gesicht.

»Hier ist nichts mehr los«, brummte John Day. »Wir sollten rausgehen.«

»Das ist ein guter Vorschlag. Gehen wir.«

Er drehte sich um und wollte zur Tür.