Mein Weg in die Franchise-Gastro - Nickolas Emrich - E-Book

Mein Weg in die Franchise-Gastro E-Book

Nickolas Emrich

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Beschreibung

Inside Franchise! Wie ist das so, wenn man direkt nach einem Jurastudium ohne jegliche Praxis mit seiner eigenen Immergrün-Filiale startet? Direkt ein Unternehmer sein. Kann so etwas denn gut gehen? Ist das wirklich ein guter Plan? Der Autor nimmt den Leser mit hinter die Kulissen einer Franchise-Gastro. Immerhin einer der größten, die wir in Deutschland haben. Das Buch gewährt einen tiefen Einblick, wie es hinter der sichtbaren Seite so zugeht und mit welchen Problemen man als Jungunternehmer in der Selbstständigkeit hadern muss. Wer sich so etwas schon immer gefragt hat, erhält hier genau diese Antworten. Klar. Ungeschönt. Und dennoch mit einer gehörigen Prise Humor und Zuversicht. Nickolas Emrich nimmt dich mit auf eine turbulente Berg- und Talfahrt durch die Untiefen der Selbstständigkeit, die das Unternehmertum so mit sich bringt und liefert Einblicke in die Franchise-Gastronomie, in welcher er innerhalb kürzester Zeit verschiedene Läden von Immergrün und der Quarkerei in Hamburg, Kiel und Berlin eröffnet und auch wieder verkauft. Blicke tief in die Grundzüge des Geschäftsmodells, welches die meisten Menschen nur nebenbei bei einem Besuch in diversen Shoppingmalls als Randnotiz wahrnehmen. Genau das richtige Buch für Menschen, die sich mit dem Gedanken tragen, unternehmerisch tätig zu werden. Für alle, die sich sogar mit der Idee beschäftigen, in einem Franchise-System aktiv zu werden, auf jeden Fall ein absolutes Muss.

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Seitenzahl: 182

Veröffentlichungsjahr: 2022

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© 2022 Nickolas Emrich

http://www.franchise-experten.com

Weitere Mitwirkende:

Markus Coenen

http://www.markus-coenen.de

ISBN Hardcover 978-9949-7404-5-1

ISBN Softcover 978-9949-7404-6-8

Distribution im Auftrag des Autors:

Vertrieb: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

INHALT

Grußwort

Kapitel 1: Die Suche nach dem richtigen Weg

Kapitel 2: Die ersten Schritte

Kapitel 3: Aller Anfang ist schwer

Kapitel 4: Aus der Traum?

Kapitel 5: Durchhalten macht sich bezahlt

Kapitel 6: Ein erstes Kennenlernen

Kapitel 7: Ein guter Start und viel Arbeit

Kapitel 8: Erste Umstrukturierungen

Kapitel 9: Bombenalarm

Kapitel 10: Die ersten müssen gehen

Kapitel 11: Das Dilemma

Kapitel 12: Neuanfang mit Julia

Kapitel 13: Später Frieden und Frozen Yogurt

Kapitel 14: Laden zu verkaufen

Kapitel 15: Aufbruch über Wien nach Kiel

Kapitel 16: Eine unerwartete Chance

Kapitel 17: Ein Ausstieg und ein Neubeginn

GRUSSWORT

Liebe Leser/-innen,

als mir Nickolas erstmalig von seinem Vorhaben berichtete, seine persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen als Unternehmer zu sammeln und aufzuschreiben, kannte ich die genaue Intention dieses Projektes noch nicht. Was ich allerdings nur allzu gut kannte, war sein außergewöhnlich spannender Weg vom jungen zum erfolgreichen Unternehmer. Ich hatte die große Freude, Nickolas einen Teil seines Weges begleiten zu dürfen.

Wir trafen uns vor über zwölf Jahren in einer Berliner Eisdiele und es war damals in keiner Weise absehbar, dass Nickolas sich in rasanter Zeit zu einem erfolgreichen Multi-Marken-Gastrounternehmer und später Gebietsentwickler der Marke immergrün entwickeln würde. An das alles war 2009, im Jahr unseres ersten Treffens, noch nicht zu denken! Ich selbst hatte zu diesem Zeitpunkt gerade fünf sehr bewegte Jahre in meinem eigenen Start-up hinter mir und die erste Wachstumsphase mit immergrün endlich geschafft. Wir waren mit unserem Konzept zwar erfolgreich, doch konnten nur wenige Menschen sich ein Investment und eine Franchisepartnerschaft mit uns jungen Unternehmern vorstellen.

Ich führte viele Interessentengespräche, doch Entscheidungen wurden meist aufgeschoben, da vielen die Unsicherheit der Gründung doch zu groß war. Nickolas ist anders – er ist ein Typ, der nicht lange fackelt! Schnell, analytisch, präzise und entscheidungsfreudig traf und trifft Nickolas seine Entscheidungen – und genau so kamen wir zusammen. Bei meinen geliebten drei Kugeln Haselnusseis lernten wir uns kennen und er prüfte mich und unsere Marke auf das intensivste – mit dem Ergebnis, dass wir uns bereits kurze Zeit später handelseinig für eine Partnerschaft waren. Ich kann mich bis heute an keinen schnelleren und entschlosseneren Entscheidungsprozess erinnern, was für den Unternehmergeist von Nickolas spricht. Ich bin mir absolut sicher, dass seine Erlebnisse auch für viele andere junge Gründer/-innen eine große Inspiration und Hilfe sein werden.

Der Traum des Gründens wird in diesem Buch lebendig. Nickolas vermittelt den Spaß, den er mit seinem persönlichen Weg hatte – noch viel mehr zeigt er, dass Gründen nie aufhört. Stets stehen Gründer vor neuen Herausforderungen, gerade wenn die Erwartungen nicht sofort erfüllt werden. Nickolas nimmt euch die Angst vor klaren Entscheidungen und zeigt die positive Wirkung von bewussten Brüchen und Veränderungen. Taucht ein in eine intensive, ehrliche und sehr persönliche Geschichte eines jungen Gründers. Ihr werdet erfolgreiche Muster erkennen, die auch euren Weg in das Unternehmertum wesentlich erleichtern werden. Lernt einen außergewöhnlichen Menschen kennen, der entgegen aller Vorsicht und weit verbreitetem Sicherheitsdenken mutig in eine junge Marke investiert hat und seine beruflicheZukunft voll und ganz dem Unternehmertum verschrieben hat.

Allen interessierten Lesern kann ich nicht nur dieses Buch, sondern vor allem den Menschen Nickolas Emrich als kreativen, positiv getriebenen Unternehmer und Gesprächspartner ans Herz legen.

Lieber Nickolas, ich danke für deine Freundschaft und fachlichen Rat und wünsche uns allen mehr Unternehmer wie dich.

Mark Twiehoff

Gründer & Geschäftsführer immergrün

KAPITEL 1:Die Suche nach dem richtigen Weg

Kannst du dich noch an deine Schulzeit erinnern? Für die einen war diese Zeit sicher ein Traum, für die anderen eher eine Qual. Einen entscheidenden Beitrag dazu leisteten gewöhnlich die altbackenen Lehrer, die einem in dem ohnehin schon ermüdenden Schulalltag mit den ewiggleichen Sätzen in den Ohren lagen: „Achte auf deine Noten, sonst bekommst du keine Ausbildungsstelle, geschweige denn einen Studienplatz.“ Dieser Satz widerstrebte stets meinem tiefsten Inneren und jedes Mal erwiderte ich darauf empört: „Das macht für mich gar keinen Sinn, denn ich möchte viel lieber selbst Ausbildungsstellen anbieten und Leute einstellen.“

Ich wusste schon frühzeitig, dass es für mich nur einen Weg in der Zukunft geben würde, und zwar der Weg in die Selbstständigkeit. Obwohl, das stimmt nicht so ganz. Aber beginnen wir ganz am Anfang:

Es sind die 90er und wir befinden uns inmitten einer klassischen bundesdeutschen Schulsituation: In miefigen Schulgebäuden und viel zu vollen Schulklassen pauken gelangweilte Schüler tagtäglich Lehrstoff, den sie wahrscheinlich nie wieder benötigen werden und welcher nur auswendig gelernt zu guten Noten führt.

Dieser ermüdende Schulunterricht gepaart mit den immer wiederkehrend heruntergebeteten Ermahnungen der Lehrer: „Mit diesen Noten wird dich kein Arbeitgeber einstellen“, widersprach schon frühzeitig meiner durchaus abweichenden Einstellung zum Schulsystem.

Seitdem ich denken kann, wollte ich selbstständig leben und habe nicht unwesentlich später festgestellt, dass man sich sogar „selbstständig machen“ kann. Doch diese Einstellung machte es mir nicht immer einfach, denn damit eckte ich stets schon in meiner Schulzeit an. Oder noch viel schlimmer, ich machte mich damit insbesondere bei den braven Mitschülern und den sehr vom System überzeugten Lehrern unbeliebt.

Schon damals verkündete ich eine recht unliebsame These zum Entsetzen meiner Lehrer: „Ich brauche keine guten Noten für die Bewerbungsmappe für irgendein Vorstellungsgespräch, denn ICH werde die Person sein, die Ausbildungsstellen schafft und Leute anstellt.“

Wenn ich mein damaliges Handeln jetzt so rückblickend betrachte, klingt das natürlich ganz schön größenwahnsinnig.

Aber warum ist so eine Einstellung so polarisierend und wie kann es sein, dass es immer noch so ist? Mir ist schon frühzeitig aufgefallen, dass die meisten Menschen mit dieser Aussage kaum etwas anfangen konnten, denn wir werden einfach nicht zur Selbstständigkeit erzogen. Von Kindesbeinen an werden wir darin geschult, angepasst zu sein, für gute Noten zu lernen, um später in das Angestellten-System zu passen und die Wünsche irgendeines Vorgesetzten blind zu erfüllen. Im besten Fall zu übererfüllen.

Trotz alledem integrierte ich mich bestmöglich in das vorhandene Schulsystem und begann nach dem Ende meiner Schulzeit sogar ein Jurastudium. Aber die Idee der Selbstständigkeit ließ mich auch in der Zeit meines Studiums einfach nicht los.

Zugegeben, zu studieren war nicht unbedingt eine Herzensentscheidung, aber irgendwie musste ich ja eine Grundlage für meinen zukünftigen Weg schaffen. Wahrscheinlich sind die wenigsten mit der Entscheidung über ihren ersten Schritt für ihren weiteren Weg nach der Schule zufrieden. Also beschäftigte ich mich tagtäglich für circa zwei Stunden mit den diversesten Stellenanzeigen, die mir mein Jurastudium wahrscheinlich ermöglichen würden und schließlich immer wieder mit der Selbstständigkeit. Dabei verlor ich mich regelmäßig auf der Website eines bekannten Franchiseportals und wog Monate, nein – jahrelang, alle bestehenden eventuellen Möglichkeiten miteinander ab.

Die schieren Möglichkeiten waren so enorm, dass ich damals sogar so weit ging, einen Termin mit einem Berufsberater der Bundesagentur für Arbeit einfach so aus Spaß zu vereinbaren. Ich wollte mir einmal anhören, was ein Berufsberater über meine potenziellen Möglichkeiten in der Zukunft sagt. Dieser wunderte sich sehr, dass ich mit meinem Jurastudium überhaupt nicht vorhatte, etwas Juristisches machen zu wollen. Schlagfertig bemühte ich mich umgehend mit einem Vergleich zu Barack Obama „Na ja, gut, der ist mit seinem juristischen Studium auch Sozialarbeiter geworden. So ist doch alles schließlich ein fließender Übergang und irgendwie ist alles interdisziplinär“. Am Ende des Termins hatte mir der Berufsberater tatsächlich ein paar spannende Sachen herausgesucht, aber irgendwie war immer noch nicht das Richtige für mich dabei.

Nach dem Termin mit dem Berufsberater ging ich sogar so weit, dass ich mich viel mit der Struktur des öffentlichen Dienstes befasste. Ich studierte die Besoldungstabellen und überlegte dabei sogar selbst, Berufsberater zu werden, denn in diesem Beruf konnte ich das tun, was ich sowieso schon die ganze Zeit für mich selbst machte: Ich konnte mich ständig mit den vielen Möglichkeiten der verschiedensten Berufswege beschäftigen und gleichzeitig andere beraten und dafür auch noch ein gutes Gehalt bekommen.

Denn das muss man sich auch einmal bewusst werden lassen: Wenn man am Anfang des Berufsweges steht, sind die verschiedenen Möglichkeiten der eventuellen Berufswege schier unzählig. Wer hat schon die Fähigkeit, am Anfang seines Werdegangs zu begreifen, wie unglaublich viele Richtungen möglich wären und wie viele verschiedene Leben man dafür eigentlich bräuchte! Wahrscheinlich müsste man 800 Jahre alt werden, um zumindest die spannendsten Berufe einmal gelernt und ausprobiert zu haben.

Nach vielen Abwägungen und am Ende meiner Recherchen bin ich trotzdem zu dem Ergebnis gekommen, dass eigentlich das Schönste die Selbstständigkeit sein muss, da mir die Projekte immer am meisten Spaß gemacht haben, bei denen ich mich frei in eigener Verantwortung organisieren konnte. Was mir dagegen immer missfiel, war die Erfahrung der Unselbstständigkeit, die man ständig in der Schule fühlte, wo man „geführt“ wurde und tun musste, was einem andere sagten.

So landete ich immer wieder auf diesem Franchiseportal und wog das eine Franchisekonzept gegen das andere ab, erstellte sogar eine Tabelle zu diesem Zweck. Über Monate und Jahre verlor ich mich immer wieder auf dieser Seite und es endete immer bei diesem einen Franchisekonzept, egal wie ich es drehte: meine Wahl fiel am Ende stets auf das Konzept von Immergrün, denn Immergrün hatte diesen einen Satz in seinem Portfolio: „Wir haben gute Kontakte zu Einkaufszentren.“ Warum mich das so hookte? Nun, es war 2008/2009, eine Zeit, in der ich Einkaufscenter mochte. Jeder mochte damals Einkaufscenter. Heutzutage sind Einkaufscenter teilweise nicht mehr so beliebt und streckenweise sogar ausgestorben. Aber zu dieser Zeit waren Shoppingmalls noch sehr im Trend und es wurden ständig immer weitere gebaut, denn damals war alles noch sehr am Boomen.

Deswegen klang Immergrün für mich damals absolut perfekt, denn bei all meinen Recherchen stellte ich schnell fest, dass ich gar kein eigenes Konzept erstellen wollte. Was ich wollte, war, direkt Erfahrungen in der Umsetzung zu sammeln und nicht lange herumzuexperimentieren oder ein neues Produkt zu finden oder gar zu erfinden. Und Immergrün hatte bereits ein funktionierendes Konzept inmitten meiner Lieblingsumgebung – dem Einkaufscenter.

Also begann ich mich immer mehr mit dem Konzept von Immergrün zu beschäftigen. Damals wohnte ich in Pankow, direkt neben dem hippen Bezirk Prenzlauer Berg in Berlin, wo es an der Hauptschlagader des Bezirks, der Schönhauser Allee, dieses Shoppingcenter gab: die nach dieser Straße benannten Schönhauser-Allee-Arcaden. In deren Foodmall hatte Immergrün einen Stand und ich weiß nicht, wie es geschehen konnte, sei es, weil ich mich ständig mit dem Konzept beschäftigte oder weil die Farbwahl der Marke so neu und erfrischend war, dass ich tatsächlich Stammkunde wurde. Nach ein paar Wochen habe ich mich dabei erwischt, wie ich eigentlich fast jeden Tag dorthin gegangen bin und das Ganze tatsächlich als Kunde konsumiert habe.

Das war für mich ein gutes Zeichen, gewissermaßen das letzte Signal, denn ich denke, das was man verkauft, sollte man tatsächlich auch selbst mögen.

Immergrün war damals tatsächlich etwas anderes, es stach hervor. Das Branding war in den Farben grün und pink sehr bunt und fröhlich gehalten. Anfangs war ich davon sogar etwas irritiert: ist das nicht doch etwas zu extravagant? Aber dieser Stand war im Einkaufscenter der Farbtupfer, der herausstach und diesen gewissen Reiz ausstrahlte.

Hier waren nicht nur die Getränke, sondern auch die Salate besonders. Mit dieser frischen Auswahl hatte Immergrün direkt den damaligen Zeitgeist, welcher nach gesunder und frischer Ernährung verlangte, angesprochen. Immergrüns Konzept hatte immer einen gewissen Spaß, eine gewisse Lebensfreude und Frische ausgestrahlt. Die Teams waren meistens sehr jung, vermutlich um die zwanzig, mit einem ganz besonderen Spirit, immer fröhlich und nett.

Nach all meiner langwierigen Recherche hatte ich also endlich das passende Konzept für mich gefunden. Und so kam es also dazu, dass ich in diesem Franchiseportal nur eine einzige Bewerbung rausgeschickt habe, und zwar diese eine an Immergrün.

P.S.: Für diejenigen unter euch, die direkt ins Geschehen eintauchen und sich nicht mit der Vorgeschichte beschäftigen wollen: Startet direkt ins Kapitel 6 des Buches!

KAPITEL 2:Die ersten Schritte

Wenn man bedenkt, dass ich meine einzige Bewerbung auf dem Franchiseportal lediglich an Immergrün versandt hatte, kam es für mich doch recht überraschend, dass sich Mark Twiehoff von Immergrün umgehend bei mir meldete.

Aus meinen umfassenden Recherchen über Immergrün wusste ich bereits, dass Mark Twiehoff einer der drei Gründer des Konzepts war. Umso beeindruckter war ich, dass er sich persönlich für mich Zeit nahm, um mir zu antworten und mich auch treffen wollte. Dafür schlug er mir für das erste gemeinsame Treffen auch direkt die Schönhauser-Allee-Arcaden vor, jedoch wollten wir uns dort nicht direkt am Stand von Immergrün verabreden und entschieden uns für ein Eiscafé, um unser erstes Kennenlerngespräch zu führen.

Der erste Eindruck von Mark Twiehoff war schon recht beeindruckend, neben seiner imposanten Größe von wahrscheinlich 1,95 m beeindruckte mich sofort seine offene und freundliche Erscheinung. Besonders fiel mir dabei auch seine unkonventionelle Art auf. Er ist so ein Typ Mensch, bei dem man schon von weitem spürte, dass er eine besondere Persönlichkeit ist, denn er strahlte eine große Lebensfreude aus.

Es war eine wahre Freude, ihn dabei zu beobachten, wie euphorisch und liebevoll er von dem Konzept von Immergrün schwärmte. Dabei erklärte er mir das ganze Konzept detailliert und so authentisch, wie nur jemand die Dinge erklären kann, der die ganze Idee geboren und verinnerlicht hatte. Schnell merkte ich: Immergrün ist das Lebensprojekt von Mark Twiehoff. Mit dieser Art konnte er mich direkt begeistern und zugegeben, das kann er auch heute noch.

Er berichtete mir von seinem Aufenthalt in Australien, wo er das erste Mal auf die Idee aufmerksam wurde, Smoothies als kompletten Mahlzeitenersatz anzusehen. Er fand das Konzept der Smoothie-Bar in Australien so faszinierend, dass er sofort begann, das Konzept von Immergrün mitsamt dem Namen zu ersinnen. Er hat dabei einen Großteil der Produktnamen erfunden und auch an den Rezepten mitgewirkt.

Mark Twiehoff war so besessen von dieser Idee, dass er direkt nach seiner Rückkehr aus Australien seine Karriere als angehender Unternehmensberater aufgab, um das Immergrün-Konzept aufzubauen.

Schon in diesem ersten Gespräch spürte man, wie sehr er für das Ganze brannte und das allein hatte bei mir schon einen ersten positiven Eindruck hinterlassen. Er war so offen und mitreißend, so etwas hatte ich damals noch nicht so oft erlebt. Der zweite Punkt, der mich damals so sehr beeindruckte, war der Fakt, dass man überhaupt keine Hierarchie in unserem Gespräch spürte, denn ich hatte nicht eine Sekunde dieses unangenehme Gefühl, welches man sonst immer in Bewerbungsgesprächen hatte: „Du bist der Bewerber, wir sind das System.“ Im Gegenteil, er sprach völlig offen und unverblümt von all den ersten eigenen Startschwierigkeiten, von den ganzen Problemen, die solch ein Kaltstart mit sich bringt, aber auch von den Erfolgen.

Mit derselben Offenheit legte er mir auch in diesem ersten Treffen direkt die Zahlen des Unternehmens dar, indem er mir transparent aufzeigte, was insgesamt bereits erreicht wurde, welche Punkte leider noch nicht erfüllt waren und was seiner Meinung nach noch erreicht werden könne und welche Zahlen er sich dafür genau vorstellte. Er rechnete mir auch vor, was für mich finanziell mit so einer Immergrün-Filiale möglich sei.

Dieses Gespräch mit Mark Twiehoff war für mich absolut inspirierend und dabei ein völlig unerwartetes Gespräch auf Augenhöhe. Rückblickend kann ich sagen, dass ein derartiges Gespräch bei vielen Franchisesystemen normalerweise nicht üblich ist. Mit diesem Erstgespräch hat mich Mark Twiehoff dermaßen begeistert und bestätigte mir einmal mehr, dass ich mit meiner Entscheidung für Immergrün absolut richtig lag.

Als wäre das nicht schon herausragend genug gewesen, sagte er mir zu meinem Erstaunen am Ende unseres Gesprächs prompt die Übersendung des Handbuches für das Immergrün-Konzept zu. Hierfür muss man wissen, dass man dieses Handbuch gewöhnlich erst bekommt, wenn man einen sogenannten Vorvertrag unterschrieben hat. Allein an dieser Geste sah man wieder, wie unkonventionell Mark Twiehoff tickte. Nach diesem Treffen war ich von ihm und seiner lockeren und unbürokratischen Art schlichtweg begeistert.

Nur wenige Stunden später, also noch am selben Tag, bekam ich das Handbuch für das Immergrün-Franchise von ihm per Mail zugesandt. Sofort öffnete ich die Mail und begann begierig darin zu lesen. Doch dann wurde ich stutzig, denn ich stolperte immer öfter über einzelne Wörter und Dinge, die so unfassbar fehlerhaft waren, dass ich nach kurzer Zeit schier entsetzt war! Wie konnte das denn sein? Das komplette Handbuch war voller Fehler und dies in einem unfassbaren Ausmaß.

Das ging so weit, dass ich allein auf einer Seite vierzig bis fünfzig Rechtschreibfehler fand. Hochgerechnet auf das ganze Buch ging die Fehleranzahl scheinbar in die Tausende. Ich begann immer mehr an dem Konzept zu zweifeln und fragte mich, ob das Ganze vielleicht gar ein Fake war. War das hier eine Masche, in welcher Vorverträge am laufenden Band abgeschlossen und Einstiegsgebühren eingesammelt wurden und nachher hörte man nie wieder etwas von denen?

Ich war fassungslos und konnte es nicht glauben, dass die Gründer von Immergrün dieses Handbuch ernst meinten, war ich doch aus Schule und Studium noch gewohnt, dass man gut und fehlerfrei sein muss, um erfolgreich zu sein. Wie konnte es sein, dass echte Unternehmer mit einem funktionierenden Konzept solch ein fehlerhaftes Handbuch aufgesetzt hatten?

Nach der Lektüre des Handbuchs war ich kurz irritiert und bin dann zu dem Schluss gekommen, dass vermutlich irgendjemand aus dem Team einfach nicht schreiben konnte, denn ich hatte ja Mark Twiehoff persönlich dabei erlebt, mit welchem Knowhow er mir begeistert von seinem Konzept berichtete. Dass die Filiale von Immergrün in den Schönhauser-Allee-Arcaden auch gut lief, sprach dieselbe Sprache.

Also beschloss ich, diesen Fakt zu akzeptieren und beruhigte mich mit dem Gedanken, dass Immergrün wahrscheinlich noch sehr klein war und sich die Gründer es scheinbar nicht leisten konnten, ihr eigenes Handbuch auf Fehler zu überprüfen.

Nach diesem Hin und Her und reiflicher Überlegung habe ich bald Mark Twiehoff die positive Antwort gegeben, dass ich mir eine Zusammenarbeit mit ihm sehr gut vorstellen könne und sehr gerne weiter im Gespräch bleiben würde.

Später habe ich erfahren, dass dieses Handbuch einer der anderen Gründer von Immergrün aufgesetzt hatte, der es nicht so genau mit der Rechtschreibung nahm. Dieser andere kann schlicht und ergreifend nicht gut schreiben, ist aber trotzdem ein toller Unternehmer, aber mit anderen Stärken... Mit seiner Talentlosigkeit im Schreiben wäre er durch jeden einzelnen Einstellungstest im öffentlichen Dienst gerauscht. Dies hat ihn jedoch nicht davon abgehalten, erfolgreich zu werden. Um diese Erkenntnis zu verstehen, habe ich einige Jahre gebraucht, sie hat damals überhaupt nicht zu meinem Weltbild gepasst und mich entsprechend schockiert.

Nun begann eine längere Wartephase, denn er antwortete einfach nicht auf meine positive Rückmeldung. Dies irritierte mich ein weiteres Mal. Beharrlich versuchte ich, mit Mark Twiehoff Kontakt aufzunehmen, wollte dabei jedoch nicht allzu aufdringlich erscheinen. Also fasste ich alle zwei oder drei Tage freundlich per Mail nach, rief an oder versuchte andere Kommunikationswege, aber es blieb weiterhin verdächtig ruhig. Mark Twiehoff meldete sich einfach nicht.

Doch dann kam nach einiger Zeit tatsächlich eine Antwort von ihm per E-Mail. Er entschuldigte sich bei mir mit der Begründung, dass er mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus gelegen habe und schlug mir umgehend ein zweites Treffen, diesmal in der Schlossstraße im Center „Das Schloss“, vor. Er sagte, dort gäbe es eine Fläche, die perfekt für eine neue Filiale von Immergrün sei.

Ich war wieder oben auf, denn dies war endlich wieder eine gute Nachricht. „Das Schloss“ war eine sehr gut frequentierte Shoppingmall im Berliner Westen im Stadtteil Steglitz und bot somit eine großartige Karriere-Einstiegschance für mich. Einen Immergrün-Laden in diesem Shoppingcenter zu eröffnen war aus meiner Sicht schlichtweg fast risikofrei, denn es war mindestens genauso gut frequentiert wie die Schönhauser-Allee-Arkaden im Prenzlauer Berg.

Entsprechend euphorisch bereitete ich mich auf unser zweites Treffen vor, welches vor der angebotenen Ladenfläche stattfinden sollte. Sorgfältig suchte ich mir dafür sogar ein passendes Sakko aus, welches ich zum ersten Termin tragen wollte. Die Krawatte ließ ich jedoch weg, denn ich wollte es nicht übertreiben. Pünktlich zum vereinbarten Termin stand ich mitten in der Mall vor dem bald freiwerdenden Ladengeschäft und wartete aufgeregt auf Mark Twiehoff, tigerte dabei vor der Ladenzeile auf und ab, wartete und schaute. So wartete ich unglaubliche anderthalb Stunden auf ihn, doch niemand kam.

Wieder einmal wurde ich enttäuscht. Traurig ging ich nach Hause und schrieb ihm daraufhin eine E-Mail, dass ich vergeblich gewartet hätte und keiner gekommen sei. Natürlich bekam ich auch darauf wieder keine Antwort. Also habe ich es erst mal auf sich beruhen lassen.

Trotz alledem ließ mich das Konzept von Immergrün nicht los und nachdem einige Zeit ohne Antwort vergangen war, hakte ich wieder nach und siehe da, schließlich kam doch tatsächlich eine Antwort von Mark Twiehoff, in welcher er sich entschuldigte, dass da intern wohl irgendetwas schiefgelaufen sei. Angeblich sei der Termin nicht eingetragen worden oder E-Mails kamen nicht an.

Und ganz plötzlich war wieder ein neues gemeinsames Treffen möglich. Dafür verabredeten wir uns dieses Mal bei Starbucks am Hackeschen Markt in Berlin-Mitte – und er kam diesmal sogar!

Wir saßen an einem dieser kleinen runden und für Starbucks typischen Tische, während er mir wieder eine neue Ladenfläche anbot, diesmal in der Mall of Berlin, die damals noch „Projekt Berlin / Leipziger Platz“ hieß. Er berichtete mir, dass er soeben einen Vorvertrag für einen Mietvertrag unterschrieben hatte und dass er mir exklusiv diese Option auf dieses Ladengeschäft anbieten wollte. Die Mall wurde zum damaligen Zeitpunkt noch gebaut, also wäre eine Eröffnung von meiner Immergrün-Filiale erst in ca. anderthalb Jahren möglich gewesen. Dies passte wunderbar in mein persönliches Zeitkonzept, da ich mich ja selbst noch mitten im Studium befand.

Also beschlossen wir kurzerhand völlig unkonventionell, diesen Deal mitten im Starbucks an diesem viel zu kleinen runden Tisch abzuschließen. Ich sehe es heute noch vor meinem inneren Auge, wie die einzelnen Seiten des Dokumentes von dem Tischchen herunterklappten, während wir beide den Vorvertrag unterschrieben.

Und wieder hatte mich Mark Twiehoff für sich begeistert, denn er hatte bei allem komplett menschlich und aus seinem Bauch heraus entschieden. Er wollte sogar bei der gemeinsamen Unterzeichnung des Vorvertrages wenig von meinen Noten, meinem Studium oder über meine Leistungen wissen. Wir sind damals einfach menschlich sehr gut miteinander ausgekommen, es passte einfach alles zwischen uns.