Mit Radieschen wirft man nicht - Helen Hoffmann - E-Book

Mit Radieschen wirft man nicht E-Book

Helen Hoffmann

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Beschreibung

Radieschen gehören nicht zu Elefantin Rupas Leibspeise, besonders wenn die anderen Melone bekommen, reagiert sie ungehalten, weil sie mit scharfen Wasserbällen abgespeist wird. Dabei ist das alles nur zu ihrem Besten. Elefantin Hilde hingegen hegt den Traum Fußball-Torwart zu werden, um ihren Lieblingsverein zu unterstützen. Bis die es sich überlegt haben, ob sie die alte Kuh nehmen, ist sie eben als Fußballorakel aktiv und tippt verschiedene Spiele. Ob sie dabei immer erfolgreich ist? Natürlich kann sie sich nicht immer um sich selbst kümmern, denn ihre Gruppen-Genossen haben des öfteren Flausen im Kopf. So gräbt Astrid Löcher im Gehege, weil sie irgendwo vor langer Zeit etwas vergraben hat. Und Lieblingsfeindin Gisela wettet gerne und verliert immer. Wirklich immer? Und dann ist da noch Darjeeling, der Kronprinz oder einfach Stoßzahnpieker genannt, weil er mit diesen die anderen so gerne piekt. Seine Schwester und er sind die Nesthäkchen der Gruppe, aber alles erlauben dürfen sie sich deshalb noch lange nicht. Aber warum müssen die runzligen alten Besserwisser immer sagen, was man zu tun und zu lassen hat? Das alles und noch weitere kurzweilige Elefanten-Minutengeschichten sind in diesem ebook versammelt. Inklusive der bisher unveröffentlichten Geschichte "Was gibt es Schöneres als den Herbst"

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Helen Hoffmann

Mit Radieschen wirft man nicht

Und andere Elefanten-Minutengeschichten

Inhaltsverzeichnis

Widmung

Elefantisch-Deutsch

Essensgespräche

Wenn Elefanten baden gehen, nachts um halb drei

Alt oder nicht alt?

Torwartträume

Stolperfallen

Schlamm ist gut für die Haut...

...für Auftritte hingegen weniger geeignet

(Un)Musikalische Sargnägel sind unerwünscht

Wenn der Name ein Waschmittel ist

Du machst dich lang, ich mach mich länger

Immer ich! Immer ich! Immer ich!

Mit Radieschen wirft man nicht

Wetteinsatz

Mach hinne!

Es grünt so grün

Diät

Geburtstagstorte

Herzen und Rosen

Sturm

Frechheit siegt - oder auch nicht

Gefangen

Und wieder gefangen

Rüben sind zum Waschen da

Die gleiche Kletterei wie jedes Jahr

Geburtstagsrede

Eine Torte für Paula

Versuch es woanders

Immer Ärger mit den Untertanen

Gerüchteküche

Das Fußballorakel

Fußballorakel Hilde sagt: Russland siegt im Eröffnungsspiel gegen Saudi-Arabien

Fußballorakel Hilde sagt: Deutschland verliert gegen Mexiko

Fußballorakel Hilde sagt: Deutschland gewinnt gegen Schweden

Fußballorakel Hilde sagt: Deutschland verliert gegen Südkorea

Fußballorakel Hilde sagt: Belgien gewinnt das Achtelfinale gegen Japan

Fußballorakel Hilde sagt: Frankreich gewinnt das Achtelfinale gegen Argentinien

Fußballorakel Hilde sagt: Frankreich gewinnt das Viertelfinale gegen Uruguay

Fußballorakel Hilde sagt: Belgien gewinnt das Viertelfinale gegen Brasilien

Fußballorakel Hilde sagt: Kroatien gewinnt das Halbfinale gegen England

Fußballorakel Hilde sagt: Frankreich gewinnt das Halbfinale gegen Belgien

Fußballorakel Hilde sagt: Belgien gewinnt gegen England das Spiel um Platz drei

Fußballorakel Hilde sagt: Frankreich gewinnt das Finale gegen Kroatien und wird Weltmeister

Ostern muss etwas versteckt sein

Riesen-Hasen

Ostergeschenke

Geschenke an Weihnachten

Tannennadeln kratzen nur im Hals

Schlittenfahrt

Spekulanten-Keks

Geschenke!

Was gibt es Schöneres als den Herbst

Verschiedenes

Impressum

Widmung

Freßbeutel

Unvergessen

Elefantisch-Deutsch

Düngeplatz: Toilette

elektronische Platte: Smartphone

Pupsködel: Baby-Elefant

Schaufelauto: Bagger

Zweibeiner: Mensch

Zweibeiner-Pupsködel: Kleinkind

Essensgespräche

Immer gab es nur diese Stinkermöhren. Die mussten doch mal alle sein. Aber nein, jeden Tag wurde sie aufs Neue enttäuscht. Na ja, wenigstens waren noch ein paar Kohlrabistücke dazwischen. Die Apfelspalten schmeckten auch nicht besonders, nur nach Wasser. Was hatten Äpfel früher noch Geschmack gehabt, heute konnte man jede Sorte vergessen. Deshalb ließ sie die meistens liegen und fraß sie nur in höchster Not, aber so weit war das noch nicht. Wenn wenigstens mal ein paar Rosinen unters Futter gemischt würden oder es eine saftig süße Wassermelone geben würde. Nein, immer nur diese Stinkermöhren!

Lustlos warf Sieglinde die Stücke zur Seite, Hilde vor die Füße.

"Sei nicht so mäkelig beim Essen, Lindi. Kein Wunder, dass man deine Knochen sieht. Siehst aus wie ein Dünnmops."

"Lieber eine Bohnenstange, als so dick wie du."

"Was?", sagte Hilde entrüstet und rempelte Sieglinde an. "Ich bin nicht dick, bloß wohlgenährt. Merk dir das! Außerdem habe ich abgenommen."

"Zwei Gramm."

"Nee, zweihundert. Hatte mich schon gewundert, warum ich mich so schwächlich fühlte."

Sieglinde schnaubte. Die dicke Hilde passte schon auf, dass sie nicht verhungerte. Seltsamerweise bekam die immer, was sie wollte. Wie machte sie das nur? Grimassen ziehen wie Trine und ein trauriges Gesicht machen, konnte sie nicht, außerdem bekam die auch nicht immer was von den Besuchern. Hilde musste irgendeinen anderen Trick beherrschen. Nur welchen?

"Morgen soll's rote Bete geben, hab ich gehört", riss Hilde sie aus ihren Gedanken. "Da solltest du zuschlagen, ich überlass dir auch was von meiner Ration."

Das klang besser, als es war. Dieses joviale Verhalten kannte Sieglinde. Am Ende trat ihr der Dickmops drei kümmerliche Knollen ab, die nicht einmal ihren hohlen Zahn füllen würden.

Wie wurde sie Hilde nur los, bevor diese wieder davon anfing, dass es völlig egal sei, was sie zu fressen bekamen, Hauptsache man hielt sein Gewicht? Denn, so der Dickmops weiter, dünne Elefanten gewännen keine Schönheitswettbewerbe. Und die dicke Hilde sei natürlich der schönste Elefant weit und breit, wenn nicht sogar der ganzen Welt, weil sie wohlgenährt sei. An Selbstüberschätzung würde sie natürlich nicht leiden.

Unauffällig sah Sieglinde sich um und entdeckte Astrid, die wieder an eingebildeter Reizblase litt, wie es die Besucher nannten, dabei fürchtete sich die verrückte Nuss nur vor irgendetwas und wenn es ihr eigener Schatten war.

"Von deinen verrückten Untertanen hat Astrid wieder irgendetwas gesehen, das ihr Angst macht."

Widerwillig unterbrach Hilde ihren Festschmaus.

"Astrid, du verrückte Nuss, die Mäuse sind erst abends unterwegs. Wir haben Nachmittag, da schlafen die noch."

Die angesprochene Kuh zog beruhigt von dannen. Zufrieden nahm Hilde einen Rüssel voll Möhren und wollte Sieglinde etwas von Schönheitswettbewerben erzählen, als sie merkte, dass diese sich einfach fortgeschlichen hatte.

Gut, sollte Lindi weiter Möhren verschmähen, blieb mehr für sie übrig.

Wenn Elefanten baden gehen, nachts um halb drei

Langsam stieg Gisela ins warme Wasser des Badeteichs. Sie sei so pünktlich, dass man einen Wecker nach ihr stellen könnte, hatte einer ihrer Betreuer einmal gesagt. Das mochte stimmen, sie trug keine Armbanduhr mit sich herum, wusste aber immer ziemlich genau, wie spät es war. Jetzt war die Zeit ihres täglichen Bads. Nachts hatte sie ihre Ruhe, wurde nicht von Darjeeling gestört, weil dieser um diese Zeit immer schlief. Sollte er wider Erwarten doch einmal wach sein und sie ärgern, machte sie ihm schnell deutlich, dass er es zu lassen hatte. Das wirkte immer.

Draußen war ihr das Wasser meist zu kalt, nur ganz selten hatte es eine angenehme Badetemperatur. Hier drinnen war es immer gleich warm, weshalb sie lieber hier badete als draußen. Weil es hier wärmer war, trocknete es auch viel schneller auf ihrer Haut.

"Steigst du schon wieder in das stinkige Brackwasser?", hörte sie eine Stimme hinter sich.

Draußen baden hatte einen einzigen Vorteil, man wurde von Hilde und ihren ständigen Beleidigungen verschont. Dass die alte Kuh es immer noch nicht verwunden hatte, damals nicht Königin geworden zu sein. Seitdem musste sie sich irgendwelche Gemeinheiten anhören. Immer noch besser, als wenn sie einen Tritt in den Hintern bekam oder in den Graben geschubst wurde. Irgendwann war man aus dem Alter raus, wo einem das nichts mehr ausmachte.

Ihre Knochen zwackten jetzt öfters einmal, aber das war vergessen, wenn sie sich im warmen Wasser treiben ließ.

"Reicht es nicht, wenn deine Füße stinken? Muss der Rest von dir auch penetrant nach Misthaufen duften?"

Nicht hinhören. Einfach nicht hinhören und ignorieren. Irgendwann würde Hilde die Lust an ihren Beleidigungen vergehen, wenn man nicht darauf reagierte.

"Ein Glück, dass ich zu dir Abstand halten muss, sonst würde ich von deinem Gestank umfallen."

"Du bist bloß neidisch, weil du nur draußen baden kannst."

Mist! Jetzt hatte sie was gesagt.

"Hättest du wohl gern. Ich gehe draußen nur baden, wenn das Wasser gerade frisch eingelassen wurde."

Aha, jetzt wusste Gisela, wer den Badeteich draußen immer zum Düngeplatz umfunktionierte. Hätte sie sich denken können, dass Hilde ihr Revier markierte. Wahrscheinlich war das der Grund, warum sie draußen so selten badete und hatte nichts mit der Wassertemperatur zu tun.

Herrlich, wie angenehm das warme Wasser sie umschmeichelte. Da könnte sie ewig drin liegen und herumplanschen. So was sollte man den jüngeren Artgenossen überlassen, aber im warmen Nass fühlte sie sich wieder wie ein Pupsködel. Jauchzend tauchte sie unter, planschte ausgelassen und besprühte sich mit dem Wasser. Jetzt noch ein bisschen auf die Oberfläche hauen, dass es nur so spritzte. Besucher waren nicht in der Nähe, da konnte sie etwas ausgelassener sein als sonst.

Nachts um halb drei baden zu gehen hatte seine Vorteile. Wenn nur Hilde nicht stören würde, die neidisch auf sie war und deshalb kein gutes Haar an ihr ließ. Damit kam sie zurecht, schließlich kannte sie es seit Jahren nicht anders. Das ging bei ihrem einen Ohr rein und beim anderen gleich wieder raus oder sie tauchte mit dem Kopf im Wasser unter, dass nur noch ihr Rüssel rausguckte. Auch eine Möglichkeit, um diese Querulantin für ein paar Minuten loszuwerden.

Alt oder nicht alt?

Elefantin Hilde besah sich besorgt ihr Spiegelbild im Badeteich.

"Ich glaube, ich werde alt", murmelte sie gedankenverloren.

"Du bist alt", sagte Sieglinde, die wenige Meter neben ihr stand und Wasser in ihren Rüssel sog, um es sich anschließend ins Maul zu spritzen.

"Noch nie hat mir jemand mein wahres Alter angesehen. Bis vor kurzem bin ich sogar noch als junger Elefant bei den Besuchern durchgegangen."

Sieglinde musste an sich halten, um nicht loszuprusten. Seit wann ging die dicke Hilde als junger Elefant durch? Die Besucher mussten blind sein.

"Wahrscheinlich waren das die gleichen, die Trine als alte Oma und Oberchefin bezeichnet haben. Wir beide wissen, wo Trine steht - noch unter dir."

"Dafür kann sie sehr dominant sein."

"Doch nur, um ihrer Tochter, diesem verfressenen Dickerchen, klarzumachen, dass diese ihr das Futter zu überlassen hat."

"Die nimmt sich alles, was ihr angeboten wird. Kein Respekt vor dem Alter. Wenn wir nebeneinander stehen, bekommt sie viel mehr als ich. Immer mit der Begründung, sie sei noch so klein, jung und müsse noch wachsen", beschwerte sich Hilde und besah sich noch einmal genauer ihr Spiegelbild auf der Wasseroberfläche. Mindestens fünfzehn Jahre jünger sah sie aus. Weder war sie eine Bohnenstange wie Sieglinde, noch so runzlig wie Gisela, das alte Faltenmonster.

Wieso war sie unter den wildfremden Besuchern nicht mehr so beliebt wie früher? Das Dickerchen war ein Charmebolzen, aber das war sie ebenfalls. Hatte sie ihren Zenit überschritten?

Sieglinde und Gisela hatten kein Futter eingebüßt. Aber die standen auch nicht neben dem wohlgenährten Dickerchen, sondern neben Trine.

"Ja, ja", sagte Sieglinde. "Rupa muss noch wachsen - in die Breite."

"Sag mal, Lindi, glaubst du, dass ich das Schlammbad öfters aufsuchen sollte?"

"Deiner Figur würde es sicherlich nicht schaden."

"Ich dachte mehr an die verjüngende Wirkung des Schlamms."

"Probier's aus."

Sieglinde glaubte nicht, dass es helfen würde, aber das sollte Hilde selbst herausfinden. Wer neben einem jüngeren Elefanten wie dem wohlgenährten Dickerchen stand, zog immer den Kürzeren. Deshalb gesellte sich Lindi lieber zu Gisela und Trine als zu Rupa. Wenn sie doch einmal das Pech hatte neben dem Dickerchen zu stehen und die mehr abstaubte als sie, bekam diese eine Kopfnuss und wurde an den Ohren gezogen. Das reichte aus, um Rupa zu zeigen, wem die dargebotenen Leckereien gebührten - außer es handelte sich um Stinkermöhren. Das erzählte sie der dicken Hilde nicht, sonst würde die in ihrem Übereifer, Rupa Respekt lehren zu wollen, diese in den Graben schubsen. Hilde würde dann wieder so tun, als habe sie mit der ganzen Sachen nichts zu tun und das Dickerchen wäre bloß ungeschickt gewesen. Die brauchte nur einmal unschuldig gucken und schon war sie fein raus.

Nur würde sie dadurch mehr Futter bekommen? Der dicken Hilde würden ein paar Kilo weniger besser stehen. Nur wollte die nie auf ihren Rat hören.

Torwartträume

"Dank unserem wuchtigen Koloss halten wir die Null. Es gab bereits einige dramatische Szenen, doch Hilde hält ihr Tor sauber. Sollten wir dieses Spiel gewinnen, werden..."

Elefantin Hilde schreckte aus ihrem Tagtraum auf, als sie angerempelt wurde.

"Was fällt dir ein, Darjeeling?", fuhr sie den Jüngsten der Gruppe an. "Wenn du jemanden ärgern willst, halte dich an Ingrid. Nur lass mich in Frieden, du Stoßzahnpieker, sonst kannst du was erleben."

"Das sag ich Mama, wie gemein du zu mir bist. Es wird ihr nicht gefallen, wie du mich behandelst", sagte der kleine Elefantenbulle trotzig.

Die Jugend wird immer frecher, ging es Hilde durch den Kopf.

"Spiel dich bloß nicht auf, nur weil du der Kronprinz bist. Sonst sage ich Gisela bescheid und die schmeißt dich aus der Gruppe. Also troll dich! Noch bin ich gut gelaunt."

"Gemeines Biest!", hörte sie Darjeeling noch sagen, als er sich entfernte.

"Trine hat ihr Energiebündel nicht im Griff", sagte Sieglinde, die die Szene aus sicherem Abstand beobachtet hatte.

Mit Darjeeling hatte sie sich nie anfreunden können. Trine war ganz in Ordnung, aber ihr Nachwuchs war völlig verzogen. Selbst das wohlgenährte Dickerchen hatte keinen Respekt, sondern dachte nur an ihr eigenes leibliches Wohl.

"Ich muss mich wirklich mit Trine unterhalten. So geht das nicht weiter. Jeder von uns trägt bereits Blessuren, die wir Darjeeling zu verdanken haben", erwiderte Hilde und sah die kreisrunde Wunde auf Sieglindes Rüssel, für die der Stoßzahnpieker verantwortlich war.

"Weißt du, wovon ich träume", begann sie nach längerem Schweigen.

"Gisela in den Hintern zu treten", kam die prompte Antwort.

"Das schaff' ich eines Tages auch. Nein, ich habe einen viel größeren Wunsch: Ich will Torwart werden."

"Du weißt schon, dass es hier weder Elefantenpolo noch -fußball gibt. Du müsstest so einen Verein selbst gründen. Allerdings bezweifle ich stark, dass du die erforderliche Anzahl an Spielern zusammen bekommst. Ich mach schon mal nicht mit und auf Gisela brauchst du auch nicht zählen."

"Mit euch will ich nicht spielen. Ich will meinen Lieblingsverein unterstützen."

"Diese Gurkentruppe?", fragte Sieglinde überrascht. Damit hatte sie nicht gerechnet, obwohl man bei Hilde auf alles gefasst sein musste.

"Ganz genau, damit sie keine Gurkentruppe mehr sind. Denn ich werde das Tor sauber halten."

"Staubwedel und Putztuch werden wir sicherlich irgendwo für dich finden. Du kannst auch die Schubkarre schieben, wenn unsere Betreuer saubermachen. Die werden sich über deine Unterstützung sicherlich freuen. Hast du dich nicht für die Zeitung als Putzhilfe ablichten lassen, als du jung warst?"

"Menno, Lindi, nie nimmst du mich ernst", klagte die dicke Hilde.

"Wieso? Du willst putzen, auch wenn ich mir bei dir so etwas nicht vorstellen kann. Du lässt andere für dich arbeiten."

"Wenn ich beim Fußball vom sauber halten spreche, meine ich, dass ich keinen Ball reinlasse."

"Ach so, sag das doch." Sieglinde musterte ihre Artgenossin. "Bei deiner Figur passt das. Kannst gleich das Dickerchen für die Abwehr anlernen, dann kommt niemand mehr an euch beiden vorbei."

"Das mache ich allein. Nachher stellt sich Rupa auf den Ball und bekommt die rote Karte."

Hilde unterließ es wohlweislich darauf hinzuweisen, dass das wohlgenährte Dickerchen ihr die Schau stehlen könnte.

Nachdem die Elefantin einen dicken Ast entlaubt hatte, nahm Lindi ihr den Rest weg. So machte sie es auch immer bei Gisela. Wobei es die manchmal nicht rechtzeitig schaffte, alle Blätter abzureißen und in ihrem Maul verschwinden zu lassen. Bei der dicken Hilde traute sich Sieglinde das nicht, auch wenn die in der Randordnung unter ihr stand. Die Gefahr, im Graben zu landen, war ihr zu hoch.

"Wie willst du die Gurkentruppe von dir überzeugen?"

"Ich schicke ihnen ein Bewerbungsvideo. Ingrid holt sich eine der elektronischen Platten von unseren Betreuern. Den passenden Stift zum Benutzen hat mir Rupa bereits besorgt. Dann drehen wir einen Film, wo ich ganz viele Bälle halte. Betty hat das bereits mit mir geübt, damit es professionell aussieht. Als ehemalige Zirkustante weiß sie, wie man sich inszenieren muss, um gut auszusehen."

"Die glaubt immer noch der große Star zu sein. Ihre Allüren sind nicht auszuhalten."

"Deshalb brauchst du sie noch lange nicht zusammenzustauchen. Für Betty bin ich verantwortlich."

Anstelle einer Antwort brach Sieglinde sich ein Stück Holz von dem Ast ab. Es war aussichtslos Hilde zu erklären, dass man auch mal jemanden zurechtweisen musste, mit dem man eigentlich kaum etwas zu tun hatte Und der jemand anderem unterstand. Wenn Betty sich allerdings aufspielte, als sei sie diejenige, die aufgrund ihrer Zeit als Zirkuselefant mehr Rechte habe, musste man ihr zeigen, dass sie falsch lag.

Sieglinde entdeckte Trine, die mit grimmigem Gesicht auf sie und Hilde zukam.

"Wer von euch hat behauptet, ich hätte meinen Sohn nicht erzogen?"

Sieglinde und Hilde sahen Trine stumm an. Diese wurde unter den Blicken nervös.

"Na ja, vielleicht hat er ein wenig geflunkert und will nicht zugeben, dass Ingrid ihn mal wieder zurechtgestutzt hat oder es war Else. Eine von beiden ärgert er immer."

"Bei dem Früchtchen von Sohn musst du aufpassen", sagte Lindi.

"Du solltest ihm seine Grenzen aufzeigen."

"Er ist in einem schwierigen Alter", erwiderte Trine und hoffte, ihr würden nicht noch mehr Vorhaltungen gemacht werden. Die beiden alten Tanten sollten sich nicht so aufspielen.

"Hilde ist auch in einem schwierigen Alter. Sie will Torwart werden."

Hektisch drehte sich die dicke Hilde von einer Seite zur anderen, ob auch niemand das Gespräch mitbekommen hatte, der es nicht hören sollte.

"Jetzt erzähl' das nicht überall rum. Ich will nicht, dass unsere Betreuer davon erfahren, bevor ich das Bewerbungsvideo abgeschickt habe."

"Die werden das schon herausfinden, wenn denen nicht längst dein seltsames Verhalten aufgefallen ist. Bälle abwehren, so verhält sich kein normaler Elefant."

"Die achten nicht auf mich, solange ich mich von Gisela fernhalte. Ich würde sie zu gerne mal abschießen, aber dann verrate ich mich selbst, also beherrsche ich mich und lasse es sein. Auf mich kommt niemand. Das klappt schon."

"Falls Ingrid dir eine elektronische Platte besorgen kann. Ich glaube nicht daran."

"Pah, du gönnst mir meinen Erfolg nicht."

"Ich bin bloß realistisch. Die lassen dich nie raus."

"Früher habe ich mit unseren Betreuern immer Ausflüge außerhalb des Zoos gemacht."

"Damals warst du klein und hast aufs Wort gehört."

"Ich höre genauso gut wie früher, meine Ohren funktionieren.

---ENDE DER LESEPROBE---