Notärztin Andrea Bergen 1297 - Marina Anders - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1297 E-Book

Marina Anders

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Beschreibung

Leise summt die hübsche Sabrina zur Musik aus dem Autoradio, während sie darauf wartet, dass sich die Schranken des Bahnübergangs wieder öffnen. Sie will noch schnell in die Stadt, um einige Sachen einzukaufen - und dann wird Paul schon vor ihrer Tür stehen, um sie zu ihrem Liebesurlaub in St. Moritz abzuholen! Oh, wie sehr freut sich Sabrina auf die romantischen Tage im Schnee, für die Paul eine große Überraschung angekündigt hat. Will er ihr endlich die Frage aller Fragen stellen, auf die sie schon so lange wartet?

In diesem Moment wird die hintere Tür von Sabrinas Wagen aufgerissen, und eine schwarz vermummte Gestalt springt auf die Rückbank. Etwas Kaltes, Hartes drückt sich plötzlich in Sabrinas Nacken, und als sich kurz darauf die Schranken des Bahnübergangs heben, beginnt für die Stewardess ein Albtraum, der sie ihr Leben lang verfolgen wird. Eine Stunde später wird ihr Fahrzeug in einen schweren Unfall verwickelt, der Sabrinas Leben für immer verändert ...

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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Und plötzlich ist alles anders …

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / RStollner

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2796-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Noch immer zittern mir nach unserem Einsatz auf der Autobahn die Knie, und das Entsetzen, das mich beim Anblick der schwer verletzten jungen Frau gepackt hat, will mich einfach nicht mehr loslassen. Erst vor wenigen Wochen habe ich Sabrina Holthaus während eines Flugs von Wien nach Köln als strahlend schöne, lebensfrohe Stewardess kennengelernt – und nun ist alles verloren! Bei einem katastrophalen Unfall ist die junge Frau aus ihrem Wagen geschleudert und von einem Lkw überrollt worden, meinen Kollegen im OP wird nichts anderes übrig bleiben, als ihr schwer verwundetes Bein zu amputieren. Auf dem Flur wartet schon die Kripo, denn Sabrina soll viel zu schnell gefahren sein und sich und andere bewusst gefährdet haben. Es fällt mir schwer zu glauben, dass die besonnene Sabrina so verantwortungslos gehandelt haben soll. Doch plötzlich bekommt die namenlose Angst, von der sie mir im Krankenwagen wirr erzählt hat, eine neue, grauenerregende Dimension …

Sabrina Holthaus merkte, wie Paul seinen Arm von der Sofalehne auf ihre Schultern gleiten ließ, und kuschelte sich enger an ihn. Sie war so glücklich, dass ihre Beziehung sich immer mehr intensivierte. Eines Tages würde er vielleicht doch die entscheidende Frage stellen, ob sie ihn heiraten wollte. Dann würde für sie ein Traum in Erfüllung gehen, und der begehrte Junggeselle würde ihr gehören.

Sabrina hob das Gesicht zu ihm auf und lächelte ihn an. Doch Paul achtete nicht weiter auf sie. Er unterhielt sich gerade mit Martin, dem Freund ihrer Schwester Lotta.

»Soll ich noch Käse und Kräcker holen?« Lotta war schon aufgestanden und nahm die leere Schale und das ebenso leere Käsebrett an sich. Sie war eine schlanke junge Frau mit schwarzen Haaren, die sie meistens zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte.

»Kann ich dir etwas helfen?«, bot Sabrina an, nachdem die beiden Männer spontan zugestimmt hatten, dass Nachschub eine gute Idee wäre. Im Gegensatz zu ihrer Schwester war Sabrina dunkelblond, wenn auch ebenso groß und schlank.

»Danke, das schaffe ich gerade noch allein«, gab Lotta trocken zurück und ging zur Tür.

Während ihre Schwester in der Küche verschwand, beteiligte sich Sabrina am Gespräch der beiden Männer. Paul erzählte gerade von ihren gemeinsamen freien Tagen, die sie vor ihrem Rückflug von Calgary nach Frankfurt mit Skifahren in den Rockies und durchtanzten Nächten verbracht hatten.

Sabrina war Stewardess bei derselben Airline, bei der Paul als Flugkapitän angestellt war. Beide waren leidenschaftlicher Skifahrer und nahmen jede Gelegenheit wahr, um ihren geliebten Sport auszuüben, wo immer sie zwischen den Flügen ein paar Tage freihatten. Sie tanzten auch beide leidenschaftlich gern.

»Sehr erholsam klingt das aber nicht«, bemerkte Martin. Er war Beamter bei der Stadtverwaltung und schätzte sein ruhiges Leben. Schon allein Lottas unterschiedlicher und stressiger Dienst – sie war Rettungssanitäter beim DRK – brachte seinen Lebensrhythmus empfindlich durcheinander.

»Erholen können wir uns zu Hause«, tat Sabrina mit einer Handbewegung ab. »Wenn wir unterwegs sind, wollen wir etwas sehen und erleben.«

Lotta kam mit dem Nachschub an Kräckern und Käse zurück und stellte alles auf den Couchtisch.

»Wie ist das eigentlich – gibt die Airline verheirateten Paaren einen Vorrang und teilt sie zu gemeinsamen Flügen ein, damit sie in ihrer Auszeit auch etwas voneinander haben?«, fragte Martin.

Paul van Veen, der holländische Flugkapitän mit dem Aussehen eines Filmstars, zuckte mit den breiten Schultern.

»Mit etwas Glück und einigen Überredungskünsten schaffen Sabrina und ich es meistens, dass wir auf denselben Flügen Dienst haben. Zu heiraten brauchen wir deswegen nicht. Und wir müssen auch nicht auf jedem Flug zusammen sein.«

Sabrina biss sich auf die Lippe. Warum hatte sie plötzlich das Gefühl, dass Paul ihr entglitt?

»Fliegt ihr eigentlich nur Langstrecke?«, wollte Martin weiter wissen.

»Nein, auch Kurzstrecke«, erwiderte Sabrina. »Ab nächster Woche sind Paul und ich für eine Weile auf Europaflügen im Dienst. Dann können wir öfter zu Hause sein, was auch mal ganz schön ist.«

»Ich beneide euch«, warf Martin etwas wehmütig ein. »Nicht unbedingt um eure Berufe, die wären mir doch etwas zu stressig, aber darum, dass ihr viel zusammen sein könnt. Von Lotta habe ich oft tagelang nichts. Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, ist sie schon fort zum Nachtdienst, und wenn sie am Morgen heimkehrt, gehe ich zur Arbeit. Mit etwas Glück können wir gerade noch eine Tasse Kaffee zusammen trinken.«

Lotta strich ihm kurz über den Arm. »Jeder sucht sich eben seinen Traumberuf. Ich war erst Krankenschwester, wollte aber dann unbedingt in den Rettungsdienst und habe mich deshalb entsprechend ausbilden lassen.«

Martin griff nach seinem Bierglas. »Traumberuf? Ich bin zwar mit Leib und Seele Sachbearbeiter, aber von einem echten Traumberuf können wir nur bei Sabrina und Paul reden.«

Sabrina verzog leicht das Gesicht. »Bei Paul, ja. Stewardess ist nicht mehr unbedingt der Traumberuf. Er ist anstrengend und geht oft so an die Substanz, dass man Mühe hat, die Nerven zu behalten.«

»Aber die große weite Welt zu sehen macht das doch sicher wieder wett, oder?«

»Ja, das schon«, musste Sabrina zugeben. Auch sie hatte erst einen anderen Beruf erlernt, nämlich den der Industriekauffrau. Erst später hatte sie sich ihren Traum erfüllt und war Stewardess geworden. Sie hatte diese Entscheidung auch nie ernstlich bereut.

Die beiden Paare saßen an diesem Abend noch lange zusammen und plauderten über Gott und die Welt. Es war Wochenende, und keiner von ihnen musste am nächsten Morgen früh aufstehen. Lotta hatte sogar noch den Montag frei. Sabrina und Paul dagegen mussten am Montagmorgen schon in aller Frühe am Flughafen sein und sich auf ihren ersten Morgenflug vorbereiten.

»Schade, dass uns für London keine Zeit bleibt«, bedauerte Sabrina, als sie am Montagmorgen in der Lounge darauf warteten, an Bord ihres Fliegers zu gehen. »Dort hätte ich lieber ein paar Stunden verbracht als in Reykjavik. Wahrscheinlich ist da noch tiefster Winter.« Sie zog fröstelnd die Schultern hoch.

»Als ob das Wetter in London so gemütlich wäre!«, spottete Paul.

»Ich weiß, du liebst Island. Aber ich würde lieber in die Wärme fliegen.«

»In ein paar Monaten haben wir wieder Sommer.« Paul grinste. »Ich höre dich schon unter der Hitze stöhnen.«

»Nur, wenn es in Länder mit hoher Luftfeuchtigkeit geht«, betonte Sabrina. Sie wollte noch etwas hinzufügen, doch da war es schon so weit, dass die Crew an Bord gehen sollte.

***

»Schon Feierabend, Herr Röderbach?« Der Pförtner der Sportgerätefabrik Röderbach tippte sich an die Mütze, als der Juniorchef das Seitenfenster seines Wagens herunterließ.

Armin Röderbach, der gern mit dem langjährigen Pförtner plauderte, lächelte breit.

»Das sind Sie von mir wohl gar nicht gewöhnt, dass ich so früh nach Hause fahre, wie?«

»Nein, tatsächlich nicht. Und Ihren Vater habe ich auch bereits wegfahren sehen.« Der Pförtner schüttelte den Kopf. »Gibt es da einen besonderen Anlass?«

»Wir haben heute Abend Besuch, und meine Mutter hat uns ans Herz gelegt, pünktlich nach Hause zu kommen«, erklärte Armin. Er plauderte noch ein paar Worte mir dem Pförtner, wünschte ihm einen schönen Feierabend und fuhr vom Firmengelände.

Sehr glücklich war Armin nicht darüber, dass er seine Arbeit im Stich lassen musste. Er wollte, er hätte noch ein paar Stunden in der Firma bleiben und verschiedene wichtige Dinge erledigen können. Stattdessen musste er den Abend mit seinen Eltern und deren Geschäftsfreunden verbringen.

Ein besonderer Anlass? Ja, so konnte man es nennen. Zu diesen Geschäftsfreunden gehörte nämlich eine Tochter im heiratsfähigen Alter, von der seine Eltern fanden, dass sie eine vorzügliche Schwiegertochter abgeben würde.

Marleen war gerade aus den USA zurückgekehrt, wo sie praktische Erfahrungen in der Marktforschung gesammelt hatte, die nun der Firma ihres Vaters zugutekommen sollten. Den Bornemanns gehörte eine Kette von Wellness-Hotels in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie waren gute Kunden, denn schon seit Jahren hatten sie ihre Fitness-Räume mit Sportgeräten der Firma Röderbach ausgestattet. Würde man die beiden Firmen zusammenlegen, würden beide Seiten nur davon profitieren.

Armin verzog leicht den Mund. Natürlich wusste er, wie dieses »Zusammenlegen« aussehen sollte. Seine Eltern machten keinen Hehl daraus, dass sie hofften, er und Marleen würden eines Tages heiraten.

Was für eine Schnapsidee! Dabei kannte er sie kaum. Bevor sie damals in die Staaten gegangen war, hatte er sie ein paar Mal gesehen. Nur vage konnte er sich an ihr Äußeres erinnern. Irgendwie waren ihm kurze rotbraune Haare und Sommersprossen in Erinnerung geblieben. Sehr lebhaft war sie gewesen, und sie hatte ihm offen gezeigt, dass sie an ihm interessiert war. Beides hatte er ziemlich nervig gefunden.

Heute Abend nun würde sie mit ihren Eltern zum Essen kommen. Armin war klar, dass es sich nicht nur um eine geschäftliche Zusammenkunft handelte. Er hatte das Gefühl, dass es ihren und seinen Eltern in erster Linie darum ging, sie beide zu verbandeln. Doch da würde er nicht mitspielen. Seine zukünftige Frau suchte er sich selbst aus – falls er überhaupt jemals heiraten würde. Es kam ganz darauf an, ob und wann ihm die Richtige über den Weg laufen würde. Und wenn es einmal so weit war, würden Geschäftsinteressen ganz bestimmt keine Rolle spielen.

Armin setzte den Blinker und bog in die Stadtparkstraße ein, wo die Villa seiner Eltern stand. Er parkte vor der hohen Thuja-Hecke und stieg aus.

Seine Mutter öffnete ihm auf sein Klingeln. Sie trug ein elegantes taubenblaues Ensemble, das sie größer und schlanker erscheinen ließ.

»Bist du direkt von der Firma hergekommen?«, fragte sie mit einem stirnrunzelnden Blick auf seine Kleidung.

Armin betrat die Diele. »Natürlich, sonst wäre es noch später geworden. Warum?«

»Du hättest nach Hause fahren und dich umziehen können.« Leiser Tadel schwang in Ellen Röderbachs Stimme.

Armin schaute an seiner langen Gestalt herunter. Er trug eine salonfähige hellgraue Hose und ein anthrazitfarbenes Sakko im Fischgrätenmuster. »Was gefällt dir an mir nicht?«

»Du hättest einen dunklen Anzug anziehen können.«

»Wozu? Erwarten wir die Königin von England?«

»Nein, aber wichtige Geschäftsfreunde.« Mit einem resignierten Seufzer schloss Ellen hinter ihm die Tür.

Aus der Küche zogen verlockende Düfte herbei. »Was gibt es zu essen?«, fragte Armin.

»Chateaubriand mit Dauphine-Kartoffeln und Spargel«, war die Antwort. »Als Vorspeise eine Avocado-Garnelen-Suppe und zum Nachtisch Kirschnougat-Dessert.«

Armin zog die Augenbrauen hoch. »Was, dieses Festessen hast du heute Nachmittag noch gezaubert?« Seit er in die Schule gekommen war, arbeitete seine Mutter halbtags in der Firma. Er konnte sich nicht erinnern, dass sie heute früher nach Hause gegangen war.

Ellen lächelte. »Nein, natürlich nicht. Margret hat alles vorbereitet, und ich habe nur noch letzte Hand angelegt.«

Margret Sommer, eine treue und zuverlässige Fünfzigerin, war der gute Geist des Hauses und kam mehrmals die Woche, um der Hausfrau unter die Arme zu greifen. Wenn es nach Armins Vater gegangen wäre, hätte seine Mutter ganz zu Hause bleiben und sich um Haushalt und Kind kümmern sollen. Doch sie hatte sich gegen ihren Tyrannen, wie sie ihn manchmal nannte, durchgesetzt.

Wenn ich einmal die Firma übernehme, wird ein anderer Ton herrschen, dachte Armin bei sich. Sein Vater war der Big Boss der Firma und benahm sich auch so, ein Choleriker, der seine Angestellten – und seinen Sohn – hart an die Kandare nahm. Armin wunderte es manchmal, dass ihm die halbe Belegschaft noch nicht davongelaufen war.

»Wo ist Papa?«, fragte er.

»Oben im Schlafzimmer und macht sich fertig. Würdest du dich bitte um die Getränke kümmern? Ich habe noch eine Flasche Weißwein ins Kühlfach gelegt. Sie sollte jetzt die richtige Temperatur haben.«

»In Ordnung, Mama.«

Während seine Mutter sich der Küche zuwandte, ging Armin in den geschmackvoll eingerichteten Wohnraum, den ein breiter bogenförmiger Durchgang mit dem Esszimmer verband. Er holte die Flasche Wein aus dem Kühlfach, überprüfte den Bestand an anderen Getränken und stellte Gläser zurecht. Wie er wusste, würden sie gewohnheitsmäßig vor dem Essen einen Aperitif nehmen.

Da klingelte es auch schon.

»Würdest du bitte öffnen, Armin?«, rief seine Mutter von der Küche her.

Armin legte den Korkenzieher zu den Weinflaschen und verließ das Zimmer. Als er die Diele durchquerte, hörte er seinen Vater die Treppe herunterkommen.

»Geh nur, Junge«, sagte er unter leisem Ächzen. »Bei mir dauert es heute etwas länger.«

Armin warf seinem Vater einen besorgten Blick zu. Dass er Mühe mit dem Treppensteigen hatte, war schon länger der Fall. Nun schien es auch treppab nicht mehr so gut zu gehen. Dabei war er noch keine sechzig Jahre alt. Doch er hatte seit Jahren Arthritis, vor allem in den Knien, und sein Übergewicht und sein Rauchen machten die Sache nicht besser. Obendrein arbeitete er viel zu viel und gönnte sich keine Ruhe. Armin war zwar selbst ein Arbeitstier, das hatte er von seinem Vater geerbt, doch er trieb zum Ausgleich wenigstens Sport.

Er räusperte sich und öffnete die Haustür. Vor ihm standen drei Personen, auf deren Gesichtern ein erwartungsvolles Lächeln lag. Es war das Ehepaar Bornemann mit Tochter.

Armin sah nur Marleen. Wow!, dachte er beeindruckt. Sie hat sich aber verändert. Zwar hatte sie immer noch ihre Sommersprossen, doch ihr rotbraunes Haar war nicht mehr jungenhaft kurz geschnitten, sondern fiel ihr in seidigen Wellen auf die Schultern. Auch ihre Figur hatte er nicht so schlank und wohlgeformt in Erinnerung.

»Hallo, Armin«, begrüßte sie ihn fröhlich. »Hat es dir die Sprache verschlagen?«

***

»Sieh nur, was da unten auf der Autobahn los ist!«, bemerkte Dr. Werner Bergen. »Wie gut, dass wir geflogen sind. Sonst wären wir vermutlich nicht vor Mitternacht zu Hause.«

Andrea Bergen unterdrückte ein Gähnen. Sie hatte es sich im Flugzeugsessel bequem gemacht und die Lider geschlossen, um etwas zu dösen. Der Ärztekongress der Pädiater in Wien, zu dem sie ihren Mann begleitet hatte, war ziemlich anstrengend gewesen. Nun wollte sie den Rückflug zu einem kleinen Schläfchen nutzen.

Sie reckte den Hals und schaute aus dem Fenster. Unter ihr schlängelte sich das Band der Autobahn dahin. Tatsächlich, es sah nach einem kilometerlangen Verkehrsstau aus.

»Aber wir hätten mehr gesehen«, wandte Andrea ein.

Werner tätschelte ihr das Knie. »Ich weiß, du wolltest diesen Kongress mit ein paar Urlaubstagen verbinden, aber es hat leider nicht geklappt. Ich kann meine derzeitigen Sorgenkinder nicht so lange allein lassen, und du hättest ohnehin nicht freibekommen, weil Dr. Conrady krank ist.«

Herbert Conrady war Andrea Bergens Notarztkollege am Elisabeth-Krankenhaus, wo Werner als Belegarzt auf der Kinderstation über mehrere Betten verfügte. Zurzeit lagen dort gleich zwei krebskranke kleine Patienten von ihm, um die er sich große Sorgen machte. Doch der Kongress war gerade in dieser Beziehung für ihn wichtig gewesen, und er hatte wertvolle neue Erkenntnisse sammeln können, die seinen Patienten zugutekommen würden.

»Du hast ja recht, Lieber.« Andrea drückte kurz seine Hand, die er von ihrem Knie zurückzog, als die Stewardess zu ihnen trat.

»Möchten Sie etwas trinken?«, erkundigte sie sich freundlich. Sie deutete auf ihren Getränketrolley und bot alkoholische sowie alkoholfreie Getränke an.

Andrea liebäugelte zuerst mit einem Orangensaft, entschied sich dann jedoch für ein Glas Weißwein. Werner nahm ebenfalls Wein.

Die Stewardess füllte zwei Becher und reichte sie ihnen. »Zum Wohl.«

»Vielen Dank.« Andrea schenkte der sympathischen jungen Frau, deren Namensschildchen verriet, dass sie Sabrina hieß, ein nettes Lächeln.

Die Stewardess schob ihren Trolley weiter. Andrea und Werner stießen miteinander an.

»Ein Vorteil, wenn man nicht mit dem Auto unterwegs ist«, meinte er augenzwinkernd. »Im Flugzeug können wir unseren Wein unbesorgt genießen.«

Dazu sollte es allerdings nicht kommen. Sie hatten gerade ein paar Schlucke getrunken, als im Lautsprecher eine Durchsage kam. Wegen eines Notfalls bat man Ärzte oder Krankenschwestern, die sich eventuell unter den Passagieren befanden, sich beim Kabinenpersonal zu melden.

Sofort lösten Andrea und Werner die Sicherheitsgurte und verließen ihre Plätze. Suchend schauten sie sich um.

»Dort vorne«, sagte Andrea dann und deutete auf die dunkelblonde Stewardess von vorhin, die jetzt neben einem zusammengesackten älteren Mann kniete und ihm eine Blutdruckmanschette anlegte.