Notärztin Andrea Bergen 1311 - Marina Anders - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1311 E-Book

Marina Anders

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Beschreibung

Als bei der dreijährigen Mia ein seltener Gendefekt diagnostiziert wird, brechen für die Kleine und ihre Mutter Kristin schwere Zeiten an. Doch durch eine Knochenmarktransplantation soll das geschädigte Immunsystem wieder neu aktiviert werden.

Der behandelnde Kinderarzt Dr. Baumgärtner ist zuversichtlich, dass Mia nun eine echte Chance hat, wie Gleichaltrige zu spielen und zu toben. Während der langwierigen und sehr strapaziösen Behandlung im Isolationszelt verliert Mia nie den Mut - und ihr süßes Lächeln bezaubert alle im Elisabeth-Krankenhaus. Aber anstatt sich langsam zu erholen, wird das Kind plötzlich schwächer und schwächer!

Die grausame Wahrheit ist: Ohne Spenderherz wird Mia sterben! Doch der erlösende Anruf, dass ein passendes Organ gefunden ist, bleibt aus ...

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Wie lange wirst du noch spielen?

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / Oksana Kuzmina

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-3759-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Gerade ist Kristin Brenner tränenüberströmt in meinen Armen zusammengebrochen! Es scheint, als ob sie jede Hoffnung, dass ihre kleine Tochter wieder gesund wird, verloren hat. Auch ich konnte die verzweifelte Mutter kaum trösten, denn die Prognose für die tapfere Mia, die trotz ihrer Qualen immer noch alle mit ihrem süßen Lächeln verzaubert, ist denkbar schlecht. Erst wurde ein seltener Gendefekt bei der Kleinen diagnostiziert – und nun droht auch noch, ihr Herz zu versagen. Ohne Transplantation wird Mia bald sterben!

»Das haben Sie prima gemacht, Frau Brenner. Von Ihren Kolleginnen hätte bestimmt keine diesen Ladenhüter so rasch an den Mann beziehungsweise die Frau gebracht.«

Lächelnd bedankte Kristin Brenner sich bei der Abteilungsleiterin des »Modehauses am Markt« für das Lob, weil sie mit viel Überzeugungskraft und Engelsgeduld ihre Kundin zum Kauf eines nicht mehr ganz aktuellen und sehr teuren dreiteiligen Ensembles animiert hatte.

Ihre heimliche Hoffnung, dass sie in absehbarer Zeit zur Direktrice avancieren würde, wuchs. Denn die jetzige Direktrice würde demnächst heiraten und wegziehen. Wer ihre Nachfolgerin wurde, stand noch nicht fest.

Kristin räumte den Kleiderstapel wieder weg und widmete sich einer neuen Kundin. Auch diese verließ das Modehaus nicht, ohne etwas gekauft zu haben.

Gegen Ladenschluss war Kristin hochzufrieden mit ihrer Tagesleistung. Die Geschäftsleitung konnte ihr wirklich nicht vorwerfen, nicht genügend Ware zu verkaufen. Das einzige Problem bei ihr war, dass sie oft fehlte, weil ihre dreijährige Tochter häufig krank war.

In regelmäßigen Abständen litt Mia am Pfeifferschen Drüsenfieber und konnte deswegen nicht zu ihrer Tagesmutter gehen. Dann war es jedes Mal Kristin, die zu Hause bleiben musste, obwohl Hartmut, ihr Mann, als selbstständiger Unternehmensberater auch einmal hätte einspringen können. Doch das lehnte er ab. Und ihre Schwiegermutter war selbst berufstätig und hatte mit dem Kind ohnehin nichts am Hut.

Ein Lächeln lag auf Kristins Lippen, als sie zu ihrem Auto ging, das in einer Seitenstraße parkte. Sie freute sich auf ihre Kleine, die sie in wenigen Minuten von der Tagesmutter abholen würde.

Weniger dagegen freute sie sich auf zu Hause. Wenn zwischen Hartmut und ihr alles noch so wäre wie früher, dann wäre es etwas anderes gewesen. Leider steckte ihre Ehe schon seit einer ganzen Weile in der Krise. Nach vier Ehejahren hatten sie sich kaum noch etwas zu sagen.

Nach kurzer Fahrt über die Rheinbrücke bog Kristin in ein Wohnviertel ein und hielt dann vor einem der neu erbauten Doppelhäuser.

Tanja öffnete auf ihr Klingeln. Auf ihrem Arm hatte sie die kleine Mia.

»Deine Kleine schläft mal wieder«, sagte sie, nachdem sie einander begrüßt hatten.

Kristin nahm ihr das Kind ab. Zärtlich drückte sie ihre Tochter an sich.

»Ist mit Mia eigentlich alles in Ordnung?«, fragte Tanja besorgt. »In letzter Zeit gefällt sie mir nämlich überhaupt nicht. Sie ist immer so blass und müde.«

Kristin nickte. »Das ist mir auch schon aufgefallen. Ich hoffe, sie kriegt nicht wieder dieses Drüsenfieber. Die Krankheitstage, die ich im Geschäft für Mia nehmen kann, sind schon alle aufgebraucht.«

»Nach Drüsenfieber sieht es mir aber nicht aus«, meinte Tanja. »Geh mit ihr doch mal zu einem anderen Arzt. Euer Hausarzt scheint nicht ganz auf dem neuesten medizinischen Stand zu sein.«

»Ach, ich weiß nicht …« Kristin seufzte. »Ich wollte ihn ja schon wechseln, weil Mia immer häufiger am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt und mir das etwas komisch vorkommt. Aber meine Schwiegermutter schwört auf ihn. Er ist ihr und Hartmuts langjähriger Hausarzt, und sie sehen beide keinen Grund, zu einem anderen Arzt zu gehen.«

»Deine Schwiegermutter!« Tanja verzog abfällig die Lippen. »Höre nicht auf sie und tue, was du für richtig hältst.«

»Als ob das so einfach wäre! Du kennst ja die Verhältnisse.« Tanja Frey war nicht nur Mias Tagesmutter, Kristin war schon seit Jahren mit ihr befreundet.

»Trotzdem solltest du dir einen anderen Arzt suchen. Heute war es bei Mia besonders schlimm mit ihrer Müdigkeit.« Tanja strich der Kleinen, die auf dem Arm ihrer Mutter weiterschlief, kurz über das dunkle Haar. »Ständig hat sie gegähnt, hatte keine Lust zum Spielen, und beim Mittagessen ist sie eingeschlafen.«

»Es könnte vielleicht eine Blutarmut sein«, überlegte Kristin. »Ob ich ihr einen besonders eisenhaltigen Kindersaft besorgen soll?«

»Zu einem fähigen Kinderarzt solltest du meiner Meinung nach gehen. Entschuldige, wenn ich einen so strengen Ton anschlage, aber ich mache mir wirklich Sorgen um die Kleine.«

Kristins Lächeln geriet etwas schief. »Schon gut, Tanja. Ich bin ja froh, dass du so offen zu mir bist. Es ist für mich nur nicht so einfach, etwas zu ändern.«

»Das kann ich mir schon vorstellen. Aber du tust weder dir noch deiner Kleinen einen Gefallen, wenn du dich nicht gegen deinen Mann und deine Schwiegermutter durchsetzt.«

»Ich versuche es ja«, murmelte Kristin. Es klang resigniert und irgendwie hilflos.

Tanja strich ihr mitfühlend über den Arm. »Sag mal, schläft Mia auch nachts so unruhig und macht allerlei Geräusche wie beim Mittagsschlaf? Sie schnarcht regelrecht. Wacht sie nachts öfter auf? Denn wenn sie in der Nacht keinen erholsamen Schlaf bekommt, würde das ihre Müdigkeit tagsüber erklären.«

»Ich werde mal drauf achten«, versprach Kristin.

***

Auf der Heimfahrt nahm Kristin sich vor, sich später im Internet über Schlafstörungen bei Kindern zu informieren. Mangelnder Schlaf konnte sicher eine Ursache dafür sein, dass Mia manchmal so blass aussah und so müde war.

Als Kristin in ihre Straße einbog, sah sie schon von Weitem das Auto ihrer Schwiegermutter vor dem Haus parken.

O nein, nicht schon wieder!, dachte sie frustriert. Am liebsten wäre sie einfach weitergefahren. Aber das konnte sie schlecht tun. So bog sie in ihre Einfahrt ein und fuhr ihr Auto in die Garage.

Mia war inzwischen aufgewacht, schien aber noch müde zu sein, denn sie gähnte.

»Na, meine kleine Maus, bist du endlich wach?« Lächelnd hob Kristin sie aus ihrem Autositz.

»Mami?« Ganz erstaunt sah Mia ihre Mutter an. »Wo ist Tante Tanja?«

Kristin lachte. »Die ist zu Hause und kocht jetzt das Abendessen. Du hast so fest geschlafen, dass du gar nicht mitbekommen hast, wie ich dich abgeholt und ins Auto gesetzt habe. Jetzt sind wir daheim, und ich werde ebenfalls das Abendessen kochen.«

»Spaghetti?«, fragte Mia hoffnungsvoll.

»Ja, du kriegst deine Spaghetti«, versprach Kristin. Für Hartmut würde sie Kartoffeln kochen, denn zu seinem Steak mochte er sicher keine Nudeln.

Sie stellte Mia auf den Boden und nahm ihre Tasche aus dem Auto. Dann schloss sie die Garage. Mit der Kleinen an der Hand betrat sie das Haus.

Kristin fand ihren Mann und ihre Schwiegermutter im Wohnzimmer. Hartmut trug noch seinen Business-Anzug. Offenbar war auch er gerade erst nach Hause gekommen und hatte noch keine Gelegenheit gehabt, seinen Anzug mit legerer Freizeitkleidung zu vertauschen. Seine Mutter war wie immer modisch-elegant gekleidet und perfekt frisiert. Und wie immer sah sie Kristin mit einem missbilligenden Blick an.

»Guten Abend«, grüßte Kristin. Trotz der unterkühlten Atmosphäre, die ihr entgegenschlug, versuchte sie ein Lächeln.

Nur Hartmut erwiderte ihren Gruß. Doch Kristin war sicher, dass er seine Klienten weitaus netter begrüßte. Unwillkürlich kam ihr der Gedanke, dass er sich bei seiner Mutter wieder mal über sie beschwert haben könnte. Zum Beispiel darüber, dass sie immer noch nicht seinem Wunsch nachgekommen war, mit dem Kind zu Hause zu bleiben, statt arbeiten zu gehen.

»Du kommst spät«, kritisierte Rosita mit strafender Miene.

»Ich hatte bei Ladenschluss noch eine schwierige Kundin, die sich nicht entscheiden konnte«, erklärte Kristin. »Und dann musste ich ja noch Mia von ihrer Tagesmutter abholen.«

»Wobei ihr Frauen natürlich wieder geschwatzt habt«, unterstellte Rosita Brenner ihrer Schwiegertochter vorwurfsvoll. »Dass zu Hause ein hungriger Mann auf sein Abendessen wartet, hast du offenbar vergessen.«

Freundlich bleiben!, mahnte Kristin sich mühsam beherrscht. Nur keinen Ärger hochkommen lassen!

»Wir haben über Mias ständige Müdigkeit gesprochen«, betonte sie. »Tanja hat mir geraten, den Arzt zu wechseln und zu einem speziellen Kinderarzt zu gehen.«

»Unsinn!«, tat ihre Schwiegermutter sofort ab. »Dr. Hansen ist ein äußerst fähiger Allgemeinmediziner. Nicht wahr, Hartmut?«

»Ja, das denke ich auch«, stimmte er seiner Mutter zu.

Wieder einmal hatte Kristin das Gefühl, als bildeten Rosita und Hartmut eine geschlossene Front – eine Front gegen sie. Hatte sie jemals Unterstützung von ihrer Schwiegermutter bekommen? Nein. Nicht einmal von Hartmut, wie Kristin bitter bewusst wurde. Er stand auf der Seite seiner Mutter, und was sie sagte, war richtig.

»Ich mache mich gleich ans Abendessen.« Kristin wandte sich zur Tür, um mit Mia in die Küche zu gehen.

»Ich hoffe, es reicht auch für mich«, hörte sie hinter sich Rositas Stimme. »Falls du nichts dagegen hast, dass ich mit euch zu Abend esse«, fügte sie leicht ironisch hinzu.

Kristin unterdrückte ein Stöhnen. Für Rosita schien es zur Selbstverständlichkeit geworden zu sein, sich zum Essen einzuladen. Sie wollte schon sagen, dass sie nur zwei Steaks gekauft hatte, ließ es dann aber bleiben. Sie würde Rosita ihr Steak überlassen und mit Mia Spaghetti mit Tomatensoße essen.

»Nein, warum sollte ich?«, antwortete sie auf Rositas letzte Bemerkung.

»Aber du solltest Mia erst mal die Hände waschen, bevor sie ihre Bakterien hier verstreut«, verlangte ihre Schwiegermutter. »In so einer Tagesstätte geht es doch nie sauber zu.«

Kristin öffnete empört den Mund. Wie konnte Rosita so etwas behaupten? Doch sie kam nicht dazu, etwas darauf zu erwidern, denn Mia kam ihr zuvor.

»Will nicht Hände waschen«, sagte sie patzig.

»Da wirst du gar nicht erst gefragt«, fuhr Rosita das Kind unwirsch an. »Deine Mutter wäscht dir jetzt Gesicht und Hände, basta.«

Wortlos ging Kristin mit der Kleinen aus dem Zimmer.

***

Dr. Werner Bergen, Belegarzt auf der Kinderstation des Elisabeth-Krankenhauses, blickte auf die Uhr. In wenigen Minuten hatte er eine Besprechung mit seinem Kollegen Christoph Denig, dem Leiter der Radiologie. Eigentlich hatte er zuvor noch nach einem kleinen Patienten sehen wollen, der seit gestern auf der Station lag und morgen operiert werden sollte, doch dazu war jetzt die Zeit zu knapp. Er würde noch zu ihm hineinschauen, bevor er nach Hause fuhr.

Werner verließ die Kinderstation und fuhr ein Stockwerk tiefer, um von dort aus über einen überdachten Brückengang zur Villa Gerresheim zu gelangen, die auf der anderen Seite des Krankenhausgartens lag und in der die gesamte bildgebende Diagnostik untergebracht war.

Nach kurzem Anklopfen betrat Werner Christoph Denigs Büro. Als er sah, dass der Freund und Kollege bereits einen Besucher hatte, blieb er an der Tür stehen.

»Oh, störe ich?«, fragte er.

»Nein, nein, überhaupt nicht. Komm nur herein und setz dich!« Dr. Denig bot ihm einen Stuhl an und machte ihn mit dem anderen Mann bekannt.

»Werner, das hier ist mein Studienfreund Jonas Mahr. Jonas, Dr. Werner Bergen, Belegarzt auf der Kinderstation.«

Jonas Mahr erhob sich. Er war ein hochgewachsener Mann mit weizenblonden Haaren und einer randlosen Brille.

»Ah, ebenfalls Kinderarzt?«, sagte er und schüttelte Werner die Hand.

»Richtig. Ihren Worten entnehme ich, dass auch Sie Kinderarzt sind?«

Dr. Mahr setzte sich wieder, nachdem auch Werner Bergen Platz genommen hatte.

»Gewesen«, erwiderte er. »Wie mein Freund und Studienkollege Christoph habe ich Medizin studiert und dann Pädiatrie als Fachrichtung gewählt. Doch dann haben wir uns beide der Wissenschaft verschrieben.«

Christoph Denig lächelte gedankenvoll. »Ich konnte meiner Faszination für elektronische Untersuchungsgeräte nicht widerstehen und habe eine entsprechende Ausbildung gemacht, und Jonas leitet heute ein Hightech-Labor und ist Spezialist für seltene Erkrankungen bei Kindern.«

Werner Bergen horchte auf. »Oh? Das finde ich hochinteressant! So einen Spezialisten könnte ich manchmal für meine Patienten brauchen.«

»Haben Sie auch eine eigene Praxis, Herr Bergen?«, fragte Jonas Mahr.

»Ja, zu Hause in der Beethovenstraße«, erwiderte Werner.

»Eine wunderschöne Jugendstilvilla, kein Vergleich zu unserer schmucklosen Villa Gerresheim«, fügte Christoph hinzu. »Übrigens, Werner ist der Mann unserer Notärztin, die du ja bereits kennengelernt hast.«

Dr. Mahr begann über seine Arbeit zu plaudern. Interessiert hörte Werner Bergen zu. Er stellte verschiedene Fragen.

»Ich weiß, du bist wegen des kleinen Moritz hier und wolltest seine Untersuchungsergebnisse mit mir besprechen«, wandte Christoph Denig sich schließlich an Werner. »Da es auch ein Fall für meinen Freund Jonas wäre, hoffe ich, du hast nichts dagegen, wenn er mit dabei ist?«

»Selbstverständlich nicht.« Werner warf dem sympathischen Kollegen ein Lächeln zu. Er griff nach seiner Kaffeetasse und richtete das Wort dann wieder an Christoph. »Heißt das, dass bei Moritz keine klare Diagnose gestellt werden kann?«

Dr. Denig nickte. »Genau so ist es. Leider. Hier, lies das. Ich habe einen kurzen Bericht verfassen lassen.«

Werner nahm die Unterlagen entgegen. Stirnrunzelnd las er. Ganz eindeutig handelte es sich bei dem Jungen um einen angeborenen Immundefekt.

»Eine Störung, die einen Rezeptor der B- und T-Zellen betrifft«, murmelte er vor sich hin.

»Die Frage ist, was diese Störung verursacht«, warf Dr. Mahr ein. »Und das wäre beispielsweise eine Aufgabe für unser Speziallabor. Gerade für Eltern ist es schlimm, wenn die Krankheit ihres Kindes nicht einmal einen Namen hat. Wir versuchen, dem Problem auf die Spur zu kommen und ihr einen zu geben, und wenn es nur eine Bezeichnung ist, die aus Buchstaben und Zahlen besteht wie SCID-X.«

Dr. Denig räusperte sich. »Oft ist ein Gendefekt die Ursache solcher Erkrankungen. Tausende von Kindern leiden an seltenen und unerforschten Krankheiten, deren Behandlung ein echtes Problem bedeutet, weil man nicht weiß, wo und wie man das Übel anpacken soll.«

»Deshalb habe ich mich der Forschung verschrieben und gelernt, nach den Ursachen zu suchen und sie zu finden«, redete Jonas Mahr weiter. »Die DNA-Analyse ist dabei ein ganz wichtiger Bestandteil. Im Übrigen arbeiten wir besonders in letzter Zeit eng mit dem Elisabeth-Krankenhaus zusammen.«

»Das ist interessant zu wissen.« Werner Bergen seufzte. »Wie oft suchen wir Ärzte verzweifelt nach Diagnosen! Ich erinnere mich an etliche Fälle, bei denen ich beziehungsweise die Kollegen von der Kinderstation nur die Symptome behandeln konnten, nicht aber die Ursachen der Erkrankung.«

»Warum sehen Sie sich unser Hightech-Labor nicht einmal an, Herr Bergen?«, schlug Dr. Mahr vor. »Sie sind mir und meinen Mitarbeitern jederzeit herzlich willkommen.«

Werner lächelte erfreut. »Vielen Dank, Herr Mahr, das Angebot nehme ich nur zu gern an. Wer weiß, vielleicht werde ich Ihre Dienste hin und wieder in Anspruch nehmen müssen.«

»Ich würde mich freuen, Herr Bergen. Bleiben wir in Verbindung.«

Die drei Ärzte beendeten ihre kleine Zusammenkunft. Dr. Mahr war der Erste, der sich verabschiedete. Werner Bergen unterhielt sich noch kurz mit Christoph Denig über die Untersuchungsergebnisse seines kleinen Patienten, dann war es für ihn an der Zeit, zur Nachmittagssprechstunde nach Hause zu fahren.

***

»Das Wetter ist noch so schön«, bemerkte Kristin. »Da könnten wir doch morgen mit Mia ein wenig hinausfahren.«

Unmutig blickte Hartmut von seiner Zeitung auf. »Hinausfahren – mit einem Kind, das ständig quengelt? Das hört sich für mich nicht nach sehr viel Spaß an.«

»Mia quengelt nicht ständig«, widersprach Kristin. »Nur, wenn sie sich nicht wohlfühlt oder ihr etwas wehtut. Sie ist eben nicht so robust und gesund wie andere Kinder.«