Notärztin Andrea Bergen 1315 - Marina Anders - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1315 E-Book

Marina Anders

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Beschreibung

Reglos steht Gregor Dahlberg am Grab seiner kleinen Tochter Melly und seiner Frau Juliane, die ihm auf den Tag genau vor einem Jahr auf grausame Weise entrissen wurden. Seit dem tragischen Autounfall ist für Gregor nichts mehr, wie es einmal war, und in seinem Haus und seinem Herzen ist es kalt geworden. Seither geht Gregor allen Menschen aus dem Weg, und nur die Arbeit in seiner Schmuckwerkstatt schenkt ihm hier und da Vergessen ...

Doch gerade sein Beruf als Goldschmied droht Gregor zum Verhängnis zu werden. Denn an einem dunklen Wintertag überfällt ein bewaffneter und maskierter Mann den Laden! Als Notärztin Andrea Bergen mit ihren Rettungssanitätern den Tatort erreicht, bietet sich ihr dort ein Bild des Schreckens ...

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Seitenzahl: 127

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Die zärtliche Trösterin

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / Goodluz

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4088-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Heute jährt sich der Todestag der kleinen Melly Dahlberg zum ersten Mal. Deshalb habe ich mit meiner Tochter Franzi am Mittag Mellys Grab besucht, in dem das Mädchen neben seiner Mutter die letzte Ruhe gefunden hat. Melly war Franzis liebste Freundin, und noch immer weint sie oft um sie. Doch um wie viel größer muss Gregor Dahlbergs Kummer sein, der den Verlust von Frau und Kind bis heute nicht verwunden hat! Er hat sich seither von aller Welt zurückgezogen, und nur sein Beruf als Goldschmied verbindet ihn noch mit dem Leben …

Aber sein Anblick heute am Grab seiner Liebsten hat mich doch zutiefst erschreckt. Er wirkte krank und ausgezehrt und scheint es mit der Arbeit bei Weitem zu übertreiben! Gleich morgen will ich ihn besuchen und ihm ins Gewissen reden …

O Gott, gerade ist in der Leitzentrale ein Notruf eingegangen! Gregor Dahlberg ist in seiner Schmuckwerkstatt blutüberströmt und reglos in einem Meer von Scherben aufgefunden worden …

Gähnend tastete Andrea Bergen zur anderen Seite des Bettes, bis sie den warmen Körper ihres Mannes spürte. Mit einem wohligen Seufzer kuschelte sie sich an ihn.

Draußen war es noch dunkel, doch gleich würde der Wecker unbarmherzig klingeln. Dann war es für Werner und sie Zeit zum Aufstehen. Ein neuer Tag wartete auf sie, ein Tag mit Patienten, die ihre Hilfe brauchten.

Werner würde als Kinderarzt wieder zahlreiche Erkrankungen zu behandeln haben, und Andrea, die Notärztin am Elisabeth-Krankenhaus war, hatte die Aufgabe, Verletzten das Leben zu retten.

»Mhm.« Es war so gemütlich, einfach dazuliegen und den geliebten Mann zu spüren. Jetzt bewegte Werner sich. Andrea rückte enger an ihn heran und küsste ihn auf die Schulter. »Guten Morgen, Liebling! Bist du wach?«

»Nein«, kam es nuschelnd unter der Bettdecke hervor.

Andrea lachte leise. »Dann wird es Zeit, dass du aufwachst. Ich rieche schon Kaffeeduft.«

Werner gab einen brummigen Laut von sich. »Das muss Einbildung sein. Wir sind gerade erst zu Bett gegangen. Wo soll mitten in der Nacht Kaffeeduft herkommen?«

In diesem Augenblick schrillte der Wecker los. Andrea musste lachen.

»Da hast du den Beweis, dass es nicht mehr mitten in der Nacht, sondern früh am Morgen ist. Aufstehen, du Brummbär! Wer zuerst im Bad ist!«

Damit warf sie die Decke zurück, schwang die Beine aus dem Bett und lief ins angrenzende Badezimmer.

Einen Moment später erschien auch Werner. Liebevoll betrachtete Andrea sein müdes Gesicht. Er sah alles andere als ausgeschlafen aus. Es war aber auch kein Wunder, denn er war spätabends noch zu einem Notfall gerufen worden.

»Du hattest recht mit dem Kaffeeduft«, gab er mit einem schiefen Grinsen zu und drückte Andrea ein zärtliches Gutenmorgenküsschen auf den Mund. Gemeinsam machten sie sich fertig und gingen dann nach unten.

Hilde Bergen, Werners Mutter und für Andrea die beste Schwiegermutter der Welt, hatte bereits den Frühstückstisch gedeckt. Nach dem Tod ihres Mannes vor einigen Jahren hatte sie eine neue Aufgabe gefunden, indem sie den »Kindern«, wie sie Andrea und Werner gern nannte, den Haushalt führte. Außerdem gehörten noch Franzi, die zwölfjährige Adoptivtochter, und Dolly, die tollpatschige junge Mischlingshündin, zur Familie.

Gerade hörte man sie draußen im Garten bellen. Es klang ziemlich aufgebracht.

»Wahrscheinlich wieder ein Igel«, vermutete Mutter Hilde, nachdem sie den »Kindern« einen guten Morgen gewünscht hatte. »Gleich bringe ich das Frühstück. Der Kaffee steht schon auf dem Tisch.«

»Können wir etwas helfen?« Werner spähte durch die offene Küchentür, wo Hilde die Zutaten für das Frühstück bereitgestellt hatte.

»Ihr könnt schon mal den Brotkorb und die Platte mit dem Aufschnitt mitnehmen«, meinte sie. »Die Eier sind gleich fertig.«

Andrea und Werner trugen beides hinüber ins Esszimmer. Dort saß Franzi bereits am Tisch.

Andrea fielen sofort die leicht zuckenden Schultern des Mädchens auf. Auch hatte Franzi den Kopf gesenkt. Weinte sie etwa?

»Guten Morgen«, grüßte Andrea vorsichtig, und Werner schloss sich an.

»Morgen«, schniefte Franzi, ohne aufzublicken.

Andrea und Werner setzten sich auf ihre Plätze.

»Was ist denn los, Mäuschen?«, fragte Andrea besorgt. »Warum bist du so traurig?«

Franzi nahm ihre Serviette und wischte sich damit die Tränen ab. Unglücklich sah sie von einem zum anderen.

»Heute wäre doch Mellys Geburtstag gewesen«, sagte sie mit schwankender Stimme.

O Gott, das hatte sie ganz vergessen! Andrea beugte sich zu ihr und nahm sie in die Arme.

»Und gleichzeitig ist heute der erste Todestag deiner Freundin.« Sie räusperte sich. Auch ihr war der Hals eng geworden. Warum hatte sie nicht mehr an dieses verhängnisvolle Datum gedacht? Dann hätte sie gleich etwas Tröstendes zu Franzi sagen können. »Das wird sicher ein trauriger Tag für dich und Mellys andere Freundinnen werden. Aber Melly freut sich bestimmt, wenn ihr heute alle an sie denkt.«

Franzis hübsches Gesicht erhellte sich wieder ein wenig.

»Ja, wir veranstalten in der Schule eine Gedenkfeier für sie. Das wird bestimmt schön.«

Gerade kam Hilde mit den restlichen Zutaten fürs Frühstück herein. »Und später gehe ich mit Franzi auf den Friedhof, das habe ich ihr versprochen«, sagte sie.

Kaum hatte die Familie zu frühstücken begonnen, war an der Haustür ein aufforderndes Jaulen zu hören. Aus der Hundesprache übersetzt hieß das: Macht auf, ich will auch ein Frühstück haben!

Franzi sprang von ihrem Stuhl auf. »Ich lass Dolly rein.«

»Aber nicht wieder vom Tisch füttern«, mahnte ihre Omi sie.

An der Tür drehte Franzi sich um und stemmte die Arme in die Hüften.

»Ich?«, tat sie unschuldig. »Das solltest du lieber Mama und Papa sagen! Wer hat denn gestern Abend ein Bröckchen Gulasch nach dem anderen unter den Tisch fallen lassen?« Mit einem herausfordernden Funkeln im Blick sah sie in die Runde.

»Das war bestimmt ein Versehen«, behauptete ihr Vater nicht minder unschuldig.

»Ein unbeabsichtigtes Versehen«, bekräftigte Andrea.

»Ja, ganz bestimmt!« Franzi prustete vor Lachen. Und damit war alle Traurigkeit verschwunden.

***

In der Nacht hatte er wieder diesen Traum gehabt, wie schon so oft seit ihrem Tod. Er war schön, dieser Traum, denn er konnte Juliane anfassen, ihre Hand halten und ihren Mund küssen. Aber es war eben nur ein Traum. Niemals würde das wieder Wirklichkeit werden.

Sie hatte ihn für immer verlassen, bevor sie ihrer Ehe noch einmal eine Chance hatten geben können. Gestorben in einem Autowrack, das auch seiner Tochter zum Grab geworden war.

Tränen brannten in seinen Augen und liefen ihm über das Gesicht. Ach, Melly, meine Kleine! Du bist so hübsch gewesen, hast so viele Träume gehabt! Jetzt liegst du hier, mit deiner Mama …

Ein Zittern lief durch seinen Brustkorb, als er tief Luft holte. Heute vor einem Jahr war es passiert. Wie anders hätte dieser Tag verlaufen sollen! Es hätte ein Freudentag werden sollen, ein frohes Fest, bei dem sie nicht nur Mellys zwölften Geburtstag feiern wollten, sondern auch den Einzug von Frau und Kind ins neue Heim, das Gregor gekauft hatte. Nach zwei Jahren der Trennung hatten Juliane und er beschlossen, wieder zusammenzuziehen. Auf dem Weg zu ihm hatten sie dann diesen furchtbaren Unfall gehabt, der allen Plänen ein Ende bereitet hatte.

Niemals würde er vergessen, wie die Polizei vor seiner Tür gestanden und ihm routinemäßig mitgeteilt hatte, dass seine Frau und seine Tochter bei einem Verkehrsunfall auf der Autobahn ums Leben gekommen waren. In diesem Augenblick hatte er erfahren, wie es war, wenn einem das Herz aus der Brust gerissen wurde. Denn genau so hatte es sich angefühlt. Er konnte den grauenvollen Schmerz noch immer nachempfinden.

Ein Geräusch ließ ihn den Kopf wenden. Eine ältere Frau mit einem Mädchen in Mellys Alter näherte sich dem Grab, vor dem er stand.

»Hallo, Herr Dahlberg«, sagte eine schüchtern klingende Kinderstimme leise.

Ein flüchtiges Lächeln huschte über sein markantes Gesicht, als er Mellys Freundin Franzi und deren Großmutter erkannte. »Hallo, Franzi, hallo, Frau Bergen«, erwiderte er.

»Tag, Herr Dahlberg.« Mit einer Geste des Mitgefühls legte Hilde Bergen ihm kurz die Hand auf den Arm. »Wie geht es Ihnen inzwischen?«

»Das Leben geht weiter, auch wenn man eher das Gefühl hat, dass Raum und Zeit stillstehen nach einem so furchtbaren Schicksalsschlag, dass die Erde aufgehört hat, sich zu drehen«, erwiderte er mit heiserer Stimme.

»Das kann ich sehr gut nachvollziehen, Herr Dahlberg«, erwiderte Hilde Bergen verständnisvoll. »Nach dem Tod meines Mannes hatte ich ähnliche Gefühle. Man will es einfach nicht akzeptieren. Aber die Erde dreht sich weiter, und wenn man sich nicht mit ihr dreht, verliert man alle Ziele, alle Perspektive.«

Gregor seufzte. »Ich weiß, doch das ist leichter gesagt als getan. Zum Glück habe ich meine Arbeit. Sie bedeutet mir sehr viel.«

»Sie stellen aber auch wunderschöne Schmuckstücke her, Herr Dahlberg.« Hilde streckte ihre Finger aus. »Erkennen Sie diesen Ring? Meine Schwiegertochter hat ihn mir vor zwei Jahren zum Geburtstag geschenkt.«

Gregor betrachtete ihn lächelnd. »Natürlich erkenne ich ihn. Und ich erinnere mich auch daran, wie unentschlossen Ihre Schwiegertochter war und wie schwer es ihr gefallen ist, sich zu entscheiden. »Bei der großen Auswahl an Ringen, von denen einer schöner gearbeitet ist als der andere«, hat sie gesagt. Ich habe ihre Worte nicht vergessen.«

Er dachte an Franzis Mutter, die hin und wieder bei ihm vorbeischaute. In der ersten Zeit nach dem Unglück hatte sie öfter nach ihm gesehen und versucht, ihm Mut zu machen, damit er wieder am Leben Anteil nahm. Dr. Bergen hatte sich so viel Mühe gegeben. Aber auch sie hatte ihm nicht wirklich helfen können.

Niemals würde er diesen grausamen Schicksalsschlag überwinden können. Er hatte sich vom Leben zurückgezogen, kannte nur noch seine Arbeit und ließ niemanden an sich heran. Zumindest nicht privat. Seine Kunden bediente er nach wie vor zuvorkommend, schließlich lebte er von ihnen. Doch ansonsten brauchte er niemanden. Er wollte mit seiner Trauer und dem Andenken an seine Frau und seine Tochter allein sein.

»Aber wir wollen Sie nicht weiter stören, Herr Dahlberg«, hörte er die ältere Frau Bergen in seine Gedanken hinein sagen. »Franzi wollte nur kurz herkommen und ihrer Freundin zum Geburtstag ein paar Blümchen aufs Grab legen.«

»Sie stören nicht«, erwiderte Gregor. »Melly freut sich bestimmt über Ihren Besuch.«

Er sah, wie Franzi ihre Blumen auf Mellys Grab legte. Die Geste rührte ihn, ebenso die Tränen, die dem Mädchen dabei über die Wangen liefen. Sie waren so gute Freundinnen gewesen!

»Wir haben in der Schule eine Gedenkfeier für Melly gemacht«, sagte Franzi, nachdem sie sich wieder aufgerichtet und sich die Tränen abgewischt hatte.

Gregor schluckte. »Das war lieb von euch. Ich bin sicher, dass Melly bei euch war.«

Franzi nickte ernsthaft. »Das hat Frau Ehrmann auch gesagt.«

Gregor erinnerte sich noch an die sympathische ältere Frau. Sie war Mellys Lieblingslehrerin gewesen.

»Richte ihr bitte meinen herzlichen Dank dafür aus, dass sie diese Gedenkfeier für Melly arrangiert hat«, bat er.

Franzi versprach es. Dann verabschiedeten ihre Großmutter und sie sich und gingen davon.

Eine ganze Weile verharrte Gregor noch am Grab seiner Lieben, bevor er wieder ins Auto stieg. Mit wehem Herzen fuhr er zu seiner Goldschmiede-Werkstatt. Er musste etwas tun. Die Arbeit war alles, was ihm im Leben geblieben war.

***

Stirnrunzelnd blickte Stephanie Heuer auf den Behandlungsplan, den sie für einen besonders schwierigen Patienten ausgearbeitet hatte. War es gut, in dieser Weise vorzugehen, oder sollte sie bei der Gelenkmobilisation noch etwas ändern?

Stephanie war Ergotherapeutin am Elisabeth-Krankenhaus. Ihre Aufgabe war es, Patienten nach einem Unfall, einer Amputation oder einer schweren Krankheit zu helfen, eine größtmögliche Selbstständigkeit im Alltagsleben zu erreichen. Zu ihrem Berufsbild gehörten neben der ergotherapeutischen Diagnostik auch die Erstellung von Behandlungsplänen, die Wiedereingliederung der Patienten ins Berufsleben und deren Versorgung mit Hilfsmitteln wie Schienen und Prothesen.

Auch beratende Gespräche mit den Patienten sowie deren Angehörigen gehörten mit dazu. Ihr besonderes Sorgenkind war im Moment ein Mann mit Parkinson, der nach einem schweren Sturz ins Elisabeth-Krankenhaus eingeliefert worden war und keinen Lebenswillen mehr hatte.

Da Stephanie eine entsprechende Zusatzausbildung absolviert hatte, war sie auch in der Lage, Parkinson-Patienten mit einer speziellen Behandlung zu helfen. Voraussetzung war jedoch, dass der Patient sich auch helfen lassen wollte. Und das war bei ihrem derzeitigen Patienten leider nicht der Fall.

Stephanie seufzte. Unschlüssig spielte sie mit dem Stift auf ihrem Schreibtisch. Nach einigen Überlegungen beschloss sie, die Behandlung langsamer anzugehen. Gerade Parkinson-Patienten verloren oft den Mut, wenn sie sich überfordert fühlten.

Nachdem Stephanie auch noch für zwei weitere Patienten die Behandlungspläne festgelegt hatte – für eine ältere Frau, die einen Schlaganfall erlitten hatte, und einen Mann mittleren Alters, dem bei einer Explosion ein Arm abgerissen worden war und dem nun eine Prothese angepasst werden sollte –, ging sie hinüber in die Cafeteria, um einen kleinen Imbiss einzunehmen.

Die Mittagszeit war längst vorüber, doch Stephanie war noch nicht dazu gekommen, etwas zu essen. Nun knurrte ihr der Magen, und bis zu ihrem Termin mit Dr. Schwarzhaupt, dem Oberarzt auf der Gynäkologie, hatte sie fast noch eine Stunde Zeit. Die wollte sie mit einer verspäteten Mittagspause verbringen.

Stephanie betrat die Cafeteria, die zu dieser Tageszeit nur schwach besetzt war. An der Theke ließ sie sich ein Kännchen Kaffee und ein Klub-Sandwich geben und setzte sich damit an einen der Tische an der Fensterfront.

Während sie sich ihren Imbiss schmecken ließ, wanderten ihre Blicke über die Parkanlagen des Krankenhauskomplexes. Winzige Schneeflocken rieselten vom Himmel und überzogen die Rasenflächen mit einer dünnen weißen Schicht, die jedoch gleich wieder wegschmolz. Ein einsamer Patient wanderte auf einem der Wege dahin, auf dem Personalparkplatz sah sie Dr. Simon aus dem Auto steigen, einen der Assistenzärzte auf der Intensivstation.

Stephanie gefiel es sehr gut am Elisabeth-Krankenhaus. Sie liebte ihre Arbeit und kam mit ihren Kollegen und den Vorgesetzten bestens aus. Doch ihr Traum war eine eigene ergotherapeutische Praxis. Irgendwann, so hoffte sie, würde sie diesen Traum verwirklichen können. Dafür legte sie jeden Cent zur Seite, verzichtete auf teure Urlaubsreisen und gönnte sich auch sonst nicht viel.

Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie daran dachte, dass bereits etwas eingetreten sein könnte, das ihre beruflichen Pläne durchkreuzen oder zumindest für einige Jahre aufschieben würde. Etwas, das sie in Kürze erfahren würde …

»Sie lächeln so geheimnisvoll, Frau Heuer«, wurde sie unversehens von einer fröhlichen weiblichen Stimme angesprochen. »Gibt es frohe Nachrichten?«

Stephanie blickte auf und sah Dr. Andrea Bergen, die Notärztin, an ihrem Tisch stehen.

»Vielleicht«, erwiderte sie, und ihr Lächeln wurde noch geheimnisvoller. »Aber das werde ich erst in einer halben Stunde erfahren.«

»Oh. Sie machen mich neugierig.« Andrea Bergen griff nach der Lehne eines Stuhls an Stephanies Tisch. »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«

»Aber gern, Frau Dr. Bergen.« Stephanie freute sich jedes Mal, wenn sie Gelegenheit hatte, mit der netten Notärztin zu plaudern.

Andrea Bergen war gerade dabei, ihr Tablett auf dem Tisch abzustellen, als eine Lautsprecherdurchsage erklang.

»Dr. Bergen, bitte zur Notaufnahme! Frau Dr. Bergen, bitte kommen Sie sofort zur Notaufnahme!«

»Mir ist doch heute tatsächlich kein Bissen vergönnt!« Mit einem Seufzer eilte die Notärztin zum Ausgang.

»Ich hebe Ihnen Ihr Croissant auf«, rief Fanny Reimers, die Pächterin der Cafeteria, ihr nach und kam an den Tisch, um Dr. Bergens Tablett mitzunehmen.