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Ein kleiner triumphierender Laut entschlüpft der hübschen Lucy Dannert, als sie sieht, wer da mit seiner Sporttasche über der Schulter das Squash-Center betritt: David Lindner, Chirurg am Elisabeth-Krankenhaus und ihr großer Schwarm!
Das ist die Gelegenheit, auf die Lucy schon so lange gewartet hat, um ihre Charme-Offensive zu starten und Dr. Lindner in sich verliebt zu machen! Als sie strahlend auf ihn zugeht, ist Lucy sich ihrer Wirkung nur allzu gut bewusst - denn kein Mann kann ihrem süßen Lächeln widerstehen. Auch David Lindner schmilzt dahin wie Schnee unter der Märzsonne. Seine bewundernden Blicke sagen Lucy, dass sie ihrem Ziel ganz nahe ist: Schon bald wird David ihr gehören ...
Doch da gibt es noch ein "Hindernis" aus dem Weg zu räumen - ein schönes "Hindernis", wie sich zeigen soll: David Lindner ist schon lange mit der jungen Polizistin Lea Petersen liiert - und diese Beziehung erweist sich als stabiler, als Lucy lieb ist ...
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Seitenzahl: 132
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Mit ihrem süßen Lächeln
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock / Dasha Petrenko
Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-4662-6
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Gerade neunzehn Jahre alt ist unsere Auszubildende Lucy – und ein echter Wirbelwind. Nun hat sie sich vorgenommen, den viel älteren Dr. David Lindner zu erobern, und lässt dabei nichts unversucht. Ihre stärkste Waffe ist ihr süßes Lächeln, mit dem sie alle Männer im Elisabeth-Krankenhaus verzaubert. Dennoch glaube ich, an David beißt Lucy sich die Zähne aus und wird seinetwegen noch heiße Tränen weinen. Denn seit Langem schon ist er mit der schönen Polizistin Lea liiert und denkt sogar daran, mit ihr eine Familie zu gründen …
Oje! Eben habe ich erfahren, dass Lucy beim Squash-Spielen schwer verletzt wurde! Dr. Lindner soll schuld an ihrem Unfall sein und sich nun allergrößte Vorwürfe machen! Aber er wird doch jetzt nicht so dumm sein, aus Mitleid und schlechtem Gewissen auf Lucys Avancen einzugehen … oder? Schließlich ist da doch Lea, die Frau, die er wirklich liebt …
»Schönen Feierabend, die Damen!«, wünschte Lucy Dannert ihren beiden Kolleginnen in der Patientenaufnahme des Elisabeth-Krankenhauses.
»Danke, dir auch, Lucy!«, erwiderte Renate Seitz, und Karla Steinertz schloss sich ihr an. »Und vergiss nicht, die Unterlagenmappe noch auf der Chirurgie abzugeben.«
»Wird sofort erledigt.« Lucy schnappte sich die Mappe, winkte zum Abschied und lief zu den Fahrstühlen. Nein, natürlich würde sie es nicht vergessen! Ihr war jeder Grund willkommen, um auf die Chirurgische Station zu gehen – jederzeit, am liebsten mehrmals am Tag. Denn dort arbeitete der Mann ihrer Träume.
Heute hatte sie ihn leider nicht zu Gesicht bekommen, obwohl sie zweimal kurz auf der Chirurgie gewesen war. Ob er Nachtdienst hatte? Dann würde sie ihm nicht begegnen, denn diesen würde er erst in einer Stunde antreten, und so lange konnte sie nicht warten.
Ungeduldig trat Lucy von einem Fuß auf den anderen. Warum hatte sie immer das Pech, dass beide Fahrstühle zur gleichen Zeit unterwegs waren? Sie hasste Warten. Schließlich verlor sie die Geduld und stieß die Tür zum Treppenhaus auf.
Ist auch viel gesünder, dachte sie bei sich, während sie leichtfüßig die Stufen hinaufsprang. Bewegung hielt einen fit und schlank. Davon hatte sie in ihrer Freizeit auch mehr als genug, denn sie war eine ambitionierte Squash-Spielerin.
Wenige Augenblicke später betrat sie die Chirurgische Station. Erwartungsvoll ließ sie ihre Blicke umherschweifen, doch leider konnte sie ihn auch diesmal nirgendwo entdecken. Das musste aber nicht heißen, dass er nicht im Dienst war. Dr. Lindner konnte im OP sein, im Ärztezimmer, im Aufenthaltsraum oder in einem der Krankenzimmer.
Schwester Assisa, eine indische Pflegerin, kam lächelnd auf sie zu.
»Danke, dass Sie die Unterlagen gebracht haben, Lucy«, sagte sie und nahm die Mappe entgegen.
Lucy schluckte ihre Enttäuschung hinunter. Sie hatte die Mappe im Ärztezimmer abgeben wollen und gehofft, dass Dr. Lindner anwesend war – möglichst allein. Und nun war sie die Mappe schon im Korridor losgeworden.
»Gerne, Schwester Assisa«, erwiderte sie freundlich und überspielte ihre Enttäuschung mit dem fröhlichen Lächeln, das man von ihr gewöhnt war.
Nachdem sie ihren Auftrag erledigt hatte, blieb Lucy nichts weiter übrig, als wieder zu gehen. Dabei wäre sie zu gern noch herumgewandert in der Hoffnung, dem gut aussehenden und so überaus charmanten Chirurgen, für den sie so schwärmte, in die Arme zu laufen. Aber es hatte eben nicht sollen sein.
Ihr stockte der Fuß, als gerade die Tür zu einem der Krankenzimmer aufging. Unwillkürlich hielt sie den Atem an und schickte ein Flehen zum Himmel, dass die Sehnsucht nach ihrem Schwarm doch noch gestillt wurde, bevor sie nach Hause ging.
Leider war es nicht Dr. Lindner, der aus dem Krankenzimmer kam, sondern Matt, einer der Pfleger. Lucy wusste, dass er in sie verliebt war, was jedoch nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie mochte Matt gern, und er sah auch gut aus, aber sie fühlte sich zu ihm nicht hingezogen. Zumindest nicht so wie zu Dr. Lindner, der ihr Herz schon zum Stolpern brachte, wenn sie ihn nur von Weitem sah.
»Hey, Lucy.« Mit einem breiten Lächeln kam Matt auf sie zu. »Schön, dich auf meiner Station zu sehen. Kann ich was für dich tun? Oder bist du gekommen, um mit mir einen Kaffee zu trinken?«
»Kaffee!« Lucy verzog das Gesicht. »Nein, danke.«
»Richtig, du magst ja keinen Kaffee, nur Tee oder heiße Schokolade. Aber das kannst du gerne haben. Ich habe jetzt nämlich Pause. Wir könnten uns in die Cafeteria setzen …«
»Sorry, aber ich bin mit Freunden verabredet«, unterbrach sie ihn. »Ich wollte nur rasch eine Unterlagenmappe abliefern, bevor ich gehe.«
»Schade.« Lächelnd ließ Matt den Blick über ihr Gesicht wandern. Seine Bewunderung für Lucy war offenkundig. Dann wurde er wieder ernst. »Frau Mechtler hat die Operation leider nicht überlebt«, sagte er unvermittelt.
Lucy bekam einen Schrecken. Eine Ahnung stieg in ihr auf. »Mechtler?«
»Das ältere Paar, weißt du noch? Die Frau hatte so Angst vor der Operation. Der Mann natürlich auch. Die Leutchen waren ein bisschen durcheinander. Frau Mechtler hatte in ihrer Aufregung ihre Handtasche bei euch an der Anmeldung vergessen, und du hattest sie ihr auf die Chirurgie gebracht.«
Natürlich erinnerte Lucy sich an das Rentnerehepaar. Die beiden waren wirklich süß gewesen. Lucy hatte sich gefreut, dass sie einen Grund hatte, auf die Chirurgie zu gehen und Frau Mechtler die Handtasche zu bringen. Dabei war sie Dr. Lindner begegnet, der ihr ein Lächeln geschenkt und ihr einen netten Gruß zugerufen hatte.
»Warum lächelst du so verklärt?«, hörte sie Matt befremdet fragen. »Die Frau ist tot.«
Lucy zuckte vor Schreck zusammen. »Tot?«, wiederholte sie verstört. Mit ihren Gedanken war sie ganz bei Dr. Lindner gewesen und hatte einen Moment lang vergessen, dass Matt vor ihr stand.
»Ja, sagte ich doch gerade. Sie hat die Operation nicht überlebt.«
Lucy schluckte. »Frau Mechtler?« Im Geist sah sie das ältere Ehepaar an ihrem Tresen stehen. Da sie die Personalien aufgenommen hatte, wusste sie, dass Frau Mechtler sechsundsiebzig gewesen war. So alt hatte sie gar nicht ausgesehen mit ihren kinnlangen grauen Haaren und dem weinroten Blazer. Alt nicht, aber sehr krank.
Lucys weiches Herz zog sich vor Mitgefühl zusammen. Die Patientin hatte so große Angst vor der Operation gehabt, dass sie beinahe wieder nach Hause gegangen wäre. Und nun hatte sie diese tatsächlich nicht überlebt.
»Es tut mir so leid«, murmelte sie, während ihr eine Träne über die Wange rollte.
»Hey, du weinst ja.« Mit seinem Daumen wischte Matt ihr zärtlich die Träne weg.
Lucy schloss die Augen und verharrte einen Moment lang regungslos. Sie empfand Matts Berührung als äußerst angenehm, wie sie zu ihrer Überraschung feststellte. Gleichzeitig stellte sie sich vor, dass es Dr. Lindner wäre, der so dicht vor ihr stand und mit seinem Daumen ihre Wange liebkoste. Erst als Matt sie an sich zog und ihr einen tröstenden Kuss auf die Stirn drückte, wurde ihr die Realität wieder bewusst. Lucy wich zurück und warf mit einer Kopfbewegung das lange Haar in den Rücken.
»Wann?«, presste sie hervor.
»Vor ein paar Stunden. Der Mann ist in seinem Schmerz völlig hilflos.«
»Ist er noch hier?«
»In der Notaufnahme. Frau Dr. Bergen kümmert sich um ihn.«
»Das ist gut.« Andrea Bergen war die Notärztin, die auch in der Notaufnahme arbeitete. Sie war sehr engagiert und hatte für jeden ein offenes Ohr. Lucy mochte sie sehr. Sie selbst hatte sich auch schon mehrmals mit einem Problem an die Notärztin gewandt, und Dr. Bergen hatte ihr sehr geholfen.
Matt musterte sie besorgt. »Bist du sicher, dass du keinen Tee oder sonst was mit mir trinken willst? Du siehst aus, als hättest du einen Drink nötig.«
Lucy schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich treffe mich mit Freunden zum Squash.«
»Dann wünsch ich dir einen schönen Abend.« Matts Lächeln fiel etwas traurig aus. »War nett, dich hier zu sehen.«
Lucy erwiderte sein Lächeln. »Bis demnächst mal wieder.«
Sie verabschiedete sich und ging zum Fahrstuhl. Diesmal musste sie nicht warten, denn beide Kabinen standen im zweiten Stock. Lucy betrat eine davon und drückte auf den Knopf für das Erdgeschoss.
***
Unten in der Eingangshalle plauderte sie noch kurz mit Paul Ahlers, dem netten weißhaarigen Pförtner, der sie nie an seiner Pförtnerloge vorbeigehen ließ, ohne dass sie bei ihm stehen blieb und zumindest ein paar Worte mit ihm wechselte.
»Na, auf dem Heimweg, Lucy-Mädchen?«, erkundigte er sich gut gelaunt.
»Noch nicht«, erwiderte sie. »Erst gehe ich ins Squash-Center und spiele ein paar Runden mit meinen Freunden und meinem Bruder.«
»Squash.« Paul Ahlers schüttelte den Kopf. »Das ist doch ein gefährlicher Sport, habe ich gehört.«
»Ach, nicht viel gefährlicher als manch andere Sportart. Man muss eben aufpassen. Und das tue ich ja.«
»Dann viel Spaß, Mädchen!«, wünschte der Pförtner ihr und wandte sich dann Besuchern zu, die Fragen an ihn hatten.
Lucy ging weiter, doch auf dem Weg zum Ausgang machte sie wieder kehrt. Der nette alte Mann, dessen Frau gerade gestorben war, ging ihr nicht mehr aus dem Sinn. Wie schrecklich musste er sich fühlen! Sie wollte noch rasch nach ihm sehen.
In der Notaufnahme herrschte Hochbetrieb. Trotzdem fand das Pflegepersonal Zeit, ihr ein paar nette Grußworte zuzurufen. Auch Dr. Krug, der schlaksige junge Unfallarzt, winkte ihr kurz zu, obwohl er gerade mit Leuten im Gespräch war, vermutlich Angehörigen eines Patienten.
Lucy lächelte. Sie wusste, dass sie im ganzen Krankenhaus beliebt war. Das war sie schon in der Schule gewesen, an der sie vor einem Jahr ihr Abitur gemacht hatte. In der Patientenaufnahme des Elisabeth-Krankenhauses absolvierte sie nun eine Ausbildung zur Kauffrau im Patientenmanagement, ein Beruf, der viel Abwechslung und auch Aufstiegschancen bot. Lucy war sicher, dass sie sich richtig entschieden hatte. Die Arbeit machte ihr viel Spaß, und das Betriebsklima im Elisabeth-Krankenhaus war sehr angenehm.
»Hallo, Lucy«, sprach Schwester Grit sie an. »Suchst du jemanden?«
»Ich habe gehört, dass Herr Mechtler hier liegt. Seine Frau ist bei der Operation gestorben, und es soll ihm nicht gut gehen.«
Grits Lächeln erlosch. Sie seufzte bekümmert. »Er liegt in der Behandlungskabine am Fenster. Der Mann tut mir so leid!«
»Mir auch. Die beiden alten Leutchen waren so nett.«
»Ich glaube, Frau Dr. Bergen ist noch bei ihm«, meinte Grit. »Man kann ihn jetzt nicht allein lassen.«
»Hat er keine Angehörigen?«, fragte Lucy.
»Bis jetzt ist noch niemand gekommen. Aber es kann natürlich sein, dass sie weiter weg wohnen und nicht gleich herkommen können.«
»Okay, ich schaue mal nach ihm. Bis dann.« Lucy ging zu der besagten Kabine. »Hallo«, sagte sie und schob ihre Hand in den Vorhangspalt.
»Hallo, Lucy.« Notärztin Andrea Bergen saß am Bett des Patienten und begrüßte Lucy mit einem traurigen Lächeln. »Suchen Sie mich?«
»Ich wollte nach Herrn Mechtler sehen.« Lucy warf dem alten Mann, der die Augen geschlossen hatte, einen mitleidigen Blick zu. Sie wollte noch etwas sagen, doch in diesem Augenblick erschien Schwester Grit und bat die Notärztin, nach einem Neuzugang zu sehen.
»Ich schaue später noch mal nach Ihnen, Herr Mechtler«, sagte Andrea Bergen. Sie nickte Lucy freundlich zu und verließ die Kabine.
Unschlüssig blieb Lucy stehen. Sie wusste nicht, ob sie bleiben oder gehen sollte. Herr Mechtler schien ihre Anwesenheit gar nicht bemerkt zu haben. War er eingeschlafen?
Sie wollte sich schon wieder zurückziehen, da öffnete er die Augen. Unendliche Traurigkeit lag in seinem Blick. Es war auch offensichtlich, dass er unter dem Einfluss starker Beruhigungsmittel stand.
»Sie hat es nicht geschafft, meine Elli«, murmelte er schmerzlich. »Über sechzig Jahre waren wir zusammen. Jetzt hat sie mich verlassen.«
Lucy schluckte. Vor Mitleid kamen ihr die Tränen. Rasch wischte sie diese mit dem Handrücken weg. »Es tut mir so leid, Herr Mechtler«, flüsterte sie.
Er tastete nach ihrer Hand und drückte sie. »Sie sind ein liebes Kind. Als wir an der Annahme standen und uns vor Angst und Sorge nicht mehr auskannten, haben Sie sich so nett um uns gekümmert. Leider sind Ihre guten Wünsche nicht in Erfüllung gegangen.«
Lucy biss sich auf die Lippe. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Alle tröstenden Worte, die ihr einfielen, erschienen ihr so banal.
»Wir haben jung geheiratet«, fuhr er in schmerzlicher Erinnerung fort. »Kinder hatten wir leider keine. Dafür haben wir viel von der Welt gesehen.«
Er hielt noch immer ihre Hand, und Lucy kämpfte weiterhin mit den Tränen. Es war alles so entsetzlich traurig!
»Aber Sie haben doch bestimmt noch Angehörige?«, fragte sie.
»Eine Nichte in Bremen. Zu ihr haben wir immer Kontakt gehalten. Sie weiß noch gar nicht, was passiert ist.«
»Soll ich sie anrufen?«, erbot Lucy sich.
»Das wollte Dr. Bergen schon tun.« Der ältere Herr schloss die Augen. Er wirkte unendlich erschöpft. Seine Hand löste sich von Lucys und sank kraftlos herab. Er war eingeschlafen.
Lucy holte tief Luft. Mit einem letzten mitleidigen Blick trat sie durch den Vorhang aus der Kabine.
***
Zehn Minuten später betrat sie die Halle des Fitness- und Squash-Centers und ging zum Umkleidebereich. Von ihrem Bruder und ihren Freunden war nichts zu sehen. Wahrscheinlich waren sie schon in den Squash-Courts. Durch ihren Besuch bei Herrn Mechtler hatte Lucy sich verspätet, doch es war ihr wichtig gewesen, mit ihm zu sprechen. Bestimmt hatte es ihm gutgetan, dass sie nach ihm gesehen hatte.
Lucy zog sich um und band ihre langen Haare zu einem Pferdeschwanz. Ausgerüstet mit Schläger und Ball, betrat sie die Arena, wo sich sechs Squash-Courts befanden, in denen Einzel und Doppel gespielt werden konnten.
Sie traf ihre Freunde und ihren Bruder vor einem der Courts.
»Du kommst spät«, begrüßte Leonhard sie, der von allen nur Lenny genannt wurde.
»Sie hat wieder mit ihrem Doktor geflirtet«, neckte einer der Freunde sie.
Lucy wurde ein wenig rot. Sie hatte im Freundeskreis damit geprahlt, dass ein toller Arzt sich für sie interessierte, und verkündet, dass sie entschlossen war, ihn sich zu angeln. Nun wurde sie von allen damit aufgezogen.
»Nein, ich habe einen alten Mann getröstet, dessen Frau heute operiert worden ist und den Eingriff nicht überlebt hat«, erwiderte sie und lächelte traurig.
»Sorry, Baby.« Lenny drückte sie kurz an sich. Er wusste, wie sensibel seine kleine Schwester war. »Sind wir dann so weit?«, rief er in die Runde.
Die Spieler verteilten sich auf die Courts. Lucy wollte mit ihrer Freundin Mirjam ein Einzel spielen, während die anderen zu viert in einem Court spielten.
»Wo hast du deine Brille?«, fragte Mirjam stirnrunzelnd. »Setz sie mal lieber auf.«
Lucy stöhnte und verdrehte die Augen! »Vergiss es. Ich hasse diese unbequeme Schutzbrille.«
»Wenn du einen Ball aufs Auge kriegst, wirst du das noch viel mehr hassen«, versetzte Mirjam trocken.
Die beiden jungen Frauen begannen zu spielen. Irgendwie hatte Lucy heute Mühe mit der Konzentration. Mit ihren Gedanken war sie noch bei Herrn Mechtler und seiner toten Frau.
Später wechselten die Spieler. Lucy spielte mit ihrem Bruder und gewann diesmal ganz unerwartet. Zwar war sie eine wirklich gute Squash-Spielerin, doch Lenny war einer der Besten. Ihn konnte man nicht so leicht schlagen.
»Hey, du spielst heute ja richtig gut«, bemerkte er mit einem Grinsen, als das Match zu Ende war.
Lucy legte den Kopf schief. »Tue ich das nicht immer?«
»Meistens«, musste ihr Bruder zugeben. »Du spielst nur miserabel, wenn dir etwas auf der Seele liegt. Und da das heute der Fall ist, erstaunt es mich eben, dass du trotzdem so klasse spielst.«
»Besten Dank, Bruderherz.« Lucy seufzte. »Leichtgefallen ist es mir nicht, mich auf das Spiel zu konzentrieren. Aber jetzt bin ich doch etwas abgelenkt vom Krankenhausalltag.«
»Das ist auch Sinn und Zweck der Sache«, ließ Mirjam sich vernehmen, die mit dazugekommen war. »Abschalten und entspannen. So, und jetzt einen schönen Drink. Wollen wir noch eine Runde spielen oder gleich ins Klub-Restaurant gehen?« Abwartend blickte sie von einem zum anderen.
»Wenn wir uns noch eine Runde leisten, hab ich kein Geld mehr fürs Restaurant«, meinte Ralph, ihr Freund.