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Zärtlich streichelt die schöne Saskia ihrem Liebsten über die kühle Stirn. Bildet sie es sich nur ein, oder hat bei der Berührung die Andeutung eines Lächelns auf seinen blassen Lippen gelegen?
Seit Wochen schon wacht Saskia täglich viele Stunden an Nicolas’ Krankenbett und spricht mit ihm - denn sie hofft, dass er endlich, endlich aus dem Koma erwacht. Und in letzter Zeit scheinen sich die Anzeichen, die genau darauf hindeuten, zu häufen ... oder etwa nicht?
Als Saskia, von neuer Hoffnung erfüllt, am Abend Nicolas verlässt, dringen aus Dr. Kallweits Arztzimmer Stimmen auf den Flur der Intensivstation, und Saskia bleibt alarmiert stehen. Instinktiv weiß sie, dass die Ärzte über Nicolas sprechen! Von "... haben keine Hoffnung mehr ..." über "... er wird nie mehr erwachen" bis zu "... müssen wir die Geräte morgen abstellen" ist die Rede!
Nein!, schreit es verzweifelt in Saskia. Niemals wird sie zulassen, dass die Ärzte Nicolas sterben lassen! Und eine muss ihr helfen, das zu verhindern - Notärztin Andrea Bergen ...
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Seitenzahl: 126
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Die Grenzen der Medizin
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock / wavebreakmedia
Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-5070-8
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Heute hat die hübsche Saskia Hofer auf der Intensivstation ein Gespräch mit angehört, das sie niemals hätte hören dürfen. Darin haben sich die Kollegen darauf verständigt, bei dem jungen Komapatienten Nicolas Klessen die lebenserhaltenden Apparaturen abzustellen.
Das Team um Intensivmediziner Dr. Kallweit ist sicher, nichts mehr für den Sportpiloten tun zu können, der nach einem dramatischen Flugzeugabsturz wochenlang bei uns behandelt wurde.
Saskia ist weinend vor Dr. Kallweits Büro zusammengebrochen! Sie kann und will nicht zulassen, dass man Nicolas sterben lässt, und hat mich angefleht, es zu verhindern. Denn Saskia, die tagtäglich am Bett ihres Liebsten wachte, spürt, dass er bald schon zu sich kommen wird! Viele kleine Beobachtungen wollen ihr das gesagt haben.
Leider sprechen all unsere medizinischen Aufzeichnungen eine andere Sprache – und doch bin ich geneigt, der verzweifelten Frau zu glauben. Denn in den meisten Fällen irrt die Stimme des Herzens nicht.
Aber wie soll ich meine Kollegen davon überzeugen?
»Du mit deiner Fliegerei«, brummte Landhotelbesitzer Hans Klessen. »Muss das nun auch noch unter der Woche sein? Du vergisst, dass wir ein Unternehmen haben.«
Nicolas Klessen fuhr sich durch das lockige braune Haar.
»Papa, du kannst dich wirklich nicht über mangelnden Einsatz meinerseits beklagen. Gestern waren es wieder zwölf Stunden, die ich in der Brauerei geschuftet habe. Verlangst du noch mehr?«
»Lass dem Jungen doch seinen Spaß«, mischte Ingrid Klessen sich ein, die gerade ins Büro gekommen war. »Nicolas hat es verdient. Wenn er das ganze Wochenende über arbeitet, kann er auch mal unter der Woche fliegen gehen.«
»Du musst den Jungen natürlich wieder in Schutz nehmen«, grollte Hans. »Und was ist mit Gina?«, wandte er sich wieder an seinen Sohn. »Du kümmerst dich kaum noch um sie, gehst nur noch allein deinem Vergnügen nach. Über eure Verlobung haben wir auch noch nicht konkret gesprochen. Wie steht es denn nun damit?«
Nicolas stöhnte. Schon wieder dieses Thema!
Seit einiger Zeit hatten seine Eltern – hauptsächlich sein Vater – es sich in den Kopf gesetzt, dass Gina, ihre Allroundkraft, und er heiraten sollten. Unterstützt wurden sie in ihrer Idee von Gina selbst, die sich ziemlich ins Zeug legte, um einmal Herrin des Klessenhofes zu werden.
Doch Nicolas wollte das nicht so recht gefallen. Zugegeben, Gina war attraktiv und tüchtig, und sie war für das Landhotel und die Brauerei eine echte Bereicherung. Aber er liebte sie nicht. Leider hatte er sich dazu hinreißen lassen, mit ihr intim zu werden, und nun hoffte sie, er würde sie heiraten.
Dummerweise hatten auch seine Eltern von der Affäre Wind bekommen. Seitdem sahen sie in Gina bereits ihre zukünftige Schwiegertochter und redeten von Verlobung.
»Verlobung, Verlobung«, tat Nicolas mit einer Handbewegung ab, während er im Büro auf und ab lief. »Das ist eure Idee, aber für mich überhaupt nicht aktuell.«
»Was hast du an Gina auszusetzen?«, fragte seine Mutter bekümmert.
»Nichts, außer dass ich sie nicht liebe.«
»Unsinn, die Liebe kommt mit der Ehe, das ist auch bei Mama und mir so gewesen«, meinte sein Vater.
Nicolas wusste, dass die Ehe seiner Eltern durch ein geschäftliches Arrangement seiner Großeltern zustande gekommen war. Sie hatten die Brauerei in der dritten Generation geführt und den Landgasthof vergrößert.
»Das mag bei euch so gewesen sein, aber ihr könnt nicht erwarten, dass das auch bei mir so funktioniert«, lehnte er ab.
»Gina liebt dich«, betonte seine Mutter.
Nicolas verzog leicht den Mund. »Sie liebt unser Geld und unseren traditionsreichen Familienbetrieb«, korrigierte er.
»Herrgott noch mal, hast du auf alles eine negative Antwort?«, fuhr sein Vater auf. »Denk doch mal ans Geschäft! Gina ist nicht nur die Tochter eines hochangesehenen Stadtrats, sie hat auch Betriebswirtschaft studiert. Unsere so erfolgreiche Erlebnisbrauerei, in der die Leute ihr Bier selber brauen können, ist ihre Idee gewesen. Und als Event-Managerin ist sie einsame Spitze.«
»Das könnt ihr trotzdem vergessen.« Nicolas wandte sich der Tür zu. »Ich werde Gina nicht heiraten. Meine zukünftige Ehefrau suche ich mir selbst aus. Und jetzt gehe ich fliegen. Bis später.«
»Nicolas, was soll das heißen?«
Die Stimme seines Vaters ließ ihn innehalten. Wenn Hans diesen Tonfall anschlug, konnte man ihn nicht einfach stehen lassen und aus der Tür gehen. So drehte Nicolas sich wieder um. »Das soll heißen, dass ich Gina nicht heiraten werde«, entgegnete er ruhig und bestimmt.
Sein Vater machte einen Schritt auf ihn zu. »Du hast doch nicht etwa eine heimliche Liebschaft?« Unter den buschigen dunklen Brauen schaute er Nicolas zwingend an.
Nicolas war sich nicht bewusst, dass ein weiches Lächeln um seine Lippen spielte. Vor seinem geistigen Auge tauchte das Bild einer hübschen jungen Frau mit kurz geschnittenen blonden Haaren, hellwachen graublauen Augen und einem stets fröhlich lächelnden roten Mund auf.
Saskia Hofer, die neue und bereits bei allen beliebte Fluglotsin auf dem Sportflugplatz Rheinaurach. Sie war ihm letzte Woche im Klublokal vorgestellt worden, und sie hatten sich sehr nett miteinander unterhalten. Nun hoffte er, ihr heute wieder zu begegnen, und freute sich schon darauf.
»Nein, habe ich nicht, falls euch das beruhigt«, erwiderte er auf die Bemerkung seines Vaters. »Ich wüsste auch nicht, warum ich es vor irgendjemandem verheimlichen sollte, wenn ich der Richtigen begegnet wäre. Bis heute Abend dann.«
Damit ging er endgültig aus dem Büro.
Draußen im Hof begegnete er Gina.
»Hey, wo willst du hin?«, fragte sie ihn. »Ich wollte gerade mit dir reden.«
»Worüber?«, erkundigte er sich voll innerer Abwehr. Auf keinen Fall würde er sich von seinem Vorhaben abbringen lassen, an diesem Nachmittag mit seiner Cessna einen ausgedehnten Rundflug zu unternehmen.
»Alles Mögliche.« Gina trat näher. Mit einem verführerischen Lächeln legte sie ihm die Hand auf den Arm. »Geschäftlich und privat. Wobei mir das Private noch mehr am Herzen liegt. Wir waren schon lange nicht mehr zusammen. Dabei kann ich an nichts anderes mehr denken als an die Nacht mit dir.«
»Bitte, Gina, wir sind einander nichts schuldig. Über Geschäftliches können wir gern reden, aber heute nicht mehr. Ich fahre jetzt zum Flugplatz.«
»Du und deine Fliegerei«, blies sie ins gleiche Horn wie sein Vater. Es klang mindestens ebenso missmutig.
»Das ist nun mal mein Hobby«, entgegnete er. »Und jetzt muss ich mich beeilen. Bis dann.«
Damit ging er hinüber zum Parkplatz und stieg in sein Auto. Bei der nächsten Gelegenheit würde er Gina klar und deutlich sagen, dass sie sich keine Hoffnungen zu machen brauchte, dass er sie heiraten würde.
Ihr und auch seinen Eltern.
***
»Mein Sohn! Er liegt da wie tot!«
Tränen standen in den Augen der übergewichtigen Fünfzigerin, die dem Notarztteam die Haustür öffnete. »Einfach umgefallen ist er, noch bevor er sich an den Frühstückstisch setzen konnte.«
Während Notärztin Andrea Bergen mit ihren beiden Sanitätern das Haus betrat, stellte sie der Mutter des Patienten ein paar kurze Fragen. Bisher hatte sie von der Rettungsstelle nur die Information erhalten, dass ein achtundzwanzigjähriger Mann einen Herzinfarkt erlitten hatte. Da sie das etwas ungewöhnlich fand, rechnete sie mit der Möglichkeit, dass sein Zusammenbruch auch andere Ursachen haben konnte.
Im Haus roch es nach Kaffee und gebratenem Speck, außerdem nach Zigarettenrauch. Das Notarztteam wurde in die Küche geführt.
»Hier ist Hilfe, mein armer Junge«, sagte die Frau. Sie trat zur Seite, um dem Notarztteam Durchgang zu gewähren.
Auf dem Küchenboden lag ein Mann, dessen Körperfülle noch beachtlicher war als die seiner Mutter. Er hatte die Augen geschlossen, und als er sie jetzt öffnete, stand Todesangst in seinem Blick. Seine Gesichtsfarbe war von einem fahlen Grau, seine Stirn war schweißbedeckt.
»Schmerzen«, stöhnte er. »Furchtbare Schmerzen!«
Andrea Bergen konnte sofort erkennen, dass es sich tatsächlich um einen Herzinfarkt handelte. Rasch öffnete sie ihren Notfallkoffer und führte einige kurze Untersuchungen durch.
Ewald Miehlke, der Rettungssanitäter im Team, legte mit flinken Fingern einen Venenzugang, über den die Notärztin dem Patienten ein Schmerzmittel sowie blutverflüssigende Medikamente zuführte, damit es nicht zu neuen Blutgerinnseln kam. Zusätzlich bekam der Mann ein Beruhigungsmittel.
Andrea Bergen setzte dem Patienten eine Sauerstoffmaske auf, und Miehlke regelte die Sauerstoffzufuhr. Jupp Diederichs, der Fahrer des Rettungswagens, hatte sich inzwischen von der Mutter des Patienten dessen Personalien geben lassen und trug diese in das Einlieferungsformular ein. Der Mann hieß Klaus Kolter.
»Ist es ein Herzinfarkt, Frau Doktor?«, fragte Frau Kolter ängstlich.
Die Notärztin nickte. »Daran besteht so gut wie kein Zweifel.«
»Aber er ist doch noch so jung!«, klagte die Mutter. »Wie kommt man in dem Alter zu einem Herzinfarkt?«
Andrea Bergens Blick streifte den üppig gedeckten Tisch. Auf einem der Teller lagen drei Spiegeleier mit einem Berg von Speckstreifen, dazu stand noch eine Platte mit Leber- und Blutwurst auf dem Tisch. Die kleinere Portion mit nur zwei Eiern schien für die Mutter gedacht gewesen zu sein.
»Es liegt höchstwahrscheinlich an der Lebensweise. An der Ernährung«, fügte sie mit einem anzüglichen Blick auf den Frühstückstisch hinzu. »Und am Übergewicht«, »Ja, mein Klaus ist etwas dick«, gab seine Mutter zu, was eine gehörige Untertreibung war. »Aber es schmeckt ihm halt so gut.«
Und Ihnen offensichtlich auch, fügte Andrea in Gedanken hinzu. Viel zu gut. Hoffentlich war sie nicht die nächste Patientin mit einem Herzinfarkt!
Nur unter großen Anstrengungen schafften Jupp Diederichs und Ewald Miehlke es, den schwergewichtigen Patienten auf die Trage zu legen und in den Rettungswagen zu bringen.
»Kann ich mitfahren?«, bat Frau Kolter.
Natürlich machte sie sich große Sorgen um ihren Sohn und wollte ihn nicht aus den Augen lassen. Doch dann würde es im Rettungswagen etwas eng werden. Mit ihrer Körperfülle würde sie die Notärztin nur bei ihrer Arbeit behindern.
»Packen Sie bitte ein paar Sachen für Ihren Sohn zusammen und kommen Sie nach«, sagte Andrea Bergen deshalb. »Elisabeth-Krankenhaus an der Rheinpromenade.«
Im Rettungswagen legte sie dem Patienten ein EKG an. Die Aufzeichnungen gaben ihr eine erste Bestätigung, dass ihre Diagnose richtig gewesen war. Mit Sorge sah sie, dass Herzenzyme bereits zugrunde gegangen waren.
»Jupp, geben Sie im Krankenhaus schon mal Bescheid, dass wir einen Herzinfarkt-Patienten bringen«, bat sie. »Thrombolyse-Therapie bereits eingeleitet, Herzkatheter-Untersuchung zu empfehlen.«
Während Jupp die Meldung durchgab, versuchte Andrea Bergen, den heftigen Herzrhythmusstörungen entgegenzuwirken, die sich bei dem Patienten jetzt eingestellt hatten. Sie waren die häufigsten Komplikationen bei einem Herzinfarkt.
Zum Glück erreichten sie kurz darauf das Elisabeth-Krankenhaus. Dr. Keller, die Oberärztin auf der Inneren Station, und Dr. Grabow von der Kardiologie erwarteten den Patienten bereits in der Notaufnahme.
Dort wurde er noch einmal gründlich untersucht und dann auf die Intensivstation gebracht, wo die Thrombolyse-Therapie fortgesetzt werden und der Patient unter ständiger Beobachtung stehen würde.
***
Saskia Hofer reckte den Hals, als sie vom Info-Tower aus einen weißen Jeep auf den Parkplatz des Sportflugplatzes Rheinaurach fahren sah. Gehörte er nicht diesem netten dunkelhaarigen Mann, den sie letzte Woche im Klublokal kennengelernt hatte? Nicolas Klessen hieß er. Den Namen hatte sie sich deshalb gemerkt, weil sie sich gefragt hatte, ob er etwas mit dem bekannten Klessenhof zu tun hatte.
Unwillkürlich begann ihr Herz, schneller zu pochen. Sie wartete darauf, den Fahrer aussteigen zu sehen, doch dann musste sie sich auf eine im Landeanflug befindliche Piper konzentrieren und bekam nicht mehr mit, wer aus dem Jeep stieg. Wenn es tatsächlich jener Nicolas Klessen war, würde sie ihn vielleicht später noch sehen.
Nachdem die Piper gelandet war, schraubte Saskia ihre Thermoskanne auf und gönnte sich einen Becher Kaffee. Während sie in kleinen Schlucken davon trank, ließ sie die Blicke über das Flugplatzgelände schweifen. Es nieselte, und leichter Nebel hing über den Feldern, doch es sah so aus, als würde es nicht mehr lange dauern, bis sich die Wolken lichteten und die Sonne durchkam.
Später, wenn der größte Wochenendandrang vorbei war, würde sie auf einer der einmotorigen Cessnas selbst eine Runde drehen. Saskia war Fluglotsin und versorgte im Tower die an- und abfliegenden Piloten mit den nötigen Informationen. Die Arbeit machte ihr großen Spaß. Es waren allesamt nette Leute auf dem Sportflugplatz Rheinaurach. Mit einigen hatte sie sich in der kurzen Zeit, die sie hier war, schon angefreundet.
Sie war auch ausgebildete Rettungsassistentin und konnte Erste Hilfe leisten, falls mal etwas passieren sollte. Außer einem Fallschirmspringer, der sich bei der Landung den Fuß verstaucht hatte, hatte sie noch keinen Patienten zu versorgen gehabt.
Saskia blickte auf die Anmeldungen und anschließend auf die Uhr. Nicolas Klessen würde mit seiner Cessna als Nächster am Start sein.
Im Geist sah sie ein anziehendes Männergesicht mit braunen, von Lachfältchen umgebenen Augen und einem gut geschnittenen Mund, der oft zu lächeln schien. Eingerahmt wurde dieses Gesicht von braunen lockigen Haaren, die ihm jungenhaft in die Stirn fielen. Nicolas Klessen war ein Mann, der ihr gefallen könnte.
Hinter ihr ging die Tür auf. Phil, der ältere Platzwart, trat zu ihr und legte ihr einen Flyer auf den Tisch. »Hast du schon gesehen, Saskia? Rosi hat sie gerade gebracht. Sie hat die Flyer auch entworfen.«
»Oh, danke.« Saskia nahm den Flyer und las ihn. Es war eine Einladung zum jährlichen Sommerfest auf dem Flugplatz. Für Saskia würde es das erste Mal sein, dass sie daran teilnahm.
»Hübsch gemacht«, kommentierte sie und legte den Flyer wieder auf den Tisch. Rosi war die Tochter der Felbings, die das Klubrestaurant gepachtet hatten, und ging noch zur Schule.
Saskia wechselte noch ein paar Worte mit dem Platzwart, dann ging er wieder.
Sie nahm den Flyer wieder auf und studierte das Programm. Es hörte sich nach viel Spaß und Abwechslung an. Am Abend würde eine Band spielen. Sicher würde auch Nicolas Klessen zu dem Fest erscheinen. Dann hatten sie Gelegenheit, sich etwas näher kennenzulernen, vielleicht miteinander zu tanzen …
In den nächsten zwei Stunden ging Saskia ihrer Arbeit nach, dann legte sie eine Pause ein. Edwin, einer der beiden Fluglotsen, die in Teilzeit arbeiteten, würde sie für eine Stunde ablösen.
Im Grunde konnte man auf kleineren Flugplätzen bei der heutigen Technik auch ohne Fluglotsen auskommen. Ständig besetzte Info-Tower rentierten sich auf vielen kleineren Plätzen nicht mehr. Das war auch der Grund gewesen, warum Saskia vom Bodensee an den Rhein gezogen war.
Die Flugplatzleitung des Sportflugplatzes, dessen Tower jahrelang ihr Reich gewesen war, hatte Antrag auf einen Betrieb ohne Flugüberwachung gestellt und diesen genehmigt bekommen. Die Piloten mussten nun in Eigenverantwortung ihre Flüge unternehmen und für einen sicheren Start und eine ebenso sichere Landung sorgen.
Ein wenig vermisste Saskia ihr Leben am Bodensee, wo sie aufgewachsen war. Aber da auch ihre Eltern dort lebten, besuchte sie diese regelmäßig und tankte Heimatluft. Aber sie fühlte sich auch am Rhein sehr wohl. Nachdem ihre Beziehung mit einem der Fluglehrer obendrein in die Brüche gegangen war, hatte Saskia es an der Zeit gefunden, an einem anderen Ort ein neues Leben zu beginnen.
»Also dann – bis später, Edwin«, verabschiedete sie sich von dem Kollegen.
Auf dem Weg zur Tür fiel ihr Blick auf den Parkplatz. Der weiße Jeep stand noch da, also war auch Nicolas Klessen noch hier – falls der Jeep tatsächlich ihm gehörte. Er war vor Kurzem gelandet, und sie hoffte, ihn im Klublokal zu treffen.