Notärztin Andrea Bergen 1339 - Marina Anders - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1339 E-Book

Marina Anders

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Beschreibung

Mit höchster Besorgnis betrachtet die Notärztin ihren Patienten Maik Rennert, der blass und mit geschlossenen Augen im Bett liegt und seit Tagen für niemanden ansprechbar ist. Seit ihm in einer dramatischen Not-OP ein Bein amputiert worden ist, hat der neunzehnjährige Leistungsschwimmer sich völlig aufgegeben. Ohne seinen geliebten Sport und die großen Erfolge erscheint ihm das Leben nicht mehr lebenswert. Und nun verweigert er auch noch die Nahrung!

Schwester Britta!, durchfährt es Dr. Andrea Bergen da. Wenn Maik noch jemand helfen kann, dann sie. Brittas "heilendes Lächeln" soll schon so manchem Schwerkranken wieder neue Hoffnung und Kraft gegeben haben. Doch ausgerechnet jetzt scheint jenes berühmte Lächeln für immer erloschen zu sein! Warum? Britta hüllt sich in Schweigen. Da entschließt sich Dr. Bergen zu einem ungewöhnlichen und sehr riskanten Schachzug ...

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EPUB

Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Schwester Brittas heilendes Lächeln

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: asiseeit / Stockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5633-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Warm und voller Zuversicht – so haben viele unserer Patienten das Lächeln unserer hübschen Schwester Britta beschrieben, und manch einen Schwerkranken soll sie damit sogar auf wundersame Weise »geheilt« haben.

Doch nun scheint Brittas Lächeln für immer erloschen zu sein! Man sieht sie nur noch bedrückt und traurig über die Flure huschen. Warum? Was ist nur geschehen?

Meinen vorsichtigen Fragen weicht sie beharrlich aus – dabei könnte ich gerade jetzt Brittas Unterstützung dringend brauchen! Nachdem meinem Sorgenpatienten Maik ein Bein abgenommen werden musste, hat er sich völlig aufgegeben, und ich fürchte, dass der Neunzehnjährige nach seiner Entlassung aus der Klinik eine Verzweiflungstat begehen wird …

Noch einmal werde ich versuchen, Brittas heilendes Lächeln wiederzuerwecken. Dr. Tobias Hammacher, unser charmanter neuer Assistenzarzt, ist in diesem Kampf mein letzter Trumpf …

Schwester Britta wollte gerade ihr Apartment im Ärztehaus verlassen, als sie ihr Handy klingeln hörte, das sie auf dem Wohnzimmertisch hatte liegen lassen. Unsicher, ob sie den Anruf noch entgegennehmen sollte oder nicht, verhielt sie den Schritt. Sie wollte nicht gleich an ihrem ersten Arbeitstag zu spät zum Dienst kommen. Doch dann siegte die Neugier, wer sie wohl so früh am Morgen anrief. Rasch ging sie zurück und meldete sich.

Es war ihre Cousine Steffi, die wie eine Schwester für sie war. Sie war auch immer ihre beste Freundin gewesen.

»Guten Morgen, Britta«, tönte es ihr fröhlich entgegen. »Ich wollte dir nur alles Gute wünschen zum Start deiner neuen Stelle am Elisabeth-Krankenhaus.«

»Danke, ich bin gerade unterwegs zum Dienst«, erwiderte Britta Fuchs lächelnd. »Ich freue mich schon. Hier herrscht eine ganz andere Atmosphäre als am Mannheimer Unfallkrankenhaus, wo es immer furchtbar hektisch zugegangen ist.«

»Richtig, du hast deine neue Station ja schon kennengelernt. Gibt es da auch einen tollen Arzt, der dir gefallen könnte?«

»Oh, mehrere.« Britta lachte.

Die Ärzte auf der Chirurgie waren alle sehr nett, bis auf Oberarzt Dr. Anger. Der sah zwar am besten aus von allen, schien jedoch ziemlich arrogant zu sein.

»Hoffentlich fällt dir da die Wahl nicht schwer«, meinte Steffi.

Britta krauste leicht die Stirn. »Wie kommst du auf die Idee, dass ich mir einen Arzt angeln möchte?«

»Warum nicht? Bei deinem Aussehen wirst du im Elisabeth-Krankenhaus sicher bald jede Menge Verehrer haben.«

»Unsinn. Darauf bin ich gar nicht aus. Vergiss nicht mein Handicap und die Tatsache, dass ich ein gebranntes Kind bin. Steffi, sei mir nicht böse, aber ich muss gehen. Sonst komme ich noch zu spät zum Dienst.«

»Dann nochmals viel Glück, und erzähl mir mal, wie es gewesen ist.«

»Werde ich machen«, versprach Britta ihrer Cousine. Sie legte ihr Handy wieder auf den Couchtisch. Im Dienst brauchte sie es nicht. Es war das einzige Telefon, das sie im Moment hatte. Den Festnetzanschluss in ihrem Apartment wollte sie gar nicht erst auf ihren Namen anmelden, denn sie hatte nicht vor, für längere Zeit im Ärztehaus zu wohnen.

Das Apartment hatte sie nur vorübergehend gemietet, bis sie eine Wohnung gefunden hatte, die ihr gefiel. Für sie stand fest, dass sie in Zukunft in ihrer Heimatstadt bleiben wollte.

Nach Mannheim war sie damals nur gezogen, weil ihr Verlobter dort gearbeitet hatte. Nachdem die Beziehung zerbrochen war, hatte Britta dort nichts mehr gehalten. So hatte sie sich entschlossen, wieder an den Rhein zurückzukehren, und war froh gewesen, dass es mit ihrer Anstellung am Elisabeth-Krankenhaus geklappt hatte.

Hier hoffte sie, die schlimme Enttäuschung, die ihr Verlobter ihr zugefügt hatte und die schwere Zeit davor, in der sie selbst als Patientin in der Klinik gelegen hatte, zu vergessen.

»Guten Morgen, Schwester Britta«, riss eine sympathische Männerstimme sie aus ihren Betrachtungen, als sie ihre Wohnungstür abschloss. Am Fahrstuhl stand Dr. Benrath, einer der Stationsärzte auf der Chirurgie, und hielt die Tür für sie auf.

Rasch schlüpfte Britta in die Kabine.

»Danke, Herr Doktor Benrath, und einen schönen guten Morgen«, erwiderte sie lächelnd.

Gemeinsam gingen sie durch den Park zum Klinikgebäude hinüber. Rudolf Benrath berichtete dabei von den Patienten, die in den letzten Tagen auf die Chirurgie eingeliefert worden waren. Der kraushaarige, gemütlich wirkende Stationsarzt gehörte zu den Ärzten, die Britta bereits kennengelernt hatte. Sie fand ihn sehr nett.

Durch den Personaleingang betraten sie das Krankenhaus.

»Kennen Sie eigentlich schon die Notaufnahme?«, fragte Dr. Benrath.

»Nein, ich kenne bisher nur die Chirurgische Station«, erwiderte Britta. »Alles andere muss man mir noch zeigen.«

»Dann fangen wir gleich mit der Notaufnahme an.« Rudolf Benrath ging einen Korridor voran und stieß eine große Flügeltür auf. Stimmengewirr schlug ihnen entgegen. Rolltragen wurden durch die Gänge gerollt, ein Kind schrie. Draußen war näherkommendes Sirenengeheul zu hören.

»Es ist unmöglich, Sie jetzt allen Leuten vorzustellen, Schwester Britta. Sie werden die Ärzte und das Pflegepersonal schon nach und nach kennenlernen. Ah, da kommt unser Notarztteam!«, bemerkte Rudolf Benrath, als eine dunkelblonde Ärztin und zwei Sanitäter hereinkamen. »Oder besser gesagt, eins unserer Notarztteams, denn wir haben drei. Das dort ist Doktor Andrea Bergen, ihre beiden Sanitäter sind Jupp Diederichs und Ewald Miehlke.«

Britta sah zu, wie das Notarztteam einen älteren Mann mit einer Sauerstoffmaske auf dem Gesicht hereinbrachte. Einer der Sanitäter betätigte den Sauerstoffbeutel, der andere hielt einen Infusionsbeutel. Auf dem aparten Gesicht der Notärztin lag ein angespannter Ausdruck, während sie die wichtigsten Daten und medizinischen Werte des Mannes bekannt gab. Dann wurde der Patient vom Schockraumteam übernommen.

Dr. Benrath erklärte der neuen Pflegerin noch verschiedene Einrichtungen, dann fuhren sie in den zweiten Stock hinauf zur Chirurgie.

Dort machte man nicht viel Aufhebens um die neue Pflegerin. Niemand hatte Zeit, sie herumzuführen. Oberschwester Bettina Eilers begrüßte sie und hieß sie willkommen, anschließend zeigte Schwesternschülerin Gaby ihr das Nötigste.

»Hier sind die Umkleideräume«, erklärte die hübsche junge Pflegerin mit dem blonden Pferdeschwanz. Sie öffnete die Tür und zeigte Schwester Britta einen leeren Spind. »Aber Sie sind ja schon umgezogen«, meinte sie dann mit einem Blick auf Brittas weißen Kasack und ihre Schlupfhosen.

»Ich wohne drüben im Ärztehaus, da kann ich gleich meine Dienstkleidung anziehen«, erwiderte Britta. »Das ist praktischer so.«

Und dann sieht auch niemand meine Beinprothese, fügte sie in Gedanken hinzu. Nicht, dass sie daraus ein Geheimnis machen wollte. Aber sie wollte es auch nicht gleich an die große Glocke hängen, dass sie beinamputiert war. Sie mochte es nicht, wenn sie von allen Seiten bemitleidet wurde. Man sah es ihr auch nicht an, dass sie eine Prothese trug, außer einer kleinen Unregelmäßigkeit beim Gehen. Aber deswegen würde sie sicher niemand ansprechen.

Britta legte ihre Tasche in den Spind und folgte der Schwesternschülerin aus dem Umkleideraum.

***

Rasch fand Britta sich in die Arbeit ein, denn die tägliche Routine war an den Krankenhäusern nicht sehr unterschiedlich. Handelte es sich um einen speziellen Fall, wurde sie von einer Kollegin oder einem Kollegen darauf hingewiesen.

»Sie sind Schwester Britta, nicht wahr?«, wurde sie gegen Mittag von der Notärztin angesprochen.

»Richtig«, erwiderte sie mit einem Lächeln. »Und Sie sind Doktor Bergen, die Notärztin, wie Doktor Benrath mir gesagt hat, als Sie heute Morgen mit Ihrem Team in die Notaufnahme kamen.«

Die beiden Frauen reichten sich die Hand und wechselten ein paar allgemeine Worte. Beide waren sich sofort sympathisch. Dann kam die Notärztin auf den Grund zu sprechen, weshalb sie auf die Station gekommen war. Sie wollte sich nach dem älteren Mann erkundigen, den sie eingeliefert hatte.

»Herr Weidig wird noch operiert«, gab Schwester Britta Auskunft. »Wie ich mitbekommen habe, steht es nicht allzu gut um ihn. Durch den Leberriss hat er eine Menge Blut verloren. Soll ich Ihnen Bescheid geben, wenn er auf die Station gebracht wird? Aber ich nehme an, dass er erst einmal auf die Intensiv kommen wird.«

»Falls er es schafft«, wandte die Notärztin mit skeptischer Miene ein. »Ich fürchtete schon, dass er mir im Rettungswagen unter den Händen wegstirbt.«

»Dann können wir nur die Daumen drücken«, erwiderte Britta.

Andrea Bergen betrachtete sie lächelnd. »Sie kommen aus Mannheim, habe ich gehört?«

»Dort habe ich nur einige Jahre gelebt. Ich bin hier am Rhein aufgewachsen. Es ist schön, wieder in der Heimat zu sein.«

Der Notärztin entging nicht der Schatten, der kurz über Schwester Brittas Gesicht gefallen war.

»Dann kennen Sie die Stadt sicher wie Ihre Westentasche«, sagte sie. »Ansonsten hätte ich Ihnen einige unserer Sehenswürdigkeiten genannt.«

»Oh, vielen Dank! Natürlich kenne ich alles noch gut, ich bin ja nur sechs Jahre weg gewesen. Aber einiges hat sich doch verändert oder ist neu. Das tolle Hallenschwimmbad am Ostbahnhof zum Beispiel oder der Kletterpark in der Südstadt.«

»Klettern Sie?«, fragte Andrea Bergen.

»Meine größte Leidenschaft«, erklärte Britta. »Danach kommen gleich Schwimmen und Skifahren.«

»Sie sind ja sehr sportlich«, staunte Andrea.

»Oh ja, das bin ich immer gewesen.« Wieder fiel dieser kurze Schatten über Schwester Brittas Gesicht, der jedoch gleich darauf wieder von ihrem strahlenden Lächeln verdrängt wurde. »Am Sonntag habe ich frei, da werde ich wieder klettern gehen.«

»Am Sonntag? Da wollen meine Tochter und ich ebenfalls hingehen. Sie meinen doch das ›Kletterparadies Weidenthal‹?«

»Ja, richtig. Vielleicht sehen wir uns dann.«

»Das wäre nett. Bis Sonntag dann, falls wir uns vorher nicht mehr sehen.«

Mit einem kurzen Winken gingen die beiden Frauen auseinander.

***

»Wenn Sie möchten, können Sie jetzt zu Tisch gehen, Schwester Britta«, sagte Schwester Assisa, die indische Pflegerin, freundlich.

»Danke, gern.« Schwester Britta schenkte ihr ein Lächeln. »Gibt es hier eine Cafeteria? Ich glaube, irgendwo ein Hinweisschild gesehen zu haben.«

»Im Erdgeschoss. Sie können aber auch ins Personalrestaurant gehen, das ist im dritten Stock. Dort gibt es komplette Menüs, in der Cafeteria nur den üblichen Imbiss.«

»Danke, dann werde ich ins Restaurant gehen.«

Bevor Schwester Britta sich zur Mittagspause abmeldete, teilte sie noch verschiedene Medikamente aus. Anschließend fuhr sie zum dritten Stock hinauf. Doch sie fand das Personalrestaurant nicht gleich und landete auf der Inneren Station.

Dort lief sie einem blonden jungen Arzt in die Arme.

»Ah, ein neues Gesicht«, bemerkte er und lächelte sie bewundernd an. »Oder arbeiten Sie schon länger auf der Inneren Station, und ich habe Sie nur noch nie gesehen?«

»Nein, ich bin ganz neu hier, genau gesagt seit heute. Britta Fuchs ist mein Name.« Sie reichte ihm die Hand, die er mit einem kurzen, festen Druck ergriff.

»Doktor Hammacher«, stellte er sich vor.

»Übrigens arbeite ich nicht auf der Inneren Station, sondern auf der Chirurgie.«

»Auf meiner Station?« In seinen blaugrauen Augen blitzte es erfreut auf. »Dort arbeite ich ebenfalls, als Assistenzarzt. Ich habe auf der Inneren nur nach einem Krebspatienten gesehen, der zur Nachbehandlung hierher verlegt wurde.«

Ein merkwürdig warmes Gefühl erfasste Britta. Warum freute sie sich so darüber, dass dieser gut aussehende Arzt ebenfalls auf der Chirurgie arbeitete?

»Und was führt Sie auf die Innere?«, wollte er wissen. »Kann ich etwas für Sie tun?«

»Sie könnten mir den Weg zum Personalrestaurant zeigen«, erwiderte sie. »Ich habe mich nämlich verlaufen. Auf die Innere Station wollte ich gar nicht.«

Tobias Hammacher lachte. »Das kommt öfter mal vor, dass jemand sich hier verläuft, obwohl eigentlich alles gut ausgeschildert ist. Kommen Sie mit, ich wollte gerade ebenfalls zum Essen gehen.«

Das warme Gefühl in Britta verstärkte sich. Sie musste sich eingestehen, dass der blonde Assistenzarzt ihr gefiel. Sehr sogar. Und sie würde mit ihm zum Essen gehen – an ihrem ersten Tag am Elisabeth-Krankenhaus!

»Dann schließe ich mich Ihnen gern an, wenn Sie nichts dagegen haben«, sagte sie und schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln.

»Selbstverständlich habe ich nichts gegen so reizende Gesellschaft«, versicherte er ihr galant und legte ihr kurz die Hand in den Rücken.

Sie betraten das Personalrestaurant, das wie immer um diese Zeit gut besucht war. Dr. Hammacher führte Schwester Britta zu einem freien Tisch und machte sie mit Mariechen Brückmann, der Wirtin, bekannt.

Die sonst so lebhafte und gesprächige ältere Frau schien heute nicht gerade allerbester Laune zu sein. Sie begrüßte Schwester Britta nur knapp, wenn auch nicht unfreundlich, zählte auf, was sie heute an Speisen anzubieten hatte, notierte sich die Bestellung und eilte wieder weiter.

»Mariechen im Stress«, bemerkte Tobias Hammacher schmunzelnd.

Britta schaute sich um. Fast alle Tische waren belegt. Einige der Ärzte erkannte sie wieder, darunter auch den arroganten Oberarzt von der Chirurgie, der die Wirtin gerade mit einer Beschwerde nervte.

Sie wurde abgelenkt, als Dr. Hammacher das Wort an sie richtete und ein allgemeines Gespräch begann. Dann kam er auf eine bestimmte Patientin zu sprechen, die ihm Kummer machte.

»Frau Stoller war in einen Unfall verwickelt, bei dem sie innere Verletzungen davongetragen hat und der andere Fahrer ums Leben kam. Obwohl dieser einwandfrei die Schuld an dem Unfall hatte, weil er die Vorfahrt nicht beachtet hat, fühlt sie sich schuldig und ist meiner Meinung nach selbstmordgefährdet.«

»Oje!« Schwester Britta blickte den Assistenzarzt betroffen an. »An eine Frau Stoller kann ich mich jetzt gar nicht erinnern.«

»Sie werden auch noch nicht bei allen Patienten auf der Station gewesen sein. Ich werde Sie später mit ihr bekannt machen. Vielleicht können Sie sich ihr ein wenig widmen und ihr Mut zusprechen.«

Britta bedankte sich für das Essen, das Mariechen Brückmann gerade vor sie hinstellte. Dann wandte sie sich wieder Dr. Hammacher zu. »Und was bringt sie auf die Idee, dass ich das besonders gut kann?«, fragte sie lächelnd.

Tobias vergaß zu antworten. Fasziniert sah er sein Gegenüber an. Dieser hübsch geschwungene Mund, dieses bezaubernde Lächeln, diese strahlenden dunklen Augen, dieses glänzende dunkle Haar, das sie im Nacken zusammengebunden hatte … Im Geist sah er es in sanften Wellen offen auf ihre Schultern fallen. War ihm jemals eine attraktivere Frau begegnet als Schwester Britta?

»Mahlzeit«, sagte jemand in diesem Augenblick und zerstörte damit den wunderbaren Augenblick. Auf Tobias wirkte diese Stimme wie eine kalte Dusche. »Darf ich mich setzen, oder störe ich?«

Es war Schwester Carla. Heftiger Unwillen regte sich in Tobias. Carla hatte von Anfang an ihre Fänge nach ihm ausgestreckt, und er war so dumm gewesen, mit ihr auszugehen. Nicht nur das, er hatte sich auch dazu hinreißen lassen, sie zu küssen, wenn auch nur ein einziges Mal. Seitdem wurde er sie nicht mehr los. Sie duzte ihn auch vor allen Kollegen, was ihm unangenehm war.

Am liebsten hätte er ihr gesagt, dass sie tatsächlich störte, aber so unhöflich wollte er nun doch nicht sein. So behauptete er das Gegenteil und deutete einladend auf einen freien Stuhl.

»Ich nehme an, Sie haben Schwester Carla schon kennengelernt?«, fragte er Britta.

Sie nickte. Ja, sie hatte sich mit der Pflegerin mit den kurz geschnittenen roten Haaren und dem sommersprossigen Gesicht bereits bekannt gemacht und sie nicht sehr sympathisch gefunden. Doch das wollte sie ihr nicht so offen zeigen. So lächelte sie zurückhaltend und bestätigte Dr. Hammachers Worte.

Schwester Carla setzte sich und richtete das Wort an den Assistenzarzt, ohne sich weiter um die neue Kollegin zu kümmern. Tobias hörte allerdings kaum zu. Er nickte nur flüchtig und wandte sich wieder Britta zu.