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Es ist so schön!, denkt die hübsche Amelia Holm - und damit meint sie einfach alles: ihre junge Liebe zu Thorsten, ihr neues Leben am Rhein und ihre erste Stelle als Frauenärztin am Elisabeth-Krankenhaus. Und die Patientinnen lieben "ihre" Frau Doktor Holm, die sich mit großem Engagement und Einfühlungsvermögen für sie einsetzt ...
Als sie Ina Teubner kennenlernt, eine ehrgeizige Pharmareferentin, ahnt Amelia zunächst nicht, welche Gefahr von dieser Frau für sie ausgeht, denn Ina versteht es geschickt, sie mit ihrem Fachwissen über neue Wege in der Geburtshilfe zu beeindrucken. Dass Ina Teubner in Wahrheit ganz andere Absichten verfolgt und wie eine Spinne ein Netz um sie webt, erkennt Amelia viel zu spät. Da ist es im Kreißsaal unter ihrer Leitung schon zu einer Katastrophe gekommen - und ein junges Paar weint um seinen tot geborenen kleinen Sohn ...
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Seitenzahl: 131
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Frisch von der Uni
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: wavebreakmedia / shutterstock
Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-6014-1
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Wo ist Dr. Amelia Holm?
Seit Tagen suchen wir fieberhaft nach unserer neuen Frauenärztin, die nach einem traumatischen Erlebnis im Kreißsaal tränenüberströmt das Krankenhaus verlassen hat! Seither fehlt von ihr jede Spur – niemand hat von ihr gehört!
Ich wage mir gar nicht vorzustellen, was in der jungen Assistenzärztin vor sich gehen mag, seit das Baby der Reinkes tot zur Welt gekommen ist! Grund war eine falsche Infusion, die der werdenden Mutter verabreicht wurde – von Dr. Amelia Holm, wie es scheint. Chefgynäkologe Dr. Wolters war außer sich und hat Amelia vor den Augen aller aufs Heftigste angeklagt. Doch das wird nicht das Schlimmste für sie sein: Amelia macht sich selbst die allergrößten Vorwürfe, weil das Kind gestorben ist! Nun habe ich Angst, dass sie eine Verzweiflungstat begeht. Denn mit einer solchen Schuld wird sie nicht leben können …
Amelia schloss die Augen und wandte ihr Gesicht der Sonne zu, die durch die Fenster der Skihütte fiel. Es war ein wunderschöner Tag, und man konnte schon einen Hauch von Frühling spüren, auch wenn es erst Februar war und noch beachtliche Mengen Schnee lagen.
Sie seufzte wohlig. La Bresse, ihr Lieblingsort in den Vogesen! Während ihrer Studienzeit war sie öfter hergekommen, zu jeder Jahreszeit, mit Kommilitonen oder auch mal allein. Nun hatte sie ihr Medizinstudium beendet und genoss die letzten freien Tage mit verschiedenen Winteraktivitäten, bevor in der kommenden Woche das Berufsleben für sie begann.
Laute Stimmen und Gelächter erklangen, und Amelia wandte den Kopf. Mehrere Leute kamen in die Hütte gepoltert und brachten einen Schwall kalter Luft mit herein. Jemand legte Holz im Ofen nach, der eine mollige Wärme verbreitete.
Amelia blickte über die grob gezimmerten Tische und Bänke in der Hütte. Sie waren alle voll besetzt. Nur derjenige, auf den sie insgeheim wartete, war nicht unter den Anwesenden, er …
Er, das war Thorsten, ein dunkelhaariger, gut aussehender und wahnsinnig netter Mann, der in ihrem Alter war. Amelia hatte ihn beim Schneeschuhwandern getroffen. Sie waren ins Gespräch gekommen, nachdem sie sich mehrmals auf einem der Schneeschuhpfade begegnet waren.
Amelia hatte Probleme mit ihrer Bindung gehabt, und Thorsten hatte ihr geholfen, sie wieder zu befestigen. Später hatten sie in der Cafeteria der Skistation zusammen einen Kaffee getrunken, und am nächsten Tag hatten sie gemeinsam eine Schneeschuhwanderung unternommen.
Habe ich mich in ihn verliebt?, fragte sich Amelia. Sie musste zugeben, dass sie sich richtig nach ihm sehnte. Wie wunderbar wäre es, wenn er jetzt zur Tür hereinkommen und sich zu ihr setzen würde!
Amelia schenkte sich Tee aus der Thermoskanne nach, die sie im Rucksack mitgenommen hatte. Während sie ihn trank, wanderten ihre Gedanken zurück an den Rhein, wo sie auf der Gynäkologischen Station des Elisabeth-Krankenhauses ihre erste Stelle als Assistenzärztin antreten würde.
Sie freute sich sehr darauf, hatte aber auch gleichzeitig ein wenig Angst. Diesmal war sie nicht Medizinstudentin im Praktischen Jahr wie am Universitätsklinikum in Heidelberg, nun war sie approbierte Ärztin, würde selbstständig arbeiten und Verantwortung tragen. Würde sie sich am Elisabeth-Krankenhaus wohlfühlen? Würden die zukünftigen Kollegen nett sein?
»Hallo, darf ich mich zu dir setzen?« Eine angenehme Männerstimme unterbrach ihre Gedanken. Amelia hatte diese Stimme noch lebhaft in Erinnerung. Prompt beschleunigte sich ihr Herzschlag, und eine süße Schwäche kroch ihr die Beine hoch.
Sie drehte den Kopf und erblickte den Mann, der ihr nicht mehr aus dem Sinn ging. Bei der offensichtlichen Freude in seinem Blick begann ihr Herz, Purzelbäume zu schlagen.
»Hallo«, brachte sie leicht heiser hervor. »Ja, gern«, fügte sie lächelnd hinzu und räumte Anorak und Rucksack zur Seite, damit er neben ihr Platz nehmen konnte.
»Schön, dass ich dich hier treffe, Amelia«, sagte er. »Bist du mit Schneeschuhen hier oder mit Skiern?«
Auf dieser Seite des Skihügels waren nicht nur Schneeschuhpfade angelegt, sondern auch Loipen, die ebenso romantisch durch den Wald führten. Amelia hatte auch diese ausprobiert.
»Mit Schneeschuhen«, erwiderte sie. »Und du?«
»Ebenfalls.« Er nahm seine bunte Strickmütze ab und fuhr sich mit den Fingern durch das zerzauste Haar, bevor er sich auf der Bank niederließ. »Ich habe dir ja erzählt, dass ich mich mit Skiern nicht so recht anfreunden kann«, fügte er mit einer Grimasse hinzu.
»Richtig, da bist du nur hingefallen«, erinnerte Amelia sich. Sie drehte an ihrem langen braunen Zopf, der ihr weit über die Schulter fiel, und lachte.
Thorsten packte seinen Imbiss aus und legte alles vor sich auf den Tisch. Zwei üppig belegte Brötchen kamen zum Vorschein, ein mit Schokolade überzogenes Croissant, eine Banane, eine Saftpackung und ein Energie-Riegel.
»Du scheinst ja mächtig Hunger zu haben«, bemerkte Amelia belustigt.
»Hab ich auch.« Thorsten biss herzhaft in eins der Brötchen. »Nach meinem anstrengenden Vormittag brauche ich jetzt mein Kraftfutter.«
Amelia betrachtete ihn lächelnd. Wie schön, dass er nun doch noch aufgetaucht war! Hatte sie sich das nicht sehnsüchtig gewünscht? »Was war denn so anstrengend an deinem Vormittag?«, wollte sie wissen.
»Mein Kampf mit dem Snowboard.« Thorsten kaute genüsslich.
Amelia verbiss sich ein Grinsen. Sie wusste, dass er unbedingt Snowboard fahren wollte, es aber erst einmal lernen musste. Er hatte sich zu einem Kurs angemeldet, doch die Sache schien sich schwieriger zu gestalten als gedacht.
»Es ist nicht gut gelaufen?«, erkundigte sie sich vorsichtig.
»Nicht besonders«, gab er zu. »Mein großes Problem ist das Lenken. Mein Körper bewegt sich immer in andere Richtungen, als ich will. Und schon liege ich wieder auf der Nase. Frustrierend!«
»Dann solltest du vielleicht doch lieber bei den Schneeschuhen bleiben«, schlug Amelia vor.
»Das sehe ich allmählich ein, deshalb bin ich auch darauf umgestiegen. Langlauf kann ich ebenfalls vergessen, da kriege ich einfach den Rhythmus nicht hin. Aber beim Snowboard will ich noch nicht aufgeben.« Thorsten brach das Croissant in zwei Hälften und reichte Amelia eine davon, was sie dankend annahm.
»Schneeschuhwandern ist ohnehin eine gute Idee gewesen«, bemerkte er zwischen zwei Bissen. »Denn dabei habe ich dich getroffen. Darf ich dich anschließend ein Stück begleiten?«
»Aber gern«, erwiderte Amelia. Und die Hoffnung stieg in ihr auf, dass Thorsten für sie ebensolche Gefühle haben könnte wie sie für ihn.
***
Sehr weit kamen sie an diesem Nachmittag allerdings nicht mehr. Dafür hatte Thorsten die Idee, am Abend eine Schneeschuhwanderung im Mondschein zu unternehmen.
Natürlich war Amelia sofort damit einverstanden. Konnte sie sich etwas Romantischeres vorstellen, als mit Thorsten bei Vollmond durch den Wald zu wandern?
»Wunderbar«, stimmte sie zu. »In der Zwischenzeit hätte ich Lust, ins Hallenbad zu gehen. Kommst du mit?«
Leider lehnte Thorsten ab. Er war Software-Entwickler und wollte zurück in sein Hotelzimmer, um noch ein paar Stunden am Laptop zu arbeiten. So verabredeten sie sich zu einer bestimmten Uhrzeit bei den Schneeschuhpfaden.
Auch allein hatte Amelia ihren Spaß im Hallenbad. Sie schwamm ein paar Runden, ging in die Sauna und gönnte sich anschließend einen Eisbecher. Später, beim Abendessen in einem gemütlichen Bistro, traf sie ein nettes Paar, mit dem sie bereits mehrmals ins Gespräch gekommen war. Obwohl sie jede Menge Abwechslung hatte, verging die Zeit bis zu ihrer Verabredung mit Thorsten viel zu langsam.
Endlich war es so weit, um zum Treffpunkt zu gehen. Amelias Herz schlug höher, als sie schon von Weitem Thorsten zu erblicken glaubte. Doch er war es nicht. Der andere Mann trug nur eine Skijacke in der gleichen Farbe.
Amelia nahm ihre Stirnlampe aus dem Rucksack und setzte sie auf. Sie fröstelte, als ein kalter Windstoß über den Platz fegte. Hoffentlich kam Thorsten bald! Zwischen den Bäumen würde es geschützter sein.
Amelia wartete und wartete, doch Thorsten erschien nicht. Enttäuschung breitete sich in ihr aus. Er war also einer von der unpünktlichen Sorte, das gefiel ihr nicht.
Endlich tauchte er auf. Im Laufschritt kam er auf sie zu, seine Schneeschuhe unter dem einen Arm, die Stöcke unter dem anderen. »Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe«, rief er atemlos. »Ich war so in meine Arbeit vertieft, dass ich nicht auf die Uhrzeit geachtet habe.«
»Das kommt vor«, erwiderte Amelia versöhnlich. Sie war viel zu froh, dass er doch noch gekommen war, als dass sie auf ihn hätte ärgerlich sein können.
Er schnallte sich die Schneeschuhe an und setzte seine Kapuze auf. »Etwas windig hier«, fand er. »Komm, laufen wir uns warm!«
Sie wanderten los. Nur wenige andere Schneeschuhwanderer waren an diesem Abend unterwegs. Hin und wieder sah man die Lichter ihrer Stirnlampen durch den Wald tanzen. Ansonsten war es eine ziemlich dunkle Nacht, auch wenn die Sterne am Himmel standen.
Und dann wurde es auf einmal hell, als wäre eine Straßenlaterne angegangen.
»Oh, der Mond!« Richtig ehrfürchtig blickte Amelia auf die silberne Scheibe, die sich jetzt zwischen die dunklen Tannenwipfel schob.
»Da braucht man ja gar keine Lampe mehr, so hell ist er«, meinte Thorsten und knipste seine Stirnlampe aus. Gleich darauf schaltete er sie wieder an, denn ohne Licht war es doch sehr dunkel im Wald.
Sie liefen weiter. Zwischendurch blieb Amelia immer wieder stehen, um den Mond zu betrachten. Sehnsüchtige und romantische Gefühle zogen durch ihr Herz. Mit Thorsten hätte sie immer so weiterlaufen können.
Irgendwann war der kalte Wind auch zwischen den Bäumen zu spüren. Amelia zog ihre Mütze tiefer in die Stirn.
»Wollen wir umkehren?«, schlug Thorsten vor.
Amelia war damit einverstanden, denn ihr war trotz der Bewegung ziemlich kalt geworden. Sie spürte ihre Zehen kaum noch.
Nach einer Weile blieb sie an einer Stelle stehen, wo ein weiterer Pfad nach rechts abzweigte. Er war kaum benutzt und schwer zu erkennen.
»Hast du was dagegen, wenn wir noch einen Umweg machen?«, fragte sie. »Ganz in der Nähe ist ein kleiner Weiher, mein Lieblingsplatz.«
Thorsten betrachtete den Pfad mit skeptischer Miene.
»Da ist kaum eine Spur zu sehen«, wandte er ein. »Meinst du nicht, dass wir uns da nur verlaufen?«
»Ich kenne mich aus«, versicherte Amelia. »Hier bin ich schon oft gewesen. Außerdem ist es nicht weit.«
»Na gut, dann mal los!« Thorsten überließ ihr die Führung und stapfte hinter ihr her.
Mühelos folgte Amelia der Andeutung eines Pfades. Die Bäume standen hier so dicht, dass das Mondlicht kaum durch die Zweige dringen konnte. Dann wurde es heller, und sie traten auf eine kleine Lichtung hinaus.
Unwillkürlich hielt Amelia den Atem an. Der Anblick war einfach zauberhaft. In der Mitte der Lichtung lag der Weiher, dessen gefrorene Oberfläche im Mondlicht wie Kristall schimmerte.
Sie schaltete die Stirnlampe aus. Vor Ergriffenheit wurde ihr der Hals eng. Wie sehr sie diesen Ort liebte, im Winter noch mehr als im Sommer! Es war ein Ort des Friedens und der Stille, zu dem es sie bei ihren Besuchen in La Bresse auch jedes Mal hinzog.
Amelia schauerte leicht zusammen, als Thorsten seinen Arm um ihre Taille legte und sie näher an sich zog.
»Schön hier«, sagte er mit rauer Stimme. »Wunderschön.«
Amelia nickte. »So schön wie heute habe ich den Weiher noch niemals erlebt«, erwiderte sie leise.
Thorsten drückte sie an sich. »Und ich habe überhaupt noch nie so einen schönen Anblick erlebt. Richtig verwunschen sieht das aus. Man fühlt sich wie in eine andere Welt versetzt.«
»Ja, so empfinde ich es auch.« Amelia wandte den Kopf und sah Thorstens Blick auf sich gerichtet. Im silbernen Schein des Mondlichtes konnte sie das zärtliche Lächeln sehen, das um seine Lippen spielte. In seinen Augen schienen sich die Sterne widerzuspiegeln.
Sein Blick wurde intensiver, der Druck seiner Hand auf ihrer Taille fester. Ein erwartungsvoller Seufzer entfloh ihr, als sein Gesicht näher kam.
»Amelia.«
Sie schloss die Augen. Noch nie zuvor hatte jemand ihren Namen mit einem so zärtlichen Hauch ausgesprochen. Dann spürte sie auch schon Thorstens Lippen auf ihrem Mund, fest und fordernd und dennoch unglaublich zärtlich.
Eine Hitzewelle erfasste ihren Körper, als sein Kuss tiefer und inniger wurde. Amelia, die ihn ebenso innig und leidenschaftlich erwiderte, drohten die Knie nachzugeben. Was für ein wunderbarer, romantischer Ort, um den ersten Kuss zu tauschen!
Schneeflocken fielen auf ihre erhitzten Gesichter, als sie die Lippen voneinander lösten und sich atemlos ansahen.
Amelia glaubte, das Glück, das sie in diesem Augenblick empfand, müsste ihr die Brust sprengen. Thorsten war der Mann, nach dem sie sich insgeheim gesehnt hatte, der Mann, der zu ihr passte, der Mann, der es verstand, ein nie gekanntes Feuer in ihr zu entfachen.
»Amelia.« Wieder sprach er ihren Namen so liebevoll aus. Ebenso zärtlich war seine Berührung, als er ihr mit dem Finger über die Wange strich.
»Es ist so schön«, flüsterte sie und meinte damit einfach alles. Den zugefrorenen Weiher, das Mondlicht, Thorstens Küsse, seine Nähe, seine Wärme.
Ein Knacken im Wald ließ sie innehalten.
»Ich glaube, hier ist es nicht geheuer«, raunte Thorsten an ihrem Ohr.
Amelia lachte leise. »Hast du Angst?«, neckte sie ihn.
»Nicht, wenn du bei mir bist«, gab er ebenso neckend zurück. »Aber es wird verdammt kalt, wenn man sich nicht bewegt.«
Er gab ihr noch ein Küsschen und einen Klaps auf den Po, dann drehte er sie herum zum Zeichen, dass er den Rückweg antreten wollte.
***
»Schönen Feierabend, Herr Stellmacher«, wünschte Andrea Bergen ihrem Notarztkollegen, den sie gerade vom Dienst abgelöst hatte.
»Danke, Frau Bergen. Und Ihnen wünsche ich einen ruhigen Nachtdienst.« Clemens Stellmacher gab ihr den Pager, der die Notärzte zu ihren Einsätzen rief. »Christiane ist schon zu Hause und hat etwas Leckeres gekocht, wie sie mir gerade geschrieben hat. Wir wollen uns einen gemütlichen Abend machen.«
Andrea nickte ihm zu. »Dann viel Spaß zusammen. Und grüßen Sie Ihre Frau von mir.«
»Werde ich gern tun.« Dr. Stellmacher hob kurz die Hand zum Gruß und verließ die Notaufnahme.
Im Umkleideraum zog Andrea Bergen eine frische weiße Hose und einen Kasack über. Anschließend ging sie in den Bereitschaftsraum, wo ihre beiden Sanitäter sich ebenfalls zum Nachtdienst eingefunden hatten. Andrea begrüßte sie und plauderte ein wenig mit ihnen.
Keine zehn Minuten später kam schon der erste Einsatz.
»Herzinfarkt in der Leipziger Straße sechsundzwanzig«, meldete Jupp Diederichs, der Fahrer des Rettungswagens, der den Anruf der Einsatzzentrale entgegengenommen hatte. »Es handelt sich um eine schwangere junge Frau namens Bauer.«
»Oh.« Die Notärztin machte ein besorgtes Gesicht.
»Das hört sich nicht gut an«, meinte Ewald Miehlke, der Rettungssanitäter im Team.
Zu dritt eilten sie hinaus zum Rettungswagen, der einsatzbereit unter dem Vordach vor der Notaufnahme stand, und stiegen ein. Mit eingeschalteter Sirene und Blaulicht lenkte Jupp das Fahrzeug hinaus auf die Rheinpromenade, auf der noch reger Feierabendverkehr herrschte.
Nach wenigen Minuten hielten sie vor der angegebenen Adresse. Es war eins der großen älteren Häuser, in deren Erdgeschoss sich Geschäfte und Lokale befanden. Vor dem Eingang mit der Nummer sechsundzwanzig brachte Jupp Diederichs den Rettungswagen zum Stehen.
Andrea Bergen fand den Klingelknopf mit dem Namen Bauer und drückte darauf. Eine aufgeregte Männerstimme meldete sich.
»Kommen Sie rasch herauf, dritter Stock links! Meine Frau … oh mein Gott, sie bekommt keine Luft mehr!«
»Wir sind gleich da.« Als der Türsummer ertönte, drückte Andrea die Tür auf und lief mit ihrem Notfallkoffer in der Hand auf die Treppe zu. Jupp und Miehlke folgten ihr mit der Trage.
Die Wohnungstür stand offen, heller Lichtschein fiel ins Treppenhaus. Im Inneren in der Wohnung herrschte einige Aufregung. Mehrere Leute schienen anwesend zu sein, die hektisch durcheinanderredeten.
Ein Mann kam jetzt durch den Flur auf sie zugeeilt. Andrea sah, dass ihm der Schweiß auf der Stirn stand.
»Meine Frau hat von Geburt an einen Herzfehler«, erklärte er mit bleicher Miene. »Aber sie wollte unbedingt ein Kind. Ich ja auch, aber … Kommen Sie, helfen Sie ihr!«
Er rannte wieder zurück. Das Notarztteam folgte ihm ins Wohnzimmer, wo ein halbes Dutzend Leute versammelt waren.