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Verlieb dich nie in deinen Arzt! - Die Notärztin und eine verbotene Liebe
"Andrea? Ich kenne keine Andrea!" Dumpf, ja, apathisch klingt Celias Stimme durchs Telefon, und eine namenlose Angst überkommt die Notärztin. Ohne Zweifel leidet ihre Freundin wieder an starken Bewusstseinseintrübungen, Orientierungslosigkeit und Depressionen infolge ihrer schweren Stoffwechselstörung. In einem solchen Zustand ist Celia Ullmann nicht mehr Herrin ihrer Sinne - und eine Gefahr für sich selbst!
Trotz allen guten Zuredens gelingt es Andrea nicht, Celia ihren Aufenthaltsort zu entlocken! Und ein Bild aus der Vergangenheit steigt vor Andreas Augen auf: Celia auf der alten Eisenbahnbrücke - dicht davor, sich in die Tiefe zu stürzen! Doch das wird sich bestimmt nicht wiederholen, versucht Andrea sich zu beruhigen, als ihr bei Celias nächsten Worten das Blut in den Adern gefriert.
"Auf Wiedersehen, Welt! Ich kann nicht mehr ..."
***
Sie ist ein Mensch, dessen Leben den Kranken gehört. Aber auch eine Frau mit Wünschen und Sehnsüchten nach Liebe und Geborgenheit. Spannungsreich, doch auch bewegend sind die Geschichten um Andrea Bergen und ihre Arbeit am Elisabeth-Krankenhaus. Es sind Geschichten, die das Leben schrieb: voller Menschlichkeit und Herzensgüte, doch auch von Schicksalsschlägen und Trauer.
Genießen Sie alle 14 Tage eine neue, bewegende Geschichte rund um die starke 'Notärztin Andrea Bergen'.
Jede Folge ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Folgen der Serie gelesen werden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Verlieb dich nie in deinen Arzt!
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Iakov Filimonov / shutterstock
Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-6860-4
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Celia! Wo ist Celia? Seit Stunden suche ich schon fieberhaft nach meiner Freundin, die infolge einer fortschreitenden Ammoniakvergiftung mehr und mehr den Verstand und die Orientierung verliert. Und wieder ist ein Arzt mit an ihrem Zustand schuld! Seit sich nämlich ihre große Liebe Dr. Stefan Jung überraschend von ihr getrennt hat, hat Celia sich nur noch gehen lassen – und alle medizinischen Maßnahmen, die lebenswichtig für sie sind, ignoriert.
Doch mit steigendem Ammoniakspiegel trübt sich Celias Bewusstsein immer mehr, die Depressionen nehmen überhand – und in diesem Zustand wird Celia zu einer Gefahr für sich selbst! Schon einmal konnte ich sie in allerletzter Minute davon abhalten, sich das Leben zu nehmen. Aber heute weiß ich nicht einmal, wo ich sie suchen soll. Die Stadt ist groß, und es wird allmählich Nacht …
»Hallo, Andrea – ich bin’s, Celia. Ich bin wieder zurück.«
»Celia?« Andrea Bergen musste ihre Gedanken erst einmal ordnen. Gerade war sie vom Dienst nach Hause gekommen und von ihrer Schwiegermutter mit dem Telefon in der Hand und der Nachricht begrüßt worden, dass ein Anruf für sie eingegangen war. »Oh, Celia!«, rief sie überrascht.
Celia Ullmann lachte leise. »Musstest du erst überlegen, wer ich bin?«
»Nein, natürlich nicht. Ich bin nur gerade erst nach Hause gekommen und war gedanklich noch ganz bei den Einsätzen und Notfällen, die ich den Tag über hatte.«
»Dann arbeitest du noch als Notärztin am Elisabeth-Krankenhaus?«
»Oh, ja.« Mit dem Telefon am Ohr versuchte Andrea umständlich, den Blazer auszuziehen und an die Garderobe zu hängen. »Du bist also wieder zurück. Da müssen wir uns unbedingt mal treffen.«
»Genau aus diesem Grund rufe ich an. Ich würde mich sehr freuen, bei einem Kaffee mit dir zu plaudern. Im Café Meißner zum Beispiel, wo wir früher öfter gewesen sind.«
»Das wäre eine nette Idee.« Andrea war unterdessen ins Wohnzimmer gewandert, wo sie ihrem Mann eine Kusshand zuwarf. Werner, der vor einer halben Stunde seine Kinderarztpraxis geschlossen hatte, winkte ihr lächelnd zu, bevor er sich wieder in seine Fachzeitschrift vertiefte.
Mit dem Telefon in der Hand schlenderte Andrea plaudernd im Haus umher. Sie spähte in die Küche, wo ihre Schwiegermutter Hilde mit der Zubereitung des Abendessens beschäftigt war, und musste dann Dolly abwehren, die zusammen mit Franzi, der zwölfjährigen Adoptivtochter, die Treppe heruntergestürmt kam und sie vor lauter Wiedersehensfreude beinahe umgeworfen hätte.
»Aus, Dolly, du verrücktes Ding!«, wehrte sie die Hündin ab und drückte Franzi zur Begrüßung ein Küsschen auf die Wange. Dann wandte sie sich wieder dem Telefon zu. »Entschuldige, Celia, ich musste rasch meine Lieben begrüßen. Aber nun erzähl mal. Du bist also wieder zurück in der Stadt. Wie ist es dir in Frankfurt ergangen?«
»Eigentlich ganz gut. Ich hatte eine Anstellung im Klinikum bekommen, doch das hatte ich dir, glaube ich, noch geschrieben.«
»Ja, ich erinnere mich. Da hattest du es ganz gut getroffen, oder?«
»Ich konnte mich nie beklagen. Aber ich habe mich in Frankfurt auch nie heimisch gefühlt. Meine Heimat ist hier am Rhein. Ich hatte oft schreckliches Heimweh.«
»Und es hat niemanden gegeben, der dich in Frankfurt gehalten hätte?«
»Nicht wirklich. Ich hatte zwar einige flüchtige Beziehungen, doch Lars stand immer zwischen uns.«
Andrea nickte. Ihr war klar, dass Celia jeden Mann mit Dr. Petersen vergleichen würde. Niemand konnte für ihre Freundin neben ihm bestehen, auch wenn er ein Windhund war und Celia das Herz gebrochen hatte.
»Aber jetzt bist du doch sicher über ihn hinweg, nach all der Zeit?«
»Ich denke schon«, erwiderte Celia, doch es klang nicht sehr überzeugend. »Sonst wäre ich nicht zurückgekommen. Ich hatte schon früher mit dem Gedanken gespielt, aber dann hatte ich Angst vor schmerzlichen Erinnerungen.«
»Nach allem, was er dir angetan hat, solltest du ihn endlich vergessen. Er war deine Tränen nicht wert. Dass du seinetwegen dein Leben wegwerfen wolltest …«
»Erinnere mich nicht daran«, unterbrach Celia sie. »Leicht wird es für mich nicht werden, wieder hier zu leben. Ich werde das Elisabeth-Krankenhaus ebenso meiden wie die Eisenbahnbrücke.«
»Und trotzdem möchtest du, dass wir uns im Café Meißner treffen?« Andrea wunderte sich darüber, denn das beliebte Café lag auf der anderen Seite des Parks, der den Krankenhauskomplex umgab.
»Ich weiß. Aber es war nun mal mein Lieblingscafé. Mit Lars bin ich merkwürdigerweise nie dort gewesen.« Celia seufzte wieder. »Ich will es einfach mal probieren. Irgendwann muss ich ja damit anfangen, mit den Erinnerungen zu leben, ohne dass sie mir wehtun.«
»Das wünsche ich dir sehr, Celia«, erwiderte Andrea herzlich. »Wo wirst du in Zukunft arbeiten? Wieder in einem Krankenhaus?«
»Nein, und das ist die nächste Überraschung: Sabrina hat mir eine Stelle in der Röntgengemeinschaftspraxis vermittelt, in der ihr Mann arbeitet. Ich freue mich riesig.«
»Oh, das ist ja toll! Ich freue mich mit dir.« Sabrina Zimmer war OP-Schwester im Elisabeth-Krankenhaus und mit dem Röntgenologen Markus Zimmer verheiratet. »Sabrina hat mir gar nichts davon gesagt. Ich habe sie aber auch länger nicht mehr gesehen. Zurzeit hat sie Urlaub.«
»Es war auch ganz kurzfristig. Sabrina wusste, dass es mich wieder in die Heimat zog. Als bei ihrem Mann eine MTA-Stelle frei wurde, hat sie mir gleich Bescheid gegeben. Ich habe nicht lange gezögert und sofort gekündigt. Man ließ mich auch gleich gehen, denn man hatte bereits Ersatz für mich. Tja, und nun bin ich hier und fange am Montag schon an.«
»Dann wünsche ich dir einen guten Start und auch sonst alles Gute, Celia.«
»Danke, Andrea. Lass uns in Kontakt bleiben und bald auf einen Kaffee ins Meißner gehen.«
Sie tauschten noch ihre Handynummern aus, dann beendeten sie das Gespräch. Ein Lächeln lag auf Andreas Lippen, als sie ins Esszimmer ging, wo der Tisch liebevoll gedeckt war. Werner saß bereits auf seinem Platz, und Andrea setzte sich neben ihn.
»Das war Celia Ullmann, wenn du dich noch an sie erinnerst«, erklärte sie.
»Die MTA von der Röntgenstation mit den superlangen Haaren, die sich so unsterblich in diesen Dr. Petersen verliebt hatte?«
»Genau. Sie ist wieder zurück in der Stadt. Den Rest erzähle ich dir später«, fügte Andrea hinzu, als sie sah, dass Hilde und Franzi das Essen hereintrugen.
Rasch stand sie auf, um beim Servieren zu helfen.
***
Celia bürstete sorgfältig ihr langes, kastanienbraunes Haar, das ihr bis zur Taille reichte. Dann flocht sie es zu einem Zopf.
Heute war ihr erster Arbeitstag in der Röntgenpraxis. Celia freute sich auf ihre neue Stelle. Sie kannte Dr. Zimmer, Sabrinas Mann, zwar nur flüchtig, doch sie hatte ihn als einen sehr sympathischen Mann in Erinnerung.
Celia war froh, dass sie diesen Schritt gewagt hatte und wieder in ihre Heimatstadt zurückgekehrt war. Wahrscheinlich war es für ihren Seelenfrieden besser, anfangs noch gewisse Plätze zu meiden, aber irgendwann würde sie in der Lage sein, auch Restaurants zu besuchen, in denen sie oft mit Lars gewesen war. Immerhin war seit seinem Verrat einige Zeit vergangen.
Celia goss sich einen Kaffee ein und steckte zwei Scheiben Brot in den Toaster. Im Stehen aß sie ihr Frühstück. Auch ihr neues Domizil gefiel ihr. Ihr Apartment in einer modernen Wohnanlage war zwar nur klein, doch es besaß einen Balkon mit einem hübschen Ausblick.
Wenig später verließ Celia das Haus und stieg in ihr Auto. Die Röntgenpraxis befand sich in der Innenstadt auf der anderen Seite des Rheins. Es war nicht weit, doch in der morgendlichen Rushhour würde sie zwanzig Minuten einkalkulieren müssen.
Celia lenkte ihr Auto in Richtung Rheinbrücke. Zu ihrer Verwunderung sah sie kein einziges Auto die Brücke passieren. Wenige Augenblicke später erkannte sie den Grund: Der Verkehr wurde wegen Brückenarbeiten umgeleitet. Sie stöhnte. Musste das ausgerechnet heute Morgen sein? Sie wollte an ihrem ersten Arbeitstag auf keinen Fall zu spät kommen.
Zum Glück floss der Verkehr ohne große Stockungen. Bald hatten sie die nächste Brücke über den Rhein erreicht. Celia atmete auf. Sie würde pünktlich in der Praxis eintreffen.
Im nächsten Moment spannten sich ihre Nerven, als ihr bewusst wurde, dass diese Route über die Eisenbahnbrücke in die Innenstadt führte.
Ausgerechnet diese Eisenbahnbrücke! Celia spürte, wie ihre Handflächen feucht wurden.
Zügig rollte der Verkehr über die Rheinbrücke. Ein Stück dahinter spannte sich die historische Eisenbahnbrücke mit ihrem eisernen Fachwerk über die mehrspurige Bahnlinie.
Nein, dachte Celia in aufsteigender Panik, als sie an die schlimmsten Augenblicke in ihrem Leben dachte. Da kann ich unmöglich drüberfahren!
Leider gab es keine Ausweichmöglichkeit. Vor der Eisenbahnbrücke zweigte keine Straße mehr ab, und Wenden war unmöglich. Ihr blieb nichts anderes übrig, als über die Brücke zu fahren.
Ihr Herz begann zu rasen, als sie sich der Stelle näherte, die sie niemals mehr passieren wollte. Zu allem Unglück staute sich der Verkehr auch noch.
Bitte nicht hier, nicht mitten auf dieser Brücke!, flehte Celia stumm. Nervös zwirbelte sie das Ende ihres langen Zopfes, der über ihrer Schulter lag.
Doch der Himmel erhörte ihr Flehen nicht. In der Mitte der Brücke kam der Verkehr vollends zum Stillstand, genau an jener Stelle, an der sie beinahe in den Tod gesprungen wäre.
Langsam wandte sie den Kopf. Im Geist sah sie sich in die Eisenstreben klettern. Damals, als sie vor Herzensqualen und Verzweiflung nicht mehr leben wollte. Tief unter ihr lagen die Schienenstränge. In Kürze würde ein Intercity angebraust kommen. Celia würde sich fallen lassen … im richtigen Augenblick. Dann war aller Schmerz über Lars’ Verrat für alle Zeiten vergessen.
»Celia!«, hörte sie wieder eine Stimme rufen. »Nicht erschrecken, ich bin es: Andrea. Lass uns darüber reden. Lars ist es nicht wert, dass du dein Leben wegwirfst. Vor dir liegt noch so viel Schönes.«
Die Stimme war so eindringlich und flehend gewesen, dass Celia sich ihr nicht hatte widersetzen können. Sie hatte auch so etwas Tröstliches, Beruhigendes gehabt.
Ein Bein bereits zum tödlichen Sprung erhoben, hatte Celia mitten in der Bewegung verharrt und zugelassen, dass eine Hand sie berührte, dass sich ein Arm um ihre Taille legte und sie davor bewahrte, ihr Leben auf den Schienen zu beenden.
Ungeduldiges Hupen hinter ihr ließ Celia nun zusammenzucken und holte sie wieder in die Gegenwart zurück. Sie hatte nicht gemerkt, dass sich der Stau aufgelöst hatte. Rasch fuhr sie weiter. Sie riskierte noch einen kurzen Blick auf die bewusste Stelle, doch es löste keine Empfindungen mehr in ihr aus.
Celia holte tief Luft. Es war die richtige Entscheidung gewesen, in ihre Heimatstadt zurückzukehren. Und eine gute Erfahrung, über jene Eisenbahnbrücke zu fahren. Denn nun wusste sie, dass die Schatten der Vergangenheit keine Macht mehr über sie hatten.
***
»Ach, wie schön, dass es an unserem Krankenhaus nichts zu tun gibt und wir ganz gemütlich zusammenstehen und einen Kaffee trinken können«, ahmte Andrea Bergen den Tonfall Dr. Angers nach, dem arroganten und verhassten Oberarzt von der Chirurgie. Sie war gerade aus dem Fahrstuhl getreten, und ihr erster Blick war auf Dr. Keller und Dr. Hochstadt gefallen, die mit Kaffeebechern in der Hand am Getränkeautomaten standen und sich unterhielten.
Maja Hochstadt, eine attraktive blonde Internistin, machte ein schuldbewusstes Gesicht. »Jetzt sind wir schon wieder erwischt worden!«, stöhnte sie in gespieltem Erschrecken.
»Das wird wohl einen Eintrag in die Personalakte geben«, versetzte Oberärztin Lore Keller trocken.
Andrea lachte. Sie warf eine Münze in den Automaten und ließ sich ebenfalls einen Becher Kaffee heraus.
Die drei Ärzte unterhielten sich über verschiedene Fälle. Andrea nahm die Gelegenheit wahr, um sich nach einer Patientin zu erkundigen, die sie gestern mit schweren Nierenkoliken eingeliefert hatte.
»Kollege Van Dijk hat eine intrarenale endourologische Steinentfernung durchgeführt und den Plagegeist noch in der Niere zertrümmert«, berichtete Dr. Keller. »Der Patientin geht es gut, aber sie hat noch Schmerzen.«
»Was ganz normal ist«, warf Maja Hochstadt ein. »In ein paar Tagen hat sie alles überstanden und darf nach Hause.«
»Sie muss wahnsinnige Schmerzen gehabt haben«, erinnerte sich Andrea. »Ich wusste schon gar nicht mehr, welche Analgetika ich ihr noch geben sollte.«
»Es muss aber auch furchtbar gewesen sein. Sie hat geschrien vor Schmerzen. Ach was – gebrüllt!« Lore Keller trank von ihrem Kaffee. »Gut, dass wir den Kollegen Van Dijk haben. Er ist ein hervorragender Nephrologe.«
»Er ist überhaupt ein toller Arzt.« Maja Hochstadt seufzte schwärmerisch.
Andrea und Lore tauschten einen kurzen amüsierten Blick. So attraktiv und tüchtig Maja auch war, bei Männern hatte sie nicht viel Glück. Quentin Van Dijk hätte ihr wohl gefallen.
»Übrigens, nächste Woche bekommen wir einen neuen Kollegen«, bemerkte Lore Keller. »Dr. Stefan Jung, Internist und Facharzt für Stoffwechselerkrankungen.«
»Oh, richtig. Ich habe davon gehört.« Andrea nickte. »Einen solchen Facharzt können wir in unserem Team gut gebrauchen.«
»Allerdings wird er nur vorübergehend bei uns arbeiten, denn er will sich zum Endokrinologen weiterbilden«, wusste die Oberärztin zu berichten.
»Scheint ein interessanter Mann zu sein.« Maja Hochstadts Miene drückte sichtliches Interesse aus. »Sieht auch sehr gut aus, zumindest auf dem Foto. Hat irgendwie indische Gesichtszüge.«
»Seine Mutter ist Inderin«, erwiderte Lore Keller.
»Na, dann bin ich mal gespannt auf euren neuen Kollegen.« Andrea warf ihren leeren Kaffeebecher in den Abfallkorb. »Ach, übrigens – wisst ihr, wer sich bei mir gemeldet hat?« Lächelnd blickte sie in die Runde. »Celia Ullmann, die mal als Röntgenassistentin bei uns gearbeitet hat.«
Lore Keller hob überrascht die Brauen. »Ach, wirklich? Ich kann mich noch gut an sie erinnern. Sie und Dr. Petersen hatten schon als das neue Traumpaar gegolten, aber dann hat es doch nicht mit den beiden geklappt.«
»Dieser Petersen ist mir nie sympathisch gewesen«, meinte Maja Hochstadt. »Der hat doch nur mit ihr gespielt. Hat sie sich nicht seinetwegen umbringen wollen?«
»Richtig, sie wollte sich von der Eisenbahnbrücke stürzen«, fiel es Lore Keller wieder ein. »Andrea, hast du sie nicht im letzten Moment noch gerettet?«
»Ja, zum Glück. Ich war gerade auf dem Heimweg und fuhr über die Brücke, als ich sie bemerkte. Was für ein Schock!«
»Und alles wegen Petersen.« Maja schüttelte den Kopf. »Wollte sie nicht mit ihm nach Bremen gehen?«
»Lars Petersen wollte dort eine eigene Röntgenpraxis eröffnen, und Celia hätte als seine Assistentin mitkommen sollen«, berichtete Andrea. »Sie hatte auch schon gekündigt. Doch dann war plötzlich eine andere Frau im Spiel, und Petersen löste die Beziehung mit Celia, was ihr das Herz brach. Sie glaubte, ohne ihn nicht leben zu können, und wollte sich in den Tod stürzen.«
»Und wie geht es ihr jetzt?«, wollte Maja wissen.
»Gut, soweit ich das am Telefon beurteilen konnte. Sie hat eine Anstellung in der Röntgengemeinschaftspraxis von Dr. Zimmer bekommen. OP-Schwester Sabrina hat sie ihr vermittelt.«
»Dann hoffe ich das Beste für sie, und dass sie wieder glücklich wird«, sagte Lore herzlich.
»Das wünsche ich ihr auch«, erwiderte Andrea, und Maja Hochstadt schloss sich ebenfalls mit guten Wünschen an.
***
Dr. Stefan Jung fuhr im Bett hoch, als sein Wecker klingelte. Was, schon aufstehen? Er hatte das Gefühl, gerade erst ins Bett gegangen zu sein. Dann merkte er, dass es gar nicht der Wecker war, sondern sein Handy.
Gleichzeitig stellte er fest, dass es erst kurz nach zwei Uhr war. Er durfte also noch ein paar Stunden Schlaf genießen, bevor er sich für seinen ersten Tag im Elisabeth-Krankenhaus rüsten musste.
Stefan runzelte unwillig die Stirn. Wer zum Teufel rief mitten in der Nacht an? Doch nicht schon wieder Marion?
Er warf einen Blick auf das Display und stöhnte. Natürlich, es konnte ja nur seine Ex sein!
Nein, ich melde mich nicht, nahm er sich vor. Er wollte sein Handy schon ausschalten, doch dann zögerte er. Warum zum Teufel brachte er es nicht fertig, Marions Anrufe, mit denen sie ihn regelmäßig traktierte, zu ignorieren?