Notärztin Andrea Bergen 1433 - Marina Anders - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1433 E-Book

Marina Anders

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Beschreibung

Wie schön könnte unser Leben sein, denkt die hübsche Helen, wenn nur die vielen Sorgen nicht wären! Der unmögliche Freund ihrer Tochter Nanette, das gefährliche Hobby ihres Sohnes und die Launen von Nesthäkchen Jenny. Doch das Schlimmste ist das Desinteresse ihres Mannes Harald, der keinen Blick mehr für sie übrig hat. Nach der Arbeit verschwindet er allabendlich in seinem Hobbyraum. Was macht er da nur?, fragt Helen sich misstrauisch. Kann es sein, dass er eine heimliche Affäre unterhält?
Es wäre ja auch kein Wunder, so wie ich aussehe, denkt Helen, und eine einsame Träne rinnt über ihre Wange. Am Morgen hat die Waage schon wieder ein Kilo mehr angezeigt, und ihre Akne wird auch täglich schlimmer!
Helen ahnt nicht, dass Gewichtszunahme, Pickel, Haarausfall und ihr Hunger auf Süßes ernstzunehmende Ursachen haben. Ausgerechnet an ihrem Geburtstag erfährt sie die Wahrheit - über ihre schwere Krankheit und über Haralds schockierendes Geheimnis ...

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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Ein winzig kleines Glückshormon

Vorschau

Impressum

Ein winzig kleines Glückshormon

»Meine Geschwister und ich müssen jetzt Mamas kleine Glückshormone sein.« Dieser Satz der traurigen Jennifer hat mich tief berührt, denn ich weiß, für ihre Mutter Helen Glaser ist eine Welt zusammengebrochen!

Dr. Schwarzhaupt hat bei ihr zwei gravierende Frauenleiden diagnostiziert, die nur schwer zu behandeln sind. Doch wie soll Helen sich erholen, wenn sie zugleich so verzweifelt um ihren Mann Harald bangen muss? Seit ihrem vierzigsten Geburtstag fehlt von dem dreifachen Familienvater jede Spur, und die Ahnung, dass er schwere Schuld auf sich geladen hat, lässt Helen nicht zur Ruhe kommen ...

Um die besorgte Frau ein wenig zu unterstützen, habe ich ihre jüngste Tochter Jennifer für eine Weile bei uns aufgenommen. Doch nun haben unsere Franzi und Jenny eine mysteriöse Beobachtung gemacht, die mich das Allerschlimmste für Harald Glaser befürchten lässt ...

»Was wünschst du dir zum Geburtstag, Mama?« Nanette schwang sich auf einen der Hocker an der Kücheninsel, wo ihre Mutter saß, und schaute sie fragend an.

Helen Glaser löste den Blick von den Prospekten mit den Sonderangeboten, die sie an diesem Samstagmorgen studierte.

»Ach, nichts Besonderes«, erwiderte sie lächelnd.

»Es ist aber ein besonderer Geburtstag«, betonte Nanette. Sie verdrehte die Augen. »Dein vierzigster! Jetzt bist du schon richtig alt, Mama.«

Helen lachte und gab ihrer Tochter einen liebevollen Nasenstüber.

»Mit vierzig fängt das Leben erst an«, widersprach sie.

»War ja nur Spaß.« Nanette gähnte. »Also, was wünschst du dir?«

Helen fuhr sich durch das kinnlange, von Strähnchen durchzogene blonde Haar.

»Spezielle Wünsche hab ich eigentlich keine. Aber natürlich würde ich mich über eine nette Kleinigkeit sehr freuen. Das überlasse ich dir.«

»Eine nette Kleinigkeit also.« Nanette, das jüngere Ebenbild ihrer Mutter, rutschte vom Hocker und gähnte wieder.

»Bei dir scheint es gestern Abend ja wieder recht spät geworden zu sein, weil du immer noch so müde bist«, bemerkte Helen anzüglich. »Wann bist du denn nach Hause gekommen?«

»Weiß ich nicht mehr.« Nanette ging zum Kühlschrank und goss sich ein Glas Orangensaft ein. »Heute übernachte ich bei Thorsten.«

Sie fragt nicht einmal mehr, ging es Helen kurz durch den Sinn. Sie tut einfach so, als wäre sie bereits volljährig. Dabei war sie erst vor wenigen Monaten siebzehn geworden.

»In Ordnung«, erwiderte Helen dennoch. Was hätte sie sonst auch sagen sollen? »Aber sieh zu, dass es morgen Abend nicht allzu spät wird. Am Montag ist wieder Schule.«

»Das weiß ich selbst.« Nanette winkte ihrer Mutter kurz zu und verschwand aus der Küche.

Seufzend widmete sich Helen wieder ihrem Prospekt und trug neue Artikel in ihre Einkaufsliste ein.

Seit einiger Zeit war sie wieder Nur-Hausfrau, doch das machte ihr nichts aus. Während anderen Frauen zu Hause die Decke auf den Kopf fiel, genoss Helen ihr Hausfrauendasein. In Haus und Garten gab es immer genug zu tun, und Harald, ihr Mann, war beruflich zu eingespannt, um ihr auch noch im Haushalt zu helfen.

Harald war Prokurist bei Metallbau-Warnecke, einem großen metallverarbeitenden Betrieb. Dort hatte er verantwortungsvolle Aufgaben und musste nicht nur oft Überstunden machen, er brachte sich noch Arbeit mit nach Hause.

Auch heute war er gleich nach dem Frühstück hinunter in den Hobbyraum gegangen, wo er sich eine Arbeitsecke eingerichtet hatte. Helen hätte am Wochenende gern mal wieder etwas unternommen, vor allem bei dem schönen Wetter, das im Moment herrschte, doch Harald hatte ihr erklärt, dass er arbeiten müsse.

Sie seufzte abermals. Wann hatte er zum letzten Mal Zeit für die Familie gehabt? Sie konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern. Kein Wunder, dass die Kinder ihre eigenen Wege gingen, selbst Jennifer, die mit ihren zwölf Jahren das Nesthäkchen der Familie war.

Helen sah ja ein, dass Harald in der Firma einen wichtigen Posten innehatte, der ein großes Maß an Verantwortung erforderte. Aber jeder Mensch hatte auch Anspruch auf eine gewisse Freizeit. Niemand konnte verlangen, dass Harald so viele Überstunden machte und obendrein noch zu Hause arbeitete.

Sie vervollständigte ihre Einkaufsliste und gab die Prospekte in den Papiermüll. Dann blickte sie auf die Uhr. Hatte es Sinn, noch vor dem Mittagessen zum Einkaufen zu fahren, oder sollte sie es lieber am Nachmittag erledigen? Gleichzeitig fragte sie sich, wer außer Harald und ihr zum Mittagessen zu Hause sein würde.

Nanette ganz sicher nicht. Und Daniel, der Dreizehnjährige, der nur noch Klettern und Bouldern im Kopf hatte statt Schularbeiten, war mit seinen Freunden in der Kletterhalle. Er hatte sich von seinem Vater Geld für einen Burger geben lassen, also würde er nicht zum Essen nach Hause kommen. Und Jennifer war mit ihrer Freundin Franzi Bergen zum Reiten auf dem Reiterhof Marienberg.

Also würden nur Harald und sie zum Mittagessen zu Hause sein. Aber das war ihr ganz recht. Dann würden sie wenigstens Gelegenheit haben, mal wieder über verschiedene Dinge zu sprechen. Bei dem schönen Wetter konnten sie auf der Terrasse essen, das war eine nette Abwechslung.

Helen beschloss, den Einkauf im Supermarkt auf den Nachmittag zu verschieben. Sie holte den Staubsauger aus der Abstellkammer und begann, im Wohnzimmer sauber zu machen. Nachdem sie damit fertig war, ging sie hinunter in den Hobbyraum.

Wie üblich saß Harald am Computer, auch wenn mehrere Fitnessgeräte im Raum standen. Doch auch dafür hatte er keine Zeit, ein richtiges Hobby hatte er gar nicht.

Bei ihrem Eintreten bemerkte Helen, dass Harald am Computer rasch eine Webseite wegklickte, als sollte sie diese nicht sehen. Das war ihr schon zuvor ein paar Mal aufgefallen. Hatte Harald Geheimnisse vor ihr? Sah er sich Sexseiten an? Sie fand sein Verhalten etwas merkwürdig.

»Störe ich?«, fragte sie. »Meinetwegen hättest du die Seite nicht zu schließen brauchen, die du dir gerade angesehen hast. Bist du mit deiner Arbeit fertig?«

»Nein. Ich habe nur etwas recherchiert«, erwiderte Harald, ohne sich zu ihr umzudrehen.

Helen ging näher. Dabei konnte sie die Ablehnung förmlich spüren, die ihr von ihrem Mann entgegenschlug. Er wollte, dass sie wieder ging, das merkte sie deutlich.

Ihr Blick huschte über den Schreibtisch, der mit Geschäftspapieren übersät war. Es sah nicht so aus, als würde Harald mit seiner Arbeit bald fertig sein. Sie trat hinter ihn und legte ihm die Hände auf die Schultern.

»Du arbeitest zu viel«, sagte sie. »Für uns hast du gar keine Zeit mehr.«

Harald starrte weiterhin auf den Bildschirm, auf dem irgendwelche Zahlentabellen zu sehen waren.

»Soll das ein Vorwurf sein? Willst du dich wieder beschweren?« Seine Stimme klang gereizt.

Fast bereute Helen es, dass sie zu ihm heruntergekommen war. Harald schien heute nicht gerade bester Laune zu sein. Schon beim Frühstück hatte er ein verdrossenes Gesicht gemacht, als wäre es für ihn eine Strafe, mit seiner Familie zu frühstücken.

»Nein, ich beschwere mich nicht«, versicherte sie rasch. Sie rutschte auf Haralds Schoß und drückte ihm einen Kuss auf den Mund.

Doch von ihm kam keine Reaktion. Als sie ihm ins Gesicht sah, fiel ihr seine Nervosität auf. Auch die Schweißperlen auf seiner Stirn blieben ihr nicht verborgen, ebenso wenig das Zucken seiner Lider hinter den Brillengläsern.

Helen stand wieder auf. Ernst und eindringlich sah sie ihn an.

»Harald, was ist los? In letzter Zeit bist du so verändert. Hast du Probleme, über die du nicht reden willst?«

Auch diesmal wich er ihrem Blick aus.

»Es gibt keine Probleme«, behauptete er heiser, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte. »Mach bitte das Fenster auf. Es ist furchtbar stickig hier drin.«

Sie ging, um seiner Bitte Folge zu leisten. Helen fand nicht, dass es im Hobbyraum übermäßig warm war, auch wenn er nach Süden lag. Eher kam ihr Haralds Aufforderung wie ein Ablenkungsmanöver vor. Sie wandte sich ihm wieder zu, doch er war schon wieder beschäftigt.

Helen seufzte resigniert. »Ich mache mich jetzt ans Mittagessen«, sagte sie. »Heute sind nur wir beide zu Hause, aber das ist auch mal ganz nett. Ist es dir recht, wenn wir in einer Stunde essen?«

»In Ordnung«, murmelte er.

»Dann bis später.« Helen ging zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um und sah, wie auch Harald sich zu ihr umwandte, als wollte er sich vergewissern, dass sie auch wirklich den Raum verließ, bevor er zu dem zurückkehrte, wobei sie ihn offensichtlich gestört hatte.

***

Helen saßen die Tränen locker, als sie in die Küche ging. Nichts ist mehr so wie früher, dachte sie traurig. Harald hatte sich verändert, die Kinder hatten sich verändert – aber das war wohl der Lauf der Dinge. Und hatte nicht auch sie selbst sich verändert? Nicht nur äußerlich, auch innerlich?

Seit einigen Monaten hatte Helen Probleme, über die sie jedoch nicht sprechen wollte. Ihre Zyklusstörungen zum Beispiel. Mal blieb ihre Periode ganz aus, ohne dass sie schwanger war, dann wieder trat sie zweimal im Monat auf, und zwar so heftig, dass sie sich von dem hohen Blutverlust ganz geschwächt fühlte.

Außerdem litt sie an Haarausfall, zumindest, was das Kopfhaar anbetraf. Dafür stellte sie unerwünschten Haarwuchs an verschiedenen anderen Körperstellen fest. Über der Oberlippe zum Beispiel. Die Kinder machten sich schon lustig darüber, dass ihr ein Bart wuchs. Aber auch an den Schenkeln und im Nacken entdeckte sie mehr und mehr lästige Härchen.

An Gewicht nahm sie neuerdings ebenfalls zu, ohne dass sie mehr oder fettreicher gegessen hätte. Hormonveränderungen, nahm sie an und dachte an die gefürchteten Wechseljahre. Aber dafür war es hoffentlich noch zu früh. Schließlich stand sie erst kurz vor ihrem vierzigsten Geburtstag.

Helen dachte an Nanettes Bemerkung, dass sie bald alt war. Sah auch Harald das so? Würde sie für ihn dann nicht mehr attraktiv sein? Bei dem Gedanken daran stieg ihr ein Kloß in den Hals. Vielleicht sollte sie nach ihrem Geburtstag einmal zum Arzt gehen. Zumindest die starken Blutungen sollten abgeklärt werden.

Helen nahm das Fleisch aus dem Kühlschrank und begann, das Mittagessen zuzubereiten. Zu den Schweinelendchen würde sie Reis und einen Salat richten. Sie überlegte, welche Zutaten sie hatte, um daraus einen Nachtisch zu zaubern. Er würde dem Essen eine festliche Note verleihen. Harald und sie allein beim Mittagessen auf der Terrasse – wann kam das schon mal vor? Für ein Familienleben hatte er ja kaum mehr Zeit.

Früher waren sie mit einem befreundeten Paar und dessen Kindern sonntags hin und wieder wandern gegangen und in einem Gasthof eingekehrt. Das hatte sich alles zerschlagen, seit man Harald in der Firma die Prokura übertragen hatte. Natürlich war es eine große Ehre gewesen, verbunden mit einer beachtlichen Gehaltserhöhung, doch Helen wünschte oft, er hätte diesen Posten abgelehnt.

Sie begann, die Champignons zu schnippeln, und gab sie zu dem Fleisch. Der Reis simmerte bereits auf dem Herd. Helena war gern Hausfrau. Zwar liebte sie nicht alle Arbeiten, die täglich anfielen, doch sie war eine leidenschaftliche Köchin und Gärtnerin. Es hätte ihr aber auch Spaß gemacht, wieder halbtags zu arbeiten.

Von Beruf war sie Einzelhandelskauffrau und hatte bis zu Nanettes Geburt in einem Modehaus gearbeitet. Seitdem hatte sie nur ab und zu kurzfristige Teilzeitjobs gehabt. Wenn sie wieder arbeiten ging, würde sie mit anderen Menschen zusammenkommen, statt die meiste Zeit des Tages allein zu sein und darauf zu warten, dass jemand von der Familie nach Hause kam. Der Kontakt zu Leuten ihres Alters, vor allem Frauen, fehlte ihr sehr.

Doch das war ein Thema, auf das Harald nicht gern einging. Er verdiente gut genug, damit sie sich einige Extras leisten konnten, und wollte, dass sie sich um alle Haushaltsbelange kümmerte. Aber das war Helen nicht mehr genug. Nicht, nachdem die anderen Familienmitglieder ihre eigenen Wege gingen.

Helen dachte an die Arztfamilie Bergen, die Eltern von Jennifers Klassenkameradin Franzi. Bei zwei Ärzten gab es sicher auch kein geordnetes Familienleben und regelmäßige freie Wochenenden. Doch sie bemühten sich, ihre knappe Freizeit mit ihrer Tochter zu verbringen und etwas mit ihr zu unternehmen.

Manchmal nahmen sie Jennifer zu Freizeitaktivitäten mit, wovon das Mädchen hinterher immer sehr schwärmte. Aber wenn Franzi umgekehrt bei ihnen zu Gast war, konnte Helen ihr nicht das Gleiche bieten. Zwar unternahm auch sie hin und wieder etwas mit den Mädchen, doch einen »Familienausflug« konnte man es nicht nennen.

Helen musste lächeln. Es war offensichtlich, dass Franzi für Daniel schwärmte. Vermutlich war er der Grund, warum sie in letzter Zeit so häufig zu Besuch kam. Und jedes Mal schien sie enttäuscht zu sein, wenn er nicht zu Hause war oder kurz nach ihrem Eintreffen ging.

Sie seufzte. Daniel, das war auch so ein Kapitel für sich. Als Harald ihm vor einigen Jahren erlaubt hatte, in einer Kindergruppe das Klettern zu lernen, hatte sie nichts dagegen gehabt. Doch mit zunehmendem Alter war er immer waghalsiger geworden. Inzwischen ging er nicht nur in den entsprechenden Hallen klettern und bouldern, er traf sich auch mit Älteren in der freien Natur, wo sie in den Felsen teilweise ohne Seil kletterten.

Harald fand das vollkommen in Ordnung, doch Helen lebte in ständiger Angst. Aber das schien in der Familie niemand zu verstehen, am allerwenigsten Daniel selbst.

Die Zeituhr für den Reis schrillte. Helen zog den Topf zur Seite und ging dann hinunter in den Keller, um Harald Bescheid zu geben, dass sie in Kürze essen konnten.

***

»Himmel, kannst du nicht anklopfen?«, fuhr er sie an, als sie den Hobbyraum betrat. Wieder klickte er am Computer rasch eine Seite weg, als sollte sie ihn nicht bei einer verbotenen Tätigkeit erwischen.

Befremdet blieb Helen an der Tür stehen. »Seit wann muss man hier anklopfen?«

»Ich würde es jedenfalls begrüßen, wenn du es in Zukunft tun würdest. Du erschreckst einen ja zu Tode, wenn du so hereinplatzt. Mit deinen Plüschpantoffeln hört man dich auch nicht kommen.«

Helen lachte kurz auf. »Soll ich in Zukunft auf Stöckelschuhen in den Keller gehen und mein Kommen mit laut klappernden Absätzen ankündigen?«

»Anklopfen ist doch wohl nicht zu viel verlangt, oder? In anderen Familien ist das generell üblich, wenn man private Räume betritt.«

»Private Räume?«, wiederholte Helen kopfschüttelnd. »Das hier ist ein Hobbyraum, zu dem wir alle Zutritt haben, genau wie zum Wohnzimmer.«

»Es ist mein Arbeitszimmer«, betonte Harald. Er war ganz rot im Gesicht. Warum regt er sich so auf?, fragte sich Helen. Sie fand das ziemlich verdächtig.

»Es ist unser Fitnessraum«, widersprach sie. »Aber streiten wir nicht deswegen. Ich wollte nur sagen, dass das Essen fertig ist.«

»Du hättest auch herunterrufen können«, brummte er.

Helen erwiderte nichts mehr. Sie drehte sich um und stieg die Treppe hinauf.

Nachdem sie noch rasch zwei Schälchen mit Kokos-Joghurt gefüllt und mit Ananasstücken und Müsli garniert hatte, deckte sie den Tisch auf der Terrasse und trug das Tablett mit dem Essen hinaus. Harald kam gerade mit dazu, um ihr behilflich zu sein.

»Hmm, lecker«, bemerkte er, als wollte er sich für seine Vorwürfe entschuldigen.

Helen schenkte ihm ein Lächeln. »Lass es dir schmecken«, sagte sie, nachdem sie sich gesetzt hatten.

Während des Essens ließ Harald sein Besteck sinken und griff nach ihrer Hand. »Helen, sei mir bitte nicht böse«, bat er reumütig. »Ich habe zurzeit so viel Arbeit und auch Unangenehmes zu erledigen, da würde ich mich am liebsten einschließen und auch nicht zum Essen kommen, um nicht von diesen ... hm, schwierigen Aufgaben abgelenkt zu werden.«

Sie drückte seine Hand. »Das verstehe ich doch, Harald. Wenn ich dir irgendwie helfen kann, dann sag es mir bitte.«

»Danke, das ist lieb von dir.« Er hob ihre Hand an die Lippen und drückte einen Kuss darauf, bevor er sie wieder losließ. »Am meisten würdest du mir helfen, wenn du dich nicht weiter um mich kümmern würdest, damit ich in vollkommener Ruhe arbeiten kann. Und nicht unangemeldet ins Zimmer platzen. Das gilt auch für die Kinder.«