Parker setzt die Fotobande matt - Günter Dönges - E-Book

Parker setzt die Fotobande matt E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Der Besucher, dem Parker am späten Nachmittag die Tür öffnete, machte den Eindruck eines gutsituierten Geschäftsmanns. »Ist Lady Simpson für einen Moment zu sprechen?« erkundigte er sich. »Darf man möglicherweise den Grund Ihres Besuches erfahren?« fragte der Butler und nahm die Visitenkarte des Vierzigjährigen in Empfang. Sie lautete auf »Fred D. Hull – Finanzierungsberatung«. Das nervöse Zucken, das Parker schon vorher im Gesicht des Mannes registriert hatte, verstärkte sich. Hull warf einen hastigen Blick über die Schulter, ehe er mit gedämpfter Stimme antwortete. »Ich... ich muß die Dienste Ihrer Herrin in Anspruch nehmen«, teilte er zögernd mit »Die Sache ist nämlich... man versucht, mich zu erpressen...« »Man wird Ihr Anliegen unverzüglich vortragen, Mister Hull«, versprach der Butler, deutete eine Verbeugung an und entfernte sich. »Erpreßt wird der Mann?« vergewisserte sich Lady Agatha freudig überrascht, Sie hatte gerade ihre Teestunde beendet und war dankbar für die Abwechslung, die der Besuch versprach. »So jedenfalls lautete der Bescheid, den meine Wenigkeit von Mister Hull entgegennahm, Mylady«, bestätigte der Butler. »Dann führen Sie ihn herein, Mister Parker«

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Seitenzahl: 110

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Butler Parker – 272 –Parker setzt die Fotobande matt

Günter Dönges

Der Besucher, dem Parker am späten Nachmittag die Tür öffnete, machte den Eindruck eines gutsituierten Geschäftsmanns. »Ist Lady Simpson für einen Moment zu sprechen?« erkundigte er sich.

»Darf man möglicherweise den Grund Ihres Besuches erfahren?« fragte der Butler und nahm die Visitenkarte des Vierzigjährigen in Empfang. Sie lautete auf »Fred D. Hull – Finanzierungsberatung«.

Das nervöse Zucken, das Parker schon vorher im Gesicht des Mannes registriert hatte, verstärkte sich. Hull warf einen hastigen Blick über die Schulter, ehe er mit gedämpfter Stimme antwortete.

»Ich... ich muß die Dienste Ihrer Herrin in Anspruch nehmen«, teilte er zögernd mit »Die Sache ist nämlich... man versucht, mich zu erpressen...«

»Man wird Ihr Anliegen unverzüglich vortragen, Mister Hull«, versprach der Butler, deutete eine Verbeugung an und entfernte sich. ‚

»Erpreßt wird der Mann?« vergewisserte sich Lady Agatha freudig überrascht, Sie hatte gerade ihre Teestunde beendet und war dankbar für die Abwechslung, die der Besuch versprach.

»So jedenfalls lautete der Bescheid, den meine Wenigkeit von Mister Hull entgegennahm, Mylady«, bestätigte der Butler.

»Dann führen Sie ihn herein, Mister Parker«, entschied die passionierte Detektivin. »Sonst überlegt er sich’s noch anders und geht zur Polizei.«

»Wie Mylady zu wünschen geruhen«, erwiderte Parker in seiner höflichen Art und kam der Weisung nach.

Mit dezent gestreiften Beinkleidern und dem konservativ geschnittenen Zweireiher war er schon auf den ersten Blick als hochherrschaftlicher Butler zu erkennen. Makellose Umgangsformen entsprachen dem äußeren Bild.

Eher als das glatte, meist ausdruckslose Gesicht ließen die ergrauten Schläfen und ein leichter Bauchansatz auf seinen Jahrgang schließen. Die würdevolle Haltung, die Parker in jeder Lebenslage zu bewahren wußte, wirkte manchmal so steif, als hätte er einen Ladestock verschluckt.

Während man die Statur des Butlers als eher durchschnittlich einstufen konnte, verfügte seine immens vermögende Herrin über respektable Körperfülle. Obwohl sie die Sechzig überschritten hatte, war die exzentrische Lady keineswegs immun gegen zeitweilige Anwandlungen weiblicher Eitelkeit und verwendete besondere Sorgfalt auf die Auswahl ihrer Hüte.

Agatha Simpson war mit dem britischen Blut- und Geldadel verschwistert und verschwägert. Sie konnte sich jeden erdenklichen Luxus leisten, wurde aber ständig von der Furcht geplagt, eines Tages mittellos dazustehen. Daraus resultierte ihr ausgeprägter Hang zur Sparsamkeit.

Ihr Steckenpferd, dem sie sich mit Haut und Haaren verschrieben hatte, waren kriminalistische Aktionen, in die sie sich mit lustvoller Vehemenz zu stürzen pflegte.

Mit Wonne trat sie in jedes Fettnäpfchen und brachte Verwirrung in die Fäden der Ermittlungen. Ihrem Selbstbewußtsein tat dies allerdings keinen Abbruch. Im Gegenteil: Mylady hielt sich für die Detektivin des Jahrhunderts.

Finanzberater Fred D. Hull begrüßte die Hausherrin mit ausgesuchter Höflichkeit und entschuldigte sich mehrmals für die Störung.

»Kommen wir zur Sache, Mister Dull«, wurde die Detektivin dienstlich, sobald der Besucher Platz genommen hatte.

»Mein Name ist Hull, nicht Dull, Mylady.« Dabei deutete er auf seine Visitenkarte, die auf einem kleinen Silbertablett auf dem Tisch lag. »Sie müssen mir helfen, Mylady«, fuhr der Besucher in flehendem Ton fort. »Koste es, was es wolle.«

Agatha Simpson hatte ihr Gegenüber kritisch taxiert und aus dem gepflegten Äußeren offenbar auf ein ausreichend dotiertes Bankkonto geschlossen.

»Sie werden also bedroht, Mister Dull?« wollte die majestätische Dame wissen. »Vermutlich hat man Schlägertrupps und Killer auf Sie angesetzt«

»So schlimm ist es zum Glück nicht, Mylady«, antwortete Hull.

»Warten Sie’s ab, junger Mann«, konterte Lady Agatha. »Niemand kennt die Sitten und Bräuche der Unterwelt so gut wie ich.«

»Man will mich finanziell ausnehmen«, teilte der Finanzberater mit. »Und wenn Sie mir nicht helfen können, werde ich zahlen, weil mein Ruf als Geschäftsmann und mein Familienglück auf dem Spiel stehen.«

»Daß ich Ihnen helfen kann, ist überhaupt keine Frage«, erwiderte Mylady großzügig. »Der Gangster, der mir gewachsen wäre, muß erst noch geboren werden.«

»Darf man gegebenenfalls um Auskunft bitten, ob Sie die Polizei in den Fall eingeschaltet haben, Mister Hull?« ließ Parker sich aus dem Hintergrund vernehmen.

»Dazu habe ich mich nicht entschließen können, weil ich die Sache mit äußerster Diskretion behandelt wissen möchte, Mister Parker«, gab der Besucher zur Antwort. »Obwohl...«

»Sie haben sich völlig richtig entschieden, indem Sie mich mit den Ermittlungen beauftragten, Mister Dull«, fiel Lady Simpson ihm ins Wort. »Diskretion ist nämlich meine Spezialität.«

»Mylady wäre Ihnen außerordentlich verbunden, wenn Sie nähere Angaben machen könnten, welche Druckmittel die Erpresser gegen Sie in der Hand haben, Mister Hull«, kam der Butler auf die Kernfrage zu sprechen.

»Es handelt sich um Fotos, die mich in einer ... äh ... kompromittierenden Situation zeigen«, verriet der Mann und senkte beschämt den Blick.

»Das müssen Sie mir näher erklären«, zeigte Agatha Simpson unverhohlen ihre Neugier.

»Man hat mir drei Abzüge zugeschickt«, teilte der Finanzberater mit. »Dazu die Mitteilung, daß es mich fünfzigtausend Pfund kosten würde, an die Negative zu kommen.«

»Diese Ausgabe werde ich Ihnen ersparen, junger Mann«, gab die passionierte Detektivin sich zuversichtlich. »Aber die Fotos muß ich natürlich sehen.«

»Selbstverständlich, Mylady«, nickte Hull mit der Miene eines reuigen Sünders und begann, in den Innentaschen seiner Anzugjacke zu kramen. Irritiert setzte er die Suche in den Außentaschen fort.

»Ich muß die Fotos vergessen haben«, gestand er schließlich mit hilfloser Geste. »Anscheinend liegen sie noch im Geheimfach meines Schreibtischs.«

»Wie auch immer. Sie können ja sicher beschreiben, was auf den Bildern zu sehen ist«, blieb die Hausherrin hartnäckig am Ball. »Und lassen Sie keine Einzelheiten aus.«

*

»Sie müssen wissen, daß ich im Prinzip ein Mensch von strenger Moral bin und die eheliche Treue noch nie verletzt habe«, schickte Hull stockend voraus. »Bis auf diesen verflixten Abend...«

»Was war denn an dem Abend, Mister Dull?« drängelte Mylady, die es endlich genau wissen wollte.

»Nach einer feuchtfröhlichen Betriebsfeier mit den Mitarbeitern meines Büros bin ich irgendwann in einem sogenannten ...« Der Besucher holte tief Luft und nestelte betreten an seiner Krawatte, ehe er fortfuhr: »... in einem Freudenhaus gelandet.«

»Schämen Sie sich, Mister Dull«, tadelte Lady Agatha im Ton einer gestrengen Lehrerin. »Was hat denn Ihre Gattin dazu gesagt?«

»Bist jetzt weiß sie nichts davon, Mylady«, gab Hull zurück. »Aber wenn sie die Fotos in die Finger bekommt ...«

»Demnach sollte man davon ausgehen, daß die Lichtbilder Situationen zeigen, die sich mit dem Prädikat ›ehebrecherisch‹ umschreiben lassen, Mister Hull?« vergewisserte sich Parker.

»So ist es, Mister Parker«, gestand der Finanzberater. »Obwohl ich auf den Fotos eindeutig zu erkennen bin, kann ich mich an nichts erinnern. Ich muß ziemlich betrunken gewesen sein, um es ganz offen zu sagen.«

»Unmäßiger Alkoholgenuß hat schon viele Menschen ins Unglück gestürzt, junger Mann«, dozierte die Hausherrin, obwohl sie selbst einem guten Schluck keineswegs abhold war. Nur betrachtete sie den feinen alten Cognac, der in den Gewölbekellern unter dem Haus lagerte, als Kreislauftherapeutikum. Und was als maßvolle Dosierung zu gelten hatte, stand ohnehin in Lady Simpsons Ermessen.

»Darf man möglicherweise hoffen, daß Sie sich erinnern können, in welchem Bordell sich das fragliche Geschehen abspielte, Mister Hull?« fragte der Butler.

»Ich habe es mir später von den Angestellten sagen lassen, die mich dorthin verschleppt haben, Mister Parker«, erwiderte der Besucher. »Es handelt sich um ein – wie soll ich sagen? – inoffizielles Etablissement an der Lukin Street in Shadwell. Zuerst kommt man in eine Bar, die ›Roter Mond‹ heißt, wenn ich mich recht erinnere. Im Obergeschoß gibt es aber mehrere Zimmer, die der Prostitution dienen.«

»Haben Sie sich die Adresse gemerkt, Mister Parker?« wandte Mylady sich an den Butler.

»In der Tat, Mylady«, bestätigte Parker.

»Ich werde diesen Sumpf des Lasters noch heute abend trockenlegen, Mister Dull«, kündigte die Detektivin selbstbewußt an. »Ich werde den dreisten Lümmel, der Sie zu erpressen versucht, überwältigen und Ihnen die Negative aushändigen.«

»Sind Sie da wirklich sicher, Mylady?« fragte Fred D. Hüll mit zweifelnder Miene.

»Absolut sicher, junger Mann«, stellte die resolute Dame in einem Ton klar, der jeden Widerspruch als gefährlichen Leichtsinn erscheinen ließ. »Sie gehen jetzt nach Hause und warten, bis Mister Parker Sie anruft.«

»Besser wäre es, Mister Parker würde mich im Büro anrufen«, entgegnete der Finanzberater. »Sie wissen – meine Frau...« »Wie auch immer. Sie werden es nicht bereuen, mich ins Vertrauen gezogen zu haben, Mister Dull«, beendete Agatha Simpson ein wenig abrupt das Gespräch. »Mister Parker wird Ihnen in den Mantel helfen.«

Fred D. Hull fand noch Gelegenheit zu überschwenglichen Dankesbekundungen, ehe er an der Seite des Butlers die Diele ansteuerte.

»Man erlaubt sich, noch einen möglichst sorglosen Tag zu wünschen, Mister Hull«, sagte Parker, bevor er hinter dem Besucher die Tür schloß.

»Ist mein Wagen startklar, Mister Parker?« wollte die ältere Dame wissen, als der Butler in den Salon zurückkehrte. »Ich möchte keine Zeit verlieren.«

»Kann und muß man aus Myladys Äußerung schließen, daß Mylady umgehend das Bordell in der Lukin Street zu inspizieren planen?« erkundigte sich Parker.

»Natürlich«, gab die leidenschaftliche Detektivin verblüfft zurück. »Das können Sie sich doch denken, Mister Parker.«

»Mylady dürften erwägen, zunächst nähere Erkundigungen über Mister Hull einzuziehen, falls man sich nicht gründlich täuscht.«

»Papperlapapp, Mister Parker, Der Mann ist absolut integer, ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle – wenn man von dem einen Fehltritt absieht.«

. »Nie würde meine Wenigkeit Mylady widersprechen«, versicherte der Butler und sagte damit nicht mal die Unwahrheit, »dennoch sieht man sich genötigt einzuräumen, daß man bereits entsprechende Schritte in die Wege geleitet hat.«

»Was für Schritte meinen Sie?«

»Man bat den ehrenwerten Mister Pickett, Mister Hull diskret zu observieren, Mylady«, teilte Parker mit unbewegter Miene mit.

»Wann haben Sie das denn getan, Mister Parker?« reagierte Agatha Simpson überrascht.

»Zweifellos entsinnen sich Mylady, daß meine Wenigkeit zu Beginn der Unterhaltung mit Mister Hull für kurze Zeit am Telefon weilte«, gab der Butler Auskunft.

»Wie auch immer. Sie tun dem Mann unrecht, Mister Parker«, war Lady Simpson sich sicher. »Wenn an Mister Dulls Darstellung etwas nicht stimmen würde, hätte ich das sofort durchschaut. Was sollte er auch für einen Grund haben, mich anzulügen?«

»Mister Hull könnte unter Umständen beabsichtigen, Mylady in eine Falle zu locken, falls der Hinweis erlaubt ist.«

»Das wäre eine hübsche Abwechslung, Mister Parker«, erwiderte die tatendurstige Dame. »Aber ich fürchte, daraus wird nichts. Mister Dull ist ein Ehrenmann.«

»Wie Mylady zu meinen geruhen«, antwortete der Butler und verneigte sich.

*

Als Josuah Parker sein hochbeiniges Monstrum durch die Lukin Street in Shadwell rollen ließ und nach der Bar »Zum Roten Mond« Ausschau hielt, war bereits die Dunkelheit hereingebrochen.

»Bin ich denn immer noch nicht da, Mister Parker?« fragte Agatha Simpson ungeduldig. Sie hatte es sich im Fond des altertümlich wirkenden Gefährts bequem gemacht und war mit einer Schachtel Konfekt befaßt, die sie als Wegzehrung auf die halbstündige Fahrt mitgenommen hatte.

»Mylady dürften das Ziel in wenigen Sekunden erreicht haben«, meldete Parker über die Gegensprechanlage, die den Fahrerplatz mit dem schußsicher verglasten Fond verband. Er hatte inzwischen die Leuchtreklame über dem Eingang der Bar gesichtet und steuerte gerade eine Parklücke an.

Mit ihren trübe flackernden Gaslaternen und den grauen, meist halb verfallenen Häusern bot die Lukin Street einen trostlosen Anblick. Das Gebäude, in dem die von Fred D. Hull beschriebene Bar untergebracht war, machte da keine Ausnahme. Von den Wänden bröckelte der Putz. Der Unrat auf dem Gehweg schien niemanden zu stören.

Während der Butler den hinteren Wagenschlag öffnete und seiner Herrin diskret beim Aussteigen half, ließ er ebenso aufmerksam wie unauffällig seine Blicke schweifen.

Neben dem Eingang des verwahrlosten Etablissements lehnte ein baumlanger Farbiger an der Wand und sah scheinbar gelangweilt herüber. Der Mann war schätzungsweise dreißig, hatte Schultern wie ein Kleiderschrank und trug einen abgewetzten Jeansanzug.

Zehn Schritte weiter rechts, im Lichtkegel einer Straßenlampe, stand ein weiterer Mann. Er drehte den Ankömmlingen den Rücken zu und plauderte mit zwei nicht mehr ganz jungen Damen, die offensichtlich dem horizontalen Gewerbe angehörten.

»Natürlich werde ich mir sofort den Chef dieses Sündenpfuhls vorknöpfen, Mister Parker«, kündigte Agatha Simpson an, während man über die Straße zum Eingang schritt. »Mit Randfiguren gibt sich eine Kriminalistin nicht ab.«

»Ein Umstand, der meiner bescheidenen Wenigkeit durchaus geläufig ist, Mylady«, versicherte Parker. »Dennoch dürften Mylady mit gewissen Behinderungen rechnen, falls man nicht sehr irrt.« Dabei machte er seine Herrin auf das dunkelhäutige Muskelpaket neben der Tür aufmerksam.

»Der Lümmel darf ruhig frech werden, Mister Parker«, erwiderte die resolute Dame unbeeindruckt. »Ich werde ihm die passende Antwort erteilen.«

»Woran man keineswegs zweifelt, Mylady«, gab der Butler mit einer angedeuteten Verbeugung zurück.

Es kam, wie Parker geahnt hatte. Das skurrile Paar war nur noch wenige Schritte vom Eingang entfernt, als der »Kleiderschrank« im Jeansanzug sich lässig von der Wand löste und den beiden in den Weg trat.

»Ihr müßt euch in der Hausnummer geirrt haben«, äußerte der Unbekannte und entblößte die schneeweißen Zähne zu breitem Grinsen. »Die Heilsarmee ist am anderen Ende der Straße.«

»Man dankt für den freundlichen Hinweis, sieht sich jedoch zu der Mitteilung genötigt, daß Mylady den Inhaber dieses Etablissements zu sprechen wünscht.«

»Ich komme von der Gesundheitskontrolle und muß dieses Haus einer Inspektion unterziehen«, schaltete Lady Simpson sich ein. »Also aus dem Weg, junger Mann! Sonst lernen Sie mich von der ungemütlichen Seite kennen.«

Auf den athletischen Türsteher machte die unverhohlene Drohung nicht den geringsten Eindruck. Er brach in polterndes Gelächter aus, das ihm aber unvermittelt im Hals steckenblieb.