Parker heizt den Brandstiftern ein - Günter Dönges - E-Book

Parker heizt den Brandstiftern ein E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Es war ein Sonntagmorgen nach Parkers Geschmack. Aufrecht saß der Butler am Lenkrad seines hochbeinigen Monstrums und chauffierte Lady Agatha zu einem Angelausflug in die Umgebung von London. »Sie werden es doch nicht wagen, in meiner Gegenwart zu rauchen, Mister Parker?« fragte die majestätische Dame unvermittelt und schnupperte argwöhnisch. »Mylady dürften sich durch die Rauchschwaden inkommodiert fühlen, die von dem Städtchen zur Linken herüberwehen«, antwortete der Butler und deutete auf die Kleinstadt Stokeham, die man gerade passierte. »Das riecht eindeutig nach Brandstiftung«, fand die passionierte Amateurdetektivin und hatte prompt die Angeltour vergessen. »Nehmen Sie die nächste Abfahrt, Mister Parker.« »Wie Mylady zu wünschen geruhen«, erwiderte der Butler, verließ die Autobahn und steuerte das malerische Städtchen an. Gleich darauf kam dem skurrilen Paar das erste Feuerwehrauto entgegen. Die Besatzung hatte rußgeschwärzte Gesichter und machte einen erschöpften Eindruck. »Warum geben Sie den Männern kein Zeichen, Mister Parker?« wollte Agatha Simpson wissen. »Die fahren ja in die falsche Richtung.« »Die Herren dürften sich auf der Heimfahrt befinden, falls man sich nicht gründlich täuscht«, korrigierte der Butler höflich das kleine Mißverständnis. »Das Feuer scheint bereits unter Kontrolle zu sein, Mylady.« »Das hindert mich allerdings nicht, Ermittlungen nach der Brandursache aufzunehmen.«

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Seitenzahl: 108

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Butler Parker – 275 –Parker heizt den Brandstiftern ein

Günter Dönges

Es war ein Sonntagmorgen nach Parkers Geschmack. Aufrecht saß der Butler am Lenkrad seines hochbeinigen Monstrums und chauffierte Lady Agatha zu einem Angelausflug in die Umgebung von London.

»Sie werden es doch nicht wagen, in meiner Gegenwart zu rauchen, Mister Parker?« fragte die majestätische Dame unvermittelt und schnupperte argwöhnisch. »Mylady dürften sich durch die Rauchschwaden inkommodiert fühlen, die von dem Städtchen zur Linken herüberwehen«, antwortete der Butler und deutete auf die Kleinstadt Stokeham, die man gerade passierte.

»Das riecht eindeutig nach Brandstiftung«, fand die passionierte Amateurdetektivin und hatte prompt die Angeltour vergessen. »Nehmen Sie die nächste Abfahrt, Mister Parker.«

»Wie Mylady zu wünschen geruhen«, erwiderte der Butler, verließ die Autobahn und steuerte das malerische Städtchen an.

Gleich darauf kam dem skurrilen Paar das erste Feuerwehrauto entgegen. Die Besatzung hatte rußgeschwärzte Gesichter und machte einen erschöpften Eindruck.

»Warum geben Sie den Männern kein Zeichen, Mister Parker?« wollte Agatha Simpson wissen. »Die fahren ja in die falsche Richtung.«

»Die Herren dürften sich auf der Heimfahrt befinden, falls man sich nicht gründlich täuscht«, korrigierte der Butler höflich das kleine Mißverständnis. »Das Feuer scheint bereits unter Kontrolle zu sein, Mylady.«

»Das hindert mich allerdings nicht, Ermittlungen nach der Brandursache aufzunehmen.«

»Wie Mylady wünschen«, pflichtete Parker ihr bei und ließ sein schwerfällig wirkendes Gefährt am Rand des verwinkelten Altstadtkerns ausrollen.

Hier wimmelte es von Feuerwehrleuten. Die meisten waren jedoch damit beschäftigt, Schläuche einzurollen und Gerät auf den Fahrzeugen zu verstauen.

Allem Anschein nach hatte es an mehreren Stellen von Stokeham gebrannt. Die Schäden – hie und da ein angekohlter Dachstuhl – hielten sich dennoch im Rahmen.

»Ihre Annahme, es könnte sich um Brandstiftung handeln, ist natürlich abwegig, Mister Parker«, verkündete Mylady kopfschüttelnd, während man nach einem kurzen Rundgang wieder zum hochbeinigen Monstrum zurückkehrte.

Dem Butler erschien es unhöflich, seine Herrin darauf aufmerksam zu machen, daß sie es gewesen war, die spontan von Brandstiftung gesprochen hatte.

»Darf man möglicherweise um Aufklärung bitten, woraus Mylady schließen, daß es sich nicht um Brandstiftung handelt?« fragte er stattdessen.

»Es müßten blutige Anfänger gewesen sein, auf jeden Fall Amateure«, gab die passionierte Detektivin ihre Überlegungen kund. »Kein einziges Haus ist abgebrannt. Außerdem – wenn hier Gangster am Werk gewesen wären, hätte mein kriminalistischer Instinkt längst Alarm geschlagen, Mister Parker.«

»Nichts liegt meiner bescheidenen Wenigkeit ferner, als Mylady zu widersprechen«, versicherte Parker höflich. »Immerhin dürfte Myladys Aufmerksamkeit aber kaum entgangen sein, daß der Brand an verschiedenen Stellen gleichzeitig ausgebrochen sein muß.«

»Seh’n Sie sich die alten Hütten mal an, Mister Parker«, erwiderte die Lady mit einem vielsagenden Blick über die Schulter. »Einmal tüchtig geheizt, und schon steht das morsche Zeug in Flammen.«

»Was man keineswegs bezweifeln möchte«, äußerte Parker mit unbewegter Miene. »Allerdings dürfte unter Umständen der Hinweis gestattet sein, daß Mylady sich im Hochsommer befinden.«

»Wie auch immer«, überging Agatha Simpson souverän diesen Einwand. »In dieser Gegend sind die Nächte auch im Sommer kühl.«

Es hätte eine längere Diskussion werden können. Aber in diesen Augenblicken wurden Mylady und der Butler gleichzeitig auf eine schwarze Limousine aufmerksam, die in zügigem Tempo näherkam und mitten auf dem gepflasterten Marktplatz stoppte.

Es handelte sich um eine der noblen Dienstkarossen von Scotland Yard, die nur den ranghöchsten Beamten zur Verfügung stehen. Zu denen zählte gewiß Chief-Superintendent McWarden, der unverzüglich dem Wagen entstieg.

Der untersetzte Mittfünfziger, der sich ab und zu zur Teestunde in Lady Simpsons Haus im Londoner Stadtviertel Shepherd’s Market einstellte, leitete eine Sondereinheit zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens und war unmittelbar dem Innenminister unterstellt.

Obwohl jedermann ihm glänzende Fähigkeiten bescheinigte, hatte McWarden sich schon manchmal einen guten Rat bei Parker geholt, wenn seine konventionellen Ermittlungsmethoden nicht mehr weiterhalfen. Dafür nahm er mehr oder weniger gelassen Lady Agathas Sticheleien in Kauf, die mit ihrer Meinung über die britische Polizei in seiner Gegenwart keineswegs hinter dem Berg hielt Noch hatte der leitende Yardbeamte das Paar aus Shepherd’s Market nicht bemerkt. Zielsicher stiefelte er auf einen Feuerwehrmann in Uniform zu, der offenbar den Einsatz befehligte.

Die Männer hatten kaum zwei Sätze gewechselt, als Agatha Simpson sich durch explosionsartiges Räuspern bemerkbar machte.

Wie von einer Tarantel gestochen, fuhr McWarden auf dem Absatz herum und starrte die gewichtige Dame entgeistert an.

»Sie hier, Mylady?« stöhnte er und wischte sich imaginäre Schweißperlen von der Stirn. »Wer um Himmels willen hat Sie informiert?«

»Als Gentleman sollten Sie einer Dame ein kleines Geheimnis lassen, mein lieber McWarden«, entgegnete die Detektivin mit vieldeutigem Lächeln. »Jedenfalls dürfte es Sie beruhigen, daß ich zum Angeln fahre.«

»Zum Angeln?« Jetzt verstand der Chief-Superintendent überhaupt nichts mehr. »Ich dachte, Sie wären dienstlich hier, Mylady.«

»Solcher Bagatellkram ist unter meiner Würde, McWarden«, tat Agatha Simpson herablassend kund.

»Bagatellkram, Mylady?« schaltete sich der Brandhüter in das Gespräch ein. »Viel hätte nicht gefehlt, und die ganze Altstadt wäre abgebrannt. Wir können von Glück sagen, daß es keine Verletzten und Toten gegeben hat.«

»Sie übertreiben maßlos, junger Mann«, mußte er sich von Agatha Simpson belehren lassen. »Ein paar schwarze Balken sind doch kein Beinbruch.«

»Wir konnten das Feuer nur in den Griff bekommen, weil die Brandstifter zufällig beobachtet und wir frühzeitig informiert wurden, Mylady«, stellte der Uniformierte unwirsch klar. »Zehn Minuten später wäre es wirklich zu spät gewesen.«

»Kann und muß man aus Ihrer Äußerung schließen, daß die mutmaßlichen Brandstifter entkommen konnten?« wandte Parker sich mit einer höflichen Verbeugung an den Feuerwehrhauptmann.

»¡Sie sind in einem schwarzen Ford mit verhängtem Kennzeichen geflüchtet«, bestätigte sein Gegenüber.

»Und bis jetzt haben wir nicht die geringste Spur von den Burschen«, verriet McWarden deprimiert. »Dabei sind alle verfügbaren Leute seit drei Stunden eingesetzt.«

»Sie können sie ruhig nach Hause schicken, McWarden«, bemerkte die ältere Dame. »Hier gibt es nämlich nichts zu ermitteln.«

»Nichts zu ermitteln?« wiederholte der Chief-Superintendent fassungslos. »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen, Mylady.«

»Ich weiß, was ich weiß«, beharrte die ältere Dame, machte unter huldvollem Kopfnicken auf dem Absatz kehrt und schritt an der Seite des schwarz gewandeten Butlers zum hochbeinigen Monstrum zurück.

»Jetzt bin ich wirklich absolut sicher, daß hier von Brandstiftung keine Rede sein kann, Mister Parker«, teilte Mylady mit, nachdem sie im gepolsterten Fond Platz genommen hatte.

»Eine Äußerung, die man nicht ohne Überraschung zur Kenntnis nimmt, Mylady«, ließ Parker sich über die Gegensprechanlage vernehmen, die seinen Platz mit der schußsicher verglasten Fahrgastkabine verband.

»Daß McWarden wegen Brandstiftung ermittelt, ist doch der beste Beweis, Mister Parker«, war die passionierte Detektivin überzeugt. »Der liegt doch immer daneben.«

»Wie Mylady meinen«, gab der Butler ausweichend zur Antwort, ließ sein altertümliches Vehikel anrollen und schlug die Richtung zur Autobahn ein.

*

Das erhoffte Anglerglück der exzentrischen Lady blieb fern. Es fehlte der temperamentvollen Detektivin an Gelassenheit und Ausdauer, die bei dieser beschaulichen Sportart nun mal erforderlich sind.

In das zweigeschossige Fachwerkhaus in Sheperd’s Market zurückgekehrt, besserte sich die Laune der frustrierten Petrijüngerin zusehends, während Parker in der weitläufigen Wohnhalle einen Abendimbiß nach Art des Hauses servierte.

Lachsröllchen in Sherrysahne, eine verführerisch duftende Wildpastete mit Pfifferlingen, zartes Roastbeef und diverse Salate warteten darauf, der diätbewußten Dame und ihrem Wohlbefinden dienen zu dürfen. Knusprige Toastscheiben und eisgekühlter Champagner rundeten das Angebot ab.

»Kann man denn nicht mal ungestört ein bescheidenes Häppchen zu sich nehmen?« reagierte die Hausherrin mit deutlicher Verärgerung, als die Haustürglocke läutete. »Falls es Mister McWarden ist, sagen Sie ihm, daß ich völlig mit Arbeit überlastet bin und ihn erst morgen empfangen kann, Mister Parker.«

»Wie Mylady wünschen«, erwiderte der Butler, deutete eine Verbeugung an und entfernte sich gemessen und würdevoll. Wenn Agatha Simpson sich den Chief-Superintendent gerade jetzt vom Hals halten wollte, hatte dies besondere Ursachen. Die ältere Dame atmete jedenfalls hörbar auf, als der Butler die Besucher hereinführte.

»Schön, daß ihr kommt, Kinder!« rief sie erfreut und lud das junge Paar zum Platznehmen ein.

Die familiäre Anrede galt Anwalt Mike Rander und seiner Begleiterin, der attraktiven Kathy Porter, die mit der älteren Dame zwar nicht verwandt waren, aber regelmäßig in ihrem Haus verkehrten.

Der rund vierzigjährige Rander war ein sportlicher Typ, dessen männlich-markante Erscheinung an einen prominenten James-Bond-Darsteller denken ließ. Mit Parker hatte der Anwalt schon vor Jahren in den Staaten zusammengearbeitet. Damals war es den Männern gelungen, eine Reihe aufsehenerregender Kriminalfälle zu lösen.

Als der Butler dann an die Themse zurückgekehrt und in Lady Simpsons Dienste getreten war, hatte es auch den Anwalt nicht länger in der Neuen Welt gehalten. Seit Jahren betrieb er nun eine Kanzlei an der nahen Curzon Street. Seine wichtigste Aufgabe bestand jedoch darin, das horrende Vermögen der Detektivin zu verwalten.

Im Hause Simpson, wo Parker ihn eingeführt hatte, war Rander auch der etwa zehn Jahre jüngeren Kathy Porter begegnet, die für die ältere Dame als Gesellschafterin tätig war und deren Korrespondenz erledigte. Die Interessen, die Mike und Kathy verbanden, waren keineswegs nur geschäftlicher Natur, aber Myladys Traum, die »Kinder« vor dem Traualtar zu sehen, wollte und wollte sich nicht erfüllen.

Mit ihren leicht mandelförmig geschnittenen Augen und dem dunklen, kastanienfarben schimmernden Haar war die zierliche Kathy Porter eine bezaubernde Erscheinung von eurasischem Flair. Daß sie schon an Verbrecherjagden erfolgreich mitgewirkt hatte, traute man der jungen Dame beim besten Willen nicht zu.

Sie konnte sich jedoch im Handumdrehen in eine reißende Pantherkatze verwandeln, die zudringliche Gegner das Fürchten lehrte. Dabei kam ihr zugute, daß sie jahrelang mit Hingabe die Künste fernöstlicher Selbstverteidigung studiert hatte.

»Wie war die Angelpartie, Mylady?« erkundigte sich Rander, während die Hausherrin dafür sorgte, daß Parker keine Reste in die Küche tragen mußte.

»Phantastisch, Mike«, schwindelte Lady Agatha ungeniert. »Ich habe Prachtexemplare von Hechten, Karpfen und Thunfischen gefangen.«

»Thunfische?« schaltete Kathy Porter sich mit ungläubiger Miene ein. »Die gibt es hier doch gar nicht.«

»Es waren aber welche dabei, Kindchen«, beharrte die ältere Dame. »Mit Fischen kenne ich mich aus.«

»Englische Thunfische würde ich gern mal sehen, Mylady«, bekannte der Anwalt und warf Kathy einen amüsierten Blick zu. »Bestimmt hat Mister Parker sie schon eingefroren?«

»Ein andermal zeig’ ich welche«, wich die Detektivin aus.

»Schade«, brummte Rander und zog ein enttäuschtes Gesicht.

»Ich ... Die Tierchen taten mir leid. Da hab’ ich sie wieder schwimmen lassen«, kam Mylady endlich der rettende Gedanke.

»Auf jeden Fall eine gute Tat«, bemerkte Kathy Porter. »Sie hatten also einen ruhigen und entspannten Sonntag, Mylady?«

»So kann man es nennen, Kindchen.«

»Und den ganzen Tag über ist Ihnen kein Ganove begegnet, Mylady?« wollte der Anwalt wissen.

»Nein, Mike. Warum fragen Sie?«

»Weil das schon fast die Ausnahme ist, Mylady«, antwortete Kathy an seiner Stelle.

»Stimmt, Kindchen«, nickte die Detektivin geschmeichelt. »Meine Begabung ist eben einmalig. Wo ich auch hinkomme – Ganoven umschwirren mich wie Motten das Licht. Aber diesmal war wirklich nichts los ...«

»... wenn meine „Wenigkeit von einem Schadenfeuer in der Altstadt von Stokeham absieht, das für kurze Zeit Myladys Aufmerksamkeit beanspruchte«, ergänzte Parker aus dem Hintergrund. Den ärgerlichen Blick, mit dem seine Herrin die Äußerung quittierte, ließ er mit würdevoller Gelassenheit über sich ergehen.

»In Stokeham?« wurde Rander sofort hellhörig. »Haben Sie Näheres erfahren, Parker?«

»Nach der unmaßgeblichen Meinung meiner bescheidenen Wenigkeit dürfte von Brandstiftung auszugehen sein, Sir«, tat der Butler seine Einschätzung kund.

»Müssen Sie denn wie ein Papagei nachplappern, was McWarden Ihnen eingeflüstert hat, Mister Parker?« ließ Agatha Simpson sich vernehmen.

»Wie, McWarden war in Stokeham?« fragte der Anwalt überrascht.

»Unnötigerweise, mein Junge«, bemerkte die Detektivin.

»Würde ich so nicht sagen, Mylady«, widersprach Rander. »Wenn es in der Altstadt von Stokeham brennt, ist ein Zufall äußerst unwahrscheinlich.«

»Darf man möglicherweise erfahren, worauf Sie diese Behauptung zu stützen geruhen, Sir?« hakte Parker sofort nach. .

»In der Zeitung war neulich ein Bild von einer Demonstration, zu der eine Stokehamer Bürgerinitiative aufgerufen hatte«, setzte der Anwalt an, aber Lady Simpson fiel ihm ins Wort.

»Dann kommen nur die Demonstranten als Brandstifter in Frage«, ließ die energische Dame ihren Vorurteilen freien Lauf.

»Aber die Demonstranten wollen doch gerade die Altstadt erhalten, Mylady«, setzte Rander sie ins Bild.

»Wie auch immer. Demonstranten schaffen nur Unruhe und verursachen sogar Verkehrsstauungen«, reagierte die majestätische Dame unbeeindruckt. »Als königstreuer Brite hält man sich von sowas fern, Mike.«

»Aber wenn eine ganze Altstadt plattgewalzt werden und einem gigantischen Einkaufszentrum Platz machen soll... Wenn Ihr Haus davon betroffen wäre, Mylady – würden Sie dann nicht auch protestieren?« stimmte der Anwalt fast ein Plädoyer an.

»Ich würde mich anders zur Wehr setzen, mein lieber Junge«, entgegnete Lady Agatha. »Aber schreiend auf der Straße herumlaufen ... Niemals!«

»Darf man möglicherweise Ihre Äußerung so interpretieren, daß Sie über entsprechende Bestrebungen in Stokeham unterrichtet sind, Sir?« erkundigte sich Parker, während er routiniert das Geschirr auf ein Tablett stapelte.

»In der Zeitung war von einem örtlichen Kaufhausbesitzer die Rede, der die verkehrsgünstige Lage an der Autobahn nutzen und ganz groß herauskommen möchte«, berichtete Rander. »Soviel ich weiß, hat der Gemeinderat den Antrag aber aus Denkmalschutzgründen abgelehnt. Möglich, daß auch der Druck der Öffentlichkeit eine Rolle gespielt hat.«

»Dann hat der Kaufhausbesitzer das Feuer gelegt, Mike«, stellte Lady Agatha sich mühelos um. »Das liegt doch auf der Hand.

»Jedenfalls liegt der Verdacht nahe, daß der Junge vollendete Tatsachen schaffen wollte, um sein Projekt doch noch durchzukriegen«, pflichtete der Anwalt ihr vorsichtig bei.