Professor Zamorra 1288 - Thilo Schwichtenberg - E-Book

Professor Zamorra 1288 E-Book

Thilo Schwichtenberg

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Beschreibung

Das gab es noch nie:
Die drei erfolgreichsten Geisterjäger JOHN SINCLAIR, PROFESSOR ZAMORRA und DORIAN HUNTER in einem Abenteuer vereint gegen die Mächte der Finsternis!

John Sinclair erreichte den Speisesaal und rannte auf den Tisch zu, an dem Zamorra, Dorian Hunter und er die Detektivin Jane Collins zurückgelassen hatten.
Der Tisch war umgestürzt, und davor hatte sich eine riesige Blutlache ausgebreitet. Inmitten der Lache lag Jane Collins, auf Reste fauligen Seetangs gebettet wie auf eine Matratze. In ihrer Brust klaffte ein Loch.
Jemand hatte ihr das Herz aus dem Leib gerissen!


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Inhalt

Cover

Personenliste

Niemandsleben

Leserseite

Vorschau

Impressum

Die Hauptpersonen des Romans sind

Professor Zamorra deMontagne: Der Meister des Übersinnlichen, furchtloser Kämpfer gegen die Ausgeburten der Hölle und Wissenschaftler für parapsychologische Phänomene.

John Sinclair: Oberinspektor bei Scotland Yard; ist in einer Sonderabteilung tätig, die sich mit übersinnlichen Phänomenen befasst

Dorian Hunter: der Dämonenkiller; als Sohn des Teufels geboren, wandte sich einst gegen die »Schwarze Familie« und folgt seitdem seiner Bestimmung: dem Kampf gegen die Dämonen.

Niemandsleben

von Thilo Schwichtenberg

John Sinclair erreichte den Speisesaal und rannte auf den Tisch zu, an dem Zamorra, Dorian Hunter und er die Detektivin Jane Collins zurückgelassen hatten.

Der Tisch war umgestürzt, und davor hatte sich eine riesige Blutlache ausgebreitet.

Erst jetzt fiel John der Gestank auf. Nach Salzwasser und nach – faulen Eiern.

Inmitten der Lache lag Jane Collins, auf Reste fauligen Seetangs gebettet wie auf eine Matratze. In ihrer Brust klaffte ein Loch.

Jemand hatte ihr das Herz aus dem Leib gerissen.

Das Rumoren wurde lauter, das Beben war jetzt auf dem Höhepunkt angelangt. Ein paar der schweren Ölgemälde, die den Treppenaufgang schmückten, krachten auf die Stufen. Die Frau, die am oberen Absatz der Treppe stand, musste sich an der Wand abstützen. Sie war um die dreißig und zierlich, fast knochig dürr. Sie trug dunkle, fast schwarze Haare und war nur mit einem schlichten weißen Gewand bekleidet, das wie eine Zeltplane um ihren Leib flatterte. Für einen schrecklich langen Moment sah es so aus, als würde der zerbrechliche Körper die Treppe hinabstürzen, doch im letzten Augenblick klammerte sich die Frau an das Geländer. »Meine Tochter! Sie ist noch im Haus. Helfen Sie ihr! Bitte!«

Dann brach sie zusammen.

Dorian Hunter reagierte als Erster und jagte die Treppe empor.

Ich folgte ihm, als der nächste Erdstoß das Gebäude erschütterte. Eines der Ölgemälde krachte mir wie ein Amboss vor die Füße. Während Hunter vor der Frau in die Knie ging, warf ich einen Blick zurück nach unten. Eben noch war John Sinclair hinter uns gewesen, doch jetzt war er verschwunden.

»Wie heißen Sie?«, rief Dorian Hunter und packte die zierliche Frau fast ein wenig unsanft am Kragen. »Was ist mit Ihrer Tochter? Was ist hier passiert?«

Die Fremde zitterte. Ich war mir nicht einmal sicher, ob sie Hunter und mich wirklich wahrnahm.

»Wo ist mein Kind?«, schrie sie verzweifelt, den Blick durch uns hindurch gerichtet. »Wer hat Sophie gesehen? Ich kann sie nicht finden! Sophie!! Wo bist du? – Sag doch was, Schatz! Sag mir, wo du bist, dann kann ich dich ...« Ihr Körper wurde von einem Weinkrampf geschüttelt.

»Reißen Sie sich zusammen!«, rief Hunter. »Wo finden wir Ihre Tochter?«

Bevor er vielleicht noch auf die Idee kam, ihr eine Ohrfeige zu verpassen, schob ich mich dazwischen. Hunter warf mir einen giftigen Blick zu, machte jedoch Platz.

»Hey, Miss. Können Sie mich hören? Ich heiße Zamorra. Ich möchte versuchen, Ihnen zu helfen. Wo haben Sie Ihre Tochter zuletzt gesehen?«

Der Blick der Frau blieb leer. Sie atmete flach, als stünde sie kurz davor zu hyperventilieren.

»Sehen Sie mich an!«, befahl ich ihr. Ich wollte versuchen, sie zu hypnotisieren, aber als würde sie instinktiv spüren, was ich vorhatte, schob sie mich fort.

»Gehen Sie! Helfen Sie meiner Tochter!«

Ich bot ihr eine Hand, um ihr aufzuhelfen, doch sie schlug sie zurück. Mit einer Energie, die ich ihrem ausgemergelten Körper auf den ersten Blick nicht zugetraut hätte, sprang sie auf und verschwand in dem Gang, der sich an die Treppe anschloss. Als Hunter und ich einen Blick in den Korridor warfen, war er verlassen.

»Na toll, Monsieur Parapsychologe. Gut gemacht.«

Ich ignorierte Hunters Einwurf und blickte mich um. Das Grollen und Rumoren war urplötzlich verstummt. Ein paar der Gemälde hatten den Sturz unbeschadet überstanden. Sie zeigten allesamt dasselbe Motiv: das Hotel am Fuße des Berges. Der Vulkan war im Ausbruch begriffen, die Lava rann in breiten Bahnen den Hang hinab. Die weitere Umgebung jedoch war nicht zu erkennen. Sie verschwamm in einem nebligen Grau.

Ich kniff leicht die Augenlider zusammen. Die Lava auf dem Bild – leuchtete! Und nicht nur das: Wie Tränen rann sie den Hang hinab und umfloss das Hotel, ohne das Gebäude zu berühren.

Unvermittelt setzte das Beben wieder ein.

Hunter und ich wechselten einen Blick.

»Hört dieser Mist denn niemals auf?«, knurrte er.

Irgendwo in der Ferne – im Speisesaal? – vernahmen wir das Klirren von Geschirr, das im Bersten von Gebälk unterging. Aber falls dort wirklich die Decke einbrach, war hier bei uns nichts davon zu spüren. Stattdessen mischten sich andere, hellere Töne in das Donnern und Grollen und wehten wie ein leiser Hauch die Treppe herauf: das Stöhnen oder Klagen – von Menschen ...

Eine Illusion?

Kurz darauf verstummten alle Geräusche, und die plötzlich einsetzende Stille wirkte geradezu ohrenbetäubend.

»Es ist das Hotel«, murmelte ich, »oder irgendeine Kraft, die durch das Hotel wirkt.«

Ich fand keine anderen Worte, um auszudrücken, was ich dachte, aber Hunter verstand mich und nickte.

Ich rief Merlins Stern, der sofort in meiner Hand erschien. Ich aktivierte die Scanfunktion, doch aus irgendeinem Grund reagierte das Amulett nicht.

»Suchen wir endlich das Mädchen«, schlug Hunter vor.

Ich wollte ihm zustimmen, als ich aus dem Augenwinkel auf dem Korridor eine Bewegung bemerkte.

Die schwarzhaarige Frau war zurückgekehrt! Sie stand mitten auf dem Gang und presste die Hände so stark gegen die Wangen, dass sich die Abdrücke weiß auf der Haut abzeichneten. »Meine Tochter ist nicht tot! Sie lebt! Ich spüre es!« Panisch drehte sie sich um die eigene Achse. »Schatz, Sophie, wo bist du? Antworte! Hörst du mich, Sophie? Gib mir ein Zeichen! Sag mir, wo du bist ...«

Die Worte verwehten, als sie sich umdrehte und fortlief – genauso wie ihre Umrisse, die verschwunden waren, noch ehe sie das Ende des Korridors erreicht hatte.

Damit war klar, warum sie uns vorhin »entwischt« war.

»Auch wenn sie ein Geist ist, könnte ihre Tochter noch am Leben sein«, sprach Hunter aus, was auch mir durch den Kopf ging. Gleichzeitig dachte ich an das Mädchen, das John und ich in der Hütte gesehen hatten. Da hatte es sich in eine Puppe verwandelt ...

»Hey, Prof, schauen Sie mal!« Hunter wies an mir vorbei, sodass ich mich umdrehte.

Da stand das Mädchen! Am anderen Ende des Korridors. Es lächelte.

»Hey, Kleine!«, rief Hunter und setzte sich in Bewegung.

Das Gesicht des Mädchens verzerrte sich zu einer ängstlichen Fratze. Es wirbelte herum und rannte davon.

»Ich schlage vor, dass wir uns aufteilen«, rief ich Hunter hinterher. »Ich die Frau, du das Mädchen, okay?«

Natürlich würdigte mich Hunter keiner Antwort. Er rannte einfach weiter.

Bis vor wenigen Augenblicken war die Welt noch in Ordnung gewesen.

Nun gut, zumindest halbwegs in Ordnung.

Oberinspektor John Sinclair hatte, zusammen mit Professor Zamorra und Dorian Hunter, ein altmodisches Magnettonband untersucht, auf dem Zamorra die Stimme seines toten Freundes Bill Fleming vernommen hatte. Als sie es erneut abspielten, war die Botschaft dieselbe gewesen: »Aufzeichnung startet. Dieses Tondokument handelt vom Ausbruch eines Vulkans, der einen ganzen Landstrich verwüstet und viele Menschen das Leben gekostet hat ...«

Die Stimme auf dem Band allerdings hatte jetzt einem anderen Menschen gehört: dem Reporter Bill Conolly, einem Freund von John Sinclair.

Dorian Hunter hatte daraufhin den Vorschlag unterbreitet, sich das Tondokument bis zum Ende anzuhören. Vielleicht brachte das ja etwas Klarheit in die aktuelle Lage, die sich am ehesten mit den Worten seltsam und unwirklich beschreiben ließ:

Nur ein paar Stunden war es her, dass die drei Dämonenjäger in diesem Hotel ... erwacht waren. Dabei hatte es keinen Aufwachprozess im eigentlichen Sinne gegeben. Stattdessen waren sie einfach hier gewesen, ohne eine Erinnerung an eine Anreise oder an eine Entscheidung, diesen verlassenen Ort am Fuße eines brodelnden Vulkans aufzusuchen. Dass sie sich in England befanden, der Heimat von John Sinclair und Dorian Hunter, ließ sich mit einiger Sicherheit ausschließen. Auch in der Nähe des Loire-Tals in Frankreich waren keine aktiven Vulkane bekannt. Ansonsten jedoch gab es nicht einmal einen Hinweis auf den Kontinent, auf dem sie sich befanden – wenn man einmal vom Kolonialstil der Hoteleinrichtung absah.

Draußen wiederum, hinter dem von Türmchen und Erkern geschmückten Gebäude, ragte der Vulkan auf, über dessen Schlot eine schwarze Rauchsäule seit jenem Zeitpunkt vor einigen Stunden stand, zu dem Hunter, Sinclair und Zamorra an diesem Ort »eingetroffen« waren. Getrennt voneinander, jeweils ohne sich der Anwesenheit der beiden anderen bewusst zu sein.

Der Fuß des Vulkans war von Wald bedeckt, in den auch das Hotel eingebettet war – und eine Höhle, die etwas weiter oben am Hang lag. In ihr hatte Dorian Hunter den Geisterjäger John Sinclair vor einem unförmigen, riesigen, nach Salzwasser, Seetang und faulen Eiern stinkenden Ungeheuer gerettet, dessen riesiges Maul sich bereits geöffnet hatte, um ihn zu verschlingen. Außerdem hatte das Ungeheuer über eine Schwanzflosse verfügt wie ein Fisch sowie über klappernde Scheren, die an eine Riesenkrabbe erinnerten, und ein Teil des Körpers war von einer panzerartigen Chitinstruktur überzogen gewesen.

Es war Hunter und Sinclair nicht gelungen, das Ungeheuer entscheidend zu schlagen. Vielmehr war ihnen das Wasser zu Hilfe gekommen, das innerhalb der Höhle in kürzester Zeit so stark angestiegen war, dass sogar das Felsgestein zersprengte. Die Umgebung versank in den Fluten, und während sich das Monster zurückzog, war es Sinclair und Hunter gerade noch gelungen, sich auf die Landzunge zu retten, die von der Höhle übrig geblieben war. Trotzdem wären sie verloren gewesen ohne Jane Collins, die sich in den schnelleren Zeitablauf versetzt hatte, um sie zu retten – eine Fähigkeit, die Hunter bisher nur von seiner Gefährtin Coco Zamis kannte, die der Schwarzen Familie der Dämonen einst aus Liebe zu ihm den Rücken gekehrt hatte.

Auf dem Weg zurück ins Hotel waren sie anschließend von Lavamonstern, Baumdämonen und Schattenschemen attackiert worden – während Zamorra seinerseits im Hotel mit mysteriösen Erscheinungen anderer Art konfrontiert worden war: Eine junge, schwarzhaarige Frau war ihm erschienen, in einem schlichten weißen Gewand, das frappierend an ein Leichenhemd erinnerte. Sie hatte ihn angefleht, ihre Tochter zu retten. Kurz darauf waren zunächst John Sinclair und dann Zamorra dem Mädchen begegnet, in einer verfallenen Hütte vor dem Hotel. Es hatte ein weißes Kleid mit roten Blüten getragen und Zöpfe, die mit roten Schleifen verziert waren. Zamorra hatte sich mit dem Mädchen unterhalten – bis es sich vor seinen Augen in eine Stoffpuppe verwandelt hatte.

Ein weiterer Gast des Hotels war offenbar ein Mann namens Elmar Caruso, den keiner der drei Dämonenjäger bisher zu Gesicht bekommen hatte. Der einzige Hinweis auf seine Existenz waren die Einträge im Gästebuch, das Zeile für Zeile, Seite für Seite allein mit diesem Namen gefüllt war ...

John Sinclairs Gedanken schweiften zurück zu Jane, die tot vor ihm lag. Die Fähigkeit, den Zeitablauf zu verändern, war nicht die einzige Veränderung gewesen, die ihm aufgefallen war. Tatsächlich entsprach Jane auch jetzt im Tode noch einer um fast ein Jahrzehnt jüngeren Ausgabe von sich selbst, und der in Brusthöhe zerfetzte Pullover offenbarte, was John auch schon heute Vormittag auf dem Hotelzimmer aufgefallen war: Janes Narbe auf der Brust war verschwunden – als hätte die Herzoperation damals in Texas, die ihr das Leben gerettet hatte, nie stattgefunden ...

Einige Monate zuvor hatte Asmodis einen seiner Diener geschickt, um Jane das Herz aus der Brust zu schneiden. Der Angriff war gelungen, und ohne den Würfel des Unheils, der ihren Kreislauf damals auf magische Art stabilisiert hatte, wäre sie dem Tode geweiht gewesen. Auch dieses – im wahrsten Sinne des Wortes einschneidende – Erlebnis war der Jane-Version hier im Hotel unbekannt gewesen.

Ein Geschöpf des Bösen allerdings war sie auch nicht gewesen, denn sie hatte Johns Silberkreuz berührt, ohne dass der Talisman sie vernichtet hatte ...

Nicht nur aus dem Grund fühlte sich der Schmerz über ihren Verlust verdammt real an. Trotzdem, er musste seine Gefühle zurückdrängen, er musste einen klaren Kopf behalten, wenn er herausfinden wollte, was hier gespielt wurde.

Er musste den Greis finden, der als offenbar einziger Angestellte des Hotels bereits mehrfach ihren Weg gekreuzt hatte. Vielleicht konnte er ihm erklären, was passiert war. Und er musste Zamorra und Hunter informieren, die oben auf der Treppe bei der geisterhaften Frau geblieben waren, die sie erneut um Hilfe angefleht hatte.

Erst jetzt fiel John auf, dass das Beben, das eben noch das Hotel erschüttert hatte, zwischenzeitlich aufgehört hatte. Still lag der Gebäudekomplex da, und im Speisesaal hätte man die berühmte Stecknadel fallen hören.

Verschwinde von hier!

Aber seine Beine waren wie gelähmt. Benommen starrte er auf das Loch in Janes Brust. Diesmal wirkten die Wundränder nicht glatt wie von einem Messer. Jemand – oder etwas? – hatte ihr das Herz mit unvorstellbarer Brutalität aus dem Leib gerissen.

Das Monster aus der Höhle?

Die Tangfetzen, auf denen sie lag, sprachen dafür, ebenso der Geruch nach Fäulnis und Salzwasser.

Mit zitternden Fingern strich John über Janes langes, weizenblondes Haar. Es war von Blut verklebt. Er rieb den Daumen an Zeige- und Mittelfinger ... und nahm den Geruch nach Meerwasser noch um ein Vielfaches intensiver wahr.

Ein Geräusch ließ ihn herumwirbeln.

Die beiden Flügeltüren des Speiseaufzugs erzitterten!